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Sommernachtphantasien

von

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Es lebte einmal ein kleiner Junge in einem großen Anwesen, irgendwo im sonnigen Europa.

Seine Eltern tauften ihn auf den stolzen Namen Lupus.

Als Lupus sieben Jahr alt wurde, wiesen sie ihm ein Dienstmädchen zu.

Sie war eine vierzehnjährige Jungfer, getauft auf den Namen Amalíe.

Zart behandelte sie Lupus; oft streichelte sie ihn stundenlang und nannte ihn mit sanfter Stimme ihren kleinen Jungen. Jeden Abend am warmen Bett las sie ihm eine wundervolle Geschichte vor und schloss den Tag mit einem feuchten Kuss bei Kerzenschein.

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Lupus träumte oft von fernen Ländern.

Und von tiefen Wäldern und Gebirgen, tiefer als jene, die er fast täglich ergründete, so tief wie die Nacht und dunkel.

Er träumte vom Zwitschern fremder Vögel und von Düften nie gesehener bunter Blumen.

Er träumte von Schwertkämpfen gegen die Feinde seines Vaters und vom Ritt durch weite grüne Ebenen zu hohem braunem Ross.
 

Eine Sache fehlte ihm in seinen Träumen. Eine Sache fehlte ihm, die er nicht bestimmen konnte. Und dann stellten seine Eltern ihm Amalíe vor, das Dienstmädchen, das ihn von nun an beschäftigen sollte. Er blickte sie an und sie blickte ihn an und er sah sie strahlen im großen, weißen Kleid, grau durchsetzt, mit Sonnenhut und Schleife unter dem Kinn, rein und leuchtend wie der Tag.

Er besah sie und schwieg und ohne ein Zeichen zu geben war er verwundert und da bemerkte er das erste Mal überhaupt, dass ihm je etwas gefehlt hatte und er hatte dies soeben gefunden.

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Amalíe war ein wohlerzogenes Mädchen.

Sie wusste Antworten auf alle Fragen, die man ihr stellte und sie gebärdete sich stets ruhig und vergnügt.

Sie war respektabel und wusste mit Problemen umzugehn.

Sie redete selten von selbst und sie erzählte niemals von sich.
 

Wenn man es bedenkt, kannte niemand mehr als ihr Alter und ihren Namen, ihre Kleider und ihr Antlitz; und ihre seltsame Art zu sprechen, als wüsste sie alle Dinge der Welt.
 

Sie war nicht begeisterungsfähig, doch eines Tages

- als sie auf der Wiese spielten -

nahm der kleine Lupus eine rote Mohnblume zur Hand

und steckte sie Amalíe ins Haar...;

da lachte sie hell auf und ihre Stimme klang
 

wie die eines kleinen Mädchens.

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Die Eltern wunderten sich über die beiden.
 

Sie wunderten sich, wie Amalíe mit ihrem Sohn umging ohne kaum ein Wort zu sprechen und als sei sie etwas, wie eine große Schwester aus alten Tagen.
 

Sie wunderten sich, wie anhänglich ihr kleiner Lupus geworden war, wie er seine ganze Zeit zuhause bei der hübschen Amalíe verbrachte und wie er sie pausenlos beschenkte mit bunten Blumen, darunter ganz seltene, die er aus den Dikichten der Wälder mitbrachte, mit Keksen und Kuchenstückchen, die nur ihm als Sohn des Hauses zustanden und mit eigens für sie gedichteten Liedern, die er ihr im Garten vor dem Haus an schläfrig-heißen Sommernachmittagen auf seiner wohlgestimmten Geige vorspielte.
 

Doch störte dies die Eltern nicht, eher waren sie erfreut, dass ihr stiller Junge, der sehr introvertiert war und so gut wie niemals geredet hatte ohne unmittelbar gefragt worden zu sein, nun endlich jemanden gefunden hatte, dem er all seine Visionen auftun konnte und der sich zu für die reichen Eltern sehr geringem Preis um ihn kümmerte.
 

Seine Eltern waren fast immer außer Haus, oft sah er sie wochenlang nicht und seine Mutter hatte nie ein liebevolles
 

Wort zu ihm gesprochen.

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In seinen Träumen sah er Amalíe lächelnd mit ihm spielen.
 

Er sah sich, mit der ihn überragenden, entzückenden Amalíe an der Hand durch phantastische Wälder schreiten, hohe Berge ersteigen, über endlose Wiesen rennen, auf den Rücken riesiger Vögel fliegen, mit einem Nomadenzug heiße, sandige Wüsten durchqueren und am Bug eines leeren Segelschiffes gegen die Abendsonne zum Horizont hin ins Land der Träume fahren.
 

Nachdem Amalíe ihm ihren feuchten Kuss aufgedrückt hatte, legte sich bald die süße Schwere des tiefen Schlafes über ihn und in Erinnrung an ihre weichen Lippen begann er von ihr zu träumen.
 

Was vorher in seinen Träumen gefehlt hatte, ergänzte sie nun in übervollem Ausmaße.

Aber er träumte nicht nur, mit Amalíe wegzugehen.

Er träumte auch davon, sanft in ihren Armen zu liegen an ihre schon volle Brust geschmust sich zu spüren, und das Vogelzwitschern aus fernen Ländern wurde zum befriedigtem Abendgesang Amalíes, die Düfte fremdartiger Blumen waren nun der süßliche Geruch der reifen Amalíe.

So schlief er in Frieden, mit dem Herzen voll Behagen und vor sich sah er

Amalíe in ihrem großen weißen Kleidchen, mit Sommerhut und der zierlichen Schleife, den sie nie ablegte, wie sie durch die Luft schwebte, froh und kindlich lachend, Tränen der Ekstase vergießend, im Spektrum aller bunten Farben des Regenbogens tanzend und ihn aus ihren rosigen Brüsten mit süßer, heißer Honigmilch nährend.

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Eines Tages lud er Amalíe ein, mit ihm an seinen geheimen Lieblingsort irgendwo in den Wäldern zu gehen.
 

Die hübsche Amalíe lächelte zierlich als der kleine Lupus sie fragte und sichtlich glücklich nahm sie sein Angebot an. Der kleine Lupus strahlte vor Freude und konnte den nächsten Sonnenaufgang kaum erwarten.

An diesem Abend lachten sie beide viel und redeten ungezwungen über die Dinge, die zu sehen sie sich erhofften.

Dann sagte Amalíe Gute Nacht und küsste Lupus sanft in die Schläfrigkeit.

Wohlgesonnen fiel er in die Dunkelheit der Nacht.

Am nächsten Morgen weckte ihn ein feuchter Sonnenstrahl.

Das erste was er sah war Amalíes vergnügtes Lächeln.

"Magst Du nicht aufstehen, Lupus? Wir haben einen langen Tag vor uns!"

Laut rufend vor Freude sprang er aus dem Bett auf.

Er wusch sich kühl und begab sich voller Tatendrang an den wohlgedeckten Frühstückstisch. Die hübsche Amalíe saß ihm gnädig gegenüber und stellte ihm eine Tasse heißer, flüssiger Schokolade zur Hand. Sie schaute ihm beim Essen und Trinken zu und immer, wenn er sich über einen süßen Geschmack freute, lächelte sie; Lupus wurde dann immer verlegen.

Er aß sein Marmeladenbrot und trank seine Schokolade und wie glücklich er war, dass Amalíe und niemand sonst es war, die ihm all dies jeden Tag bereitete, seit er sie im Frühling das erste Mal getroffen hatte.
 

"O, liebste Amalíe, wie sehr ich Dich mag!",

sagte er und sie lächelte befriedigt.

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Sie erreichten die kleine Lichtung, deren Grund vollkommen Rot von Blumen bedeckt war.
 

Dies war Lupus Lieblingsort. Die Sonne schien so hell und warm als Amalíe mit dem kleinen Lupus an der Hand die Blumenwiese betrat.

Er ging ihr von der Hand und tollte herum. Amalíe lachte ganz süß.

Sie hockte sich hin und pflückte Blümchen.

Nach einer Zeit hatte sie einen Kranz erflochten. Lupus trat heran. Er setzte seine Geige an den Hals und begann zu spielen.

Dieses wunderschöne Sommerlied erklung bis tief in den Wald, wo es zwischen den säulernen Bäumen erhallte und die Vögel zum einstimmen animierte.

Das ganze Leben der Natura besang den Sommer.

Amalíes Augen fielen zu und sie begann zu träumen. Die Melodie der Geige betörte sie und erweckte in ihr frühsommerliche Gelüste: Viele rosafarbene Blümchen erblühten in ihr wie ein Feuerwerk aus Farben.

Lupus schwang den Stab kräftig und die Wellen der Akkustik bewegten gleichmäßig die Körperflüssigkeiten in der hübschen Amalíe.

Lupus kindliche Melodie berührte den innersten Kern in Amalíes weiblich schlagendem Herzen.
 

So lagen sie noch lange da, im Gras zwischen den Blumen.

Lupus lag eingekuschelt an Amalíes reifen Früchten und Amalíe lag mit halb-geöffneten, verträumten Augen in die Himmel starrend auf der warmen Erde. Eine Träne der Wohlgefälligkeit nässte ihr Lid. Ihren Hut hatte sie abgenommen und der rote Blumenkranz blühte still in ihrem herbstblondem Schopf.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-04T14:24:08+00:00 04.11.2007 15:24
oooohhh schon zu ende?!

Das FF war echt schön, hat du gut geschrieben.^^


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