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Please Recall...

Shinji ♥ Natsuki
von

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Such Access

Natsuki erkannte den Raum mit den weißen Wänden und dem weißen Marmorfußboden sofort wieder. Hier hatte sie sich schon einmal befunden, damals hatte sie geträumt...

Das helle Licht schmerzte anfangs ein wenig in ihren Augen, doch sie gewöhnte sich innerhalb weniger Sekunden daran und schaute sich um. Alles war wie vorher...

Sie betrachtete ihre Hände, bewegte ihre Finger, stellte zufrieden fest, dass sie sich in ihrem eigenen Körper befand, sah dann an sich herunter und bemerkte, dass sie immer noch die Kleidung trug, die sie zu Shinji’s Geburtstagsessen angezogen hatte.

Als sie wieder aufblickte, gab sie einen erschrockenen Laut von sich und wich automatisch vor Schreck zurück. Eine junge Frau stand vor ihr und lächelte sie an.

Die Frau war sehr hübsch und trug ein langes, wunderschönes Kleid, das an längst vergangene Zeiten erinnerte. Sie hatte langes, wallendes Haar, das grünlich schimmerte und ebenso grüne, aufmerksame Augen, mit denen sie Natsuki gutmutig ansah.

'Ein Engel...", schoss es Natsuki im ersten Augenblick durch den Kopf. Sie blinzelte, doch das Gefühl blieb.

Und bevor Natsuki weiter darüber nachdenken konnte, streckte die schöne Unbekannte den Arm nach Natsuki aus, mit der Handfläche nach oben und wartete, ihren Blick noch immer nicht von dem verwirrten Mädchen abwendend.

Sich sehr wohl der Aufforderung bewusst, zögerte Natsuki kurz, ergriff dann aber doch die angebotene Hand der Fremden.

Als sich beide Hände berührten, wurden die zwei Gestalten in warmes Licht getaucht und Natsuki schnappte hörbar nach Luft, als sie feststellte, dass sie sich inmitten jenes Szenarios befand, von dem sie letzte Nacht geträumt hatte.

Die junge Frau, eben jene mit den langen, grünen Haaren, die ihr gerade ihre Hand angeboten hatte, lag leblos, mit verworrenem Haar auf dem Boden. Jemand anderes kniete über ihr und drückte ihr etwas in die Hand.

Ein fremder junger Mann, mit schwarzviolettem, kurzem Haar und - Natsuki konnte es kaum glauben - schwarzen Engelsflügeln kniete neben ihr und hatte Mühe, seine Verzweiflung zurückzuhalten. Sie musterte ihn neugierig und aufmerksam, bis seine Stimme sie zwang, sich wieder dem Geschehen zu widmen.

"Mein Ohrring", erklärte er der leblosen Gestalt auf dem Boden. "Gib ihn mir wieder." Mit einem letzten, liebevollen Lächeln wandte er sich ab und -

beide verschwanden.

Geschockt starrte Natsuki auf einen Punkt in der Luft, wo eben noch die Tragödie stattgefunden hatte, während ihre Gedanken sich überschlugen - letzte Nacht, im Traum, war sie in diesem leblosen Körper gefangen gewesen? Was geschah hier nur?

Sie drehte sich verwirrt zu der fremden Frau an, die doch eigentlich gerade gestorben war und in deren Körper sie sich anscheinend jede Nacht befand, wollte ihr so viele Fragen stellen, doch keine Einzige kam über ihre Lippen.

"Bist du... Fynn?", presste sie schließlich hervor, doch die Fremde lächelte nur mit einem traurigen Ausdruck in den Augen.

"Such Access", erwiderte sie eindringlich und ließ Natsuki's Hand los, nachdem sie sie noch einmal kurz drückte.

"Such Access...", hallte es von überall her und kaum dass Natsuki sich versah, war die fremde Schönheit verschwunden und sie stand wieder allein in einem weißen, leeren Raum mit hellem Marmorboden.

Und als sie fest die Augen schloss, wurde es ihr endlich bewusst: Sie träumte. Schon wieder...
 

"Shinji... geh nach Hause", riet Chiaki erschöpft dem Jungen, der schon seit der Ankunft am Krankenbett seiner Tochter saß. Er betrachtete Shinji mitleidig, als dieser trotzig den Kopf schüttelte. Er wirkte müde und rastlos.

"Ich bleibe hier!", weigerte er sich und ohne zu widersprechen seufzte Chiaki, versprach, später noch einmal nach Natsuki's Zustand zu schauen und verließ leise das Zimmer.

Bei den Minazuki's hatte seine Tochter einfach so das Bewusstsein verloren. Nach einigen Minuten ist es ihm - zum Glück war er Arzt! - gelungen, sie aufzuwecken, doch ihr Wachzustand dauerte nicht lange an. Sie hatte plötzlich hohes Fieber bekommen und phantasierte irgendetwas zusammen. Was, konnte jedoch niemand verstehen, da sie nur undeutliches Murmeln von sich gab.

Er machte sich große Sorgen, in letzter Zeit schien es Natsuki nicht besonders gut gegangen zu sein und auch gestern war sie ihm schon ein bisschen zu blass und wackelig auf den Beinen gewesen.

Chiaki lehnte sich gegen die Krankenzimmertür, hinter der seine Tochter lag, und atmete tief durch. Mit ihr musste alles in Ordnung sein, es MUSSTE einfach.

Er ballte seine Hand zur Faust. Auf die Schnelle konnte kein Arzt diagnostizieren, was Natsuki fehlte und - wie immer, wenn etwas unklar war - hatte man ihren Zustand als einen "vorübergehenden Schwächeanfall ausgelöst durch Stresssituationen" bezeichnet. Chiaki konnte nur hoffen, dass, so schwammig das auch ausgedrückt war, nichts Schlimmeres auf sie zukommen würde. Denn normalerweise war es kein besonders gutes Zeichen, wenn scheinbar gesunde Personen einfach das Bewusstsein verloren und dann stundenlang schliefen, als hätten sie dies nächtelang nicht mehr getan...

Und soweit er mitbekommen hatte, saß Natsuki's einzige "Stresssituation" gerade neben ihrem Bett und wartete darauf, dass sie endlich aufwachte...

Chiaki fasste sich wieder, stieß sich von der Tür ab und schlenderte langsam den Flur entlang. Er würde sich ein bisschen um den Papierkram kümmern - das würde ihn ablenken. Auf andere Patienten konnte er sich momentan ohnehin nicht konzentrieren.
 

Shinji stand am Fenster. Draußen war es bereits dunkel, immerhin war die Nacht über sie hereingebrochen und Shinji fühlte sich, als sei er schon seit Tagen in diesem Zimmer und würde diese ihn zerfressenden Ängste durchstehen.

Er lehnte seine Stirn an die kühle Scheibe und genoss die Kälte, die seinen Kopf ein bisschen abkühlte.

Ein kleines Licht erleuchtete das Zimmer, in dem er schon seit Stunden saß und darauf wartete, dass Natsuki endlich wieder aufwachte. Shinji öffnete die Augen und schaute seinen gespiegelten Gegenüber sorgenvoll an.

"Sie muss wieder aufwachen", erklärte er diesem. Der jedoch schaute ihn stumm an und antwortete nicht.

Shinji ballte die Hand zur Faust und sein Gegenüber tat es ihm gleich. Wütend ließ er die Faust gegen die Fensterscheibe prallen, sein Spiegelbild starrte ihn verbissen an.

"Du musst wieder aufwachen, Fynn", sagte Shinji bestimmt, laut in den Raum hinein. "Du musst wieder aufwachen, hörst du. Du kannst mich nicht schon wieder alleine lassen, nicht schon wieder!", wiederholte er, sein Tonfall mit Zorn und Verzweiflung unterlegt, sein Schmerz fast unendlich, seine Angst grenzenlos.

Doch nichts geschah. Kein Engel kam vom Himmel herab, kein Wunder geschah, gar nichts passierte. Nur Stille und das Flackern des schwachen Lichtscheins.

Erschöpft ließ sich Shinji in seinen Stuhl sinken und seufzte.

Er musste sich beruhigen - immerhin hat Chiaki ihnen allen versichert, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Shinji's Gedanken schweiften zu Marron.

Die arme Marron. Nach langer Diskussion hat sie sich endlich von Miyako und Chiaki überreden lassen, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Chiaki und er selbst haben ihr versprochen, sie sofort zu benachrichtigen, sollte sich Natsuki's Zustand in irgendeiner Art und Weise verändern.

Auch sie hatte damals so viel verloren...
 

Er warf einen Blick auf die schlafende Schönheit. Ganz arglos sah sie aus, so harmlos. Shinji schmunzelte. Ganz anders als sonst, wo sie jeden Augenblick bereit war, ihre Rechte in seinem Gesicht zu versenken - zur Not auch noch die Linke hinterher, wenn sie sich wieder mit ihm ein Wortgefecht der Meisterklasse lieferte, ihn als Nervensäge, Parasit oder Idiot bezeichnete - ja, sie hatte ein großes Repertoire an Beleidigungen, die alle ganz allein ihm gewidmet waren. Shinji wusste nicht so recht, ob er sich dadurch geehrt fühlen oder sich eher Sorgen machen sollte. Es konnte doch nicht wirklich sein, dass sie ihn so dermaßen hasste... oder?

Damals, da hatte sie im auch gesagt, dass sie ihn hasste. Aber das war gelogen gewesen und erst im letzten, entscheidenden Moment kam die Wahrheit ans Licht. Viel zu spät, wie Shinji fand... Diese paar Stunden, die sie und er - Access - gemeinsam hatten, das war viel zu wenig gewesen. Für nur ein paar Stunden vollkommen Glück hatte Access sich abgerackert und dann kam das Ende viel zu plötzlich, zu schnell, so unerwartet. Und nun war Shinji schon 20 und versuchte es immer noch, versuchte es immer wieder, doch er stieß auf Granit, biss sich die Zähne aus und lief ständig gegen ihre Widerstandsmauer - und trotzdem...

Wenn er auch nur den Bruchteil des Glücks von damals wieder erleben könnte - würde - dann würde er so lange gegen diese Mauer laufen, bis sie zu bröckeln anfing...
 

Er betrachtete Natsuki noch eine Weile gedankenverloren, strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem schlafenden Gesicht und tastete nach ihrer Hand, die fast leblos auf der Decke lag.

So wehrlos und hilflos, wie sie gerade da lag, konnte Shinji nicht umhin, einen Entschluss zu fassen - ab jetzt würde er noch besser auf sie Acht geben, er würde sie beschützen, koste es, was es wolle... So etwas durfte nicht noch einmal geschehen.

Schon damals hatte er versagt - ja, er hatte das Gefühl, kläglich versagt zu haben, denn er konnte sie nicht retten, konnte nichts für sie tun, als sie sich geopfert hatte... Nicht noch mal sollte ihr etwas passieren, nicht, solange er an ihrer Seite war!

Eine Bewegung, die er aus den Augenwinkeln wahrnahm, holte ihn wieder in die Realität zurück. Er bemerkte, dass er entschlossen einen Punkt auf der weißen Krankenhausbettdecke fixiert hatte, während er nachgedacht hatte...

Blitzschnell wandte er sich zu Natsuki um, die die Augen zusammengekniffen und das Gesicht schmerzvoll verzogen hatte.

"Natsuki!", rief er, aufgeregt und erfreut zugleich. "Du bist aufgewacht!", informierte er sie, ganz von Sinnen und zwang sich, sich wieder zu beruhigen.

"Was...?" Verwirrt blickte Natsuki sich um, Shinji ließ ihr die Zeit.

"Du bist zusammengebrochen...", erklärte er langsam und hatte Mühe, seine Stimme in einem leisen Tonfall zu halten. Am liebsten wäre er ihr um den Hals gefallen und hätte seine Freude laut im ganzen Krankenhaus verkündet, aber - wie gesagt - das hier war eben ein Krankenhaus und es war mitten in der Nacht.

"Wir mussten den Krankenwagen rufen..."

Natsuki erinnerte sich dunkel an das, was passiert war. Shinji und Toki hatten gerade von einer Party gesprochen, als...

"Die Party", entfuhr es ihr plötzlich und sie schaute Shinji erschrocken an, der nicht zu verstehen schien. "Deine Geburtstagsüberraschungsparty, oh nein!", wiederholte sie noch einmal, doch Shinji schüttelte nur still den Kopf.

"Das ist doch egal -", setzte er an, doch Natsuki unterbrach ihn. Sie schien sich Vorwürfe zu machen.

"Du solltest auf deiner Feier sein, stattdessen... Ich hab dir deinen Geburtstag verdorben..." Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, das man ihr genau ansehen konnte.

Doch Shinji schüttelte erneut den Kopf und warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu. "Nein, das hast du nicht", beschien er ihr, doch das Mädchen schien gar nicht zu hören.

"Du solltest gar nicht hier sein", erklärte sie bestimmt und warf ihm dann einen misstrauischen Blick zu. "Warum bist du überhaupt hier?"

Kaum zu glauben, gerade erst noch bewusstlos gewesen und schon wieder voll in Fahrt, dachte sich Shinji am Rande, als er über ihre Frage nachdachte.

Nach einigen Momenten entschied er, ihr die Wahrheit zu sagen.

"Ich kann nicht..." Er hielt inne und bemerkte, dass er immer noch ihre Hand in seiner hielt, schaute dann direkt in Natsuki's Gesicht. "Ich kann nicht woanders sein."

Er sagte es so sachlich, so einfach, als würde er erklären, dass in sechs Monaten Weihnachten sein würde oder dass er zum Frühstück ein Marmeladenbrot hatte, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt - und trotzdem verschlug es Natsuki zu ihrem Unmut beinahe die Sprache. Sie machte den Mund auf, um etwas darauf zu erwidern, klappte ihn jedoch wieder zu und wandte den Blick ab. Was meinte er damit? Einen klaren Gedanken zu fassen fiel ihr plötzlich schwer und sie lehnte ihren Kopf zurück ins Kopfkissen.

"Ich werde Chiaki rufen und Marron Bescheid sagen, dass du aufgewacht bist", erzählte jemand munter von weit, weit weg und eine Welle der Müdigkeit schwappte wieder über Natsuki.

Im Wegdämmern nahm sie noch kurz wahr, wie Shinji mit seinem Daumen über ihren Handrücken strich, doch sie war schon viel zu weit entfernt, um sich dagegen zu wehren... mit einem letzten Augenaufschlag erhaschte sie einen Blick auf sein bedrücktes, leises Lächeln, bevor sie wieder einschlief, um in dem weißen Raum immer wieder dieselbe Szenerie zu erleben.

Sie musste herausfinden, was es mit diesen Träumen auf sich hatte und die fremde Frau schien die Antwort zu kennen...

"Such Access...", nuschelte Natsuki im Wegdämmern, doch Shinji war schon erleichtert aus dem Zimmer geeilt, um ein Telefon und Chiaki zu finden und überglücklich erzählen zu können, dass Natsuki, wenn sie nicht so schnell eingeschlafen wäre, schon kurz davor gewesen war, ihn wieder zu beschimpfen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Monny
2008-07-05T18:10:28+00:00 05.07.2008 20:10
Oh man wie cool^^. Zum glück ist nichts weiter passiert, und zum Glück ist sie wieder wach^^.

gez.Kurosaki-kun^^.

PS: Freu mich schon auf das nächste Kap^^.
Von: abgemeldet
2007-08-23T09:27:14+00:00 23.08.2007 11:27
ui das zehnte kapitel schon
*freu*
wird echt spannend, bin ja mal echt gespannt wie es nun weiter geht

liebe grüße
apollon-klio
Von:  psychopat
2007-07-23T03:25:31+00:00 23.07.2007 05:25
hey, man bin ich froh das das neue kaputitel schon so shcnell gekommen ist. ich finde es eig. super. kann sich natsuksi jetzt an access erinnern? ich hoffe schon. bitte schreib wieder so schnell wie moeglich weiter ja?


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