Vor dem Spiegel
In ihrem privaten Zimmer angekommen entledigte sie sich zuerst des Bademantels
und trat vor einen Spiegel. Sie konnte sein Charka überall in ihrem Körper
spüren, doch da war noch viel mehr. Vorsichtig berührte sie sich an ihrer
Brust, genau an der Stelle, an der er sie immer gerne berührt hatte, während
sie in der Badewanne gesessen hatten. Es kribbelte so angenehm. Das konnte nicht
nur am Charka liegen. Aber sie wusste, dass es sich gut anfühlte.
Sie hatte schon oft ein paar Begriffe benutzt, die alles, was geschehen war,
umschreiben konnten, aber keines davon hatte sie auf dieses Gefühl vorbereiten
können.
Es war so atemberaubend gewesen. Seine Zunge hatte sie berührt. Sie hatte gar
nicht gewusst, dass sich dort unten etwas befand, das bei der richtigen
Berührung verdammt gut tun konnte.
Diese oft berührten Stellen fühlten sich an, als wären so voll mit Charka...
Vielleicht hatte er das ja auch absichtlich gemacht... Damit das Gefühl besser
wurde. Empfand er also etwas für sie? War die Frage „Macht oder Liebe?“
doch nicht ernst gewesen? Würde er ihr beides geben? Oh, wie schön das doch
wäre. Sie könnte in diesem Gefühl ertrinken. Langsam und qualvoll, denn nicht
anders wollte sie es.
Sie musste lächeln, als sie sich über die Brüste strich. Sie waren in den
letzten paar Monaten gut gewachsen. Obwohl sie nicht verstand wofür diese
Dinger eigentlich da waren, wollte sie ihrem Meister damit imponieren. Sie
wollte dass sie auch größer waren als bei den meisten Frauen. Genauso wie bei
ihm und dem Ding zwischen seinen Beinen.
Sie selbst wusste nicht wie unglaublich naiv ihre Denkweise war, doch für sie
war es eine neue Welt die sie nun erforschen und auskosten konnte. Zusammen mit
ihrem Meister der sie durch die verschiedenen Lektionen führte.
Er würde sie führen in der Art, in der er ihr das Kämpfen beigebracht hatte.
Sie dachte an den Moment den er später ihre „Entjungferung“ genannt hatte.
An den Blick in seinen Augen. Oh, er war so stechend gewesen. Fast noch
schlimmer als die Schmerzen, oder vielleicht sogar schlimmer als sie. Er hatte
es wirklich genossen, wie sie schmerzverzerrt aufgestöhnt hatte. Er hatte sich
an ihrer Pein ergötzt. Sie hatte gespürt, wie er sie innerlich erforscht
hatte. Das war einfach nur widerwärtig gewesen, obwohl es ein interessantes
Kribbeln hervorgerufen hatte.
Tayuya tastete sich zwischen die Beine. Sie hatte nicht gewusst, dass sich da
unten So etwas befand. Sie wusste nicht einmal genau, wofür es eigentlich
diente, aber gut tun konnte es.
Aus purem Instinkt wollte sie zu ihrem Meister laufen und ihn anbetteln ihr
dieses Gefühl noch einmal zu geben. Sie würde alles dafür tun!
„Ich kann alles mit dir tun?“, flüsterte eine Stimme in dem kleinen Raum.
Aus einer Ecke trat Orochimaru. Vollständig in seinem nachtschwarzen Kimono
gehüllt. Die goldenen Zeichen die darauf gestickt waren glitzerten im
Kerzenlicht des kleinen Zimmers. Dieses Gewand hatte sie bei ihm noch nie
gesehen, aber es zog sie irgendwie magisch an.
Aber viel wichtiger war, dass sie splitternackt vor dem Spiegel stand und er sie
wahrscheinlich schon eine Weile beobachtet hatte...
„Fürchte dich nicht, meine Liebe.“ Er trat näher an sie heran. Von hinten
legte er seine Hände auf ihre Schultern. Ihm entging nicht, wie sie kurz
zusammenzuckte und eine leichte Gänsehaut bekam. Dennoch sah er unbeirrt durch
den Spiegel hindurch in ihre weit aufgerissenen Augen.
Dieses Mädchen erstaunte ihn immer mehr. Erst war sie durcheinander, dann
regelrecht neugierig, wenn man das überhaupt noch so nennen konnte. Und jetzt
hatte sie wieder Angst. Was für eine merkwürdige Mischung aus Gefühlen sie
doch durchlebte. Er hatte sie nun schon bereits so weit unter Kontrolle, dass er
ihre Gedanken hören konnte.
Es hatte also gefallen. Gut. Das war der erste Schritt. Er würde in den
nächsten zwei Tagen noch viel weiter gehen, aber fürs Erste musste er sie
ablenken.
„Spiel auf der Flöte!“ Befahl er streng.
„Äh ... Was?“ Verwirrt starrte sie auf den Tisch an der Wand direkt neben
ihr, auf dem ihre kleine Querflöte lag.
Wusste sie dass seine Worte zweideutig gewesen waren? Er hatte sie extra so
gewählt. Er wollte sehen wie weit sie war. Sie hatte ja bereits ein enormes
Wissen über Schimpfwörter aller Art, doch ihr schienen all diese Ding nie
wirklich etwas „bedeutet“ zu haben. Sie verstand die Anspielung also nicht.
Aber das war auch nicht schlimm. Er würde es ihr zeigen – später.
„Spiel ein Lied für mich.“ Er griff nach dem metallischen Gegenstand und
hielt ihn ihr vor das Gesicht.
Noch immer sehr durcheinander nahm sie ihm das Ding ab und setzte an. Hatte er
denn nun völlig den Verstand verloren? Jetzt sollte sie nackt vor einem Spiegel
für ihn auf der Flöte spielen. Sie wusste zwar dass ihr Meister manchmal ein
bisschen von der Rolle war, aber DAS...
„Eine leidenschaftliche Melodie, wenn es möglich ist. Mit der gewissen
Schärfe. Du weißt schon.“ Flüsterte er ihr ins Ohr und verbarg sein Grinsen
in ihren Haaren.
Jetzt war er vollkommen übergeschnappt! Wollte er jetzt ein Lied oder ein
Kochrezept? Das hörte sich überhaupt nicht nach ihrem Herrn und Meister an,
dass ihr schon ganz angst und bange wurde.
Egal. Sie musste nun spielen, sonst würde sie ihn enttäuschen. Tayuya setzte
erneut an und spielte die ersten vier Achtel. Gespannt wartete sie auf einen
Ausdruck in Orochimaru-samas farblosem Gesicht. Und da war es! Ein kleines
Lächeln der Zufriedenheit!
„Gut so, Tayuya-chan.“ Er strich ihren Rücken hinab und legte seine Arme um
ihren Bauch. Dann lauschte er gespannt auf die Melodie, die sie mit so viel
Geschick spielte.
Beide wussten nicht wie lange sie so vor dem Spiegel standen. Minuten, Stunden?
Was machte das schon? Es tat einfach nur gut einen warmen Körper zu spüren,
der einen festhielt und beschützte.
Als die Musik in nach den letzten langgezogenen Tönen schließlich verklang,
ließ Orochimaru seine junge Dienerin los und musterte ihr Spiegelbild. „Du
bist total erschöpft,“ stellte er mit einer gewissen Genugtuung fest, „du
solltest dich schlafen legen.“
Da war wieder dieser gehetzte Ausdruck in ihren Augen, doch die Müdigkeit
siegte. Ist es ihr aufgefallen dass er sie mit einem leichten Schlafjutsu
beglegt hatte? Wahrscheinlich nicht. Jetzt sollte sie sich zuerst einmal
ausruhen und neue Kräfte sammeln. Schließlich hatte er sehr viel mit ihr vor.
Außerdem wollte er sich selbst noch ein wenig Ruhe gönnen, bevor er den
stundenlangen Marathon begann.
„Du hast recht, Meister.“ Sie gähnte leicht und drehte sich dann zu ihm
um.
Langsam führte er sie in Richtung des Bettes und schlug die Decke zurück.
Vorsichtig half er ihr unter das Laken.
„Erst schockst du mich, dann bringst du mich fast zum Lachen und jetzt bist du
ganz fürsorglich... Orochimaru-sama... Ich versteh...“ Doch da war sie
bereits eingeschlafen. Er konnte sich gut denken, was sie hatte sagen wollen,
auch ohne ihre Gedanken zu lesen.
Schnell sorgte er dafür, dass sie einen guten Traum haben würde und zog sich
in seine eigenen Gemächer zurück.