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I hope you can change me, little girl

Das Leben von Seto Kaiba (Trustshipping)
von

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secret help

Ein Klingeln war es, was Seto Kaiba an diesem Morgen weckte. Seufzend hatte er nach dem Hörer des Telefons gegriffen und geplärrt: „Ich hoffe für Sie, dass es wichtig ist.“.

Einen Moment lang war es auf der anderen Seite der Leitung still, bevor eine zögerliche und zaghafte Frauenstimme meinte: „Bitte verzeihen Sie Herr Kaiba. Aber man hat mir gesagt, Sie möchten um 8.00 Uhr geweckt werden.“.

Er seufzte, „Richtig.“, und schon hatte er aufgelegt.
 

Er richtete sich auf, blickte sich im Zimmer um und bemerkte, dass etwas – oder besser jemand – fehlte. Die Tatsache das Ishizus Sachen fehlten, ließen keinen Zweifel daran offen, dass sie seine Worte von letzter Nacht ernst genommen hatte und gegangen war, bevor er sie wiedersehen konnte.

„Frauen...“, knurrte er leise und ließ sich wieder ins Kissen sinken.

Warum nahmen sie immer das ernst, was nicht erst gemeint war und ignorierten das, was ernst gemeint war?
 

Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er hatte gehofft sie noch einmal zu sehen, bevor er Ägypten wieder verlassen würde, doch nun war sie weg und er konnte nicht zurück nehmen, was er gesagt hatte.

Mit dem innigsten Wunsch, sie und die letzte Nacht einfach zu vergessen, sprang Kaiba eher minder motiviert aus dem Bett und verschwand im Bad, um seiner Morgentoilette nach zu gehen.
 

Allerdings kreisten seine Gedanken weiterhin um Ishizu und die letzte Nacht. Seto war beeindruckt gewesen, dass musste er zugeben. Er hätte nicht erwartet, dass sie so weit gehen würde. Seto wusste das sie viel für Marik tun würde, aber auch er würde weit für Mokuba gehen, SO weit allerdings nicht.

Eigentlich konnte sich Ishizu glücklich schätzen, dass sie bereits gegangen war, denn sonst hätte Seto ihr an den Kopf geworfen, was er vor ihrem Erscheinen letzte Nacht schon gewusst hatte. Auch wenn es wahrscheinlich war, dass sie es mittlerweile schon selbst heraus gefunden hatte.

Nämlich das er ihr das Geld auch so überlassen hatte, vielleicht hätte er dafür ab und an mal eine kleine Schuldigkeit von ihr verlang, aber nichts Bewegendes oder so Erniedrigendes wie das, was sie letzte Nacht getan hatte.
 

Natürlich hätte er ihr sagen können, das er es nicht wirklich ernst gemeint hatte als er sagte: „Ich will dich.“ – zumindest nicht so, wie sie es verstanden hatte.

Doch als sie schließlich zustimmte, da war er so überrascht gewesen von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit alles zu tun, um ihren Bruder zu retten, dass ihm anfangs die Worte gefehlt hatten und dann, beim Anblick von Ishizus so perfektem Körper, hatte er die Beherrschung verloren.

Er hatte nicht widerstehen können, obwohl er zugeben musste, es hinterher ein wenig bereut zu haben, dass er sie so gedemütigt hatte.
 

Doch was geschehen war, war geschehen und Seto war nicht der Mensch, der im Augenblick lebte. Schon gar nicht für Ishizu, dass wäre es doch nur gewesen, was sie wollte.
 

Fertig angekleidet kam er schließlich aus dem Bad und zückte sofort sein Handy. Er wählte zielsicher eine Nummer und wartete darauf, dass jemand abnahm, was auch recht schnell geschah.
 

„Roland, ich bin’s.“, er ging zum Fenster rüber und schaute hinaus auf die staubigen Straßen von Kairo, „Ich habe einen Auftrag für Sie und wie Sie wissen, haben wir nicht mehr viel Zeit, also erledigen Sie es schnell.“.

„Jawohl.“, kam die knappe Antwort von Roland, der noch im Bett lag und soeben von Seto geweckt worden war – und er war dankbar dafür, dass dieser das nicht wusste.

„Ich will das Sie ins Internet gehen und sich kundig machen über eine Organisation Namens…“, er musste kurz überlegen „Orgdo. Es heißt sie würden Kunden für Geld Organe besorgen, welche diese für eine Operation benötigen. Ich will, dass Sie alles über diese Organisation heraus finden, auch ob der Handel mit ihnen legal ist und wenn nicht, was dem Verbraucher droht, wenn die Polizei das Spitz kriegt.“.

„Jawohl.“, antwortete Roland nur wieder, während er das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte und verzweifelt versuchte in seine Hose zu hüpfen.

„Ich erwarte Sie dann in einer Stunde in meinem Hotelzimmer.“, meinte Seto noch, bevor er das Gespräch beendete.
 

Er steckte sein Handy in die Manteltasche, verließ sein Zimmer und ging in das Zimmer nebenan. Mit finsterem Blick schaute er auf die Szene, die sich ihm bot: sein 16jähriger Bruder lag oberkörperfrei auf seinem Bett und eine junge Ägypterin – Seto war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt schon 16 war – hatte es sich auf seinen Schoß bequem gemacht.

Ihr Shirt lag irgendwo auf dem Boden neben dem von Mokuba. Erschrocken krallte sie sich selbiges und hielt es vor ihren entblößten Oberkörper, als sie Seto entdeckte.
 

„Noch nie was von Anklopfen gehört?“, murrte Mokuba und klang dabei äußerst genervt.

Seto reagierte allerdings nicht auf ihn, sondern musterte die junge Ägypterin von oben bis unten, welche verlegen zu Boden schaute und schließlich von Mokubas Schoß herunter stieg.

„Was?!“, wollte Mokuba wissen.

„Schick sie weg!“, forderte Seto nur.

Er klang dabei erstaunlich locker. Allerdings wollte er eigentlich nur die Haltung bewahren, solange dieses junge Ding hier war, was sein Bruder angeschleppt hatte.

Mokuba richtete sich prompt auf, „Aber...“, wollte er protestieren.

Seto baute sich etwas auf, „Ich sagte schick sie weg!“, wiederholte er und klang nun doch nicht mehr ganz so locker wie zuvor.
 

Scheinbar hatte die junge Ägypterin auch so verstanden. Hastig zog sie sich ihr Shirt über und sprang in ihre Schuhe, welche vor dem Bett standen und verließ dann eiligst das Hotelzimmer.
 

Mokuba verschränkte wütend die Arme vor der Brust, „Super gemacht Seto. Ich hatte sie fast soweit.“.

Seto rollte mit den Augen und schloss die Tür hinter sich, damit nicht jeder im Hotel mit anhören konnte, was sie besprachen.

„Wie lange kennst du die Kleine?“, fragte er anschließend.

Mokuba zuckte die Schultern, „Seit gestern Abend... vielleicht auch erst seit heute Morgen, weiß nicht mehr so genau.“, gab er an.

Seto ließ die Schultern sinken, „Wie viele Mädchen hast du eigentlich schon flachgelegt, seit wir in Ägypten sind?“, fragte er genervt.

Er hatte zwar einige von den jungen Damen gesehen, aber er war sich eben doch nicht sicher gewesen, ob das alle waren.

Wieder zuckte Mokuba mit den Schultern, „Weiß nicht, sechs oder sieben.“, er sah zu seinem großen Bruder auf, „Na und? Was interessiert’s dich? Ich hab immer verhütet, also musst du dir keine Sorgen machen, dass eine von den Schnecken ein Balg von mir erwartet.“.
 

Hätte Seto nicht Übung darin, gefasst zu wirken, auch wenn er noch so geschockt war, dann würden sich seine Augen jetzt weiten und sein Mund würde sich zu einer schmerzhaften Grimasse verziehen, wie Wheeler sie immer machte.

War das wirklich sein geliebter kleiner Bruder? War das wirklich sein Moki, welcher ihm immer am Mantelzipfel hing und nie ohne ihn seien wollte? War das der kleine Mokuba, der selbst Mitleid mit Allister gehabt hatte, obwohl dieser so schreckliche Sachen gesagt hatte?

Seto fragte sich, wann er verpasst hatte seinem Bruder wenigstens ein paar Manieren bei zu bringen bzw. dafür zu sorgen, dass die Manieren die er besaß erhalten blieben.
 

„Außerdem...“, Mokuba lies sich rücklings wieder aufs Bett fallen, stützte sich mit den Ellenbogen ab und grinste Seto an, „weiß ich das du letzte Nacht auch Besuch hattest, ihr wart schließlich nicht zu überhören.“.

„Du meinst wohl eher, als du heute Morgen zurück gekommen bist, hast du gesehen wie Ishizu mein Zimmer verlassen hat.“, das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Ishizu war zwar recht spät bei Seto aufgetaucht, aber so spät nun auch wieder nicht.

Als Mokuba nach Hause gekommen war – da war sich Seto sicher – hatte er bereits in den tiefsten seiner siegreichen Träume gelegen und Ishizu hatte wohl gerade sein Hotelzimmer verlassen.

„Dreh es wie du es willst, Fakt ist doch, dass du auch nicht ganz untätig warst.“.

„Das ist etwas anderes.“.

„Wieso ist es bei dir immer etwas anderes, he?“, fragte Mokuba wütend und richtete sich wieder auf.

Zorn funkelte in seinen Augen ebenso wie Verachtung. Von der innigen Liebe und Hochachtung die er einst für seinen Bruder empfand, schien nichts mehr übrig zu seien.

„Weil ich erstens erwachsen bin, zweitens nicht mit jeder x-beliebigen Frau ins Bett gehe, die ich kaum drei Stunden kenne und drittens, weil ich mir dessen bewusst bin was ich tue, ganz im Gegensatz zu dir, wie mir scheint.“, konterte Seto erbost.
 

Mit allem was er sagte, hatte er Recht. Mokuba wusste auch, dass er Recht hatte, aber das hatte für ihn keine Bedeutung. Er hatte sich abgenabelt von seinem Bruder und hierher war er auch nur mitgekommen, weil Seto ihn gezwungen hatte, damit er ihn besser im Auge haben konnte.

Im Grunde war Mokuba heil froh, wenn sie heute Abend endlich nach Domino zurück fliegen würden. Auch wenn er der Meinung war, dass die Frauen hier hübscher waren – und scheinbar stimmte Seto ihm da sogar zu.

In Domino aber hatte er seine Clique. Dort hatte er einen Namen und jede Frau lag ihm automatisch zu Füßen, während er sich hier echt anstrengen musste, dass ihn ein Mädchen überhaupt nur ansah.
 

Er sprang auf und zog sich sein Shirt hastig über.

„Mir ist echt schnurz egal was du denkst. Du bist nicht mein Vater, klar? Also hast du mir gar nichts zu sagen.“, wütend stampfte er an Seto vorbei zur Tür.

„Aber ich bin dein Bruder und somit für dich verantwortlich und solange du dir deine Klamotten von meinem Geld kaufst, machst du gefälligst, was ich dir sage!“, plärrte Seto ihm nach, als Mokuba bereits im Hotelflur war.

„Du kannst mich mal!“, kam die trotzige Antwort von Mokuba, ehe er in den Fahrstuhl einstig.
 

Seto ließ genervt die Schultern sinken. So langsam fing er an, aufzugeben. Er hatte das Gefühl, dass seine Nerven auch ohne Mokubas Widerstand schon strapaziert genug waren und dass er sich im Moment – durch ihn – so hilflos fühlte, machte ihn nur noch gereizter und genervter, als er sowieso schon war.

Gerade wollte er wieder in sein Hotelzimmer gehen, um dort noch etwas an seinem Laptop zu arbeiten, als sein Handy klingelte.
 

Seufzend zückte er selbiges und nahm das Gespräch an, „Was gibt es?“, fragte er genervt.

„Herr Kaiba ich bin es, Roland. Ich habe getan, was sie mir aufgetragen haben und ich bin sofort auf eine sehr interessante Seite gestoßen. Ich habe einige Dinge herausgefunden, die Sie interessieren dürften, ich habe sie Ihnen per Mail zugesandt.“, erklärte Roland, während er immer noch vor seinem Laptop saß und wie wild auf seiner Tastatur herum tippte.

Seto hob die Brauen und stürmte in sein Zimmer, schmiss sich an den Laptop und erhielt sofort die Nachricht: „Sie haben Post.“. Seto seufzte und beschloss gedanklich diese dämliche Computerstimme auszuschalten, bevor er die Mail öffnete und den Anhang hastig überflog.

„Herr Kaiba?“, zwar hatte Roland die Hintergrundgeräusche gehört, aber er wunderte sich doch, dass Seto kein Wort mehr sagte.

„Hngh...“, seufzte Seto genervt auf, als er entdeckt hatte, was ihn am meisten interessierte „Roland? Sind Sie noch dran?“, fragte er dann hastig.

„Ja, natürlich.“, in Gedanken hörte er sich sagen ‚Ich bin ja nicht Sie und lege immer einfach mitten im Gespräch auf.’. Doch natürlich behielt er diesen Gedanken für sich und wartete ab, bis sein Chef weiter sprach.

„Hören Sie mir jetzt genau zu! Lassen Sie alles stehen und liegen und suchen Sie alle Krankenhäuser hier in der Nähe nach einer Familie ab, die einen Sohn haben, der im Koma liegt und dessen Maschinen heute abgestellt wurden oder werden. Aber suchen Sie nicht hier in Kairo!“, forderte Seto energisch.

Roland sprang auf, „Sofort Herr Kaiba.“, meinte er mit angespannter Miene, „Aber... was soll ich tun, wenn ich jemanden gefunden habe, der für Sie in Frage kommt?“.

„Sie herbringen natürlich, richten Sie ihnen Ihr Beileid aus und versichern Sie ihnen, dass ich ein lukratives Angebot für sie habe und Roland, beeilen Sie sich gefälligst.“, forderte Seto streng, während seine Fingerkuppen unruhig immer und immer wieder auf die Holzplatte des Sekretärs stießen.

„Jawohl.“, kam noch die hastige Antwort, ehe Roland das Gespräch beendete.
 

Seto blickte seufzend noch einmal auf das Dokument auf seinem Laptop und schüttelte nur mit dem Kopf, bevor er dann doch endlich begann das zu tun, was er eigentlich vor hatte.
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Ishizu gähnte müde, als sich die Fahrstuhltür öffnete und ihr bereits ein gereizter Odion entgegen kam.

„Wo bist du gewesen?“, fragte er sie wütend.

Ishizu winkte ab, „Ich hatte was zu erledigen.“, meinte sie nur und ging zielstrebig an Odion vorbei in Richtung von Mariks Zimmer.

Er folgte ihr, „Die ganze Nacht und den ganzen Morgen?“.

Sie nickte schwach, erwiderte aber nichts. Sie würde den Teufel tun Odion zu erzählen, was sie getan hatte. Weder das mit Kaiba, noch was sie bis jetzt getan hatte.
 

Ein wenig mulmig war ihr schon. Vor allem da sie das versprochene Geld bereits auf ihrem Konto hatte, als sie von Kaiba zurück gekommen war. Was eigentlich völlig unmöglich war, sie hatte diese Nacht nicht so viel geschlafen und daher hätte sie gewusst, wenn Kaiba mitten in der Nacht aufgestanden wäre und selbst wenn er direkt nach ihrem Gehen aufgestanden wäre, wäre es unmöglich gewesen, das Geld so schnell zu überweißen, selbst wenn man Seto Kaiba hieß.

Ishizu wurde das ungute Gefühl nicht los, dass Kaiba ihr das Geld womöglich schon nach ihrem gemeinsamen Abendessen überwiesen hatte, er besaß ihre Kontonummer schließlich schon von einigen geschäftlichen Transaktionen, die sie für seinen Freizeitpark getätigt hatten.
 

Obwohl ihr das jetzt ganz gelegen kam – immerhin drängte die Zeit – wurde ihr damit automatisch bewusst, dass sie sich letzte Nacht ganz umsonst erniedrigt hatte. Außerdem wurde ihr mehr und mehr bewusst, was für ein hinterhältiger Schuft Kaiba war, er hatte ihr das Geld lange überwiesen gehabt und kein Wort darüber gesagt, als sie auf knien vor ihm rum gerutscht war.

Doch sie wollte nicht darüber nachdenken, was passiert war, und dass sie Kaiba plötzlich am liebsten den Hals umgedreht hätte. Denn sie hatte das Geld per Eilauftrag sofort auf das Konto eben jener Organisation überweisen lassen und vor einer halben Stunde war das Geld bei ihnen angekommen, so dass sie angerufen hatten und Ishizu darüber informierten, dass es der Zufall so wollte, dass sie einen geeigneten Spender hatten und die Operation womöglich heute schon stattfinden könnte.
 

Das war alles, was Ishizu wollte und alles was sie, Marik und Odion im Moment brauchten. Kurz vor Mariks Zimmer kam ihnen der Arzt bereits entgegen gestürmt.
 

„Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.“, verkündete er, „Wir haben vor kurzem einen Anruf von einer benachbarten Klinik erhalten, ein anonymer Spender, der Sie und Ihren Bruder zu kennen scheint, möchte Ihnen das Herz seines im Koma liegenden Sohnes spenden, von welchem heute die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden.“.

„Heißt das etwa, dass Marik wieder gesund wird?“, fragte Odion fassungslos.

Der Arzt nickte, „Ich kann Ihnen nichts versprechen, so eine Operation ist voller Risiken und es könnte passieren, dass ihr Bruder das Spenderherz abstößt, aber sollte alles gut gehen, dann wird ihr Bruder in einigen Monaten wieder völlig gesund sein.“.

„Und wann wird die Operation stattfinden?“, fragte Ishizu interessiert nach.

„Schon in wenigen Stunden.“, versicherte der Arzt.
 

Odion nickte dem Arzt einmal dankend zu und wendete sich dann an Ishizu, „Das muss ich gleich Marik sagen.“, meinte er und ging hastig in Mariks Krankenzimmer.

Ishizu musste schmunzeln, sonst war Odion immer die Ruhe selbst, aber jetzt war er aufgekratzt und nervös, doch es verwunderte sie nicht, schließlich ging es hier um Marik.
 

Der Arzt räusperte sich, „Verzeihen Sie Miss Ishtar.“, begann er mit ernster Miene, „Ich denke wir sollten Klartext reden.“.

Ishizu sah ihn fragend an, „Wie meinen Sie das?“.

„Seien Sie versichert, dass ich Sie und Ihre Gefühle verstehe, aber dennoch werde ich Sie bei der Polizei melden müssen.“, erläuterte der Arzt und irritierte Ishizu damit nur noch mehr.

„Ich verstehe Sie nicht.“, war das Einzige, was sie hervor brachte.
 

Sie wusste wirklich nicht, was gemeint war. Ihr würden zwar eine Menge Dinge einfallen für die sie sich selbst wahrscheinlich gerne verurteilen und eingesperrt hätte – allen voran natürlich die Sache mit Kaiba – aber nichts von diesen Dingen konnte der Arzt wissen.

Zuerst glaubte sie auch, dass er vielleicht nur einen Spaß mit ihr machen würde, womöglich damit sie der Operation ihres Bruders etwas entspannter entgegen sah, aber der ernste Gesichtsausdruck des Arztes sagte ihr, dass sie sich täuschte.
 

Der Arzt blickte sie prüfend an, „Wirklich nicht?“, fragte er ungläubig, „Nun, dann werde ich es Ihnen wohl einmal erklären müssen Miss Ishtar.“.

„Ja, dass werden Sie wohl.“, stellte Ishizu grimmig fest.

Was wollte dieser Mann eigentlich von ihr?

„Sehen Sie, ich bin schon seit vielen Jahren in diesem Beruf und glauben Sie mir, ich habe schon eine Menge erlebt. Dinge, die Sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen vorstellen können.“, erklärte der Arzt eindringlich, „Auch solche schwer kranken Menschen wie ihren Bruder erlebe ich hier täglich und dementsprechend natürlich auch die verzweifelten Angehörigen, die dann zu illegalen Mitteln greifen, um ihr geliebtes Familienmitglied zu retten.“.
 

Ishizu erstarrte. Jetzt wusste sie, worauf der Arzt hinaus wollte. Aber sie würde sich nichts anmerken lassen. Sie würde so tun, als wüsste sie von nichts. Man müsste ihr das erst einmal nachweisen.
 

Sie hob den Kopf leicht an und fragte dann: „Und was hat das mit mir zutun Doktor?“.

Der Arzt verzog eine beleidigte Miene, „Spielen Sie mir nichts vor! Ich weiß wie diese Organisation vorgeht. Es ist immer dasselbe. Eine anonyme Spende aus einem Krankenhaus in der Umgebung von einem Bekannten, dessen Sohn oder Tochter, je nach Geschlecht des Kranken, im Koma liegt und dessen lebenserhaltende Maschinen abgestellt werden. In neun von zehn Fällen kommt das nötige Organ von der Organisation Orgdo. Zwar konnte man die Organisation noch nie ausfindig machen, aber jene, die ihre Angebote annehmen, landen für zehn Jahre im Gefängnis. Ich hoffe, Sie sind sich also der Tragweite Ihrer Tat bewusst Miss Ishtar.“.

Ishizu seufzte genervt auf, „Selbst wenn Sie Recht haben sollten, dann wäre es mir gleichgültig, wie es mit mir weiter geht, solange mein Bruder nur gesund wird und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.“.
 

Wütend kehrte sie dem Arzt den Rücken zu und betrat nun endlich Mariks Zimmer. Sie ließ sich nichts anmerken von dem Schock, immerhin hatte sie nicht angenommen, dass man ihr so leicht auf die Schliche kommen würde oder dass sie wirklich zehn ganze Jahre dafür ins Gefängnis müsste. Aber sie würde die Strafe auf sich nehmen, wenn es sein musste.

Das Wichtigste war, dass Marik wieder gesund werden würde.
 

~*~*~*~
 

„Ich werde Ihnen einen kleinen Vorschuss geben, welcher es Ihnen ermöglichen wird, Ihren Sohn so zu beerdigen, wie er es sich gewünscht hätte. Den Rest des Geldes bekommen Sie von mir, sobald ich die Versicherung dafür habe, dass alle Vorwürfe gegen Miss Ishtar fallen gelassen wurden...“, hörte Mokuba die Stimme seines Bruders, gerade als er in sein Hotelzimmer zurückkehren wollte.

Stattdessen stellte er sich nun vor die Tür zum Zimmer seines Bruder und lauschte gespannt.
 

In Setos Zimmer war ein junges Ehepaar zu Gast, welches Seto gegenüber auf der Couch Platz genommen hatte. Die Frau seufzte immer wieder schwer und schnaubte anschließend in ihr Taschentuch. Der Mann wirkte recht gefasst, hatte jedoch tränenrote Augen. Seto saß auf seinem Sessel, er wirkte nur minder betroffen als er dem Mann die Scheine überreichte.
 

„Ich muss Ihnen das Geld selbstverständlich bar auszahlen, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.“, erklärte Seto, während der Mann zögerlich nach dem Geld griff.

„Wie kommen Ssie eigentlich darauf, dass die Polizei auf unsere Spur kommen wird?“, fragte der Mann interessiert, während er das Geld in seiner zitternden Hand betrachtete.

Seto zuckte die Schultern, „Ich habe Mittel und Wege dafür zu sorgen, dass die Polizei früher oder später auf Sie kommen wird. Seien Sie unbesorgt, alles was Sie tun müssen ist ihre Rolle spielen und Miss Ishtar damit entlasten.“, er lehnte sich etwas zurück, während er sprach.
 

„Finden Sie es nicht etwas geschmacklos, uns um einen solchen Gefallen zu bitten? Wo unser Sohn doch gerade erst verstorben ist?“, nun endlich hatte auch die Frau einmal etwas gesagt.

Etwas vorwurfsvoll blickte sie Seto an. Auf Setos Lippen bildete sich ein kaum sichtbares, aber dennoch mitfühlendes Lächeln.

„Ich versichere Ihnen, dass ich mir bewusst bin, wie unangenehm Ihnen diese Situation ist. Ich habe auch Verständnis für ihre Wut über mein Angebot. Aber ich hoffe doch, dass auch Sie etwas Verständnis für die Situation von Miss Ishtar haben. Außerdem entschädige ich Sie ja gebührend für die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereite.“, damit war diesbezüglich für Seto alles gesagt.

„Diese Miss Ishtar muss Ihnen sehr viel bedeuten, wenn sie 100.000 Dollar opfern, nur damit wir eine Geschichte erzählen, die sie entlastet, bevor es überhaupt zu einer Verhandlung kommen kann.“, stellte der Mann fest.
 

Seto verzog eine Miene.

„Seien Sie versichert, dass diese Frau mir nichts bedeutet. Aber ich habe Verständnis für ihre Situation. Ich habe selbst einen kleinen Bruder und würde gewiss dasselbe tun. Außerdem habe ich ihr vor kurzem Unrecht getan und schulde ihr daher noch etwas.“, erklärte er ernst.
 

Der Mann hob die Brauen, wenn die Situation nicht so ernst wäre, würde er jetzt wahrscheinlich lachen. Immerhin war dem jungen Herr Kaiba anzusehen, dass diese Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach.

„100.000 Dollar? Nur weil sie ihr noch etwas schulden? Muss ja schlimm gewesen sein, das Unrecht, was Sie ihr angetan haben.“, stellte der Mann fest.

Setos Blick wurde finster, „Ich bezahle Sie, damit Sie Ihre Rolle spielen und nicht, damit Sie unnötige Spekulationen anstellen. Wenn also alles geklärt ist, dann können Sie jetzt gehen.“, meinte er forsch.

Der Mann nickte und erhob sich, seine Frau tat es ihm nach, „Wir werden unser Bestes geben. Auf Wiedersehen Herr Kaiba.“, meinte der Mann noch und verließ mit seiner Frau das Hotelzimmer.

An der Tür begegneten sie kurz Mokuba, welcher ihnen nur einen fragwürdigen Blick zuwarf und dann in das Zimmer eintrat.
 

„100.000 Glocken? Nur um Ishizus hübschen Hals aus der Schlinge zu ziehen?“, fragte er seinen Bruder grinsend, welcher ihn nicht bemerkt hatte und somit doch ein wenig erschrocken war, als er ihn hörte.

Jedoch ließ er sich nichts anmerken, „Ich habe meine Gründe.“, entgegnete er nur.

Mokuba lehnte sich lässig gegen die Wand, „Ja sicher.“, meinte er nur kopfschüttelnd „Fragt sich nur, ob auch wirklich alles so läuft wie geplant.“.

„Das wird es.“, versicherte Seto, „Ich habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Die nötigen Spuren sind gelegt und ich habe auch dafür gesorgt, dass die Überweisung von dem Geld auf das Konto der Organisation nicht nachgewiesen werden kann und die beiden Herrschaften die eben hier waren, werden für mich den Rest erledigen.“, erklärte Seto sicher, ehe er sich mit fragendem Blick an seinen kleinen Bruder wandte, „Woher weißt du eigentlich davon?“.
 

Mokuba zuckte die Schultern, „Roland hat ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und den Rest habe ich eben gerade von dir und diesem Pärchen erfahren.“, gestand er grinsend.

Seto schüttelte nur mit dem Kopf und erwiderte nichts. Trotz der Probleme, die er im Moment mit Mokuba hatte, wusste er, dass Ishizu es von ihm nicht erfahren würde und auch Roland würde – wie immer – tun was er gesagt hatte und somit schweigen. Dem jungen Pärchen, das eben erst ihren Sohn verloren hatte, vertraute er auch, immerhin erhielten sie eine beachtliche Stange Geld von ihm.
 

Eine Weile war er noch in Gedanken. En wenig bedauerte er es, dass er Ishizu nicht wieder sehen würde. Aber es war wohl besser so. Schließlich schaffte es diese Frau ständig, ihn zu verwirren und zu manipulieren und dass schadete ihm, seinem Ruf und seinem Geschäft.

Also wandte er sich schließlich an Mokuba, „Pack dein Zeug zusammen Mokuba. Wir fliegen in einer Stunde zurück nach Domino.“.

Mokuba legte den Kopf schräg und blickte seinen Bruder fragend an, „Und Ishizu?“.

„Was soll mit ihr sein?“, wollte Seto wissen, „Ich hab dir doch gerade gesagt, dass mein Plan gelingen wird und wie es ihrem Bruder geht, kann ich auch von Domino aus in Erfahrung bringen.“.

„Du willst ihr nicht sagen, dass du sie vor dem Knast bewahrt hast, richtig?“, fragte Mokuba und hatte die Antwort eigentlich schon gewusst.

„Du hast Recht, ich werde es ihr nicht sagen und auch niemandem sonst. Also geh jetzt endlich und pack dein Zeug zusammen!“, forderte Seto.
 

*~*~*~*
 

Nur wenige Stunden später hatten die Kaiba-Brüder Ägypten verlassen und zur selben Zeit bangten Ishizu und Odion um das Leben von Marik, der gerade operiert wurde. Während die Polizei schließlich auf den Namen des Jungen stieß, dessen Eltern heute bei Seto waren...
 

Dieses mal einen lieben dank an IsisKaiba, welcher extra das Coverbild für mich gezeichnet hat *dir eine Schachtel Pralinen überreich*. Ich finde das bild toll. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Feainn
2007-09-09T14:15:42+00:00 09.09.2007 16:15
Joa, Isis hat recht. Moki is seltsam geworden XD So...erwachsen..*moki schnapp* ich mag ihn aba wieder knuddeln können^^

O.o vielleicht sollte ich auf ff.de nicht mehr lesen, dann würden mir hierzu auch weitaus intelligentere Kommis einfallen, denn alles was ich zu den Kapiteln loswerden will steht ja dann immer schon irgendwo T-T
Egal, kriegst trotzdem überall einen Kommi!
Chibiiiii
Von:  Naime
2007-09-09T11:40:48+00:00 09.09.2007 13:40
*pralinen nasch*
danke xD

Joa, also
Ich mag Mokuba net >.< 6 oder 7.... der hat ja auch nix besseres zu tun *drop*

Aber ich finds umso suesser von seto, dass er ishi hilft *-* *seto 4 ever*

JOa, ich halt mich heut ma kurz *nixmehr einfaellt* Naechstes kommi wird hoffentlich wieder laenger^-^

Hdgdl Isis


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