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Dragonhack

Zeig mir die Wahrheit
von

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10. Kakuro

Deshalb. Ich wunderte mich schon die ganze Zeit... warum der Großmeister Ceres sich mit einem „kleinen Hacker“, wie er mich auch immer nannte, wie mir abgab. Er brauchte schlicht und einfach Hilfe. Es musste jemand sein der Respekt vor ihm hatte und deshalb nicht seine Identität preisgeben würde. Schließlich durfte niemand erfahren wo und wann er auftauchte – zu viele Cyber-Bounty-Hunter waren hinter ihm her... Und die anderen großen Hacker der Welt hätten ihm letztendlich doch nur ans Bein gepisst und ihn verraten... Deshalb hatte er mich gewählt. Er wusste es... das ich ihn bewunderte... zumindest ein wenig. Darum hatte er mich gewählt – er vertraute mir. Ich wurde ausgenutzt... aber trotzdem spürte ich puren Stolz in der Brust. Denn ich war es. Mich hatte er ausgewählt. Ich wusste das er mich nie direkt um Hilfe bitten würde... Das hätte er auch gar nicht tun müssen. Denn mittlerweile brannte ich selbst darauf den Virus zu zerstören. Nicht wegen ihm, nein wirklich nicht. Nur um des Sieges willen... Das Testosteron kochte in mir hoch. Wir standen uns gegenüber. Wir grinsten uns an. Wir hatten einen Pakt geschlossen, ganz im Stummen. Keine Worte, keine Erklärungen. Wir wussten um was es ging. Ich half ihm den Virus zu zerstören und sein Leben zu retten... und er sollte mir alles beibringen was er wusste. Ja, das war unser Pakt.
 

„Wir sollten den Virus suchen“, meinte ich. „Hast du die Nachricht am Board gelesen? Ein gewisser Kakuro hat was entdeckt. Ich glaube wir sollten da mal vorbeischauen.“ Ceres brach in Lachen aus. Naja, und dies nahm so schnell kein Ende. Ich muss wohl nicht extra betonen das ich mir ziemlich verarscht vorkam. Als er dann vor kichern in die Knie ging platzte mir fast der Kragen. Ich war kurz davor ihn am Kragen zu packen als er etwas sagte das mich unglaublich erschreckte... „Your so sweet, little Hacker“, keuchte er atemlos vor lachen. Ich fühlte mich gnadenlos angeschwuchtelt. Angeekelt trat ich zurück während Ceres wieder aufstand und einmal tief Luft holte. „Well, You´ve never played an Online Game before, did ya?“, lächelte er. Verärgert schüttelte ich den Kopf, immer noch mit einem gehörigen Sicherheitsabstand. „I see. Then I have to teach ya a few things...“ Seine glitzernden Augen unterstrichen sein hämisches Grinsen... Er führte etwas im Schilde... Oh ja, ich roch es förmlich... Er hatte einen Heidenspaß daran Lehrer zu spielen... Mit einer heroischen Geste eröffnete er seine Erklärung: „Listen to ya Master, little Hacker!“ MASTER?! Ich hörte wohl nicht recht!!! Doch bevor ich etwas sagen konnte fuhr er schon fort. „The one who postet it – his Nickname is Kakuro, isn´t it?“ Ich nickte. „Ya, Kakuro is well known in the whole game... He´s a Goldfisher... Ah, for real: He try to be a Goldfisher.“ Was? Ein Goldfischer? Mein Blick war wohl so fragend das Ceres gleich fortfuhr: „A Goldfisher is a thief. If you go to the dungeon he posted, he´ll steal all the gold you earned in the game. But... Kakuro is an Idiot!“, kicherte er. „He´s a Loser! He´s mad about being a Goldfisher – but he hasn´t stolen anything from anybody till today! He´s a weakling!“ Ceres hielt sich den Bauch vor lachen. Es war mir selbst unerdenklich wie er in seiner Situation noch lachen konnte... Momentan hatte er genug Probleme... Ein Virus der ihm nach dem Leben trachtete und die gesamte japanische Regierung die ihm... naja, ebenfalls nach dem Leben trachtete. Erst jetzt fiel mir auf das Ceres unter Stimmungsschwankungen zu leiden schien... Ja genau... Bevor wir das Netslum betreten hatten lachte er auch... wurde dann melancholisch... dann ernst... traurig... wieder ernst und gleich darauf albern. Verdammt nochmal, worauf hatte ich mich da eingelassen?! Ein todgeweihter, durchgeknallter Hacker mit starken Stimmungsschwankungen und leicht schwuchteligen Ansätzen... Na toll.
 

„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun, du Witzbold?!“, fragte ich barsch. „I don´t know“, kicherte Ceres atemlos. „Also ich werde dorthin gehen um mich zu vergewissern das dort nichts ist. Goldfischer hin oder her, bei mir gibt’s eh nichts zu holen, ich bin völlig blank.“ Ceres rappelte sich auf: „Ya, let´s go there. I wanna meet him... I must see this Loser!“, meinte er mit entschlossenem Blick. „Denkst du nicht du solltest dich lieber verstecken oder so?! Immerhin klebt dir die gesamte Staatsregierung am Arsch.“ „Don´t worry, little Hacker! They won´t hunt me anymore“, zwinkerte er mir zu. Ich war so angeekelt das ich nicht weiter nachfragte. Und so machten wir uns auf den Weg zum Dungeon.
 

Als wir in dem Gebiet „Red Rip“ ankamen verschlug es mir erst einmal wieder die Sprache. Alles hier war... widerlich. Der Boden dieses Feldes bestand aus faulenden Tierkadavern... Man konnte die Knochen sehen... Und Maden legten ihre Eier in das zerfallende Fleisch... Ich beschloss schnell nicht weiter auf den Boden zu schauen. Ceres schien das alles jedoch nichts auszumachen. Grinsend schlenderte er zum Dungeon, der bereits in Sichtweite war, hinüber. Und ich muss sagen, dieser Dungeon war noch tausendmal widerlicher als der Boden des Feldes. Alles war aufgebaut wie ein Turm... Rippen bildeten die tragenden Balken und Streben, in sie waren schmerzverzogene Gesichter geschnitzt... Zwischen diesen Knochen befanden sich keine Ziegel wie bei einem echten Turm, nein: Es waren Fleischfetzen die halb zerfault zwischen den Rippen klebten. Als ich näher kam fiel mir auf das genau diese Fleischfetzen pulsierten und Blut absonderten... es war einfach widerlich. Welcher kranke Mensch dachte sich so etwas aus?! Aber das war mir jetzt egal. Ich entschied mich es einfach zu ignorieren, und so betraten wir das Innere des Turms.
 

Mit einem Mal standen wir knöcheltief in warmem, rotem Blut. An Ceres Lächeln konnte ich erkennen das dies durchaus normal zu sein schien... Also gingen wir einfach tiefer in den Dungeon. Dieser war aufgebaut aus vielen verschiedenen Stockwerken, den sogenannten „Leveln“. Im höchsten, bzw. tiefsten Level eines Dungeons (kommt auf dessen Bauart an) befand sich jeweils eine Schatztruhe mit wertvollen Gegenständen. Bis dorthin jedoch musste man sich erst einmal vorkämpfen, denn auf dem Weg lauerten selbstverständlich viele Monster die es zu besiegen galt. Ein typisches Rollenspiel eben. Nichts neues, nichts besonderes. „I think he is in the highest Level...“, murmelte Ceres nachdenklich. „Let´s go there!“, lachte er daraufhin.
 

Es dauerte nicht lange bis wir auf das erste Monster trafen... Es sah aus wie eine Fledermaus... Nur ohne Haut – naja, eben genauso widerlich wie der Rest dieses Dungeons. Es setzte bereits zum Angriff an, da kam es mir in den Sinn: Ich wusste ja gar nicht wie man kämpfte! „CERES, WAS ZUR HÖLLE MUSS ICH TUN?!“, brüllte ich. „What?! You don´t know how to fight?!“, fragte er mich entsetzt. „Which weapon did ya chose?!“ Meine Gedanken ratterten als ich dem Sturzflug der Fledermaus auswich. „Ich glaube es hieß „Drachenklauen“ oder so ähnlich!“ Ich war mir wirklich nicht mehr sicher... Viel zu schnell hatte ich damals die Registration abgeschlossen... Ich gab nicht viel Acht darauf welche Waffe ich wählte – leider. Ceres zog der Fledermaus gehörig eins mit seinem Metallstab über als er mir erklärte ich solle die „Drachenklauen“ im Menü auswählen. Als ich das tat veränderten sich meine Handschuhe... Scharf blitzende Metallklingen wuchsen meine Finger entlang... Mit einem kurzen Tastenklick griff ich die Fledermaus an. „Well done, little Hacker!“, lobte mich Ceres. „Wait, I kill him!“, schrie er, in der Hand fasste er fest seinen Metallstab. Wie bei der Beschwörung eines Priesters vollführte er traditionelle Bewegungen mit ihm. Es erinnerte mich sehr an die Kunst dieser buddhistischen Priester... sie verstanden es ausgesprochen gut mit Waffen umzugehen... Gebannt starrte ich auf Ceres. Ich gebe zu das dieses Schauspiel durchaus etwas heroisches hatte... Dieser durchgeknallte Hacker sah aufeinmal so... unbesiegbar stark und entschlossen aus... Mit einer gekonnten Bewegung stellte er den Stab senkrecht auf den Boden... Ich war wie gebannt als ich das metallische Klingen hörte... und dann löste sich eine weiße Energiewelle von ihm! Fast so als würde man einen Stein ins Wasser werfen und dann die Kreise betrachten die die Wellen ziehen... Ich war fasziniert. Die Fledermaus wurde in ihre Einzelteile zerlegt und verschwand verpixelt vor unseren Augen. „Hey Ceres, kann ich das auch irgendwann?!“, fragte ich interessiert. Grinsend drehte er mir den Rücken zu und ging weiter. „Sure“, war seine Antwort.
 

Nach etlichen Monsterkämpfen waren wir im obersten Level angekommen. Ein dünner Spieler mit weißem Daunenmantel nahm uns in Empfang. „Ich wusste das jemand kommen würde! Ich wusste es!“, freute er sich, sodass seine schrille Stimme durch den Raum hallte. Allein Ceres kichern übertönte sie noch. Sogleich bemerkte ich das jemand versuchte sich in meine Dragoon-Daten einzuhacken. Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen wer es war... „Du bist Kakuro, hab ich recht?“, fragte ich. „Oh, du hast also schon von mir gehört!“, grinste der schwache Spieler eingebildet. „Naja, ich habe eben schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hier... So viele eifern mir nach... Aber sie werden mich nie übertreffen, denn ich bin KAKURO DER GROßE!“, brüllte er mit dem Feuer der Leidenschaft in seinen Augen. Derweil wurde Ceres kichern zu einem ausgewachsenen Lachen. Er konnte sich den Kommentar einfach nicht verkneifen: „No Man, you are just the BIGGEST LOSER!“ Mit einem einfachen Nicken stimmte ich ihm zu während er sich vor lachen krümmte. Kakuro hatte keine Ahnung vom Hacken, er kam noch nicht einmal durch die erste Firewall meines Computers. Was für ein Loser. Entsetzt starrte er uns an. „IHR HABT SIE WOHL NICHT ALLE! NIEMAND LEGT SICH MIT MIR AN!“, schrie er mit rotem Gesicht. „JETZT MACH ICH EUCH FERTIG!“ Ceres, der sich gerade wieder ein bischen gefangen hatte, prustete von neuem los: „Ya wanna kill us?! Look at ya! You like like a marshmallow!“ Das bewegte sogar mich zu einem Grinsen. Naja... der weiße Daunenmantel war wirklich nicht vorteilhaft... „JETZT SEID IHR ENDGÜLTIG DRAN!“, brüllte Kakuro und griff an. Doch als er Ceres Metallstab auf seiner Rübe zu spüren bekam machte er sich schnell auf die Flucht... „ICH KRIEGE EUCH NOCH!“, war das letzte was wir von ihm zu hören bekamen. „Er ist wirklich ein Loser“, stimmte ich Ceres zu. Er wischte sich gerade die Tränchen aus den Augen, so sehr hatte er sich amüsiert. Doch das sollte auch für längere Zeit das letzte Lachen sein das ihm über die Lippen kam... Denn was dann passierte war alles andere als normal. Damit hatten wir nicht gerechnet. Bei Gott, damit hatten wir nicht gerechnet.



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