( I ) Still need you
(c) by Yui / IzzysMatt (2001-06)
Matt richtete sich auf und sah sich um. Er nahm seine Sonnenbrille ab und ließ seinen Blick prüfend über die Menschen in seiner Nähe schweifen.
"Ist was passiert?" Matt sah auf und genau in Izzys Gesicht. Er war wohl gerade wieder aus dem Wasser zurückgekehrt.
"Hast du eben nicht auch was gehört?" Der rothaarige Junge schüttelte den Kopf.
"Nein. Was denn?"
"Ach, nicht so wichtig." Matt setzte seine Sonnenbrille wieder auf und wollte sich wieder hinlegen. Wahrscheinlich hatte er sich das Ganze nur eingebildet. Aber merkwürdig war es schon.
"Komm doch mit ins Wasser! Du trocknest hier ja noch völlig aus!" Izzy schüttelte seine Haare aus, das die Wassertropfen umherflogen. Matt streckte sich aus.
"Ich hab keine Lust!"
"Sei nicht so eine Flasche!" Matt horchte auf. Das war ja was ganz neues, dass Izzy so aufmüpfig war. Aber er sah schon verdammt gut aus in seiner Badeshorts. Die Wassertropfen auf seinem Körper glänzten in der Sonne und machten ihn unglaublich sexy.
"Also gut..." Matt erhob sich langsam. Vielleicht war es ganz gut etwas zu schwimmen. Das würde ihm diese merkwürdigen Worte aus dem Kopf vertreiben. Wahrscheinlich hatte er schon einen Sonnenstich. Aber er wurde nun mal nicht so schnell braun, wie der fußballverrückte Computerfreak. Außerdem lag er gerne in der Sonne.
"Gut dann..." Izzy machte ein paar Schritte, als Matt an ihm vorbeistürmte und nach wenigen Meter mit einem Köpfer im Becken verschwand. Verwirrt schaute er seinem Freund hinterher. Das war ihm alles zu schnell gegangen. Und er tauchte gar nicht wieder auf. Etwas unsicher stand der rothaarige Junge am Becken und wartete.
"Matt?" Izzy beugte sich über den Beckenrand und versuchte etwas im Wasser zu erkennen, doch die Sonne spiegelte zu sehr. Da griff plötzlich eine Hand aus dem Wasser nach ihm und zog ihn ins Becken. Es war alles so plötzlich passiert, dass Izzy gar nicht hatte reagieren können. Prustend tauchte er wieder an der Wasseroberfläche auf.
"Matt!!!... Was soll das?" Izzy sah sich keuchend um. Doch sein Freund war nirgends zu sehen. Da spürte er erneut eine Hand, die sich dieses Mal um sein Fußgelenk legte. Ihm blieb gerade noch genug Zeit etwas Luft zu holen, dann war er auch schon wieder unter der Wasseroberfläche verschwunden. Instinktiv schloss Izzy die Augen. Da spürte er wie ihn etwas berührte und sofort öffnete er seine Lider wieder. Matt tauchte genau vor ihm. Doch bevor er etwas machen konnte hatte der blonde Junge ihn sich geschnappt und geküsst. Er war ein drittes Mal der Schneller gewesen. Izzy spürte, wie sein Körper zu kribbeln begann, als er Matts Hand auf seiner Brust und seine Lippen spürte. Doch dann war es leider viel zu schnell vorbei. Izzy bemerkte, wie ihm die Luft ausging. Hastig löste er sich von Matt und schwamm nach oben. Etwas erschöpft erreichte er die Oberfläche, an der er sich Luft schnappend hielt. Es war ein verrücktes Gefühl gewesen. Langsam ließ er seinen Blick über das Wasser gleiten. Die Sonne blendete. Doch er hatte recht behalten. Matt graulte einige Meter weiter genüsslich seine Bahn, als wäre nichts gewesen. Izzy verkniff sich ein Lächeln. Er wusste, dass sie sich in der Öffentlichkeit nichts anmerken lassen durften, was für ihn meist sehr schwierig war. Doch Matt schaffte es auch jedes Mal wieder ihn in Wallung zu bringen. Trotzdem blieb der blonde Star stets cool. Zumindest schien es so. Und doch überraschte er ihn ständig. Wie gerade eben. Am Liebsten hätte Izzy ihm jetzt und hier gezeigt, wie sehr er ihn mochte. Aber das war leider unmöglich.
Als Matt aus dem Wasser kam, lag Izzy bereits in der Sonne und sah ihm entgegen. Es war das erste Mal, dass der Junge ihn mit nassen Haaren sah. Leicht genervt strich Matt sie immer wieder aus dem Gesicht, bevor er sich ein Handtuch schnappte. Er bemerkte gar nicht, dass Izzy ihn verträumt beobachtete, als er sich abzutrocknen begann. Sein schmaler, jedoch attraktiver Körper schien völlig entspannt. Trotzdem sah man leicht Muskeln hervortreten. Man traute es dem großgewachsenen Jungen nicht unbedingt zu, aber er war verdammt gut gebaut und besaß Muskelkraft.
Als Matt sich schließlich setzte und Izzys sich ein Stück aufrichtete, da sah der Blonde ihn endlich an. Und als Izzy daraufhin seine Hand auf seiner Brust platzierte, da wurde ihm nicht nur wegen der starken Sonne heiß. Warum reagierte er nur so sensibel, wenn Izzy ihn nur ansatzweise berührte? Matt spürte, wie er rot wurde, doch er konnte seinen Blick nicht abwenden. Eigentlich wusste er, dass sie sich nicht so in der Öffentlichkeit zeigen sollten, doch als der rothaarige Junge mit seiner Hand die Haare aus seinem Gesicht entfernte und dabei seine Wangen leicht streifte, da war Matt kurz davor sich gehen zu lassen. Denn auch wenn er sich stets cool und gelassen gab, so hätte er in Izzys Gegenwart ständig verrückt werden können. Seinem Gegenüber ging es, zumindest im Moment, nicht anders. Matts Haut zu fühlen war schon genug, um ihn ein wohliges Kribbeln den Rücken hinunterlaufen zu lassen. Schon allein die Vorstellung, dass er ihn ebenfalls berühren würde, versetzte Izzy in Wallung. Sie sahen sich einfach viel zu selten. Zumindest allein. Ständig war jemand in der Nähe, der nicht wissen durfte, wie sie zueinander standen. Nicht, dass es irgendjemand wusste. Aber selbst wenn sie es gewusst hätten, Izzy war fest der Meinung, dass Matt es nie vor ihnen gezeigt hätte. Nicht, dass er sich für ihn schämen würde... das hoffte Izzy zumindest, aber es war einfach nicht die Art des beliebten Sängers.
Matt hob seinen Arm. Er hatte die Welt um sich herum vergessen, als plötzlich ein schrilles Piepen erklang. Gleichzeitig fuhren die beiden Jungen auf und griffen in ihre Taschen. Die Spannung in der Luft war augenblicklich verschwunden, denn jeder von ihnen wusste, was dieses Signal zu bedeuten hatte. Kaum hatten sie ihre Digivices in der Hand, als sie sich zunickten und begannen zusammenzuräumen. Es brauchte keiner Worte. Sie mussten sich beeilen.
"Was ist passiert? Sind die anderen schon in der Digiwelt?" Tai sah auf, als Matt und Izzy in den Computerraum stürmten. Er nickte mit dem Kopf.
"Der Digimonkaiser hat erneut zugeschlagen. Wieder eine neue Teufelsspirale."
"Das darf doch nicht wahr sein!" Matt schlug mit der Faust gegen den Schrank, dass Yolei vor dem Computer zusammenzuckte. "Verdammt! Agumon hat ihm wohl nicht gereicht, was?" Matt war sichtlich wütend. Doch jeder verstand seine Reaktion. Es hatte unglaublich viel Mühe gekostet, Tais Digimon aus der Macht des Digimonkaisers zu befreien und der Kerl hörte immer noch nicht auf die Digimon und deren Welt zu triezen.
"Lasst uns gehen!" Yolei hatte der Unterhaltung aufmerksam zugehört. Doch jetzt war sie aufgesprungen. Schniefend zog sie ihr D3-Digivice hervor.
"Aber Yolei, was ist denn mit dir los? Du siehst ja heute gar nicht gut aus!" Izzy trat neben das junge Mädchen welches sich schon wieder die Nase putzte.
"Heuschnupfen!", brachte sie zwischen zwei Niesern hervor.
"So können wir sie doch nicht mitnehmen. Was, wenn ihr was passiert? Sie ist geschwächt." Tai sah Matt fragend an. Dieser nickte ihm zu. Er fand das auch.
"Aber ich will mit! So schlimm ist es gar nicht!" Yolei stampfte mit dem Fuß auf. Nie im Leben wollte sie dieses Abenteuer verpassen.
"Nichts da! Du bleibst hier!" Die drei älteren Digiritter sahen verblüfft zur Tür in der Sora mit in die Hüfte gestemmten Armen stand und Yolei ernst ansah. Keiner sagte ein Wort. Nicht einmal das große Mädchen wagte zu wiedersprechen.
"Das ist viel zu gefährlich! Du würdest nicht nur dich, sondern auch die Anderen gefährden!" Sora trat auf Yolei zu ohne ihre Freunde zu beachten. Ihr ernstes Gesicht wurde sanft, als sie Yoleis verwirrten und gleichzeitig enttäuschten Gesichtsaudruck sah. Sie legte dem inzwischen wieder sitzenden Mädchen die Hand auf die Schulter und nickte ihr zu.
"Du wirst hier gebraucht! Nur du kannst fast genauso gut wie Izzy mit einem Computer umgehen!" Yolei atmete resignierend aus und versuchte ein Lächeln.
"Also gut, ich bleibe."
"Und ich werde auf sie aufpassen!" Sora hatte sich umgewandt und strahlte die drei immer noch etwas verblüfften Jungs an. Das hatte das Mädchen aber schnell geregelt.
"Na, dann mal los!" Tai hatte sich als erster wieder gefangen. Er holte sein Digivice hervor und trat mit Matt und Izzy vor den Computer.
"TK!" Matt stürmte gefolgt von seinen zwei Freunden auf die Jüngeren zu und blieb schließlich überrascht neben seinem kleinen Bruder stehen.
"Aber was..." Tai, wusste nicht, wie er das, was er da sah beschreiben sollte. Da standen einige Meter von ihnen entfernt doch tatsächlich zwei Frigimon und hielten mit ihren großen wuchtigen Armen den gegen sie klein wirkenden Digimonkaiser in Schach. Sie hatten ihn an den Armen gepackt und machten nicht die geringste Anstalt ihn loszulassen.
"Wie habt ihr denn das geschafft?" Matt hatte endlich seine Sprache wiedergefunden.
"Später! Wir haben keine Zeit für Erklärungen!" TK deutete in den Himmel hinauf. "Wir haben zwar ihn, aber sein Digimon greift immer weiter an! Wir hatten noch keine Zeit uns um ihn zu kümmern! Das Digimon ist viel zu stark! Es hat eine Teufelspirale!"
"Sie halten das nicht mehr lange durch!" Kari war neben ihren Bruder getreten und sah abwechselnd auf ihn und dann wieder in den Himmel zu den kämpfenden Digimon. Nefertimon und Hawkmon sahen schon ebenso erschöpft aus, wie Pegasmon. "Was sollen wir tun? Es ist auf dem Ultralevel!"
"Na, dann machen wir doch einfach eine Ultradigitation!" Entschlossen hielt Matt sein Digivice hoch und sah seinen Digimonpartner an. "Bist du bereit, Garurumon?" Dieser zögerte keinen Augenblick.
"Aber immer doch! ... Garurumon Ultradigitation zu..."
"Nein, Matt! Warte!" Izzys Einwand kam zu spät. Das Digimon prallte ab, digitierte zurück und sank entkräftet ins Gras.
"Gabumon!" Das Ganze war innerhalb weniger Sekunden passiert. Keiner hatte reagieren können.
"Was hat das zu bedeuten?" Tai sah Izzy fragend an. Anscheinend hatte der rothaarige Junge es schon vorher gewusst, sonst hätte er Matt nicht aufgehalten.
Izzy hatte sich, wie Matt neben Gabumon gekniet und sah das Digimon prüfend an. Als er sich vergewisserte hatte, das ihm nichts fehlte, nickte er Matt nur kurz zu und wandte sich dann an Tai.
"Wir können keine Ultradigitation mehr machen!"
"Was?" Tai sah entsetzt auf Matt, der immer noch Gabumon im Arm hielt und seinen Blick ebenso erschrocken erwiderte.
"Ich habe es schon lange vermutet, aber gerade hat es sich bestätigt. Als Kabuterimon damals versuchte zu Megakabuterimon zu digitieren wurde es zwar von Emitmon unterbrochen, doch es hätte auch so nicht funktioniert. Ich habe mich damals einige Tage später in die Überwachungskameras der Fabrik eingeklinkt, welche die Kämpfe aufgezeichnet haben. Dort ist es mir aufgefallen. Ich weiß allerdings nicht, woran es liegt!"
"Warum hast du uns das nicht erzählt?!" Tai fuhr Izzy regelrecht an. Er ließ seine aufsteigende Wut an dem kleineren Jungen aus, obwohl er doch eigentlich gar nicht sauer auf ihn war. Er vermutete nur, dass dieser verfluchte Digimonkaiser etwas damit zu tun haben musste und das machte ihn unglaublich wütend.
"Ich hatte doch keine Beweise!" Izzy war ebenfalls lauter geworden, doch bei Tais bösen Blick in Richtung Himmel wurde er wieder still.
"Es hilft uns auch nicht, wenn wir deswegen streiten!" Kari hatte die ganze Zeit entsetzt zugehört, doch nun war es ihr zu viel. Sie musste einfach etwas sagen. Und es half. Ihr Bruder kehrte wieder auf den Boden zurück.
"Tut mir leid!"
"Schon in Ordnung." Izzy war nicht weniger wütend, nur das er es nicht so zeigte.
"Aber was machen wir dann?" Matt hatte sein Digimon unter einen Baum in Sicherheit gebracht. Es schlief jetzt und schien Ruhe zu brauchen. Dann würde es ihm bestimmt bald wieder besser gehen. Der Schlag war nur einfach sehr heftig gewesen.
Matt trat wieder zu den Anderen.
"Dann müssen wir sie eben so unterstützen!" Tai ballte die Fäuste und wandte sich an sein Digimon. "Greymon, du..."
"RUNTER!" TKs Warnung kam im letzten Moment, doch reflexartig reagierten alle vier Digiritter zur gleichen Zeit und warfen sich auf den Boden. Zu ihrem Glück, denn so bekamen sie nur den scharfen Wind des vorbeizischenden Digimon ab.
"Goldsturm!" Digmon griff an. Wenn das Digimon sich so nah über dem Boden bewegte, dann war das seine Chance. Doch es war zu schnell. Geschickt wich es den fliegenden Geschossen aus.
"Pegasmon! Setz deinen Sternenregen ein!" TK war, kaum dass das Digimon vorbeigeschossen war, aufgesprungen und gab seinem Partner Anweisungen. Er kochte innerlich. Dieser verdammte Digimonkaiser! Seinetwegen mussten alle leiden!
Doch auch, wenn Pegasmons Attacke traf, so richtete sie nicht das geringste aus. TK, war verzweifelt, würde aber nicht aufgeben.
"Komm her!" Er winkte seinem Digimon zu. Vielleicht konnte er mehr ausrichten, wenn er bei ihm war. Doch die wilden Gesten des Jungen, mit dem er sein Digimon auf sich aufmerksam machen wollte, zeigten nicht nur bei Pegasmon Wirkung. Auch das Digimon des Kaisers hatte TK bemerkt. Ganz im Gegensatz zu dem Jungen. Wild entschlossen einen seiner Angreifer aus dem Weg zu räumen kam es im Sturzflug auf TK zugeflogen. Der aufgewühlte Junge bemerkte es zu spät...
"TAKERU!" Matts entsetzte Stimme hallte über die Lichtung. Doch er hatte zu spät reagiert. Das Digimon rammte den Jüngeren ohne Rücksicht und mit voller Wucht. TK wurde zurückgeschleudert und flog durch die Luft. Nur der nächste Baum hielt ihn auf. Einen Augenblick später war Lightdramon zur Stelle und feuerte auf das angreifende Digimon, welches sich wieder in den Himmel erhob.
"TK! TK, sag doch was!" Matt saß neben seinem Bruder und hielt seinen Kopf. Den Tränen nahe, redete er auf ihn ein. Doch den Jüngeren hatte es schlimm erwischt. Seine Kleidung war regelrecht zerfetzt worden und sein Atem ging schwer. Der Schlag hatte ihm wohl die Luft genommen.
"Matt..." Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bis der Kleinere die Augen aufschlug und seinen Bruder ansah. Doch kaum hatte er sich gerührt, als er auch schon wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenzuckte. "Mein...Arm..."
"Du musst ruhig liegen bleiben." Izzy hatte sich zu den Beiden gesellt, während Tai über Karis Digiterminal versuchte eine Nachricht an Yolei und Sora zu schicken. Sie brauchten Joe! Nur er konnte ihnen sagen, was zu tun war!
Matt schloss die Augen, um seinen Tränen keine Chance zu geben, als er das höhnische Lachen vernahm.
"HA! Und ihr wollt Kämpfer sein! Ihr könnte ja nicht mal auf euch selbst aufpassen!" Sofort riss Matt seine Augen wieder auf und legte TK sanft in Izzys Arme. Dieser sah ihn erst verwundert an, doch dann bemerkte er seinen eiskalten Blick und ihm schauderte. So hatte er Matt noch nie gesehen. Es war fast so, als währe jegliches Gefühl in ihm erkaltet.
"Warum gebt ihr nicht auf? Gegen mich habt ihr sowieso keine Chance!" Matt hatte sich erhoben und schritt mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten auf den blauhaarigen Jungen zu, der nicht aufhörte zu sprechen und den auf sich zukommenden Blonden nur höhnisch ansah.
"Eure Gefühlsduselei wird euch noch zum Verhängnis werden! Warum kümmert ihr euch um ihn? Er ist nicht mehr zu gebrauchen!" Das war zu viel! Matts Kopf fuhr hoch und einen Augenblick später hatte er den überheblichen Jungen am Kragen gepackt und sah ihm direkt in die Augen. Für einen Augenblick zuckte der Digimonkaiser bei diese Anblick zusammen. Doch Matts Augen ließen dem Jungen keine Chance zu entkommen. Kalt und unnachgiebig starrten sie ihn an.
"Matt!" Izzys verzweifelte und beruhigende Stimme drang an sein Ohr. Doch er wollte sie nicht hören. Dieses Mal nicht! Das Ganze war einfach zu viel! Was er TK angetan hatte würde er ihm nie verzeihen! Sie hatten damals so lange gekämpft und immer hatte er TK beschützen können! Dieses Mal war es ihm nicht gelungen und das schmerzte ihn! Auch wenn sein Bruder mittlerweile auf eigenen Beinen stand, so war er ihm dies hier einfach schuldig! Niemand konnte ihn jetzt noch aufhalten!
"Glaubst du, ich hätte Angst vor dir?" Der Kaiser hatte sein Selbstbewusstsein wiedergewonnen und grinste Matt überlegen an. "Los, schlag mich! Das zeigt nur, wie einfälltig du bist!"
"Ach ja?" Matts Mund verzog sich zu einem Lächeln, doch seine Augen blieben kalt. Er zog das Gesicht des blauhaarigen Junge näher an sich heran, so das sein Mund fast das Ohr seines Gegenüber berührte.
"Aber wenn ich dich totprügle, dann hat der einfälltige Kerl doch trotzdem gewonnen, oder nicht?" Der Angesprochene riss seine Augen entsetzt auf. Das hatte er wohl nicht erwartet. Und auch wenn Matt seine Augen nicht sehen konnte, so wusste er doch, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er zögerte keinen Augenblick mehr. Kräftig und mit voller Wucht schlug er zu. Der blauhaarige Junge taumelte zurück und fiel einen Moment später rücklings auf den Boden. Blut rann aus seinem Mundwinkel und seine Lippen begannen gleich darauf anzuschwellen. Matt hatte ihn voll erwischt. Wütend funkelten sich die beiden Kontrahenten an. Diese Demütigung würde der Digimonkaiser nicht so schnell verzeihen. Doch Matt war es anscheinend noch nicht genug. Langsam schritt er auf den am Boden liegenden Kaiser zu.
"Hör auf!" Tai war zwischen die Beiden getreten und sah Matt bittend an. "Das hat doch keinen Sinn! Damit hilfst du TK nicht!"
"Geh mir aus dem Weg!" Matt war in Fahrt und wild entschlossen sich nicht aufhalten zu lassen! Er musste diesem eingebildeten Fatzke endlich seine Überheblichkeit austreiben! Wie lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet!
"Ich sage es nur noch einmal: Halt dich da raus!" Matt packte Tai an der Schulter, doch der braunhaarige Junge wich nicht von der Stelle.
"Willst du ihn umbringen? Willst du dich auf die gleich Stufe stellen, wie er?" Tai sah Matt fest in die Augen, doch dieser wich seinem Blick aus. Er wollte das alles nicht hören! Warum konnte er nicht einfach seinem Instinkt folgen und diesen Kerl fertig machen?
"Geh weg!" Matt wollte Tai beiseite schieben, doch dieser war gewitzter. Geschickt hebelte er seinen blonden Freund aus und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Dieser sank vor Schmerzen auf die Knie.
"Willst du dich auf seine Seite stellen?" Matt verstand nicht, warum ausgerechnet Tai ihn aufhielt. Hatte er vergessen, was der Digimonkaiser Agumon angetan hatte? Zappelnd versuchte er sich aus den Fängen seines Freundes zu befreien.
"Warum tust du das?" Izzy stand so plötzlich vor ihm, dass Matt erst einmal nicht wusste, was er antworten sollte. Sein trauriger Blick ließ ihn für einen kurzen Moment seinen Hass vergessen. "Warum lässt du den Hass über deinen Verstand siegen?" Das saß! Izzy hatte es ausgesprochen. Die Worte, die Matt nicht hatte hören wollen, weil sie trafen. Unsicher sah er Izzy an. Wieder einmal wusste er nicht mehr, was er nun tun sollte. War es denn wirklich so falsch diesem Drang zu folgen?
Izzy musste sich beherrschen. Am liebsten hätte er den blonden Junge, der ihm nun fast schon wieder leid tat, in seine Arme geschlossen und einfach nur gehalten. Er sah so verwirrt drein. Aber warum ließ er sich auch immer so gehen? Izzy hatte für einen Augenblick wirklich geglaubt, dass Matt den Jungen so lange verprügeln würde, bis er... Schnell verdrängte er diesen Gedanken. Aber sein Blick war so gefühllos gewesen. Nie hatte er so etwas je zuvor gesehen. Izzy begann daran zu zweifeln, ob er Matt eigentlich wirklich kannte! Nein, das durfte er nicht! Wenn er jetzt an ihm zweifelte, dann verlor er alles, was ihm lieb und teuer war und das durfte er nicht zulassen! Außerdem, wer kannte schon einen anderen Menschen ganz genau? Er musste einfach lernen mit Matts Wut umzugehen. So, wie es der große blonde Junge selbst lernen musste.
"Du kannst ihn wieder loslassen." Izzy sprach noch immer ganz ruhig. Man sah ihm seine durcheinanderwirbelnden Gedanken nicht an.
Tai blickte den kleineren Jungen erst verwirrt an, doch als er seinen entschlossenen Gesichtausdruck sah, ließ er Matts Arm frei. Langsam erhob Matt sich und sah Izzy kurz an. Sein ausdrucksloser Blick ließ Izzy zusammenzucken. So hatte er ihn noch nie angesehen. Es schien fast so, als wüsste er nicht recht, was er von Izzys Einmischung halten sollte und ob er nun eigentlich richtig handelte, in dem er nachgab.
Keiner sagte ein Wort. Dann trat Matt aus dem Kreis seiner Freunde heraus und schritt tonlos auf seinen Bruder zu, der immer noch unter dem Baum lag. Joe saß bei ihm. Er war aufgetaucht, ohne, dass sie es bemerkt hatten. Seine Geistesgegenwart hatte ihn direkt zu TK geführt und die Anderen einfach machen lassen. Joe kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie das alleine regeln würden. Alles schien geregelt. Zumindest von der menschlichen Seite aus. Denn die Digimon kämpften noch immer, als ein schriller Pfiff erklang. Automatisch wandte sich alle in die Richtung, aus der er gekommen war. Da erst wurde ihnen klar, dass sie den Digimonkaiser ganz vergessen hatten. Seit Matt ihn geschlagen hatte, war er wieder frei und nutzte nun seine Chance. Kaum war der Pfiff verhallt, als das drachenähnliche Digimon des Kaisers auf den Boden zusauste. Geschickt sprang der Junge auf und erhob sich mit seinem Digimon in den Himmel. Alles geschah in wenigen Sekunden. So blieb den Digimon der Digiritter keine Möglichkeit zu reagieren.
"Dein Hass wird dir noch zum Verhängnis werden!" War das letzte, was man von dem blauhaarigen Jungen, genannt Digimonkaiser, hörte. Danach hallte nur noch das widerliche Lachen aus seiner Kehle durch die Luft. Doch Matt reagierte gar nicht. Auch wenn er selbst genauso, wie jeder andere wusste, wen der Digimonkaiser mit diesen Worten gemeint hatte. Wütend ballte der Junge seine Faust. Das Ganze war noch nicht gegessen!
"Ein Hoch auf seine Genesung!" Matt setzt die Dose erneut an die Lippen und trank sie in einem Zug aus. Zur gleichen Zeit lehnte er sich an die Hauswand hinter sich und strahlte Izzy an. "Schön, dass er wieder gesund ist, nicht wahr?!" Matt zerdrückte die Dose und zielte auf den nächsten Abfalleimer.
"Ja, seine Wunden sind dank Joe und seinem schon fast fachmännischen Wissen, schnell verheilt." Skeptisch beobachtete der rothaarige Junge, Matts Machenschaften. Sein Freund hatte auf der Genesungsparty schon einiges getrunken und schien nicht damit aufhören zu wollen. Das gefiel Izzy gar nicht. Schon allein, weil er selbst sich auch nicht sonderlich wohlfühlte. Das letzte Glas Sekt war wohl zu viel gewesen.
"Daneben!" Matts Stimme klang so kindlich und leicht. Er machte sich nicht die Mühe, die leere Dose aufzuheben, um es erneut zu versuchen. Stattdessen steuerte er auf den nächsten Getränkeautomaten zu. Mussten diese Dinge immer überall herumstehen?!
Izzy stellte sich Matt in den Weg.
"Glaubst du nicht, dass du für heute genug getrunken hast?" Matt stützte sich mit einem Arm an der Wand ab, an der er entlang gegangen war und beugte sich zu seinem Freund hinunter.
"Wieso für heute?" Er grinste Izzy an. "HEUTE habe ich noch gar nichts getrunken! Es ist 0.03 Uhr und somit Morgen!" Izzy war auf diese Antwort nicht gefasst gewesen. Matt hatte ihn überrumpelt. Doch so schnell würde er nicht aufgeben.
"Ich finde trotzdem das es reicht!" Izzy schob Matt ein Stück zurück. Dieser war darüber so überrascht, dass er sein Gleichgewicht, welches sowieso schon angeschlagen war, kurzerhand verlor und begann nach hinten zu kippen. Entsetzt griff der rothaarige Junge nach Matts Hemd und zog ihn wieder nach vorne. Ein Fehler! Denn nun war das Gleichgewicht entgültig dahin und Matt stürzte auf Izzy, der ihn nicht halten konnte. Einen Augenblick später lagen beide auf dem Boden.
Izzy stöhnte auf. In seinem Kopf drehte sich alles. Es war eindeutig zu viel Alkohol gewesen! Langsam setzte er sich auf und hob dabei unter größter Anstrengung Matts Oberköper ebenfalls nach oben. Als der Junge das merkte stützte er sich mit beiden Armen ab. Nun lehnte er halb mit allen Vieren über dem halb sitzenden Izzy.
"Hast du dir weh getan?" Izzy hielt sich noch immer den Kopf und sah Matt fragend an. Dieser lächelte immer noch, schien jedoch etwas klarer als vorher.
"Ich bin OK!" Tief sah er seinem Gegenüber in die Augen und Izzy wurde rot. Er liebte es, wenn Matt ihm so nahe war, doch irgendwie war gerade etwas komisches in seinem Blick. Da beugte sich Matt noch etwas weiter vor und hob seinen Arm. Einige Sekunden später hielt er damit Izzys Kopf und führte seine Lippen ganz nah an dessen Ohr.
"Was wolltest du schon immer mal unanständiges tun?" Izzys Herz begann augenblicklich wild zu klopfen und er riss seine Augen auf. Hatte er Matt richtig verstanden? Irgendwie konnte er nicht klar denken! Was ja auch kein Wunder war, nach dem Matt ihm so nahe war und so verführerisch mit ihm sprach! Und dann dieses Kopfsausen... Hatte sein Freund das ernst gemeint? Sicher nicht! Er war besoffen und... Izzys Gedanken wurden durch Matts sanfte Berührung abrupt unterbrochen. Der blonde Junge hatte Izzys rechte Schulter freigelegt, in dem er sein Sweatshirt heruntergezogen hatte. Nun begann er langsam darüber zu streichen und ihn vom Hals bis zum Schulterende sanft zu küssen. Genießerisch schloss Izzy die Augen. Sein Körper kribbelte schon jetzt. Er war diese leichten Zärtlichkeiten einfach immer noch nicht gewohnt und sein Körper reagierte sofort darauf! Zum Glück!
Matt hob das Sweatshirt des Jungen an und ließ seine Hand darunter fahren. Izzy zuckte zusammen, als er die starken Finger seines Freundes fühlte. Viel Zeit zum genießen blieb ihm jedoch nicht, denn schon hatte Matt ihn geküsst und dieses Gefühl übertraf bis jetzt immer noch alles! Vor allem, wenn es so ein herausfordernder Kuss war. Und heute schmeckte Matt so neu und exotisch. Das hatte Izzy noch nie erlebt. Ob das von den Getränken kam, die Matt heute Nacht schon alle getrunken hatte?
Matt drückte Izzy sanft zurück, so das dieser sich mit der Hand abstützen musste. Als der kleinere Junge den harten Asphalt unter seinen Händen spürte, da wurde ihm plötzlich bewusst, dass sie sich noch immer auf der Straße befanden! Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz! Hastig versuchte er seine Lippen von denen seines Gegenüber zu lösen. Doch Matt gab nicht nach.
"Matt..." Wieder seine Lippen...
"Wir sind auf..." Wieder seine Zunge...
"Hör auf! Wir sind in der Öffentlichkeit und auch noch mitten auf der Straße!" Endlich hatte er es geschafft, seinen gierigen Freund aufzuhalten. Izzy amtete erregt ein und aus. Matt jedoch sah ihn nur keck an.
"Und?" Sofort begannen Izzys Wangen zu glühen. War das vielleicht peinlich! Doch Matt schien das Ganze gar nicht zu stören. Fand er ihn so anziehend, das er alles um sich herum vergaß? Irgendwie aufregend! Izzy schüttelte den Kopf! Auch wenn es aufregend war, so konnte er doch nicht zulassen, dass er weiter machte. Obwohl er es so gerne würde!
"Nichts "und"! Wir stehen jetzt auf und..." Matts Gesicht hatte sich zu einer komischen Fratze verzogen und Izzy hielt unsicher inne. Der blonde Junge sah gar nicht gut aus.
"Ich glaube, mir wird schlecht!"
"WAS?!?!" Entsetzt befreite Izzy sich von Matt und sprang auf. "Aber doch nicht jetzt und hier!"
"Doch! Hier und jetzt!... Ich kann das nicht mehr lange halten!" Matt war zur Wand gekrabbelt und zog sich nun daran hoch. Seine rechte Hand ruhte auf seinem Mund.
Das hatte ja passieren müssen! Erst der Alkohol, dann die frische Nachtluft und schließlich diese Erregung! Wie hatte er sich nur so gehen lassen können?
"Kannst du nicht noch warten, bis wir zu Hause sind?" Izzy wusste einfach nicht, was er tun sollte! Was, wenn eine Polizeistreife sie aufgabelte? Nervös sah er sich um. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie man mit einem Besoffenen umzugehen hatte! Gab es da irgendeinen Weg, um das Ganze zu verhindern? Wohl nicht!
"Nein! Es ist zu spät..." Mit diesen Worten, rannte Matt los und verschwand einige Schritte später um die nächste Ecke.
"Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich heute nicht hierher gekommen, sondern hätte bis morgen gewartet!" Matt setzte sich in den Sand und hielt sich den Kopf. Er hatte einen gewaltigen Kater! Aber nein, er hatte ja in die Digiwelt gehen müssen! Nun, es war ja auch zu verwunderlich gewesen, dass sich ausgerechnet auf seinem Computer, dem ihn sein Vater vor ca. zwei Jahren gekauft hatte, so plötzlich ein Tor zur digitalen Welt geöffnet hatte. Seine Neugier hatte sich nicht bremsen lassen und er war zusammen mit Izzy hierher gekommen. Doch mittlerweile glaubte er das es ein Fehler gewesen war. Seit sie hier waren wurden sie pausenlos von Digimon mit schwarzen Ringen angegriffen und sein Kopfweh wollte einfach nicht weichen! Schlimmer konnte es gar nicht mehr kommen!
"Kabuterimon! Du solltest dir erst den Rechten vornehmen! Er ist schon angeschlagen!" Izzy lenkte seinen Partner wie immer mit großem Geschick gegen die angreifenden Digimon, während Garurumon heute wohl alleine zurechtkommen musste.
Eigentlich war er von Matts Idee in die Digiwelt zu gehen, ohne den anderen Bescheid zu sagen, nicht sonderlich angetan gewesen. Schon allein, weil Matt immer noch nicht ganz fit aussah. Was ja kein Wunder war, nach dieser Nacht! Wie Izzy den großen besoffenen Jungen in seine Wohnung gebracht hatte, wusste er nicht mehr genau. Auf jeden Fall hatte es ewig gedauert, da er mit ihm immer wieder zusammengebrochen war. Und dann am nächsten Morgen, dieses leise "pling" welches sie geweckt hatte. Er musste wohl bei Matts Nachtwache eingeschlafen sein. Doch dieses vertraute Geräusch hatte ihn sofort geweckt. Vielleicht hätte er Matt einfach schlafen lassen sollen, dann wären sie jetzt nicht hier! Na ja, jetzt war es nicht mehr zu ändern.
"Ihr seid also tatsächlich gekommen! Ich hätte nie gedacht, dass ihr SO dumm seit!" Matt und Izzy fuhren gleichzeitig herum. Doch der weite ruhige Strand, an dem sie kämpften schien, abgesehen von den Digimon, wie leer gefegt. Doch plötzlich stob eine Sandwolke in den Himmel und einen Augenblick später stand der blauhaarige Junge mit der dunklen Brille vor ihnen.
"Du schon wieder!" Matt hatte seine Kopfschmerzen augenblicklich vergessen und fixierten mit seinen zusammengekniffenen Augen, den einige Meter entfernten Digimonkaiser. Dieser hatte wie immer ein höhnisches Lächeln aufgesetzt und spielte mit seiner Peitsche.
"Was soll das heißen, "wir sind gekommen"?" Izzy verstand erst nicht, was der überhebliche Junge meinte. Doch als dieser hämisch zu lachen begann, durchfuhr Izzy die Erkenntnis wie ein Blitz.
"Soll...soll das etwa heißen, dass du das Tor für uns geöffnet hast?!" Izzy glaubte selbst nicht, was er da eben gesagt hatte, doch er war sich sicher, dass er recht hatte. Doch was hatte das zu bedeuten? Warum hatte der Digimonkaiser das getan? Was wollte er von ihnen? Sie vernichten? Sie einzeln hierher locken und dann ausschalten? War er dazu wirklich in der Lage? Er war doch nur ein Junge, wie sie auch! Nein! Er durfte sich keine Gedanken mehr darüber machen! Er musste handeln! Er musste den Jungen aufhalten und das ging nur, wenn er ihn gefangen nahm.
"Los, Kabuterimon!" Das Digimon reagierte sofort.
"Garurumon!" Ob Matt die gleichen Absichten wie Izzy verfolgte war nicht klar, doch auch er hatte wohl beschlossen nicht mehr zu reden, sondern zu handeln. Mit einem Fingerzeig schickte auch er sein Digimon in den Kampf. Doch der Kaiser war nicht auf den Kopf gefallen. Geschickt wich er mit seinem Digimon aus und floh dann Richtung Meer. Izzy folgte ihnen ein Stück. Sie durften ihn nicht entkommen lassen!
Matt folgte ihnen einige Schritte. Er war wütend! Einfach nur wütend! Wenn er diesen Kerl nur sah, begannen seine Fäuste schon zu zittern! Er würde ihm nie verzeihen! Nach einigen Metern hielt er an. Sein Kopf hatte sich erneut gemeldet und wollte ihn in die Knie zwingen. So verhaarte Matt einige Minuten, um wieder richtig zu sich zu kommen, als er erneut die ihm verhasste Stimme vernahm.
"Na, wir sehen heute ja gar nicht gut aus! Haben wir gestern zu viel getrunken?" Matt wandte sich hastig um. Tatsächlich! Er hatte sich nicht getäuscht: Hinter ihm stand der Digimonkaiser und grinsten ihn erneut an! Aber wie war das möglich? Matt sah zum Meer. Ein ganzen Stück entfernt kämpften seine Freunde gegen ein böses Digimon UND den Kaiser! Was hatte das zu bedeuten?
"Eine einfache Illusion, nichts weiter! Ein Trugbild! In einer digitalen Welt ganz einfach zu erschaffen!"
"Du mieser Hund! Was willst du damit erreichen? Hast wohl Angst zu verlieren!" Matt sah seinen Gegenüber finster an. Er fühlte, wie die Wut, die ihn schon vor Wochen fast ins Verderben geführt hätte, wieder in ihm aufzusteigen drohte.
Der Digimonkaiser senkte den Kopf etwas und lachte leise vor sich hin.
"Glaubst du wirklich, dass ich versuche mit so billigen Tricks zu gewinnen? Ich bin nicht so gewöhnlich, wie du!"
"Was?!" Matt fuhr auf und holte aus. Der Digimonkaiser hatte seine Grenze erneut überschritten. Doch so einfach war der schmächtig wirkenden Junge nicht zu besiegen. Matt hatte ihn gewaltig unterschätzt. Schon allein, da er selbst sich nicht gerade in der besten Verfassung befand. Leichfertig wich der Kaiser seinem Schlag aus und rammte ihm einige Sekunden später das Ende seiner Peitsche in den Magen. Matt stöhnte auf und brach zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. Verkrampft hielt er sich seinen Bauch. Er hatte die Augen vor Schmerzen geschlossen und hörte deswegen nur, wie der blauhaarige Junge näher an ihn herantrat. Der Schlag war heftig gewesen, zu heftig. Matt hatte einfach nicht die Kraft aufzustehen. Vorsichtig öffnete er seine Augen halbwegs. Er musste sehen, was der Digimonkaiser als nächstes vorhatte.
"Na, hat uns die Kraft verlassen? Ich habe dir doch nicht ernsthaft Schmerzen zugefügt, oder? Falls ja, dann tut es mir aufrichtig leid! Aber keine Sorge, bald wird es dir besser gehen, als je zuvor!" Der Junge kniete nun mit einem Bein neben ihm im Sand und zog etwas aus seinem Umhang hervor. Matt konnte nicht erkennen was es war, denn er schloss erneut die Augen, als die Schmerzen in seinem Körper wieder einsetzten. Er verfluchte, seinen Zustand! Noch nie hatte er sich so gedemütigt gefühlt! Er war nie so leicht K.O. gegangen, geschweige denn zusammen gebrochen. Doch das Schlimmste war, dass es vor ihm passieren musste! Vor dem Jungen, den er mehr hasste, als alles andere! Doch er konnte denken was er wollte! Er schaffte es einfach nicht aufzustehen und dem eingebildeten Kerl zu zeigen, was Sache war! Sein Körper reagierte einfach nicht!
"Verdammter Scheißkerl!", fluchte er, doch der Digimonkaiser schien gar nicht darauf zu reagieren. Vielleicht hatte er es auch gar nicht gehört. Wie auch immer, Matt versuchte immer wieder seine Kräfte zu sammeln, doch es gelang ihm nicht. Da spürte er plötzlich, wie sein rechter Arm von seinem Körper weggezogen wurde. Sofort zwang er sich die Augen zu öffnen. Doch bevor er es schaffte, fühlte er einen kalten Gegenstand, der sich wie eine Schlange um seinen Unterarm legte. Ruckartig riss er seine Lider auf und zog gleichzeitig seinen Arm zurück.
Kabuterimons und Garurumons gemeinsamer Angriff saß! Die schwarze Teufelsspirale des Digimon zerbarst in lauter Einzelteile, die sich sofort auflösten. Doch kaum war das Digimon befreit, als sich auch die Gestalt des Digimonkaiser aufzulösen begann. Verwundert sah Izzy, wie die menschliche Gestalt wie im Nebel verschwand. Kabuterimon und Garurumon digitierten zurück. Sie hatten ihre Kraft gänzlich verbraucht. Doch was war mit dem Jungen geschehen? Izzy verstand das nicht! Völlig verwirrt drehte er sich zum Strand um, wo er Matt erwartete. Da erst bemerkte der rothaarige Junge, wie weit er sich von seinem ursprünglichen Ort entfernt hatte. Eilig lief er, gefolgt von den zwei Digimon, auf die schwachen Konturen, hinter denen er seinen Freund vermutet, zu. Doch als er näher kam, stellte er entsetzt fest, dass es nicht Matt war, der da am Ende des Strandes stand, sondern der Digimonkaiser persönlich! Geschockt beschleunigte er seinen Schritt. Was war nur geschehen? War er die ganze Zeit einer Illusion hinterher gejagt?
Izzy lief, so schnell in seine Füße in dem weichen Sand trugen. Sein einziger Gedanken war Matt! Er war ganz allein mit dem Digimonkaiser gewesen! Ohne Schutz und bestimmt mit seiner endlosen Wut! Hoffentlich war nichts passiert! Oh, warum hatte er sich nur so täuschen lassen?!
Je näher Izzy kam, um so deutlicher wurde das Bild des Schreckens. Matt, der immer noch halb am Boden kauerte und der über ihm stehende Digimonkaiser. Was hatte er nur mit ihm gemacht? Wie hatte er Matt besiegen können? Verzweifelt versuchte Izzy seine Gedanken zu ordnen. Die Verwirrung würde ihnen nicht weiterhelfen und sie womöglich nur weiter ins Unglück stürzen!
Als Matt erkannte, was sich da um seinen Arm gelegt hatte, war er zunächst so geschockt das er sich nicht rühren konnte. Entsetzt starrte er die schwarz glänzende Teufelsspirale an. Dann jedoch ergriff ihn Panik und er begann an dem schwarzen Metallding zu ziehen und zu zerren. Es musste weg! Es musste zerstört werden! Was, wenn er ihrer Macht unterlag, wie Agumon? Nein! Er musste sie loswerden! Aber wie? Das Ding rührte sich keinen Millimeter!
"Zwecklos! Du wirst sie nie wieder loswerden!" Das krächzende Lachen des triumphierenden Digimonkaisers ließ Matt wieder zu sich kommen. Sein Entsetzen verschwand und wich seiner Verzweiflung, die sich in Wut äußerte. Er sprang auf, nur um dann augenblicklich inne zu halten. Überrascht sah er an seinem Köper hinunter. Wie hatte er es nur geschafft so schnell aufzustehen? Geradeeben hatte ihm noch jegliche Kraft gefehlt und nun war er so flink auf den Beinen. Ob das an diesem Ding lag? Matt sah erneut auf seinen Arm. Ja, die Spirale schien ihm Kraft zu geben! Sein Körper war wieder in Ordnung und die Schmerzen waren verschwunden oder zumindest spürte er sie nicht mehr. Doch trotzdem durfte er sich nicht beirren lassen! Er musste sie loswerden und das ging anscheinend nur mit Hilfe des Digimonkaisers oder Gewalt. Doch die erste Lösung lag näher. Das dachte Matt zumindest. Doch als er sich umwandte, um sich den blauhaarigen Jungen erneut zu schnappen, da war dieser bereits verschwunden. Sein bewährtes Flugdigimon hatten ihn mitgenommen. Mit zusammengekniffen Augen sah Matt in den Himmel.
"Ich werde dich im Auge behalten!" Die Stimme des Digimonkaisers klang klar und deutlich an sein Ohr, obwohl er schon so weit entfernt war.
"Warte, Feigling! Komm zurück!" Matt schien nicht mehr zu halten. Seine Wut brachte die Verzweiflung zu Tage. Er platzte fast vor Energie! Erst diese Niederlage, dann die Demütigung und nun auch noch das! Warum kam er nicht gegen dieses Baby an?! Warum konnte er ihn nie greifen?!
"VERDAMMTER SCHEIßKERL!!!" Matt brüllte aus Leibeskräften, nur um seiner sich aufstauende Wut, wenigstens etwas Luft zu machen. Dann nahm er den nächstbesten Stein und warf ihn in den Himmel.
"Matt!" Izzy hatte es endlich geschafft. Der weiche Sand hatte es ihm nicht ermöglicht eher bei seinem Freund zu sein. Doch er war erleichtert, dass Matt schon wieder stand und der Digimonkaiser verschwunden war.
"Izzy?" Bei der sanften Stimme des rothaarigen Jungen, war Matt sofort ruhiger. Er musste ihm helfen, diese Spirale loszuwerden! Er schaffte das, da war sich Matt hundertprozentig sicher! Er musste einfach!
"Izzy! Du musst...AH! " Mit einem Aufschrei sank Matt in den Sand zurück. Verkrampft hielt er sich seinen Arm, der wie Feuer brannte. Was hatte das zu bedeuten? Was tat dieses Ding mit ihm? Warum hatte er solche Schmerzen?
"Matt! Oh Gott, Matt!" Das Schreien seines Freundes brachte Izzy zur Verzweiflung. Er wagte es nicht näher an ihn heranzutreten, denn immer wieder warf sich Matt auf eine andere Seite und vergrub seinen Arm im Sand. Er schien unglaubliche Schmerzen zu haben! Was sollte er tun? Wie konnte er ihm helfen? Was war nur los? Izzy begriff nicht.
Da verstummte Matt so plötzlich, dass es schon wieder unheimlich war. Langsam richtete er sich auf, ohne den Kopf zu heben. Seine Arme hingen leblos an seinem Körper. Was war nur los mit ihm? Warum benahm Matt sich so seltsam?
Und dann sah Izzy ihn! Den in der Sonne blinkenden schwarzen Gegenstand, der sich um Matts rechten Unterarm schlängelte. Entsetzt sah er immer wieder zwischen ihm und dem Kopf seines Freundes hin und her. Was hatte der Digimonkaiser ihm nur angetan?
"Matt! Sag doch was! Ist alles in Ordnung mit dir?" Izzy trat einen Schritt nach vorne. Da hob Matt ruckartig seinen Kopf und blickte ihn an. Der rothaarige Junge zuckte zurück. Matt hatte sich total verändert. Seine schönen blauen Augen hatten sich verdunkelt und sein Mund war verkniffen, auch wenn er Lächelte.
"Mir ging es nie besser!" Matt stemmte seinen linken Arm in die Seite, ohne sein Grinsen zu verlieren. Er fühlte sich gut. So ruhig und doch voller Energie. Dieses Ding, hatte aufgehört zu brennen und schien ihm zu helfen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht.
"Aber ich sehe, doch dass du nicht du selbst bist!" Izzy versuchte sich zu beruhigen, sprach jedoch eindringlich auf seinen Freund ein. Er musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren, um Matt von diesem Ding zu befreien. Es schien bereits auf ihn zu wirken. Wer wusste schon was aus ihm werden würde, wenn er ganz diesem Teufelsding verfiel.
"Sollen wir ihn angreifen?" Gabumon schien wild entschlossen seinem Partner mit allen Mitteln zu helfen. Er verstand anscheinend genau, was hier vor sich ging.
"Nein! Was, wenn ihr ihn verletzt? Das ist zu riskant!" Doch was tun? Izzy wusste es nicht. Dann plötzlich überlegte er nicht mehr lange und nahm all seinen Mut zusammen. Energisch trat er auf seinen Freund zu und umklammerte seinen rechten Unterarm.
"Wir müssen es abbekommen!"
"Sag mal, spinnst du?!" Matt wollte seinen Arm zurückziehen, doch der Kleinere ließ ihm keine Chance sich aus seinem Griff zu befreien. "Lass mich los!" Was wollte der Typ nur von ihm? Warum war er so versessen darauf ihn unglücklich zu machen? Denn ohne diese Spirale hatte er bestimmt wieder Schmerzen.
"Matt! Warum verstehst du nicht? Du darfst dich nicht von deinem Hass übermannen lassen! Ich will dir doch nur helfen!" Izzy war den Tränen nahe, jedoch hielt er seine Verzweiflung tapfer zurück. Seine Hände ruhten noch immer fest auf der Teufelsspirale. Matt versuchte sie davon zu lösen, doch es gelang ihm nicht. Und dann... aus heiterem Himmel... diese Bilder... diese Gefühle und Empfindungen... Matt zog seine Hand verwirrt von derer Izzys zurück und starrte ihn an. Wo war das nur alles hergekommen? Warum war er plötzlich gar nicht mehr so sicher, dass das was er tat richtig war?
Izzy jedoch wartete gar nicht, was weiter passieren würde. Er nutzte Matts Verwirrung aus und zog so fest er konnte an der schwarzen Spirale. Der Blonde ließ allerdings nicht locker. Ob es ein Reflex oder etwas anderes war, wusste wohl keiner von Beiden. Auf jeden Fall hielten sie diese Anspannung nicht lange durch. Im nächsten Augenblick verloren sie den Halt auf dem weichen Sand. Izzys Finger rutschten ab und kurze Zeit später lagen beide auf dem Rücken.
Es dauerte eine Weile, bis sich Izzy von dem Sturz erholt hatte. Er war so plötzlich gekommen. Doch kaum nahm er wieder war, was passiert war, als er auch schon aufsprang und zu Matt eilte, der noch leicht benommen im Sand saß. Eilig griff er nach dem Arm seines Freundes, doch seine Hast schien unbegründet, denn die Teufelsspirale war verschwunden. Etwas verwirrt, aber auch froh, ließ Izzy sich ebenfalls in den weichen Sand sinken. Ein Seufzer der Erleichterung fuhr aus seiner Kehle. Er hatte Matt wieder.
Fortsetzung folgt...
