Are this... the true feelings for him?
Daisuke blieb noch etwas sitzen, lehnte sich zurück und schloss wieder seine Augen, dachte noch eine ganze Weile über das Alles nach - über sich, Kyo und die ganze Situation.
"Was ist vorhin passiert?", fragte Kaoru ernst nach, trat dabei in seine Wohnung ein und schloss die Tür hinter sich und Kyo. Er entledigte sich seiner Schuhe und seiner Jacke, sah, dass Kyo es ihm gleich tat. Danach ging er ins Wohnzimmer, setzte sich dort auf seine Couch und blickte zu Kyo, der ihm still folgte und sich gegenüber von dem Älteren auf der zweiten, etwas kleineren Couch niederließ. Bei dieser Frage zuckte der Kleine sofort zusammen, kauerte sich unwillkürlich zusammen und blickte starr auf den Boden.
Kaoru wollte endlich wissen, was nun los war. Seitdem sie den Proberaum verlassen hatten, sprach Kyo kein Wort mehr, träumte einfach nur vor sich hin und gab immer wieder tiefe Seufzer von sich.
Und Kaoru wusste, dass dies nun gar nicht mehr normal war. Zwar war Kyo vorher auch immer verträumt gewesen, aber seitdem Die und er allein im Proberaum gewesen waren, hatte sich Kyo's Zustand drastisch verändert. Und das nicht ins Positive.
Es war viel mehr noch schlimmer geworden und Kyo war auf dem Rückweg einfach so durch die Straßen gelaufen, hatte weder auf Menschen, Fahrzeuge oder andere Gegenstände geachtet.
Es musste etwas zwischen diesen zwei Idioten vorgefallen sein. Etwas, was den kleinen Sänger total aus der Bahn warf und Die vermutlich auch.
"Und diesmal will ich keine Ausreden!", mahnte der Violetthaarige ein wenig schärfer, konnte er doch einfach nicht mehr mit ansehen, wie sich die beiden gegenseitig durch ihr Verhalten zerstörten, ohne dass sie es überhaupt ansatzweise bemerkten.
Kyo dagegen wurde nur immer kleiner, kauerte sich weiter zusammen und schlang ertappt und ängstlich zugleich die Arme um seinen schmalen Oberkörper, krallte sich in sein Oberteil.
Er wollte nicht sagen, was passiert war, aber er sah Kaoru an, dass er es dieses Mal wirklich ernst meinte und Kyo sich nicht einfach so aus der Affäre ziehen konnte. Jetzt musste er ihm wohl wirklich sagen, was vorgefallen war, auch wenn er nicht wollte.
"Kyo...", entkam es nun wieder etwas ruhiger Kaoru's Lippen und er erhob sich langsam, ging zu Kyo und hockte sich vor ihn. Leicht legte er eine Hand auf das Knie des Jüngeren, streichelte sanft darüber und sah ihn bittend an.
"Ich will dir doch einfach nur helfen. Ich kann es langsam nicht mehr mit ansehen, wie du alles in dich hineinfrisst. Rede doch endlich mit mir! Sag mir bitte, was zwischen euch vorgefallen ist... und was vorhin war."
Flehend schaute er ihn an, wartete darauf, dass Kyo etwas sagte, dass er ihm sein Herz ausschüttete, wenigstens ein klein wenig.
Kyo musste doch endlich mal bemerkt haben, dass der Violetthaarige ihm helfen wollte, weil er sich immer weiter von allen abschottete und alles, was die letzten Tage vorgefallen war, immer weiter vergrub, am liebsten nie darüber sprechen wollte.
Und Kyo verstand natürlich auch, dass der Größere ihm helfen wollte. Er wusste, dass er für ihn da war und ihn stützen würde, wenn er gar nicht mehr konnte. Er würde ihn trösten und einfach nur halten, ihm das geben, was er brauchte, wenn es ihm schlecht ging.
Aber dennoch fiel es Kyo einfach nur unglaublich schwer mit Kaoru über diese Sache zu sprechen. Er war noch nie der Mensch gewesen, der einfach über seine Gefühle redete, über das, was ihn bewegte.
Er konnte das nicht so einfach, weshalb er den anderen unsicher anblickte, sich nervös auf der Unterlippe herumbiss und seine schweißnassen Hände weiter in seine Seiten krallte.
Er wusste, dass er sich dieses Mal - wenigstens nur dieses eine Mal - überwinden, dass er Kaoru alles erzähle musste, damit dieser ihm auch weiter helfen konnte.
Und langsam kam auch Regung in Kyo's Körper und seine versteifte Haltung lockerte sich ein wenig, genauso wie der Druck auf seine Unterlippe, da er aufhörte auf ihr herum zu beißen.
Leicht zittrig atmete er ein und wieder aus, wurde aber weiter von Kaoru beruhigt, der ihn sanft ansah und noch immer über sein Knie strich.
Der Gitarrist wusste, dass es nicht einfach für Kyo war aus seinem Schneckenhaus heraus zu kommen und sich endlich jemanden ganz zu öffnen. Aber er konnte spüren, dass Kyo kurz davor stand, dass er endlich reden würde, wenigstens über das, was ihn in Sachen Die bedrückte.
Nur zögerlich setzte sich Kyo etwas aufrechter hin, ließ seinen Blick zu einer der weißen Wände in Kaoru's Wohnzimmer wandern und überlegte, mit was er beginnen sollte. Es gab immerhin so viel zu erzählen.
Seinen Gegenüber wollte er dabei nicht ansehen, war es doch so schon viel zu viel für ihn. Seine Lippen öffneten sich langsam und unendlich zaghaft kamen die ersten leisen Worte über seine Lippen.
"Wir... haben...", begann er stockend, musste erst einmal schlucken, da sein Hals so unheimlich trocken war, kratzte. "... zu Silvester... miteinander geschlafen..." Ein Zittern ging durch Kyo's Körper, nachdem er diesen kleinen, aber alles entscheidenden Satz herausgebracht hatte. Selbst dieser kleine Satz hatte ihm schon unendlich große Überwindung gekostet.
Kaoru erhob sich daraufhin langsam und setzte sich neben Kyo, legte schützend einen Arm um ihn und drückte ihn mehr an sich, wollte ihm so zeigen, dass er da war. Er würde immer für Kyo da sein. Sie waren doch Freunde.
Obwohl er schon wusste, dass die beiden miteinander geschlafen hatten, wollte er es auch von Kyo hören. Nein, er wollte nicht nur. Er musste es von Kyo hören. Kaoru musste wissen, was in des Sängers Kopf vorging und was er fühlte.
Und zaghaft lehnte sich Kyo auch an seinen Freund, blickte ihn aber noch immer nicht an, sondern suchte einfach weiter nach Worten, wie er das alles beschreiben sollte.
Tausende Gefühle schossen durch seinen Körper und immer wieder wurde ihm warm und kalt. Seine Hände wurden immer nasser, sein Hals dafür umso trockener.
"Ich... Es... hat mir... gefallen, wirklich", hauchte er zittrig, schluckte die ersten Tränen hinunter, die sich langsam in seinen Augen ausbreiteten, wenn er daran zurückdachte, wie schön es gewesen war, wie zärtlich Daisuke ihn behandelt hatte.
Kaoru schwieg die ganze Zeit, wollte Kyo nicht drängen, sondern ihm alle Zeit der Welt geben. Er merkte immer mehr, dass es dem Kleineren unendlich schwer fiel, doch er war froh, dass er endlich redete.
"Es war wirklich... schön... Aber... am nächsten Morgen.... war das alles einfach wieder... kaputt", schluchzte er leise auf, hielt sich nun die Hände vor die Augen und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen, konnte es aber nicht verhindern immer wieder zitternd aufzuschluchzen.
Er spürte Kaoru's Arm, der ihn mehr an den starken Körper des anderen drückte und er fühlte sich sicherer, dennoch beruhigte er sich nur schwer, fast überhaupt nicht.
"Als er fragte... was passiert war... brach einfach alles in mir zusammen... Es hat so weh getan... So weh getan zu hören, dass er sich an nichts.... erinnern konnte, was war", fuhr er schluchzend fort, kauerte sich nun langsam in Kaoru's Arm zusammen, bis er sich weinend an ihn drückte, sein Gesicht tief in Kaoru's Oberteil vergrub und nun lauthals aufschluchzte, unaufhörlich weinte.
Er konnte nicht mehr. Alles brach wieder auf ihn ein, alles, was er zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte. All die Freude und auch all der Hass und die Traurigkeit. Wirklich alles.
Der Violetthaarige legte beide Arme sanft um Kyo, drückte ihn fest an sich und ließ ihn einfach weinen. Kyo sollte endlich Ruhe finden und das ging nur, wenn er alles los ließ und sich diese Blöße hier gab, sich die Seele ausweinte.
Sanft strich er über den Rücken des bebenden Körpers in seinen Armen, flüsterte ihm immer wieder beruhigende Worte in sein Ohr und hoffte dass Kyo sich nach und nach wenigstens etwas beruhigte.
Und ganz langsam wurden Kyos Tränen weniger, sein Schluchzen leiser und auch das schreckliche Zittern reduzierte sich.
"Ich... wusste einfach nich... was ich tun sollte. Alles was ich gefühlt habe... war nur noch Hass. Ich dachte... dass wenigstens er mich... mag, aber auch er... hat mich nur ausgenutzt", schniefte Kyo heiser, schmiegte sich weiter an das mit Tränen durchtränkte Oberteil Kaoru's und wischte sich mit seinen Fingern fahrig über seine Augen.
"Ich hatte mich doch so gefreut. Endlich hat es jemanden gegeben... der mich gemocht hat... und dann hat er alles... zerstört..."
Er wischte sich immer wieder über seine Augen, verschmierte so das feuchte Nass auf seinen Wangen, bis Kaoru nach einem Taschentuch griff und es Kyo reichte, damit dieser sein Gesicht trocknen, die Nase putzen konnte.
Und er tat es auch gleich, löste sich dabei etwas von Kaoru und setzte sich wieder ansatzweise richtig hin. Nur kurz blickte er zu Kaoru, putzte sich danach die Nase und schloss seine Augen, suchte nach Worten, um weiter zu reden.
"Vorhin hat er sich entschuldigt... aber ich hab es nicht angenommen... Es tut doch so weh... ich will nicht, dass er... mir zu nahe kommt." Schniefend sah er erneut zu Kaoru, der nun wieder seine Arme um den zierlichen Körper legte und ihn fest an sich drückte.
Einen Moment lang überlegte er, was er jetzt zu Kyo sagen sollte, ohne ihn noch weiter zu verletzen. Und das konnte bei Kyo leicht passieren. Der Ältere bemerkte, dass Kyo ein seelisches Wrack war.
Kaoru wollte das nicht noch verschlimmern. Es sollte langsam wieder mit Kyo aufwärts gehen. Und bei Die musste genau das gleiche passieren. Beide waren seelisch stark angekratzt.
"Ich weiß, dass ich nicht dasselbe durchgemacht habe, wie du, aber ich kann mir vorstellen, wie sehr es weh tut. Wie sehr es schmerzt, den Menschen zu verlieren, den man so sehr gemocht hat", wisperte Kaoru ruhig, strich leicht durch Kyo's zerzaustes Haar, bemerkte das leichte Nicken, welches er von ihm bekam.
"Ich will dir helfen, das es dir wieder gut geht. Aber ihr beiden müsst auch versuchen euch wieder zu vertragen", sprach er weiter und fuhr über Kyo's Rücken, drückte ihn wieder fester an sich, als er erneut zu zittern anfing.
Hoffentlich kam diese Reaktion jetzt nicht dadurch, dass er das mit dem Vertragen gesagt hatte. Sie musste lernen wieder miteinander klar zu kommen, so konnte es einfach nicht weiter gehen. Auch wenn es beiden wohl nicht gerade sehr leicht fallen würde.
"Aber jetzt ruhst du dich erst einmal aus. Ich würde zwar gern noch etwas wissen, aber ich kann es mir auch denken." Er lächelte schwach, erhob sich langsam mit Kyo auf seinen Armen und trug ihn ins Schlafzimmer.
Kyo liebte Die.
Dies war Kaoru jetzt klar geworden. Diese heftige Reaktion konnte nicht nur reine Freundschaft auslösen. Auch wenn der Schwarzhaarige keine Ahnung von der Liebe hatte, Kaoru hatte sie.
Und er war sich sicher, dass Die's Liebe nicht einseitig war, dass sie erwidert wurde.
Allerdings wusste Kaoru nicht, wie er es Kyo klar machen sollte, was er fühlte. Aber im Moment war das auch nicht wichtig. Kyo musste sich jetzt erst einmal etwas ausruhen. Nach diesen offensichtlichen Nervenzusammenbruch war es besser, wenn Kyo erst einmal schlief, sich etwas erholte und nicht mehr daran dachte.
Deshalb legte der Violetthaarige den Sänger in sein Bett und deckte ihn zu. Kyo's Augen waren schon geschlossen, scheinbar war er bereits vor Erschöpfung eingeschlafen.
Um ihn nicht wieder zu wecken, verließ Kaoru leise das Zimmer und setzte sich wieder auf die Couch, steckte sich eine Zigarette an, um auch seine Nerven zu beruhigen, die gerade eben doch sehr gelitten hatten.
Was sollte er jetzt tun...?
