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Das Erbe

von

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Die zweite Begegnung

Stunden später, nachdem er sich mit Erlaubnis seines Vaters eines der Tiere aus dem königlichen Gestüt genommen hatte, hatte Jan endlich die Stadt hinter sich gelassen. Squall war ein ausdauerfähiges Jungtier, sodass er am ersten Tag mit Leichtigkeit den Fluss Brax erreichte. Mit dieser Geschwindigkeit würde er in etwa 5 Tagen bis in die erste Elbenstadt, die Hauptstadt des naturliebenden Volkes, gelangen.

Planmäßig am vierten Tag, als die Sonne schon langsam hinter den Bäumen verschwand, näherte er sich dem letzten kleinen Dorf der Menschen, bevor die Grenze der Elben, markiert durch den Fluss Seraphim, das Land durchzog. Durch das Geschrei der Dorfbewohner gewarnt, zügelte er das schnelle Tempo des Quarter Horse. Kurz vor der Siedlung stieg er ab und ließ das Tier allein zurück. Zu sehr war der Hengst an den Menschen gewöhnt, als das er fliehen würde. Sein Schwert gezogen näherte er sich dem Ort.

Plötzlich erschien über dem Bäumen ein Greif. Die tiefgrünen Augen des Tieres fielen auf den Kämpfer. Mit einem Kampfschrei stürzte das Monster in rasender Geschwindigkeit auf den Jungen zu. Gerade noch rechtzeitig konnte Jan sich an einen Baum drücken um den tödlichen Schnabel des Angreifers zu entkommen. In der Zwischenzeit war das Wesen auf seinen vier Beinen gelandet. Ohne anzuhalten rannte es einen halben Kreis und jagte erneut auf sein Opfer zu. Geschickt zog der Schwertkämpfer sich an einem kräftigen Ast über seinem Kopf nach oben. Flügelschlagen ließ den 19jährigen aufhorchen. Ein zweiter Greif raste im Sturzflug auf den Feind zu. Ein Pfeil sauste knapp an dem Ohr des Menschen vorbei, direkt in das Herz des Tieres. Von einen leidenen Schrei begleitet, stürzte der Angreifer zu Boden. Jan blickte sich nach dem Bogenschützen um. Obwohl sie ihr Gesicht durch eine Kapuze verdeckte, ahnte er, nicht allein durch sein brennendes Mal, wer ihn gerettet hatte.

Das Mädchen senkte ihren Blick, damit der Thronerbe ihr nicht direkt in die Augen schauen konnte. Warum starrte er sie so an? Weshalb wandte er seinen Blick nicht von ihr ab? Unbewusst glitt ihre Hand mit dem Bogen nach unten.

Beide Jugendliche beachteten nicht mehr ihren Angreifer, auch wenn aus verschiedenen Gründen.

Indes startete der Überlebende, aufgebracht über den Tod seines Gefährten, einen neuen Angriff. Zielsicher steuerte er auf den Schwertträger zu. Gerade rechtzeitig bemerkte der 19jährige die Gefahr, konnte jedoch der Attacke nicht vollständig ausweichen, so dass der spitze Schnabel seinen rechten Oberarm streifte. Gleichzeitig war es jedoch Jan ermöglicht dem Tier von der Seite den Todesstoß zu verpassen. Mit einem gequälten Aufschrei fiel das Tier zu Boden, wo es, zuckend vor Schmerz, liegen blieb. Die Augen angstvoll aufgerissen betrachtete der Greif die Füße seines Mörders, die sich ihm langsam näherten. Verzweifelt versuchte er seine Flügel aufzuspannen, um den Gegner zu entkommen. Seine Beine strampelten vergebens im Gras.

Jan kauerte sich neben das Tier. Seine Hand kraulte dem Wesen beruhigend hinter dem Ohr, während seine andere das Schwert zielgerichtet auf den Körper, der sich durch die Vertraulichkeit etwas entspannt hatte, zuführte. Der Greif starb ohne einen weiteren Schrei oder Zucken.

Der Sohn des Königs richtete sich, sein Schwert zurücksteckend, auf. Doch ein stechender Schmerz auf seinen Arm ließ ihn zurücksinken. Seine linke Hand legte sich schützend über die Wunde. Daniela, die gerade ihren Pfeil einsammelte, schaute auf. Besorgt ging sie auf ihn zu „Ich brauche deine Hilfe nicht.“, stoppte der Teenager das Mädchen. Abrupt blieb die Jüngere stehen. Nach kurzem Überlegen lenkte sie ihre Schritte Richtung Dorf.

Eine Frau, die ihren Geliebten mit sorgenvollem Gesicht die Wunde behandelte, blickte angsterfüllt auf, als das Mädchen zwischen den Bäumen auftauchte. Daniela schenkte der Frau ein aufmunterndes Lächeln. Eine junge Mutter schritt der Kriegerin entgegen. „Ich danke euch für eure Hilfe“, begrüßte sie die Ankommende. Ihr Mann, ein Krieger, der einen Kopf größer war als seine ihm Anvertraute legte den Arm um seine Frau. Daniela reichte ihm den Bogen: „Ohne eure Waffe hätte auch ich nichts ausrichten können.“, erwiderte sie. Der Kämpfer betrachtete nachdenklich die Schusswaffe. „Es ist selten, dass ich ein Mädchen derart geschickt mit einer Waffe umgehen sah. Wer lehrte euch so zu kämpfen?“ Die 17jährige wich den prüfenden Blick des Älteren aus: „Ich möchte darüber nicht reden.“ Der Dorfbewohner nickte verständnisvoll: „Das ist weise. Ihr wisst dass Frauen, insbesondere Mädchen nicht kämpfen dürfen. Also nehmt meinen Rat an und versucht eure Fähigkeiten zu vertuschen!“

„Ich muss weiter.“, wechselte Daniela das Thema.

Sie stieß einen lauten Pfiff aus, worauf Slifer wie aus dem Nichts seiner Herrin entgegenpreschte. Mit Leichtigkeit bestieg die Jugendliche das Tier. Aus den Augenwinkeln erkannte sie einen braunen Schatten. In der Hoffnung, dass es der Sohn des Königs wäre trieb sie ihr Reittier in diese Richtung.

Jan zügelte nur mit Widerwillen sein Pferd, als er die Hufgeräusche hinter sich vernahm. Die Teenagerin trieb ihr Tier auf gleiche Höhe wie das seine. Ihrer Augen ruhten Gedankenversunken auf ihm. „Wenn du diesen Weg folgst, wirst du dieses Land verlassen. Vergiss nicht, dass die Elben jeden Menschen hassen.“, ermahnte die Jüngere den Krieger.

„Wer sagt das?“

„Das ist allgemein bekannt.“

„Hast du dich selbst davon überzeugt?“

Daniela blickte überrascht auf. Der Klang seiner Stimme nahm ihr aus unerfindlichen Gründen jegliches Gegenargument, so dass sie schweigend neben ihn herritt. Jans Blick war starr gerade ausgerichtet, als er sagte: „Kehr lieber um, wenn du so überzeugt davon bist.“

„Ich würde aber gern die Wahrheit erfahren.“, entgegnete sie leise.

Die Finger des Schwertkämpfers fuhren nachdenklich durch die Mähne des Tieres. Einerseits war sie eine gute Kämpferin, anderseits war er lieber alleine unterwegs. Zudem wusste er selbst nicht genau, wie die Elben auf die Eindringlinge reagieren würden.

„Ich möchte nicht die Verantwortung für dich übernehmen.“, erklärte der Ältere schließlich. Daniela zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe: „Weshalb solltest du?“, fragte sie verwundert.

Jan musste unweigerlich über die naive Frage lächeln. Auch wenn sie es nicht verstand, würde an ihm, als Älteren, doch die Verantwortung hängen bleiben. Jedoch wäre es einfacher mit einem Mädchen durch das Reich der Elben zu reiten, da sie wohl kaum damit rechnen würden, dass sie in der Lage wäre zu kämpfen. Dadurch würden sie nicht auf die Idee kommen, dass er aus feindlichen Gründen in ihr Territorium eingedrungen war. Letztendlich trieb er sein Pferd in eine schnellere Gangart. So konnte sie für sich selbst eine Entscheidung fällen. Sollte sie es deuten, wie sie wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  RaMonstra
2007-08-16T14:59:04+00:00 16.08.2007 16:59
Das Kapitel hat mir sehr gefallen ^^
Vorallem den Greif fan dich toll. Ich mag die Tiere ^___^

lg Jaku
Von:  chaoticgirl
2007-07-08T12:31:32+00:00 08.07.2007 14:31
Yay, ein Greif!
Hoffendlich gibts noch mehr Fabelwesen (merkt man etwa, dass ich Fabelwesen mag? XD)
Daniela ist zur Stelle X3
Jetzt sind sie quitt, er hat sie gerettet, sie hat ihn gerettet.
Das arme Tier T_T
Was heißt bitte: "... wobei es ihm gleichzeitig ermöglicht war dem Tier von der Seite den Todesstoß zu VERBESSERN?"
Müsste es nicht "zu verabreichen" oder "zuzufügen", oder sowas in der Art heißen?
Ich glaube, das würde sich wesentlich besser anhören.
Schön, dass er so lieb zu dem Tier war, obwohl er es töten musste.
Slifer? Ist Slifer der Rappe, der sie einfach nicht alleine lassen wollte? Aber den hatte sie doch in der Stadt zurückgelassen, oder?
Oder ist das ein anderes Pferd?

Oi, jetzt gehts auf zu den Elben *freu*
Dein

chaoticgirl
Von:  DracaTec
2007-06-24T09:12:40+00:00 24.06.2007 11:12
oh... ja viel besser, man merkt das du dich verbesserst^^
die absätze sind jetzt gut gesetzt. liest sich sehr flüssig
weiter so *ancheer*
XD


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