Das Licht der Welt erblicken
Er musste sie retten! Tayuya würde sterben, wenn er nicht sofort jemanden fand,
der ihr bei der Geburt half. Kabuto hatte nicht genug Wissen und Kraft um ihr zu
helfen.
Er musste Tsunade finden und sie bitten zu kommen. Doch würde sie ihm helfen?
Sie war auch eine Ärztin und vor allem eine Frau und wusste, was es bedeutete,
ein Kind zu bekommen, auch wenn der Hokage noch kein eigenes Balg hatte. Er
würde Tayuya all seine Macht geben nur um zu verhindern, dass sie jetzt umkam.
Aber er konnte ihr trotzdem nicht helfen... Er war einfach zu schwach. Er hatte
nie gedacht, sich das einmal eingestehen zu müssen, aber es gab Dinge, in denen
er anderen unterlegen war.
Vollkommen außer Atem erreichte er Konohagakure und kümmerte sich nicht um die
Wachen oder die Ninjas, die ihn ansahen, was wäre er der Teufel selbst. Na ja,
für sie war er das ja auch.
„Bleib stehen!“ Zwei Anbu versperrten ihm den Weg, doch auch das kümmerte
ihn nicht.
„Ich muss so schnell wie möglich zu Tsunade!“, antwortete er.
„Haha! Wohl ein kleines Pläuschchen halten, wie?“ Die beiden lachten
höhnisch, schließlich war in den letzten Monaten nicht viel von ihm zu hören
gewesen. Sie waren unvorsichtig geworden. Dumme, junge Idioten!
Doch das hätten sie lieber nicht tun sollen. Voll entfesselter Wut entfachte
Orochimaru ein Jutsus, das die beiden Ninjas und die Tür hinter ihnen mit sich
riss. Er wusste noch ganz genau, wo sich das Zimmer des Hokage befand und
öffnete die Tür mit der Hilfe eines sehr beeindruckenden Jutsus.
„Orochimaru! Was willst...“ Tsunade blickte ihn an. Er war vollkommen außer
Atem. Er musste stundenlang gerannt sein. Aber warum? Plötzlich fiel es ihr wie
Schuppen von den Augen. Seine Dienerin! Sie hatte sich schon lange gewundert,
warum er sich in letzter Zeit so selten hatte etwas zu schulden kommen lassen.
Er hatte sich also wirklich mit seiner kleinen Dienerin vereint und nun war
etwas aus dieser Verbindung entstanden. Sie hatte gar nicht gewusst, dass er
eine Frau mit einem Kind beglückten konnte. Oh, bei seinem Körper konnte er es
bestimmt, schließlich hatte sie ihn früher schon oft unbekleidet gesehen und
war sehr beeindruckt, obwohl sie nichts für Größe, sondern eher etwas für
Können übrig hatte.
Schon als junger Mann hatte er jede Frau herum bekommen. Vor allem durch sein
Auftreten, ganz anders als dieser Ero-Sannin Jiraija. Und sein exotisches
Aussehen. Sein ganzes Selbst zog Frauen an, doch sie wusste wie es Frauen
ergangen war, die sich mit ihm eingelassen hatten. Aber DAS war noch nie
passiert. Er hatte noch nie eine Frau so lange gehabt, dass sie schwanger
geworden war... Er musste sie wirklich lieben, da er sie nicht schon lange hat
sterben lassen. Aber wenn Orochimaru nun zu ihr, der weltbesten Ärztin kam,
hatte das einen sehr guten Grund.
„Tayuya... Sie wird sterben.”, keuchte er erschöpft.
„Du kannst also tatsächlich Kinder zeugen?“, fragte sie amüsiert.
„Natürlich, verdammtes Miststück!“, fauchte er sie an.
Gut, jetzt war er aufgebracht. Mit seiner Verzweiflung konnte sie nicht umgehen,
jedoch mit seiner Wut.
„Warum hast du Tayuya denn nicht schon vor vielen Monaten getötet? Das ist
das doch sonst nicht deine Art, Frauen DAS anzutun... Oder hast du vielleicht
etwas mit dem Kind vor? Soll es eine neues Gefäß werden?“
„Um gleich zu Beginn ehrlich zu sein: Ja, aber mittlerweile habe ich es mir
anders überlegt. Ich brauche die Zwillinge für nichts Böses. Ich will nur
auch eine Familie haben! Verstehst du das denn nicht?“
Er sprach die Wahrheit. Das konnte sie gut aus seiner Stimme heraus hören.
Zwillinge? Hat er das gerade wirklich gesagt? Er war doch einiges eifriger als
sie anfangs gedacht hatte.
„Doch ich verstehe es.“
„Dann komm mit! Sie liegt bereits seit zwei Tagen in den Wehen! Bald beginnt
der dritte Tag! Sie kann vor Erschöpfung schon gar nicht mehr weinen oder vor
Schmerz schreien! Sie ist verloren und das alles nur, weil ich einmal jemanden
liebe! EINMAL!“
Was? Seit fast drei Tagen? Wie konnte so ein junges Mädchen das nur aushalten?
Nun begann sie wirklich Mitleid mit seiner kleinen Dienerin zu haben.
„Deshalb flehe ich dich an! Bitte! Behandle sie. Hilf den Kindern auf die
Welt. Ich will nicht um sie trauern müssen!“
„Vielleicht wäre es gar keine schlechte Erfahrung für dich, jemanden der dir
wichtig ist, zu verlieren.“ Sie musste an ihre geliebten Menschen denken, die
so früh von ihr gegangen waren.
Er fiel vor ihr auf die Knie. „Oh, bitte! Sie schreit! Sie leidet! Ich habe
mich geändert! Jedoch, wenn du jemandem bestrafen willst, dann am besten mich!
Aber lass Tayuya weiterleben! Ich liebe sie! Ich kann es nicht mit ansehen, wie
sie sich unter Schmerzen windet!“
„Na, gut. Ich kann eine Patientin nicht einfach dem Tod aussetzen. Aber ich
kann dir nichts versprechen und das weißt du.“
„Du bist die beste Ärztin, die ich kenne, Tsunade.“ Mit Tränen in den
Augen blickte er auf.
Sogar als kleinen Jungen hatte sie ihn niemals weinen sehen. Hatte er sich
wirklich so sehr verändert?
*
„Nein! Bitte! Töte mich! Schneid mir die Kehle auf oder binde mich los, damit
ich es selbst machen kann!“ Das junge Mädchen wand sich auf dem Bett. Nachdem
sie vorhin ohnmächtig geworden war, war wieder ein wenig Kraft in ihren Körper
geflossen, doch es würde bei weitem nicht für die beiden Kinder reichen, die
sie jetzt noch vor sich hatte.
„Tayuya-chan! Bleib ruhig! Du schaffst das! Außerdem wird Orochimaru-sama
bald zurück sein.“, sagte er nun schon zum zwanzigsten Mal in der letzten
halben Stunde.
„Nein! Er kann mir auch nicht helfen.“, schrie das Mädchen. Dann bäumte
sie sich unter der nächsten Schmerzenswelle auf und verzog das Gesicht zu einer
grotesken Grimasse.
Welch verzweifelte Schreie, dachte Tsunade als sie endlich in Orochimarus
Behausung angekommen waren. Doch nichts hatte sie auf das vorbereiten können,
was sie in dem Zimmer vor fand.
Ein erschöpftes junges Mädchen lag schweißgebadet auf einem Bett, an welchem
sie mit Seilen festgebunden war. Orochimaru bemerkte ihren Blick und erwiderte
sofort: „Wir mussten sie festbinden. Sie hat sich gewehrt und wollte nicht
still liegen, sondern hat ständig um sich geschlagen und sich geweigert das zu
tun, was sie tun sollte.“
Das war nicht Orochimaru, der da zu ihr sprach, dachte sie zu sich. Nein, er
hätte es in einem ganz anderen Ton sagen müssen, arrogant, zufrieden oder
irgendetwas, aber nicht dieses Mitleid.
Als Tayuya den Hokage in der Tür entdeckte, schrie sie gequält auf: „Hilf
mir, bitte! Du musst mich töten! Die beiden verdammten Schweine fühlen sich
nicht stark genug um mich umzubringen. Bitte, tu es! Ich halte das nicht mehr
aus.“
„Nein, meine Kleine.“ Tsunade hatte endlich wieder ihre Fassung
wiedergefunden und trat vorsichtig ans Bett um sich alles genauer anzusehen.
Außerdem begann sie, die Fesseln mit einem Kunai durch zuschneiden. „Ich
werde dir helfen. Erst einmal werden wir deinen Körper genauer untersuchen und
versuchen, dir neue Kraft zu geben. Keine Sorge, ich habe so etwas schon oft
gemacht und es gab Frauen, die weit aus mehr mitmachen mussten als du.“
<“Aber es gab keine, die so jung war.“>, fügte sie in Gedanken hinzu. Das
Mädchen mochte kaum 17 sein.
Mit Tränen in den Augen beobachtete sie, wie Tsunade über ihren Körper strich
und sie eingehend untersuchte. Ihre inneren Organe und besonders Herz und Lunge
arbeiteten nur noch schwach. Ihre gesamte Muskulatur war überanstrengt und
verkrampft. Wenn sich das Mädchen nicht bald beruhigte, würde sie vielleicht
wieder ohnmächtig werden und nie wieder aufwachen.
Vorsichtig strich sie Tayuya eine Strähne aus dem Gesicht. “Du musst jetzt
ganz ruhig atmen.” Sie machte es vor, doch das Mädchen schluchzte nur
ununterbrochen. “Nun gut, dann machen wir das anders.” Sie holte eine kleine
schwarze Pille aus ihrer Tasche und gab sie ihr. “Die hier wird deinem Körper
für kurze Zeit genug Kraft geben um alles Weitere durchzustehen. Und
außerdem” sie legte ihr einen Stofffetzen zwischen die Zähne, “damit du
nicht noch mehr auf deiner Lippe herumkaust, nur um nicht zu schreien.”
Tayuya bäumte sich erneut auf und biss mit ganzer Kraft auf den Stoff. Es half.
Wenigstens ein bisschen.
“In welcher Woche ist sie eigentlich?”
“In der 31ten. Wir mussten die Geburt früher einleiten, weil es
Komplikationen gab, aufgrund derer die Kinder in den nächsten Tagen gestorben
wären.” antwortete Kabuto.
“Okay. Das heißt zwar, dass die Kinder noch nicht völlig entwickelt sind,
aber bereits gute Chancen haben.” Diese waren zwar nicht atemberaubend hoch,
aber sie musste die kleine Tayuya beruhigen.
Tsunade untersuchte den Unterleib der Rothaarigen mit wissenden Fingern. Ihr
Körper war wirklich nicht dafür gemacht, Kinder zu gebären. Das Becken war
noch viel zu unausgereift und schmal. Ihr Eingang mit viel zu unelastischer und
dünner Haut, die wahrscheinlich gleich wie Papier zerreißen würde. Das
Mädchen würde nun die Hölle durchleben, wenn sie überhaupt überlebte.
Tayuya bäumte sich wieder auf und der Kopf des Kindes schob sich langsam
zwischen ihren Schenkeln hindurch. Für eine Frühgeburt war das Kind schon
recht groß. Es kam wahrscheinlich sehr nach Orochimaru und würde das Mädchen
mit dem breiten Körperbau verletzen.
“Das machst du gut, Tayuya-chan. Nur weiter so.” So wie sie Kabutos sich
langsam erhellende Miene sah, musste das Mittel wirklich gut wirken. Aber die
Wirkung würde nicht lange anhalten, je mehr sie an Kraft brauchte und dann
waren ihre Chancen gering.
Tayuya krümmte sich. “Es tut so weh. Bitte, es soll aufhören!”
“Du hast es ja bald geschafft. Nicht mehr lange und du darfst das Kind in den
Arm nehmen.” Tsunade suchte etwas in ihrer Tasche.
“Es reicht mir schon, wenn es aus mir raus ist. Ich brauche es dann nicht auch
noch auf dem Arm!”
Orochimaru hatte sich auf den kleinen Hocker neben dem Bett gesetzt und
streichelte nur ihre in die Laken gekrallte Hand. “Das wird schon. Es tut mir
leid, dass du das alles durchmachen musst. Aber jetzt da Tsunade da ist, kann
sie dir bestimmt besser helfen als ich.”
“Ich weiß nicht, ob ich nun so viel machen kann. Kabuto, ich brauche deine
Hilfe. Das Kind kommt gleich und wird sie höchstwahrscheinlich schwer
verletzen. Ich will, dass du die Blutung stillst, während ich die Wunden
verschließe. Orochimaru, du kümmerst dich um das Kind.”
“Blut?”, fragte Tayuya benommen, doch dann ergriff sie die nächste Wehe und
sie krallte sich dieses Mal unbewusst in Orochimaru Hand. Ihre Nägel schnitten
in sein Fleisch, doch das war ihm nun gleichgültig. Gegenüber ihrem Schmerz
war das hier nur ein Streicheln.
Man hörte ein seltsames Geräusch und plötzlich roch es schon förmlich nach
Blut. Orochimaru beugte sich vor um sich alles genau anzusehen. Tayuya war
erschöpft in die Kissen gesunken. Der Stoff fiel ihr aus dem Mund. Auf der
Bettdecke lag ein kleines rosa, mit Schleim bedecktes Wesen, das stumm
strampelte. Orochimaru stand auf und nahm sich die Schere und eine Klammer.
Während Kabuto und Tsunade verzweifelt versuchten die schlimmen Verletzungen zu
heilen und dabei immer mehr Blut auf das Laken strömte, band Orochimaru die
Nabelschnur ab, wischte dem Baby den Schleim von den Atemwegen und setzte wie in
Zeitlupe die Schere an. Instinktiv wusste er in diesem Moment, was zu tun war.
Er hatte nie länger über diesen Augenblick nachgedacht, doch nun war er
einfach da.
Mit einer beherzten Bewegung trennte er das Kind von der Mutter. Ein spitzer
Schrei durchschnitt die angestaute Still im Raum und alle sahen zu Orochimaru,
der sein Kind in ein warmes Handtuch einwickelte und auf den Arm nahm. Das Kind
schrie aus ganzer Lunge, es war gesund und putzmunter. Es streckte die Ärmchen
nach oben. Wie winzig sie doch waren.
Langsam ging er wieder an das Kopfende und sah die erschöpfte aber glückliche
Tayuya. Orochimaru zeigte ihr das Kind, während Kabuto und Tsunade es
mittlerweile geschafft hatten, die Blutung zu stillen und den Körper
notdürftig zu heilen. Es wartete noch ein Kind auf die junge Frau und das
würde ebenfalls kein Zuckerschlecken werden.
Der Moment der Ruhe hielt nicht lange an, denn Tayuya musste das Kind alsbald
wieder an Orochimaru übergeben. Zum Glück hatte es in den Armen seiner Mutter
aufgehört zu weinen und ließ sich nun von seinem Vater in der kleinen, mit
warmem Wasser gefüllten Wanne baden. Nachdem er es vom Fruchtwasser befreit
hatte, sah es noch rosiger aus. Es war furchtbar klein und zerbrechlich. Füllte
kaum Orochimarus Hand, als er dem Kind die Windel anzog. Das war das erste Mal
in seinem Leben, dass er das tat und bestimmt nicht das letzte. Bevor die Windel
mit zitternden Händen verschloss, warf er noch einen letzten Blick auf das
Geschlecht des Kindes.
Es war ein Mädchen, das stand fest. Mit einer leicht blassen Haut und einem
leichten Flaum an dem Kopf, der vielleicht später einmal zu schwarzen Haaren
werden würde. Seine Schlangenaugen besaß sie nicht. Und die Pupillen waren,
wie bei allen Neugeborenen, noch graublau, aber das würde sich bestimmt bald
ändern. Dann legte er das Kind in die Wiege und ging zurück zu Tayuya. “Es
ist ein wunderschönes Mädchen.”
Tayuya starrte ihn an, als hätte sie es nicht verstanden. “Ein Mädchen
also...” Sie hatte ihn vorhin gar nicht nach dem Geschlecht gefragt. Sie war
einfach zu glücklich gewesen, dass sie es endlich geboren hatte und dass es
atmete.
Tsunade und Kabuto hatten ihr Werk nun vollständig beendet und sahen die beiden
Glücklichen an. Es war zwar noch nicht überstanden, aber Tayuya hatte neue
Kraft und neuen Mut geschöpft und bereits die Hälfte überstanden.
“Es geht weiter, Tayuya-chan.”, sagte Tsunade mit sanfter Stimme und musste
zusehen, wie das Mädchen sich erneut aufbäumte. Auch das erste Zeichen dieses
Kindes ließ sehr lange auf sich warten. Es war Vormittag gewesen, als das
Mädchen das Licht der Welt erblickt hatte. Nun neigte sich der Tag dem Ende zu
und Tayuya wurde wieder unruhig. Ihre Kraft schwand zusehends und die Pille
verlor auch an Wirkung.
“Orochimaru, du musst sie hochheben.”, befahl die Ärztin.
“Wieso das denn?”
“Wenn du sie unter den Armen greifst und sie in eine senkrechte Position
bringst, kann das Kind vielleicht schneller kommen.”
Orochimaru tat wie ihm geheißen und hob die wieder weinende Tayuya hoch. Jetzt
kniete er hinter ihr auf dem Bett. Ihr schweißnasser Körper an seinen
gepresst.
“Und jetzt spreizen wir die Schenkel noch ein wenig. Glaub mir, das wird
schneller gehen.” Tsunade schob ihre knienden Beine auseinander und tastete
wieder dazwischen.
“Das Chakra des Kindes sinkt stetig, es wird immer schwächer.”, stellte
Kabuto fest.
“Es wird sterben, ich weiß es. Ich bin zu schwach! Es tut mir so leid.”
Tayuya wand sich in Orochimarus Griff, warf den Kopf in den Nacken, aber es
brachte nichts. Schlaff ließ sich von ihm aufrecht halten.
“Das Mittel hat aufgehört zu wirken. Jetzt wird es schwierig. Eine zweite
Dosis kann ich ihr nicht geben. Wenn sie es nicht in der nächsten Viertelstunde
schafft, kann ich keinen von ihnen retten.” Sie drehte sich um. “Kabuto,
versuche alles um das Kind am Leben zu erhalten. Ich kümmere mich um
Tayuya.”
<“Irgendjemand muss den Schmerz mit ihr teilen, sonst geht sie daran zu
Grunde.“>
Sie sah zu Orochimaru und Tayuya auf. Da war eine ganz besondere Art der
energetischen Verbindung zwischen ihnen. Konnte es etwa sein, dass er...?
“Orochimaru, seit wann kannst du diesen Trick mit dem Chakra?”, fragte sie
und hatte bereits eine Idee, wie man ihn gut ausnützen konnte.
“Ähm, warum?”
“Schaffst du es, ihr deine ganze Kraft zur Verfügung zu stellen und den
Schmerz mit ihr zu teilen?”
Orochimaru sah sie verstört an. Wie sollte das denn nur funktionieren? Diese
Chakraverbindung hatte er bisher immer für andere Zwecke eingesetzt, er hatte
nicht gewusst, dass man damit auch solche Dinge anstellen konnte. “Ich kann es
versuchen.” Der Meister konzentrierte sich und spürte bereits eine starke
Schmerzenwelle durch seinen Körper rasen. Mit Mühe hielt er die Verbindung
aufrecht.
Tayuya seufzte leise auf, als sie spürte, wie ein Teil der Schmerzen ihren
Körper verließ und sie endlich wieder die Kraft fand, einmal ruhig ein- und
auszuatmen. Sie wusste zwar nicht wieso, aber das war ihr auch egal. Jetzt
konnte sie sich ganz auf ihre Arbeit hier konzentrieren und spürte bereits die
nächste Wehe.
Doch der Schrei, der durch das Zimmer schnitt, war nicht ihrer, sondern
Orochimarus. Da er einen Teil der Qualen auf sich überleitete, konnte er nun
jedes Gefühl, jede Empfindung, die Tayuya während der Geburt hatte, erfahren.
Was jedoch eher ein unerwünschter Nebeneffekt war. Egal, man bekam schließlich
nichts, ohne wieder etwas dafür zu leisten. Also biss auch er die Zähne
zusammen und stellte ihr sein gesamtes Chakra zur Verfügung.
Dankend nahm Tayuya das Geschenk an und schöpfte die dunkle Kraft aus seinem
tiefen Brunnen. Sie stöhnte auf, als das Kind eine ihrer Wunden erneut aufriss
und Blut auf die Decke tropfte. Gleich war es vorbei. Dann war ihr alles egal.
Nur noch ein bisschen.
“Noch ein Mal!” Tsunade hatte ein Handtuch geholt um das Kind sofort
auffangen zu können.
Orochimaru und Tayuya schrien im Einklang, als sich das Kind von ihrem Körper
löste. Die junge Mutter sank in Orochimarus Arme und fiel beinah mit ihm nach
hinten um.
Kabuto hatte die Nabelschnur durchtrennt und alle lachten auf, als auch dieses
Kind seinen ersten kurzen Schrei kundtat. Doch danach schrie es nicht so wie das
Mädchen. Nein, der Junge lachte glücklich und wurde sofort von Kabuto zu
Tayuya und Orochimaru getragen. “Ein Junge, und so unglaublich stark.” Er
hatte, genau wie der Meister und die anderen, Tränen in den Augen.
Orochimaru streichelte seine kleine Dienerin zärtlich und erholte sich, genau
wie sie, von den Schmerzen.
“Ich liebe di...” Tayuya wollte diesen letzten Satz noch sagen, doch sie
brachte ihn nicht zu Ende. Sanft verblassten die Farben und eine erholsame
Dunkelheit legte sich über ihren Geist. Sie sah ein Licht und ging darauf zu.