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Grüner Reiter

von Karigan und Zacharias
von

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Tag 4

Am nächsten Morgen weckte sie Mara, die ständig an ihre Tür klopfte. „Karigan! Steh auf, schnell!“ Karigan grummelte in ihrem Bett, drehte sich um und zog sich das Kopfkissen über die Ohren. “Was ist denn los?“ Mara seufzte. „Alton ist da! Jetzt steh auf.“ Karigan runzelte die Stirn. „Alton ist am Wall.“ Mara vor der Tür schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Alton ist hier!“ Karigan kroch aus ihrem Bett, schlurfte zur Tür und öffnete. Mara trat sofort ein. „Gott sei Dank, du bist wach. Alton ist da, er hat Neuigkeiten, aber die will er erst dir erzählen. Steh endlich auf und zieh dich an!“ Karigan war ins Bett zurück gekrochen, aber Mara zog jetzt an ihrer Bettdecke. „Wäh!“ Wie ein Embrio rollte sich Karigan zusammen. „Du Biest!“ Sie rollte sich aus dem Bett, landete auf allen vieren. „Was hat Alton denn gesagt?“ Mara grinste bei Karigans Anblick. „Dass es um die verlorene Stadt geht.“ Karigan fuhr auf, stand plötzlich auf den Füßen und starrte Mara an. „Was?!“ Mara lachte los. „Ja, es stimmt. Und jetzt mach dich endlich fertig! Wir sind alle neugierig!“ Karigan strich sich durch ihr wirres braunes Haar, in dem sich Knoten gebildet hatten. „In Ordnung, ich zieh mich an.“ Mara nickte. „Du solltest dich auch kämmen.“ Karigan räusperte sich. „Schon gut. Wo treffen wir uns?“ „Im Gemeinschaftsraum.“ Mara verließ das Zimmer und so schnell sie konnte, zog sich Karigan an. Die verlorene Stadt im Schwarzschleierwald?! Was hatte Alton dort verloren? Er hätte doch gar nicht den Wald betreten dürfen! Um alles musste man sich selber kümmern! In ihren weichen, grünen Reitersachen – sie hatte extra neuen Weichspüler gekauft, damit die Sachen nicht immer so steif waren – stiefelte Karigan Richtung Gemeinschaftsraum, ihre Haare zu einem dicken Zopf im Nacken zusammengebunden. Alton saß im Sessel, alle anderen Grünen Reiter hatten sich um ihn geschert und lauschten seinen lustigen Erzählungen vom Wall. Als Karigan den Raum betrat, drehten sich alle Gesichter zu ihr, alle Augen lagen plötzlich auf ihr. „Alton!“, rief sie. Er war aufgestanden und kam langsam auf die zu, dann umarmte er Karigan fest. „Hey Kleines.“ Er drückte sie kurz, doch dann schlug sie plötzlich auf ihn ein. „Verlorene Stadt?! Bist du wahnsinnig, hinter den Wall zu gehen?“ Er grinste und wich ihren Schlägen aus. „Er ist doch nicht mehr gefährlich!“ Karigan schrie auf. „Du spinnst! Du weißt, dass der Wald noch gefährlich ist!“ Alton seufzte. „Aber gib zu, du willst auch wissen, was ich rausgefunden hab.“ Die anderen grinsten sich gegenseitig an und dann zu Karigan, die ihren Blick schweifen ließ. „Ähm... Also... Ja!“ Alton grinste sie an. „Na also!“ Karigan schlug ihn wieder leicht. „Los, setz dich hin und erzähl endlich!“ Karigan schob Alton zum Sessel, drückte ihn hinein und kniete sich vor ihn hin. Alton lächelte in die Runde und holte dann Luft. „Also ich hab ja schon damals unbedingt die Stadt entdecken wollen.“ Alle nickten. „Und eines frühen Morgens – ich war gerade dabei, den Wall weiter zu festigen und die Risse zu reparieren – dachte ich mir: Alton, heute ist ein guter Tag, es zu tun. Ich packte meine Sachen und ließ mir eine Leiter an den Wall stellen. Alle hielten mich für verrückt, Vater sagte, ich dürfte nicht gehen, immerhin brauchten sie mich da, aber ich hab es trotzdem getan.“ Karigan schnaubte, einige andere Reiter schüttelten den Kopf. „Ja, vielleicht denkt ihr, ich hab einen Knall, aber als ich den Wall berührte, wusste ich, dass mir nichts passieren würde. Nicht an diesem Tag.“ Er lächelte in die Runde. „Und ich bin also über den Wall, die Leiter wurde wieder weggenommen und dann bin ich in den Wald hinein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, wo ich lang gehen sollte, also bin ich erst einen Tag lang herumgelaufen. Auch der nächste Tag begann so, aber dann fand ich die Straße wieder und folgte ihr. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich da lang musste. Ich war so lange unterwegs, bis es dunkel wurde, dann hab ich in meinem kleinen Zelt übernachtet. Aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand ich praktisch genau davor! In der Dunkelheit habe ich sie nicht gesehen, aber sie lag direkt vor mir. Wilde Blumen überwucherten den Stein und die Mauern und die eingefallenen Häuser. Und...Efeu hat sich um neue kleine Bäume gewunden, die...mitten in alten Ruinen wachsen. Es war so wunderschön, dass ich es kaum glauben konnte. Aber es war alles noch da! Die kleinen Häuser und das Schloss mit einem Turm und... Alles, was man aus den Sagen kennt!“ Altons Augen glänzten richtig, niemand bewegte sich, selbst das Atmen schien abgeschaltet zu sein. „Da standen...Figuren am Weg.“ Karigan nickte. „Die hab ich auch gesehen...“, flüsterte sie als wäre sie selbst im Wald und sähe die efeubewachsenen Steinfiguren vor sich, die früher feinste Arbeit gewesen sein mussten. Alton lächelte sie an. „Ja, genau.“ Sie hatten wahrscheinlich beide ein ähnliches Bild vor sich. „Ich bin durch die Ruinen gelaufen und habe mir alles angesehen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie ehrfürchtig man da wird. Ich meine, man wandelt heute durch die Überreste, aber irgendwie sind die Jahrtausende alten Geister noch zu spüren, es war seltsam. Und so wunderschön.“ Alle seufzten theatralisch. „Das lenkt noch lange nicht davon ab, dass du nicht hättest hingehen dürfen, Alton.“, sagte Karigan streng und er grinste sie an. „Warum machst du dir solche Sorgen um mich?“ Sie wusste genau, was er ansprach, aber sie wusste auch, dass er ein Ehrenmann war. Er würde es nicht aussprechen. Natürlich meinte er den Umstand, dass Karigan ja gar nicht in ihn verliebt war, sondern in Zacharias. „Ich mache mir trotzdem Sorgen, du bist ein Freund von mir, das ist doch verständlich.“ Er nickte. „Ich bin ja noch da.“ Karigan nickte. „Dass du sie wirklich gefunden hast...“, flüsterte sie dann. „Ist der Marmor noch richtig zu erkennen?“, fragte Osric leise und Alton nickte mit glänzenden Augen. „Sogar jedes einzelne Detail der Verschönerungen.“ Karigan und die anderen staunten nicht schlecht. „Stimmt es, dass sie Blumenornamente in den Marmor geschnitzt haben?“ Alton nickte wieder. „Ich habe...sie berührt und habe mit den Fingern hindurchgestrichen. Es war wirklich unglaublich. Diese Liebe zum Detail, die kleinen Blüten und...oh! Da waren sogar kleine Kolibris und kleine Schmetterlinge an den Blüten.“ Jeder hatte jetzt wahrscheinlich eine andere Vorstellung im Kopf außer Alton natürlich, denn er wusste, wie es wirklich aussah. „Das muss so schön sein.“, flüsterte Mara und selbst die Männer stimmten ihr nickend zu. „Ich würd da auch gern mal hin.“, sagte Garth nach einer Weile Schweigen und die anderen sahen ihn halb entsetzt, halb bewundernd an. „Oh, es war ein beschwerlicher Weg, aber ich würde ihn euch allen zutrauen.“, warf Alton ein und zog wieder die Blicke auf sich. „Ich weiß nicht...“, murmelte Justin. Es waren wirklich alle versammelt. „Was weißt du nicht?“, fragte Karigan nach. „Na ja, ich weiß nicht, ob ich das machen würde. Immerhin liegt die Stadt doch mitten im Schwarzschleierwald.“ Alton nickte. „Wenn ich könnte, hätte ich die Erinnerung in ein Becken voll Wasser geworfen, damit ihr es euch alle ansehen könnt.“, sagte er lächelnd und die anderen lächelten zurück. Karigan seufzte. „Ich glaube, wir träumen heute alle gut.“ Alton nickte ihr zu. „Bleibst du eigentlich hier, Alton?“, fragte sie dann, die anderen erhoben sich und streckten ihre Glieder. „Ja. Morgen wäre ich ja sonst eh hergekommen.“ Karigan nickte, die anderen verließen leise plaudernd den Raum. Immerhin war es noch sehr früh und niemand hatte bisher gefrühstückt. „Wie geht es dir, Kleines?“, fragte Alton und sah fragend in Karigans Gesicht. „Ja... Na ja, eigentlich nein.“ Sie lächelte schief. „Was ist denn passiert?“ Karigan seufzte. „Er war...gestern bei mir. Wir haben geredet.“ Altons Augenbrauen flogen in die Höhe. „Er war bei dir? Das sieht ihm gar nicht ähnlich.“ Sein gegenüber nickte, sie waren mittlerweile allein und plötzlich knurrte Karigans Magen. „Entschuldige, ich habe noch nicht gefrühstückt.“ Alton lachte. „Hol dir was her, ich warte hier. Dann können wir weiterreden.“ Sie nickte, stand auf und holte sich dann ein bisschen Obst und Brot mit Marmelade. Alton saß immer noch im Sessel, als sie zurückkam. „Also, was hat er gesagt? Was wollte er denn bei dir?“ Alton hatte sich zwar damit abgefunden, dass Karigan nichts von ihm wollte, aber manchmal konnte er seine Eifersucht nicht zurückhalten. Und während Karigan sich ihr Frühstück schmecken ließ, erzählte sie, was, wann und wie sich Zacharias’ Besuch ereignet hatte. Alton nickte, als sie geendet hatte. „Das...war lange nötig, dieses Gespräch.“ Karigan nickte. „Ja, aber ich hätte ihn am liebsten angeschrien.“ Alton fing an zu grinsen. „Hast du bestimmt auch, so wie ich dich kenne.“ Sie senkte den Blick und grummelte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart. „Jedenfalls war ich so sauer!“ Sie seufzte und biss herzhaft von ihrem Apfel ab. Alton strich ihr kurz durchs Haar. „Vielleicht...sieht die Welt morgen ja ganz anders aus.“ Sie schnaubte so doll, dass ihr beinahe der Apfel aus der Nase kam. „Das glaubst du doch im Ernst nicht!“ Jetzt erst schluckte sie runter. „Ich kann meine Hoffnung vollkommen vergessen. Das wird doch nie was mit ihm und mir. Er sieht mich doch überhaupt nicht und...“ Sie winkte ab und biss wieder in den Apfel. „Ach, Karigan...“ Das Schlimme war, dass Alton ihr tatsächlich nicht helfen konnte. Er konnte sie nur... Samt legte er die Arme um seine Freundin. „Tut mir Leid, dass es so läuft.“ Sie lächelte schief und lehnte sich kurz an Alton. „Tut ziemlich weh, oder?“ Er nickte. Immerhin wusste er ja, wie es war, wenn die Liebe nicht erwidert wurde. „Aber du wirst es überleben.“ Sie holte tief Luft, blinzelte ihre Tränen weg und nickte dann. „Du lebst ja auch noch.“ „Eben.“, sagte er lächelnd, dann wechselten sie lieber das Thema. Trotzdem musste Karigan immer an den morgigen Tag denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silver_snake
2007-08-03T13:16:39+00:00 03.08.2007 15:16
*strahl*
*seufz* ich würd auch gern in die verlorenen Stadt, da wär es bestimmt himmlisch. Hast du toll beschrieben :)
jetzt hät nur noch gefehlt, dass der König um die Ecke kommt, als sie sich umarmt haben. Der wird doch noch so richtig schön eifersüchtig, oder? Oder? *evilgrins*
Du aber Juleee? Kannst du vielleicht ein paar mehr Absätze machen, das liest sich dann gleich nochmal viel schöner. Bitte, bitte ^--^


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