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Diener der Nacht

von

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Kapitel 15 - 1001 Nacht oder knapp darunter

Kapitel 15

1001 Nacht oder knapp darunter
 

Sie erreichten Dubai nach schier endlosen Stunden im Flugzeug, inklusive Umsteigen in Europa. Die Sonne hatte sich gerade über den Horizont erhoben und der Tag schien verdammt heiß zu werden.

"Tja, ich hätte dich vielleicht warnen sollen, dass es hier im November locker bis zu 35 Grad haben kann…", bemerkte David, der Gabriel dabei beobachtete wie er sich aus seiner Lederjacke schälte.

"Ich hab, ehrlich gesagt, schon mit so was gerechnet", gab dieser zu, "doch dass es schon morgens früh so warm sein würde hätte ich nicht gedacht."

"Also, fahren wir erst mal ins Hotel", schlug David vor und rief ein Taxi. Ihr weniges Gepäck verstauten sie im Kofferraum und stiegen ein.

"Und, willst du es gleich versuchen oder dich erst ein wenig von der Reise erholen?", erkundigte er sich, während er seinen zukünftigen Schwager musterte, der nervös mit einer seiner Haarsträhnen spielte. In dieser Angewohnheit war er seiner Schwester doch wieder unheimlich ähnlich.

"Nein. Besser erst nach Sonnenuntergang", antwortete Gabriel.

"Gut. Ist auch besser für dich. Zum einen ist es nicht mehr so warm und zum zweiten kannst du bis dahin noch ein bisschen schlafen", gab David zurück.

"Nein, kann ich nicht. Bin viel zu nervös. Außerdem hab ich im Flugzeug geschlafen", sagte der Musiker.

"Ja, drei Stunden und das nur oberflächlich. Ist gar nicht gut für deine Gesundheit, mein Lieber", gab der Journalist zu bedenken.

"Ist mir egal. Ich will Jérôme finden und dann weg hier. Hätte nie gedacht, dass ich wegen dem Kerl mal so einen Stress haben würde. Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass ich nur wegen ihm um die halbe Welt fliege. Wobei ich immer noch nicht verstehe, warum Akin mir diesen Hinweis gegeben hat."

"Hast du denn überhaupt eine Ahnung, wer dieser Akin genau ist?", wollte David neugierig wissen.

"Na ja, er ist, wie ich schon sagte, ein Diener von Jérômes Ex. Soweit ich weiß hat er ihm Arabisch beigebracht und sich ein bisschen um ihn gekümmert."

"Jérôme spricht arabisch?", fragte Vivis Freund überrascht.

"Ja. Ich hab sie miteinander reden hören. Hörte sich ganz klar nach arabisch an."

"Faszinierend. Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, wie der Kerl eigentlich heißt", bemerkte David.

"Welcher?"

"Jérômes Ex."

"Das weiß er glaub ich selber nicht so genau. Er nannte ihn immer Ibliis." In diesem Augenblick machte der Fahrer einen kleinen Schlenker.

"Alles in Ordnung?", wollte David wissen. Der Fahrer nickte nur kurz.

"Hmmm. Ein ungewöhnlicher Name. In etwa die Entsprechung unseres Luzifers", überlegte der Journalist. "Ziemlich vermessen, sich so nennen zu lassen."

"Jérôme meinte, der Name passe zu ihm. Ich hoffe, ich muss es nicht herausfinden."
 

Die weitere Fahrt über unterhielten sie sich über dieses und jenes, doch Gabriel wurde immer schweigsamer und David ließ ihn in Ruhe. Als sie am Hotel hielten hielt sie der Fahrer noch kurz vor dem Aussteigen auf, indem er sich umdrehte und sie ansprach.

"Entschuldigen Sie bitte", sagte er in einwandfreiem Englisch, "aber ich konnte nicht umhin zu hören, dass Sie diesen Namen benutzten. Es gibt hier in der Stadt tatsächlich einen Mann, einen sehr, sehr mächtigen Mann, der von seinen Feinden Ibliis genannt wird. Einer der reichsten der Stadt. Er hat seine Finger in allen möglichen Arten von Geschäften, doch man sieht ihn so gut wie nie, denn er ist ebenso reich wie menschenscheu."

"Und wo liegt das Problem?", erkundigte sich David.

"Sehen Sie, das ist so…", druckste der Fahrer ein wenig herum, doch dann gab er sich einen Ruck und fuhr fort, "dieser Mann hat einen sehr schlechten Ruf, doch niemand wagt es, das laut zu äußern.

Wissen Sie, oft geht bei Nacht ein außergewöhnlich schöner junger Mann in den Straßen umher. Er spricht schöne Jünglinge an und verhandelt mit ihnen. Worüber genau, das weiß niemand, ebenso wenig, wohin sie gehen. Es ist nur so, dass, wenn sie mit ihm gehen, dann…" Er seufzte schwer. "Dann werden sie nie wieder lebend gesehen. Tage später werden ihre Leichen an den Strand gespült oder in irgendwelchen verlassenen Ecken gefunden. Einige von ihnen wiesen Merkmale, na ja, sexueller Natur auf. Einer von ihnen hatte eine Visitenkarte bei sich. Es war eine des Mannes, den sie Ibliis nennen, doch ihm konnte bisher nichts nachgewiesen werden.

Es heißt, dieser junge Mann der durch die Straßen zieht sei der Adjutant des Teufels, der ihn aussendet, um junge Männer zu holen, denen er die Seele aussaugen kann. Halten Sie mich nicht für verrückt, aber ich rate ihnen, sich nicht mit ihm anzulegen."

"Wie ist der richtige Name dieses Mannes?", wollte Gabriel wissen.

"Das ist es ja. Niemand weiß es so genau. Offiziell heißt er Al-Kharj, doch dass das sein richtiger Name ist, ist unwahrscheinlich", antwortete der Fahrer.

"Warum?", fragte der Sänger nach.

"Weil Kharj eine Stadt ist, die es seit Jahrhunderten nicht mehr gibt. Nur noch Ruinen sind von ihr übrig", erklärte David.

"Sie wissen gut Bescheid, mein Herr. Deshalb, bitte, halten Sie sich an meinen Rat. Lassen Sie sich nicht mit diesem Mann ein. Gerade wegen ihm." Beim letzten Satz blickte er Gabriel durchdringend an, welchem bei diesem Blick eine Gänsehaut über den Rücken lief.

"Danke für Ihre Warnung. Wir werden uns daran halten", antwortete David und verließ das Taxi. Gabriel folgte ihm Sekunden später. Sie holten ihr Gepäck aus dem Kofferraum und sahen dann dem Wagen nach, der langsam anfuhr und dann den Weg Richtung Hauptstraße einschlug.

"Was meinst du, klingt ziemlich nach abergläubischem Gewäsch, was?", fragte David ironisch. "Oder die haben jetzt hier auch schon einen Paten wie Don Corleone? Gabriel?"

Gabriel antwortete nicht. Was hätte er auch sagen sollen ohne selbst für verrückt gehalten zu werden? Dass Ibliis sowie auch Akin und Jérôme Vampire waren und dass vermutlich alles, was der Fahrer gesagt hatte, der Wahrheit entsprach?
 

Gabriel hing den ganzen Tag im Hotel herum. Einerseits ließ ihn der Jetlag keine Ruhe finden, andererseits war er aufgeregt. Selbst wenn er Ibliis Domizil fand hieß das noch lange nicht, dass er ohne weiteres hinein kam. Und dann ging es ja weiter damit, wie er Jérôme finden sollte. Und wenn er ihn gefunden hatte, was dann?
 

Nach Einbruch der Nacht rief David ein Taxi, das sie zur Adresse auf der Visitenkarte brachte. Unterwegs fragte sich Gabriel, ob Jérôme wohl auch so oft an ihn dachte wie er es tat.
 

Tatsächlich dachte Jérôme ständig an Gabriel. Vier Tage waren es gewesen seit sie sich voneinander verabschiedet hatten. Eigentlich, das musste Jérôme zugeben, bevor er Gabriel abserviert hatte. Das kam der Wahrheit beträchtlich näher. Noch näher wäre er ihr gekommen, hätte er behauptet, Ibliis hätte ihn einfach geklaut und Gabriel dann umgebracht, doch das wollte er immer noch nicht wahrhaben.

Gabriel war tot. Die Nachricht, man habe ihn tot in seiner Wohnung gefunden, hatte für ziemliches Aufsehen gesorgt. Und jetzt wurde auch noch er damit in Verbindung gebracht. 'Eigentlich ist es deine Schuld', erinnerte er sich selbst. 'Du hättest kämpfen sollen, oder zumindest irgendwas tun.'
 

"Bist du in Gedanken schon wieder bei ihm?", fragte Ibliis resigniert und ließ von ihm ab. Jérôme gab keine Antwort. Er hatte beschlossen, dass dieser Mistkerl möglichst wenig Freude an ihm haben sollte.

"Ist das deine persönliche kleine Rache, ja?", meinte der Araber rhetorisch. "Du lässt dich von mir nehmen, aber auch nicht mehr als das. Jetzt weiß ich, wie es sein muss, es mit einer Gummipuppe zu tun." Er verdrehte die Augen. "Wann hast du zuletzt getrunken?" In seiner Stimme klang echte Besorgnis mit, doch Jérôme hörte sie nicht.

"Du könntest wenigstens so höflich sein, mir zu antworten", sagte der ältere Vampir immer noch freundlich, doch er erhielt keine Antwort.

"Verdammt, Jérôme, wenn du nicht innerhalb von drei Sekunden was sagst, dann…", fuhr er auf.

"Was, dann?", fragte Jérôme leise. "Womit willst du mich noch bedrohen? Es gibt nichts, was du mir nicht schon angetan hast. Ob jetzt oder vor achthundert Jahren, was spielt das für eine Rolle? Mach, was du willst, es ist mir egal."

"Ich könnte dich töten", schlug Ibliis leicht schmunzelnd vor.

Jérôme seufzte. "Na los, dann tu' s doch", antwortete er nur. Er setzte sich auf und verließ das große Bett, in dem er auch schon in den letzten Nächten gelegen hatte und zog sich an.

"Jérôme", sagte Ibliis bedrohlich. "Ich habe dir nicht erlaubt, zu gehen."

Angesprochener zuckte nur die Achseln und wollte das Zimmer verlassen. Im nächsten Augenblick wurde er zurück gehalten und alles um ihn versank in Dunkelheit.
 

Das Haus, vor dem Gabriel und David standen, war riesig. Irgendwie erinnerte es Gabriel an einen Palast aus 1001 Nacht. Wäre nicht das kleine Wärterhäuschen gewesen, man hätte glauben können, in ein Märchen versetzt zu sein. Zögernd trat er auf die Kabine zu, als ihm schon ein breitschultriger Wachmann entgegen kam, der ihn aufhielt.

"Wo wollen Sie hin?", fragte er auf Arabisch. Sofort war David zur Stelle und dolmetschte. Zwischen ihm und dem Wärter entbrannte ein kleiner Disput, doch dann wandte sich der Journalist zu Gabriel um und sagte: "Hast du die Karte?"

"Sicher", antwortete dieser und zog sie aus seiner Jackentasche.

"Zeig sie ihm", forderte ihn David auf. Gabriel reichte sie dem Wärter, der sie kritisch musterte. Dann warf er einen kurzen Blick auf Gabriel und verschwand in der Kabine. Dort hob er den Hörer des Telefons ab, tippte eine Nummer ein und führte ein kurzes Gespräch, von dem jedoch nichts zu den beiden Männern durchdrang. Einige Augenblicke später kam er zurück und sagte auf englisch zu Gabriel: "Sie werden gleich abgeholt."
 

Tatsächlich erschien kurze Zeit später eine Gestalt, die mit schnellen Schritten auf das Tor zuhielt. Als sie näher kam erkannte Gabriel, um wen es sich handelte. Das hübsche Gesicht mit den großen dunklen Augen und den fein geschwungenen Lippen hatte er schon einmal gesehen. Schulterlange, pechschwarze Haare flatterten im Wind, als der junge Mann vor ihm stand und ihm fest in die Augen sah.

"Akin?", fragte er.

Der Mann nickte und winkte dem Wärter, das Tor zu öffnen. Gabriel trat ein, doch als David ihm folgen wollte, sagte Akin schlicht: "Sie nicht." Das Tor schlug zu und Gabriel fühlte sich gefangen.

"Keine Angst", beruhigte ihn Akin, "ihm passiert nichts. Ebenso wenig wie dir, wenn alles klappt."

"Was soll das ganze hier eigentlich?", fragte Gabriel verwirrt.

"Nicht jetzt, nicht hier", sagte Akin leise. "Geh in den Palmengarten und warte da auf mich. Ich muss noch etwas erledigen."

Auf den vielen verschachtelten Wegen, die zum Haus hin und von ihm weg führten schickte Ibliis Diener den Sänger nach rechts, während er selbst auf das Gebäude zuging.

"Palmengarten?", flüsterte Gabriel nur in die Dunkelheit, doch Akin schenkte ihm keine Beachtung mehr.

'Was soll's', dachte er schließlich. 'Immerhin bin ich ein Mann und als solcher finde ich meinen Weg auch so.' Als er jedoch um das Haus herum war befürchtete er, sich geirrt zu haben. Das Areal war riesig und Palmen waren so gut wie überall.

'Ein Wegweiser, ein Königreich für einen Wegweiser', dachte er und machte sich schließlich achselzuckend auf den Weg zu dem Teil des Gartens wo die meisten Palmen auf einmal standen.
 

Der Weg zog sich hin. Tatsächlich war er auf einen Teil des Gartens gestoßen, in dem besonders viele Palmen standen. In der Mitte dieses Teils, umgeben von vielen bunten Blumen, stand ein großer, aus terrakottafarbenen Steinen gebauter Brunnen, dessen Zentrum von einer großen Säule mit einer blütenförmigen Wasserschale darauf gebildet wurde. Auf dessen Rand ließ er sich nieder in der Hoffnung, richtig zu sein. Ein sanfter, warmer Wind wehte ihm ein paar Strähnen ins Gesicht. Schön war es hier. So ruhig und friedlich. Am Himmel über sich sah er Sterne leuchten und ein heller Halbmond stieg auf. So saß er eine ganze Weile und träumte ein wenig vor sich hin, als er plötzlich hinter sich Schritte hörte.
 

Erschrocken fuhr er hoch und drehte sich um. Insgeheim hatte er am ehesten mit Akin gerechnet, nicht jedoch mit dem, der vor ihm stand. Vor sich, bleich und mit leerem Blick, sah er Jérôme. Leise flüsterte er dessen Namen.
 

Einen Augenblick lang schien der Vampir durch ihn hindurch zu sehen, doch dann klärte sich sein Blick ein wenig und er lächelte traurig. Langsam kam er auf Gabriel zu und begann leise vor sich hin zu murmeln: "Ich muss träumen. Schon wieder einer dieser Träume die mich keine Ruhe finden lassen. Es muss so sein, denn wenn ich dich berühre, nur die Hand nach dir ausstrecke, verschwindest du wieder, wie immer. Wie könntest du auch hier sein, es sei denn, du wärst ein Geist, der mich verfolgt.

Es tut mir so unendlich Leid. Das Letzte, was du auf dieser Welt hören musstest war eine Lüge. Du hast Recht, mich zu verfolgen. Ich bin ein Lügner und ein Idiot. Und es ist meine Schuld, dass du mit all diesem Kummer sterben musstest. Ich wünschte, du hättest die Wahrheit erfahren…" Er war bei Gabriel angekommen und streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus, so, als hätte er tatsächlich Angst, er würde verschwinden. Sanft berührte er das leicht zerzauste schwarze Haar.

"Was ist die Wahrheit, Jérôme?", hauchte Gabriel. In seinen Augen glitzerten Tränen.

"Ich liebe dich", antwortete dieser und beugte sich zu ihm hinunter. Ihre Lippen vereinten sich zu einem unendlich zarten Kuss.

Als sie sich voneinander lösten, berührte Jérôme vorsichtig seine Lippen mit den Fingerspitzen. "Du bist es wirklich…", sagte er ungläubig.

"Ja. Ich weiß zwar nicht, warum, aber Akin hat…", begann Gabriel, doch Jérôme legte ihm nur lächelnd einen Finger auf den Mund und sagte: "Nicht jetzt."

Er küsste ihn erneut, leidenschaftlich und wild, als gäbe es kein morgen. Zwischendurch flüsterte er immer wieder: "Ich liebe dich." Er zog ihn so fest an sich, dass Gabriel für einen Moment glaubte, Jérôme wolle ihn erdrücken, doch er erwiderte die Umarmung ebenso wie den Kuss mit derselben Intensität.
 

"Tut mir leid, wenn ich euch stören muss, aber ihr seid hier bei Weitem nicht so sicher wie ihr glaubt, und wenn ihr weiterhin aneinander klebt, kann das ziemlich ungemütlich werden. Deshalb rate ich euch, euer Geknutsche auf später zu verschieben, wenn ihr aus der Gefahrenzone seid", erklang Akins Stimme.
 

Wie vom Blitz getroffen lösten sie sich voneinander und sahen den dunkelhaarigen Vampir schuldbewusst an. Akin kam auf sie zu, machte noch den letzten Zug seiner Zigarette und drückte sie am Brunnenrand aus. "Folgt mir", forderte er sie auf. Er umrundete den Brunnen zur Hälfte und drückte anschließend in einer bestimmten Reihenfolge auf bestimmte Steine. Sofort zog sich das Wasser im Brunnen zurück und in der Säule in der Mitte öffnete sich eine geheime Tür. Durch diese trat er und bedeutete den beiden, ihm zu folgen, was sie umgehend taten.
 

Als die Tür sich hinter ihnen schloss, flammten Neonröhren auf, die einen weitreichenden Gang erhellten, der sich schräg nach unten zog und aus hell gekachelten Wänden bestand.

"Was ist das für ein Ort?", fragte Jérôme.

"Hey, in diesem Haus leben zwei Vampire, wenn es nach dem Meister ginge drei. Unsere Nahrungsquellen müssen ja irgendwie beseitigt werden, oder? Ach ja, da fällt mir was ein." Er holte eine Flasche aus seiner Jacke, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war und warf sie Jérôme zu. "Ich weiß, dass du das letzte Mal in Amerika was getrunken hast." Der Blonde Vampir fing die Flasche auf und betrachtete misstrauisch den Inhalt. "Ist zwar kalt, sollte aber reichen bis du was Besseres findest. Dieser Tunnel hier reicht weit aus Ibliis Grundstück hinaus. Am anderen Ende wartet ein Wagen auf euch, der euch zum Hotel bringt, damit ihr Gabriels Sachen holen könnt und dann zum Flughafen", erklärte Akin.

"Und dann?", fragte Gabriel weiter.

"Dann wartet der Privatjet auf euch. Der bringt euch nach Hause. Im Übrigen wäre ich euch dankbar, wenn ihr dort erst mal ein wenig den Kopf unten haltet, obwohl ich sicher bin, dass ich es schaffe, den Meister in Zukunft von euch fern zu halten, aber man kann ja nie wissen", meinte Akin.

"Akin, was soll das alles? Warum hilfst du uns?", fragte Jérôme, hielt den anderen Vampir am Oberarm fest und drehte ihn zu sich um.

"Weil du eine Landplage bist, Jérôme. Ich halt es nicht noch mal so lang mit dir aus. Achthundert Jahre lang hatte ich meine Ruhe vor dir, doch dann tauchst du plötzlich wieder auf.

Das war so ein selten dummer Zufall. Normalerweise interessiert er sich nicht die Bohne für die Welt da draußen und schon gar nicht für das, was ich so in meiner Freizeit mache. Aber an diesem Abend musste er doch glatt in dem Moment kommen, in dem ich mir diese dämliche Preisverleihung angesehen hab. Und dann warst du da. Ich dachte, ich seh nicht recht. War ja klar, dass er dich zurück wollte, aber ich wollte das nicht.

Deshalb hab ich beschlossen, dass ich euch beide wieder zusammenkommen lasse. Aber glaub mir, das tue ich nicht, weil ich dich besonders gut leiden kann, sondern weil ich dich nicht umbringen kann. Du weißt ja selbst, dass ein Vampir nur von dem getötet werden kann, der ihm das ewige Leben gegeben hat. Ich hätte keine Skrupel gehabt, euch im Tode zu vereinen, glaub mir. Aber jetzt trink, sonst fällst du mir noch um." Damit riss er sich von Jérôme los und ging weiter.

"Stimmt das? Du hast vier Tage lang nichts mehr getrunken?", fragte Gabriel schockiert.

Jérôme nickte, zuckte dann die Achseln und setzte die Flasche an die Lippen. Er leerte sie mit einem Zug. Er bedankte sich bei Akin als sie wieder zu ihm aufgeschlossen hatten, doch dieser nickte nur kurz.

"Sag mal, warum hasst du mich eigentlich so sehr, hm? Ich meine, du hast jetzt achthundert Jahre lang mit ihm das Bett geteilt, also warum?", wollte Jérôme wissen.

Akin hielt im Schritt inne. "Eben nicht", presste er hervor.

"Was?", fragte der Blonde ungläubig. Akin fuhr wütend funkelnd zu ihm herum.
 

"Eben nicht. Nicht ein einziges Mal habe ich bei ihm gelegen. Er wollte mich nicht. Weißt du, ich habe es versucht. Ich habe versucht, mehr für ihn zu sein als nur sein Diener. Ich wollte, dass er mich genauso liebt wie dich, oder zumindest wie die Jungen, die ich ab und an zu ihm brachte. Selbst, wenn es nur körperliche Liebe gewesen wäre, ich hätte es akzeptiert. Aber er hat mich abgewiesen. Weißt du, wie er mich angesehen hat? Voller Mitleid. Mitleid! Das war das letzte was ich von ihm wollte. Ich wollte, dass er mich so ansieht wie dich. Immer schon, selbst, als du erst ganz kurz bei uns warst.

Kurz bevor du gefunden wurdest war ich bei ihm. Ich war damals erst fünfzehn oder sechzehn und doch wusste ich, dass ich für diesen Mann mehr empfand als für irgendjemanden sonst und genau das habe ich ihm gesagt. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Damals war er erschrocken darüber. Er schickte mich weg und damit war das Thema für ihn erledigt. Dann kamst du und alles wurde nur noch schlimmer. Nicht nur, dass er mich nicht mehr ansah, nein, er wollte auch noch, dass ich mich um dich kümmere, obwohl mir ganz klar war, warum er den ganzen Aufwand trieb. Und da fragst du mich allen Ernstes, warum ich dich hasse?"
 

"Wenn er deine Gefühle nicht wenigstens ansatzweise erwidert, warum hat er dich dann zum Vampir gemacht?", fragte Jérôme unberührt.

"Weil ich immer, immer sein treuester Diener war. Nachdem du fort warst fiel er in ein tiefes Loch. Ich war es, der ihm damals beistand und nachdem ich ihn lange genug bekniet hatte, machte er mich zum Kind der Nacht weil er wusste, dass ich ihm immer treu und ergeben sein würde, selbst wenn er mich mit Verachtung strafte. Das war der einzige Grund." Er stutzte einen Augenblick. "Sag mal, warum erzähl ich dir das eigentlich alles? Geht dich einen Scheißdreck an." Er drehte sich um und marschierte weiter.

Jérôme schmunzelte und ging weiter, doch Gabriel blieb stehen.

"Was ist?", fragte der blonde Vampir.

"Er tut mir Leid. Stell dir das vor, achthundert Jahre lang in denselben Menschen verliebt, ohne Aussicht auf Erfolg und doch immer noch bei ihm. Es muss ihn innerlich zerreißen", antwortete Gabriel.

"Stimmt. Ich weiß, wie er sich fühlen muss. Aber andererseits kann ich auch wieder nicht verstehen, wie man sich in so was wie Ibliis verlieben kann."

"Du hast ihn nie anders kennen gelernt. Du wolltest es ja auch nie. Wer weiß, vielleicht ist ja auch Ibliis irgendwo im Grunde seines Herzens gut", überlegte Gabriel weiter, "und wenn Akin schon so lange bei ihm ist, wie es den Anschein hat, dann hat er ja vielleicht eben jene Seite an ihm gesehen."

"Na, ich weiß nicht…", meinte Jérôme. Die beiden folgten Akin weiter bis zu einer Stelle, an der drei Tunnel abzweigten.

"Der linke Tunnel führt zu meinen Räumlichkeiten, der rechte zu Ibliis und der in der Mitte nach draußen, aber er verzweigt sich noch ein paar Mal. Er führt zu Vorratsräumen für die Angestellten, aber auch zur Folterkammer", erklärte Akin während sie weiter gingen.

"Ach nein, sag an. Da hat er mich gerade erst raus gelassen", meinte Jérôme ironisch.

"Was? Gerade erst? Wann war das?", fragte Akin panisch.

Vor etwa zwanzig Minuten", überlegte der Blonde.

"Shit!", schimpfte der andere Vampir und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

"Warum Shit?", fragte Gabriel.

"Ibliis hat die Angewohnheit, zu duschen wenn er jemanden gefoltert hat. Das dauert etwa zehn Minuten. Bis er wieder angezogen ist und sich auf den Weg macht fünf. Wir sitzen in der Falle."

"Warum?", fragte Gabriel.

"Unser Fluchtweg führt durch die Folterkammer. Zurück können wir nicht mehr, dazu sind wir zu weit, er würde uns sehen. Diese Tunnel sind so weit und übersichtlich, dass wir sofort auffallen, und selbst, wenn wir es in den anderen Tunnel zu meinem Zimmer schaffen würden, er würde unsere Schritte hören."

"Oh nein", haucht Gabriel.

"Egal, wir müssen es riskieren", beschloss Jérôme. "Wir versuchen, zu Akins Zimmer zu gelangen."

"Eben. Ihr seid doch Vampire und könnt schnell laufen, oder?", meinte Gabriel zuversichtlicher, als er von Jérôme auf die Arme genommen wurde, welcher mit Akin so schnell wie der Wind zurück lief.

"Das stimmt", bestätigte Akin, "nur er leider auch."
 

Sie hatten die Abzweigung fast erreicht, da sahen sie vor sich genau das, was sie nicht sehen wollten. Ibliis stand mitten im Tunnel und blickte ihnen hasserfüllt entgegen. "Sieh mal einer an, was haben wir denn da", sagte er mit zorniger Stimme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  silvermoonstini
2008-02-17T00:01:21+00:00 17.02.2008 01:01
Uh Oh! Jetzt wirds spannend! Auch wenn Akin nicht uneigenützig handelt finde ich es irgendwie süß von ihm, dass er die beiden wieder zusammenbringt, Akin tut mir leid weil seine Liebe nicht erwidert wird...
Von:  YuMorino
2007-09-29T19:00:30+00:00 29.09.2007 21:00
Hi!!^^
oh mein gott das ist einfach nur super!!*sprachlos und gehirn von der vorstelung vernebelt ist*
der wahnsinn!!!
der arme akin tut mir echt super leid!!!
bin schon gespannt wie es weitergeht!!
das gibt garantiert ärger!!
Von: abgemeldet
2007-09-25T15:09:29+00:00 25.09.2007 17:09
...
...
*sprachlosis*
...
...
was soll ich denn jetzt dazu sagen???????
endlich haben sich die zwei wiedergefunden und sich die Gefühle gestanden...
...
...
da sollen sie schon wieder getrennt werden???? Q.Q

schreib bitte dieses WE ein neues Kapi sonst werd ich noch depressiv >.<
Von:  Daemon_Sadi
2007-09-25T01:43:49+00:00 25.09.2007 03:43
AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
DU DARFST JEZE NICH AUFHOERN
*sterb*
ohh dein schreib stiel is so schoen
hab die storry im ganzen ohne pause duchgelesen ...gott bin ich fertig..
aber soooo toll ich ma die kraracktaree ..akim is toll und jack und david und auch vivi....die musss man einfach lieb haben
kanste mir ne ens schreiben wens weiter geht^^
PS ich kann kapi 8 nicht lesen koentest du es nir schicken
*bite bitte bitte bitte*bettel**schluchts*
PPS: die kommt gleich zu meinen favos
also man liest sich chu chu
Atena
Von:  Maron-Kusakabe
2007-09-24T10:09:11+00:00 24.09.2007 12:09
ojeoje, der is ja wirklich der teufel in person
hoffentlich kommen die da halbwegs unbeschadet raus
aber zumindest is es jetzt endlich raus das die beiden sich lieben ^^
freu mich wie immer auf die fortsetzung dieser genialen Geschichte

www.animexx.onlinewelten.com/fanfiction/titel/A/autor/270482/155747
Von:  Acraea
2007-09-24T08:05:15+00:00 24.09.2007 10:05
Uuuups. Der Teufel hat sie erwischt. *g*

Tolles Kapitel. Das mit Akins liebesgeschichte habe ich gehofft, weil ich mir das so vorgestellt habe. *g* Wollte das so.

Na ja, bis hoffentlich zum nächsten Pitel!
Von:  Loloko
2007-09-23T14:47:12+00:00 23.09.2007 16:47
bin grad von meiner klassenfahrt nach kroatien wieder gekomm und hab mich riesig gefreut das ein neues kap da war =3
is dir ma wieder sehr gut gelungen
bis nächste woche

lg Serenes
Von:  -hEtAnA-
2007-09-23T13:42:24+00:00 23.09.2007 15:42
-.- endlich komme ich dazu die letzten Kapis zu
lesen. Und was meinst du was ich für eine Meinung
darüber habe?
Hm......
Du weist ja ich bin dein fanatischer Fan, deshalb kann
ich nur sagen.
GEIL. xD
Du hast da mal wieder voll gut rübergebracht.

^^ Gruß hetana
Von: abgemeldet
2007-09-22T17:20:01+00:00 22.09.2007 19:20
woooooooow, das war spannend.... mit abstand das spannendste ende bisher ^..-
coooooool schreib schneeeeell weiter.... oi, das kappi war ma voll süß^^
hmmmm gabriel is echt soo cool^^ und dieser akin.... ach, irgendwie tut er mir leid... ich hoffe sie kommen da schnell raus....
also dann schreib ma schnell weiter ^.-
cucu
gggglg
Ali
Von:  jean1384
2007-09-22T15:19:06+00:00 22.09.2007 17:19
klasse kap


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