Cafe Apollo
„Komm schon Schatz. Du hast es wirklich einmal wieder nötig. Das ist völlig bindungslos und ohne jedes Risiko oder irgendwelchen Stress“
Über meinen Eisbecher hinweg sah ich Saskia nachdenklich an. Es war ein lauer Sommerabend an dem wir uns für dieses Cafe verabredet hatten. Die sonne stand schon tief, doch es war immer noch angenehm warm, so das wir uns auf der Terrasse Niedegelassen hatten.
Mich erbose einerseits die Bemerkung ‚Ich hätte es nötig‘. Das ‚dringend, unbedingt, auf der Stelle‘ schwang höhnisch zwischen ihren Worten mit. Natürlich, sie meinte es nicht böse. Saskia wollte mir nur helfen. Das einzig wirklich schlimme an ihren Worten war ja eigentlich auch nur das ich wusste das sie recht hatte. Es stimmte ja. Nachdem ich mich von Tina getrennt hatte, wollte ich erst einmal eine Pause einlegen. Ein durchaus guter Vorsatz wenn man bedachte wie schnell ich mich ihr an den Hals geworfen hatte. Meine vorherige Beziehung war nicht gerade der Renner gewesen und letztlich war ich so erbost gewesen, das ich die nächst Beste genommen hatte die mir über den Weg gelaufen war. So hatte ich beschlossen mir Zeit zu lassen.
Doch das war jetzt bereits neun Monate her. Und neun Monate Keuschheit waren in meinen Augen definitiv zuviel Verzicht für eine fünf wöchige Beziehung.
Nur waren One-night-stands eigentlich nicht meine Welt. Nicht das ich für Sex auch zwangsläufig Liebe brauchte. Nur eine Beziehung. Ich mochte es auf diese weise einfach nicht. Alles daran missfiel mir. Das fing schon beim Namen an. One Night. Eine Nacht. Wer sagte den bitte das man nur Nachts seinen Spass haben durfte? Ausserdem wenn es gut war und beide es wollten, warum durfte man dann nicht zweimal miteinander ins Bett?
Natürlich war das Blödsinn, das wusste ich auch selbst.
„Naja, mal angenommen du hättest mich überzeugt. Wenn sie doch jede haben kann, warum sollte sie dann ausgerechnet mich nehmen?“
Ich breitete meine Arme aus, um Saskia den Blick auf meine mollige Figur freizugeben. Man konnte nicht sagen, dass ich fett war. Aber mehr als zwei oder drei Kilo waren es schon die ich zuviel auf die Waage brachte.
Doch meine Busenfreundin tat diesen Einwand mit einem beiläufigen Kopfschütteln ab.
„Die nimmt dich, versprochen. Geh einfach hin und sieh sie dir an. Wenn du dann nicht willst ok, aber wenigstens das kannst du einmal tun“
Erneut schob sie mir die kleine Visitenkarte rüber, die im Laufe des Gesprächs schon mehrmals die Tischseite gewechselt hatte. Etwas geknickt besah ich sie mir.
‚Sheherazades Buchladen‘, stand da in grossen, verschnörkelten, rubinrote Lettern.
Adresse und Öffnungszeiten folgten in unauffälligeren Buchstaben.
„Sie arbeitet Vollzeit, Dienstag Morgens und Freitag Nachmittag hat sie Routinemässig frei, nur damit du nicht umsonst hinläufst. Aber verlass dich besser nicht darauf“
In mir kam das Verlangen auf die Karte wieder zurückzuschieben, doch die Neugier siegte über meine Sturheit und ich steckte sie in mein Portmonai.
„Sag mal, woher kennst du diese Cynara eigentlich?“
Ich spuckte den Namen beinahe ein wenig aus. Er hörte sich hochgestochen an. Ausländisch. Ich mochte ihn nicht. Saskia ignorierte es.
„Emily. Sie war bei ihr.“, auf meinen verwunderten Blick hin lachte sie. „Nein, natürlich bevor wir zusammen waren. Vor knap 1 ½ Jahren, aber ich hab nachgeforscht. Sie ist inzwischen anscheinend noch durchtriebener geworden. Und wenn man den Stimmen glaubt, ist sie wohl auch verdammt gut“
Ich blickte sie immer noch zweifelnd an, aber antwortete ihr nicht mehr und widmete mich statt dessen wieder meinem Eisbecher
