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Gefühle

von

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Sanfter Wind umstreichelt mein Gesicht, verfängt sich in meinem langen Haar und ich genieße diese laue Brise, die meine Wehmut unterstreicht. Meine Augen sind in die Ferne gerichtet wo sie die Sonne am Horizont verschwinden sehen. Es ist wunderschön, wie sich das rötliche Licht auf der Oberfläche des Meeres reflektiert, wie es von den weichen Wellen transportiert wird. Hier in diesem Augenblick fühle ich mich so seltsam, so verloren und doch irgendwie geborgen. Mir ist es gleich, dass der Wind mit jedem Hauch kühler wird, dass die Nacht ihre Fänge weiter ausstreckt und dass die Welt um mich herum stiller wird. Badegäste verlassen den Strand, der vor meinem Hotelzimmer liegt. Mütter sammeln ihre Kinder ein, verliebte Pärchen gehen lachend Arm in Arm zum Hotel zurück und hektische Angestellte räumen Schirme, Tische und andere Dinge ein. Für heute Abend sind noch Gewitter gemeldet, jedoch ist der nächtliche Himmel noch immer wolkenfrei. Unwillkürlich frage ich mich, ob sich der Wetterbericht nicht doch geirrt hat, aber dann fällt mir ein, dass es in diesen tropischen Gefilden leicht zu einem Wetterumschwung kommt.
 

Die Tür zu meinem Hotelzimmer geht auf, aber ich bleibe unbeweglich auf dem Balkon stehen. Es ist nicht notwendig, dass ich mich umdrehe, denn ich weiß ohnehin anhand der Geräusche, dass es nur mein Bruder sein kann. Wir haben Urlaub. Fern von Europa und unseren Fans, sind wir hier gestrandet. Dieses Mal nicht auf einer Insel für uns alleine, aber ich vermisse diese isolierende Ruhe unseres letzten Urlaubes auch nicht, denn selbst hier in diesem Urlaubsparadies finde ich noch Abgeschiedenheit für mich, sobald ich sie benötige. Eben in Momenten wie diesem, wenn meine Sehnsucht nach etwas, das ich nicht deuten möchte, mich fast innerlich zerreißt.
 

„Was machst du da?“, fragt mich Tom, als er zu mir nach draußen kommt.

„Nichts“, antworte ich ihm und registriere, wie er sich neben mich stellt. Der Duft seines Körpers, eine Mischung aus Deo, Sonne und Schweiß, wird vom Wind zu mir getragen. Tom riecht gut. Hat er schon immer getan und ich könnte Stunden damit verbringen neben ihm zu stehen und ihn nur zu riechen. Den Duft in mich aufzunehmen und die damit verbundenen schönen Erinnerungen erwecken. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen und zum ersten Mal seit ich hier auf den Balkon gekommen bin, bemerke ich wie schwer mein Herz tatsächlich ist. Wie gerne würde ich jetzt wieder alleine sein, um dem Schmerz seinen freien Willen zu lassen.

„Ist alles okay bei dir?“
 

Überrascht sehe ich zu meinem Bruder hinüber. Mir war nicht aufgefallen, dass er seinen Blick vom Meer abgewandt und nun mich angesehen hatte. Sein Gesicht ist leicht gerötet von der Sonne des vergangen Tages und ich kann einige Sommersprossen entdecken, die sein Wangen zieren. Wenn ich es ihm sagen würde, könnte ich ihn damit bestimmt ärgern, doch mir ist nicht danach, stattdessen überlege ich mir was ich ihm antworten könnte.

„Bill?“

„Ich…“, seufze ich tief, „Ich weiß auch nicht.“ Widerstrebend löse ich mein Augenmerk von Tom und richte ihn wieder auf den Ozean, doch plötzlich übt er nicht mehr die gleiche Faszination aus wie zuvor. Die Sonne ist nun vollständig untergegangen und das Gewässer sieht so dunkel, so unheimlich aus. Ein Delphin springt in der Ferne seinen letzten Sprung an diesem Tag und während das Wasser noch eine Welle spritzt, ist von der grazilen Gestalt des Tieres nichts mehr zu sehen. Es ist, als ob selbst der Delphin weiß, dass es Zeit ist zu gehen.
 

„Lass uns reingehen, Bill“, meint Tom und ich folge ihm, aber kurz bevor er seinen zweiten Fuß ins Hotelzimmer stellt, halte ich ihn auf, indem ich meine Hand auf seine Schulter lege. Fragend sieht er mich an und ich kann nicht anders, als sein hübsches Gesicht, das meinem so ähnlich ist, zu betrachten. Die Muttermale, die sich auf seiner zarten Haut abbilden, das Piercing, das seine vollen Lippen ziert.

„Glaubst du an die Liebe?“, möchte ich von ihm wissen und weiß, dass meine Frage dämlich war. Schon oft haben Tom und ich über dieses Thema gesprochen und wenngleich wir Zwillinge sind, in diesem Punkt werden wir nie zu einer Einigung gelangen. Unsere Ansichten diesbezüglich sind einfach zu verschieden.

„Was?“, fragt er deshalb irritiert.

„Ach nichts, ist schon gut“, spiele ich die Frage hinunter und dränge mich an ihm vorbei, aber dieses Mal ist es seine Hand um mein Handgelenk die mich hält.

„Bill, du bist so merkwürdig. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“

„Klar“, sage ich und selbst ich bemerke, wie wacklig meine Stimme klingt. Eben wie bei jemandem, der lügt, wobei es nicht einmal eine wirkliche Lüge ist, denn bis auf meine aktuelle Stimmung und der Tatsache, dass ich dabei bin diese merkwürdigen Gefühle zu unterdrücken, die mich schon seit einiger Zeit quälen, geht es mir tatsächlich gut.

„Magst du nicht mit mir reden? Mama und Gordon sind noch unten in der Hotelbar und wir sind ungestört.“
 

Ich schlucke sacht. Gott, wenn er nur wüsste, wie sehr mich diese Worte von ihm verlocken. Er hat ja keine Ahnung davon, was es für mich ausmacht, zu wissen mit ihm ganz alleine zu sein. Zumindest bis Mama und Gordon wieder kommen, denn nicht nur, dass wir die beiden mitgenommen haben, nein wir teilen uns auch die recht geräumige Suite. Unter Urlaub hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt, als mit zwei Erwachsenen auf engstem Raum zu sein, doch als wir diesen Trip geplant hatten, da war mir nicht bewusst, wie sehr ich mich in den Wochen und Monaten unserer Karriere verändert habe. Früher war es mir egal, wie oft und eng Mama und Gordon mit uns unterwegs waren, aber jetzt… Vielleicht gehört das zum älter werden einfach dazu. Die natürliche Abnabelung hat begonnen.
 

Da ich Tom noch immer nicht geantwortet habe, entschließt er sich für mich zu antworten, indem er mich einfach durch den Wohnraum der Suite und zu einem von zwei Schlafzimmern, nämlich unserem zieht. Tom knipst das Licht an und eine Motte flattert auf, nur um sich dann in einen langen Kampf mit der Glühbirne zu stürzen, der für sie nur tödlich enden kann. Einen Herzschlag lang fühle ich mich mit der Motte verbunden, denn so wie die Motte sich an der heißen Birne verbrennen wird, so verbrennen mich meine Gefühle für Tom.

Tom lässt sich schwer auf sein Bett fallen und streckt die Beine aus, währenddessen stehe ich noch unschlüssig im Raum. Eigentlich möchte ich nicht mit ihm reden, aber ich fürchte es ist jetzt der richtige Zeitpunkt um ihm endlich dieses Geständnis zu machen.

„Setz dich“, fordert er mich auf und tatsächlich lasse ich mich zögernd neben ihm nieder, wenn gleich ich bloß auf der Bettkante sitze. Das Muster im weißen Bettbezug ist mit einem Mal sehr interessant für mich und ich fahre es mit meinen Fingernägeln nach, die im Moment nicht manikürt sind, sondern einfach naturbelassen.
 

Toms Blick ruht auf mir. Wie ein stiller Beobachter sieht er mir zu, bei meinem nervösen Spiel. Es vergehen einige Minuten in absoluter Stille, von dem leichten Kratzen meiner Finger auf dem festen Baumwollstoff abgesehen, dann zerreißt der erschreckte Ruf eines anscheinend nachtaktiven Vogels die Ruhe. Ich zucke unter diesem markerschütternden Schrei zusammen, genau wie Tom.

„Scheiße, was war das?“

„Weiß nicht“, murmle ich leise. Der Vogel interessiert mich im Augenblick gar nicht. Meine Antwort muss Toms Aufmerksamkeit wieder vollständig auf mich gelenkt haben, denn er rutscht nun zu mir rüber, legt seinen Kopf auf meine Schulter und seine Hand hält meine davon ab, weiterhin Muster auf das Bett zu malen.

„Sag’s mir, Bill“, raunt er mir ins Ohr und ich erschaudere. Sein Atem so warm und zart an meinem empfindsamen Ohr erwecken in mir ein Kribbeln, ein Prickeln, das mich leicht erregt.

„Hast du“, frage ich ihn, „dich jemals in jemanden verliebt? So richtig verliebt?“

„Nein, du?“

Ich nicke und kaue unsicher auf meiner Unterlippe, während ich mir gerade noch unterdrücken kann mit meinem Zungenpiercing zu spielen, denn Tom mag es gar nicht, wenn ich es zwischen die Zähne nehme und damit klackere. Er hat wohl mehr Angst um meine Zähne als ich.

„Das ist doch gut!“, ruft er aus und strahlt mich übers ganze Gesicht an, aber dann bemerkt er meinen Gesichtsausdruck. „Nicht gut?“

Ich schüttle den Kopf. „Es ist kompliziert“, sage ich.

„Warum? Ist sie ein Fan? Kenn ich sie?“

„Nein, kein Fan.“

„Und wer dann?“

Es kostest viel Mut diese Worte auszusprechen. „Kein Mädchen.“

„Kein…“, er stockt, denn er begreift welche Auswirkung diese Worte haben und ich spüre wie er sich verspannt. Ob er sich jetzt vor mir ekelt? Auch wenn Tom nicht homophob ist, so sind Männer, die Sex miteinander haben, für ihn doch ein Tabuthema. Er möchte es sich einfach nicht vorstellen, wie Mann mit Mann Sex hat, wobei er kein Problem damit hat, wenn es Frauen tun. Ich für meinen Teil denke bis auf den Punkt mit den Frauen ähnlich, aber diese Gefühle, die Tom in mir erweckt, sagen mir etwas anderes. Zumindest im Hinblick auf Tom. Gerne würde ich ihn berühren, ihn küssen und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe, aber Tom ist mein Bruder, mein Zwilling und ich kann nicht mit diesen Gefühlen umgehen.
 

„Bist du schwul?“, mag er nun wissen.

„Nein.“

„Aber du…“ Es ist mir wirklich gelungen ihn zu verwirren und der Anblick ist entzückend.

„Es ist nur dieser eine.“

„Schläfst du mit ihm?“

Erneut schüttle ich den Kopf. „Hab doch mal gesagt, dass ich nie mit einem Mann schlafen werde, erinnerst du dich?“

„Wenn du ihn aber liebst?“

„Aber er liebt mich nicht, zumindest nicht so.“

„Wie liebt er dich dann?“

Ich sehe Tom jetzt direkt in die Augen. Sie sind so schön, viel schöner als meine, denn Toms Augen sind ausdruckstärker, intensiver.

„Wie einen Bruder“, gebe ich ihm Auskunft und senke meinen Blick nicht. Ich kann auch nicht, denn wir halten uns gegenseitig mit Blicken fest. Braun in Braun und Gleich in Gleich, doch so versteht er meine Aussage nur zu deutlich.

„Ich…“, krächzt er und seine Augen weiten sich vor Überraschung. Es fällt mir plötzlich leicht meinen Blick abzuwenden, denn ich möchte nicht sehen, wie aus der Überraschung Ekel wird.
 

Meine Wangen glühen und mein Herz schlägt heftig. Viel zu heftig. An meinem Handgelenkt und an meiner Halsschlagader pocht der Puls unangenehm fest und dann kommt Bewegung in mich. Ich denke es ist an der Zeit meinen Bruder für eine Weile alleine zu lassen und ich stehe auf. Die Motte verbrennt sich ein letztes Mal an der Glühbirne und gleitet tot vor mir auf den Boden. Gestorben, so fühle ich mich auch gerade. Ein Liebesgeständnis sollte immer eine schöne Angelegenheit sein, aber nicht, wenn man sich in seinen Bruder verliebt hat, wenn einen die Schuldgefühle zu zerfressen drohen. Es ist nicht recht, egal ob es ein Gesetz dagegen gibt oder nicht. Rasch verlasse ich das Zimmer, gehe durch das dunkle Wohnzimmer und wundere mich, weshalb Mama und Gordon noch nicht zurück sind, doch ein Blick auf die Uhr verrät, dass es erst kurz nach 23 Uhr ist. Wann ist die Zeit stehen geblieben? War es, als ich alleine bei Tom war, oder schon davor auf dem Balkon? Beinahe hätte ich aufgelacht, denn es spielt keinerlei Rolle und der Gedanke wirkt auf mich lächerlich, aber ich lache nicht und nehme lieber meinen Hotelschlüssel in die Hand, der in einem Schälchen neben der Tür liegt.
 

An etlichen Gästen die sich ins Hotel zurückgezogen haben und emsigen Angestellten schleiche ich mich vorbei zum Strand. Keiner hat mich beachtet. Wer interessiert sich schon für den 17-Jährigen Jungen mit den dunklen Haaren, der sich auf und davon macht, wenn im Hotel ein Animateur gerade sein Programm macht. Als ich draußen bin, stelle ich fest, dass die ersten Gewitterwolken bereits aufgezogen sind und der Wind inzwischen deutlich kühler geworden ist. Mich stört es allerdings nicht, denn für meine erhitzte Haut ist das lediglich eine Linderung.
 

Der Strand ist einsam und leer. Von den Spuren des Tages und der vielen Menschen ist nicht mehr viel zu sehen. Der Wind hat ihre Fußabdrücke im Sand schon fast verweht und Müll und Dreck waren von einer strandeigenen Räumungskolonne bereits entfernt. Nur ein einsames Handtuch liegt noch herum, das vom Wind Stück für Stück weiter weg geweht wird. Ich gehe einige Meter und lasse meinen Gedanken ihren Lauf, aber irgendwie stehen sie seltsam still. Eigentlich dachte ich, es müsste in meinem Kopf nur so rasen, aber das macht es nicht. Wenn ich später ins Hotel zurück gehe ahne ich jetzt schon, dass es mir ein paar Tage schwer fallen wird Tom in die Augen zu sehen, aber ich werde es überwinden, so wie ich bisher alles überwunden habe, denn ich bin ein Kämpfertyp, auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe.
 

Eine Muschel wird direkt vor meine Füße gespült und erst jetzt merke ich, dass ich gar keine Schuhe angezogen habe. Vielleicht bin ich doch ein bisschen verwirrter, als ich mir eingestehen wollte. Ich hebe die Muschel auf und sehe sie mir genau an, mit ihren Wellen und ihren glänzenden Farben. Sie ist nicht groß, aber umso schöner und bevor ich darüber nachdenke, stecke ich sie mir in die Hosentasche als eine Art Trophäe. Der Himmel über mir wird zusehends dunkler und das wenige Licht von den Hotels reicht fast nicht mehr aus, um mir meinen Weg zu beleuchten, sodass ich mich entschließe mich hinzusetzen. Der Sand unter meinem Po ist erstaunlicherweise noch ziemlich warm und auch das Wasser, welches meine Füße neckisch umspült trägt noch Wärme in sich. Alles ist so friedlich und ich fühle mich wieder eingetaucht in diese tiefe Welt meiner Melancholie.
 

Ob Tom nun schon eine Idee hat, wie er auf mein Geständnis reagiert? Sicher wird er es Andy erzählen oder Georg. Irgendjemandem der ihm mit Rat und Tat beiseite steht. Hätte ich es noch jemand anderem erzählen sollen? Nein, eigentlich nicht, denn solche Gefühle sind keine die man groß herumerzählt. Es gibt nichts Gutes dran, sich in einen engen Verwandten zu verlieben. Diese Inzestgeschichten über Tom und mich, von denen ich schon gehört habe, sind Phantasiegebilde. Nichts, das in der Realität funktioniert und nichts, das auch nur im Ansatz beschreiben kann, wie ich mich gerade fühle. Welchen Schmerz und welche Schuld das in mir auslöst. Ob irgendeine dieser Autorinnen auch nur im Ansatz eine Ahnung davon hat, wie krank und pervers ich mich deshalb fühle?
 

Wenn ich könnte, ich würde mein Herz aus der Brust reißen und in die immer heftiger werdenden Wellen werfen. Wenn es irgendetwas bringen würde, dass diese Gefühle aufhören und nicht mit jedem Tag, den Tom bei mir ist, immer stärker werden, ich würde es machen - bedenkenlos, selbst wenn von mir nicht mehr als eine leere Hülle übrig bliebe. Zu schwer sind die Konsequenzen meiner Gefühle, meines Handelns, sollte ich jemals gegenüber Tom die Beherrschung verlieren und mir zumindest den einen Kuss stehlen, nachdem es mich so sehr verzerrt.
 

Ich seufze auf.
 

Was soll ich nur tun damit es aufhört? Was? Die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Groß, schwer und kalt sind sie wie die Tränen, die ich nicht weinen kann. Ich lasse nicht zu, dass ich diesen Schmerz aus mir rauslasse, denn nur er kann mich erinnern, wenn Tom mir wieder zu nahe kommt, wenn ich mir sehnlich wünsche, dass er nicht mein Bruder, sondern einfach nur ein Freund wäre. Der Regen wird stärker und da ich mich doch ein gutes Stück vom Hotel entfernt habe, sollte ich besser gehen, aber es fällt mir schwer, denn im Hotel erwartet mich nur diese Enge, die ich jetzt nicht spüre. Dann höre ich sie. Leise Schritte nähern sich mir und neben meiner Hand im Sand sind wenige Sekunden später nackte Füße. Füße, die fast identisch sind mit meinen.
 

„Komm mit, sonst erkältest du dich noch“, sagt Tom und ich schaue hoch in sein Gesicht.

„Warum hast du mich gesucht?“

Tom seufzt auf und statt mich ins Hotel zu bringen, lässt er sich neben mir im Sand nieder.

„Du bist vorhin einfach weggegangen, ich hatte gar keine Chance etwas dazu zu sagen.“

„Ich hatte Angst vor deiner Antwort.“ Weshalb ging es jetzt so einfach? Was hatte sich in den letzten Minuten geändert, dass ich Tom gegenüber nun so offen war?

„Wie dumm von dir.“

„Hey!“, entfährt es mir.

„Stimmt doch“, grinst er mich unverschämt an und ich bekomme das kindische Bedürfnis zu schmollen. Aber es tut auch gut, dass er mich nicht anders behandelt als zuvor.

„Es ehrt mich irgendwie, dass du so für mich fühlst“, sagt Tom ganz behutsam, „aber du hast Recht, ich kann deine Gefühle nicht erwidern, ich liebe dich wirklich nur wie einen Bruder.“

„Ich weiß“, meine ich. „Ich erwarte auch gar nicht, dass du sie erwiderst, ich… Ich wollte sie dir nur gesagt haben, weil… Damit du weißt, weshalb ich mich vielleicht in nächster Zeit von dir fernhalten werde.“

„Hm“, nickt er, „Verstehe.“
 

Der Regen schwillt zu seinem persönlichen Hoch an. Er ist nun so heftig, dass Tom und ich binnen Sekunden total durchweicht sind und wir fluchtartig zum nächsten Unterstand rennen und das ist eine kleine, geschlossene Strandbar mit einem Vorbau der mit Palmenblättern abgedeckt ist. Wir stehen eine Weile darunter und als am Horizont die ersten Blitze aufleuchten, zucke ich zusammen und schiebe mich näher an Tom heran, denn ich mag Gewitter nicht sonderlich, obwohl sie faszinierend sind.

„Wir sollten zum Hotel zurück“, meint Tom.

„Sollten wir“, schließe ich mich seiner Meinung an.

„Wie schnell kannst du rennen?“

„Ist doch egal, nass sind wir eh beide schon.“

„Da hast du wohl recht“, grinst er breit. Ich möchte gerade schon los, da hält er mich am Arm zurück. „Wenn… Ich meine, zwischen uns wird doch wieder alles normal werden, wenn deine Gefühle sich abgekühlt haben, oder?“
 

Was soll ich dazu sagen? Manchmal ist Tom einfach nur erschreckend naiv, auch wenn er immer einen auf ganz Großen macht. Selbst wenn es mir gelingt meine Gefühle für ihn zu unterdrücken, sie werden niemals abkühlen und sie werden niemals verblassen. Eventuell werden sie sich verändern, aber ich werde Tom immer lieben. Mehr als ich es dürfte und sollte. Aber gerade weil ich ihn so sehr liebe, werde ich die Lüge, die gleich meine Lippen verlassen wird, als eine Art Geschenk an ihn sehen. Als den größten Liebesbeweis den ich ihm machen könnte.

„Ja“, sage ich, „Ja, das wird es“, sage ich nochmals mit Nachdruck und Tom scheint zufrieden zu sein. Sein Gesicht wirkt um so vieles erleichtert, dass ich weiß, dass meine Lüge ihr Ziel erreicht hat und das wiederum erleichtert auch mein Herz ein wenig, und dann packe ich Tom bei der Hand und ziehe ihn lachend wieder in den Regen und gemeinsam rennen wir zurück zum Hotel, in die Realität, auf die ich so gerne verzichtet hätte.
 


 

ENDE
 

Okay, dass war mein neuer Oneshot. Ich hoffe er hat euch gefallen. Bei Kritik und Lob dürft ihr mir ein Kommi hinterlassen. ;-) Liebe Grüße eure Silver



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-17T13:24:54+00:00 17.12.2008 14:24
Hey
WOW... ich finde keine Worte, einfach perfekt !!! Du hast Bill's gefühle so schön und real beschrieben, einfach wunderbar..
Mach mich jetzt mal an deine anderen FFs :-D
Liebe Grüsse TWT
Von:  BlackMoonlight
2007-12-30T13:58:19+00:00 30.12.2007 14:58
ich finde du hast die gefühle von Bill echt gut rüber gebracht so das man sie verstehen konnte . der one-shot ist einfach atemberaubend hoffe du schreibst noch mehr solcher geschichten .
bye Shikona
Von:  Gedankenchaotin
2007-10-10T21:36:08+00:00 10.10.2007 23:36
Hai, ich schliess mich den anderen beiden an, die Story ist wirklich klasse, und du hast Bill's Gefühle verdammt gut rüber gebracht..

Mata ne
Aki
Von: abgemeldet
2007-10-06T15:04:55+00:00 06.10.2007 17:04
Hey Silver...
hab vorhin gerade eine andere FF von dir gelesen und da dachte ich nur:WOW und jetzt denke ich WOW WOW xDDD
atemberaubend!!! Und traurig... manchmal ist Tom echt ein Trottel^^
naja... schade dass du nicht mehr hier bei animexx schreiben willst...
*sfz*
Saju
Von:  AkiraSuzuki
2007-09-12T11:39:27+00:00 12.09.2007 13:39
ich will ganz erlich sein erst wolte ich sie ja nicht lesen aus welchen grund auch immer.
ich habe mich den doch dazu etschlossen sie zu lesen und wen ich erlich bin bereue ich es nicht.
ich muss sogar zugeben das ich sie mit großer interesse gelesen habe.
ein großenb kompliment an dich die ff ist atemberaubent klasse^^
ok ich weiß der größte teil den ich geschrieben habe ist gülle aber naja so bin ich halt also bitte dich böse sein
ok jetzt fähjlt mir nix mehr ein
cucu
Yamiko5


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