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Autumn Journey

von

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oneshot

„Autumn Journey“
 

Miyo Sugasaki schaute aus dem Fenster ihres Klassenraumes auf den angrenzenden Sportplatz. Dort entdeckte sie ihre beste Freundin Ruriko Kotonami, die gerade nach oben sah und sie am Fensterplatz entdeckte. Sie streckte ihren Arm in die Luft und wank ihr zu. Miyo führte eine kleine Bewegung mit ihrer Hand aus, damit der Lehrer sie dabei nicht bemerkte. Während sie Ruriko weiter beim Sport zusah, erinnerte sich Miyo an ihre erste Begegnung im letzten Jahr.

Damals war Miyo erst vor kurzem in die Gegend gezogen. Ihr Vater, ein Polizist, war hierher aufs Land versetzt worden. Es war die Zeit der Tsukimi, des ersten Herbstvollmondes, den man auch als „Chrysanthemenmond“, „Mond, der im Schlaf wacht“ oder „Mond der roten Blätter“ bezeichnet. Vor Tagen hatten sie und ihre Mutter mit den Vorbereitungen angefangen. Miyo hatte an dem Tag die typischen Tsukimi-Dango zubereitet, die ihre Mutter auf ein kleines Tischchen in einer Pyramide arrangiert hatte, zudem schmückte sie den Tisch mit einer Vase mit Susuki-Gras. Dazu gesellte sich noch ein bisschen gekochtes Saisongemüse und –obst, sowie etwas Sake und Tee. Diesen Tisch stellte sie hinaus in den Garten des Hauses. Später am Abend würden ihre Familie und Miyo die Köstlichkeiten mit der Mondgöttin „teilen“.

Auch damals schon freute sie sich auf die Tsukimi, darauf endlich ihren Yukata anziehen zu können um zum nahe gelegenen Fluss zu gehen und den Mond sich dort anschauen zu können, obwohl sie hier fremd war.

Als es soweit war, hatte sie sich ihr hellbraunes Haar zu zweit Knoten über den Ohren gedreht und mit gelben Bändern festgehalten, ihren Pony mit einer gelben und einer roten Spange gezähmt. Sie zog ihren gelben Yukata mit roten Blüten und Blättern an und nahm einen kleinen selbstgenähten Beutel aus einem Stoff, der mit Hello Kittys gemustert war, mit, indem sie ihre Habseligkeiten untergebracht hatte.

So ging sie langsam zum Flussufer und erfreute sich schon auf dem Weg an dem klaren Himmel, der nur von kleinen Wolkenfetzen bedeckt war. Dabei sah sie viele andere Menschen mit demselben Ziel wie sie. Das Bild, das sich ihr bot, erinnerte Miyo ein bisschen an die Szene in Paradise Kiss, wo Yukari und George zu Neujahr einen Tempel im Stadtzentrum besuchten und dabei zufällig ihre Freunde trafen.

Während sie daran dachte, legte sich ein trauriger Ausdruck auf ihr feines Gesicht.

Wegen ihrer Vorliebe für Ai Yazawa-Manga im Allgemeinen, der Zeichnerin von Paradise Kiss, und vor allem für den Manga NANA hatte sie den Spitznamen »Hachi« bekommen, ein Charakter der darin eine der beiden Hauptrollen einnahm. Miyo wusste, dass sie ihrer Lieblingsfigur nicht ganz unähnlich war. Sie liebte kitschiges rosa Zeug, doch war sie sehr liebenswert.

Bei dem Gedanken daran musste sie an die gemeinsame Zeit mit ihren Freunden denken, sie vermisste sie und ihre alte Heimat Tokyo. Ihre Clique war immer zusammen in den Yoyogi-Park gegangen und hatte sich dort den Vollmond angeschaut. Auch hatte Miyo mit ihren Freuden immer stundenlang über Mangas, ihre Lieblingsstars und andere Dinge geredet.

Durch ihre Erinnerung war Miyo einen Moment lang unaufmerksam und stolperte mit ihren Sandalen über einen kleinen Stein und fiel hin.

„Ach, verdammt!“, entfuhr es ihr. Irgendwie lief in letzter Zeit alles schief. Kleine salzige Tränen standen ihr in den Augen und ein Tropfen bahnte sich den Weg über ihr Gesicht.

„Hey, kann ich dir helfen?“ Verschwommen tauchte das Gesicht eines Mädchens vor ihr auf, welches Miyo ein Taschentuch hinhielt. Mit einem schüchternen „Arigatou.“ nahm sie es entgegen und wischte sich vorsichtig die Tränen weg.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte das unbekannte Mädchen besorgt.

„Nein, danke, alles ok.“, antwortete Miyo mit einem Lächeln und reichte ihr das Taschentuch zurück.

„Mein Name ist Kotonami Ruriko.“, stellte sich das Mädchen vor und streckte Miyo ihre Hand entgegen um ihr aufzuhelfen. Dankend griff sie nach Rurikos Hand.

Nachdem Miyo neben ihr stand, begutachtete sie das Mädchen genauer. Es hatte langes lila gefärbtes Haar und darin steckt an der linken Kopfseite eine Art Brosche mit zwei goldglänzenden Ginko-Blätter und zwei Fäden besetzt mit roten und goldenen Perlen. Auch ihr um weitaus wilderer Pony als der von Miyo wurde von zwei Spangen, einer roten und einer gelben, zurückgehalten. In dem Gesicht mit den zarten Zügen konnte sie am Mund und in der Nase jeweils ein kleines Einstichloch von einem Piercing sehen, die Ruriko aber heute nicht trug. Ihr Yukata hatte eine sehr schöne rote Farbe, hatte aber nur auf den Ärmeln ein Muster von Ahornblättern in einem tieferem Rot. Sie trug einen Schirm aus verziertem Papier, das mit Folie beschichtet war, bei sich

Miyo zuckte leicht zusammen als Ruriko sie ansprach: „Nennst du mir auch deinen Namen?“

„Ja, natürlich.“, entgegnete sie etwas schüchtern. Mit einer kleinen Verbeugung stellte sie sich vor. „Ich bin Sugasaki Miyo. Danke für deine Hilfe.“ Sie hörte ein kleines Kichern und richtete sich auf. Es war Ruriko, die ihr mit einem breiten Grinsen verriet, dass sie diese Höflichkeit unheimlich »kawaii« an ihr fände.

„Los komm, Miyo-chan! Du willst doch sicher zum Fluss und den Chrysanthemenmond sehen, oder?“ Ruriko ergriff ihre Hand und zog sie mit sich.

Nun konnte Miyo sehen, dass Ruriko einen Teil ihrer langen Haare auf ihrem Hinterkopf zu einem kleinen Dutt gedreht hatte, der von einem geflochtenen Zopf umschlossen war.

Miyo kämpfte sich an Rurikos Seite, doch ließ sie ihre Hand in ihrer. Rurikos Wärme mochte sie sofort.

Hand in Hand gingen sie ohne ein Wort zu wechseln zum Fluss, suchten sich dort einen Platz zum Sitzen und Ruriko breitete ihre mitgebrachte Decke aus. „Setz dich!“, forderte sie Miyo auf, die über soviel Freundlichkeit eines fremden Menschen ihr gegenüber erstaunt war.

Sie betrachteten gemeinsam den Mond und schwiegen sich an, bis Ruriko anfing sie auszufragen.

„Miyo-chan, was gefällt dir an dem Mond?“ „Seine Schönheit, seine klare Form, seine Ausstrahlung…“, kam als schnelle, aber bedachte Antwort. „Oh siehst du…“, Miyo deutete auf ein paar Glühwürmchen. „Glühwürmchen…“, sagte Ruriko langsam, „Dazu fällt mir was ein… lass mich kurz überlegen…“ Miyo ließ sie gewähren. „Also...“, Ruriko räusperte sich, „Das Glühwürmchen, gejagt, flüchtet sich in den Mond.“ „Schön..“, bemerkte Miyo. „Das ist von Ryôta.“, fügte Ruriko hinzu. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass du alte japanische Literatur magst…“ „Wieso nicht?“, fragte Ruriko und freute sich darüber, dass Miyo sich mit ihr unterhielt und nicht so stumm blieb.

„Weil du nicht danach aussiehst. Wegen deiner Piercings, deinen gefärbten Haaren und so… sag mal, hörst du Visual kei-Bands?“, die Frage brannte Miyo schon länger auf der Zunge und purzelte nun einfach heraus.

„Woher…? Ach, wegen den Haaren und der Löcher für die Piercings, ne?“, fragte Ruriko. Miyo nickte zustimmend und meinte: „Bei uns in der Clique gibt´s auch ein Mädchen, dass diese Musik hört.“ Ihr lächelnder Mund zog sich zusammen und ihre Augen wurden traurig. „Hey, was ist denn?“, fragte Ruriko besorgt. „Es ist nur… weil ich hier so fremd bin und ich meine Freunde zurücklassen musste…“ Miyo konnte unter ihrem Schluchzen nicht weiter reden. Ruriko nahm sie in den Arm und streichelte ihr über die Haare. „Sch… wenn du magst kannst du mir erzählen, was dich bedrückt.“ „Ehrlich?“ Ruriko nickte mit einem Lächeln.

Miyo überlegte, doch konnte sie das Angebot nicht ausschlagen und begann Ruriko über ihr bisheriges Leben und über die Umstände, wie sie hier hergekommen war zu berichten, auch von ihrem Spitznamen »Hachi«.

„Du bist Nana-Fan?“, fragte Ruriko erstaunt. „Ich mag die Figur der Nana total gerne!“ „Wirklich?“, Miyo freute sich genau hier an so einem ungewöhnlichen Ort unter sehr merkwürdigen Umständen einen Ai Yazawa-Fan getroffen zu haben. „Darf ich… darf ich dich »Hachi« nennen?“, fragte Ruriko zögernd. „Oh ja! Das macht mir nichts aus. Und wie nenn ich dich jetzt?“, entgegnete Miyo.

„Ich bin ein riesen Fan von Kana. Das ist eine der wenigen Visual kei-Interpretinnen. So kannst du mich nennen.“, sagte Ruriko erfreut.

Nachdem sie ihre frisch gegründete Freundschaft mit einem Tsukimi-Dango, die Miyo mitgebracht hatte, besiegelt hatten, tauschten sie sich weiter über ihre Vorlieben und ähnliches aus.

Als es Zeit wurde nach Hause zu gehen, bot Ruriko Miyo an ihr morgen die Stadt zu zeigen. Glücklich stimmte Miyo zu und freute sich auf den morgigen Tag.

Ruriko begleitete sie zu ihrem Haus und zum Abschied umarmten sie sich wie zwei Mädchen, die sich schon seit langer Zeit kennen.

„Sugasaki. Sugasaki!“, drang in lautem Ton an Miyos Ohr. Der Lehrer hatte sie angesprochen. „Entschuldigung.“, flüsterte sie schnell. „Passen sie besser auf!“, forderte der Lehrer sie auf. Im Weggehen murmelte er etwas vom schlechten Einfluss von Kotonami und ähnliches. Miyo hatte gelernt darüber hinweg zu sehen, dass es Menschen gab, die ihre und Rurikos Freundschaft zu einander nicht akzeptierten, denn letztes Jahr im Herbst hatte Miyos Reise ein Ende gefunden.
 

~Owari~
 


 

by ALF’06

-Maze-

Berlin, 17. November 2006



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fetzenfisch
2007-08-21T16:40:38+00:00 21.08.2007 18:40
oooooh schnuffi das is so schön XD
das erinnerte mich jetzt ganz krass daran wie wir uns kennen gelernt haben auch wenn das ma ganz anders war.
du solltest sie mal zeichnen die bieden, weil sie bestimmt total hüsbsch sind^-^


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