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Confession

von

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Confession

Disclaimer:

Diese Story ist für das Fanfiction Wichteln 05 im Animexx geschrieben. Gott sei Dank hatte die Person der ich das hier wichtele u.a. Digimon Adventures & Digimon 02 als Wunschserie angegeben und als Genre Shonen-Ai. Dies hat letzten Endes dazu geführt das ich nun die Story begonnen habe, die mir schon seit längerem im Kopf rumschwirrt. Natürlich gilt auch hier wieder das das alles lange hinter Digimon spielt. Ich würde sagen Tai und Matt sind so um die 17 Jahre alt.

Eine Geschichte in drei Teilen.

Alle hier genutzten Figuren unterliegen dem Copyright der jeweiligen Studios und Mangaka. Ich benutze sie ohne Einholen einer Erlaubnis. Ich schreibe das hier nicht um Geld zu verdienen.

Warnings: Shonen-Ai, Dark, Bloody
 

~Decisions can be wrong...~
 

~Words can be wrong...~
 

~Fights can be wrong...~
 

~Can love be wrong...?~
 

One: Present

"Ah, guten Tag Herr Yagami.", begrüßte die Frau hinter dem Tresen den jungen Mann.
 

Tai streifte sich die Kapuze seines Regenmantels vom Kopf ab und fuhr sich flüchtig durch die Haare. Es war Spätherbst und es schüttete schon den ganzen Tag. Da er kein Auto besaß blieb ihm nichts anderes übrig als durch den Regen zu laufen. Zwar verschonte ihn der Regenmantel von dem meisten Wasser, dennoch war der Wind immer noch beißend kalt und das spürte man mit der Zeit auch durch die Jacke hindurch.
 

"Hallo.", grüßte er zurück und öffnete seine Jacke.
 

"Yamato wartet schon auf sie."
 

"Das freut mich zu hören."
 

Mit einer Hand reichte sie Tai eine eingeschweißte Karte mit einem Band daran. Auf die Karte war Tais Name gedruckt, ein Foto von ihm sowie ein Strichcode. Auf der Rückseite stand in großen, roten Lettern "Besucher". Er lies die Karte in seiner Jackentasche verschwinden, nahm sich noch ein Bonbon aus dem Glas auf der Theke und verschwand in einem Flur.
 

In dem Gang hallten seine Schritte noch ein paar Mal nach. Die Wände, der Boden und auch die Decke waren komplett mit weißen Fliesen ausgelegt. An der Decke sorgten ein paar Neonröhren für die nötige Beleuchtung. In Verbindung mit diesem künstlichen Licht und dem leisen Summen der Lampen wirkte der Gang viel steriler, als er eigentlich war. In regelmäßigen Abständen befanden sich Türen und an den Türen waren kleine Plastikschildchen angebracht, in die man Zettel hineinschieben konnte. In jedes der Schildchen war ein Zettel mit einer Nummer hineingeschoben. Die Türen hatten keine Schlösser, stattdessen befand sich neben jeder Tür ein Kartenlesegerät. Außerdem verfügte jede Tür über ein kleines Bullauge.
 

Vor der Tür mit der Nummer 55812 blieb er stehen. Tai schloss seine Augen und atmete tief durch. Dieser Schritt fiel ihm jedes Mal schwer. Er hatte ihn zwar schon so oft getan, aber jedes Mal wurden seine Hände so schwer als wären sie aus Blei. Nur ein kurzer Augenblick der Überwindung war nötig, aber dieser Augenblick erschien mit jedem Besuch länger und länger.
 

Schließlich war der Augenblick vorbei und er steckte seine Karte in das Kartenlesegerät. Es piepte kurz, Tai zog seine Karte heraus und öffnete die Tür. Die Zelle war nur sehr sporadisch eingerichtet. Es gab ein Bett, dass übrigens auch über Gurte zum Festschnallen verfügte und in einer Ecke hing ein Fernseher. Die Wände waren nicht tapeziert, sondern mit hellblauen Polstern beschlagen.
 

Auf dem Bett hockte Matt mit angezogenen Knien. Sein Blick war leer und ging an die Wand. Dass Taichi den Raum betreten hatte schien er gar nicht wahr zu nehmen. Tai seufzte. Es war hart ihn so zu sehen, sehr hart sogar. Jedes Mal tat es ihm in der Seele weh und sein Magen zog sich zusammen, doch es half alles nichts. Mit einer Hand zog er die Tür hinter sich zu, streifte seine Jacke ab und lies sie achtlos auf den Boden fallen. Tief atmend schritt er an das Fenster aus Sicherheitsglas.
 

"Sauwetter...", flüsterte er.
 

Tai lies sich neben Matt auf dem Bett nieder. Sanft legte er einen Arm um ihn und schmiegte sich an seinen Geliebten. Selbst n diesem Zustand liebte er ihn noch wie zuvor. Matt war nicht mal mehr in der Lage zu sprechen, geschweige denn seine Gefühle zu zeigen, aber dennoch wusste Taichi das irgendwo in ihm drin immer noch der Mensch steckte, in den er sich verliebt hatte.
 

Inzwischen war es über zwei Jahre her das sich Matt in diesem Zustand befand. Die Ärzte sagten sein Gehirn hätte einfach zu großen Schaden genommen, als das er wohl jemals wieder "normal" werden würde. Als Tai das erfahren hatte, hatte er in Wut angefangen auf die Wand einzuschlagen. Man hatte drei Pfleger und eine Injektion gebraucht, um ihn wieder ruhig zu stellen. Doch damit ging es ihm nicht wirklich besser.
 

Schließlich hatte man Matt in dieses Heim eingewiesen. T.K. wäre mit ihm nicht fertig geworden und Taichi hätte es sich einfach nicht leisten können, so gern er sich auch um ihn gekümmert hätte. Das einzige was er aber tun konnte war, Yamato so oft wie möglich zu besuchen. Mit seinen Fingern strich er ihm durch seine kurzen, blonden Haare. Auch wenn sein Liebster darauf nicht reagierte, so hatte Tai das Gefühl das es bei ihm ankam. Denn jedes Mal, wenn er ihn so hielt wurde sein Atem viel ruhiger.
 

"Es tut mir Leid Yamato...", flüsterte er.
 

Jedes Mal wenn er ihn besuchte entschuldigte er sich. Er gab sich selbst die Schuld für Matts derzeitige Lage, auch wenn dieser ihm wahrscheinlich widersprechen würde, wenn er könnte.
 

Two: Past

"Lauf!", keifte Matt.
 

Tai und Yamato rannten über den staubigen Steppenboden. Hinter ihnen ein ohrenbetäubendes Kreischen. Eigentlich sollte das hier bloß ein kleiner Trip in die Digiwelt werden. Sie kamen des öfteren hierher. In der Regel war man hier ungestört und es war wie ein Urlaub der nichts kostete. Dieses Mal jedoch waren sie auf ein äußerst aggressives Drachendigimon gestoßen, was sie auch prompt attackiert hatte. Ihre eigenen Digimon hatten sie schon vor Jahren frei gegeben. Ihre Aufgabe als Digiritter war erfüllt und somit hatten sie sich voneinander getrennt. Sie hatten beschlossen das Digimon in ihre eigene Welt gehörten und es ihnen dort besser ging. Aber natürlich besuchten sie die Digiwelt auch hin und wieder um ihre Partner wieder zu sehen. Unglücklicherweise waren sie dieses Mal nicht da und sich alleine mit einem Digimon dieser Stärke zu messen... sie beide wussten das das Wahnsinn war.
 

Nun flüchteten sie in Richtung einer Höhle. Taichi rann der Schweiß die Stirn hinunter und die Gläser seiner Fliegerbrille waren von innen beschlagen. Das riesige Digimon hinter ihnen schlug mit den Flügeln und blieb in der Luft stehen. Taichi warf, während er weiter nach vorne rannte, einen Blick nach hinten über die Schulter. Die Kreatur riss ihr Maul auf und spie einen Feuerball aus.
 

Seine Augen weiteten sich und irgendwie mobilisierte er noch zusätzliche Energie, wodurch er schneller lief und beinahe mit Matt gleich zog. Schließlich umhüllte das Dunkel der Höhle sie und auch keine Sekunde zu spät. Der Feuerball schlug oberhalb des Höhleneingangs ein. Gemeinsam mit einem laut Knall wurden die beiden von der Druckwelle erfasst und Taichi wurde es schwarz vor Augen.
 

***

Mit einem schmerzenden Kopf kam er wieder zu sich. Es dauerte etwas bis er sich wieder an das erinnerte was geschehen war, aber nach und nach kehrten seine Erinnerungen zu ihm zurück.
 

"Du bist wieder wach.", bemerkte Matt, welcher sich neben ihm auf den Boden gesetzt hatte, "Das ist gut."
 

"Was ist...?"
 

"Das Digimon ist scheinbar abgezogen.", unterbrach er Tai, "Es ist still draußen geworden. Ich habe eine Nachricht an Izzy geschrieben... sie sind auf dem Weg hierher und holen uns hier raus."
 

Erst jetzt fiel Tai das Bein von Matt auf. Das linke Hosenbein war vollkommen zerfetzt und das entblößte Bein war schmutzig und zerschrammt.
 

"Dein Bein!"
 

"Ja... mich haben ein paar Trümmerstücke erwischt." Er grinste und kratzte sich am Hinterkopf. "Haben mir das Bein eingeklemmt. Aber es geht wieder... auch wenn es ein wenig gedauert hat bis ich da rausgekommen war."
 

"Tut mir leid Yamato..." Tai seufzte. "Ich habe vorgeschlagen in die Steppe zu gehen."
 

"Ach hör schon auf." Der Blondhaarige winkte ab. "Das hätte überall passieren können. Es ist niemandes Schuld."
 

"Aber nur wegen mir..."
 

"Ich sagte ich will das nicht hören!", widersprach Matt.
 

Tai verstummte und richtete seinen Blick gen Boden. Sein Freund konnte sehr energisch und barsch sein, auch wenn er es gar nicht so meinte. Taichi wusste das und er nahm es ihm auch nicht übel. Es war nun mal ein Charakterzug an ihm.
 

"Ich will doch bloß nicht das dir etwas passiert...", flüsterte er. Müde lies Tai seinen Kopf auf die Schulter von Matt fallen. "Wir sind schon so lange Freunde... du bist mein bester Freund verflucht! Ich kenne dich schon seit Jahren... ich will einfach nicht das dir etwas passiert... und schon gar nicht wegen mir!"
 

"Ist doch okay Tai... wie oft denn noch?"
 

"Mir egal was du sagst. Wenn wir woanders hingegangen wären, wäre das nicht passiert.", beharrte er auf seiner Meinung, "Verstehst du nicht das mir viel an dir liegt?"
 

"Du tust ja gerade so als wäre ich beinahe umgekommen."
 

"Viel hätte auch nicht mehr gefehlt."
 

"Übertreib nicht so maßlos..." Matt wuschelte ihm spielerisch mit einer Hand durch die Haare. "Mir ist viel wichtiger das dir nichts passiert ist."
 

"Yamato..."
 

"Schon okay."
 

Vor der Höhle rumpelte es und paar der Steine, die den Ausgang blockierten fielen nach hinten weg. Argumon presste seinen Kopf an das Loch heran und blickte in die Höhle hinein.
 

"Hier sind sie! Sind in dieser Höhle!", schrie er nach hinten weg und wandte sein Gesicht dann wieder der kleinen Öffnung zu, "Keine Angst... wir holen euch da raus!"
 

***

Taichi lief durch den strömenden Regen und war froh, als er den rettenden Gang des Mietshauses erreichte, in dem Matt wohnte. Den Kragen seiner Jacke, welchen er notdürftig zur Kapuze umfunktioniert hatte, legte er wieder normal nach hinten und ging die Treppen hinauf. Ein komisches Gefühl breitete sich mit jedem Schritt in seinem Magen aus. Es war wie eine Vorahnung auf das was geschehen würde. Mit leicht zittrigem Finger drückte er die Klingel. Wie erwartet öffnete Yamato ihm die Tür.
 

"Komm rein.", begrüßte er ihn.
 

Während Tai sich im Flur die Schuhe und seine Jacke auszog verschwand Matt. Taichi trat in das Wohnzimmer ein und plötzlich bekam er etwas an den Kopf geworfen. Sofort riss er es mit den Händen vom Kopf und erkannte das es sich dabei um ein Handtuch handelte. Etwas verdutzt blickte er das Handtuch an und danach Yamato.
 

"Du bist nass.", bemerkte dieser knapp.
 

"Da... danke."
 

"Kannst dich auf die Couch setzen. Weder Takeru noch mein Vater sind da."
 

Was Matt damit sagen wollte war: "ich schaue im Wohnzimmer TV weil der Fernseher hier doppelt so groß ist wie der in meinem Zimmer". Taichi tat wie ihm geheißen und es dauerte auch nicht lange, bis Yamato ihm eine Tasse mit wärmenden Tee reichte. Der ehemalige Digiritter nahm die Tasse in die Hände und wärmte sich so ein bisschen.
 

"Was führt dich zu mir?", wollte Matt wissen, "Oder hast du bloß einen Spaziergang im Regen gemacht?"
 

"Nein... nein das war es bestimmt nicht."
 

Taichi stellte die Tasse auf dem Tisch ab und atmete tief durch. Sein Magen zog sich zusammen und er schloss seine Augen, um Yamato nicht sehen zu müssen, in der Hoffnung das es ihm so leichter fiele zu sagen, was er zu sagen hatte.
 

"Als wir da neulich... in der Höhle fest steckten..."
 

Er brach ab. Sein Mund versagte einfach seinen Dienst. Innerlich hätte er sich selbst ohrfeigen können. Immerhin war gerade im Begriff sich vor seinem besten Freund zum Affen zu machen.
 

"Da... da glaube ich... habe ich gemerkt das... das du für mich... das du mir..."
 

Tai rückte etwas näher. Es galt die Devise "jetzt oder nie" - denn wenn er sich jetzt nicht trauen würde, wann dann? Ohne weiter über sein Handeln nach zu denken schnellte er nach vorne und presste seine Lippen auf die von Matt. Sie fühlten sich weich an und es war so, als ob die Zeit still stände. Ein undefinierbares, aber zugleich wunderschönes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus.
 

"Was zu...?!"
 

Die fremde Stimme die auf einmal die Stille durchbrach lies die beiden aufschrecken. Mit großen Augen stand Yamatos Vater im Türrahmen. Sein Mund war leicht geöffnet und Tai konnte spüren wie er sofort rot wurde. Matt war offensichtlich nicht minder überrascht und auch sein Gesicht wurde zunehmend roter.
 

"Ich... ehm..." Vollkommen aufgelöst und mit weichen Knien stand Taichi auf. "Ich... ich denke ich... gehe dann mal..."
 

So schnell es nur ging bahnte er sich den Weg vorbei an dem Erwachsenen, der während der ganzen Zeit kein Wort herausgebracht hatte. Schneller als jemals zuvor in seinem Leben zog Tai sich seine Schuhe an, griff sich die Jacke vom Haken und schon hatte er die Tür hinter sich zugeworfen. Mit schnellen Schritten ging er den Flur entlang, die vielen Treppen hinunter und erst als er vor der Überdachung stand, welche das Ende Flures darstellte, blieb er stehen. Erst jetzt nahm er sich die Zeit ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen.
 

"Du Idiot du verdammter...!", zischte er und seine Hand krallte sich in die Jacke, welche er immer noch nicht angezogen hatte.
 

Erst jetzt fiel ihm auf das er gar nicht seine Jacke in der Hand hielt, sondern die Jacke von Yamato. Auf der einen Seite behagte es ihm gar nicht noch einmal zurück zu gehen, aber auf der anderen Seite spürte er allein schon am Gewicht das sich noch der Geldbeutel von Yamato in einer Tasche befand. Er konnte und wollte ihn nicht mitnehmen, also blieb ihm nichts anderes übrig als noch einmal hinauf zu gehen. Mit jeder Treppe die er hinaufging wurde ihm ein Stück weit unwohler. Nicht der Kuss oder seine Gefühle waren es, die ihm diesen Gang erschwerten - es war die Tatsache, dass sie bei diesem Kuss, bei seinem ersten Kuss, so überrascht worden waren. Allerdings kam er auch nicht umhin sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Yamato sich nicht gewehrt hatte, was ihm seinen Weg wieder ein Stück weit erleichterte.
 

Vor der Tür angekommen wollte er gerade die Türklingel drücken, als ein gedämpftes Brüllen von innen ihn zurückschrecken lies.
 

"... keine Ahnung das du so abnormal bist!" Es war eindeutig die Stimme von Matts Vater die durch die Tür drang. Noch nie in seinem Leben hatte er ihn sonderlich wütend gesehen und er hätte ihm gar nicht zugetraut, so in Rage zu geraten. "Wie konntest du mir das nur antun?!"
 

"Dir was antun?!", bellte Matt zurück, "Wo ist dein Problem?!"
 

"Was mein Problem ist?! Mein Problem ist das mein Sohn offensichtlich ein perverses Schwein ist! Du bist krank!"
 

"Krank?!"
 

Das war zuviel für ihn. Er lief wieder den Flug entlang, doppelt so schnell wie er es vor wenigen Minuten noch getan hatte. Die Jacke hatte er nun noch fester mit seinen Fingern umklammert. Ohne sie überzuziehen lief er einfach unter der Überdachung hinweg und rannte in den Regen hinein.
 

"Es tut mir leid Matt...", dachte er, "Es tut mir so leid!"
 

Und während er durch den Regen lief, sah niemand das zwischen den Regentropfen die über sein Gesicht liefen, es zum Teil auch Tränen waren...
 

***

Seit dem Vorfall in Matts Wohnung waren nun inzwischen zwei Tage vergangen. Taichi hatte mit sich gerungen, was er nun tun sollte. Auf der einen Seite wünschte er sich nichts sehnlicher als wieder mit Yamato zu reden, allein schon um bloß zu wissen wie er empfand. Es hatte ihn viel Überwindung gekostet sich seine Gefühle einzugestehen und er hatte auch noch niemanden davon erzählt. Lediglich als er gestern wiedergekommen war, hatte er schließlich mit Hikari geredet. Ihr Verhältnis war gut genug um das zu tragen und als sie gesagt hatte, dass es ihr egal sei wen ihr Bruder lieben würde, war ihm zumindest ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Ihre Eltern waren dezreit im Urlaub auf Hawaii und so waren sie ganz alleine im Haus.
 

Trotz dieser kleinen Erleichterung die seine Schwester ihm verschafft hatte, hatte Tai in der Nacht nicht besonders gut geschlafen und war den ganzen Tag mehr neben der Spur gewesen, als wirklich wach. Kari hatte ihm ein Essen gemacht und er war mehr als dankbar dafür. Auch hatte sie ihm ein paar aufmunternde Worte zugesprochen, diese hatten allerdings weniger Wirkung.
 

Die Worte die Yamatos Vater gesagt hatte gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. War es wirklich "krank"? War es etwa falsch? Nur weil sie beide demselben Geschlecht angehörten? Nein... das konnte Taichi nicht glauben - er wollte es auch nicht glauben! Wie konnte es falsch sein jemanden zu lieben? Gerade als ihm diese Erkenntnis kam, fragte er sich, wie er sich über einen Tag lang hatte mit Selbstzweifeln plagen können. Es war doch im Grunde ganz einfach. Was eine Person tat oder sagte konnte falsch sein, aber nicht was sie fühlte. Und schon gar nicht wenn es um so etwas ging wie Liebe.
 

Er nahm das schnurlose Telefon aus der Ladestation und wollte gerade Matts Nummer wählen, da hielt er inne. Was, wenn sein Vater abheben würde? Was sollte er sagen?
 

"Egal...", flüsterte er leise, "Egal egal egal!"
 

Gerade als er die Nummer zu Ende gewählt hatte klingelte es an der Tür. Durch die einen Spalt weit geöffnete Zimmertür hörte er das Hikari bereits auf dem Weg war.
 

"Hallo.", hörte er gedämpft und dann folgte nur noch leises Murmeln, dass er nicht mehr genau hören konnte.
 

Einige Momente später klopfte es an seine Tür und Hikari lugte hinein.
 

"Tai... hier ist jemand für dich."
 

Binnen eines Lidschlags schossen ihm tausend Dinge durch den Kopf, doch am stärksten Vertreten war Hoffnung. Es war eine ganz bestimmte Hoffnung. Schließlich trat die Person ein und seine größte und stärkste Hoffnung wurde bestätigt.
 

"Hi.", begrüßte Matt ihn und lächelte, "Du hast noch meine Jacke glaube ich."
 

Im Gesicht hatte er einen blauen Fleck und eine linke Hand war in einen Verband gewickelt. Taichis freudiges Gesicht verwandelte sich sofort in eine besorgte Miene.
 

"Was... ist mit dir passiert?"
 

"Nun ja...", seufzte Matt und lies sich neben Tai auf dem Bett nieder, "Mein Vater war nicht so begeistert von... von dem was er gesehen hat. Gab einen ziemlich heftigen Streit."
 

"Er hat dich geschlagen?"
 

"Keine Angst... es war nicht besonders fest und ich habe mich gewehrt. Ich denke nicht das er das noch mal versuchen wird... außer er kommt betrunken heim."
 

"Trinkt er?"
 

"Seit der Scheidung damals. Anfangs war es nur gelegentlich und ich habe es verstanden, aber inzwischen ist es schon regelmäßig geworden. Normal wurde er aber nie ausfallend oder so... man hat es ihm quasi gar nicht angemerkt. Aber damit ist er nicht klar gekommen und ich denke er hat gestern wieder getrunken... egal."
 

"Wieso `egal´?"
 

"Weil ich mich nicht nach dem richten werde was er mir gesagt. Wenn ich das tun würde, dann wäre ich gar nicht hier." Tai schluckte. "Er hat mir schon verboten überhaupt mit dir jemals wieder zu sprechen..."
 

"Wegen dem Kuss und..."
 

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Weißt du, ich kenne dich schon seit Jahren... ich weiß nicht ob es jemanden gibt der dich besser kennt als ich, aber es gibt auf jeden Fall niemanden der mich besser kennt als du."
 

"Heißt das...?"
 

"Ja." Er grinste verschmitzt. "Ich weiß zwar nicht ob es Liebe ist... aber es ist auf jeden Fall mehr als Freundschaft.", gestand er, "Auch wenn mir das erst vor zwei Tagen richtig bewusst geworden ist. Wenn es dir wirklich ernst ist... dann lass es uns versuchen."
 

Vor Freude jauchzend fiel Tai seinem Freund - und gleichzeitig der Person die er liebte - um den Hals. Auch die Tränen konnte er nicht mehr zurückhalten, aber es waren Tränen der Freude... er wollte sie gar nicht zurückhalten. In diesem Moment spürte er nichts anderes als Freude. Es war so als ob sein Körper gar nicht existiert, sondern nur seine Seele welche in diesem Moment Eins wurde mit Matt. Noch nie hatte er ein derartiges Glück empfunden.
 

Und so überhörte er auch das Klingeln an der Tür. Erst das laute Rufen von Hikari riss ihn wieder brutal zurück in die Wirklichkeit.
 

"Was zur...?! Was soll das?! Aaaah!"
 

Matt und Tai sprangen auf und liefen in den Flur. Das Bild das sich ihnen bot glaubten sie nicht so recht, aber vor allem Matt konnte es nicht glauben.
 

"Was hast du hier verloren?", blaffte er seinen Vater an.
 

"Soso...", raunte dieser zurück und man sah ihm deutlich an das er getrunken hatte, "Bist du also doch hier... du Schwuchtel."
 

Hikari lehnte an der Tür und hielt sich eine gerötete Wange. Tai wollte schon zu ihr, als sie ihm mit einer Handbewegung bedeutete zu bleiben wo er war.
 

"Verschwinde.", forderte Matt, "Du hast hier nichts verloren."
 

"Ich zeige dir gleich was ich hier verloren habe!", brüllte er, "Du kommst jetzt sofort mit mir mit nach Hause und siehst dieses kranke Schwein nie wieder!"
 

"Nein."
 

"Was war das?"
 

"Nein.", wiederholte sich Matt, "Du kannst mir nicht vorschreiben wen ich zu lieben habe. Du kannst mir auch nicht vorschreiben was ich zu tun habe. Ich werde Tai weiterhin treffen und sehen, ob es dir gefällt oder nicht."
 

Anscheinend brauchte das Gehirn von Matts Vater ein paar Sekunden um die eben erhaltene Information richtig zu verarbeiten, denn für einige Sekunden stand er nur da und reagierte gar nicht. Sein Blick wirkte etwas starr und schließlich lief er schreiend auf Matt zu.
 

Vollkommen überrumpelt von dieser Aktion wurde Tai zur Seite gestoßen und schlug mit dem Kopf gegen einen Türrahmen. Für einen Augenblick verschwamm alles vor seinen Augen, dann sank er zu Boden und hielt sich die Stelle an die er gestoßen war. In seinem Kopf drehte sich alles und er schaffte es nicht einmal seine Hände von der schmerzenden Stelle zu nehmen.
 

Er sah wie Matts Vater seinen Sohn zu Boden rang und auf ihn einschlug. Innerlich schrie er auf, doch sein Körper wehrte sich gegen jede Aktion. Hikari stürzte sich von hinten auf den Erwachsenen, doch sie wurde einfach wieder weggestoßen. Mit jeder Sekunde versuchte Taichi seinen Körper immer weiter aus dem Schmerzenskrampf zu befreien, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Hilflos lag er am Boden und musste mit ansehen, wie Yamato einen Schlag nach dem anderen einstecken musste. Auch wenn er stark war, einem ausgewachsenen Mann war er einfach nicht gewachsen.
 

"Nein!", schrie er in Gedanken, "Nein! NEIN!"
 

Am ganzen Leib zitternd löste er sich aus der Haltung die er angenommen und hatte und zwang sich langsam wieder auf die Beine. In seinem Kopf drehte sich noch alles und er konnte nicht gerade gehen, dennoch schaffte er es irgendwie in die Küche. Er griff sich eine schwere und dicke Flasche und taumelte zurück in den Flur.
 

Er musste beide Hände um den Hals legen um die Flasche zu heben, so schwer erschien sie ihm. Dann lies er sie nach vorne fahren und schlug sie Yamatos Vater einfach über den Hinterkopf. Die Flasche barst klirrend als sie auf den Kopf auftrat und der Erwachsene sackte einfach regungslos zu Boden. Tai lies die halbe Flasche fallen, ging auf die Knie und schob mit einer rauen Bewegung den Erwachsenen von Matt herunter.
 

Aus der Nase des Jugendlichen lief ein Blutrinnsaal und auch seine Unterlippe war aufgeplatzt. Seine Augen starrten absolut leer vor sich hin.
 

"Schnell...", kreischte Tai weinend, "Einen Notzarzt! Schnell!"
 

Doch während er noch schrie und immer wieder den Namen des Jungen wiederholte, der ihm heute seine Liebe gestanden hatte, war die Schwester von Tai bereits am Aparat.
 

***

"In Tokio ereignete sich gestern eine Tragödie. Offensichtlich konnte es ein Vater nicht verarbeiten das sein Sohn homosexuell war. In einem Streit im Hause des Freundes des Sohnes eskalierte die Situation und es kam zu einer Auseinandersetzung, in der der alkoholisierte Vater auf seinen Sohn losging. Sowohl Vater als auch Sohn wurden ins Krankenhaus eingeliefert.

Der Vater konnte nach einem Tag mit einer leichten Gehirnerschütterung und einer Platzwunde am Kopf, die genäht werden musste, aus dem Hospital entlassen werden. Er wurde gleich nach seiner Entlassung von der Polizei in Gewahrsam genommen und wird zur Stunde verhört.

Der Junge hingegen erlitt schwerwiegende Verletzungen am Kopf. Die Ärzte mussten die Nacht hindurch operieren und nun er ist zur Stunde noch nicht aufgewacht.

Doktor Akaino hat den Jungen behandelt, er sagte:

"Die Verletzungen in seinem Kopfbereich waren sehr schwerwiegend und es war eine lange Operation, aber er ist nun in einem stabilen Zustand und außer Lebensgefahr. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit das er danach eine geistige und körperliche Behinderung davon trägt, ist sehr hoch. Es grenzt schon beinahe an ein Wunder das er nicht auf dem Weg zu uns gestorben ist."

Wir werden sie sobald es Neuigkeiten zu diesem Fall geben sollte, sie informieren. Das war Abarai Shun, Tokyo News Center - guten Tag.
 

Three: Future

Ein letztes Mal fuhr Matt noch durch die Haare und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Es fiel ihm immer wieder schwer auch Abschied zu nehmen, aber es musste sein. Immer noch plagten ihn Schuldgefühle. Wenn er sich eher zusammengerissen und Matt zu Hilfe gekommen wäre, dann könnte nun alles anders sein. Sie könnten ein glückliches Paar sein und gemeinsam ein Leben führen, wie viele andere Paare auch.
 

"Ich komme Morgen wieder.", wisperte er ihm ins Ohr und verlies den Raum wieder.
 

Mit einem Winken verabschiedete er sich von der Rezeptionistin und trat ins Freie. Ein beißend kalter Wind blies ihm entgegen und als etwas Nasses sein Gesicht berührte, war er doch sehr erstaunt zu sehen, dass es nun nicht mehr regnete sondern schneite! Er zündete sich eine Zigarette an. Mit dem Rauchen hatte er begonnen während Matt im Koma lag - es hatte ihm geholfen nicht die Nerven zu verlieren.
 

Eine zusammengeknüllte Zeitungsseite rollte, vom Wind getrieben, an ihm vorbei über den Gehweg. Er kannte die große Schlagzeile bereits.
 

"Prügelvater kommt wieder frei!"
 

Ja, in zwei Wochen würde Matts Vater wieder aus dem Gefängnis entlassen werden. Sein Anwalt hatte ein relativ niedrige Strafe aushandeln können, da sein Vater zu dem Zeitpunkt damals betrunken gewesen war.
 

Doch er wusste nicht, dass er die Hölle noch vor sich hatte... denn dafür würde Taichi noch höchstpersönlich sorgen.
 

Ende
 

Kommentar: Okay, was will ich nun mit dieser Story sagen? Das nachträgliche Selbstjustiz gut ist? Nein.

Das Homosexualität was ganz ganz Böses ist, was bestraft gehört? Nö.

Das man sich seine Schwester warm halten sollte, damit sie einem das Essen macht, wenn es einem schlecht geht? Vielleicht... aber das nur sekundär.

Nun, eigentlich will ich mit dieser Story gar nix weiter aussagen. Es soll bloß ein kleines Drama sein. Ich denke nicht das Matts Vater ein Alkoholiker ist/war, aber diesen Faktor fand ich sehr interessant. Ich denke im Canon würde Matts Vater nichts weiter dazu sagen, würde einfach ganz normal damit klar kommen. Das hier ist also praktisch eine "What if...?" Story.

Hoffe sie war trotzdem ein wenig unterhaltend, auch wenn sie kürzer war als eigentlich geplant. ~ Jim



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zadzenea
2007-10-09T22:07:59+00:00 10.10.2007 00:07
Null Kommis erst o.O ... Ein Taito ohne Kommi ist so eine Sünde ;_;
Die Story hat defintiv mehr verdient!

Man ist die Story traurig ... toll umschrieben, echt, da sitzt man wirklich flennend bei vorm PC.
Bei der Einleitung dachte ich ja erst, gleich landet er im Backstagebereich einer Bühne, und dann die Wende "Yamato geistig behindert", oh mein Gott, das hat einen gleich fesselnd vor dem PC gehalten. Toll eingeführt!
Was ich auch klasse gemacht finde, dass du dann erst mal abbrichst ... das treibt die Spannung zusätzlich noch hoch, die Story musste man wirklich in einem durchfressen, so hielt sie eienn fest ^.^

Ich mag deine Liebeserklärung von Yamato an Tai total ... finde es klasse, dass du nicht diese Standardvariante "Oh, ich glaube ich bin auch Schwul" gemacht hast, das fand ich super! So wirkt die Story gleich viel realistisch und glaubwürdiger!

Ich hoffe Tai macht dem Arsch von vater wirklich das Leben zur Hölle.
Schade eigentlich, dass es kein Happy End gibt ;_;
Aber fesselnd ist die Story trotzdem, wirklich toll gemacht!

Mehr davon, noch ganz ganz viele taitos von dir bitte ^.^ *sich's schon mal mit Popcorn gemütlich macht* ^.^


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