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I hope you can change me, little girl

Das Leben von Seto Kaiba (Trustshipping)
von

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a stupid lie

Eine Woche nach Weinachten. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen drastisch gestiegen und so hatte sich der Schnee in Regen verwandelt, welcher erbarmungslos auf die Leute hernieder prasselte.

Duzende in Schwarz gekleidete Menschen standen weinend, schluchzend und schniefend an einem Grab. Der Sarg wurde gerade nach unten gelassen, ganz langsam und gemächlich.
 

Seto war es, als würde man ihn damit quälen wollen. Jedes kleine Stück, das der Sarg tiefer ging, war wie ein Messerstich direkt in seine Brust. Doch er stand da wie ein stolzer Krieger. Sein Gesicht war zu einer emotionslosen Miene versteift. Eiskalt blickte er auf das Grab.

Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, um sie am Zittern zu hindern. Nichts an seinem Äußeren – außer dem schwarzen Anzug – deutete darauf hin, dass er trauerte. Nicht einmal seinen Tränen gestatte er, sich zu zeigen. Nein, niemand durfte ihn weinen sehen. Er hatte seit seiner Kindheit nicht mehr geweint und er würde jetzt nicht wieder damit beginnen.
 

Roland stand direkt neben ihm. Unter seiner Sonnenbrille kullerten kleine Tränen hervor. Doch er konnte sich nicht wirklich auf die Beerdigung und seine Trauer konzentrieren. Denn er musste immer und immer wieder ein Auge auf die Bodyguards werfen, die verzweifelt versuchten, die aufdringliche Presse zurück zu halten, welche zwar stumm war im Moment, aber Videos und Fotos machten. ‚Abartig’ war das Einzige, was ihm dazu einfiel.

Konnte man sie nicht einmal hier in Frieden lassen? Reichten nicht schon all die vielen Fotos von dem Tatort mit den Leichen? Reichten nicht schon die 5000 verschiedenen Versionen, wie es überhaupt zu diesem Unglück gekommen war, die im Fernsehen ausgestrahlt wurden? Roland konnte und wollte die Presse nicht verstehen.
 

Yugi und Tea standen zu Kaibas Linken. Teas Gesicht war von einem Schwall Tränen überflutet worden und sie brachte nichts anderes hervor als ein andauerndes Schluchzen und Schniefen.

Yugi war betroffen. Er hielt Tea im Arm und bewunderte nebenbei Kaibas Standhaftigkeit. Er wusste, dass die kühle Maske nur gespielt war, aber er wusste nicht, wie Kaiba das schaffte, er wäre wahrscheinlich schon längst in Tränen zusammengebrochen an seiner Stelle.
 

Maja und Sven standen hinter Seto. Maja war in Svens Arme Gesunken und weinte bittere Tränen über den Verlust, den sie gemacht hatte. Ihre Hände waren in Svens Anzug verkrampft und sie nahm kaum noch etwas war außer dem Regen, der sie mittlerweile durchweicht hatte.

Svens Augen waren starr auf Seto gerichtet. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah. Seto stand stocksteif da und zitterte nicht einmal. Er wusste nicht, ob er ihn dafür bewundern oder verurteilen sollte. Wie konnte er in so einer Situation nur so ruhig und emotionslos wirken? Hatte der Mann denn wirklich gar keine Gefühle?
 

Der Sarg kam mit einem dumpfen Aufprall auf dem feuchten Boden an und Seto zuckte kurz – kaum merklich – zusammen. Doch sofort fing er sich wieder. Er sah noch einen Moment zu, wie die Menschen zu dem Loch gingen, um Blumen und Erde hinein zu werfen. Als hinter ihm eine Schneise frei war, machte er sich auf den Weg zu der Limousine, mit welcher er und Maja gekommen waren.

Er hatte genug gesehen und gehört, alles was er wollte, war nach Hause zu fahren, um sich dort in seinem Büro einsperren zu können. Leider musste er erst an der Presse vorbei, um zur Limousine zu kommen.
 

„Seto Kaiba, warum bleiben Sie nicht bis die Beerdigung vorbei ist?“

„Herr Kaiba, werden Sie auch zur Beerdigung von Amy Jagamy kommen?“

„Mr. Kaiba, ist es wahr, dass Amy Jagamy ein Kind von Ihrem Bruder erwartet hat?“

„Herr Kaiba, warum ist Ihre Frau nicht hier?“
 

Einige der Bodyguards schirmten Seto weitgehend von den Presseleuten ab, bis er in die Limousine eingestiegen war. Von dort aus beobachtete er durch die verdunkelten Scheiben hindurch, wie die Leute langsam das Grab verließen und in ihre Autos stürmten. Einige hielten noch kurz inne und plauderten mit den Leuten von der Presse.

Irgendwann stiegen auch endlich Maja und Roland ein – welcher der Fahrer war. Es war eine ganze Weile still im Auto. Gelegentlich hörte man Roland leise seufzen und auch Maja kullerten noch immer einige Tränen über die Wangen. Irgendwann startete Roland schließlich den Wagen und endlich verließen sie diesen grauenvollen Friedhof.
 

Es war erste Mal überhaupt, dass Seto hier gewesen war. Auf dem Friedhof von Domino. Sein Vater war hier ebenfalls beerdigt worden, aber er hatte sein Grab nie besucht. Er hatte die Vergangenheit vergessen wollen und war dem Domino Friedhof und dem Grab seines Vaters somit fern geblieben. Außerdem hatte er Friedhöfe noch nie leiden können.

Dennoch ließ er seinen Blick noch einmal über den Ort schweifen. Fast alle Gäste, die hier gewesen waren, würden jetzt noch zu der Trauerfeier kommen, die bei ihm Zuhause stattfand, doch er selbst würde nicht daran teilnehmen. Die Limousine würde noch einen Abstecher zur Kaiba Corporation machen, wo er aussteigen und sich in seinem Büro verschanzen würde. Es war auf der Feier für alles gesorgt und so war er der Meinung, dass seine Anwesenheit nicht gebraucht wurde.
 

„Warum hast du nichts ins Grab geworfen?“, fragte Maja plötzlich vorwurfsvoll.

Seto schwieg, es gab nichts, was er diesem Grab beizutragen hatte und er hielt nichts davon, Erde und Blumen auf den Sarg zu schmeißen, das war für die meisten – nicht für ihn – ein Symbol dafür das sie Abschied genommen hatten und den Toten gehen lassen würden. Mal davon abgesehen, dass dieses tun für Seto bedeutungslos war, hatte er auch nicht wirklich vor, Abschied zu nehmen.
 

„Du hast auch nichts gesagt, kein einziges Wort. Die Leute werden über dich reden.“, stellte Maja mit ernster Miene fest.

Er zuckte die Schultern, „Und?“, es störte ihn wirklich nicht. „Glaubst du im Ernst, dass es mich im Moment interessiert, was andere denken?“, nicht zuletzt, weil es Seto auch so nie interessiert hatte.

Maja seufzte, „Die Leute werden sagen, dass du ihn nicht geliebt hast.“, stellte sie bitter fest.

Natürlich wusste sie, dass das keineswegs den Tatsachen entsprach. Aber so kam es rüber und so würde es die Presse auch drehen und Seto sollte das eigentlich wissen. Doch er war so beschäftigt damit, seine Trauer zu verbergen, dass er alles andere um sich herum verdrängte. Er schubste jeden beiseite. der ihm beistehen und Trost spenden wollte und Maja hatte das ungute Gefühl, dass das Schlimmste erst noch kommen würde.
 

Er zuckte wieder nur die Schultern. Sollten die doch denken was immer sie wollten. Außerdem spielte es jetzt doch sowieso keine Rolle mehr, wie viel er ihm bedeutet hatte, denn er war tot...
 

~*~*~
 

Mai saß an Joeys Krankenbett. Sie hatte die Zeitung aufgeschlagen, weil Joey sie gebeten hatte, ihm etwas vor zu lesen – durch seine Medikamente sah er alles verschwommen und konnte daher nicht selbst lesen. Sie blickte zögerlich auf die erste Seite, welche sie dann hastig mit den Worten „Och, hier steht nichts Wichtiges“ umblätterte.

Joey hob zweifelnd die Brauen, „Ich will es trotzdem wissen.“.

„Sicher nicht, das... sind nur... irgendwelche Affären von unbekannten Politikern.“, log sie schluckend.

Joey seufzte, „Mai, ich kann die Überschrift erkennen und da steht irgendetwas mit Kaiba.“, erklärte er.

Mai grinste gespielt, „Ach wirklich?“, sie blätterte zurück und machte eine überraschtes Gesicht, „Tatsache. Ich habe Kiba gelesen.“, sie räusperte sich, „Aber... das ist wirklich nicht wichtig, willst du nicht lieber die Sportergebnisse hören?“, der letzte Funken Hoffnung ging mit Joeys eindeutigem Kopfschütteln unter.

Erneut seufzte Mai, „Okay, aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“.
 

Zögerlich begann sie die Überschrift zu lesen, „Doppelmord vor der Kaiba-Villa.“, sie sah zögernd zu Joey auf.

„Mord? Vor der Villa? Es geht doch dem Baby gut, oder?“, fragte er besorgt und richtete sich unter starken Schmerzen etwas auf.

Mai nickte schwach, „Ja, Cleo ist in Ordnung.“.

Joey atmete erleichtert aus, „Okay, dann ließ weiter!“, forderte er dann.
 

Erneut musste Mai schlucken, ihr Mund fühlte sich auf einmal schrecklich trocken an. Sie hatten Joey nichts davon erzählt, weil er sich nicht aufregen sollte. Schon die letzten drei Berichte hatten sie gekonnt vor ihm versteckt, doch dieses Mal musste man ihm wohl von der bitteren Wahrheit berichten.
 

Ihre Hände zitterten leicht, als sie endlich fortfuhr, „Vor gut einer Woche ereignete sich vor der Kaiba-Villa ein schrecklicher Mord. Nun endlich sind alle Unklarheiten des Geschehens geklärt.“, Mai holte tief Luft, bevor sie weiter las, „Offenbar war die Bande mit Namen ‚Bad Boys’ , dessen Anführer Mokuba Kaiba war, in einen Streit geraten mit der Bande, die sich ‚Street Guys’ nennt. Diese Bande, bestehend aus jungen Männern im alter von 16 bis 20 Jahren, ist erst seit Kurzem in der Stadt und bekannt für den Gebrauch von Waffen. Offenbar hat der Bandenführer Mokuba Kaiba an jenem Abend vor der Kaiba-Villa aufgelauert. Woher er wusste, dass dieser das Haus noch einmal verlassen würde, ist allerdings nach wie vor ungeklärt. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass Mokuba Kaiba Besuch erwartete. Offenbar hat sich der junge Kaiba an jenem Abend mit seinem Bruder gestritten und wollte zusammen mit seiner schwangeren Freundin durchbrennen. Doch dazu sollte es nie kommen, denn der Anführer der ‚Street Guys’, Kevin Kondo, sprang überraschend aus dem Gebüsch und erschoss beide, noch bevor sie ihn überhaupt richtig registrieren konnten.“.
 

Joey blickte sie mit ernster Miene an, „Er erschoss sie?“.

Mai nickte nur schwach.

„Aber, es geht ihnen doch gut, oder nicht? Ich meine, sie leben und... Kaiba hat ihnen verziehen, nicht war?“, Joey erkannte in Mais Augen, dass er sich irrte.
 

Schnaufend las Mai weiter, „Die Mitglieder der Bande wurden mittlerweile gefasst und hinter Gittern gebracht. Ihnen droht jetzt eine lebenslange Haftstrafe. Für Amy kam jedoch jede Hilfe zu spät und auch Mokuba erlag kurz darauf seiner schweren Verletzung. Seine Beerdigung wird heute stattfinden. Die Familie Kaiba hat noch keine Stellung zu dem Vorfall genommen. Ihr Pressesprecher hat lediglich erklärt, dass die Familie in großer Trauer ist und nicht belästigt werden möchte.“, endete Mai schließlich. Faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf Joeys Nachtschrank.
 

Joey starrte Mai fassungslos an, „Er ist... tot?“.

Mai nickte wieder nur.

„Und Kaiba?“

„Ishizu sagt, es bricht ihm das Herz, aber er zeigt es nicht. Er stürzt sich in seine Arbeit oder sperrt sich in seinem Zimmer ein. Er will niemanden sehen und mit niemanden reden.“, antwortete Mai mit bedauernder Stimme.

Joey ließ sich seufzend zurück sinken, „Mann, da tut es einem echt Leid, all das Böse was man Kaiba immer gewünscht hat. Ich meine, hat er nicht schon genug durchgemacht?“.

Mai nickte zustimmend, „Von der eigenen Mutter verlassen. Dann starb der Vater ganz plötzlich bei einem Autounfall. Anschließend ein schreckliches Jahr im Kinderheim und darauf folgend viele Jahre unter Gozaburo Kaibas Diktatur.“, sie schüttelte bedauernd den Kopf, „Dann die Frühgeburt und die Sorge um Ishizu und Cleopatra. Der ganze Ärger mit unserem lieben Mokuba und der tot von dieser Noriko...“.

Joey verzog eine Miene, „Ob er sich jemals davon erholen wird?“.

Mai zuckte die Schultern, „Ich hoffe es.“.
 

~*~*~
 

„Ich will dich nicht dabei haben.“.

Seine Worte schallten in Ishizu Ohren, wieder und wieder und wieder. Was hatte sie falsch gemacht? Sie hatte ihm doch nur beistehen wollen. Immerhin hatte er gerade seinen geliebten kleinen Bruder verloren. Außerdem fand sie den Gedanken schrecklich, dass er da ganz alleine vor diesem Grab stehen musste, ohne dass ihm jemand Halt gab der wusste, wie sehr er wirklich unter dem Tod von Mokuba litt.

Sie konnte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als er zurückkam. Er hatte sie zu Cleo ins Kinderzimmer geschickt gehabt an jenem Abend, nachdem die Schüsse gefallen waren, er hatte gesagt sie sollte sich in Cleos Zimmer einsperren und nicht aufmachen, ehe er nicht zurück war.

Doch so lange hatte Ishizu nicht warten können, irgendwann hatte sie mit Cleo das Zimmer verlassen, da war Seto bestimmt schon eine ganze Stunde weg gewesen. Sie hatte die Sirenen gehört und das Blaulicht durch die Fenster strahlen sehen und dass Seto nicht zurück gekommen war, hatte ihr Angst gemacht.
 

Doch sein Gesichtsausdruck, als er ihr entgegen kam, zurück von der Straße an dem er die Leichen der beiden entdeckt hatte, den würde sie nie vergessen. Es war, als hätte sie eine andere Person vor sich gehabt. Sie hatte noch nie so viel Schmerz und Trauer in seinem Gesicht gesehen. Sie hatte noch nie gesehen, dass er kurz vorm Weinen war.

Doch als sie ihn in den Arm nehmen wollte, da hatte er sie von sich gestoßen, er wollte alleine sein, hatte er gesagt. Er hatte sich in irgendeinem Gästezimmer eingesperrt und war nicht wieder raus gekommen. Am nächsten Morgen war er sofort in seine Firma geflüchtet und so ging es jeden Tag weiter. Bis heute Morgen. Er war nur nach Hause gekommen, um sich um zu ziehen und als Ishizu ihm sagte, dass sie ihn begleiten würde, da hat er ihr ins Gesicht gesagt, dass er sie nicht bei der Beerdigung dabei haben wollte. Er hatte nicht gesagt warum, nur das es so war.
 

Die klassische Musik, die ganze Zeit gespielt wurde, endete plötzlich und riss Ishizu aus ihren Gedanken. Die ganze Eingangshalle war voller Trauergäste, sie alle klatschten den beiden jungen Frauen zu, die einige Stückte zum Besten gegeben hatten. Ishizu hatte die beiden irgendwo schon einmal gesehen, aber sie wusste einfach nicht mehr wo.
 

Roland trat auf die beiden zu, „Das waren Miss Michiru Kaiou und Miss Haruka Tenno an der Violine und am Klavier. Bitte noch einmal einen herzlichen Applaus!“, forderte er steif.

Seit sie von der Beerdigung gekommen waren, verschwand er dauernd ins Bad. Wahrscheinlich um sich aus zu weinen. Wenn er zurückkehrte, machte er jedoch immer ein gefasstes Gesicht, auch wenn er recht steif wirkte.

Noch einmal Applaudierten die Gäste, bevor sie sich wieder ihren bisherigen Tätigkeiten zuwandten. Ishizu erhob sich und beschloss ihrer Pflicht als Frau des Hauses nach zu kommen, bevor auch sie sich zurückzog.
 

Sie kam auf die beiden Künstler zu und reichte ihnen freundlich die Hand „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Mein Schwager hat ihre Musik sehr gemocht und das möchte schon etwas heißen, denn normalerweise steht er mehr auf Rock und Techno.“, sie erzwang sich ein Grinsen.

Michiru lächelte ihr aufheiternd entgegen, „Ich weiß, sonst hätte Ihrem Mann ja sicher nicht so viel daran gelegen, dass wir heute kommen. Wo ist er überhaupt?“.

Ishizu seufzte, „Er lässt sich entschuldigen, es geht ihm nicht so gut.“.

Haruka nickte, „Verständlich.“

Ishizu räusperte sich, „Also, bitte. Bedienen Sie sich ruhig am Buffe.“, sie deutete auf die reich gedeckte Tafel und verabschiedete sich dann mit einer kleinen Verbeugung.
 

Das war typisch für Seto, dass er sie hier alleine ließ mit all den vielen Gästen. Doch zum Glück hatte sie noch Maja und Roland, die die Sache ganz gut im Griff hatten und so konnte sie es sich leisten, sich in Cleos Zimmer zurück zu ziehen.

Sie hatte Cleo auf ihren Arm genommen und sich mit ihr zusammen auf den Schaukelstuhl gesetzt. In ihr keimten Zweifel auf. Zweifel an sich selbst, Zweifel an Seto und vor allem aber Zweifel an ihrer Ehe. Dieses Gefühl existierte schon seit einer Weile, sie hatte es nur nicht zuordnen können. Doch jetzt ist es ganz klar und deutlich.

Ishizu stellte sich vor allem eine Frage: War ihre Entscheidung damals richtig gewesen? War es gut, dass sie Setos Vorschlag zugestimmt hatte? Hätte es nicht auch noch andere Möglichkeiten gegeben als diese Heirat? Hätte sie nicht wenigstens versuchen können, nach Ägypten zurück zu kehren?

Vielleicht wäre alles viel einfacher gewesen, wenn sie zuerst mit Odion und Marik gesprochen hätte. Vielleicht hätte sie dann ganz normal in Ägypten leben können. Gut, es gab religiöse Vorschriften in ihrer Heimat, aber sie lebten ja nicht mehr im Mittelalter. Sicherlich hätte es in Ägypten eine Möglichkeit gegeben, als alleinerziehende Mutter zu überleben.
 

Sie hätte sich damit gewiss sehr viel Ärger erspart. Vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen. Immerhin wäre sie dann nie auf Noriko getroffen und so hätte es keine Frühgeburt gegeben und Noriko wäre nicht ums Leben gekommen, ja und selbst Mokuba und seine Freundin könnten jetzt noch leben, wenn sie sich damals nur anders entschieden hätte.

Natürlich gab es auch schöne Momente mit Seto. Ja, es tat ihr gut, nachts in seinen Armen einzuschlafen und manchmal Morgens darin aufzuwachen. Oder auf seinem Schoß zu sitzen, den Kopf auf seine Schulter zu legen und mit ihm gemeinsam Cleo beim schlafen zu beobachten. Außerdem war Seto ein bemerkenswerter Küsser – soweit Ishizu das beurteilen konnte - und sein Aussehen war selbstverständlich ebenso wenig zu verachten wie das viele Geld auf seinem Konto.

Doch das alles machte nicht Glücklich. Sie hatte ihm schon zweimal ihre Gefühle gestanden und sie suchte häufiger seine körperliche Nähe. Aber Seto hatte nur selten Zeit für sie und auch meistens keine Lust, sie mal in den Arm zu nehmen oder einfach so zu küssen. Auch dass er, und das bemerkte Ishizu erst jetzt, ihr noch nie gesagt hatte, was er für sie empfand, war nicht gerade fördernd für ihre Ehe.
 

Ishizu hatte im Moment irgendwie das Gefühl ihm nur im Weg zu stehen und sie würde im Moment nichts lieber tun, als sich ihr Baby zu nehmen und zu ihren Brüdern in ihre Heimat zurück zu kehren.
 

~*~*~
 

Es war weit nach Mitternacht, als Seto nach Hause zurückkehrte. Maja hatte alle Spuren der Trauerfeier bereits beseitigt und im ganzen Haus war es ruhig, doch aus der Küche kam noch Licht. Vorsichtig betrat er den Raum und entdeckte eine gähnende Ishizu.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte er tonlos und machte sich auf den Weg zu seiner geliebten Kaffeemaschine.

Ishizu sah zu ihm auf, „Ich wohne hier.“, stellte sie trocken fest.

„Oh, wirklich?“, er klang gereizt. „Geh ins Bett!“.

Ishizu schluckte, „Erst wenn du mir eine Frage beantwortet hast.“.

Er drehte sich zu ihr um, „Was?“, erkundigte er sich in einem schroffen Ton.

„Warum...“, setzte Ishizu zögernd an, „Warum hast du... mir... noch nie...“, sie blickte ihm fest in die Augen, „Warum hast du mir noch nie gesagt, dass du mich liebst?“.

Er hob amüsiert die Brauen, „Ist das dein Ernst?“.

Sie nickte, „Allerdings.“, auch wenn sie versuchte, ganz ruhig zu wirken, so fing ihr Körper doch an zu Zittern. „Ich habe dir bereits zweimal gesagt, dass ich dich liebe. Aber du hast so etwas noch nie zu mir gesagt und auch nicht zu Cleo.“.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Theke, „Willst du, dass ich lüge?“.
 

Irgendetwas war mit ihm. In seinem Kopf brannten die Sicherungen durch und mit jedem Wort, das über ihre Lippen kam, wurde er wütender. Er wusste nicht einmal warum. Aber er verspürte eine wahnsinnige Lust, sie zu verletzen und zwar so richtig. Er würde sie gerne demütigen. Sie sollte vor ihm auf die Knie gehen wie vor einem Jahr in Ägypten.
 

Ishizu blickte ihm irritiert entgegen, „Wie meinst du das?“, sie fürchtete sich vor seiner Antwort.

Zurecht, wie sie gleich feststellen würde, „Ich kann dir keine Gefühle bekunden, die nicht da sind.“, entgegnete er ihr mit einer Eiseskälte in der Stimme, dass es Ishizu erzittern ließ.

Sie schluckte, „Du willst mir sagen, dass...“, begann sie, doch sie wagte es nicht ihren Satz zu beenden.

„Ich liebe dich nicht, ich habe dich nie geliebt und ich werde dich auch niemals lieben und dasselbe gilt für Cleopatra.“, er drehte ihr den Rücken zu.
 

Es war eine Weile still, doch er glaubte ihren schnellen Atem hören zu können und das Rasen ihres Herzens und dann hörte er nur noch, wie die Küchentür aufgerissen und anschließend wieder zugeschlagen wurde.
 

Seto ließ die Schultern sinken. „Toll Kaiba, bist du wirklich scharf darauf, auch noch das Letzte zu vertreiben, was du hast?“, fragte er sich selbst kopfschüttelnd.

Er hörte eine Stimme. Ganz deutlich war in seinem Kopf eine Stimme, die ihn dazu drängte, ihr nach zu laufen. Doch er ignorierte sie.
 

~~~
 

*in Deckung geh*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sathi
2009-05-24T12:16:59+00:00 24.05.2009 14:16
W..wa...was?!?!
mokuba....tot??!
oh nein..wie traurig..
*schnief*
das iss ja fies...oh man..
trotzdem schönes kapitel geworden^^
Von:  Quadrat-Latschen
2009-05-03T17:56:10+00:00 03.05.2009 19:56
oh mein gott! Mokuba ist tot!!!
...
und dann sagt Seto auch noch zu ishizu, dass er sie nicht liebt...
des war doch hoffentlich nur gelogen, oder???
schreib schnell weiter^^
lg jadey

Von: abgemeldet
2009-04-29T18:47:12+00:00 29.04.2009 20:47
Hey Mona! ^^

Das Kapi war wieder einmal genial geschrieben.
Ich liebe deinen Schreibstil.
Er ist immer so voller gefühlen.
Einfach klasse.

Mokuba ist tot?
*heul*
Oh nein.
Ich mag ihn doch so sehr.
*snief*
Das muss mies für Setot sein, immerhin hat er nicht einmal die Chance gehabt in Frieden mit Mokuba auseinander zu gehen.
Das ist echt bitter.

Ichizu du kannst da nicht für. >.<
Für nichts.
Auch wenn dein Mann manchmal ein Arschloch ist, aber du kannst dir nicht immer die Schuld geben.

>Hätte das dumme Wildschwein nicht die Eichel übersehen hätte daraus kein Baum wachsen können, der den Wandere erschlagen hat! <
Du bist doch nicht Gott. >.<

Kaiba du bist wirklich ein Arsch.
Wie kann man seine Frau so verletzten?
Vorallem, wenn das noch nicht einmal wahr ist... -.-
Männer.
Die sollten echt mehr über ihre gefühle reden. -.-

Michiru und Haruka.
*freu*
Ich mag die Beiden. ^^
Vorallem als Paar.
Ich weiß, ich schweife ab. xD"

Na ja, alles in allem:
Mach weiter so. ^^
Ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapi und vorallem ob Ichizu nun nach Ägypten zurückfliegt, mit Cleo versteht sich.

*dir nen kuchen dalass*
Bis zum nächsten Kapi. ^^

glg Xen


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