Zum Inhalt der Seite

Digimon Legends

Der Stoff aus dem Legenden gemacht werden
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verirrt - Teil 1

- Kapitel 13 ~ Verirrt – 1. Teil -
 


 

Es nahm den süßen Duft eines Pilzes wahr, während es verletzt durch den Wald rannte. Es röchelte und flüchtete so schnell es konnte, stieß dabei mit seinen Schultern gegen die umherstehenden Bäume, bis es stolperte und einen Abhang herunterfiel. Vor einem klaren See kam es zum liegen. Das Gewässer glitzerte vom sternenklaren Himmel, der strahlende Mond spiegelte sich in der ruhigen Oberfläche. Es kroch zu dem Ufer. Kurz zögerte es und blickte in seine Spiegelung. Das Untier erkannte eine Fratze wie die eines Schweins, mit dunklen, unheimlich leuchtenden Augen und Hauern, die ihm aus der sabbernden Schnauze ragten. Seine übergroßen Ohren wippten mit jeder Bewegung. Es betrachtete seine Vorderhufe und jaulte schmerzerfüllt. Sein Kopf zierte strähniges helles Haar, das im Mondlicht trüb schimmerte und ihm in die Augen hing. Das einzige, das noch übrig geblieben ist, ist seine Kleidung, die es noch immer trug. Zwar sah diese von der Flucht und den vielen Kämpfen sehr mitgenommen aus, aber sie verdeckte noch alles.

Plötzlich horchte es auf und wirbelte herum. Sie waren ihm dicht auf den Fersen, es konnte ihren Geruch wahrnehmen und sie hören. Mit gepeinigt gebücktem Gang schlurfte es am Ufer des Sees entlang und flüchtete sich in den Schutz der Bäume.
 


 

„Wir haben uns verirrt!“, musste Takeru zum hundertsten Mal feststellen. Er ließ sich resigniert in das feuchte Gras fallen.
 

„Das kam mir gar nicht so weit vor.“, murmelte Kari und rieb sich wieder mal die Schulter. T.K.s Rettungsaktion schien doch länger gedauert zu haben, als es ihr vorkam. Der Totenkopf hatte sie ein ganzes Stück weiter geschleppt als sie dachte.

Der blondhaarige blickte durch das Laubdach der Bäume in den Himmel und beobachtete die Sterne. Seit er den Totenkopf im Wald mit einem gezielten Pfeilschuss zur Strecke bringen konnte irrten sie umher und fanden nicht aus dem Wald heraus. Dabei mussten sie doch den anderen helfen! Aber was ihn noch mehr bedrückte war die Situation mit Kari. Sie redeten die ganze Zeit nur davon, so schnell wie möglich wieder zu den anderen zu kommen und dass sie sich hoffnungslos verirrt haben. Doch kein Wort über das Gespräch am Teich.
 

„Lass uns weitergehen, bevor wir noch von irgendeinem Monster hier im Wald angegriffen werden. Mir ist es bei Nacht nicht mehr geheuer…“, forderte Kari auf und T.K. erhob sich. Er fühlte sich auch nicht besonders wohl hier, zu viele Bäume und Büsche konnten irgendwelchen Unwesen Schutz gewähren, sodass sie aus dem Hinterhalt angegriffen werden konnten.
 


 

Es spürte wie das Gras gegen seine Beine peitschte. Sein aufrechter Gang war untypisch für ein normales Schwein, aber es war ja auch kein normales Schwein, das wusste es. Plötzlich stieß ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Es war nicht das feuchte Gras oder Frösche oder die Rinde der Bäume oder die süße Waldluft. Nein, diesen Geruch hatte es schon lange nicht mehr wahr genommen. Es hielt inne und schnüffelte grunzend, seine schweinsartige Schnauze hoch in der Luft haltend. Das Wesen nieste und rotzte in das Gras. Sein Instinkt sagte ihm, es sollte dem Geruch folgen. Es wusste zwar nur, dass es diesen Duft kannte, aber es wusste nicht mehr woher. Weit entfernt hörte es sie kommen. Ein fernes Heulen drang an sein überempfindliches Ohr. Panisch folgte es dem Geruch, lief durch Geäst und Büsche, unter Bäumen durch, Äste peitschten ihm ins Gesicht, rissen seine Haut auf und ließen es bluten, doch musste es diesen Schmerz in Kauf nehmen, wenn es überleben wollte.
 


 

Der Mond warf sein helles silbernes Licht durch die Laubdecke. Karis Haar schimmerte in dem Licht mystisch und T.K. war drauf und dran sich in dessen Anblick zu verlieren, als sich Kari unerwartet zu ihm umdrehte.
 

„Spürst du das?“, fragte sie besorgt.

Takeru lief einen Schauer über den Rücken. Kari war so feinfühlig und sensibel, es war fast als hätte sie übernatürliche Kräfte.
 

„Was…meinst du?“, fragte T.K. etwas unsicher. Sein Herz klopfte stark. Er hatte das Gefühl, dass gleich etwas passieren würde. „Ich-“
 

„Shhhh…hör mal!“

T.K. lauschte. Er hörte das leichte Säuseln des Windes, Blätterrauschen, das Gras wie es sich bewegte, Grillen und andere Insekten und…das laute Knacken von Ästen, das immer näher kam, als würde jemand durch den Wald laufen. Es kam schnell näher. Die beiden 14-jährigen regten sich nicht und lauschten einfach nur dem Geräusch. Man konnte ein entferntes Heulen und Bellen hören.
 

„Was ist das?“, flüsterte Kari. Unbewusst stellte sie sich näher zu T.K.

Der blonde versuchte festzustellen aus welcher Richtung es kam. Das Knackgeräusch der Äste wurde immer lauter.
 

„Oh nein…“
 

„Was ist?“, fragte Hikari besorgt.
 

„Es kommt auf uns zu!“ Takeru suchte die Umgebung ab, doch nirgends konnte er auf die schnelle ein sicheres Versteck ausmachen und schon sprang plötzlich ein unheimliches Wesen aus dem Gebüsch, es rannte schlurfend und mit gebeugter Haltung auf die beiden zu. T.K. stellte sich schützend vor Kari, das Untier machte nicht den Anschein, als wollte es stoppen, es stürzte sich auf T.K., der das Mädchen noch zur Seite stoßen konnte, und fiel mit ihm hart auf den Boden. Sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Schultern des blonden abstützend blickten seine leuchtenden Augen in die hellblauen von T.K. Das Untier brüllte ihn heiser an, wand sich kurz um und setzte seinen Weg fort. Erstarrt vor Schock konnte er sich erst nicht bewegen, bis Kari zu ihm eilte.
 

„Oh mein Gott, ist alles in Ordnung?“
 

„J-ja.“, nickte T.K.
 

„Was war das denn?“, fragte die braunhaarige und blickte in die Richtung, in die es wieder verschwunden war.
 

„Ich…ich weiß es nicht.“ Takeru richtete sich auf. „Ich glaube es war ein…ein Mensch, der in ein Schwein verwandelt wurde.“
 

„Du meinst…ein…Werschwein?“, harkte Kari nach.
 

„Ja, und es hat mich angebrüllt als…als…“ Takeru hielt inne und lauschte. Schon wieder konnte man das Knacken der Äste hören, diesmal war es aber stärker und hektischer. Der Jugendliche erinnerte sich daran, wie sich das Werschwein umdrehte und in die Richtung blickte aus der es kam. „…als…als wollte es uns warnen!“

T.K. sprang auf seine Beine und wie auf Kommando preschten dunkle Wölfe aus den Büschen, die das Schwein scheinbar verfolgten. Der erste rammte den blondhaarigen, der schroff auf den Boden fiel und sich den Kopf aufschlug, und die weiteren folgten ihm, außer einem, der knurrend und mit erhobenen Klauen auf Kari sprang, ihr einen gefährlichen Hieb versetzte, und den anderen augenblicklich folgte. So schnell sie gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder und liefen fort. Weit entfernt konnte man nur noch ein Heulen, Knurren und Bellen hören, das schließlich von der Stille der Nacht verschluckt wurde, bis es wieder vollkommen still war…
 


 

Sora versuchte sich noch immer zu wehren, doch das was auch immer sie zu verschleppen versuchte, war einfach zu stark. Sie fürchtete um ihr Leben, als sie sich schließlich in einer dunklen und feuchten Erdhöhle unter dem morschen Baum wiederfand. Sora wollte sich losreißen, doch damit erreichte sie nur, dass sie noch fester gehalten wurde, sie wollte wieder schreien, doch schaffte sie es nicht wegen der Hand, die sich feste auf ihren Mund drückte und ihr beinahe die Luft nahm.
 

„Shh!“, wurde ihr ins Ohr gezischt. „Ich bin’s doch!“

Eine ihr wohl bekannte Stimme flüsterte ihr ins Ohr. Der Griff lockerte sich und sie konnte ihrem Entführer ins Gesicht blicken.
 

„Tai?“ Sie war unendlich erleichtert.
 

„Psst!“ Er legte den Finger auf seine Lippen. „Sie dürfen uns nicht hören.“

Draußen konnte man das Brennen und Schwirren der Totenköpfe hören, jedoch keine Kampfgeräusche mehr.
 

„Was ist passiert?“, fragte Sora im Flüsterton.
 

„Ich weiß nicht. Sie sind alle auf einmal weg. Und ich konnte auch nur gerade so dem sicheren Tod entkommen, als der Boden unter mir nachgab, als mich eine Pflanze würgte.“ Er blickte zur Seite auf eine tote fleischfressende Pflanze. Noch immer rannte ihr frische Spucke aus dem aufgerissenen Maul. Die lange spitze Zunge lag auf dem Boden. „Anscheinend habe ich ihre Wurzeln bei meinem Fall aus der Erde gerissen, woraufhin sie gestorben ist.“

Tai blickte nach oben. Man konnte ein moosverhangenes Loch entdecken, durch das man den Nachthimmel sehen konnte. Das Licht des Mondes erhellte die Grube ein wenig.

„Ich hoffe von außen sieht man es nicht, dann sollten wir hier in Sicherheit sein.“

Er blickte zu Sora. Sie schwiegen.
 

„Sollen wir jetzt etwa hier warten, bis diese Monster weg sind?“, fragte sie etwas ungläubig.
 

„Wieso bist du auf einmal so forsch? Sonst war doch immer ich derjenige, der sich jedem Kampf stellen wollte.“, stellte Tai leicht lächelnd fest. Er wollte die Stimmung auflockern.
 

„Wir könnten fast vollständig sein und jetzt haben wir die anderen wieder verloren!“, erwiderte Sora aufgebracht, versetzte Tai somit einen Stich. Könnten fast vollständig sein…damit meinte sie ganz klar Matt! Der braunhaarige senkte den Blick. Warum musste sie gleich so an die Decke gehen?

Erst jetzt bemerkte Sora was sie da gesagt hatte und vor allem wie es wirken musste. Es war ein Versehen, eigentlich wollte sie es nicht.
 

„Es…tut mir leid.“, merkte sie leise an, wollte die Situation retten.
 

„Nein! Nein, es tut dir nicht leid! Das ist es doch, was du die ganze Zeit schon denkst!“, erwiderte Tai hart.
 

„Ja, natürlich weißt du besser was ich denke, als ich selbst!“ Sora schnaufte.
 

„Ich merke es doch! Du bist doch schon die ganze Zeit auf der Suche nach Matt, du hättest ihn doch am liebsten als erstes gefunden, am besten noch verletzt, dass du ihn schön verarzten kannst!“ Tai war sauer.
 

„Ich glaub du spinnst! Ich habe keinen einzigen Gedanken an Matt verschwendet, seit wir getrennt sind.“
 

„Ach, komm.“ Tai winkte ab. „Ich weiß genau, dass du mich mit ihm vergleichst. Wer küsst denn besser? Er? Als Liebhaber kannst du uns ja noch nicht vergleichen!“
 

„Was?? Ich…wir…“ Das ging jetzt zu weit. „Ich merke wie sehr du mir vertraust. Ich habe keine Lust mich mit dir hier zu verkriechen und zu streiten, ich versuche die anderen zu finden!“ Mit diesen Worten verließ Sora das Erdloch.
 

„Nein! Sora, warte!“

Er verfluchte sich mal wieder selbst. Wieso war er nur so streitsüchtig geworden? Und alles wegen seinen verdammten Minderwertigkeitskomplexen bezüglich Matt. Aber wer würde die nicht haben, wenn die Freundin mit dem größten Mädchenschwarm gegangen war, den man an Coolness kaum übertreffen konnte?

Tai folgte Sora. Immerhin war es draußen nicht gerade gefahrlos und er war nicht scharf darauf, sie auch noch aus den Augen zu verlieren.
 

Sora suchte sich geduckt einen Weg durch die dämonischen Fratzen. Sie konnte nirgends auch nur ein Zeichen der anderen entdecken. Nicht einmal Izzy konnte sie finden, der eigentlich noch im Gras liegen müsste. Aber vielleicht war er aufgestanden und wurde fortgejagt.
 

„Das muss ich mir doch nicht bieten lassen!“, murmelte sie wütend vor sich hin. Sora war völlig aufgebracht, wie konnte er so etwas nur von ihr denken?

Abgelenkt durch ihre Gedanken an Tai, bemerkte sie nicht, wie sich ein Schädel bedrohlich näherte.
 

„SORA!“

Sie drehte sich um und blickte direkt in die Fratze, erschrocken wich sie zurück und warf sich ungeschickt auf den Boden, als diese angriff. Sora versuchte aufzustehen, doch kaum stand sie, zog sich ein stechender Schmerz durch ihr Fußgelenk und sie sackte wieder ächzend ins Gras. Die 17-jährige rieb sich ihren Knöchel und könnte sich selbst wegen ihrer Dummheit ohrfeigen. Wie konnte man bei einem unspektakulären Ausweichmanöver so dämlich fallen, dass man sich das Fußgelenk verknackst?

Die feurige Fratze schwebte bedrohlich über ihr und funkelte sie an. Sie schien zu grinsen, doch irgendwie sah es doch bei allen Totenköpfen so aus, als würden sie ihre Umgebung verschmähen. Sora überlegte wie sie aus dieser Situation entkommen könnte, doch aufstehen und wegrennen konnte sie schlecht. Sie musste sich etwas anderes überlegen. Aber im Grunde hoffte sie auf Tai. Er war jetzt ihre letzte Chance.

Der Schädel klapperte mit dem Gebiss und holte aus für den letzten Schlag.
 

„VERGISS ES!!“ Tai schmetterte das Viech mit einem gezielten Stockhieb weg. Er beugte sich zu Sora, die ihn etwas ängstlich ansah. „Alles in Ordnung?“
 

„Nein…mein Knöchel…“ Sie rieb diesen.

Tai berührte Soras Fußgelenk, woraufhin diese die Luft scharf einzog.
 

„Das sieht nicht gut aus…“, murmelte er.
 

„Vorsicht!“ Sora deutete hinter ihn, wo sich ein weiterer Totenkopf in Kampfbereitschaft begab. Tai griff den Stock und stellte sich schützend vor Sora. Sein Gegner klapperte mit dem Gebiss und wollte gerade angreifen, als sich plötzlich sämtliche Totenköpfe in Luft auflösten.

Eine seltsame Stille lag über dem Feld.
 

„Was ist passiert?“, fragte Sora.
 

„Ich weiß es nicht, es ist mir aber auch egal.“ Tai warf den Stock beiseite und wandte sich um. Sein Blick war bestimmt und sauer. „Wir verschwinden hier!“

Er beugte sich zu Sora runter.

„Ich schätze du kannst nicht laufen!?“

Sora schüttelte den Kopf. Tai nickte und ging in die Hocke.

„Steig auf, ich nehm’ dich Huckepack!“

Sora hielt sich an ihm fest und der braunhaarige stellte sich auf. Bestimmt schlug er den Weg nach Unruh ein.
 

„Wo gehst du hin?“
 

„Nach Unruh.“, antwortete Tai nur knapp.
 

„Aber…was ist mit den anderen?“, fragte Sora etwas kleinlaut.
 

„Sie sind nicht hier. Und suchen können wir sie nicht, weil du zum einen verletzt bist und wir uns hier nur verlaufen würden. Warten will ich hier auch nicht, der Platz ist sicherlich verflucht. Unruh ist die einzige Möglichkeit die wir haben, durch den Uhrturm können wir die Stadt gar nicht verfehlen! Dort sind wir wenigstens in Sicherheit.“

Sora nickte schweigsam. Ihr tat der Streit unheimlich leid und jetzt war sie auch noch auf Tai angewiesen. Das war ihr sehr unangenehm. Dennoch fühlte sie sich auf seinem Rücken wohl und sicher. Sora drückte sich an ihn und hielt sich gut fest.

Tai ging an dem im Boden steckenden Schwert vorbei.
 

„Willst du es nicht mitnehmen?“, fragte sie etwas verwundert. Immerhin war es ein feiner Zug von Link ihnen Waffen anzubieten.
 

„Entweder trage ich dich oder das Schwert. Beides geht nicht.“ Tais Stimme war sehr bestimmt und abweisend. „Außerdem steckt es zu fest im Boden.“

Sie schwiegen, während der braunhaarige den Weg in die Stadt fortsetzte. Mit den Gedanken bei ihren Differenzen, dem Kampf und der Hoffnung bald in Sicherheit zu sein, merkten sie nicht, dass sie nur wenige Meter an dem ohnmächtigen Izzy vorbeiliefen, der im hohen Gras lag…
 


 

Das gepeinigte Untier schnappte nach Luft. Erschöpft lag es auf dem Boden, mit halbem Körper im Sumpfgewässer. Stille erfüllte den dämmernden Morgen. Wie jedes Mal. Immer wenn die ersten Sonnenstrahlen das Sumpfgebiet erhellten, war die Jagd beendet. Jedoch wurde es von Nacht zu Nacht immer schwächer. Irgendwann könnte es nicht mehr bis zum Morgengrauen durchhalten. Irgendwann würden sie es kriegen.

Es hörte Schritte, die auf es zu kamen. Jedoch interessierte es sich gerade nicht dafür. Es war zu fertig um sich Gedanken darüber zu machen, wessen Aufmerksamkeit es hatte. Wäre es jemand, der sich bedroht von ihm fühlte, würde es jetzt sterben müssen. Das nahm es hin. Wäre es jemand, der ihm Gutes will, würde es jetzt vielleicht geheilt werden. Es war ihm völlig gleich was mit ihm geschah, wenn doch endlich diese Hatz ein Ende nehmen würde.

Es hörte ein schrilles Kichern und ein süßlicher Geruch von Pilzen drang an seine Nase.
 

„Ein schlimmer Fluch der da auf dich gelegt wurde.“ Die Stimme war genauso schrill wie das Lachen.

Das Untier schnaufte. Es regte sich nicht, es hatte keine Kraft mehr.
 

„Das kommt davon, wenn man sich zu lange in den verlorenen Wäldern aufhält…dann wird man verflucht!“

Die Person beugte sich zu ihm herunter und betrachtete es.

„Irgendwann wirst du keine Kraft mehr haben jede Nacht durch die Wälder zu hetzen.“, bemerkte die Stimme abwägend. „Alleine wirst du den Fluch aber auch nicht lösen können. Dir wurde diese Gestalt verliehen, damit die Menschen sich vor dir fürchten und dir nicht helfen wollen.“

Das Untier atmete schwer.
 

„Hast du ein Glück, dass ich dir zufällig über den Weg gelaufen bin und schon so manches Hässliches gesehen habe, ansonsten würdest du in ein paar Tagen elendig verrecken!“

Es hatte nicht genug Kraft sich aufzurichten und der Person in das Gesicht zu sehen, es konnte nur seiner Stimme lauschen. Die Person streichelte es und tätschelte seinen Hals.
 

„Hab keine Angst, dieser Fluch ist leicht zu lösen.“, flüsterte sie, stand auf und kramte in ihrer Robe. Das Untier spürte wie etwas auf es gestreut wurde. Es fühlte sich erst etwas seltsam an, doch dann wurde ihm übel. Seine Innereien krampften sich zusammen und es brüllte unter Schmerzen. Es war unerträglich, leidend wälzte es sich umher, stellte sich auf alle Viere und jaulte herzzerreißend. Das Untier schrie und spürte, wie es sich langsam veränderte. Seine Hufe formten sich langsam zu menschlichen Händen, wie auch der Rest seines Körpers menschliche Formen annahm. Die Hauer zogen sich zurück, die Schnauze wurde zu einer normalen Nase, der Unterkiefer formte einen Mund, die Ohren schrumpften und die Augen nahmen eine blaue Farbe an. Längeres blondes, strähniges und strubbeliges Haar verwiesen auf eine schlimme Zeit, die er durchleben musste.

Noch vor Schmerzen gekrümmt lag er am Boden. Seine Kleidung war dreckig, teils zerrissen. Er atmete heftig, beruhigte sich jedoch schnell. Langsam setzte er sich auf seine Knie, betrachtete seine Hände, die nun menschlich waren, betrachtete seinen Körper, ertastete sein Gesicht. Erleichtert lachte er und blickte zu seiner Wohltäterin auf. Es war eine alte Hexe mit einer rieseigen Nase, Glubschaugen, grüner Haut und sehr kurzen Beinen.
 

„Alles so wie vorher?“, fragte sie ihn. Er nickte eifrig. „Ich schlage vor, dass ich dich zum Sumpf-Infocenter bringe, dort kann man dir mit Sicherheit weiterhelfen.“

Die Hexe beschwor einen Besen und schwang sich auf diesen.
 

„Steig auf, Kleiner.“, forderte sie ihn auf. „Ach…wie heißt du eigentlich.“
 

„Yamato.“, antwortete er etwas heiser.
 


 

Die Sonne strahlte mittlerweile durch das Blätterdach der Bäume, als T.K. die Augen aufschlug und direkt in die großen Kulleraugen eines weißen Affen blickte. Erschrocken schrie er auf, sprang auf die Beine und schüttelte den Affen von sich ab. Dieser hüpfte fröhlich vor ihm herum.
 

„Hallo!“, begrüßte der Affe den blonden. Dieser blickte ihn mit offenem Mund an.
 

„W-was?…Hast du gerade gesprochen??“
 

„Ja, habe ich.“, antwortete der Affe höflich und hüpfte weiter auf und ab. Flink kletterte er auf die Schulter des Digiritters.
 

„Ich habe euch heute Nacht gesehen.“, meinte er fröhlich.
 

„Uns gesehen?“ Mit einem Mal schoss T.K. Kari in den Sinn. „Oh, nein, Kari! Wo ist sie?“

Panisch suchte er sie, hoffte eigentlich, sie würde irgendwo in der Gegend stehen, aber befürchtete, dass die Wölfe sie entführt haben.
 

„Ooooh, du suchst das Mädchen?“, fragte der Affe und ringelte seinen Schwanz. „Sie ist dort drüben, ein Wolfheimer hat sie verletzt.“

Takeru folgte der Deutung und fand tatsächlich Kari im Gras liegen. Sie war ohnmächtig, blutüberströmt und schien nicht mehr zu atmen.
 

„Kari!“ Takeru kniete sich neben sie, versuchte einen Puls zu finden und hörte, ob sie noch atmete. Tatsächlich konnte er einen Herzschlag feststellen, auch wenn er nicht so stark war, wie er sich wünschte.
 

„Gott sei Dank, sie lebt noch.“, entfuhr es ihm erleichtert. Er stellte fest, dass sich eine tiefe Kratzspur von der Schulter her, quer über das Dekolletee zog. Selbst Hals und Wange blieben nicht verschont. Noch immer blutete sie.

T.K. fragte sich, wie lange er ohnmächtig war und ob er noch darauf hoffen konnte, dass sie überlebte.
 

„Du blutest auch!“, bemerkte der Affe und fuhr an T.K.s Stirn. Dieser wandte sein Gesicht ab.
 

„Ich muss sie hier wegbringen, bevor sie stirbt! Gibt es hier in der Nähe irgendjemanden, zu dem ich mit ihr gehen könnte?“, fragte T.K. hilfesuchend den Affen, der eifrig nickte.
 

„Oh, ja. Es gibt gleich zwei Orte.“
 

„Ok, bring mich zu dem, der am nächsten liegt!“ T.K. hob Kari behutsam auf seine Arme, der Affe lief vor, hangelte sich aufgeregt an ein paar Ästen entlang und wies ihn an, ihm zu folgen. Der Digiritter tat wie ihm geheißen und kämpfte sich mit der schwer verletzten Kari durch den dichten Wald. Er hoffte inständig, dass sie nicht auf einen dieser Wölfe treffen und vor allem, dass Kari durchhält.
 


 

Wie jeden Morgen krähte mit den ersten Sonnenstrahlen der Hahn und kündigte einen neuen Tag an. Doch fing dieser für Cremia, der Besitzerin der Romani Ranch, schon sehr viel früher an. Es war noch dunkel wenn sie aufstand und frühstückte, in den Stall ging, die Kühe auf die Weide ließ und diesen ausmistete. Erst Wenn es schon längst hell war begann sie die Kühe zu melken und die Milchkannen zu füllen. Heute Abend stand wieder eine Lieferung in die Stadt an, sie musste sich aber ranhalten, damit sie noch den legendären Château Romani zubereiten konnte.
 

„Guten Morgen, Cremia!“, begrüßte sie ein dürrer Mann mit Irokese, der gerade mit einer Angelrute die Ranch verließ.
 

„Oh, guten Morgen, Grog!“, erwiderte sie freundlich. „Heute gibt’s wieder Fisch?“
 

„Ja…meine Hühner brauchen etwas Abwechslung, sie sind ganz nervös.“
 

„Das liegt vielleicht an dem nahenden Unwetter, die Kühe sind auch unruhig. Ich hoffe, ich kann meiner Lieferung heute Abend nachkommen.“

Grog brummelte und ging unbehelligt weiter. Cremia musste schmunzeln. Ein komischer Kerl war das und immer stets besorgt um seine Hühner. Sie molk die Kuh weiter.
 

Wie jeden Morgen stand er um dieselbe Uhrzeit auf. Er zog sich an und begab sich in das untere Stockwerk, das neben einem gedeckten Tisch, einem Kamin und vielen Schränken, mit Romani, Cremias kleiner Schwester, aufwartete. Ihr Hund bellte vergnügt und konnte es kaum abwarten endlich nach draußen zu kommen.
 

„Guten Morgen.“, gähnte er etwas verschlafen.
 

„Hallo, Joe!“, begrüßte ihn Romani freundlich. „Heute gibt es frische Eier!“
 

„Oh, super.“, lächelte er sie an. Romani war ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie könnten auch gut Mutter und Tochter sein. Joe gesellte sich zu dem kleinen Mädchen und fing an zu frühstücken.
 

„Bist du aufgeregt? Das ist das erste Mal, dass du in die Stadt fährst! Ich wär’ mit Sicherheit total aufgeregt.“, plapperte Romani drauf los.
 

„Es hält sich in Grenzen.“, antwortete der dunkelhaarige.

Das Mädchen leerte seinen Teller und stand auf, packte seinen Bogen und Köcher und riss die Tür auf. Dabei rannte sie fast ihre Schwester um, die gerade eintreten wollte.
 

„Hallo!“, rief das Mädchen ihrer Schwester im Vorbeilaufen zu und rannte, dicht vom Hund gefolgt, raus.
 

„Nicht so stürmisch!“, lachte Cremia und schloss die Tür hinter sich. Sie blickte zu Joe. Beide schwiegen. Die junge Frau nahm Feuerholz aus einer Ecke und legte es für Abends neben dem Kamin hinter Joe bereit.
 

„Ein Unwetter zieht auf.“, meinte sie ruhig, immer noch mit dem Rücken zu Joe gewandt. „Hoffentlich gibt es keine Lieferschwierigkeiten.“

Joe schwieg. Sie ging rüber zu dem Ofen.
 

„Ich muss den Ofen für den Château vorbereiten.“, murmelte sie mit zittriger Stimme. Cremia stellte einen großen Topf auf den Ofen und kniete sich vor diesen um Feuer anzuzünden. Langsam stand sie wieder auf. Sie faltete ihre Hände vor ihrer Brust und blickte gedankenverloren auf das glänzende Metal des Topfes. Cremia spürte nur noch wie jemand dicht hinter sie trat, seine Arme eng um ihre Hüften legte und seinen Kopf auf ihrer Schulter ruhen ließ. Blaue lange Strähnen kitzelten ihren Hals.
 

„Es muss sein…“, flüsterte Joe. „Ich muss wissen wie es meinen Freunden geht…“
 

Cremia nickte kaum merklich. Eine leise Träne lief sanft über ihre Wange…
 

Fortsetzung folgt



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-07-21T11:18:40+00:00 21.07.2008 13:18
Oh wow!
Ich liebe deine FF!
Die ist einfach NUR großartig! Ich habe zwar nie Zelda gespielt und kenne das alles daher gar nicht, aber ich bin mir sehr sicher, dass du da unglaublich viel selbst dazu reingebracht hast. Dein Schreibstil ist unglaublich und irgendwie erinnert mich die Story an die Unendliche Geschichte oder Narnia! Einfach faszinierend!
Und die tollen Pairings nicht zu vergessen (TAIORAAAAAA!!! :)))))
Ich hoffe du machst ganz bald weiter, ich kanns es gar nicht erwarten. ^^
Ich hoffe Tai und Sora vertragen sich wieder, wo sie doch nun in einer solchen situation sind. Izzy wird gefunden und nicht einfach im Dreck liegen gelassen, Mimi vergisst ihre Illusionen. Und sag mal... joe hat ne freundin?? :O wer hätte das gedacht xD net schlecht ^^ derhats auch mal verdient, würde ich mal sagen :D
Also wie gesagt, mach weiter wie bisher, wirklich klasse! ^^

greetz
Von: abgemeldet
2008-06-24T16:05:10+00:00 24.06.2008 18:05
hallo!

ich habe gerade die ganze ff durch und bin schon sehr überrascht. am anfan hätte ich nicht mit so einer tollen geschichte gerechnet!

eigentlich bin ich ja yamora fan, aber ich mag deine Ff trotzdem
LoL

bitte mach doch bald weiter.

machs gut ^.^

kIsSeS
Von:  darkfiredragon
2008-03-28T16:52:13+00:00 28.03.2008 17:52
Jetzt sind sie schon wieder alle getrennt..Die habens aber auch wirklich nicht einfach.
Es kann sein dass ich schon an Gedächtnisschwund leide, aber wissen sie eigentlich schon genau warum sie überhaupt in dieser Welt sind?? Doch bestimmt nicht einfach so zum Spaß.
Du schreibst immer so viel, das ist echt beeindruckend. Ich hoffe es geht trotzdem bald weiter.

lg, darkfiredragon
Von:  Raph1247
2008-03-28T15:35:40+00:00 28.03.2008 16:35
der arme izzy total vergessen worden, aber den anderen gehts ja auch nicht besser. man das es nur tai der "entführer" war, war schon eine überraschung.

ich hoffe, dass sora tai doch noch seine minderwertigskeitskomplex annimmt und sie sich diesbezüglich aussprechen.




Zurück