Seemanslied - Subway to Sally
(Subway to Sally - Seemannslied)
Lang schon fahr ich, auf dem Meeren
Nur Wind und Woge weiß wohin
Über den weißen Sandstrand der franz. Küste lieferten sich Blitze einen erbitterten Schwertkampf, der durch einen gewaltigen, dröhnenden Donnerschlag unterbrochen wurde und sich darauf ein wasserfallartiger Regenschauer aus den schwarzen, schweren Wolken ergoß, um der melancholischen Stimmung, die in diesem Ort vorherrschte, noch mehr Nachdruck zu verleihen.
Doch in dieser voller Krach angeschwollenen Umgebung, sendete doch tatsächlich ein Punkt, ein weißes Haus, etwas höher gelegen, eine absolute, alles zerstörende Stille aus, gerade so, als würde es versuchen, sich von der restlichen Welt abzugrenzen.
Fern von allen meinen Ufern
Fühl ich, dass ich traurig bin
Wieder zuckte ein Blitz und erhellte somit die großen, zum Meer gerichteten Fenster, die starr und leer in die Ferne schauten. Das laute Schreien eines Kindes war zu vernehmen, das aus diesen Mauern drang. Genau dieses entsetzliche Schreien, die Rufe nach der verschollenen Mutter, schienen dieses Wetter ausgelöst zu haben. Sie wird nicht kommen!
Der Wind nahm zu und leckte gierig an der weißen Wand des Hauses, doch die hielten dem Druck reglos stand. Riesige Wellen schoben sich auf das Land zu, verschluckten den Sand und zogen sich mit lautem zischen, noch hungriger zurück. Der Regen platterte auf die wenigen vereinzelten Steine, doch konnten sie die feuchten, unbeholfenen und doch respekteinflößenden Schritte nicht übertönen. Langsam schlurfend näherte sich die Gestalt dem Haus, dann durchfuhr ein lautes, herrisches Klopfen die Räume, was das Kind für einen kurzen Moment verstummen ließ und sich auch das Wetter kurzzeitig beruhigte.
Wind und Woge flüstern leise
von dem Meer und tagelang
von den Strömen und Gezeiten
doch ich sing dagegen an
Zwei häßlich schwarze Krähen setzten sich voller Erwartung und gräßlicher Vorhersehung auf die Spitze des alten, schon löchrigen Daches. Gespannt reckten sie die Köpfte, um das nochmalige Klopfen und das darauffolgende Schauspiel auch genausten mitzubekommen.
die Anspannung stieg bis zum grenzenlosen. Erst langsam, die Spannung noch mehr erhöhend und zum Schluß zum reißen zu bringen, öffnete sich die schwere Eichentür einen Spaltbreit.
„Wer Da?“ Das Gesicht eines alten, ausgemergelten, aber wohlhabenden Mannes, erschien in der Öffnung und man konnte genausten erkennen, dass er die Stirn über den nächtlichen Besuchers runzelte.
Noch konnte er die vor ihm stehende Gestalt nicht erkennen, Doch unter ihrem Gesicht, oder da, wo eins sein sollte, schien sich etwas zu bewegen. eine laute, autoritäre Stimme dröhnte, als sie sich etwas weiter vorbeugte. „Fürchtest du den Tot?“ und sofort wußte Philip de Sade, wer vor ihm stand. Er stolperte zurück, sein Gesicht verzerrte sich vor Abscheu und Angst. Es war also soweit. Zehn Jahre wahren vorbei. Davy Jones stand wieder vor ihm.
Wer gießt Blut durch meine Adern
Wer schickt Vögel übers Meer
Ach ich harre schon so lange
Heimatlos und Sehnsucht schwer
Schleppend betrat die Kreatur das Haus, wobei er sich mit der linken Hand, die zu einer Krebsschere mutiert war, am Türrahmen festhielt. Weiter ging der Franzose zurück. Sein Gesicht spiegelte abscheuliche Angst, doch seine Stimme war sicher und fest. „Ihr habt mich reingelegt! Ihr habt kein Recht hier aufzutauchen!“ Die Ironie seiner Worte waren ihm durchaus bewußt. Die Kreatur gab auch ein spöttisches Lachen von sich. „Ich gab sie euch für 10 Jahre und ihr mir das Wort, dass sie ÜBERLEBT! Sie ist die letzte ihrer Art gewesen!“ Der Kaufmann schluckte, während die langen Tentakeln, die ja eigentlich der leblose Bart sein sollten, aber anscheinend im laufe der Zeit ihr Eigenleben entwickelt hatten, ihm am Hals kitzelten. Wieder war das glucksen des Kindes zu hören.
„Sie lebt noch!“ versuchte sich der Mensch zu verteidigen. „Sie haben sie erst vor 2 Wochen geholt und müßte somit noch leben. Ich hab die 10 Jahre eingehalten!“ Wieder lachte Davy Jones, verstummte und schaute ihn haßerfüllt an. „Bringt ihn!“ schrie er, ohne sich von Phillip abzuwenden.
Wenn die Sterne früh verdämmern
Zieht mich alles nach dem Land
Zwei weitere Wesen kamen zum Vorschein und grunzten ein wenig auf. Ihre Körper waren übersäht mit schleimigen Meerestieren, die die ewige Langeweile der See nicht mehr ausgehalten haben. Davy Jones trat beiseite und gab den Blick auf die beiden Sklaven und auf das, was sie in den dreckigen, klitschigen Händen hielten, frei. Cormac, schoß es den einzigen wirklich lebenden Menschen durch den Kopf. Cormac, der riesige Seeadler, tot, in den Armen der beiden Fischköpfen. Zorn durchlief seinen Geist. Hätte dieses Miststück nicht noch ein paar Tage länger leben können? Hätte seine Frau den Rufen des Meeres nicht noch etwas länger standhalten können? So war seine Seele verloren. Für immer.
Meine müden Augen bleiben
steht’s dem Hafen zugewannt
„Die Sirene ist vor 2 Tagen gestorben und mit ihr, der Wächter. Somit gehört eure Seele mir!“ Nun richtete sich das Angst verzerrte Gesicht des Mannes wieder zu dem Fischmenschen. „Nein!“ schrie er. „IHR habt mich betrogen“ Wieder lachte Jones lauf auf. „Betrogen? Der Deal hieß: 10 Jahre, bis ich sie wieder holen kann, gehört sie euch. Stirbt sie vor der Zeit, gehört eure Seele mir, für immer!“ Eine unangenehme, lauernde Stille breitete sich aus. „Ihr habt mir eine Frau versprochen, die nicht lieben kann, doch...!“ Mit zittrigen Armen, zeigte er auf das kleine Bettchen, in dem das Kind liegt. „doch sie liebt DAS da!“ er warf es raus, als wäre es ein gräßlicher Geschmack, so abstoßend, dass er es nicht länger im Mund haben wollte. Die Tentakeln wirbelten etwas aufgeregter herum und auch die Stimme des dazugehörigen Mannes schien vor Zorn zu beben. „Beleidigt nicht die Kinder des Meeres! Kommt freiwillig mit oder...!“ Der Franzose hob die Augenbraue. „Oder?“
„Oder gebt mir eure Tochter mit!“ Nun schauten auch seine blauen Augen zu dem Mädchen, deren rote Haare aufleuchteten.
Wenn die Segel nicht mehr glänzen
Wenn die Winde nicht mehr wehn
Wird ich um zu dir zu kommen
über Ozeane gehn
Wie einfach es doch gewesen war. ER, Phillip de Sade, hatte nicht mal betteln müssen, um ihm das Kind andrehen zu können. Es störte ihn auch nicht, dass es anfing zu schreien, als er es in die Meeres nassen Arme des Monsters drückte und somit der Sturm vor der Hütte wieder zu toben begann. „Dann seid ihr wieder frei!“ sagte Davy Jones, wobei er verächtlich auf das Kind schaute und dann zu dessen Vater. „Ich hoffe, dass euch bewußt ist, dass ihr euer eigen Fleisch und Blut zum Tode verurteilt habt!“ Der Franzose zuckte eher gleichgültig mit den Schultern. „Das bin ich mir schmerzlich!“ wobei er es mit viel Ironie bestückte, „...bewußt!“
Wer gießt Blut durch meine Adern
Wer schickt Vögel übers Meer
Ach ich harre schon so lange
Heimatlos und Sehnsucht schwer
Mit dem kreischenden Kind im Arm, verließen die drei Kreaturen das kleine, weiße Haus, um mit großen Schritten wieder zum Meer zu gelangen. Der Tag war so gut wie vorbei und was das für Davy Jones heißt, ist allgemein bekannt.
Kurz, bevor er das Meer erreichte, drückte der Captain der Flying Dutchman das Balg entnervt einem seiner Schergen in die Arme. „Tötet es!“ sagte er mürrisch. Dann schlürfte er weiter. Ein Donnerschlag erfüllte die Umgebung. Wie ein Wiederhall eines nervigen Echos, erhellte das dröhnende Gekreische des Kindes die Luft. Wieder schlängelte sich ein Blitz zur Erde. Davy Jones blieb stehen und ein wissendes Blobb erklang von ihm. Am Meer stand eine ihm wohlbekannte Person und er wußte, dass er jetzt schon verloren hatte. gegen das Meer konnte er nicht gewinnen. Sofort hob er den Arm, damit seine Männer innehielten und das Kind doch noch am Leben ließen. „Tötet es? Warum so Herzlos?“ Davy Jones murrte über die Begrüßung von Poseidon.
Ich komm zu dir
Mein Atem meine Hände heiß
Aus meinen Augen taut das Eis
Es donnerte wieder ein lautes, dröhnendes Geräusch in die Stille. Poseidon schritt elegant und hochnäsig auf die beiden Scherzen zu und zog ihnen fordernd das Mädchen aus den Armen. „Sie ist die Letzte!“ sagte er mit autoritärer Stimme. „Gut, in ihrem Blut fließt auch das eines Menschen und sie wird auch ein Herz haben, aber ihr Schicksal ist das mit dem euren Verbunden!“ Liebevoll lächelte er das Bündel an und übergab es wieder Davy Jones.
Ich komm zu dir
Mein Atem meine Hände heiß
Aus meinen Augen taut das Eis
Abwertend hielt er das Kind von sich. Er sollte ein Kind aufziehen? Ein Geschöpf ohne Herz? Das Kind selbst schien sich nun in seinen Armen beruhigen, sogar sich wohl zu fühlen. Noch einmal zuckte ein Blitz, dann ruhte das Wetter in einer gräßlichen, süßen Ruhe, wie das Mädchen selbst. „Ein Teufel wird ich!“ murrte der Captain, doch Poseidon hob selbstsicher den Finger. „Seht es als Bestrafung, gegen den Ungehorsam und den Verrat gegenüber Calypso!“ Der Blick vom dem Meermenschen war vielsagend mit einem höhnischen Grinsen, während sich Jones Gesichtsausdruck Schmerzhaft verzog. Die Erinnerung war so grausam, auch wenn es schon lange her war. Noch mal murrte er. Das Mädchen war eingeschlafen und gluckste ein wenig. „Also gut!“ seufzte er laut.
Wer gießt Blut durch meine Adern
Wer schickt Vögel übers Meer
Ach ich haare schon so lange
Voll Verlangen, voll Verlangen
schon so lange
Heimatlos und Sehnsucht schwer
Ein helles, ehrliches Lachen erklang aus der Kehle von Poseidon. Irgendwie tat das Mädchen ihm Lied, denn ihr Schicksal war mehr als grausam. „Ihr Name soll Hadria – Meer - und Amare – lieben - lauten. Sie wird viel mächtiger als die anderen sein.“ Genervt verleierte Jones seine Augen.
„Kann ich jetzt?“ Poseidon nickte, musterte kurz gelangweilt seine Finger und schreckte dann auf. „STOP!“ Er hatte doch tatsächlich etwas vergessen. Brüderlich ging er zu Jones und zeigte auf das weite Meer. ”Darf ich vorstellen? Der Wächter der Kleinen!“ Aus den riesigen Fluten, die umbarmherzig nach dem Land schlugen, entstieg plötzlich ein noch größerer, aber junger Seeadler, edel und elegant dem Meer. Mit breiten Schwingen schoß er in die Luft und umkreiste die Gruppe weit empor mit einem lauten Schrei. Poseidon räusperte sich.
„Das ist Nador!“
Du gießt Blut durch meine Adern
Du schickst Vögel übers Meer
Baust mir Brücken zu den Ufern
Schickst die Vögel übers Meer
Für des Seemanns Wiederkehr.