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Wenn Dämonenblut fließt...

...werden aus Todfeinden Verbündete
von

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Eine tödliche Nacht

sorry, dass es so lange gedauert hat! *erröt* aber irgendwie hatte ich diverse Probleme bezüglich des Schicksals gewisser Personen. Ich hoffe, ich hab sie so hinbekommen, dass sie logisch erscheinen! *hofft auf Zustimmung*
 

Schmerz. Nichts anderes. Nur Schmerz. Alles tat ihm weh. Sein Körper fühlte sich zerschlagen an. Seine Heilkräfte mussten aufgebraucht sein. Er würde sterben. Aber warum spürte er dann immer noch diese höllischen Qualen? War es nicht genug, dass... ja, dass was eigentlich? Er erinnerte sich an nichts mehr - glaubte er. Doch dann fiel es ihm langsam wieder ein. Nacht. Männer an seiner Seite. Ein nächtlicher Angreifer. Ein Feind, jünger als er. Ein kurzes Gespräch, an das er sich nicht mehr erinnern konnte, weil alles wie vernebelt war in seinem Gehirn, dann folgte ein schrecklicher Kampf. Er erinnerte sich im selben Maße, wie die Schmerzen in den Hintergrund traten. Dante stöhnte. "Wie... ist... das... nur möglich?" Er war doch getötet worden. Wie war es dann möglich, dass er ihm gegenübergestanden hatte? Dante spürte, wie seine Hände sich ohne einen bewussten Gedanken zu Fäusten ballten. Nero war tot gewesen, er hatte es gesehen! Und dennoch hatte er gegen ihn gekämpft - und verloren. Der jüngere Halbdämon schien talentierter zu sein, als es zuvor den Anschein gehabt hatte. Doch warum hatte er überhaupt gegen ihn gekämpft? Dante zermarterte sich das Gehirn, aber es wollte ihm nicht einfallen. Warum? Nero war sein Verbündeter - gewesen. Was immer er gesagt hatte, nach dem Kampf war der Jüngere bestimmt nicht mehr zu einem Bündnis bereit.

Frustriert schlug er die Augen auf. Überrascht registrierte er, dass das Licht zwar blendete, aber erträglich war. Er war dem Tod nahe gewesen... tödlich verletzt durch Neros Klinge, die ihn unter der Achsel durchbohrt hatte. Seine Rechte fühlte sich taub an, aber keineswegs tot. Dante konzentrierte sich und stellte fest, dass er die Finger problemlos bewegen konnte, solange er den mittlerweile zu einem dumpfen Pochen abgeklungenen Schmerz ignorierte. Aber als er den Blick auf seinen Körper richtete, erkannte er keine Wunde, die sich schloss und auch keine, die sich vor Kurzem erst geschlossen hätte. Verwirrt richtete er sich auf - und bezahlte dies mit hämmernden Kopfschmerzen. Stimmt, dachte er, Nero hat mich einmal seitlich am Kopf erwischt. Er seufzte. Was war passiert? Um seinen Hals lag ein schwerer Ring aus Eisen, der seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Unter normalen Umständen kein Hindernis, aber Dante war sich keineswegs sicher, auch nur auf beiden Füßen stehen zu können, ohne zu schwanken. Er fühlte sich schwach. Nicht einmal nach seiner absoluten Niederlage gegen Vergil damals hatte er sich nicht so erschöpft gefühlt.

Sein Blick fiel auf eine Gerätschaft, die neben der schmalen Pritsche, auf der er lag, stand. Ein Tropf? Wozu das denn? Erschreckt zog er die Nadel aus seiner linken Armbeuge, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Der Blutfluss versiegte nahezu sofort. Aber warum auf einmal so schnell? Dante war verwirrt. Gerade eben noch hätte er gewettet, in den nächsten zwei Minuten zu sterben und jetzt reagierte sein Körper wieder mit den gewohnten Fähigkeiten? Der Halbdämon verstand es nicht.

Da hörte er, wie die Tür geöffnet wurde. Seine Augen wurden schmal, als er die vertraute Gestalt des großen Arztes erkannte. "Was willst du hier?", zischte er leise und sah mit leiser Befriedigung, wie Banes zusammenfuhr. "Du bist wach?" "Sehe ich tot aus?", schoss Dante zurück und der Arzt zuckte erneut zusammen. "Nein, wohl nicht..." "Ich warte auf eine Antwort, falls es dir entgangen sein sollte!" Der große Mensch ließ Kopf und Schultern hängen. "Ich weiß. Ich habe mich um dich gekümmert. Du warst sehr krank, weißt du? Das Mittel hatte starke Nebenwirkungen, die dich fast umgebracht hätten!" Dante runzelte die Stirn. "Was für ein Mittel?" Banes sah auf einmal aus, als hätte Dante ihn getreten. "Mist..." "Was? Rede endlich, verdammt! Ich kanns nicht leiden, wenn man dauernd nur um den heißen Brei rumredet!", entfuhr es Dante und der Arzt seufzte schwer. "Also gut... ich hätte dir nicht sagen dürfen, dass du ein Medikament bekommen hast! Tut mir leid, aber auch ich hab meine Vorgaben!"

Dante schüttelte den Kopf. "Kannst du mit deinem Gelaber auch was aussagen? Verdammt, Medikamente dürften bei mir nichts ausmachen! Ich bin ein Dämon, schon vergessen? Mann, komm zur Sache!" "Entschuldige. Ich... es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe..." "Angelogen?", Dante sah Banes verwirrt an. "Wann hättest du mich angelogen?" Der Arzt schüttelte den Kopf. "Die Projektion. Dein Freund ist nicht gestorben, an jenem Tag... es war eine Fälschung. Als er seine Teufelskralle eingesetzt hat, hat er unsere Streitkräfte überwältigt und ist geflohen. Er war zwar schwer verletzt, aber wir haben ihn mehr nicht finden können. Ryder hat mich angewiesen, es dir zu zeigen, damit wir deinen Willen brechen konnten. Es tut mir leid." "Meinen Willen... brechen? Wozu?" Dante war interessiert. Doch Banes schob der Diskussion den Riegel vor. "Das darf ich dir nicht sagen - noch nicht. Bitte, hab Geduld. Mit der Zeit werde ich dir immer wieder ein bisschen mehr verraten, ich verspreche es. Aber ich darf es dir jetzt noch nicht sagen. Wir brauchten dich geschwächt, sonst hätte es nicht funktioniert!" Dante seufzte und wandte den Kopf ab. "Du bist nicht sehr hilfreich." "Ich weiß!", jammerte Banes. "Aber sie reißen mir den Kopf ab, wenn ich es dir verrate! Bitte, Dante!" Der Halbdämon grinste. "Also gut. Spielen wir das Spielchen. Wenn es dich glücklich macht. Aber zuerst möchte ich alles wissen, was mit Nero danach passiert ist!" Banes sah krank aus. "Die Spur verlor sich. Wir wissen nur, dass er in die Berge geflohen ist. Mehr nicht. Aber er muss am Leben sein, denn er hat dich so zugerichtet." Wieder etwas, was Dante nicht verstand. "Woher weißt du das?" Der Arzt stöhnte gequält auf. "Ich darf es dir nicht sagen!" "Also gut! Na, geh schon, ich seh doch, dass du mir nichts mehr sagen wirst, bis du dir sicher sein kannst, dass es gefahrlos ist! Mir geht es gut soweit, deshalb bist du doch hergekommen!" Banes nickte und wandte sich zum Gehen. Der Halbdämon dachte schon, er würde ohne ein weiteres Wort gehen, doch der große Mensch meinte noch leise: "Ich bin froh, dass du lebst..." Dann ging er.

Dante blieb zurück, allein gelassen und noch verwirrter als zuvor. "Was zum Geier habt ihr mit mir vor? Ich werde es herausfinden, das schwör ich euch! Aber zuerst..." Er ließ sich zurück auf die harte Pritsche fallen und legte den Kopf auf das dünne Kissen. "...brauch ich noch ein wenig Schlaf..." Dante schlief, noch ehe er den Satz vollenden konnte.
 

"Hier ist es gut. Wir sollten vielleicht nicht mehr weitergehen. Nicht, dass wir uns noch verlieren oder uns verlaufen! So etwas können wir nicht gebrauchen, ich habe das Gefühl, dass uns die anderen beiden dringend nötig haben!" Seneca sah sich auf der kleinen Lichtung um und nickte zufrieden. Der Halbdämon in dem blauen Mantel blieb ebenfalls stehen und stierte in den Wald vor ihnen. "Diese zwei Narren sollen sehen, wo sie bleiben! Mich interessiert nur Ariev!" Seneca schüttelte den Kopf. "Unvernünftig wie immer, Vergil? Du erinnerst dich daran, was er mit dir angestellt hat, als du das letzte Mal versucht hast, dich gegen ihn aufzulehnen?" Vergils Kopf ruckte herum. In seinen Augen stand eisige Kälte. "Wag es nicht, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, Mensch!" "Und wenn schon. Es ist vorbei." Langsam nahm der junge Dämonenjäger den Rucksack vom Rücken und begann, seine Ausrüstung auf der Lichtung auszubreiten. "Ein Zelt habe ich zwar nicht dabei, aber es dürfte auch so gehen, wenn wir ein Feuer machen!" "Kein Feuer!", zischte Vergil. "Sie finden uns, wenn wir ihnen einen solchen Hinweis geben!" Seneca, der nicht genau wusste, wen der Halbdämon mit "sie" meinte, seufzte. "Es ist zu kalt hier für ein Lager ohne Feuer. Wir würden erfrieren." "Du vielleicht." Kopfschüttelnd stemmte der junge Mensch die Hände in die Seiten. "Tu nicht so. Du bist auch noch nicht völlig wiederhergestellt. Außerdem kommst du ohne mich nicht gegen die Menschen - und gegen Ariev wohlgemerkt - an. Du brauchst mich. Und ich brauche ein Feuer. Okay, ein Kleines sollte reichen, aber zumindest brauche ich Wärme!" Vergil zog es vor, nicht darauf zu antworten. Ein Streit hatte wenig Sinn.

Als sie dann beim Essen saßen, Seneca hatte einen einfachen Eintopf mit getrocknetem Fleisch zubereitet, das er als Proviant bei sich gehabt hatte, fragte der Mensch leise: "Glaubst du, wir haben eine Chance, Nero und Dante heil wiederzufinden?" Der Schwertmeister antwortete nicht. Dann, als Seneca sich wieder seinem Essen gewidmet hatte, meinte der Halbdämon: "Es kann mir egal sein, wie es ihnen geht, solange sie mir nur die Menschen vom Hals halten, damit ich mich um den Vampir kümmern kann!" "Immer am kämpfen, wie?" "Was geht es dich an?", fauchte Vergil plötzlich aggressiv. "Das ist nichts, was ein kleiner Mensch wie du versteht!" Seneca schüttelte langsam den Kopf. "Ich glaube, du irrst dich. Ich verstehe deine Motive sehr wohl. Du bist jemand, der immer danach strebt, stärker zu werden. Macht ist das Einzige, was für dich zählt. Wenn du eine Niederlage einstecken musst, gibt dir dein Zorn die Kraft, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Allerdings ist es Ariev gelungen, diese Quelle zu zerschlagen. Und jetzt fragst du dich, wie du dieses Ungeheuer bezwingen sollst, am besten ohne meine Hilfe." Stille. Dann: "Was bist du? Psychologe? Verdammt, ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten!" Seneca grinste. "Ich weiß. In der Hinsicht seid ihr euch sehr ähnlich, weißt du? Dante will auch nie wissen, was gut für ihn ist." Der Halbdämon schnaubte. "Sei ruhig und iss!" Der Mensch zog es vor, seinen eisigen Gefährten zufrieden zu lassen, bevor sein Essen kalt wurde. Doch Seneca wusste, er hatte der Maske des Anderen einen Hieb verpasst. Er musste nur noch sehen, ob dieser Hieb auch eine Kerbe geschlagen hatte...

Nach dem Essen - es war bereits stockfinster - breitete Seneca seine Decken auf einem weicheren Fleckchen Moos aus, das noch in der Nähe des Feuers lag und kroch darunter. Die Nacht würde wirklich eisig kalt werden, dachte der Dämonenjäger, als er seinen Atem beobachtete, der als kleine Wölkchen in Richtung Himmel aufstieg. Er hoffte, dass ihm das winzige Feuer genügen würde... Seneca sah zu Vergil hinüber. Der Halbdämon lehnte an einem Baumstamm und starrte in den nachtschwarzen Himmel. Sein Gesicht zeigte einen merkwürdigen Ausdruck. Es war nicht so ausdruckslos und kalt wie sonst, sondern zeigte Spuren von... ja, von Sorge. Vergil hatte Angst, begriff Seneca. Auch wenn er es sonst gut verbarg, wenn er sich unbeobachtet fühlte, konnte man es sehen. Doch was nutzte es? Der Halbdämon würde nie zugeben, dass Zweifel an ihm nagten. Seneca schloss die Augen. Wenn sie die anderen beiden wirklich fanden, würde sich zeigen, wie das alles hier ausgehen würde. Wenn nicht - war es egal, denn Seneca wusste, dass er sterben würde, falls ihre Kraft nicht reichte. Müdigkeit senkte sich wie ein schwerer Schleier über ihn und er schlief binnen Minuten ein, mit dem Bild Vergils vor Augen, wie er in die Nacht starrte.
 

Seneca erwachte zitternd, bebend. Sterne strahlten frostig vom Himmel herab. Sein Körper war ein einziger Eiszapfen. Er spürte seine Beine kaum mehr und seine Arme fühlten sich auch bereits taub an. Das Atmen tat weh in der eisigen Luft. Er wollte sich bewegen, wollte die Decke fester um seine Schultern ziehen, aber es war zu kalt. Er konnte sich kaum mehr rühren. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass es zu kalt war. Das Feuer war nur noch ein schwaches Glimmen. Zu kalt... er würde erfrieren, wenn er kein Feuer mehr hatte! Doch er konnte nichts tun. Er würde sterben. Ohne die Möglichkeit, sich selbst zu retten. Es war zu kalt gewesen.

Da bemerkte er eine Bewegung neben sich. Etwas streifte ihn. Dann spürte er, wie die Decke angehoben wurde und wie es spürbar wärmer wurde. Er war verwirrt. Doch dann erkannte er im schwachen Licht weiß schimmerndes Haar. Die Decke legte sich wieder um ihn. Gegen seinen Willen stiegen ihm Tränen in die Augen, als er begriff. Warmer Atem strich über seine leichenkalte Halsbeuge, er fühlte, wie sich ein warmer Arm um seine Schultern legte, seinen Kopf an eine warme Brust drückte und ihn vor dem Erfrieren rettete. Seneca schloss die Augen wieder und eine einzelne Träne rann ihm über das Gesicht. Vergil, dachte er nur, ich danke dir...
 

An einem anderen Ort sah jemand müde aus dem Fenster. Nero und Frieda hatten sich lange unterhalten, ehe die Bäuerin den Jungen unterbrochen und ihn ins Bett geschickt hatte. Nero machte sich noch immer Sorgen. Frieda wusste, dass es ihn schwer mitnahm. Er hatte seinen eigenen Freund getötet. Es war ein Unfall gewesen, aber dennoch konnte Nero den Vorfall nicht einfach so abtun. Dieser andere Dämon hatte ihm sehr viel bedeutet. Und eben diese Zuneigung, die der Halbdämon empfand, raubte Frieda nun den Schlaf. Sie starrte nach draußen, als ob sie dort die Antwort auf ihre Fragen finden könnte. Warum war er in der Lage, zu leiden? Sie hatte immer gedacht, Dämonen wären nicht dazu fähig, Schmerz zu empfinden. Warum half er ihr? Warum erinnerte er sie nur so an ihren ermordeten Sohn? Nero war höchstwahrscheinlich fast ebenso alt wie sie selbst, wenn man bedachte, dass Dämonen wesentlich länger lebten als Menschen. Warum also... ihre weiteren Überlegungen wurden durch eine Beobachtung unterbrochen, die Frieda erschreckt zusammenzucken ließ. Am gegenüberliegenden Hang, etwas unterhalb der Baumgrenze, war Licht! Waren es die Soldaten, die Nero gejagt hatten? Oder war es ein Waldbrand? Wanderer würden kein Feuer über Nacht brennen lassen! Die Menschenfrau erhob sich von ihrem Platz am Fenster. Sie musste es überprüfen, am besten sofort! Solange es Soldaten waren, hatte sie nicht zu viel zu befürchten, aber wenn es tatsächlich ein Brand war - auch, wenn sie das nach dem langen Regen für unwahrscheinlich hielt - musste sie sich Sorgen machen. Leise, um Nero nicht zu wecken, ging sie die Treppe nach unten und nahm ihren schweren Mantel vom Haken. Als sie in die Stiefel schlüpfen wollte, hörte sie ein Knarren auf der Treppe. "Frieda? Was ist los?" Nero stand dort, schlaftrunken und nur mit einer Hose bekleidet. Frieda schüttelte resignierend den Kopf. "Geh wieder schlafen, ehe du dich noch erkältest!" Ihr Blick fiel anklagend auf seine bloßen Füße auf der kalten Treppe. Doch Nero erwiderte: "Du willst allein hinausgehen? Bei dieser Kälte?" Frieda nickte. "Glaub bloß nicht, das hätte ich noch nie getan. Ich habe ein Licht auf der gegenüberliegenden Seite gesehen. Ich muss nachschauen, ob es sich um einen Brand handelt, denn sonst bekommen wir ernsthafte Schwierigkeiten." Der Halbdämon seufzte. "Und wenn nicht? Was, wenn es Banditen sind? Warte kurz, ich komme besser mit!" "Das ist keine gute Idee! Es könnten Soldaten sein...", beeilte sich Frieda zu sagen, doch Nero hob die Hand und bedeutete ihr, zu schweigen. "Mit gewöhnlichen Soldaten werde ich fertig. Warte auf mich, wenn du unbedingt gehen willst. Allein lasse ich dich jedenfalls nicht los!" Frieda lächelte, als er wieder nach oben hastete und sich rasch anzog. Dann, als er wiederkam und sich durch das vom Schlafen verstrubbelte Haar fuhr, meinte sie: "Danke, Nero. Du weißt nicht, wie glücklich es mich macht, dass du hier bist." Der Halbdämon mit der Teufelsklaue lächelte verunsichert und schlüpfte in Mantel und Stiefel, als Frieda, bereits fertig angezogen, die Taschenlampe aus dem Schrank nahm und in ihre Handschuhe schlüpfte. Dann zogen die beiden los.
 

Etwa zwei Stunden später, der Himmel war sternenklar und es war eiskalt, meinte Nero leise: "Hier irgendwo muss es sein. Mach das Licht aus, sonst sehen sie uns noch, wenn es tatsächlich Menschen sind. Ein Feuer ist jedenfalls nicht zu sehen." "Das heißt noch nichts!", flüsterte Frieda. "Vielleicht sehen wir es jetzt gerade nur noch nicht! Lass uns weitersuchen!" Nero zuckte resignierend mit den Schultern und folgte der Bäuerin. Er hoffte, dass es nichts ernstes war, was sie hier suchten...

Kurz darauf stießen sie auf eine kleine Lichtung. Frieda wollte schon weitergehen, doch Nero, der die besseren Augen hatte, hielt sie zurück. "Warte! Ich glaube, wir haben unser Feuer!" Die Frau blieb stehen und sah zurück auf die friedlich aussehende Lichtung und entdeckte eine kleine Feuerstelle. "Du hast Recht! Das ist es! Aber wo sind..." Sie vollendete den Satz nicht, denn sie sah die dunkle Erhebung ein kleines Stückchen von dem erloschenen Feuer entfernt. "Oh mein Gott! Wer bleibt bei diesen Temperaturen außerhalb des Hauses, hat kein Zelt und lässt sein Feuer ausgehen?", fragte sie, doch Nero war schon auf dem Weg.

Nero hatte eine Vorahnung. Soldaten hätten Wachen aufgestellt, Wanderer ein Zelt dabeigehabt. Doch wer keine Ausrüstung hatte, hatte auch keinen Unterstand, der ihm Wärme spenden konnte. Langsam und besonders leise trat er zu der Erhebung, die er als menschliche Umrisse erkannte, heran. Überrascht sah er weißes Haar im Sternenlicht schimmern. Vergil! Es war tatsächlich Vergil! Der Halbdämon lag in eine Decke gewickelt auf dem Boden und schien tief zu schlafen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, gerade so, als würde er bei sommerlichen Temperaturen im Freien schlafen. Und an seine Brust geschmiegt lag... Seneca! Vergils Hand lag auf dem Hinterkopf des Menschen, geradezu sanft und vorsichtig! Nero konnte ein erschüttertes Aufkeuchen nicht unterdrücken. Frieda hinter ihm erstarrte und Vergil schlug die Augen auf. Er realisierte sofort, dass etwas nicht stimmte, ließ Seneca los und hob den Kopf. Er entdeckte Nero, der erschreckt zurückgewichen war, erkannte ihn an den ebenso weißen Haaren und fragte: "Wie kommst du denn hier her?" Seine Stimme hatte die gewohnte Eiseskälte und Frieda, die hinter Nero stand, zuckte unwillkürlich zusammen. "Wir hatten Angst, dass es sich bei eurem Feuer um einen Waldbrand handeln könnte. Was macht ihr hier?", wollte er leise wissen und Vergil sah ihn ausdruckslos an. "Wie sieht es denn aus, hm?" "Na, ich bin mir nicht sicher...", meinte Nero und sah demonstrativ auf den schlafenden Seneca hinab. Vergil ließ ihn los und richtete sich auf. "Vergiss es! Es war zu kalt für ihn. Morgen hättest du ihn sonst steifgefroren mitnehmen können." "So? Und das soll ich dir glauben?", grinste Nero süßlich und Vergil fauchte: "Behalt deine perversen Fantasien für dich, verdammt! Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt!" Er schien Frieda hinter Nero zu bemerken und fügte hinzu: "Und du bist auch nicht allein, wie ich sehe! Wen hast du da angeschleppt?" In diesem Moment erwachte auch Seneca und sah sich müde um. Frieda straffte die Schultern und trat aus Neros Schatten heraus. "Mein Name ist Frieda und ich wohne auf der anderen Seite des Tales, wenn es recht ist! Euer Feuer hat mich besorgt, deshalb bin ich gekommen! Und wer seid ihr?" Vergil musterte sie mit Blicken, die tödlich gewesen wären, hätten Blicke allein denn diese Kraft gehabt. Seneca dagegen schüttelte seine Müdigkeit ab, richtete sich ebenfalls auf und stellte sich wohlerzogen vor: "Mein Name ist Seneca. Ich bin Dämonenjäger und helfe Vergil hier. Wir haben unser Lager hier aufgeschlagen..." Frieda nickte und besah sich die beiden Fremden. Sie schien zu begreifen, dass Vergil, ebenso wie Nero, ein Halbdämon war und Seneca ein Mensch wie sie selbst. Sie kam zu einem Entschluss. "Hier draußen könnt ihr nicht bleiben. Kommt doch mit uns, in meiner Alm ist noch genug Platz, außerdem habt ihr es dort warm." Seneca lächelte dankbar und erhob sich. "Das wäre zu freundlich! Wir kommen gerne mit!" Er begann, seine Ausrüstung aufzusammeln, während Vergil sich Zeit ließ und nur seine Waffen wieder an sich nahm. "Wie seid ihr Ariev entkommen?", wollte Nero wissen, doch Vergil gab ihm keine Antwort, sondern gab vor, seine Waffen zu richten, damit sie ihn beim Gehen nicht behinderten. Kurz darauf brachen die Vier in Richtung von Friedas Alm auf.

Seneca gab ihm einen kurzen Abriss ihrer Flucht und Nero erzählte seinerseits, wie er entkommen war. Allerdings warf der junge menschliche Dämonenjäger immer wieder einen nachdenklichen Blick in Vergils Richtung. "Was war wirklich los?", wollte Nero schließlich wissen, als er Seneca wieder einmal beobachtete. "Nichts", meinte Seneca schlicht. "Als wir lagerten und ich bemerkte - ich habe schon geschlafen - dass das Feuer aus war, fürchtete ich, erfrieren zu müssen. Und dann kam Vergil und hat sich zu mir gelegt, um mich zu wärmen. So einfach ist das." "Nichts...sonst?", wollte Nero verunsichert wissen und Seneca schüttelte den Kopf. "Nichts. Er hat mich damit vor dem Erfrieren gerettet, weißt du. Ein Mensch hält diese Kälte nicht aus ohne Wärmequelle." "Glaube ich gerne!", fröstelte Nero. "Wenn es selbst mich friert hier! Ich frage mich, wie es Frieda wohl geht?" Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, doch die Bäuerin lächelte nur. "Mach dir keine Sorgen. Ich bin die Kälte gewohnt." Nero nickte und wandte sich wieder Seneca zu, um mit ihm zu sprechen. "Ich bin froh, dass es euch gut geht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Und außerdem... muss ich euch noch etwas sagen..."

Als sie dann an der Alm angelangt waren und sich in der wohligen Wärme des Wohnzimmers niederließen - Frieda brühte einen wärmenden Tee auf - meinte Nero leise: "Ich muss euch etwas erzählen..." Vergil sah ihn gelangweilt an, während Seneca aufmerksam an seinen Lippen hing. "Ich... ich... ich habe..." "Was?", unterbrach Vergil grob und Nero schluckte schwer. Schließlich meinte er schlicht: "Ich habe Dante getötet!"
 

Vergils Inneres schien zu Eis zu erstarren. Dante, tot? Einfach so? Getötet von Nero, einem Halbdämonen wie ihm selbst? Das konnte nicht sein, oder? Er spürte... ja, es war Trauer. Trauer und Schmerz. "Wie?", stieß er hervor, die Stimme nicht ganz so beherrscht wie er es geplant hatte. "Er reiste mit Soldaten. Ich wollte ihn einladen, mit mir zu Frieda zu kommen. Aber er sträubte sich dagegen und... und... wir haben gekämpft." Nero biss sich auf die Lippe. "Es war ein harter Kampf. Ich habe immer wieder versucht, ihn zu überzeugen, aber er wollte mir nicht zuhören!" Nero wandte den Blick ab, doch Vergil sah die Tränen trotzdem, als Nero hervorwürgte: "Es ging so schnell... ich hätte nie gedacht, dass ich in der Lage sein würde, ihn zu treffen... ich habe ihm das Schwert... durch die Brust... es war ein Unfall, wirklich... ich wollte das nicht... glaubt mir!" Er vergrub den Kopf in den auf den Tisch gelegten Armen und begann zu schluchzen. Seneca legte ihm den Arm um die Schultern und strich ihm sanft über das Haar. Seine Augen verrieten seinen Schmerz. Vergil selbst... er spürte den schmerzhaften Stich im Herzen. Er hätte nie gedacht, dass ihm sein Bruder so viel bedeuten würde. Dante. Er und Vergil hatten sich gehasst, hatten sich aber auch gegenseitig in gewisser Weise bewundert, wurde dem Schwertmeister jetzt klar. Dante war irgendwie immer da gewesen... jetzt zu wissen, dass er tot war... Vergil zwang sich, ruhig zu atmen und sich nichts anmerken zu lassen. In ihm tobte ein Sturm der Gefühle. Trauer um seinen toten Zwillingsbruder, Zorn auf Nero, weil er es gewagt hatte, seinen Gegner zu erledigen, Schmerz über den Verlust und die Erkenntnis, jetzt ganz allein zu sein vermischten sich mit der Angst vor der Ungewissheit. Jetzt, wo Dante nicht mehr da war, gestand sich Vergil ein, dass er Angst hatte, Ariev gegenüberzutreten. Ohne seinen Bruder, der die Neigung hatte, immer im unpassendsten Moment aufzutauchen, fehlte ihm etwas. Vergil seufzte. Die anderen, die es hörten, sahen ihn überrascht an, doch er kümmerte sich nicht darum. Er fragte die Frau, die gerade mit einer Teekanne aus der Küche kam, wo er schlafen konnte und stand dann auf, um sich zurückzuziehen.
 

Seneca und Nero sahen ihm nach. Beide glaubten zu wissen, wie schlecht es dem Schwertmeister gehen musste. Frieda schenkte ihnen Tee ein und die beiden Gejagten tranken schweigend. Es dauerte noch lange, bis sie wieder in der Lage waren, ohne Schmerz sprechen zu können...
 

*sniff* bin ich gemein? ersetze ein Rätsel durch ein neues? aber zumindest haben sich jetzt Vergil, Nero und Seneca wiedergefunden. Wenigstens ein kleiner Trost, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Katja12133
2009-03-11T15:23:38+00:00 11.03.2009 16:23
oh man der arme
ich hoffe nur,dass vergil nero nicht umbringen will
aber ich finds süß wie vergil seine zuneigung beschreibt^^
Von:  Rooro
2008-05-27T08:57:37+00:00 27.05.2008 10:57
öha, doch nicht wirklich eine Replica. scheint wohl sowas wie eine Droge gewesen zu sein. na, mal gucken, wie das weiter geht.

Gott ist Vergil süß <3 war einfach zu goldig, wie er sich, trotz seiner unnahbaren Kälte, zu Seneca gelegt hat, damit dieser nicht erfriert.
Nero hat mir auch so leid getan, als er seinen Kopf schluchzend in seine Arme gelegt hat. tolles Bild, ich konnte das alles richtig vor mir sehen.

wird höchste Zeit, dass sie endlich rausbekommen, dass Dante doch nicht tot ist. ich mag die drei Halbdämonen, ich mag sie sogar sehr *g*
Von:  Nezumi
2008-02-04T15:02:05+00:00 04.02.2008 16:02
*reinschnei*
Sorry dass ich mich länger nicht gemolden hab =_= war im Urlaub...
Danke dass du mir wieder bescheid gegeben hast!! ^_^

Nun zum Kapi:

Es ist dir mal wieder echt gelungen!!
Hach Dante ist zurück!! ^_^ ich dachte mir zwar schon, dass er nicht soo einfach stirbt, aber bei dir weiss man irgendwie nie.. XD
wie Manuskript so schön sagte kriegen alle Figuren Tiefgang! Das muss ja ein ziemliches Stück Arbeit sein, damit keine Person vergessen geht.. ;-)

Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!!
Lg Nezu
Von:  KeksFrosch
2008-01-27T18:10:42+00:00 27.01.2008 19:10
Wenigstens 3 der Leute sind wiederzusammen!!!
Aber.... bei Vergil und Seneca.... für ne Sekunde hast du es geschaft, dass ich befürchtet habe, das du die beiden...... verkuppeln willst...
Und Vergils verhalten passt irgendwie nicht zu ihm... aber ist auch egal.
Geiles KApitel wie immer!!!!!!!!!!!!! *MEHR WILL!!!*

mfg deine Latishja
Von: abgemeldet
2008-01-27T17:02:49+00:00 27.01.2008 18:02
Wow...
dieses Kapitel ist dir wirklich wieder mal gut gelungen.
Und ich kann mich den anderen nur anschließen.
Es ist schön zu sehen, dass seneca, vergil und nero wieder zusammen gefunden haben.
Dass Dante nicht tot ist hab ich mir auch schon gedacht... *freu*
Und das Vergil Seneca gewärmt hat ist auch niedlich.
Aber das Vergil zu hören bekommt, dass Dante 'tot' ist, war schon ein harter Schlag ins Gesicht für Vergil O__O
Aber es wird sich alles bestimmt noch aufklären ^_~

Danke, dass du immer bescheid sagst, wenn ein neues Chap hochgeladen wurde *__*
Ich bin schon ganz gespannt, wie es weiter geht und mach weiter so^^
Von:  xkeyx
2008-01-27T16:16:49+00:00 27.01.2008 17:16
Es war ein schönes chap...nur gemein das du vergil soo leiden lässt! aber ist er den soo in trauer versunken das er nicht einmal mehr auf den gedanken kommt das er bei dantes tod auch etwas hätte empfinden müssen, oder sind die medikamente schuld die dante eingeflößt worden???
ja und der arme nero muss auch weiter in leid und trauer leben...du bist echt fies!! naja die stelle wo vergil seneca wärmt soo süß da hat bei vergil echt ne sinneswandel stattgefunden...und nach den positiven sinneswandel der schlag ins gesicht sein bruder,den er doch mehr liebt als er glauben will, ist "Tod"...
naja insgesamt ein tolles chap freue mich aufs nexte
sagst du dann wieder bescheid??
hdl xkeyx
Von: abgemeldet
2008-01-27T13:21:23+00:00 27.01.2008 14:21
Tja, hier nun mein Kommi.
Also ich fand das Kapitel wahnsinnig gut. Passiert ist nicht viel aber dennoch so einiges....wie beschreib ich das am besten. Also erst mal Die Flucht von Seneca und Vergil und dann diese Nacht, das fand ich eine tolle Idee. Auch das Nero die beiden dann gefunden hat und sie nun endlich wieder zusammen sind ist sehr erfreulich.
Dann am Anfang das mit Dante..also so etwas hatte ich mir schon gedacht und ich bin mal gespannt was genau diese Leute damit eigentlich erreichen wollen.
Was mir an der FF am meisten gefällt ist aber, dass du sie "verstehen" lässt.
Also ich mein, z.B Vergil in dem Kapitel. Der dachte immer er würde für Dante keine Zuneigung empfinden und er wäre ihm egal. Und dann merkt er plötzlich, wie wichtig Dante ihm ist. Und Dante merkte das ja damals auch, als Vergil verletzt wurde. Seneca merkt das Vergil nicht so Herzlos ist, als Vergil ihn mit der Wärme ja das Leben rettet. Das gefällt mir. Und dabei beschränkst du dich nicht nur auf eine Person, sondern berücksichtigst mehrere. Sogar die Frau, die sich fragt wieso Nero als Dämon Trauer empfinden kann. Das gibt dem ganzen den richtigen Tiefgang ohne zu...sagen wir Gefühlskrass zu werden. Die Figuren lernen sich durch diese ganze Situation selbst besser kennen...also hat diese ständige Flucht und die Qualen ja irgendwo doch eine gute Seite.

Bei der Szene mit Seneca und Vergil im Wald in der Nacht, da hätte ich mir irgendwie ein Bild gewünscht. Also eins von Seneca. Wie Vergil aussieht weiß ich ja...bei Seneca hab ich immer das Bild von diesem...Irvine Kinneas aus FFVIII im Kopf.
Kommt das hin?
Du hast ja keine Bilder im Steckbrief. Jedenfalls zeigt es bei mir nichts an.

Joa...dann bleibt nur noch zu sagen....Danke fürs Bescheid sagen und ich freu mich auf die Fortsetzung!


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