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A world that never was

Eine Welt, die nie war ~ Fortsetzung von Savior
von

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Eine Welt, die nie war

Es vergingen mehrere Tage nach immer denselben Muster. Nach sechs davon hörte Cloud auf zu zählen, das Flüstern in seinem Inneren wurde immer leiser, verstummte aber nie gänzlich als ob es genau wüsste, dass es das einzige war, an das Cloud sich noch klammerte. Zum Schluss war es aber so leise, dass es ihm einiges an Anstrengung bedarf, es überhaupt noch zu verstehen – möglicherweise bildete er es sich aber auch nur ein.

Meistens folgte er dem normalen Tagesablauf, aufstehen, Anrufbeantworter abhören, mit Tifa zu seinen Eltern gehen und anschließend den Rest des Tages nur mit ihr verbringen. Manchmal wurde ihm das aber zu langweilig und er versuchte, eine Variation einzubringen. Er hatte versucht, die Shinra-Villa zu erkunden, war allerdings von dem Besitzer, der ihm seltsamerweise bekannt vorgekommen war, brüsk abgewiesen worden; er war Berg Nibel hinaufgestiegen, ohne einen Reaktor zu finden; er hatte Zack angerufen, um mit diesem über Shinra zu sprechen, doch sein Freund schien keinerlei Ahnung zu haben, worüber er überhaupt sprach.

Somit hatte er die für ihn wichtigste Sache an dieser Welt erfahren: Es gab keinen Shinra-Konzern. Möglicherweise gab es irgendwo einen jungen Mann mit dem Namen Rufus Shinra, aber er führte keine Firma, die einst beinahe den Tod über die Welt gebracht hätte.

Auch die Stadt Midgar existierte nicht und von einem Mann namens Sephiroth hatte noch nie jemand gehört.

Er war geneigt, Tifa recht zu geben und diese Welt als perfekt einzustufen – aber sie war zu perfekt und das schaffte sie nur, indem sie immer und immer wieder denselben Tag wiederholte.

Egal, was Cloud tat oder sagte, am nächsten Tag war es wieder vergessen, für alle anderen war es nie geschehen. Warum gerade sein Gedächtnis sich standhaft weigerte, sich dem allgemeinen Vergessen anzuschließen, konnte er sich im Moment nicht erklären, aber er hatte das Gefühl, dass es etwas sehr Wichtiges war, das er nicht vergessen durfte und das nicht in dieser Welt existierte.

Und dann war da noch diese Stimme, die ihm immer sagte, dass nichts hiervon der Wahrheit entsprach, dass die Realität vollkommen anders war.

Aber wie sollte er diesem Teufelskreis entkommen?

Langsam aber sicher gingen ihm die Ideen aus, nein, eigentlich hatte er nie eine gehabt. Ihm fiel einfach nichts ein, was das alles beenden könnte. Als er Nostradon mit seinem Wissen konfrontiert hatte, in Erwartung, dass dieser ihm einen Weg zeigen würde, das alles zu beenden, war Ernest nur ehrlich überrascht und verwirrt gewesen. Er schien absolut keine Ahnung zu haben, was Cloud zu einer anderen Annahme führte: Es ging um die perfekte Welt, eine Welt, die nie war und da man nicht jeden in derselben glücklich machen konnte, musste jeder Mensch seine eigene besitzen, mit Einwohnern, die nur Abbilder seiner Erinnerung waren.

Daher konnte Ernest seine Fragen nicht verstehen oder beantworten, er wusste nichts von alledem.

Nach dieser Erkenntnis lag Cloud auf dem Bett und starrte an die Decke. Er konnte nicht umhin, sich zu fragen, wie es wohl den anderen ging. Erinnerten sie sich ebenfalls oder zogen sie es vor, zu vergessen?

Vielleicht irrte er sich aber auch und es gab nicht für jeden eine neue Welt... er wusste nichts und fühlte sich so unendlich dumm, als er sich das eingestand.

Und was brachten ihm all diese Überlegungen überhaupt? Er zerbrach sich den Kopf, aber die Lösung für dieses Problem ereilte ihn dennoch nicht.

Während er noch dalag und weiter nachdachte, klingelte plötzlich das Telefon. Unwillkürlich zuckte er zusammen, dann griff er automatisch nach dem Hörer. „Hallo?“

„Endlich habe ich dich erreicht“, seufzte die Person.

Die Stimme kam ihm durchaus bekannt vor, er wusste, dass er sie lange nicht mehr gehört hatte, weil irgendetwas mit ihr geschehen war, aber nun hörte er sie laut und deutlich.

„Wer...?“

„Hast du mich schon vergessen? Nessy Pendragon~“

Vor seinem inneren Auge sah er die junge Forscherin vor sich, wie sie blutend in Rudes Armen lag, ehe ihr Körper sich auflöste, um eins mit dem Lebensstrom zu werden.

„Nun, wie auch immer“, fuhr sie fort. „Ich fürchte, ich werde nicht viel Zeit haben, mit dir zu telefonieren. Wir sollten uns lieber treffen – am besten vor der Shinra-Villa... oder wie sie jetzt auch immer heißen mag.“

„Wann?“

„Wie wäre es mit sofort? Wir sehen uns~“

Ohne auf eine Antwort zu warten, beendete sie das Gespräch. Cloud stellte den Hörer wieder in die Ladestation, dann stand er direkt auf. Nessy war eine der Personen gewesen, die es in seiner perfekten Welt bislang nicht gegeben hatte, vermutlich weil sie ihm nicht wichtig genug gewesen war. Aber sie hatte Kontakt mit ihm aufgenommen, offenbar wusste sie etwas, hoffentlich mehr als er. Immer wieder denselben Tag zu durchleben und sich auch daran zu erinnern war wesentlich langweiliger als man denken würde. Er wollte diesen Kreislauf durchbrechen, wieder zurückgehen und das retten, was ihm wichtig war – auch wenn ihm aktuell entfallen war, worum es sich dabei handelte.

Ohne Tifa Bescheid zu sagen, die gerade in der Küche stand und das Essen zubereitete, verließ er das Haus, um zur Villa zu gehen. Das Eingangstor des Anwesens quietschte, als er es öffnete, aber die Person, die auf der Schwelle des Gebäudes saß, ließ sich davon nicht irritieren. Ihr braunes Haar fiel ihr ins Gesicht, während sie den Kopf nach unten gerichtet hielt, um das Kaninchen vor ihren Füßen zu beobachten. Das Tier erwiderte den Blick, stellte sich auf die Hinterbeine und neigte den Kopf als wunderte es sich über die ihm zukommende Aufmerksamkeit und müsste nun etwas tun, um sie zu rechtfertigen.

Cloud musste sich erst räuspern, damit Nessy den Kopf hob und nun ihn lächelnd ansah. „Lange nicht gesehen, Cloud.“

Die Erinnerungen an sie kehrten erstaunlich klar zurück, als er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Das ist schon das zweite Mal, dass wir uns wiedersehen, obwohl ich nicht damit gerechnet hätte.“

„Tja, lieber ich als Sephiroth, was?“

Sie lachte und stand auf.

„Wie kommst du hierher?“, fragte er misstrauisch.

Er glaubte daran, dass sie ihm Antworten geben konnte, aber vorher wollte er wissen, wie es möglich sein konnte, dass sie hier war. Wenn dies seine perfekte Welt war, bestand die Möglichkeit, dass sie nur aus seiner Sehnsucht nach einer Lösung heraus erschienen war und ihm nicht weiterhelfen konnte – oder ihm nur Antworten gab, die ihm nichts bringen würden.

Nachdenklich legte sie einige Finger an ihre Lippen. „Der Planet verfügt über ein sehr komplexes System. Als Nostradon das Ritual einläutete, entstand die Möglichkeit für Seelen aus dem Lebensstrom, in die perfekte Welt einzutreten. So konnte ich hierher kommen~“

„Dann bist du nicht nur ein Abbild meiner Erinnerung?“

Nessys Gesicht hellte sich merklich auf, als er diese Frage stellte. „Awww~ Du bist schon dahinter gekommen. All das hier entstand aus deiner Erinnerung und deiner Vorstellung, wie alles wäre, wenn es perfekt wäre. Mit einigen kleinen Korrekturen des Planeten~“

Automatisch dachte er an das Gruppenbild zurück und an den Mann, den er als Vincent zu erkennen geglaubt hatte. Dies musste eine der Korrekturen sein.

„Und warum meldest du dich so spät?“

Es waren mindestens sieben Tage vergangen, seit er hierher gekommen war, aber erst an diesem Tag hatte er eine Nachricht von ihr erhalten, obwohl er jeden Nachmittag und Abend zu Hause gewesen war.

„Es war schwer, zu dir durchzudringen, ich versuche es, seit du hier das erste Mal aufgewacht bist. Aber deine perfekte Welt hat mich abgehalten – erst jetzt hat es funktioniert, weil du eine Lücke geschaffen hast.“

Also war es tatsächlich sein Wunsch gewesen, Antworten zu bekommen, der sie hierher geführt hatte – aber immerhin war sie echt. So echt eine eigentlich tote Frau auch sein konnte.

„Wie kann ich das hier wieder beenden?“

„Warum willst du das denn?“, fragte sie prompt, als hätte sie nur darauf gewartet.

Ihre Gegenfrage ließ ihn einen Moment zögern, auch wenn es dafür keinen Grund gab. Noch immer spürte er, dass etwas sehr Wichtiges nur darauf wartete, dass er das hier beendete, auch wenn er nicht wusste, was dies war.

„Etwas... nein, jemand, braucht meine Hilfe, das kann ich sehr deutlich spüren. Ich weiß nur nicht, wer das ist.“

Nessy sagte nichts mehr, ihr Lächeln war erloschen. Sie betrachtete ihn mit einem nachdenklichen Blick, in dem er nicht lesen konnte, ob sie ihm helfen wollte oder konnte. Aber wer außer ihr könnte ihm noch helfen? Sie musste einfach wissen, wie das alles zu beenden war.

Er wollte schon die Hoffnung aufgeben, doch als sie schließlich lächelnd seufzte, wusste er, dass sie ihm nun helfen würde. „Gut, du hast noch Zeit. Das Ritual ist noch nicht beendet und bislang sind nur du und Nostradon davon betroffen, der Rest der echten Welt ist noch unangetastet.“

Dann lebten die anderen also noch nicht in einer Welt, die niemals war, diese Erkenntnis beruhigte Cloud ein wenig. Er musste sich also keine Gedanken mehr machen, ob er der einzige war, der sich erinnerte oder ob er möglicherweise gegen den Willen der anderen handelte, wenn er das nun ungeschehen machte.

Ja, sie waren alle gemeinsam in den Kampf gezogen, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, dass einer von ihnen es sich während des Aufenthalts in seiner eigenen Welt anders überlegt hatte.

So aber gab es diese Gefahr gar nicht und Cloud konnte ganz nach seinem eigenem Gewissen handeln.

Nessy vollführte eine einladende Geste zur Villa. „Dann komm herein. Hier drinnen wirst du die Antwort finden, die du suchst, das, was dir so wichtig ist.“

Cloud sah auf die geschlossene Tür. „Als ich das letzte Mal reinwollte, wurde ich weggeschickt.“

„Oh ja, mein lieber Alex~“

Sie schnitt ihm eine Grimasse. „Heute wird er dich nicht aufhalten, ich hab ihn an sein Bett gefesselt.“

Ihr folgendes Lachen entkräftigte ihre Worte, Cloud traute ihr das aber durchaus zu, auch wenn er nicht viel mit ihr zu tun gehabt hatte.

Sein Blick blieb auf die Tür gerichtet. Er musste nur noch diesen letzten Schritt machen, hineingehen und das erblicken, was ihm wichtig war, um es zu retten.

Seine Beine fühlten sich unendlich schwer an, ein köstlicher Duft umspielte plötzlich seine Nase, von irgendwo konnte er Tifas Stimme hören, die seinen Namen rief. Es kam ihm vor als ob die Welt einen letzten Versuch wagte, ihn hier zu halten.

Aber seine Entscheidung war längst getroffen und in dem Moment besiegelt worden, als er das Haus verlassen hatte, um Nessy zu treffen. Es gab kein Zurück mehr, nur noch der Weg nach vorne.

Er öffnete die Tür und trat ins Innere der Villa, das ganz und gar nicht seiner Erinnerung entsprach. Statt sich in der düsteren Eingangshalle mit der Treppe wiederzufinden, stand er in einem vollkommen leeren Raum. Nein, Raum war eigentlich das falsche Wort.

Es gab keine Wände, keine Decke, keinen Boden, keine Möbel, nichts. Nur weißes Licht, das sich bis ins Unendliche auszudehnen schien.

Er machte einen Schritt, fürchtete dabei, zu fallen, bis er irgendwann schmerzhaft auf dem Boden aufkommen würde. Doch sein Fuß traf auf einen unsichtbaren Untergrund, langsam bahnte er sich so seinen Weg immer geradeaus.

Er wusste nicht, wo er hingehen sollte, er folgte lediglich einem inneren Gefühl, das ihn leitete, ohne zu wissen, wohin es ihn führen würde.

Das dunkle Rechteck der Tür, durch die er hereingekommen war, wurde rasch immer kleiner und wurde schließlich gänzlich von dem weißen Licht verschluckt. Das sanfte Aufkeimen von Bedauern in seinem Herzen schwand alsbald wieder, mit jedem Schritt, den er tat, ein Stückchen mehr.

Aus dem Licht heraus wurden Umrisse erkennbar, etwas befand sich genau dort, wo er sich hinbewegte und sein Herz wusste genau, dass dies das Wichtige war, was er beschützen wollte.

Obwohl er zu rennen begann, schien er sich nicht schneller zu bewegen, die Umrisse kamen nur langsam näher, aber je mehr sie es taten desto klarer wurde es, dass es sich um einen Altar handelte, auf dem ein Kind lag.

Als er direkt davor stehenblieb, erkannte er die Gestalt auch sofort wieder. Es war als ob etwas in seinem Inneren sich in diesem Moment erleichtert zurückfallen lassen würde, das Ziel war erreicht, alles würde gut werden. Er musste nur noch...

Behutsam nahm er den Jungen auf den Arm, um ihn hochzuheben. Er fühlte sich schwer an, wie er so schlaff in seinen Armen lag, aber sein Brustkorb hob und senkte sich und nahm Cloud damit die Furcht, dass er möglicherweise bereits nicht mehr am Leben war.

„Sein Name...“, hörte er plötzlich Nessys Stimme in seinem Inneren, die er nun als das Flüstern wiedererkannte, das ihm in den letzten Tagen beigestanden hatte. „Erinnere dich an seinen Namen.“

Cloud schloss die Augen, rief sich den Namen ins Gedächtnis, in das seine ursprünglichen Erinnerungen wieder zurücktröpfelten als würde man sie durch ein Sieb laufen lassen. Und da, zwischen all den großen und kleinen, den fröhlichen und den traurigen Momenten, die er im Zeitraffer betrachten konnte, tauchte der Name des Jungen auf, der vor langer Zeit zu einem Teil seiner Familie geworden.

Cloud atmete tief durch und öffnete leicht den Mund, um den Namen laut auszusprechen: „Denzel...“

Das weiße Licht nahm an Intensität zu, so dass Cloud seine Augen schloss, im sicheren Bewusstsein, dass er wieder in der echten Welt sein würde, sobald er sie wieder öffnete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tifa7
2010-11-21T20:44:54+00:00 21.11.2010 21:44
Awwww, coooool!!!^^
waaaaaaaaaaaaah 7 gleiche Tage scho Oo ich wär gestorm xDxDxDxD
klasse kapi, jaa!!^^
Von:  fahnm
2010-11-21T02:46:46+00:00 21.11.2010 03:46
Super Kapi!^^


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