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Hauptsache Glücklich

von

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The Love and the Tournament

Erst als ich am nächsten Morgen (kurz nach um Zwölf) wieder aufwachte, merkte ich, dass ich auf dem Sofa geschlafen hatte. Mein Rücken tat weh und ich hatte mir in der Nacht scheinbar mehrmals den Hals ausgerenkt ... Gerade versuchte ich, mir selbst den Rücken zu massieren, als ich dachte, ein Geräusch an der Tür gehört zu haben. Spielten mir meine überempfindlichen Ohren einen Streich?

Ich lief zur Tür und öffnete sie. Da war niemand, jedoch stand ein mysteriöses braunes Körbchen auf der Fußmatte. Daran hing ein Zettel:
 

Guten Morgen, Feeda!

Ich hoffe, du hast deine erste Nacht hier im Dorf gut überstanden.

Das hier ist eines der Körbchen, die du jeden Tag bekommen wirst. Hier drin wirst du alles finden, was dein Herz begehrt, sei es Essen oder neue Badehandtücher. Wenn es leer ist, stell es gegen 18 Uhr bitte wieder vor deine Tür, das Personal kümmert sich dann darum. Wenn du neue Wünsche hast, lass es uns wissen.
 

Mit Freundliche Grüßen, Eliah Goodwing
 

Ich nahm das Körbchen mit in die Küche und packte es aus. Darin lagen all die Dinge, die ich wohl auch selbst bei einem Einkauf unbedingt mitgenommen hätte: ein halbes Brot, bereits in Scheiben geschnitten, Honig, Erdbeer- und Kirschmarmelade, wurst und käse, drei 5-Minuten-Terrinen und ein paar Sachen zum Mittagessen.

„Die denken auch wirklich an alles …“, nuschelte ich vor mich hin, während ich mir ein Brot mit Honig machte.

Ich setzte mich auf mein Sofa, was gemütlicher war als es aussah. Als ich mich ein wenig umsah, fiel mir auf, dass ich durch das kleine Fenster neben dem Esstisch direkt in das Haus des blonden Jungen von gestern sehen konnte. Ich ging zum Fenster und sah, wie er auf und ab ging, dann kurz verschwand und auch mit etwas zu Essen wiederkam. Dann entdeckte er mich. Erst schien er überrascht, fast als wäre ihm die Situation ein wenig unangenehm, doch dann nickte er mir freundlich zu und ich erwiderte seinen Gruß. Dann sah er plötzlich auf seinen Arm und wurde ein wenig nervös. Er sah noch einmal kurz zu mir und verschwand dann vom Fenster. Ich wurde neugierig und wollte wissen, was da los war. Ich schlich mich zu seiner Terrassentür (auf der Straße war niemand zu sehen, der mich mit bösen Blicken strafen konnte) und lugte durch einen Spalt zwischen Gardine und Wand hinein. Der blonde Junge stand mitten im Raum und betrachtete seinen Arm, aus dem erst kleine, dann auch große, braune Federn wuchsen. Er sah sich um und ging zur Terrassentür. Erst dachte ich, er hatte mich entdeckt, doch er öffnete nur die Tür, dann ging er wieder einige Schritte zurück. Allmählich wurde er immer kleiner, bekam Federn auf dem Rücken und dem Bauch. Das alles geschah in einem unglaublichen Tempo, die gesamte Verwandlung dauerte nicht mehr als zehn Sekunden.

Der Vogel saß mitten im Raum und blickte sich noch ein letztes Mal um, bevor er seine Flügel ausbreitete und aus der Terrassentür schwebte. Jetzt erkannte ich auch, dass es sich um einen Falken handelte. Ich sah ihm noch eine Weile nach, bis er im Wolkenlosen Blau des Himmels verschwand.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und zuckte zusammen. „Erwischt“, dachte ich schon und drehte mich um, doch es war nur Salia, die mich angrinste.

„Beobachtest du gern andere Menschen?“, fragte sie amüsiert.

„Mann, du hast mich tierisch erschreckt!“, sagte ich und atmete tief durch. „ich hab ihn doch gar nicht beobachtet, ich …“

„Schon klar …“, sagte Salia weiterhin mit diesem überlegenen Grinsen im Gesicht.

Wir gingen zu meiner Terrasse und setzten uns auf die schicken weißen Metallstühle. Salia schwieg eine Weile, dann sagte sie: „Weißt du, er und ich, wir … waren ja mal zusammen.“

„was, echt?“, fragte ich.

„Jep, fast ein halbes Jahr. Hat sich irgendwie so ergeben …“

„irgendwie hätte ich mir das schon fast denken können …“, sagte ich und Salia sah mich überrascht an.

„Was? Wieso das denn?“, fragte sie.

„Naja … erstmal, weil du gestern so geheimnisvoll getan hast, als ich dich nach ihm gefragt hab. Und außerdem war da so etwas … es ist nur ein Gefühl gewesen, aber man hat gespürt, dass ihr nicht nur gute bekannte seid …“

„Ist das so offensichtlich, ja?“ Salia seufzte. „Vor ein paar Wochen hab ich Schluss gemacht, weil er mich genervt hat … Aber ich weiß nicht einmal, ob das überhaupt die richtige Entscheidung war …“

„Heißt das, du willst ihn wieder?“, fragte ich.

„Ich habe das Gefühl, er denkt, ich würde ihn eh wieder zurücknehmen.“

„Und? Wirst du das tun?“

„Nein! Naja … zumindest noch nicht so früh! Ich will ihn noch eine Weile zappeln lassen, er soll nicht denken, er hätte mich in der Hand. Außerdem weiß ich nicht einmal genau, ob er wirklich wieder zu mir kommt, oder ob er nur noch mit mir spielt …“

„Eigentlich sieht er für mich nicht aus, als würde er so was machen.“

Es herrschte eine kurze Stille, dann sagte Salia: „Du … könntest ihn ja mal fragen …“

„Was? Ob er noch will?“

Salia nickte.

„Wieso sollte er mit mir darüber reden? Er kennt mich doch kaum!“

„Das ist nicht weiter schlimm, er redet über alles mit jedem. Er nimmt’s damit nicht so genau …“

„Ich könnte es versuchen …“ Ich lächelte Salia an, die jetzt schon ein wenig entspannter aussah. Plötzlich sah ich, wie der Junge mit den weißen Haaren näher kam.

„Hey Salia!“ Er grüßte sie. „Freundest dich mit unserem Neuankömmling an?“ Er grüßte auch mich.

„Sie muss ja auch die netten Leute hier kennen lernen, oder?“ Salia lächelte überlegen. Sie behandelte ihn wesentlich freundlicher als den blonden Jungen. Auch er lächelte, dann wand er sich mir zu. „Weißt du zufällig, ob dein Nachbar zu Hause ist?“

„Nein, der ist wohl … ausgeflogen.“, sagte ich und Salia konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Junge schien ein wenig verwirrt, verabschiedete sich dann und ging weiter, anscheinend in Richtung See. Ich sah ihm noch eine Weile hinterher, vielleicht ein wenig zu lang, denn Salia stieß mich mit dem Ellenbogen an und meinte nur: „Der gefällt dir wohl?“

„Was?“, sagte ich und zuckte zusammen.

„Sieht doch ein Blinder, dass du ihn interessant findest!“

„Also … er hat schon irgendwie was an sich …“

„Der ist schon okay, kannst mir glauben. Wir sind schon lange befreundet.“

„Da bin ich ja beruhigt“, sagte ich ironisch. „Du alte Kuppeltante …“

Salia wollte mir gerade eins überziehen, als sie in den Himmel schaute und hastig aufstand. Ich sah in die Richtung, in die sie auch sah und entdeckte den Falken, der wieder zurück in sein Haus flog.

„Ich geh dann wohl besser“, sagte Salia. „ich hab Heute ehrlich gesagt keine Lust, mir seine blöden Sprüche anzuhören …“

Kurz nachdem Salia um die Ecke verschwunden war, kam der Blonde Junge auch schon mit etwas zu Trinken auf seine Terrasse. Ich ging zu ihm.

„Hey, du schon wieder!“, sagte er überrascht. „Was gibt’s neues?“

„Du bist ein Falke …“, sagte ich nur.

„Ah, du hast mich gesehen! Ich wusste, es würde nicht lange dauern, immerhin wohne ich direkt neben dir …“

Es herrschte kurz Stille.

„Also, dann stell ich mich mal vor: Ich heiße Gwen Alvarez, bin 17 Jahre jung und ein Falke – was du ja schon weißt.“

„Gwen“, nuschelte ich, „Ist das nicht ein Fr –„

„Nein, das ist nicht nur ein Frauenname!“ Er schmollte ein wenig, aber irgendwie sah das niedlich aus.

„Wie alt bist du?“, fragte er mich.

„16. Aber im November werde ich auch 17.“

„Das passt ja perfekt! Zum Durchschnittsalter des Dorfes natürlich!“

„Ich tue einfach mal so, als würde ich dir das glauben, okay?“ Er grinste. Gwen sah wirklich wahnsinnig niedlich aus …

„Und? Wie gefällt’s dir hier im Dorf?“, fragte er.

„Es ist wirklich toll! Es gibt hier für mich so viele Dinge, die ich noch nicht kenne!“

„Glaub mir, ich bin jetzt seit drei Jahren hier, und es gibt immer neue interessante Sachen zu entdecken.“ Als er das sagte, musterte er mich von oben bis unten, was mir fast ein wenig unangenehm war. Es herrschte kurz eine unangenehme Stille, die aber glücklicherweise durch laute Rufe unterbrochen wurde. Der Junge mit den weißen Haaren rief nach Gwen, dieser jedoch wandte sich erst nach kurzer Zeit von mir ab.

„Was ist?“, rief er zurück.

„Ich hab dich schon ne ganze Weile gesucht.“, sagte der mit den weißen Haaren. „Kommst du mit zum See? Wir wollen uns den Kampf ansehen.“

„Ach ja, das hab ich ja fast vergessen!“, sagte Gwen und fasste sich an den Kopf. Er ging ins Haus um sein Glas weg zu schaffen und schloss auch gleich die Terrassentür.

„Wenn du willst, kannst du auch mitkommen“, sagte der Weißhaarige.

„Was ist das für ein Kampf?“

„Für den Wettkampf, der einmal im Jahr stattfindet. Es geht darum herauszufinden, welche vier Metas aus unserem Dorf gegen die Teams aus den anderen beiden Dörfern antreten dürfen. Das heute ist so was wie ein Viertelfinale.“

„Ich könnte mich schon dazu hinreißen lassen …“

„was heißt hier ’könnte’?“, sagte Gwen, als er gerade um die Hausecke kam. „Natürlich kommst du mit! Das darfst du dir nicht entgehen lassen!“

„Dann hab ich wohl keine andere Wahl“, sagte ich und seufzte gekünstelt.
 

Als wir am See ankamen, war die Wiese schon brechend voll. Ich rechnete damit, mich wohl mit einem Platz sehr weit hinten zufrieden geben zu müssen, doch Gwen packte mich an der Hand und zog mich durch die Menge.

„Wir haben uns ein paar Plätze reservieren lassen, ganz vorn!“, rief er mir zu. „Ein Freund von uns, Salem heißt er, war so nett und hat sie extra mit seinem Leben verteidigt.“

„Hoffen wir, dass er in dem Getümmel überlebt hat!“, rief ich zurück.

Tatsächlich sah Salem zwar ziemlich erschöpft, jedoch noch lebensfähig aus, als wir die drei Quadratmeter Wiese direkt am See erreichten, die er bewacht hatte. Nachdem wir uns gesetzt hatten (ich saß zwischen Salem und dem Weißhaarigen), klopfte er sich den Staub vom schwarzen Jackett ab. Dann entdeckte er mich.

„Wer ist diese bezaubernde junge Dame, die ihr da bei euch habt?“, fragte er charmant und gab mir zur Begrüßung einen Handkuss.

„Das ist Feeda, sie ist neu im Dorf.“, sagte Gwen. Er schaute gespannt auf eine große Uhr, die in der Nähe stand. „Was? Noch ne Viertelstunde? Und dafür hast du so’n Stress gemacht, Alter?“ Er sah zu dem Jungen mit den weißen Haaren.

„Wenn du mich nicht hättest, würdest du wahrscheinlich sogar das Finale verpennen! Also sei mir lieber dankbar.“ Er schaute siegessicher in Richtung Wasser, während Gwen „wenn du mich nicht hättest …“ leise vor sich hinnuschelte.

„Wie auch immer“, sagte Salem, der wie ich kurz abgelenkt war. „Ich bin Salem Sudopus und komme eigentlich aus Griechenland. Ich bin reich, gutaussehend, intelligent, charmant, Gentleman –„

„Frauenheld …“, warf Gwen ein.

„Lügner …“, sagte der mit den weißen Haaren. Ich konnte mir ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Neid ist keine Schande, meine Freunde“, sagte Salem. Er hatte wirklich Charme, jedoch kam er damit nicht bei mir an.

„Was bist du für ein Tier?“, fragte ich Salem.

„sieh mir in die Augen.“, sagte er und nach kurzem Zögern tat ich das auch. Er hatte ziemlich helle grüne Augen, die fast ein wenig türkis schienen. Aber irgendetwas war seltsam an ihnen … sie sahen aus wie die Augen einer Katze!

„Bist du vielleicht so was wie eine Katze?“, fragte ich.

„Ich bin die schönste Katze im ganzen Dorf!“, sagte er überlegen. „Ein so graziles Wesen sieht man kein zweites Mal!“

„Pass auf, was du sagst“, sagte der mit den weißen Haaren. „Schau mal genau hin, wer dir gegenüber sitzt!“

Er musterte mich eine Weile und sah schließlich meinen rotbraunen Katzenschwanz, den ich eigentlich verzweifelt zu verstecken versuchte.

„Ich nehme selbstverständlich alles zurück!“, sagte Salem und verneigte sich vor mir. „Ich bin froh, einen Artgenossen gefunden zu haben.“

„ich auch“, sagte ich. „Auch wenn ich trotzdem die einzige mit einem nervigen Katzenschwanz bin …“

Salem lehnte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Verrat’s nicht weiter, aber ich hab meinen nur gut versteckt …“ Er zwinkerte mir zu und lehnte sich wieder zurück.

Ein lautes trötenartiges Signal ertönte und schlagartig herrschte eine Totenstille. Eine Stimme, wahrscheinlich die von Eliah Goodwing schallte laut über die Wiese hinweg.

„Das letzte Viertelfinale des 349. Meta-nationalen Kampfsportausscheids beginnt in weniger als einer Minute. Ich bitte die Kontrahenten auf die Wasseroberfläche. Ich wünsche ihnen beiden viel Erfolg.“

Das Wasser vibrierte. Von der Mitte aus bewegte sich eine einzelne kleine Welle über die gesamte Wasseroberfläche, danach stand der See still. Ein großer schlaksiger Junge auf der einen Seite des Sees erhob sich, ebenso wie ein bäriges Mädchen auf der anderen Seite. Langsam liefen sie auf das Wasser zu – und liefen auch darauf weiter! Was alle anderen für scheinbar völlig normal hielten, verwunderte mich schon ein wenig. Aber ich tat die auf-dem-Wasser-laufen-Sache erneut als unerklärliche Magie ab und beobachtete weiter die Situation. Die beiden verbeugten sich leicht voreinander und warteten einige Sekunden.

„Sie konzentrieren sich darauf, sich zu verwandeln“, flüsterte der weißhaarige mir von der Seite zu. „Dann kämpfen sie so lange, bis einer von beiden aufgibt. Der Sieger kommt ins Halbfinale und tritt gegen den Sieger von letzter Woche an.“

„Ich will ja nicht den Moralapostel spielen, aber ist das nicht gefährlich?“, fragte ich.

„Das stimmt schon, aber alle die an diesem Turnier teilnehmen, wissen, dass sie sich verletzen können. Wer Angst hat, gibt von sich aus auf, bevor es dazu kommt … Es geht los!“

Zeitgleich verwandelten sich die beiden Gegner. Aus dem bärigen Mädchen wurde ein Bison, aus dem schlaksigen Jungen ein schwarzer Panther.

„Ich tippe auf das Bison“, sagte Gwen.

„Ich halte dagegen“, sagte Salem und sah mit funkelnden Augen zum Kampfplatz.

Ein zweites Mal ertönte das trötenartige Hupen. Sofort stürzte sich der Panther auf das schwerfällige Bison und biss es in das behaarte Bein. Das Bison jaulte auf und die Menge tobte. Das Bison trat wild um sich und traf den Panther am Hals. Der Panther wurde einige Meter nach hinten geschleudert und blieb scheinbar bewusstlos liegen.

„Manchmal dauert ein Kampf nicht länger als ein paar Minuten“, sagte Gwen. „Wir hatten aber auch schon solche, die mehrere Stunden dauerten“

„Der hier ist wohl zu Ende …“, sagte Salem bitter.

Doch der Panther stand wieder auf und die Menge jubelte und feuerte ihn an. Er setzte zu einer erneuten Attacke an. Er sprang direkt auf den Rücken des Bisons und biss sich in dessen Nacken fest. Das Bison versuchte den Panther herunterzuschütteln, doch es hatte keine Chance, denn dieser krallte sich tief in das Fell des Bisons. Doch nach schier endlosen Sekunden des fiebrigen Wartens auf eine erneute Wendung stieß das Bison den Panther hinunter. Der Panther lag nun ungeschützt auf dem Rücken und konnte sich, durcheinander wie er war, weder bewegen noch schützen. Das Bison kam näher, stellte sich auf seine Hinterbeine -

Ein furchtbares Knacken erhellte das ganze Dorf. Niemand musste sehen, was mit dem Panther geschehen war, um zu wissen, was passiert war. Blitzartig schloss ich die Augen und klammerte mich an die Schulter des Jungen mit den weißen Haaren. Er sah zwar wie gebannt auf die Szene, die sich vor ihm abspielte, als ob es ihn nicht kümmerte, dass gerade die Wirbelsäule des Panthers – also die des Schlaksigen Jungen – zertrümmert worden war, doch als er seine Hand auf meine Schulter legte, merkte ich, wie er zitterte.

Eine Weile herrschte Stille. Ab und an hörte man jemanden in der Menge etwas sagen, doch die Stimmung von eben war wie verflogen.

„Gewinner des letzten Viertelfinales ist das Bison.“, sagte die Lautsprecherstimme dumpf.

„Was?“, rief ich aufgebracht. „Wieso hat es gewonnen? Es hat den Panther getötet! Es sollte disqualifiziert werden!“

„So sind die Spielregeln.“, sagte Salem tonlos. „Die Teilnehmer wissen, auf was sie sich einlassen.“

„Das ist vielleicht dumm und primitiv, aber so ist das nun mal. Dieses Turnier gibt es seit mehr als dreihundert Jahren, wir können es nicht einfach abblasen.“ Der weißhaarige redete so, als ob er das jedoch am liebsten tun würde. Erst jetzt merkte ich, dass ich noch immer an seiner Schulter klammerte. Hastig ließ ich ihn los. Ich bekam augenblicklich Bauchkribbeln und traute mich nicht mehr, ihn noch einmal anzusehen.

„Es ist ja auch nicht jeder Kampf so.“, sagte Gwen. „Die Meisten gehen völlig unblutig aus.“ Es schien fast so, als wolle er jemandem Mut machen.

„Wir sollten gehen.“, sagte Salem und stand auf. Wir anderen taten es ihm gleich.

„Lasst uns vorher noch mal an die Tabellenwand schauen“, sagte Gwen. „ich will wissen, welchen Kampf wir als nächstes sehen.“

Wir liefen durch die vielen Menschen, von denen die meisten ebenfalls die Idee hatten, nach Hause zu gehen. Einige sahen ziemlich blass aus, andere eher gelassen, so als ob sie der Vorfall nicht im Geringsten kümmern würde. Am Ende der Wiese angekommen liefen wir den Weg entlang bis zum großen Haus in der Mitte des Dorfes. Dort hang eine große dunkle Holztafel, die mir bei meinem ersten Besuch im großen Haus nicht aufgefallen war. Viele Dinge standen darauf, die zwar die anderen verstanden (die Jungs diskutierten wild darüber, wer den nächsten Kampf gewinnen würde), ich jedoch nicht. Doch eine Sache entdeckte ich, die mein Interesse weckte: Der Gegner des Bisons war schon eingetragen.

„Ein Schneewolf …“, nuschelte ich und die Jungs drehten sich zu mir um. „Der hat doch nicht viel mehr Chancen als der Panther, oder?“

Der Junge mit den weißen Haaren sah betrübt zu Boden, die anderen beiden taten so, als wären sie nicht anwesend. Jetzt verstand ich, was los war. Warum der weißhaarige so still war, und warum er so konzentriert jede Aktion des Bison beobachtet hatte.

„Was?“, fragte ich perplex. „Ist das etwa … Bist du der Schneewolf?“



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