Das Leben wie es sein sollte
Es waren nun Drei Jahre vergangen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.
Ganze Drei Jahre, wo ich nicht mehr mit auf dem Schiff war.
Ganze Drei Jahre, wo ich mich nicht mehr mit dir herumprügeln musste.
Drei Jahre die ich hier einsam am Hafen von Port Royale warte und warte und warte, bis du vielleicht doch irgendwann mit der Black Pearl hier anlegst.
Ich bin naiv, das weiß ich.
Aber ich bin es nicht mehr so wie früher, das kann ich dir sagen.
Aber ich weiß sehr genau, dass ich dich sehr vermisse, Captain Jack Sparrow.
„Mrs. Swan.“, wurde Elisabeth gerufen. Sie war nun die Gouverneurin dieser reichen Stadt. Sie hat die Position ihres Vaters übernommen. Ihre Ehe mit dem Captain der Flying Dutchman hat sie annullieren lassen und nur sie selber wusste warum.
Für die meisten Leute war William Turner Tod, also vollzog sich ihre Scheidung relativ rasch und ohne Probleme.
Eine offizielle Hochzeit oder Trauung im üblichen Sinne war es ja eh nicht gewesen.
Captain Barbossa hatte sie im letzten entscheidenden Kampf vermählt.
Sie liebte William, das wusste sie, aber es war nicht die Liebe, von der sie träumte. Diese Liebe gehörte Jemand anderem.
Gouverneurin Elisabeth Swan, ehemalige Frau von William Turner, dem Captain der Flying Dutchman und immer noch stille Königin der Piraten, drehte sich um und schaute die Person die sie gerufen hatte.
Liz stand auf ihren Balkon ihres Hauses, das auf einer Anhöhe über Port Royal lag und sie somit immer einen freien Blick auf den Hafen und das Meer hatte. Sie stand oft auf ihren Balkon und stellte sich ihren sehnsüchtigen Blicken Richtung Horizont, wo sie auf ein Schiff wartete.
Wo sie auf sein Schiff wartete.
„Mrs. Swan, Elisabeth.“
Sie lächelte und trat von dem Podest herunter und trat zu ihrer Bekannten. Sie war ihre Sekretärin. Es war schon selten genug, dass eine Frau Gouverneurin werden konnte und dann wollte sie auch weibliche Bedienstete und Sekretäre. Das gab damals viel Tumult.
Aber sie war ja schon immer sehr eigensinnig gewesen.
„Sie sollten sich etwas überziehen.“, meinte Mrs. Tolliver zu ihr.
Mrs. Tolliver, war verheiratet, mit einem Leutnant, keinen Piraten oder Seemann. Sie selber kam aus London. Mr. Tolliver, einer der wichtigen Gesprächspartner von Elisabeth, hatte sie vor 2 Jahren hierher nach Port Royale gebracht.
Sie hatte recht; Elisabeth stand in einem kurzen und vor allem dünnen weißen Leinenkleid auf den Balkon, barfüßig wie sie immer war.
Um Hals und den Haaren trug sie Muscheln, perlmuttfarben. Es war ein Erbstück von ihrem Vater. Sie mochte die Kette um ihren Hals, sie sah wunderschön aus, hatte aber etwas Verwegenes. Und es erinnerte sie immer ans Meer. Auch wenn sie es nicht zeigte, sie vermisste die Tage an den sie an der Seite ihres alten Freundes war. Und die ganzen Abenteuer. Sie hatte schon oft ihr Leben riskiert, für ihn und für Will.
Elisabeth Swan ging wieder ins Haus. „Sie haben Recht, es ist frisch geworden.“
Sie nahm den rosafarbenen Morgenmantel, der über dem Bettpfosten hing und ging in ihr Badezimmer, wo sie sich für den heutigen Tag, die heutigen Versammlungen, die heutigen Aktionen herrichtete.
Auf hoher See
„Yo-ho Yo-ho
Piraten haben’s gut
Wir plündern und rauben in jedem Land
Trinkt aus Piraten
Yo-ho Yo-ho Yo-ho
Piraten habens gut
Entführen, zerstören ohne Problem
Trinkt aus Piraten
Yo-ho Yo-ho Yo-ho
Piraten haben’s gut
Wir sacken kräftig Schätze ein
Trinkt aus Piraten
Yo-ho
Betrügen und legen jeden herein
Trinkt aus Piraten
Yo-ho Yo-ho Yo-ho
Piraten haben’s gut
Wir setzten Städte und Schiffe in Brand
Trinkt aus Piraten
Yo-ho
Brennen sie nieder lassen nichts über
Trinkt aus Piraten
Yo-ho Yo-ho Yo-ho
Piraten haben’s gut
Ein jeder von ist ein schmutziger Dieb
Trinkt aus Piraten
Yo-ho
Trotzdem hat unsere Mama uns lieb
Trinkt aus Piraten
Yo-ho Yo-ho Yo-ho
Piraten haben’s gut.“
Captain Jack Sparrow seufzte. Er konnte dieses Lied nicht mehr hören. Er würde seinen Frust am liebsten in einer Flasche voll Rum ertränken, doch er hatte es aufgegeben, seine Sorgen in seinem ehemaligen Lieblingsgetränk oder Lieblingsnahrungsmittel, zu ertränken.
Er saß nun in seiner Kabine, starrte auf eine Karte. Dabei schaute er nicht die Karte an, sondern auf ein Nichts. Er sah eh nichts.
„Lichtet den Anker und Leinen los.
Johoo, hebt auf!
Unser Herz ist schwarz und die Gier so groß.
Johoo, hebt auf!
Ja, sie plündern und morden immerzu -
dieser grausame Capt'n und 'ne wüste Crew.
Ihre Seelen nicht mal der Teufel holt.
Sie bringen jeden um für 'nen Sack voll Gold.
Lichtet den Anker und seid geschwind.
Johoo, hebt auf!
Uns're Beute, die kommt und geht mit dem Wind.
Johoo, hebt auf!
Sie ertränken ihr Gewissen mit 'ner Flasch' voll Rum
und legen auch ganz gerne mal einander um.
Ja, sie schlagen aufeinander, daß es nur so kracht -
und wenn einer stirbt, dann hat es Spaß gemacht."
Die letzten Drei Jahre waren einfach nur die Hölle gewesen.
Er hatte zwar sein Schiff wieder, aber das befriedigte ihn nicht.
Er hatte nämlich sie verloren. Sie war die Einzige die ihm was bedeutet hatte und dann hatte sie damals diesen Will geheiratet.
"Hulabaka, hulabaka, völlig falsch gedacht!
Denn die wirklich schlimmen Dinge, die passieren heut nacht!
Hulabaka, hulabaka, Seemann, wach' bloß auf!
Ist der Schatz erst mal versteckt, nimmt das Unglück seinen Lauf."
Sie hatten schon lange kein Land gesehen und immer wenn sie in der Nähe von Jamaika kamen, umfuhren sie geschickt Port Royal. Er wollte ihr einfach nicht begegnen. Er wollte allem was sie betraf aus dem Weg gehen.
"Lichtet den Anker und dreht nach Lee.
Johoo, hebt auf!
Die Geheimnisse bewahrt nur die tiefe See.
Johoo, hebt auf!
Ist das Segel gesetzt, und der Wind frischt auf,
nimmt das Lumpenpack alles, auch den Tod in Kauf.
Bei 'nem Schiff voll Piraten, voll von Heck bis Bug
ist von früh bis spät nur Verrat in Verzug.
Lichtet den Anker und tut eure Pflicht!
Tote reden nicht!“
Nun stand er doch endlich auf und verließ die Kabine.
Er seufzte als er aus seiner Tür trat. Er blickte seine Männer an, diese hungerten nach Land. Sie wollten endlich wieder Sand unter ihren Füßen spüren.
Jack blickte zu Gibbs, seinen Berater, Steuermann und guter Freund. Dieser hatte klein Jack auf der Schulter, das Schiffäffchen.
„Wir legen beim nächsten Hafen an.“, vollkündete Jack seiner Mannschaft und war schon auf den Weg wieder in seine Kabine.
„Aber Captain.“, hörte er jemands Widersprüche.
Er drehte sich um und blickte seine Mannschaft fragend an. „Wer ist damit nicht einverstanden?“, fragte er in die Runde nun.
Alle blickten ihn mit großen fragenden Augen an. Es war klar, dass ich keiner freiwillig melden würde, das wusste er ja selber.
„Gut, da sich ja nun keiner mehr meldet, nehme ich an, ihr seid damit alle einverstanden, dass der nächste Hafen der gesichtet wird unser Anlegepunkt ist.“ Er drehte sich um und ging in seine Kabine zurück und hinterließ die fragenden Gesichter seiner Mannschaft.
In Port Royal:
„Gouverneurin“
Elisabeth Swan, Tochter des ehemaligen Gouverneurs Swan, trat nun zum hohen Rat der Stadt ein.
Keiner der hier Anwesenden wusste viel über ihre Vergangenheit. Keiner von denen, die hier waren, wusste dass sie immer noch die Königin der Piraten war und somit gleichzeitig Gegner und Freund in einem.
In sich selber waren zwei Rollen. E
ine die hier friedlich in der Stadt lebte und sich wohl fühlte.
Eine Andere, die sich nichts sehnlichter wünschte, als wieder auf dem Meer zu sein, auf der Black Pearl, in seinen Armen.
Aber jeder hat Träume und Wünsche. Und nicht alle können wahr werden. Viele bleiben für immer nur Träume unerfüllte Sehnsüchte.
Elisabeth hatte ihr braunes Haar, kastanienfarben, wie es war, hatte sie zu einem schönen Zopf stecken lassen, in dem sie wieder ihre Perlmuttmuscheln stecken ließ.
Sie redeten und besprachen mal wieder endlos lange Dinge, die es auch hätte viel schneller erledigen zu lassen.
Sie seufzte. Sie mochte den Job gerne, sie machte es für ihren Vater gerne.
Aber sie selber wollte was anderes.
Es klopfte eilig und laut an der Tür. Alle Anwesenden, damit waren die Leute des Stadtrates und deren Sekretäre gemeint, blickten erschrocken auf, als ein junger Mann herein gestürmt war.
Elisabeth kannte den jungen Mann. Er arbeitete am Hafen. Matthew, so hieß der junge, der gerade mal das Alter von 17 Jahren erreicht hatte, blickte Elisabeth fordernd an. Er war ganz außer Atem.
„Was gibt es denn, mein Junge? Du störst.“, meinte Sir Archibal. Er Ansässiger und Besitzer der ganzen Weinberge und somit einer der reichsten Männer der Stadt. Er hatte sich seinen Adelstitel und seinen Sitz im Rat auch durch sein Geld nur erkauft.
„Ein Schiff…“, brachte Matthew hervor, immer noch nach Luft schnappend.
Doch als Elisabeths in die Augen von dem jungen Mann schaute, wusste sie auch ohne weitere Worte, was für ein Schiff er meinte.
Sie raffte ihr Kleid und eilte zu dem Jungen, der immer noch an der Tür stand. Sie packte ihm am Arm. „Matthew, sag mir, was für eines.“ Doch anstatt ihr einer Antwort aus Worten zu geben, beantworte der Junge ihr die Frage mit einem Nicken. Er wusste welche Frage sie im Kopf hatte, aber nicht ausgesprochen hatte und diese hatte er soeben beantwortet.
Sie ließ ihn erstaunt los. Ihre Finger zitterten. Ihr ganzer Körper zitterte.
„Mrs. Swan.“
Sie blickte die hohen Leute des Rates an, drehte sich dann aber mit wehendem Haar, ihre Spange hatte sich gelöst, zur Tür hin.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, raffte sie ihr Kleid hoch und rannte aus dem Saal.
Sie rannte so schnell sie konnte.
Sie musste ihn sehen. Sie musste sich vergewissern, dass er es war.