Einblicke in den Bauch einer Schwangeren
“Meinst du nicht, es wird langsam Zeit es ihr zu sagen?” Kabuto machte
gerade die Eintragungen über seine letzte – natürlich erfolgreiche –
Mission.
Orochimaru setzte das Skalpell an eine der neuen Leichen, die er für ein
Experiment präparieren musste. “Das werde ich noch nicht.” Er versenkte das
kleine Messer in die tote Haut und führte einen sauberen Schnitt den ganzen
Torso hinab. Er wusste nicht, warum ihn diese Leiche anekelte. Vielleicht lag es
daran, dass er gerade eine Frau auf dem Seziertisch hatte.
Kabuto hatte sie von seiner Mission mitgebracht und sie ihm mit einem
verschmitzten Grinsen übergeben. Er solle an ihr ein wenig seine Blutlust
stillen, bevor der Arzt sie dann für seine Jutsu im Kampf nutzte.
Die Frau mit rotbraunem Haar mochte gerade einmal zwanzig sein und ihr Körper
war wohlgeformt. Doch diese ganze Weiblichkeit widerte ihn regelrecht an. Er
wollte junges Fleisch. Nach einem kurzen Blick zwischen ihre Beine wusste er
auch, dass sie seit einiger Zeit einen guten Mann gehabt haben musste, der sich
nun sicherlich um ihren Verbleib Sorgen machte.
Orochimaru wurde neugierig, als er in ihre glasigen, braunen Augen sah. Er
teilte ihre Haut und schob ihre inneren Organe zur Seite. Blut spritzte ihm ins
Gesicht und er leckte es genüsslich ab. Es schmeckte süß, aber nicht so süß
wie Tayuyas Lebenselexier. Sie schmeckte wie süßer Wein und würde bald von
dem blumigen in einen kraftvollen, dominanten Ton umschlagen, wenn sie älter
wurde. Dann fand er, was er suchte.
“Ja, genau.”, sagte Kabuto wie nebenbei und schrieb unaufhörlich weiter,
“sie war schwanger. Sie selbst wusste es wahrscheinlich gar nicht. Traurig,
nicht wahr?”
“Ja...”, flüsterte der Meister und legte den geschwollenen Uterus frei. Mit
dem Messer öffnete er den Muskelschlauch und eine trübe Flüssigkeit quoll
hervor. “Gerade einmal vier Zentimeter groß.” seufzte er, als er den Fötus
erblickte.
“Genau, so groß wie Tayuyas Kind im Moment. Ich dachte, du würdest es
vielleicht gerne einmal sehen. Da du ja so sehr darauf bedacht bist, es ihr noch
nicht zu sagen, wollte ich dir mal ein Anschauungsobjekt vorführen, damit du
dich auch an dem Anblick laben kannst.” Er trat zu seinem Meister.
“Man kann bereits die Gliedmaßen erkennen.” Orochimaru durchtrennte die
Verbindung zur Mutter und nahm das blutige Etwas auf die Hand. “So winzig.”
“Ja, neues Leben, das schon starb bevor es auf der Welt war. Die Frau hatte
auch die zehnte Woche hinter sich.” Er hob seine grün glühende Hand über
dem kleinen Kinderkörper. “Es wäre ein Junge geworden. Keine schwerwiegenden
Einwirkungen von außen. Die Mutter hatte also ein gesundes Leben. Vielleicht
wird das ihrem Mann den Verlust ein wenig ertragbarer machen, meinst du
nicht?”
“Warum hast du mir diesen Leichnam gebracht, Kabuto? Ich weiß, dass da mehr
als nur das dahinter steckt.”
“Ich will noch einmal an dich appellieren, dass du es ihr erzählst.” Er sah
in die braunen Augen der Frau.
“In einem Monat wird sie es von allein merken. Dann darf sie mehr erfahren.”
Er strich über den geleeartigen Kopf des Fötus und sah die schwarzen Knöpfe,
die einmal Augen werden würden.
“Das ist nicht fair.”
“Du hast hier gar nichts zu sagen.” Orochimaru ging zu den vielen leeren
Glasgefäßen und füllte mit einer Hand eine Konservierungsflüssigkeit hinein.
Dann ließ er den Fötus in das Glas gleiten und verschloss es. Nach ein paar
weiteren Schritten war es im Regal verstaut, wo sich bereits viele andere
menschliche Bestandteile türmten.
Seufzend richtete er den Frauenkörper wieder her, verstaute die Organe und
nähte ihren Bauch dürftig zu. Kabuto hatte mittlerweile das Zimmer verlassen.
Orochimaru war allein. Er strich der toten Frau zärtlich eine Strähne aus dem
Gesicht. “Tja, du hattest nun einmal nicht so viel Schutz wie Tayuya.”,
flüsterte er an ihrem Ohr, aus dem ein wenig Blut lief. Orochimaru ging zum
Waschbecken und säuberte seine Hände von der klebrigen Flüssigkeit. Er hatte
gar nicht wahrgenommen, dass sich nun eine kleine Blutspur auf der Wange der
Toten befand. Kabuto würde sie später bemerken und seine Schlüsse über
Orochimarus momentane Psyche ziehen. Der Meister machte, genau wie die kleine
Dienerin, einen unaufhaltsamen Prozess durch, nach welchem sich ein Charakter
total verändern konnte. Er hoffte, dass sich Orochimaru nicht zu sehr ändern
würde.