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Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

JackxElizabeth
von

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Der verlorene Traum

Jetzt ist es tutti kompletti

: )
 

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 6 - Der verlorene Traum -
 

Langsam kroch das letzte Licht des Tages über die dunklen Dielen und

tauchte alles in einen warmen Schein. Die einzelnen kleinen Scheiben des

Fensters verzerrten das Licht und schufen durch ihre Kratzer und Flecken

unwirkliche Fantasiegebilde auf dem Boden.

Fast den ganzen Tag wog der Staub ruhig durch das Licht, glitzernd wie

winzige Körnchen Gold.

Plötzlich wurde diese ruhige Atmosphäre, wie schon so einige Male an diesem

Tag, von dem Bewohner dieses Raumes gestört.

Ruckartig sprang Captain Jack Sparrow von seinem Stuhl auf, sodass dieser

krachend hinter ihm auf den Boden fiel und er schlug zum wiederholten Male auf

die Karte, die er schon den ganzen Tag grübelnd betrachtete. Die Wucht

seines Schlages brachte die etlichen Rumflaschen, die er heute schon

geleert hatte, zum Schwanken und der Fluch, den er dabei ausstieß, hätte

jedem hartgesottenen Seebären, der seinen lallenden Fluch verstanden hätte,

die Beine vor Angst schlackern lassen. Einige der Flaschen stießen klirrend

gegeneinander, andere fielen dumpf auf den Tisch, auf dem sie standen und

begruben aufgehäufte Notizen und alte Seekarten unter sich und einige

Wenige rollten über die Kante des Tisches und zerschellten am Boden. Dabei

ist zu erwähnen, dass die Kante des Tisches seetauglich erhöht wurde, um zu

verhindern, dass Karten und Sextanten während starkem Seegang vom Tisch

fielen.

Ärgerlich stützte Jack Sparrow seine Hände rechts und links neben die

Karte auf den Tisch, lehnte sich über sie und schnaufte mit einer Mischung aus Wut und

Frust. Wobei er sein Gewicht auf den linken Arm stützte, da seine rechte

Hand von dem ständigen Schlagen auf die Karte, was er schon seit den

Mittagsstunden regelmäßig tat, schmerzte. Der Staub, den er dabei

aufwirbelte, kitzelte ihn mal wieder in der Nase, aber er ignorierte das

aufkommende Niesen und starrte verkrampft von oben wie ein Raubvogel auf

die Seekarte.

Dabei fiel ihm auf, dass die Karte von seinen Schlägen nicht einen winzigen

Kratzer davongetragen hatte. Es war aber auch keine gewöhnliche Seekarte,

die auf Papier oder Häuten gezeichnet war, hierbei handelte es sich um eine

Art hölzerne Karte. Diese war aus vielen schmalen Holzstreifen

zusammengebunden. Jack meinte sich erinnern zu können, dass irgendwer

irgendwo in Singapur mal gesagt habe, bei dem Material handele es sich um

Bambus. Wie dem auch sei, durch Schläge schien sie nicht kaputt zu gehen,

dachte Jack mürrisch.

Er schob die Augenbrauen zusammen und betrachtete dieses rundliche zusammengebundene Holzgeschnipsel namens Karte und machte sich zum ersten Mal Gedanken darüber, ob es vielleicht besser gewesen wäre, Barbossa erst zu fragen was er über die Karte wusste oder wenigstens wie man diese las, anstatt ihn nach dem Sieg für das doch recht ansehnliche Kopfgeld an die Krone auszuliefern. Wenige Sekunden nachdem er diesen Gedanken nachgehangen hatte, vertiefte sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen, bis der Pirat blitzschnell den rechten Rand der Seekarte packte und sie in einem Schwung aufrollte.

Wütend packte Jack die zusammengerollte Karte und verstaute sie in dem Geheimfach zwischen den Dielen, damit er dieses Stück Feuerholz nicht mehr sehen musste oder sie aus Ärger zerstörte.

Wie kam er bloß auf den Gedanken Barbossa zu fragen, oder besser gesagt, gefragt haben zu sollen! Diese verräterische Made von einem Wurm konnte froh sein, dass er ihn an die Krone ausgeliefert hatte, anstatt in selber zur Strecke zu bringen. Normalerweise verbot es der Kodex Gleichgesinnte, in diesem Fall Piraten, auszuliefern. Doch für Barbossa hatte er eine Ausnahme gemacht, dies würde er jedes Mal wieder tun.

In diesem speziellen Fall, war der Kodex eben nur eine Richtlinie, von der man auch einmal abweichen durfte.

Allein um Barbossa in seiner Ehre zu kränken, von dem Gesetz hingerichtet zu werden, war ihm dieser Bruch des Kodexes wert. Für einen Piraten war es nun mal kein ehrenhafter Tod am Strick des Gesetzes zu baumeln, sogar ein Tod in der Takelage oder als Gefangener in der Bilsch waren besser.

Davon einmal abgesehen, interessierte sich Jack die meiste Zeit selten für den Kodex, da er mehr Hindernis als Hilfe darstellte.

Wie Jack so über dem Geheimfach hockte, schlich sich ein leichtes grausames Lächeln in sein Gesicht und seine Laune besserte sich ein wenig, wenn er daran dachte, das sein ehemaliger erster Maat wahrscheinlich schon gehängt und als Warnung vor der Küste Port Royals aufgeknüpft war. Mit Sicherheit hatten ihm die Möwen schon das von der Sonne aufgedunsene Fleisch von den Knochen geschält, ihn auseinandergerissen, bis das Fleisch so ranzig war, dass es von selbst ins Meer fiel und die Fische darüber herfielen.

Jacks Lächeln wurde zu einem bösartigen Grinsen und er genoss die Vorstellung das der ehemalige Captain der Pearl so aus dem Reich der Lebenden scheiden würde.

Am liebsten hätte er zugesehen, bis sich auch der letzte Rest des Meuterers von seinen Knochen löste und das Skelett blank und weiß die Sonne reflektierte. Keine Tia Dalma, kein Fluch würden mehr verhindern, dass dies endlich geschah.

So erheitert von den eigenen Gedanken, ließ Jack sich an Schubladen des Tisches nieder auf den Boden. Aus dem Augenwinkel sah er hinter viel zu vielen Rumflaschen, die unter dem Tisch standen und nur gesehen werden konnten, wenn man hinter dem Tisch stand, da der Tisch von vorn mit Bretter blickdicht verschlossen war, noch eine einzige Flasche die nicht leer war.

Mit langem Arm erreichte er die Flasche und trank, immer noch mit einem bösartigem Grinsen im Gesicht, auf den Tod des Verräters. „Auf das er niemals wiederkehre“, nuschelte er mit dunkler Stimme, bevor er die Flasche in einem Zug leerte.
 

Derweil nördlich von Tortuga Bay...
 

Bestimmt zum hundertsten Mal an diesem Tage schlug Hanx vorsichtig das dünne weiße Laken, mit dem die junge namenlose Frau zugedeckt im Wundfieber lag, zurück und betrachtete zuerst die Wunde an ihrem Bein. Hier hatte die Wundheilung schon begonnen und ihr Körper wob das zerschnittene und aufgerissene Fleisch schon wieder zusammen. Doch die Klammern, die er an die Wundrändern gesetzt hatte, durften noch nicht entfernt werden, sonst würde die sich heilende Wunde wieder aufplatzen. Trotzdem war er überrascht, wie gut sich ihr Körper zu regenerieren schien.

Zufrieden mit dem Ergebnis strich er die Decke wieder über ihr Bein machte einen Schritt auf das Kopfende zu und zog vorsichtig die Decke bis zu ihrem Bauch hinunter.

Nun schob er das abgetragene aber saubere Hemd, welches er ihr angezogen hatte, um zu verhindern, dass die Wunden weiter verdrecken, hinauf zur Brust, ohne diese zu entblößen.

Ein unbefriedigender Gesichtsausdruck beherrschte sein Gesicht, trotz der Klammern schien die Wunde immer noch sehr empfindlich, auch die Wundränder waren noch immer ein wenig geschwollen und rot. Ärger machte sich in ihm breit, wer konnte eine Frau nur derart aufschlitzen, sie konnte von Glück sagen, das die Wunde zwar lang aber nicht allzu tief war. Die Wunde war tief, aber die Klinge hatte es nicht durch die Haut in den Bauchraum geschafft. Wahrscheinlich wäre das auch ihr Ende gewesen.

Vielleicht würde sie sogar länger im Bett bleiben müssen, als er Jack zugesagt hatte, aber noch waren die drei Tage nicht um.

Langsam und bedächtig schob er das Hemd hinunter und die Decke langsam über den schlanken Körper.

Bestimmt auch zum hundertsten Mal ließ er sich auf den Hocker neben dem Bett fallen und schaute auf die junge Frau vor ihm.

Wie er schon festgestellt hatte, war sie keine von Tortugas Huren, dafür war ihr Aussehen viel zu natürlich. Aber genau diese natürliche Schönheit, trotz des Wundfiebers, hielt ihn in ihrem Bann und er konnte und wollte dem nicht widerstehen.

Das zerzauste dunkelblonde Haar fiel ihr unwirsch ins Gesicht, ihr Mund mit den schmalen zierlichen Lippen war leicht geöffnet und ihre rechte Hand verkrampfte sich im Kissen.

Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, auch er hatte mal eine wunderschöne junge Frau sein Eigen nennen können, bis sie seiner Dummheit wegen gehängt wurde.

Leise seufzend schloss er kurz die Augen und lehnte sich an die Wand, um die Vergangenheit zu verdrängen. Als ihm dies halbwegs gelungen war richtete er seinen Blick wieder auf seine junge Patientin. Inständig hoffte er,dass Jack nicht für ihren Zustand verantwortlich war, denn sonst würde er ihn schneller ins Grab bringen, als Jack seinen vollen Namen hernunterbeten konnte.

Gerade als er wieder seinen Gedanken in puncto Jack nach hing, bemerkte er das seine Patientin unruhig wurde und sich hin und her zu wälzen drohte.

Schnell sprang er auf und drückte sie vorsichtig an der Schulter und am Becken in das Bett. Doch dadurch wurde sie nur noch unruhiger. Sie stöhnte und versuchte sich einzurollen. Hanx Griff wurde noch fester, er konnte sie gerade halten. Etwas überrascht war er über ihre Kraft, normalerweise hatte eine normale Frau keine solche Kraft, jedenfalls keine, die eine Hausfrau war. Ihre Versuche wurden mit der Zeit immer schwächer und er konnte sie in ihrer derzeitigen Position, also auf dem Rücken, halten. Ein flehentliches Gemurmel drang an sein Ohr, er konnte aber nicht entwirren was sie gesagt hatte. Neugierig ließ er sie nun ganz los und beugte sich mit seinem Ohr an ihr Gesicht. Sie schien zu träumen, doch was? Kurz darauf entfläuchte ihren Lippen ein Wort, das ihm seine Frage beantwortete. „Jaaaack....“ hauchte sie leise. Hanx wich vor Schreck zurück und konnte kaum glauben, was er soeben gehört hatte. Doch erschreckt hatte ihn nicht das Wort, sondern ihr Tonfall. Er war nicht ängstlich oder hasserfüllt, sondern klang irgendwie sehnsüchtig.
 

Hanx stand auf und ging langsam im Zimmer auf und ab und blieb schlussendlich am Fenster stehen. Er blickte zwar aus dem Fenster doch er hörte ihr Traumgeflüster weiterhin und wurde mit jedem Mal, wenn sie Jacks Namen hauchte, wütender. Wütend weil der herzlose Pirat nie solche Aufmerksamkeit verdient hatte und wütend andererseits, dass er ein solches Flüstern von seiner Catherine niemals mehr hören würde.

Catherine....

Er drehte sich wieder um und blickte noch einmal auf die junge Frau in seinem Bett. Wie sie so da lag, erinnerte sie ihn stark an seine Liebste, wenn er es nicht besser wüsste, hätten die beiden auch Schwestern sein können. Wieso war ihm die Ähnlichkeit nicht schon früher aufgefallen? Vielleicht war er einfach noch zu müde gewesen und zu eingenommen von seiner Aufgabe als Medicus, dass er darauf gar nicht geachtet hatte. Doch je mehr er sie anschaute, desto mehr Gemeinsamkeiten fielen ihm auf. Benebelt von seinen eigenen Gedanken, ging er zurück an ihr Bett und strich ihr sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ohne darauf zu achten wessen Namen sie vor sich hinflüsterte. Jetzt, wo ihr Gesicht frei vor ihm lag, war die Ähnlichkeit mit Catherine verblüffend. Schwer widerstand er der Versuchung sie leicht auf die Lippen zu küssen. Stattdessen strich er ihr sanft durchs Haar.

Dabei wurde ihr Flüstern immer deutlicher, ihre Stimme kräftiger, bis sich ihre Augen mit flatternden Augenlidern öffneten.

Schneller als er wieder auf den Hocker zurückweichen konnte, öffneten sich ihre Augen vollends und er meinte kurz einen goldenen Schimmer über die braune Iris huschen zu sehen, doch wahrscheinlich hatte er sich das nur eingebildet.

Einen Moment blickte er ihr in die offenen Rehaugen, bevor sie vor ihm zurückwich. Allerdings kam sie nicht weit, da das Bett an der Wand und in einer Ecke stand. An die Wand gedrängt beäugte sie Hanx mit einem misstrauischen Blick und suchte unauffällig den Raum ab.

Gerade als sie sich aufsetzten wollte, stand er auf und drückte sie an der Schulter zurück ins Bett. „Was nehmt ihr euch heraus, ich werde .....

Hanx hingegen schaute sie freundlich an und unterbrach ihren wütenden Wortschwall: „Gar nichts werdet ihr, außer erreichen das sich eure Wunden wieder öffnen und noch einmal will ich eine solche Schweinerei nicht in meinem Haus. Außerdem wollt ihr doch keine Narben zurückbehalten, oder? “ Elizabeths trotziger aber resignierter Blick bestätigte ihn: „Also, legt euch wieder richtig ins Bett, damit die Wunden nicht mehr unter Spannung stehen.“ Widerwillig rutschte Elizabeth zurück in die Mitte des Bettes, spürte aber gleich die Erleichterung ihres Körpers über die entspanntere Lage.

Immer noch beäugte sie Hanx skeptisch und fragte schließlich etwas ruhiger: „Wer seid ihr?“

Er stand immer noch neben dem Bett, lächelnd und sagte schließlich: „Mein Name ist Hanx, ich bin Medicus.“ Bei seinen letzten Worten holte er sich den Hocker etwas näher und setzte sich. Ihr Blick hatte sich nicht verändert, doch sie schien über seine Worte nachzudenken. Schließlich seufzte er nachsichtig und redete weiter: „Jack hat euch zu mir gebracht. Ich habe euch wieder zusammengeflickt, oder es zumindest versucht, den Rest muss euer Körper erledigen. Die nächsten drei Tage werdet ihr das Bett hüten müssen, damit die Wunden optimal heilen.“

Elizabeth wandte den Blick von dem Medicus ab und schaute zur ocker getünchten Decke und dachte nach. Drei Tage würde sie hier festsitzen müssen, vielleicht auch länger. Langsam versuchte sie die Ereignisse der letzten Nacht zu rekonstruieren: Sie war verwundet durch die Gassen Tortugas gelaufen, mit Jack im Nacken. Jack....Erst ließ er sie allein mit diesen zwei Männern, dann sprang er vom Dach, um als theatralischer Retter da zu stehen. Er hatte den einen Mann weg gelockt und sie mit dem anderem Wahnsinnigen allein gelassen.

Ihre Lage war aussichtslos gewesen und sie konnte sich nicht erinnern, wie sie diesen Kerl entkommen war. Alles war so weit weg und wenn man die Erinnerung greifen wollte, zerrann sie einem zwischen den Fingern.

Und dazu noch dieser seltsame Traum, an den sie sich auch kaum noch erinnern konnte. Alles außer der Tatsache, das er abstrus und seltsam war, schien in ihren Unterbewusstsein verschwunden zu sein, aber bei Träumen kam das schon mal vor und war nicht weiter wichtig.

Völlig in Gedanken versunken überhörte sie fast die Frage, die der Medicus an sie richtete.

Ihr etwas abwesender Blick wurde ein wenig klarer, als er von der Decke zurück auf den Arzt fiel. Doch als sie ihn ansah, hatte Elizabeth die Frage schon wieder vergessen und brachte nur ein leises: „Was?“ heraus.

Vielleicht sollte sie noch ein wenig schlafen, sie hatte ja genug Zeit dazu.

Der Medicus, der vor ihr saß runzelte die Stirn, sah sie ernst an und wiederholte sein Anliegen: „Miss, wo habt ihr dieses Goldstück her?“ Erst jetzt bemerkte Elizabeth, dass das Goldstück über den Hemdkragen nach draußen gelangt war und nun schimmernd auf dem wollenen Hemd lag. Ihr Blick wurde wachsam, als sie sah, wie die Augen des Blonden an dem Schmuckstück hingen. Kurz und schnell suchte er ihren Blick und fragte erneut, diesmal energischer: „Miss, wo habt ihr dieses Medallion her?“ Elizabeth starrte ihm in die hellbraunen Augen und verharrte für den Moment still.

Eine schmerzende erwartungsgeschwängerte Leere erfüllte das Zimmer und schien drückend auf der Szenerie zu lasten.

Je länger das Schweigen dauerte, desto trotziger wurde der Ausdruck in Elizabeths Gesicht, bis sie ihm antwortete: „Ich wüsste nicht, das ich Euch Rechenschaft über meinen Schmuck schuldig wäre.“ Noch bevor sie den Satz beendete, packte sie das Goldstück, ohne den Blickkontakt zum Medicus zu unterbrechen, und wollte es wieder unter dem Hemd verstecken, wo es hingehörte.

Doch bevor sie das Medallion unter den Kragen rutschen lassen konnte, packte Hanx grob ihre Hand und hielt sie davon ab.

Da der Blickkontakt immer noch andauerte, sah Elizabeth, wie sein neutraler Blick langsam aber sicher in Wut überging. Aber auch ihr Blick wurde giftig.

Als Blicke nicht mehr ausreichten, um ihre Absichten deutlich zu machen, wurden wieder Worte nötig und Hanx machte den Anfang.

„ Wie ihr wollt.“ Er ließ ihre Hand genauso grob los, wie er sie gepackt hatte und stand auf. Kurz bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich an der Türschwelle noch mal zu ihr um, die rechte Hand verkrampft in den Türrahmen gekrallt, mit der linken zeigte er anklagend auf Elizabeth: „Aber eines solltet ihr wissen, dieser Dreckskerl ist es nicht wert, das ihr ihn schützt.“

Mit diesen Worten schlug er die Tür zu.

Seufzend ließ sich Elizabeth tiefer in das Kissen sinken, am Liebsten wäre sie darin verschwunden. Ihre Finger waren immer noch um das Medallion geschlungen, sodass sich das kalte Metall langsam erwärmte. Einen Moment lang strich sie noch darüber, bis sie es langsam in den Hemdkragen schob. Obwohl das Metall schon durch ihre Hand erwärmt war, lag es trotzdem wie ein kalter schwerer Stein auf ihrem Brustkorb. Für einen kurzen Augenblick schien das Gewicht ihr ein wenig das Luft holen zu erschweren, was aber schon nach wenigen tiefen Atemzügen verflogen war.

Nachdem Elizabeth wieder zur Ruhe gekommen war, dachte sie über die Reaktion des Medicus nach und legte die Stirn dabei ein wenig in Falten.

Doch schon nach wenigen Minuten gab sie das Grübeln auf und ließ ihre Gedanken frei umherschweifen, ohne wirklich über etwas genaueres nachdenken zu wollen.

Zwischendurch fielen ihr immer wieder die Augen zu, sodass sie einige Zeit des Tages noch verschlief.

So vergingen die Stunden und anhand der immer schwächer werdenden Helligkeit der Sonne, die durch das Fenster am anderen Ende des Raumes hereinflutete vermutete Elizabeth, dass es bald Nacht werden würde. Ein gluckerndes Knurren riss sie aus ihren Gedanken. Etwas säuerlich verzog Elizabeth das Gesicht und wandte den Blick vom Fenster ab und starrte auf die Tür. Würde dieser Hanx heute noch mal kommen und ihr was zu essen bringen?, fragte sie sich und sah weiterhin skeptisch zur Tür. Zu sich rufen würde sie ihn auf jeden Fall nicht, das verbot ihr Stolz.
 

Hanx hatte die Tür heftig zugeschlagen, sodass der Knall immer noch in seinen Ohren nachhallte. Immer noch verärgert, machte er sich auf den Weg durch das kleine Haus, ins Wohnzimmer. Dort ging marschierte er mit angespannter Haltung hin und her und dachte fieberhaft nach.

Er hatte das Medallion schon gesehen, als er ihr das Hemd übergezogen hatte, doch war sich nicht sicher gewesen. Nun hatte er Gewissheit.

Frustriert und durcheinander ließ er sich auf den schäbigen Sessel in der Ecke fallen und barg seinen Kopf in den Händen.
 

Während Elizabeth mit knurrenden Magen auf ihr Essen wartete, fielen ihr immer und immer wieder die Augen zu, bis ein leichter Schlummer über sie fiel. Elizabeth driftete durch ihre letzten Gedanken und schweifte umher, bis sich ihr Traum einer sich immer mehr etablierenden Routine zuwandte. Zum wiederholten Male stand sie im Nebel, völlig starr, ohne sich bewegen zu können oder zu wollen. Langsam lichtete sich der Nebel, bis ein riesiger steinerne Torbogen sichtbar wurde. Wieder einmal versuchte sie die Zeichen, die den Bogen verzierten zu lesen, konnte es aber nicht. Hinter dem Bogen war es dunkel, aber Elizabeth wusste, das die Dunkelheit jeden Moment verschwinden konnte. Kurz danach lag ein gepflasterter steinerner Weg vor ihr, der sie durch den Bogen führte, in die Dunkelheit hinein. Rechts und links des Weges war ebenfalls Finsternis und man mag davon ausgehen, dass dort eine endlos tiefe Schlucht lag.

Wie jedes Mal, ging Elizabeth ohne Furcht durch den Bogen den steinernen Weg entlang. Mit jedem Schritt, den sie tat, schien der Raum, oder bei näherer Betrachtung, die Höhle, heller zu werden, als ob jemand das Licht langsam herein fluten lassen würde. Und je heller es wurde, umso mehr bestaunte sie das Wunder, das hier verborgen lag. Mittlerweile war sie in einem Plateau in der Mitte einer riesigen zylindrischen Höhle angelangt und es war ebenfalls taghell. Wieder einmal schaute sie sich ehrfürchtig um und betrachtete die Maschinerie, die hier arbeitete. Die Wände der Höhle, waren bis in die sichtbaren Deckenbereiche und bis weit unter dem Plateau, außerhalb ihrer Sichtweite mit goldenen Räderwerk verkleidet. Vor ihr, in der Mitte des Plateaus, ragte ein weiterer Zylinder in die Höhe, dieser schien komplett aus den glänzenden Rädchen und Rädern zu bestehen.

Elizabeth fühlte sich wie in einer riesigen alten überdimensionalen Uhr. Sie trat näher an den zylindrischen Turm aus sich drehenden und ineinander greifenden Rädchen heran. Sie bemerkte, dass kein Rädchen dem anderem glich, viele ähnlich, aber nie dieselben waren. Manche Rädchen drehten sich ohne Zusammenhang zu anderen Rädchen. Es waren sogar recht viele, wenn man genauer hinschaute. Auch wechselten Rädchen, wie durch einen Mechanismus ausgelöst ihre Plätze, so wurden ständig aus verzahnten Rädern sich nur um sich selbst drehende Kreisel. Andere Rädchen schienen auch größer zu werden und andere kleiner, doch dies geschah so langsam, dass man wirklich lange hinschauen musste.

Elizabeths Blick schweifte immer noch umher, als suche sie nach etwas bestimmten, sie wusste was sie suchte und wusste es auch wiederum nicht. Und so plötzlich, wie sie in den Traum gefallen war, so plötzlich löste er sich wieder auf, wieder an der gleichen Stelle. Das riesige Uhrwerk verschwand im Nebel und alles um sie herum wurde wieder dunkel. Sie schweifte wieder zurück zu ihren Gedanken, hielt sich unbewusst an ihnen fest, als seien sie ihr Anker in der Dunkelheit und schüttelte schließlich den Schlaf ab, um mal wieder feststellen zu müssen, dass sie sich nicht an ihren Traum erinnern konnte. Nur das ungewisse Gefühl etwas suchen und finden zu müssen blieb ihr erhalten.
 

Doch der köstliche Duft von Nahrung, der ihre Nase erfüllte, entschädigte sie für den verlorenen Traum.
 

Tortuga Bay, Hafen, nahe Mitternacht...
 

Mit schmerzenden Gliedern erwachte Jack Sparrow mühsam aus seinem Alkohol getränkten Schlaf. Er saß immer noch hinter seinem Arbeitstisch, die leere Flasche wenige Zentimeter von seiner schlaffen Hand entfernt.

Etwas orientierungslos blickte er sich um und stemmte sich mit einiger Mühe am Schreibtisch hoch und torkelte ans Fenster. Der eigentlich einfach gehaltene Mechanismus um das Fenster zu öffnen, stellte Jacks Fingerfertigkeit hart auf die Probe, was vielleicht zum Teil daran liegen könnte, dass Jack seine Hände doppelt sah und die Falschen nicht erkannte.

Als seine Mühen schließlich belohnt wurde, sog er die schwüle, aber feuchte Luft tief in seine Lungen ein. Er schielte auf seine Hände, die sich am Fenstersims festkrallten, um zu verhindern, dass der Rest des Körpers zur Seite wegkippte, seufzend stellte er fest, dass er immer noch vier Hände besaß.

Er schüttelte den Kopf bis ihm schwindelig und übel wurde, aber er konnte wieder richtig sehen. Da er sich nun wieder auf seine Augen verlassen konnte, torkelte er mehr oder eher weniger elegant durch seine Kajüte, auf den Weg an Deck.

Irgendwie schaffte er es auch die Türen aufzubekommen, wahrscheinlich durch jahrelange Routine, und betrat das mondbeschienene Deck. Bis auf ein paar schon arg betrunkene Seemänner seiner Crew, die vor sich hinschnarchten, wo sie lagen, war er allein an Deck.

Mit schon wieder etwas gefestigterem Gang, stellte er sich an die Reling der steurbordseite und schaute auf die Lichter Tortugas. Das Treiben schien wie jede Nacht, langsam seinen Höhepunkt entgegenzusteuern.

Wie ihm schien, tummelten sich auch allerlei Gestalten in den Schatten der Häuser und der Palmen am Ufer zur Kaimauer.

Wie gut kannte er die Schrecken, die hier lauern konnten. Ungewollt erinnerte er sich eine wirklich unschöne Geschichte, die ihn gleich an einen seiner ersten Abende in Tortuga widerfahren war. Damals als junger Spund, der fasziniert vom Piratenleben, eben solches selbst leben wollte, hatte er eine riesige Dummheit begangen, die ihm fast das Leben gekostet hatte. Er war so dumm gewesen, die Huren von Tortuga zu unterschätzen. Eigentlich, dachte Jack jetzt so bei sich, war die Sache ganz klar gewesen, er hatte die Hure nicht bezahlt und versuchte sich mit einer Geschichte herauszuwinden. Da das keinen Erfolg hatte, floh er über das Fenster aus dem Bordell, bevor die Hure den Beschützer des Hauses, so etwas hatte jedes Bordell, ihn in die Mangel nehmen konnte. Unglücklicherweise lief Jack gerade diesem Mann am selben Abend wieder über den Weg, als er versuchte ihm sein Geld zu klauen. Jack erkannte ihn nicht, aber die Hure hatte Jack gut beschrieben, sodass der klobige Kerl, den er beklaut hatte, ihn erkannte.

Nachdem der Kerl Jack in eine dunkle Gasse gezerrt hatte, verprügelte er ihn heftig und entledigte ihn seines gesamten Geldes. Dann wurde Jack bewusstlos. Das nächste woran er sich erinnern konnte, war, dass er an einen Pfahl gebunden war, der im Meer steckte. Er war nackt gewesen, die Flut kam und das Wasser war eisig, sodass seine Glieder schwer waren. Gerade als das Wasser über ihn hinwegspühlte, konnte er sich befreien.

Jack kniff die Augen zu, diese Dinge waren Vergangenheit, nicht das es keinen mehr geben würde, der ihm ein solches Ende gern bereiten würde, aber er war nicht mehr dumm genug, so etwas mit sich machen zu lassen.

Der Alkohol in seinem Blut schien sich weiter zu verflüchtigen, ihm ging es schon wieder recht passabel, sodass er schon fast wieder trinken konnte.

Aber bevor er sich einem weiteren Rausch hingeben konnte, hatte er noch etwas zu erledigen.

Als er sich auf den Weg hinauf zum Hang hinter Tortuga Bay machte, fiel ihm eine alte Weisheit von Mister Gibbs ein, „Erinnere dich an Erinnerungen, wenn du meinst einen Fehler das zweite Mal zu begehen und erinnere dich an Träume, um neue Fehler zu begehen.“

Allerdings konnte Jack sich nicht erinnern, wann Gibbs je etwas so tiefgründiges gesagt haben sollte. Es war ihm auch egal.

Nach einiger Zeit, erreichte er immer noch ein wenig beschwipst sein Ziel. Was daran lag, das er einer herrenlosen Flasche Rum nicht den Rücken kehren konnte und sie kurzer Hand als Wegzehrung mitgenommen hatte. Die Flasche war noch recht voll, als Jack einen weiteren Schluck aus der Flasche nahm. Er bemerkte, dass bei Hanx keine Lichter mehr im Haus brannten. Vorsichtig schlich er um das Haus und warf einen Blick in jedes Fenster,das er finden konnte. Nachdem er das Haus fast umrundet hatte, fand er das richtige Fenster. Zielgenau schob er die Klinge seines Säbels zwischen die beiden Fensterhälften und schob den Riegel, der beide Hälften zusammen verschloss, hoch, sodass das Fenster aufging. Leise kletterte er in das Zimmer und ließ sich auf den Hocker neben Elizabeth Bett fallen. Das offene Fenster brachte ein wenig Bewegung in die abgestandene Luft und Jack ließ es für den Notfall noch offen. Nachdem er einen weiteren Schluck des Rums getrunken hatte, hatte er sich aufgerafft, um das Fenster so weit zu schließen, dass man von außen nicht erkennen konnte, dass es eigentlich noch auf war.

Gerade als er sich wieder auf den Hocker gesetzt hatte und sich ans einer Flasche gütlich tat, bemerkte er, das Elizabeth im Schlaf vor sich hin nuschelte.

Interessiert beugte er sich über sie, um genauer zu horchen. Allerdings sprach sie merkwürdig, es schien eine völlig fremde Sprache zu sein, jedenfalls kannte er sie nicht. Gespannt lauschte er weiter. Plötzlich wechselte ihr Kopf die Seite, sodass ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt waren. Sie hatte ihre Lippen leicht geöffnet, die Augen waren ruhig und ihre Mimik entspannt. Jack rückte mit seinem Ohr noch näher an ihren Mund, er wollte unbedingt wissen, was sie da vor sich hin brabbelte und ob es sich wirklich um eine andere Sprache handelte, oder ob es an seinem Alkoholpegel, oder an ihrem Schlaf an sich lag, dass er ihre Worte nicht verstehen konnte.

Doch einige Momente sagte sie nichts mehr, nur ihr ruhiger Atem strich über Jacks Ohr. Als er sich schon zurückziehen wollte, redete sie weiter. Leise säuselte sie: „.....Jack......“
 

Erschrocken und überrascht, überwältigte ihn der Alkohol den er schon intus hatte, sodass er das Gleichgewicht völlig verlor und erst nach vorn auf die Bettkante und dann auf den Boden fiel. Bei dem unkoordinierten Fall blieb seine Rumflasche zum Glück heil, sonst hatte er Hanx mit Sicherheit geweckt. Allerdings hörte Jack, als er dicht vor ihrem Bett lag, dass ihr Rascheln unter der Decke zunahm und die Matratze knarzte. Er hoffte inständig, sie nicht geweckt zu haben, doch als ihr Kopf über der Bettkante erschien und einen skeptischen Blick in Richtung Tür warf, schluckte er schwer und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Sie schien ihn aus den Augenwinkeln bemerkt zu haben, erschreckte sich leicht und wich von der Bettkante zurück. Allerdings schrie sie nicht. Als Jack sich aufsetzte, um auf das Bett schauen zu können, zog sie sich rasch die dünne Überdecke bis an den Hals und schaute ihn vorwurfsvoll und ärgerlich an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Green-Star
2009-07-05T12:02:49+00:00 05.07.2009 14:02
hallo^^
das kapi gefällt mir echt gut! schreib bitte ganz schnell weiter!!!! ob barbossa wohl wirklich tot ist?^^
bb und lg
Lara


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