Für immer und ewig und einen Tag länger
Es war dunkel. Das einzige Licht, das den Raum etwas erhellte, war der Vollmond, der durch die großen Fenster schien. Man hätte ja die Vorhänge zuziehen können, aber dann wäre dem Paar, das zusammen gekuschelt unter der Decke lag, die Sicht auf den klaren, schönen Sternenhimmel verwehrt geblieben.
Die zierlichere Gestalt von beiden kuschelte sich dicht an die Brust des anderen. Dieser strich sanft und vorsichtig eine der nachtschwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht der Person, die ihm sein Herz gestohlen hatte. Doch wollte er es gar nicht wieder, wusste er schließlich, dass es sich in guten Händen befand.
Goldene Augen fixierten die seinen, eine Frage brannte in ihnen.
„Was ist?“
„Werden... wir für immer zusammen bleiben?“, fragte eine sanfte Stimme neben ihm.
„Nein... Doch selbst, wenn Kontinente und Meere zwischen uns liegen sollten, so werde ich dich für immer in meinem Herzen tragen.“
Die eisblauen Augen verloren sich in den goldenen und ihre Gesichter kamen sich näher. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss, der zugleich so zart, sanft und doch so feurig und leidenschaftlich war. Als sie sich voneinander trennten, blickten sie sich wieder in die Augen. Die eisblauen Augen drückten unendliche Liebe aus, doch auch Trauer.
Eine Trauer, die beide verdrängen wollten. Denn bald würden sie nicht mehr so beisammen liegen können, bald würden sich ihre Wege wieder trennen, auch wenn beide das nicht wollten. Doch sie hatten Verpflichtungen, Menschen, die auf sie warteten. Und dies in verschiedenen Ländern.
Draußen zogen dichte, graue Wolken zusammen und ein kalter Wind kam auf, von dem die zwei in ihrem Bett jedoch nichts merkten. Ein letztes Mal beschien der Vollmond noch das rote Haar und verschwand danach hinter den Wolken.
„Ich werde dich immer lieben, egal was passiert, für immer und ewig...“, flüsterte der Rothaarige und strich beruhigend durch das schwarze Haar.
„Für immer und ewig und einen Tag länger?“
„Für immer und ewig und einen Tag länger...“
Tränen verließen die goldenen Augen und liefen über das fein geschnittene Gesicht. Sanft küsste der Rothaarige die Tränen weg und legte ein letztes Mal seine Lippen auf die anderen. In diesem Kuss lagen sowohl eine gewisse Endgültigkeit, Abschied und doch das Versprechen auf noch tausende solcher Küsse.
~*~
Tränen schienen ein Wettrennen zu veranstalten, flossen unaufhörlich über das sommersprossige Gesicht. Goldene Augen sahen ihn aufmunternd an.
„Max, nun beruhig dich doch...“
„Aber... ich werde euch so vermissen, Kai, Rei!“, schniefte der Blonde.
Beruhigend legte ihm Takao eine Hand auf die Schulter. Kai konnte nur abfällig schnauben. Er hatte noch nie viel übrig für solche Abschiede. Erstrecht nicht, wenn sie so überzogen waren...
„Und ihr beide wollt wirklich nicht mit uns kommen?“, fragte nun Kyoju und blickte den Teamleader der Bladebreakers fragend an.
Doch ehe der Graublauhaarige antworten konnte, war Max schon wieder lauthals schluchzend in Reis Arme gesprungen. Dieser fiel, leicht erschrocken und überrumpelt, auf den Boden des Flughafengebäudes.
„Wir... bleiben Freunde, ja? Versprochen?“, nuschelte der Amerikaner.
„Ja, wir bleiben Freunde“, antwortete Ray.
„Für immer und ewig und alle Zeiten?“, fragte der Blonde und beruhigte sich allmählich ein bisschen.
„Für immer und ewig und einen Tag länger“, versprach der Schwarzhaarige lächelnd.
„Was hast du nur mit deinem einen Tag länger? Du bist der einzige, den ich kenne, der das sagt“, meinte Takao lachend, als er dem Blonden aufhalf und danach auch Rei die Hand hinstreckte.
Dankbar ließ sich der Chinese aufhelfen und zuckte danach mit den Schultern.
„Ich sag das halt so, lass mich doch“, murmelte er grinsend.
Max peilte inzwischen sein nächstes Opfer an. Doch blickte Kai ihn nur warnend an.
„Wenn du mich anspringst, dann wirst du nicht mehr lange genug leben, um in dieses Flugzeug zu steigen, das schwöre ich dir! Was soll überhaupt dieser übertriebene Abschied?! Ihr tut ja beinahe so, als würden sich die Bladebreakers trennen! Um Himmels Willen, ihr drei fliegt in den Urlaub, ihr zieht nicht auf einen anderen Kontinent, auf dem es weder Telefon noch Internet gibt. Ihr könnt euch doch anrufen oder schreiben und in ein paar Wochen seht ihr euch sowieso wieder!“, regte sich der Russe auf.
„Um meine Frage zu wiederholen: Ihr beide wollt wirklich nicht mitkommen?“, fragte der Brünette, um vom Thema des Abschiedes etwas abzulenken.
„Nein! Ich erwarte in drei Tagen Besuch, ich bin froh, endlich mal meine Ruhe vor euch zu haben und da werde ich Yuriy, Boris, Sergeij und Ivan sicherlich nicht absagen, nur um mit euch zu den All Stars zu fliegen. Vier Wochen mit dieser orangehaarigen Nervensäge und euch würden meine Nerven nicht heil überstehen. Außerdem hab ich die vier schon lange nicht mehr gesehen“, murrte der Graublauhaarige.
„Ich bleib auch lieber hier. Einer muss doch aufpassen, dass die fünf Russen unser Haus stehen lassen“, grinste Rei und heimste sich dafür einen strafenden Blick von Kai ein.
~*~
Eiligen Schrittes folgte er dem uniformierten Beamten, der ihn durch die dunklen und kalten Gänge des Gefängnisses führte. Ein Gefühl von Angst und Unwohlsein stieg in ihm auf, als er Zelle für Zelle an sich vorbeiziehen sah. Er hatte den Beamten vor sich jedoch immer im Auge, wollte ihn nicht verlieren. Schließlich bliebt der Mann vor ihm stehen.
„Zehn Minuten.“.
„Kann ich... nicht zu ihm rein?“, fragte er unsicher.
„Nein.“
Um den beiden etwas Privatsphäre zu lassen, entfernte sich der Beamte einige Meter. Suchend blickten sich die goldenen Augen in der Zelle um und blieben an der Gestalt hängen, die auf dem Bett in der hinteren Ecke der Zelle saß.
„Yu!“, rief er aufgeregt.
Die Gestalt regte sich und eisblaue Augen fixierten ihn. Schreckgeweitet blickten sie den Jungen an. Hastig stand der Blauäugige auf und stellte sich gegenüber seines Gastes.
„Rei! Was machst du hier?“
Rei streckte die Hände durch das Gitter und Yuriy ergriff sie. Kurz blickten sie sich einfach nur an, eine einzelne Träne lief über das Gesicht des Schwarzhaarigen.
„Yu, ich musste dich sehen... Es ist meine Schuld, dass du hier sitzt! Es tut mir Leid...“
Aufgelöst sah Rei den anderen an.
„Rei, beruhig dich... Es ist nicht deine Schuld. Alles wird gut, das verspreche ich dir“, wisperte Yuriy.
„Ich... ich hol dich da irgendwie raus!“
„Nein! Nein, Rei. Tu bitte nichts unüberlegtes, bring dich nicht in Gefahr! Ich will nicht, dass du auch im Gefängnis landest, Kleiner. Wir haben uns doch versprochen, immer aufeinander aufzupassen, nicht?“
„Ja, das hast du, aber, Yu...“
„Nichts aber. Ich halte mein Versprechen, ich lass nicht zu, dass du da mit reingezogen wirst!“
„Aber... Versprich mir... Versprich mir, dass du mich nie allein lässt, bitte...“, flüsterte Rei.
„Ich werde immer da sein, in deinem Herzen, vergiss das nicht. Auch, wenn Gefängnismauern uns trennen, wirst du auch immer hier drin sein, für immer und ewig...“, meinte Yuriy und legte seine rechte Hand auf die linke Brust.
„Für immer und ewig und einen Tag länger“, flüsterte Rei und legte auch seine Hand auf sein Herz.
„Eure Zeit ist um!“, ertönte die raue Stimme des Beamten.
~*~
Nihao!
Ich weiß, dieser Prolog ist dezent verwirrend, das hab ich mir schon von meiner lieben Betaleserin sagen lassen.
Wer wissen will, was diese drei Zeitabschnitte - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - zu bedeuten haben, was zwischen Abschnitt zwei und Abschnitt drei passiert, wie das alles zu einer KaRe-FF wird und was aus Yuriy wird, der muss wohl die FF weiterverfolgen. *grins*
Gewidmet ist diese schön verwirrende FF meinem Schmunzelmonster und meinem Puschellämmchen. *beide mal ganz doll knuddel* Ich hoffe, sie gefällt euch.^-^
Natürlich hoffe ich auch, dass sie allen anderen gefällt.
Zai jian, Ta-chan