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Holiday

von

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One Shot

Kurze Einleitung vorweg:

Die Geschichte gehört eigentlich zu einem RPG von einer Freundin und mir und beschreibt, was mein Charakter während seiner Ferien so treibt, aber die Sache ist etwas aus dem Ruder gelaufen, sodass jetzt eine etwas längere Geschichte draus geworden ist. Das hat allerdings den Vorteil, das man das ganze auch ohne das RPG zu kennen versteht.

Es ist nicht darauf angelegt, dass es eine entspannte, heitere Ferienstory wird, das würde nicht meinem Charakter entsprechen. Es geht um Menschlichkeit und Fehler, die man macht und was man aus ihnen lernen kann.

Hoffe es macht Spaß zu lesen.

Sollte meine großartige Beta doch einen Fehler übersehen haben, bitte ich darum, dass man mich darauf aufmerksam macht.

Freue mich sehr über jeglichen Kommentar und verspreche auch zu antworten.

Genug geschwatzt.
 

Er warf sich die Tasche über die Schulter und sah sich um, holte tief Luft und schloss kurz die Augen. Er war endlich wieder zu Hause. Niemals hatte er erwartet so zu empfinden, doch er fühlte sich wohl hier, sogar mitten im Gewimmel der Hauptbahnhofes. Ob es nun daran lag, dass die Therapie Erfolg hatte oder dass er nur die Schule noch mehr hasste als das hier. Es war nicht seine Umgebung, die sich geändert hatte, er selbst war ein völlig anderer Mensch; vor allem seine Einstellung hatte sich verändert – er war unglaublich egozentrisch geworden. Früher war es ihm recht gewesen, wenn andere schlecht von ihm dachten, heute war es ihm egal ob sie überhaupt dachten. Das positive daran war, dass er sich nun auf das konzentrieren konnte, was er wollte, was er wirklich wollte, anstatt darauf, was andere nicht wollten. So war er zielstrebiger geworden, interessierter, unternehmungslustiger und er hatte begonnen sich ab und an wohlzufühlen.

Er begann mit vorsichtigen Schritten Richtung Ausgang zu gehen, wobei er sich fest auf sein Ziel konzentrierte und versuchte alles um ihn herum aus seinem Bewusstsein zu drängen. Doch mit jedem Schritt wurde sein Herzschlag schneller, seine Hände zitterten, er kämpfte mit sich; er hatte Angst.

Auf einmal rief jemand seinen Namen, griff nach seiner Hand. „Nicholas! Endlich wieder zu Hause!“ Er hob den Blick und sah in das strahlende Gesicht seiner Haushälterin, dem Mädchen für alles. „Welch' überschwängliche Begeisterung“, murmelte er trocken. Sie überging seine Bemerkung, legte die Hand auf seine Schulter und grinste. „Ich bin stolz auf dich. Deine Therapie schlägt an! Früher hättest du es nie geschafft, auch nur einen Fuß auf einen Bahnsteig zu setzen.“ „Ja, Mutter!“, antwortete Nick schnippisch. „Wie niedlich“, stichelte sie, „er ist in der Trotzphase. Oh verzeih, das ist ja deine andere Krankheit. Ich nehme alles zurück, du solltest deine Therapie dringend fortsetzen!“ Nicholas starrte sie mit wütendem Blick an. „Danke, Xaola, vielen Dank!“ Sie lächelte und schaffte es, ihn irgendwie zum Ausgang zu befördern. Er war froh, dass sie da war, ohne sie wäre er wahrscheinlich seiner Angst längst erlegen. „Schade, dass du so jung bist und außerdem der Sohn meines Chefs, sonst würde ich definitiv mit dir ausgehen.“ „Ist aber so“, meinte Nick tonlos. Sie seufzte leise. „du hast dich sehr verändert“, sagte sie mit einem fast traurigen Lächeln. „Nein“, flüsterte Nick, unerwartet seine tiefsten Gefühle offenbarend, „ich bin endlich jemand geworden.“ Plötzlich umarmte sie ihn heftig. Er schrak zusammen; einen kurzen Moment lang durchfuhr ihn blanke Angst, dann beruhigte er sich wieder. Xaola war ihm vertraut und ihre Berührungen konnte er ertragen. „Was ist?“, fragte er unsicher. „Ich bin ja jetzt schon bei euch, seit ich die Schule hingeschmissen habe und mit deinem Vater aus Amerika hergekommen bin, seit 10 Jahren. Ich kenne dich, seit du klein warst, ich habe all deine Launen und Wandlungen und die schrecklichen Dinge, die dir geschehen sind, mitbekommen und du weißt, ich war immer auf deiner Seite. Ich habe deine Entscheidungen respektiert und immer versucht dich nach Kräften zu unterstützen. Du warst mein persönlicher Liebling, immer. Du hast vollkommen Recht, du bist jemand geworden. Du hast herausgefunden wer du bist; oder besser, als wer du leben willst.“ Nicks Herz wurde schwer, seine Kehle schnürte sich zusammen. Trotz allem, was er getan hatte und gewesen war, war sein Schutzengel immer bei ihm und immer bedingungslos auf seiner Seite. „Hör auf so zu reden!“, sagte er barsch, „ du klingst schrecklich alt! Du bist doch nicht mal 10 Jahre älter als ich und außerdem, wenn du mich mal fragen würdest, würde ich nämlich definitiv mit dir ausgehen!“ Noch im selben Moment wusste er, dass er es besser nicht gesagt hätte.

Ein hinterhältiges Grinsen öffnete sich auf ihren Lippen.

„Also gut! Heute Abend will ich mit ein paar Freunden weggehen und mir fehlt noch eine Herrenbegleitung. Es täte dir sowieso gut mitzukommen.“ Nick schluckte. „Heute Abend schon? Ich bin doch gerade erst angekommen! Außerdem...“ Er sah sie nervös an. „Weggehen? Wohin denn? Du weißt doch... einen Klub oder eine Disco würde ich nicht überstehen.“ Sie verdrehte die Augen. „Wozu sind die Ferien denn da, mein Süßer? Ich erwarte ja nun wirklich nicht von dir, dass du tanzen gehst oder dich in die Menge schmeißt, sondern nur, dass du mitkommst. Es ist wahrscheinlich nicht viel los und ich bin ja auch noch da. Wenn du es nicht schaffst, bring ich dich nach Hause.“ Nicholas nickte resigniert.
 

„Was stehst du so rum?“

Ihre Stimme drang kaum zu ihm durch. Er stand am Tor und blickte auf das Haus. Er war lange fort gewesen. Seit seiner Verurteilung war er erst in der Klinik gewesen und hatte danach gleich auf die Schule und damit ins Wohnheim gewechselt, und auf einmal schien ihm der Anblick fremd geworden. Aber vermutlich waren es nur andere Augen, mit denen er ihn betrachtete. Viel von dem ursprünglichen Ekel und der Verbitterung war völlig verschwunden, da er sich selbst nicht mehr damit identifizieren konnte.

Ein kalter Wind kam auf und sein schneeweißen Ponysträhnen wehten ihm in die Sicht. Die weißen Haare hatte er, laut den Ärzten, durch den Schock, den er erlitten hatte, als seine Schwester starb, bekommen. Es wunderte ihn nur, dass es ausgerechnet und ausschließlich seinen Pony betraf. Er hatte es immer einfach so hingenommen; jetzt war das erste Mal, dass ihm solche Gedanken kamen. „Sag mal, Xao? Sind meine Eltern zu Hause?“

Er riss sich aus den Träumereien und sah sein „Kindermädchen“ an. Sie lächelte, doch ihre Augen waren traurig. „Mitten am Tag? Es ist schon schön, wenn sie heute Abend zu Zeiten nach Hause kommen, zu denen normale Menschen noch wach sind.“ Nick lächelte. Sein Gesichtsausdruck musste ihrem sehr ähnlich sein. „Stimmt ja. Ich dachte nur... vielleicht wollen sie mich sehen, vielleicht... will er mich sehen.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, instinktiv spürend, dass ihr kleiner Schützling sich sehr quälte. „Ich bin sicher, deine Mutter wird heute früh nach Hause kommen.“ Er nickte. Er hatte schreckliche Angst seinem Vater gegenüber zu treten und gerade deswegen wünschte er sich, es möge bald geschehen. Er musste nun schon seit einer Weile lernen, mit seinen Ängsten klarzukommen, und so wusste er, dass es keinen anderen Weg gab, als sich dem zu stellen, was er fürchtete. Nicht im schlimmsten Ausmaß, nicht allzu lange Zeit, doch nur wenn er übte, konnte er es überwinden.

Xaola führte ihn sachte durch das kleine Gartentor, den Weg entlang ins Haus; sie wusste genau, wie schwer jeder einzelne Schritt für ihn war.
 

Er stand nun schon seit zehn Minuten vor seinem Schrank und starrte auf die Hemden.

Es war, als hätte das Treffen mit seinem Vater überhaupt nicht stattgefunden. Er hatte ihn nur während des Essens gesehen. Noch nie, niemals zuvor hatte so ein eisiges Klima am Esstisch geherrscht. Seine Mutter hatte sich verzweifelt um Konversation bemüht und dadurch die Lage drastisch verschlimmert. Hätte sie nichts gesagt, hätte er sich noch einreden können, dass sie sich einfach nicht überwinden konnten ein Gespräch zu beginnen oder nur kein Thema fanden, aber so wurde schnell deutlich, dass sein Vater weder mit ihm sprechen noch ihn überhaupt sehen wollte. Es war mehr als offensichtlich gewesen, dass Nicholas die Grenzen überschritten hatte und sein Vater nicht mehr in der Lage war ihm zu verzeihen. Er hatte ihm zu viel angetan, zu oft hatte er die Gefühle seiner Eltern ignoriert und noch öfter sie mit Absicht verletzt.

Er merkte erst, dass er die Kontrolle verlor, als es schon zu spät war. Wut und Verzweiflung übermannten ihn. Gut, das mit dem Prozess hat seinem Ruf geschadet, aber ansonsten hab' ich ihn ja wohl höchstens Geld gekostet und zum einen hat er damit ja wohl rechnen müssen und zum anderen hat er davon ja wohl mehr als genug. Ich hab ihn nie Zeit oder Nerven gekostet, dachte er verbittert, dafür hat er ja nachhaltig gesorgt, indem er mich immer bei Xaola abgeladen hat. Und da wundert er sich, dass ich ihr mehr vertraue als ihm. Was genau hat er sich denn unter einem „Kind“ vorgestellt? Dass es zum knuddeln und loben da ist und man es dann mal zum Urlaub aus dem Schrank nehmen kann? Ist es denn meine Schuld, dass ich nicht so gut bin wie Sophie?

„Wo bleibst du denn, Nicky?!“ Wie üblich ersparte Xaola sich das lästige Anklopfen. Er starrte sie nur an, völlig unfähig sich zu rühren, absolut hilflos, bloßgestellt; aus den Gedanken gerissen blieben nur noch seine Gefühle zurück und machten ihn schutzlos und verwundbar.

Binnen Sekunden hatte Xao die Situation erkannt. Sie packte ihn an den Schultern und drückte ihn an sich. „Verdammt!“, murmelt er mit gequältem Lächeln, „wenn du nicht gekommen wärst... so kann ein einziges Abendessen die Arbeit eines ganzen Monats Therapie zunichte machen.“ Sie drückte ihn fester. „Willst du lieber hier bleiben?“ „Hier? Bei meinen Eltern? Alleine?“ Er begann zu zittern. Binnen Sekunden verlor er völlig die Kontrolle über seinen Körper. „Nick!“ Ihre Stimme drang kaum zu ihm durch. „Nick!“ Er blickte sie an, mit leerem Blick, völlig ohne Verständnis. „Schon gut. Komm mit. Ich pass ja auf dich auf. Wer hätte gedacht, dass du deine Eltern noch mehr fürchtest...“ Nicholas sah sie traurig an. „Nicht Angst... ist keine Angst... er ist der Grund, die Ursache für meine Ängste.“ „Ich pass auf dich auf“, flüsterte sie, „ich pass auf dich auf.“

Sie nahm ihr Taschentuch und wischte ihm sachte die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann griff sie rasch in den Kleiderschrank und nahm ihm die Sachen heraus, die er tragen sollte. Er selbst hatte nicht die Kraft darüber nachzudenken. Es war ihm auch völlig egal, ob Xao im Raum war, er zog sich trotzdem hier um. Dann kümmerte sie sich um seine Haare; er ließ sich wie eine Anziehpuppe behandeln, frisieren, zurechtmachen. Selbst als sie anfing, ihn mit ein wenig Schminke zu bearbeiten, war ihm das gleichgültig. Wahrscheinlich würde man es später sowieso nicht sehen.

„Du siehst gut aus. Die Mädchen werden geradezu Schlange stehen“, sagte sie fröhlich und betrachtete ihr vollendetes Kunstwerk. Er nickte bloß.
 

Zum Glück war nicht viel los. Es wäre wahrscheinlich zu viel für ihn geworden, wenn er sich auch noch mit seiner Menschenphobie hätte auseinandersetzen müssen. Doch so stand er jetzt in einer Ecke und versuchte nach Möglichkeit nicht zu viel nachzudenken.

Er starrte auf das Wasserglas in seiner Hand. Wasser – mehr traute er sich nicht zu. Xaola nahm mit der kleinen Gruppe ihrer Freunde die gesamte Tanzfläche in Anspruch, außer ihnen waren nur noch fünf weitere Leute im Lokal. Zwei Mädchen standen an der Theke und unterhielten sich angeregt, ein junger Mann war sehr eingehend mit seiner Freundin beschäftigt und ein Junge, vielleicht etwas jünger als Nick, saß allein an einem Tisch und starrte in sein Glas. Das Dämmerlicht im Raum war angenehm beruhigend.

Nick starrte verträumt vor sich hin. Irgendwann löste sich einer von Xaos Freunden aus der Gruppe und kam zu ihm herüber. Er sah ihn ernst an und sprach gerade so laut, dass Nick ihn verstehen konnte. „Hey. Alles klar bei dir?“ Er nickte. „Siehste den Jungen an dem Tisch da drüben? Er ist gerade vermutlich wieder versetzt worden. Xao meinte du kannst dich ein bisschen um ihn kümmern? Er ist eine unheimlich nette Person, aber er lässt alles mit sich machen. Er wird ständig versetzt und sagt nichts dazu.“ „Und ich soll jetzt Baby-Sitter spielen? Oder ihm ins Gewissen reden?“ „Beides.“ Nick seufzte. Er sah zu dem Jungen herüber. Oberschüler, dachte Nick, ziemlicher Schönling, voll das Weib. Weiße Haare – ein bisschen so wie ich. Mehr konnte er aus der Entfernung nicht erkennen.

„Warum nicht. Hab nichts besseres vor.“ Mit Sicherheit hatte Xao irgendetwas geplant. Er ließ ihren Freund stehen und ging zu dem Tisch herüber. „Ist da noch frei?“, fragte er auf einen Stuhl deutend. Der Junge schrak zusammen, dann lächelte er gequält. „Ich würde mir ja gern einreden, dass dem nicht so wäre, aber es ist frei, ja. Setz dich ruhig.“ Im Setzen fragte Nick beiläufig: „Du erwartest jemanden?“ „Ja, aber er kommt wohl nicht.“ ‚Er?‘ Eine üble Vorahnung keimte in Nick auf. Erwartete er einen Freund, keine Freundin? Ja, Xao, das würde dir so passen. Er hatte ja gewusst, dass Xaola seine Freundin nicht leiden konnte, aber dass sie so weit gehen würde hätte er nicht gedacht. Wenn die wüsste...

„Ich bin übrigens Nick.“ Der Junge schien erstaunt. „Nick? Nicholas? Nicky? Du bist berühmt! Xaola redet ständig von dir. Selbst ich weiß viel über dich, obwohl ich sie nur flüchtig kenne.“ „Sie ist peinlich!“, sagte Nick wütend. „Ja“, flüsterte der andere, „ ich heiße übrigens Kai.“ Irgendwie bewegte ihn dieser Klang. „Das passt zu dir!“ „Findest du?“, er lächelte. Nick musterte ihn noch einmal genauer. Er war definitiv ein hübscher Junge. Leicht blass, mit feinen Gesichtszügen und großen braunen Augen, die ihn an einen bestimmten kleineren Klassenkameraden erinnerten. Überhaupt hatte Kai ein paar Dinge mit ihm gemeinsam.

„Passiert dir das öfter?“, fragte Nick als ob er von nichts wüsste. „Was? Dass ich allein ende?“ Er seufzte. „Früher war das nicht so, erst seit ich mit diesem Kerl zusammen bin.“ „Wie lang schon?“ Ein schmerzvoller Ausdruck trat in seine Augen, beinahe so als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Doch es war nicht nur dieser Moment, der Schmerz in seinen Augen reichte viel tiefer. Nick kannte diesen Ausdruck nur zu gut, er war ihm unangenehm vertraut. Du schaust genauso wie ich und das macht mir Angst, dachte er unwillkürlich. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und am Liebsten hätte er Kai gepackt und ihn angeschrieen: Hör auf! Du machst dich selbst kaputt! doch er konnte sich nicht rühren. „Genau ein Jahr“, seine Stimme klang erbärmlich. „Guter Zeitpunkt, Schluss zu machen“, gab Nick trocken zurück. „Das kann ich nicht“, flüsterte Kai. „Warum?“ „Weil ich vorher ewige Zeit unglücklich in ihn verliebt war. Es ist besser ihn wenigstens ab und an zu treffen, wenn er gerade Lust hat, als ihn immer nur verzweifelt aus der Ferne zu betrachten. Immerhin bin ich sein Freund. Offiziell.“ Jedes einzelne seiner Worte schmerzte wie ein Messerstich. Obwohl sie beide eigentlich grundverschieden waren, wusste Nick, dass die Art, wie sie dachten, wie sie fühlten, völlig identisch war. Als ob er in den Spiegel blickte und sein erbärmliches, kränkelndes Ich zurücksah und Hilfe verlangte, von ihm, der nicht helfen konnte. Hol mich hier raus! Kais ganzer Körper, seine Hände, sein Gesicht schrieen diese Worte.

„So? Dein Traumprinz hat dich also erhört und jetzt verliert er das Interesse an dir?“, fragte Nicholas schwach und müde. Kai schüttelte den Kopf. „Es war von Anfang an so. Ich bin immer nur ein hübsches, seltenes und somit wertvolles Haustierchen gewesen, das vom andere gefüttert werden kann und nur dann aus dem Käfig geholt wird, wenn er Zeit und Lust dazu hat. Die ganze Sache hat nur ein Gutes. Er wird nicht Schluss machen. Immerhin gehöre ich ihm und er kann mit mir angeben. Ich tue ja auch immer brav, was er sagt, also bleibe ich nützlich.“ „Und das nennst du gut? Ist es nicht gerade das Schlimme, dass wenn du schon nicht die Kraft hast dich zu befreien, er dich auch noch festhält?“ „Was soll ich tun?“ Ein leiser Hilferuf, der Nick bis ins Mark erschütterte. Warum tue ich das?, fragte er sich. Warum höre ich mir das an? – Weil ich genauso bin wie er. Ich kann mich auch nicht befreien. Auch ich reiße alte Wunden wieder und wieder auf, damit sie nicht heilen. Eine unaufhaltsame Abwärtsspirale.

„Erteil ihm eine Lektion. Vielleicht lernt er sich um dich kümmern, wenn er sieht, dass er nicht der einzige ist, der Futter verteilt. Vielleicht kannst du so herausfinden, wie viel ihm sein kostbares, kleines Tierchen wert ist.“

„Merkwürdiger Rat“, sagte Kai mit gequältem Lächeln auf den Lippen, „ich denk darüber nach.“ Nick griff nach seinem Wasserglas und zerkaute einen der Eiswürfel, die noch übrig waren. Das Thema schien abgeschlossen zu sein.

„Und du? Warum bist du hier; allein? Keine Freundin?“ Nick grinste. „Sie wohnt einige Meilen von hier entfernt.“ Kai schnaubte verächtlich. „Warum hängst du dann nicht am Telefon? Überhaupt, es sind Ferien, wo ist sie? Du gehst in Clubs, während sie zu Hause von dir träumt?“ Nicholas musste lächeln. Er sieht durch mich hindurch wie durch Glas. „Wir haben Streit. In letzter Zeit ist sie wirklich anstrengend. Ehrlich gesagt fürchte ich... es geht den Bach runter.“ „Beziehungsweise du hast es schon so beschlossen. Sei ehrlich. Du bist ein schlechter Lügner.“ „Das ist nicht wahr. Du siehst nur, was ich denke, aber das liegt nicht an mir.“ Einen Moment lang war es still und beide suchten nur den Blick des unheimlichen anderen, dann ergriff Kai seine Hand. „Tanz mit mir!“ Nick zog überrascht die Hand zurück. „Ich...“ Er schaffte den Satz nicht zu Ende. „Das glaube ich nicht.“ Beide grinsten. Kai nahm wieder seine Hand und beide standen auf. „Was hast du vor?“, fragte Nick unsicher. „Nichts, ganz ehrlich.“ Xao und ihre Freunde warfen ihnen kurze Blicke zu als sie die Tanzfläche betraten, doch dann wandten sie sich rasch wieder ab. Nick verspürte zunehmend eine Nervosität. Die Musik war langsam und Kai schlang die Arme um Nicks Hals; er zuckte sofort zurück. „'Tschuldige ich hab ne Menschenallergie. Muss mich immer erst eingewöhnen“, murmelte er peinlich berührt. Kai lächelte verständnisvoll und versuchte es erneut vorsichtiger. Zögernd und widerwillig legte Nick die Arme um seine Hüfte, als ob er ein Mädchen wäre. Die ganze Sache kam ihm höchst merkwürdig vor. Als würde etwas ganz und gar nicht stimmen. Doch es gab Fragen, die er sich beantworten wollte, und wenn ihm jemand diese Antworten geben konnte, dann war es Kai.

„Wer ist die Nachfolgerin?“, flüsterte Kai unvermittelt nahe bei Nicks Ohr. „Nachfolgerin?“ Er konnte nicht sagen, ob das Schnauben verächtlich oder nur amüsiert war, aber er vermutete Ersteres. Dann viel ihm etwas auf, dass er vorher nicht so wahrgenommen hatte. „Du bist betrunken, Kai.“ Leises Kichern. „Wie soll ich das sonst aushalten? Aber offenbar merkt man es mir wirklich nicht so leicht an.“ Nick verdrehte die Augen und stöhnte. „Ich führe hier ernsthafte Beziehungsgespräche mit einem Besoffenen.“ „Ich bin betrunken klarer als du nüchtern.“ „Vermutlich schon“, murmelte er trocken. „Komm schon! Du servierst deine Freundin doch nicht einfach so ab. Du bist unsicher wegen einer anderen, nicht wahr?“ „Es ist egal, was ich sage. Du weißt es eh besser.“ Kai verdrehte die Augen. Eine Zeit lang blieb es still, bis auf die Musik im Hintergrund. Aber Nick spürte, dass Kai sichtlich ungeduldig war. „Was ist, warum kannst du es mir nicht sagen? Warum auf einmal?“ Nick zögerte, schluckte. „Keine sie..“, flüsterte er schließlich. Kai lehnte den Kopf gegen seine Schulter und schmiegte sich ein wenig dichter an ihn. Nick konnte sich sein Grinsen schon lebhaft vorstellen. „Glaubst du etwa, dass ich mich daran anstoße? Dass es mich stört?“ Er kicherte leise und selbstzufrieden. Miststück, dachte Nick. „Es stört mich“, murmelte er mürrisch. Als Antwort erhielt er nur ein leises, bösartiges Flüstern. „Rassist.“ „Festgefahrenes Generationendenken“, meinte Nick selbstironisch, „ ich habe kein Problem damit – so lange es mich nicht betrifft. Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, dass ich genauso so sein könnte.“ „So bist.“ „Ich bin mir nicht sicher.“ Kai sah zu ihm auf und sein Blick ließ Nicholas das Blut in den Adern gefrieren. Kai streckte die Hand aus und legte sie sachte auf Nicks Wange. „Augen zu“, flüsterte er. Seine Stimme war fest, selbstbewusst, verführerisch und duldete keinen Widerspruch. Es blieb ihm nichts übrig als zu gehorchen. Kurz spürte er Kais Atem auf seiner Haut, dann den Kuss.

Als er mit Mühe seine Augen wieder öffnete, sah er als erstes Kais herausforderndes Lächeln, dann wandte der den Kopf wieder ab, indem er ihn erneut an Nicks Schulter lehnte. Nick war wirklich dankbar, dass er sich die Frage erspart hatte.

Eine Zeit lang wiegten sie sich einfach nur ruhig im Takt zur Musik, ohne zu sprechen. Sie waren wohl beide damit beschäftigt, ihre Gedanken in Ordnung zu bringen. Es war jetzt kaum eine halbe Stunde her, seit Nick auf Kai getroffen war, und schon war seine ganze Welt durcheinander gewirbelt. Es war, als sei endlich Bewegung in sein erstarrtes Selbst gekommen, als hätte er die Kraft erhalten, in seiner begonnenen Wandlung fortzufahren und die nächste Phase, er selbst zu werden, zu erreichen. Obwohl er eigentlich endlich selber, aus eigener Kraft zu denken und zu leben begonnen hatte, konnte er nun die mehr oder minder hilfreichen Einflüsse von außen absorbieren, statt von ihnen vereinnahmt zu werden.

„Was auch immer“, flüsterte Kai, „es ist egal.“ Er schien instinktiv Nicks Gedanken oder Gefühle zu spüren. Einen Moment lang war es einfach ruhig und alles war völlig in Ordnung, als Kai sich urplötzlich von Nick losriss und zurück zu ihrem Tisch rannte. Kurz darauf erkannte Nick auch, woher die plötzlichen Anwandlungen. Kai zog hastig sein Handy aus seiner Jackentasche und hielt es sich ans Ohr. Gemütlich schlenderte Nick zu ihm herüber.

„Du bist spät“, flüsterte er, sodass es kaum zu hören war. Dann legte er sich eine Hand auf das andere Ohr und versuchte sich von den Lautsprechern zu entfernen.

Anhand von Kais Gesichtsausdrücken ließ sich das Gespräch leicht rekonstruieren. Er fällt wieder darauf rein, dachte Nick genervt. Aber dann stockte er. Kai wirkte so unglaublich glücklich und froh. All seine Trauer, all der Schmerz, den Nick noch vorhin hatte spüren können, waren wie weggewaschen. Wenn sie zusammen waren, schien überhaupt nichts zwischen Kai und seinem Freund zu stehen. Vielleicht war es doch nicht so schrecklich, hin und wieder zu warten, wenn man auf die Erlösung schlechthin wartete – und dennoch war es ungesund und idiotisch.

Kai kam mit schnellen Schritten zurück, steckte sein Handy weg und zog die Jacke an. „Ich muss los.“ „Und täglich grüßt das Murmeltier...“, meinte Nick sarkastisch. Kai lächelte, aber diesmal war es ein sanftes, schuldbewusstes, aber dennoch zufriedenes Lächeln. „Du hast ja Recht, mein schwarzer Ritter. Aber manchmal falle ich doch gerne wieder und wieder auf ihn herein. Gibst du mir deine Handynummer?“ Er drückte Nick sein Handy in die Hand, während er zur Bar ging um zu zahlen. Nachdenklich tippte Nick seine Nummer ein.

Kai kam zurück, speicherte die Telefonnummer ab und steckte das Handy wieder weg. „Ich melde mich bei dir. Bestimmt!“ Nick lächelte besorgt. „Wenn du mein Leben retten willst, dann rette es morgen, wenn ich dich anrufe“, sagte Kai fast zärtlich. Bevor Nick auch nur noch einmal Luft geholt hatte, hatte Kai ihn ein weiteres Mal geküsst und war schon auf dem Weg zur Tür.

Nick schaute runter auf sein Glas, in dem die Eiswürfel längst geschmolzen waren.
 

Der Wind war lauwarm, aber beständig, die Sonne schien mit weißem, sanften Licht, doch es war nicht heiß, es war ein herrlich angenehmer Tag. Nick hatte sich dennoch einen Schal umgewickelt, um sein Gesicht darin vergraben zu können. Es war auch ein schöner Ort. Etwas abseits des Stadtzentrums, ein paar Birken standen am Rande, nahe bei dem weißen, halbhohen Holzlattenzaun, der den ganzen Platz umspannte. Es war eine gepflegte Rasenfläche – hellgrün, ohne Blumen, ohne Kräuter, nur grün, durchbrochen von den weißen Mamorkreuzen, die alle gleich aussahen, nur unterschiedlich durch die Namen darauf und die Blumensträuße, die davor lagen.

Sophia und danach Nicholas‘ Nachname – das war der gemeißelte Schriftzug auf dem Kreuz, vor dem er selbst gerade stand. Darunter Geburts- und Sterbedatum. Sonst nichts. Eine einzige rosa-weiße Federnelke lag davor, deren Blütenblätter sachte im Wind wehten.

„Hey Sophie“, sagte Nick leise, „es tut mir Leid. Ich habe dich unglaublich enttäuscht. Ich habe meine Hände kaputt gemacht, ich konnte eine ganze Weile lang nicht mehr spielen. Jetzt klingt es grässlich. Aber ich werde fleißig üben, bis man es sich wieder anhören kann. Nächstes Jahr bringe ich dir ein Tonband mit auf dem ich gut spiele, versprochen. Ich krieg‘ das schon hin. Aber ich mache unseren Eltern nur Probleme, ich habe nicht deine Geduld. Außerdem muss ich das Schuljahr wiederholen, weil ich so oft so lange gefehlt habe. Peinlich, nicht wahr? Ich bin absolut intolerant und egozentrisch geworden, charakterlich sehr unangenehm. Und ich bin unaufrichtig und ein Heuchler. Aber ich will nicht versuchen Besserung zu versprechen, ehrlich gesagt habe ich es nicht vor. Ich erwarte nicht von dir, dass du das verstehst. Du verzeihst mir sicher, das weiß ich. Du bist einfach ein viel zu guter Mensch. Aber ich bin gesund und komme gut klar, du musst dir also keine Sorgen um mich machen. Ich komm durch. Meine Augen sind schon wieder schlechter geworden. Ich weiß nicht wie viel Zeit ich noch habe, aber Xao hat versprochen, dass sie mir hilft, wenn ich erblinde und dass sie bei mir bleibt, bis ich alles gelernt habe, also werde ich auch das packen. Und... es gibt da jemanden, der mir seit Ewigkeiten, seit deinem Tod zum ersten mal wieder Hoffnung gibt. Mach‘s gut meine Schöne.“

Er drehte sich um, seine Schal wehte ihm ins Gesicht und nur schemenhaft konnte er die Gestalt erkennen, die gerade das Friedhofstor öffnete. Einen Moment blieb er still und wartete ab. Es war ein Mann, einen guten Kopf größer als Nick, kurze, schwarze Haare, und genau wie Nick ganz schwarz gekleidet und mit einem Strauß weißer Nelken in der Hand. Nicholas lächelte und blieb stehen, wartete bis der junge Mann ihn erreicht hatte. „Hallo Yoshin“, flüsterte Nick schüchtern. Yoshin lächelte. Er sah auf die Blume herab, die bereits vor dem Grab lag. „Sie hat Nelken geliebt.“, sagte er leise und legte seine Blumen daneben. „Warum bist du hier“, fragte Nick noch immer flüsternd, „ wird deine Freundin das nicht nerven?“ „Sophia ist tot, sie stellt wohl keine Bedrohung mehr für meine Freundin dar. Außerdem war sie meine Verlobte, also sollte ich ihr doch an ihrem Todestag Blumen aufs Grab legen.“ Nick bewunderte Yoshin sehr. Als er ihn kennengelernt hatte war er Student gewesen, klug, höflich, freundlich, natürlich aus guten Kreisen und unheimlich lebensfroh. Wann immer er ihn mit seiner Schwester gesehen hatte, war sie überglücklich gewesen. Er hatte Yoshin immer nachgeeifert. Nach dem Tod seiner Schwester hatte dieser sich immer um Nick gekümmert und ihm geholfen. Er war Nicks zweiter Schutzengel.

„Lass uns nicht hier bleiben. Es bedrückt nur. Ich lade dich auf einen Kaffee ein“, sagte Yoshin während er den Arm um Nicks Schulter legte.
 

Es war bedrückend stillt. Ab und zu flogen lose Wortfetzen über den Tisch doch sie brachten kein Gespräch zustande. Aus Verlegenheit rührte Nick unentwegt in seinem Kaffee und starrte auf die Tasse. Er schämte sich und kam sich schrecklich dumm vor, wenn er hier vor Yoshi saß, der Sophies Tod so viel besser verkraftet hatte. „Wie geht’s dir jetzt so?“, fragte diese. Er war immer so ruhig, als könne er alles meistern. „Wieder besser.“ „Bitte Nick, mach dich nicht den Rest deines Lebens fertig. Sieh es als abgeschlossene Sache an und geh vorwärts.“ „Es ist nicht vorbei... ich spüre die Folgen immer noch.“ Yoshin lächelte traurig und tätschelte ihm den Kopf. Nick kam sich immer vor wie ein kleiner Junge bei ihm, ein angenehmes Gefühl, noch einmal alle Verantwortung und allen Ärger abzulegen und sich beschützen zu lassen. „Ich bin froh, dass es dir besser geht. Besser als jemals seit diesem Tag.“ „Warum kannst du dich nicht von mir lösen“, fragte Nick einer plötzlichen Eingebung folgend, „ich bin der einzige Grund, warum du kein neues Leben anfangen kannst.“ „Ich sehe doch, wie gut du alleine zurecht kommst.“ „Wie soll ich es denn je lernen, wenn ich nie Übung bekomme?“ Yoshi lächelte. „Darauf wollte ich sowieso noch zu sprechen kommen“, setzte er nachdenklich an, „meinst du nicht, du solltest für eine Weile ganz von hier weggehen? Du bist jetzt zwar auf diesem Internat, aber du wirst doch trotzdem ständig an alles erinnert.“ Nick spürte eine innere Unruhe immer stärker in sich aufbranden. „Worauf willst du hinaus?“ „Wales“, antwortet Yoshin ein wenig zu schnell. Ein gequältes Lächeln öffnete sich auf Nicks Lippen. „Ich habe Wales geliebt, ja. Europa... ist irgendwie besser. Für mich.“ „Du solltest darüber nachdenken.“ „Ja“, flüsterte Nick leise, „... ja.“

Yoshi zahlte. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ „Nach Hause?“, fragte Nick bitter, „wo ist das?“ Yoshi seufzte. „Ich hasse ihn wirklich“, murmelte er mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck. „Wen?“ „Deinen Vater.“ „Ich nicht“, flüsterte Nick schwach, „ich kann nicht. Es ist nicht seine Schuld... er tut zwar immer so liberal aber in Wirklichkeit kämpft er hart mit sich und dem, was er als Kind gelernt hat. Er hätte noch nicht Vater werden sollen, aber ich kann ihn nicht hassen.“ „Ich schon. Er dich nie als Sohn betrachtet, genauso wenig wie Sophie als Tochter. Ihr wart schon immer nur Prestige. Gut dressiert und hübsch angezogen. Er hat nicht begriffen, dass ihr eigenständige Menschen mit Wesenszügen und Charakter seid. So wollte er es auch nie. In dem Moment, als du aufgehört hast dich wie von ihm geplant zu entwickeln und zu verhalten, hatte er für dich keine Verwendung mehr. Das ist einfach widerlich.“ Nick lächelte traurig. Yoshi legte ihm den Arm um seine Schulter. „Wann immer du es dort nicht mehr aushältst... komm vorbei.“ Er drückte ihm einen kleinen, silbernen Schlüssel in die Hand. Ein Gefühl von Wärme durchflutete Nick. „Zuflucht!“, murmelte er begeistert. Yoshi lachte.
 

Er hatte sich nach dem Abschied von Yoshin so schnell wie möglich von der Straße verzogen. Feigling!, beschimpfte er sich selbst. Wenn ich nie übe, werde ich nie „besser“. Aber alleine traute er sich nicht. Jede Übung war die Hölle für ihn. Gerade als er ein Taxi rufen wollte, um nach Hause zu kommen, klingelte sein Telefon. Er kannte die Nummer auf dem Display nicht, also zögerte er, bevor er abhob.

„Ja?“ An seinem Handy meldete er sich nicht mit Namen, da feststand, dass niemand außer ihm abnehmen würde. „Nick? Erinnerst du dich? Ich bin‘s, Kai!“ Nicholas musste unwillkürlich lächeln, angesichts der Probleme, die Kai mit der Aussprache seines Namens hatte. Es war einfach zu typisch. „Kai? Nie gehört.“ Einen Augenblick lang war Kai sprachlos. „Ach Moment! Da war doch dieser aufgetakelte, kleine Narzisst, den ich Anfang der Woche trösten musste, nur damit er nicht gleich von der nächsten Brücke springt. Was ist? Soll ich wieder Babysitten?“ „Wenn du Zeit hast?“ Auf einmal wirkte Kai doch tatsächlich ziemlich kleinlaut. „Wo sollen wir uns treffen?“, fragte Nick versöhnlich. „Heute ist Jahrmarkt. Ich liebe das, also dachte ich wir könnten zusammen hingehen.“ „Date? Ne du, geht nicht“, antwortete Nick etwas barsch, „zu viele Menschen. Das schaff ich nicht.“ „Schaffst du nicht? Deine Menschenallergie?“ „Ja.“ „Oh“, flüsterte Kai, „wie wäre es dann mit der Brücke vor dem Messplatz? Ich mag den Fluss und weil die Bahnstation auf der anderen Seite liegt, sind da, wo wir uns treffen, weniger Leute unterwegs.“ „Abgemacht. Bis gleich.“ Er warf einen Blick in seinen Geldbeutel. Das Geld reichte auch noch für einen kleinen Sonderausflug.
 

Als er aus dem Taxi ausstieg, saß Kai bereits unten am Ufer und starrte auf das Wasser. Nick stieg die Böschung herunter und setzte sich zu ihm. „Du warst in der Nähe?“ „Ich wohne zwei Straßen weiter“, antwortete Kai. „Und wie war‘s? Hat es sich wenigstens gelohnt, mich sitzen zu lassen?“ Ein verträumtes Lächeln öffnete sich auf Kais Lippen. In der späten Nachmittagssonne glänzte sein Haar wie Weißgold. „DU hast ja keine Ahnung... frag mich das noch mal, nachdem du Cho kennen gelernt hast.“ „Schmetterling? Wer nennt seinen Sohn denn Schmetterling?“ Kai brach in schallendes Gelächter aus. „Das dachte ich auch. Vielleicht haben seine Eltern sich ein Mädchen gewünscht? Vielleicht hatte sie eine Vision?“ „Wieso das denn?“, zischte Nick. „Er hat schon etwas von einem Schmetterling. Aber vielleicht eher eine Art Geist, der die Form eines Schmetterlings annimmt und wenn du ihn dann voll Verzückung auf deinem Finger landen lässt, ergreift er Besitz von deiner Seele.“ Nick verdrehte die Augen. „Und du? Hast du ihn angerufen? Oder sie? Wenigstens einen von beiden?“ „Ich bespreche meine Beziehungsprobleme nicht am Telefon“, antwortete Nick ungehalten. „Und er?“ Nick schluckte. „Was geht dich das an? Das Lächeln, das Kais Lippen jetzt umspielte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. „Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten!“, fauchte er. „Aber es macht viel mehr Spaß, im Leben anderer herumzupfuschen.“ „Kann ich mir denken.“

Kai stand plötzlich auf und lief vor zum Ufer; er ging in die Hocke und streckte langsam eine Hand ins Wasser. Nick stellte sich neben ihn und sah zu ihm herunter. „Ich mag Wasser.“ „Wasser und Blut.“ Kai sah ihn überrascht an. Sein Gesicht nahm einen traurigen, sehnsüchtigen Ausdruck an. „Ja“, hauchte er kaum hörbar, „Wasser und Blut und Wind auf meiner Haut.“ „Nick lächelte und strich ihm kurz über die Haare.

„Erzähl mir von ihm!“ „Wem?“, fragte Nick von der plötzlichen Aufforderung überrascht. „Von deinem Jungen. Du hast mir nicht mal seinen Namen gesagt.“ „Cheti.“ „Cheti? Das kann man ja kaum aussprechen. Klingt so fremd.“ „Wie Nicholas.“ Kai nickte. „Wie Nicholas.“ „Es ist arabisch oder sowas. Ich werd‘ wohl mal im Internet suchen, ob ich was darüber herausfinde.“ „Tu das. Aber jetzt erzähl mir mehr über ihn.“ „Er hat braune Augen wie ein Reh und manchmal guckt er genau wie du. Seine Haare sind auch braun, aber das passt nicht zu ihm, finde ich. Schwarz oder rot wäre besser. Man sieht ihm an, dass seine Wurzeln irgendwo anders sind, er hat leicht dunkle Haut. Er sieht ganz anders aus als die anderen, man erkennt ihn immer schon von weitem. Er ist eine fürchterliche Nervensäge und manchmal ziemlich ungeschickt, aber er einen wach. und er hat einen eisernen Stolz, das mag ich so an ihm. Er lässt sich seine Schwächen nicht vorwerfen und gibt immer Kontra, wenn ihm was nicht passt. Niemand könnte ihn je herumkommandieren, er macht sich nicht abhängig, aber dafür wirkt er manchmal sehr einsam. Als wären seine Freunde nicht wirklich da, als gäbe es niemanden, der ihn verstehen kann. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.“ Plötzlich musste Nick lachen. „Wir passen gar nicht zusammen, er und ich. Er ist zu stur und ich bin zu egoistisch. Aber das ist mir völlig egal. Ich mag es wenn er lacht. Das wirkt dann immer so aufrichtig. Außerdem ist es gut, dass wir ständig streiten. Ich bin der einzige, mit dem er sich streiten kann. Wir reizen uns gegenseitig dazu einfach nur wir selbst zu sein. Er ist ein Technik-freak. Ständig schleppt er seinen Computer mit sich rum. Er ist, glaub ich, ziemlich klug, aber er kann sich nicht ausdrücken. In gar keiner Sprache. Deshalb ist sein Schnitt nicht so gut. Ihm fehlt ein Teil von dem, was wir beide sind?.“ „Was sind wir denn?“, fragte Kai verdutzt. „Künstler.“ „Woher weißt du ...?“ „Eine Ahnung. Außerdem hast du Graphit unter den Fingernägeln.“ Kai sah etwas verlegen aus. „Manchmal“, fuhr Nick nachdenklich fort, „habe ich das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, und manchmal ist er mir völlig fremd. Immer dann, wenn er mit den anderen redet. Als ob sich in ihm zwei Personen überlagern. Wie in mir...“ „Du bist schizo?“, fragte Kai flapsig. „Ja. Aber nicht mit gespaltener Persönlichkeit und so. Schizophrenie hat viele Arten. Ich habe Wahnvorstellungen und Angstattacken. Wie-auch-immer, ich arbeite daran und dich geht das sowieso nichts an.“ Kai sah betroffen aus. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ „Macht nichts. Jemand wie du würde es kaum wagen mich als Spinner zu bezeichnen.“ „Jemand wie ich?“, fragte Kai misstrauisch. Nick deutete beiläufig auf seine Handgelenke und Kais Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Ach das? Das ist jetzt schon ein Jahr her. Narben, die jedem Dinge über mich verraten, die ich selbst niemals jemandem erzählen würde. Zeichen, die bleiben, wenn ich die Sache längst hinter mir gelassen habe. Meine Sünde, mein Fluch, das Brandmal, das mich als Sünder kennzeichnet.“ Sein Tonfall war wirklich beängstigend. Nick setzte sich neben ihn, legte tröstend einen Arm um seine Schulter und zeigte ihm seinen Handrücken. Einige Narben zogen sich in merkwürdigen Formen darüber. „Ich hasse Spiegel“, sagte er, „und ich habe großes Glück, dass ich mir nicht irgendwelche wichtigen Nerven oder Muskeln zertrennt haben. Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn ich meine Hände untauglich gemacht hätte. Das ist das einzige, was ich von meiner Schwester noch habe, mein Klavierspiel. Ich hätte es beinahe verloren, durch meine Dummheit. Wir sind doch alle irgendwie gezeichnet. Ich habe viel dümmere Dinge getan als du. Vor mir muss sich niemand schämen, und ganz bestimmt nicht du.“

Kais Blick war merkwürdig glasig geworden, fast als wollte er weinen. Stattdessen legte er die Hände auf Nicks Wangen, zog ihn zu sich heran und küssten ihn zum dritten Mal. Es war so schrecklich verzweifelt und schmerzhaft. Nicholas kannte dieses Gefühl, das jetzt wohl Kais ganze Körper erfüllen musste nur zu gut und deshalb erwiderte er den Kuss, legte die Arme um Kais Hüften und zog ihn zu sich heran. Nach einem kurzen Moment löste Kai den Kuss und legte den Kopf an Nicks Schulter. „Das Leben ist kein Märchen und wahre Liebe gibt es nicht“, sagte er schwermütig. „Ich denke doch“, antwortet Nick gedankenverloren, „sie sieht vielleicht nur ein klein wenig anders aus, als man es gedacht hätte. Würde Cho dich verlassen, wenn du fremd gehst?“ Es dauerte lange bis Kai antwortete. „Er wird aus allen Wolken fallen... aber ganz ehrlich... ich glaube nicht, dass er mich gehen lassen würde. Nicht deswegen. Gar nicht. Nein.“ „Willst du es ausprobieren?“ „Ja.“

Er löste sich aus Nicks Umarmung, zog seine Schuhe aus und stellte sich auf die nassen Steine am Ufer. Mit vorsichtigen Schritten ging er ins Wasser. Dass seine Hose langsam begann nass zu werden schien ihn nicht zu interessieren. Er ging weiter und weiter bis ihm das Wasser bis zur Hüfte ging. „Kannst du schwimmen?“, fragte Nick beiläufig. „Würdest du‘s drauf ankommen lassen?“ „Denkst du, ich rette dich?“ „Du würdest es versuchen.“ „Ja.“ In dem Moment ließ Kai sich rückwärts fallen und tauchte komplett unter Wasser. Erschrocken sprang Nick auf, doch noch bevor ein einen Schritt Richtung Fluss machen konnte, tauchte Kai schon wieder auf. Er richtete sich auf und schüttelte die Haare aus wie ein nasser Hund. Ein hübsches Bild.

Er sah Nicks geschocktes Gesicht und lachte. „Denkst du wirklich, ich hätte dir das angetan?“ „Ja.“ Kai sagte nichts mehr, langsam watete er zurück ans Ufer.
 

Kais Hand war kalt und nass und seine Kleider trieften bei jedem Schritt. Viele Leute sahen sie komisch an. Nick versuchte es verbissen zu ignorieren, doch er wurde mit jeder Sekunde nervöser. „Ist es noch weit bis zu dir?“, fragte er. „Nein“, antwortete Kai leise. Lange halte ich das auch nicht mehr durch, dachte Nick gequält. Doch kurze Zeit später schon führte Kai ihn in einen Hauseingang und löste seine Hand um nach dem Türschlüssel zu kramen. Kaum war die Haustür hinter den beiden zugefallen löste sich Nicholas‘ Anspannung. Er legte eine Hand dankbar gegen die schützenden Mauern und folgte Kai die Treppe hoch.

Er gab es relativ bald auf die Stockwerke zu zählen und trottete einfach hinterher, darauf achtend nicht auf Kais Wasserspur auszurutschen. Endlich blieb der stehen und zog den Schlüssel aus seiner Tasche. „Gibt‘s hier keinen Aufzug?“, fragte Nick außer Atem. „Doch.“ „Aber?“ Ich benutze ihn nicht gerne. Nächstes Mal kannst du ihn ja nehmen.“ Er stieß die Tür auf, drehte sich aber noch mal um, bevor er reinging. „Ich geh‘ mich mal umziehen. Schau dich so lange einfach ein wenig um.“ Er ging rein und verschwand gleich eine Tür weiter.

Der Raum, in dem er jetzt stand, hatte die Form von zwei mit einem Recheck verbundenen Achtecken, sodass er Nick unwillkürlich an einen Bienenstock erinnerte. Auf dem Boden lag Laminat und die gegenüberliegende Wand war komplett aus Glas, ein einziges großes Fenster, sodass der Raum völlig vom Licht der Abendsonne durchflutet wurde. Die übrigen Wänden Wände waren weiß und mit vielerlei Bildern behangen. Rechts von Nick stand eine kleine Kommode, auf der neben dem Telefon zahllose, schnell bekritzelte Notizzettel lagen, an der Wand daneben stand ein hüfthohes Regal, das offenbar nicht genug Platz für all die Mal- und Zeichenutensilien bot. Direkt gegenüber vor dem Fenster stand eine Staffelei mit einer angefangenen Skizze darin, die noch nicht viel vom Bild verriet. Der Boden davor war mit Blättern übersät. Die Leichen von Bildern, die den Künstler nicht zufrieden stellen konnten, tot schon vor der Geburt.

Zu Nicks Linken stand in dem rechteckigen Bereich zwischen den zwei Türen, von denen eine ins Treppenhaus und eine in das Zimmer führten, in das Kai verschwunden war, stand ein weiß bezogenes Sofa und zwei gleichfarbige Sessel auf einem dunkelroten, weich aussehenden Teppich. An der Glaswand gegenüber waren das TV-Set und die Stereoanlange in einem passenden Schränkchen gebracht. Die zweite „Bienenwabe“ füllte die Küche aus.

Nick zog seine Schuhe aus und stellte sie vor die kleine Kommode. Dann sah er sich noch einmal genauer um. Da hat jemand Geld, dachte er. Dann ging er vorsichtig auf die Staffelei zu und betrachtete die grobe Skizze. Sie sagte ihm nichts. Dann hockte er sich langsam hin und sah die achtlos weggeworfenen Papierbögen auf dem Boden durch. Dabei entdeckte er unter all den Blättern ein großes Album und schlug es neugierig auf. Es enthielt nur ein einziges Bild. Eine Kohlezeichnung von einem jungen Mann. Er hatte kurze, helle Haare und einen dünnen, langen Zopf, der hinter seinem linken Ohr über seine Schulter herabfiel. Er war schlank, durch sein offenes Hemd konnte man seine Bauchmuskeln sehen. Er trug eine dunkle, enge Hüfthose, die seine langen Beine betonte und elegante Schuhe. Alles und dieser Mann schien perfekt zu stimmen. Alles an diesem Mann schien perfekt zu stimmen. Er erschien völlig makellos und der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ Nick einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Seine schmalen Lippen waren zu einem bezaubernden Lächeln verzogen, das ebenso gewinnend wie selbstgefällig, als auch verächtlich war. Der Blick in seinen dunkel funkelnden Augen war unergründlich und faszinierend. Auch sein Gesicht war völlig ohne Fehler. Er war einfach zu perfekt und trotz der zarten Schmetterlingsflügel, die seinen Rücken zierten, hatte Nick viel mehr den Eindruck gewonnen, er müsse ein Dämon sein, als eine Fee. Das Bild zeigte bestimmt Cho, den Schmetterling, Kais Liebhaber. Nick sprach ein stummes Gebet, dass er diesem Mann nie begegnen möge.

„Stöberst du immer in anderer Leute Sachen rum?“ Nick fuhr herum, doch Kai sah nicht wirklich wütend aus. „Wenn du mich einfach so allein lässt?“, sagte er gespielt schnippisch. Kai warf einen genaueren Blick über Nicks Schulter und lief dunkelrot an. „D.. das ... mhm... nun ja.. ist wie ich ihn sehe. Ich war wie im Fieber als ich das gezeichnet habe. Das war nachdem wir zwei Wochen zusammen waren.“ „Das wirkt nicht sehr positiv... oder besser viel zu positiv, mit Ausnahme von seinem Blick.“ „Du würdest verstehen... wenn du ihn kennen würdest, würdest du verstehen...“ „Lass uns jetzt nicht über ihn reden!“ Kai nickte und nahm das Album an sich, um es sicher zu verstauen. Dann ging er herüber in die Küche und lehnte sich gegen den Esstisch. „Hunger?“ Er wartete die Antwort gar nicht ab, sondern machte sich am Kühlschrank zu schaffen. „Setz dich!“, sagte er, während er einen Topf auf den Herd stellte. Nick tat wie ihm geheißen und sah Kai eine Weile lang schweigend zu. Die Stille machte ihn nach und nach immer nervöser. „Wohnst du allein hier?“ „Mhm“ Kai wirkte erst, als wolle er nicht darauf eingehen, dann antwortete er doch. „Wie man‘s nimmt. Die Wohnung hier gehört meinem Bruder. Is‘ seine Zweitwohnung. Er hat sie mir überlassen, als ich mich mit meinen Eltern zerstritten habe und sie mich rausschmeissen wollten. Bevor du fragst, was war – sie waren verdammte Spießer und ich will sie nicht mehr wiedersehen, weil sie absolut verständnislos sind. Ohne meinen großen Bruder wär‘ ich jetzt wohl nicht mehr und sie hätten nichts dagegen unternommen. So stehen die Dinge und ich versuche einfach irgendwie durchzukommen.“ „Klingt vertraut“, schnaubte Nick, „mein Vater ist da wohl ähnlich...“ „Wenige Eltern überlegen sich vorher wirklich, was es heißt, Kinder zu haben.“ „Mag sein.“

Während dem Essen schwiegen sie sich nur an. Kai schien schon eine Weile auf sich gestellt zu sein; er kochte wirklich gut. Danach spülten sie zusammen ab. Inzwischen war es fast dunkel draußen und sie saßen nervös und verlegen nebeneinander auf dem Boden vor dem Fenster. Vorsichtig nahm Kai Nicks Hand und flüsterte leise: „Versprichst du mir was?“ „Mhm“ „Du... und Cheti... gibt ihm nie einen Grund an dir zu zweifeln.“ „Dann versprich du mir auch was. Sag Cho, wie du dich fühlst, sag ihm, was dich stört.“ Kai nickte und blickte tief ihm tief in die Augen. Er fing Nicks Blick ein und ließ ihn nicht mehr los. Diese hübschen, traurigen Augen hatten viel Schmerz ertragen. Nein, er würde bestimmt dafür sorgen, dass Chetis Augen anders aussahen. An Karin dachte er schon gar nicht mehr.

Kai stand auf, ohne Nicks Hand loszulassen. Schüchtern nickte er mit dem Kopf Richtung Schlafzimmertür. „Kommst du?“ Nick spürte wie sein Herzschlag heftiger und schneller wurde. Er rappelte sich auf, ohne Kai loszulassen, und ging mit ihm. Die Schlafzimmertür fiel hinter den beiden zu.
 

Nicholas lag auf dem Sofa und starrte die weiße Decke an. Das heißt, sie hätte weiß sein sollen, aber der bewölkte Nachthimmel und die Lichter der Stadt malten bunte Muster. Obwohl er ziemlich erschöpft war, konnte er nicht schlafen. Ihm war viel zu heiß und die Gedanken in seinem Kopf waren das reinste Chaos. Er selbst hatte Kai vorgeschlagen, er würde hier auf dem Sofa schlafen. Er konnte sich gut vorstellen, wie unangenehm es ihnen beiden gewesen wäre, nebeinander aufzuwachen. Wir sind nun mal beide nur Betrüger, dachte er. Auf einmal schob sich die Schlafzimmertür auf und Kai streckte seinen Kopf heraus. Er sah sehr verunsichert aus, wie ein kleines Kind, das Angst im Dunkeln hat. Er sah umso nervöser aus, als er merkte, dass Nick ebenfalls noch wach war. Ohne ein Wort ging er leise in die Küche und nahm ein Glas aus dem Schrank. „Auch ein Schluck Wasser?“, fragte er. „Mhm.“ „Nick stand auf und schlurfte kraftlos die paar Meter zu Kai herüber. Das Wasser war gut für seine trockene Kehle. Er beugte sich über das Waschbecken, drehte den Wasserhahn nochmal auf und schüttete sich einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Dann schüttelte er sich, wie ein nasser Hund. Das tat gut. Er hatte das Gefühl, als ob es seinen Kreislauf wieder richtig in Schwung gebracht hätte. Neben ihm hörte er ein leises Lachen. Kai sah aus wie ein kleines Kind in seinem zu großen Schlafanzug und mit seinen durcheinander gebrachten Haaren. „Wie alt bist du?“, fragte Nick unwillkürlich. „Sechzehn.“ Dafür, dass er zwei Jahre jünger war, wirkte er doch schon um einiges erwachsener. Vielleicht zwangsweise. „Du?“ „Achtzehn.“ „Oh.“ „Wie lange lebst du schon hier?“ „Ein Jahr, ‘n bisschen länger...“ „Erzähl. Aber diesmal ganz.“ Kai nickte.
 

„Meine Eltern sind das absolute Klischee eines Spießbürgers. Es zählt nicht, was man ist., für sie, sonder nur, was andere von einem denken. Deshalb haben sie geheiratet, deshalb haben sie Kinder gekriegt, deshalb sieht man sie überall nur mit diesem widerlich-künstlichen Grinsen im Gesicht und da sie das perfekte Ehepaar waren, mussten wir die perfekten Kinder sein. Meinem Bruder fiel das leicht. Er ist bestimmt überdurchschnittlich intelligent, er hat es nur nie testen lassen, und er hat einen total angenehmen Charakter. Ein Traumkind für meine Eltern. Gute Noten, viele Freunde, sehr engagiert. Er ist genauso perfekt, wie sie es haben wollten. Es hat zehn Jahre gedauert, bis sie sich entschlossen haben, ein weiteres perfektes Wesen in die Welt zu setzen. Hat leider nicht ganz so gut geklappt. Ich habe meinen Bruder immer geliebt und ganz von selbst immer versucht ihm nachzueifern, aber ich war nicht so gut. Meine Leistungen waren durchschnittlich und irgendwie bin ich mit den anderen nicht klargekommen, sodass meine Eltern schnell das Interesse an mir verloren. Sie haben mich nie wirklich vernachlässigt, dann wären sie ja schlechte Eltern gewesen, undenkbar sowas, aber man hat sehr deutlich gespürt, wer ihr Liebling war. Irgendwie hat mein Bruder es immer geschafft, mich daran zu hindern, eifersüchtig zu werden. Die Sache hat sich allmählich geändert, als mein Talent durchbrach. Auf einmal war auch ich wieder interessant. Immerhin hatte ich auch eine Begabung. Wäre ja auch seltsam gewesen, wenn sie ein talentloses Kind in die Welt gesetzt hätten. Jetzt hatten sie auch eine Ausrede für meine Probleme mit Menschen. „Er ist halt Künstler – die sind halt ein wenig eigen“, haben sie immer gesagt. Aber sie haben kein Geld und keine Mühen gescheut, meinen Bruder und mich zu fördern, das muss man ihnen zu gute halten. Sie haben immer versucht, uns alle Chancen zu geben. Das ging eine ganze Weile gut, bis vor circa zwei Jahren.

Mittelschule... ich war der Star der Kunst-AG und das ging mir ziemlich auf die Nerven, ich wollte eigentlich immer nur meine Ruhe.

Eines Tages platzte eine Gruppe Oberschüler – die Ober- und die Mittelschule gehörten zusammen – bei uns rein und haben gefragt, ob wir nicht die Kulisse für die Theater-AG machen könnten. So habe ich Cho wieder getroffen. Er hatte früher in unserer Nachbarschaft gewohnt und ich hatte nicht mit ihm reden oder spielen dürfen, weil seine Eltern nicht viel Geld hatten und sein Vater trank. Ich habe ihn immer still beobachtet, aber natürlich erinnerte er sich nicht mehr an mich. Aber es kam, dass wir immer wieder ins Gespräch kamen. Er hatte sich stark verändert seit dem letzten Mal, an dem ich ihn gesehen hatte. Er hatte eine Gruppe wirklich guter Freunde um sich geschart, aber sehr viele Leute mieden ihn und sprachen schlecht über ihn. Ich habe das nie verstand und irgendwann habe ich ihn dann gefragt, wie er sich so viele Feinde gemacht hätte. Seine einzige Antwort war: „So geht man nun mal mit Schwuchteln um.“ Dass er das gesagt hat, führte wohl mit dazu, dass ich relativ bald begriff, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Der Ursprung allen Übels.

Irgendwann waren Bekannte mit ihrer Tochter bei uns. Sie war ungefähr in meinem Alter und in meiner Parallelklasse und davon überzeugt, dass sie das anziehendste Geschöpf der Welt sei. Sie meinte, sie sein ein großer Fan von mir, und ob ich mit ihr gehen wollte. Allein schon der Ausdruck. Ich habe sie abgewiesen, immerhin war ich ja anderweitig verliebt.

Sie hat geheult wie ein Schlusshund und ich durfte mir stundenlang das Gemaule meiner Eltern anhören, aber das reichte dem Biest nicht. Sie erzählte ihren Eltern von Cho und sofort entwickelten sich die heftigsten Gerüchte. „Er war ja schon immer seltsam, ist es da so verwunderlich, dass er sich mit Schwulen abgibt?“ „Ich hab gehört er will nicht von Mädchen wissen.“ „Ob dieser Säufersohn ihn verführt hat?“ „Wie konnte er nur so auf Abwege geraten?“

Kannst du dir vorstellen, was das für meine Eltern bedeutet hat? Mutter wurde von Tag zu Tag gereizter, bis Vater mich zur Rede stellte. Ich versicherte ihnen zwar, dass zwischen Cho und mir nichts sei, aber das reichte Mutter nicht. Sie bestand darauf, dass ich den Kontakt abbreche, und ich weigerte mich. Das war der vermutlich schlimmste Streit, den unser Haus je erlebt hat. Letztendlich habe ich sie angeschrieen, dass es wahr sei, ich sei in ihn verliebt und ich würde ihn nicht aufgeben.

Ich musste mit sieben Stichen genäht werden, nachdem sie mir die Vase an den Kopf geworfen hatte. Von da an flogen dann öfter mal Sachen durch die Wohnung, bis mein Bruder es nicht mehr mit ansehen konnte und alle davon überzeugte, dass es das Beste wäre, wenn ich bei ihm wohne. Nun ja, eigentlich lebt er ja im Ausland. Das hier ist bloß die Zweitwohnung. Er hat sie mir überlassen, aber er bezahlt. Er hat mir die Kraft gegeben, es überhaupt noch mal zu versuchen, nachdem meine Eltern mir so unmissverständlich klargemacht hatten, dass ich als Person ihnen überhaupt nichts bedeute. – Das ist die Geschichte.“

Nick sah ihn betroffen an. „Übel“, murmelte er. „Ja“, antwortet Kai, „aber solange ich meinen Bruder als Familie habe ist es nicht so schlimm.“

Eine Weile lang saßen sie schweigend nebeneinander.

„Meinst du nicht, du bist jetzt dran?“, fragte Kai schließlich. Nick schluckte schwer. „Okay... das wird jetzt etwas schwierig, aber der Fairness wegen...“

„Mein Vater besitzt eine sehr gut laufende IT-Firma. Wir schwimmen förmlich im Geld. Aber wie‘s halt so ist, hab ich ihn nie sehr oft gesehen. Aber das war nicht schlimm. Ich hatte Mumy und Sophie. Wenn Dad etwas mit uns unternahm, war das immer wie ein Feiertag. Ich war sehr glücklich. Ich habe freiwillig alles gelernt und getan, was meine Eltern wollten. Ich habe immer meine Sachen weggeräumt, habe Englisch und Französisch gelernt, mein Vater liebt Europa, und ich habe täglich Klavierspielen geübt. Meine Schwester und ich haben uns perfekt dressieren lassen. Mit sechzehn hat meine Schwester sich dann mit einem angesehenen Medizinstudenten verlobt. Alles schien so perfekt. Ich muss gestehen anfangs war ich sehr eifersüchtig auf ihn, doch er hat ganz schnell auch mein Herz gewonnen. Heute ist er einer der wichtigsten Menschen für mich. Doch dann, ich war zu dem Zeitpunkt acht, kam die große Katastrophe. Vermutlich war es dieser eine einzige Tag, der für all meine Probleme verantwortlich ist. Meine Schwester und ihr Verlobter waren in ein Juweliergeschäft gefahren um Ringe auszusuchen und ich hatte so lange gequengelt, bis ich mit durfte. Als wir da waren, wurde das Geschäft überfallen. Meine Schwester wurde erschossen, ich habe mein rechtes Auge verloren und wäre vermutlich tot, wenn sich der Verlobte meiner Schwester nicht ein Herz genommen und mich bewusstlos geschlagen hätte, damit ich aufhöre zu schreien. Ich bin im Krankenhaus wieder aufgewacht. Meine Mutter wollte mich gar nicht mehr loslassen. Das war der wahrscheinlich übelste Tag meines Lebens. Irgendwann hab ich dann zusätzlich zu allem auch noch mitbekommen, wie eine Schwester zu meinem Vater gesagt hat, dass ich über kurz oder lang wohl erblinden würde. Sie könnten nicht sagen wann, aber es würde wahrscheinlich irgendwann eintreten.

Ich habe fast ein Jahr lang kein Wort gesagt. Mein Vater hat mich zwar zur Therapie geschickt, aber abgebrochen, nachdem ich wieder sprechen konnte. Zu früh, wie sich herausstellte. Ich wurde nie wieder der Mensch, der ich einmal gewesen war. Mutter und Vater auch nicht, aber mit mir war‘s am schlimmsten. Ich wurde aufsässig und habe jede Gelegenheit genutzt, die Gefühle der Menschen zu verletzen, die mich nicht aufgegeben hatten. Außerdem konnte ich seit dem Vorfall nicht mehr normal vor die Tür gehen. Agoraphobie – die bin ich bis heute nicht los.

Später hat mein Vater mich ein Jahr nach Wales geschickt, zur Erholung und damit ich mein Englisch perfektioniere. Damals hatte er mich noch nicht abgeschrieben. Als ich zurückkam, erschien mir das Leben hier umso mehr wie die Hölle. Ich hatte meine Freunde und den Anschluss an die Schule verloren. Die Erwartungen von den anderen, die Erwartungen hier daran, wie man ein Leben zu führen hat, hatten mit meinen Vorstellungen nichts mehr zu tun. Dann bin ich an die „falschen“ Leute geraten. Erst war es nur Alkohol. Schule geschwänzt, Partys gefeiert, lauter dämliche Sachen gemacht und dann kam der totale Abrutsch. Ich will echt nie wieder daran denken. Anfangs waren die Drogen ja echt das Beste, was mir je passiert war. Ich hatte endlich mal meine Ruhe vor der Welt. Aber so ist es halt immer nur anfangs. Ich ekle mich echt vor mir selbst zu der Zeit, Mein Tattoo hab ich übrigens auch aus der Zeit.“ Kai beugte sich zur Seite, um es sich genau anzusehen. Er sah Nick beeindruckt an. „Ist ja riesig. Hat das nicht weh getan?“ „Keine Ahnung. Ich habe nicht viel davon mitbekommen. Ich bin nur froh, dass ich kein geflügeltes Schwein oder ähnlich schreckliches ausgesucht habe.“ Kai kicherte und lockerte die schwere Stimmung ein wenig. „Es hat fast ein Jahr gedauert, bis meine Eltern endlich begriffen was los war. Allerdings auch nur, weil sie mich von der Polizeiwache abholen mussten und die netten Herren ihnen eindringlich meinen Zustand erläuterten ... und dass ich einen Passanten verletzt hatte, der daraufhin Anzeige erstattet hatte. Ich wurde freigesprochen und trotzdem wurde natürlich eine ganze Menge Staub aufgewirbelt, was sehr schlecht für meinen Vater war.“ Er grinste gequält. „Ich war sogar in der Zeitung. Vater hat mich recht bald aus dem Rampenlicht und in eine Entzugsklinik geschafft. Ich musste die Schule wechseln, auf ein Internat, das Schuljahr wiederholen und jede Woche zur Therapie. Seit damals – naja damals, so lange ist das noch nicht her – habe ich die Angstattacken und Motorikstörungen, ab und an, weil ich meinen Körper so zugerichtet habe. Aber die sind nicht mehr so schlimm.

Das alles konnte mein Vater mir nicht mehr verzeihen, auch wenn ich seit dem Entzug meinen zweiten großen Persönlichkeitswandel durchgemacht habe. Ich bin jetzt wieder ein ein bisschen besserer Mensch geworden, aber wie soll er das wissen? Er kannte mich ja weder vorher noch nachher. Bin gespannt, wie er reagieren würde, wenn ich nach all dem auch noch ankäme und ihm einen Geliebten präsentieren würde. Ich wette, er würde denken, dass ich das wieder nur mache, um ihn zu schocken. Er hat keine Ahnung, wer ich bin.“

Eine Weile lang herrschte absolute Stille, dann stand Nick auf und suchte hastig seine Klamotten zusammen. „Ich geh heim“, sagte er und begann sich hektisch anzuziehen.

„Ruf mich an“, antwortete Kai leise. „Mach ich. Versprochen.“
 

Er schlug die Taxitür hinter sich zu und schob das quietschende Tor auf. Gedankenverloren schlenderte er den Weg entlang. Es war inzwischen drei Uhr, doch im Haus brannte noch Licht. Er kramte den Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür auf. Er versuchte zwar möglichst leise zu sein, doch natürlich kam er nicht unbemerkt davon. Xao stürmte ihm entgegen. „Nicky! Gott er ist stocksauer! Sei bloß vorsichtig.“ „Ich schaff das schon“, antwortete er gelassen. Dann ließ er sie stehen und ging in die Bibliothek, wo sein Vater spät nachts des Öfteren „ausspannte“. Er klopfte an und öffnete die Tür. Sein Vater saß im Lehnsessel, die Zeitung auf dem Schoß, ein Glas Wasser in der Hand und die Lesebrille auf der Nase. Seine Mutter saß auf dem Sofa, sichtlich nervös. Wenn Blicke töten könnten, dachte Nick matt.

„Wo warst du?“, fragte sein Vater ungehalten. Als ob sein vierzehnjähriges Töchterchen morgens um sechs erst nach Hause kommt, dachte Nick genervt, ich bin achtzehn, verdammt! Aber er bliebt ruhig und antwortete in höflichem Ton: „War bei einem Freund.“ „Was für ein Freund? Ich kenne deine Freunde?“ Nick seufzte und sparte sich ein sarkastisches ‚persönlich?‘. „Ich hab nichts angestellt, Dad, wirklich.“ „Komm her, schau mich an!“ Nick spürte wie die Wut in ihm aufbrandete. „Vertrauen wäre wohl zu viel verlangt?“, spottete er bitter. Dann ging er zu seinem Vater herüber und sah ihm ins Gesicht. „Ich kann‘s aber auch beweisen, wenn du mir so nicht glaubst.“ „Weil ich dir vertraut habe, wärest du fast gestorben!“ Sein Vater schrie jetzt fast. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass das für dich das Problem an der Sache war“, höhnte Nick. Noch bevor sein Vater antworten konnte, unterbrach ein leises Schluchzen den Streit. Die beiden fuhren herum. Nicholas Mutter war in Tränen ausgebrochen und hatte das Gesicht unter den Händen vergraben. Nick lief sofort zu ihr herüber und nahm sie trösten in den Arm. „Mum, nicht doch.“ Doch sie hörte nicht auf zu weinen. „Ich verstehe euch nicht!“, jammerte sie, „Nicholas, wie kannst du nur behaupten, deinem Vater sei es egal, wenn du sterben würdest? Wir haben schon ein Kind verloren und ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dich auch noch zu verlieren.“ Nick sah peinlich berührt drein und streichelte seiner Mutter versöhnlich über den Rücken. „Tut mir Leid, Mutter. Ich war nur im Moment so wütend. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich hier als Mensch gar nicht wahrgenommen werde.“ Sie starrte jetzt seinen Vater vorwurfsvoll an. „Und du könntest aufhören, deinen Sohn wie einen Verbrecher zu behandeln! Er mag Fehler gemacht haben, aber du musst ihm auch eine Chance geben, sich zu bessern, und dazu gehört auch, dass du ihn ein normales Leben führen lässt. Ein Achtzehnjähriger kommt in den Ferien auch schon mal nach drei Uhr nach Hause. Das ist doch völlig normal.“ Er verdrehte nur die Augen und vertiefte sich in seine Zeitung. Er hatte sich noch nie entschuldigt.

„Soll ich dich in Bett bringen, Mutter?“, fragte Nick vorsichtig. Sie nickte und ließ sich von ihm aus dem Raum führen.

Nicholas schlief in dieser Nacht trotz allem, was passiert war tief und fest.
 

Die Sonne schien hell und warm und erleuchtete sein ganzes Zimmer. Die Schatten der Äste des Baumes, die im Wind wehten zeichneten blasse Muster an die Decke. Nick lag auf seinem Bett und starrte sein Handydisplay an. Die Nummer war jetzt schon seit über zehn Minuten ausgewählt, schwierig war nur, auf abheben zu drücken. Was sollte er sagen? Es dauerte lange, bis er entscheiden konnte, dass es egal war, was er sagen würde. Er wollte jetzt seine Stimme hören. Langsam, fast in Zeitlupe drückte er den Knopf und hielt sich dann das Telefon ans Ohr. Sein Herz klopfte heftiger, je länger er darauf wartete, dass jemand abnahm. Dann endlich hörte er eine Stimme am anderen Ende der Leitung. Ein zufriedenes Lächeln öffnete sich auf seinen Lippen. Alle Anspannung fiel von ihm ab und er bekam mit einem Mal richtig gute Laune. „Hallo? Cheti? Ich bin‘s, Nick! Stör ich dich? Was machst du gerade so? Genießt du die Ferien?“
 

Nachwort: Die Sache dient nicht dazu Kai und Nick zusammenzubringen, auch wenn ich gestehen muss, dass es stark danach aussieht. Würde mich sehr über Meinungen zu der Konstellation freuen.

Vielen Dank für's lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Percival_Graves
2007-09-19T18:09:28+00:00 19.09.2007 20:09
:D
Ich freu mich, dass du die Story jetzt drin hast.
Die is so toll. X3
Ich wünschte, ich könnte Gefühle auch so gut beschreiben wie du. *seufz*
Wenn ich mit meiner fertig bin, dann bist du die erste, die Chetis Ferien lesen darf. :D

*bussiiiiiiii*
Dein kleines berliner Schaf


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