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Wie früher... [beendet am 6.11. ^^]

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Nur noch wenige Stunden. Nur noch wenige Stunden und wir haben wenigstens zwei freie Tage. Was wird wohl in diesen Tagen passieren? Werden wir sie gemeinsam verbringen? Die Stimmung ist locker, nicht so angespannt wie vor den anderen Konzerten. Alle feiern insgeheim schon den Erfolg und den reibungslosen Verlauf dieser Tour und sehen diesen Abend lediglich als einen entspannten ausklang. Weniger Arbeit als vielmehr eine riesige Party.
 

“Toshimasa!!” Ein ohrenbetäubender Schrei lässt für einen Augenblick alle innehalten. Als klar ist, dass keiner zu Tode gekommen ist, gehen alle schnell wieder an ihre 'Arbeit'. Der Aufschrei kam von Shinya, der gerade versucht sich etwas aufzuwärmen, was ihm Toshiya schier unmöglich zu machen scheint: unser Bassist hockt neben dem jungen Drummer und bläst ihm immer wieder Rauch seiner Zigarette ins Gesicht, was ihm unheimlich Spaß zu bereiten scheint, denn er grinst übers ganze Gesicht. Wie sagt man so schön: was sich neckt, das liebt sich. Von Totos Seite trifft das mit Sicherheit zu.
 

“Könntest du endlich mal aufhören!?” Shinya ist wütend und funkelt den anderen nun gefährlich an.

“Nö.” Gibt Totchi freudig zurück und unterstreicht seine Worte, in dem er dem Braunhaarigen gleich nochmal Rauch ins Gesicht bläst, welcher sich daraufhin hustend abwendet.
 

“He, Shinya!” Kazuya, einer der Sound-Spezialisten, kommt breit grinsend herbei und schaut vom einen zum anderen. “Wusstest du, dass wenn dir jemand Rauch ins Gesicht pustet, das heißt, dass er mit dir schlafen will?” Er wendet sich lachend ab und lässt einen verwirrt dreinblickenden Drummer zurück. Man könnte fast Mitleid mit ihm haben, wie er da so mit hängenden Schultern sitzt und nicht weiß, was er sagen soll. Toshiya schaut erst verdutzt, kratzt sich dann nachdenklich am Kopf und muss wohl erst einmal verdauen, was er da gerade gehört hat. Offenbar war es ihm selbst nichtmal klar.
 

Immernoch erschöpft von der vorangegangenen Nacht, lasse ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen und schließe für einen Moment die Augen. Gerade kommt es mir fast unmöglich vor, in einer halben Stunde auf die Bühne zu müssen. Es sind weniger die Schmerzen, als dass ich mich vielmehr einfach geistig völlig ermattet fühle. Ich möchte mich fallen lassen und nicht mehr nachdenken müssen, will mich dir hingeben und niemals wieder in diese normale Alltagswelt zurückkehren. Natürlich weiß ich, dass diese Phase nur so lange anhalten wird, bis wir alle auf der Bühne stehen, die Musik einsetzt.
 

Als ich wieder aufsehe, sitzt du neben mir und beobachtest mich lächelnd, als wäre ich nicht von dieser Welt. Auch dein Kopf liegt auf dem Tisch und ich kann mir vorstellen, wie komisch wir gerade aussehen, doch wen interessiert das gerade. Einige Strähnen fallen dir ins Gesicht und ich kann mich nicht davon abhalten sie nach hinten zu streichen. Sie fühlen sich so wunderbar weich an.
 

Doch auf einmal wirst du ernst. “Du wirst dich heute nicht verletzen, Kyo, verstanden?” Deine Worte klingen so endgültig, dass ich eigentlich garnicht wiedersprechen will. Jetzt scheint es noch so leicht, die Vorstellung es heute nicht zu tun, nicht auf der Bühne und nicht danach, aber in dem Augenblick werde ich wieder keine Gewalt über mich haben und nicht an dich denken.
 

“Ich kann's dir nicht versprechen, Die.”, entgegne ich wahrheitsgemäß. Ich kann deinen Blick nicht ertragen, wenn du mich so ansiehst und schließe die Augen wieder.
 

“Das musst du auch nicht.” Fast schon bricht die Erleichterung in mir aus, als du weitersprichst: “Aber wenn du es tust, wird das Konsequenzen haben.”
 

Unsicher blinzle ich. “Was meinst du?” Willst du mich deswegen etwa verlassen? Das kann nicht dein Ernst sein, Die, nein...
 

“Das wirst du dann schon sehn.” Du stehst auf und gesellst dich zu Kao und einigen Leuten aus der Crew, würdigst mich keines Blickes mehr. Was hat das zu bedeuten? Kann ich das Risiko eingehen? Du würdest mich niemals verlassen, aber von welchen Konsequenzen sprichst du dann? Die Ungewissheit macht mich wahnsinnig, aber es noch viel schwerer keine Klinge mit auf die Bühne zu nehmen.
 

Während die ersten Töne von G.D.S. ertönen und ihr schon auf die Bühne geht, kämpfe ich noch mit mir selbst. Aber ich werde es schaffen, für dich. Das Kreischen der Fans ist ohrenbetäubend und als ich schließlich als letztes auf die Bühne komme, mich ans Mikrophon stelle, von rotem Licht eingehüllt, erpackt mich wieder das Fieber, wie bei jedem unserer Auftritte. Das ist es, was sich über all die Jahre nicht verändert hat: das Gefühl auf der Bühne zu stehen, der Rausch, die Extase. Das alles ist nicht mit Worten zu beschreiben.
 

Die ersten Songs vergehen wie in Trance, als wäre Zeit nicht mehr existent. Alles was zählt ist das hier und jetzt, die Musik, die Band. Shinyas Drums und Totos Bass lassen mit jedem Takt meinen ganzen Körper erbeben, ich spüre sie eher, als dass ich sie wirklich hören würde. Der Klang der Gitarren geht mir durch und durch und während dieser ganzen Eindrücke versuche ich irgendwie die richtigen Töne zu treffen und den Text nicht zu vergessen, der mir sonst immer ein Teil meiner selbst ist. Das Publikum sehe und höre ich bald nicht mehr. Wieder befinde ich mich in diesem Zustand zwischen Traum und Realität ohne zu wissen, wie lange ich es so noch aushalten werde. Ich will dich nicht enttäuschen, aber mit jeder Sekunde verliere ich mich selbst mehr, kann all diese Gefühle, die in mir toben und die ich doch nicht einzeln benennen kann, nicht mehr kontrollieren.

Was ist das überhaupt, Kontrolle? Wann haben wir überhaupt die Kontrolle über irgendetwas? Die Antwort lautet: nie.
 

Und so vergesse ich dein Versprechen, vergesse die Konsequenzen die mich erwarten und finde schließlich verzweifelt wie selten zuvor einen Weg meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Es ist nicht der einfachste Weg, ein natürliches Selbstschutzverhalten hindert einen mit aller Macht daran sich selbst zu schlgen, aber ich habe gelernt meine Instinkte zu übergehen, wenn es nötig wird. Der Geschmack von Blut in meinem Mund ist erleichternd, es ist wie ein Rausch, ich will nicht mehr, dass dieser Schmerz jemals aufhört.
 

Das Blut rinnt mir über das Gesicht, über die Brust, die erschrockenen Blicke in den ersten Reihen versuche ich zu ignorieren. Wenn sie hierher kommen, wissen sie genau was sie erwartet. Doch es ist noch lange nicht genug. Als ich wieder singen muss, finde ich einen anderen Weg, kratze wie wild über meine Brust, bis die Haut rot und geschwollen ist und höllisch brennt.
 

Diese Gefühle machen es mir letztlich möglich, das ganze Konzert durch ohne Pause alles zu geben. Am Ende beginnt mein Körper zu protestieren, mir bleibt die Luft weg, doch irgendwie bringe ich mich immer wieder dazu weiterzumachen. Die anderen sollen nicht merken, wie nah an die Grenze ich mich selbst getrieben habe. Sie sollen diesen Abend genießen und auf gewisse Weise tue ich es auch.
 

Als schließlich die letzten Töne von 'the IIID empire' verklingen und die Halle fast zu explodieren scheint, kann ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Auf dem Rücken bleibe ich mitten auf der Bühne liegen, sehe nach oben und kann für kurze Zeit an nichts mehr denken. Du verschwindest ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, auch die anderen gehen langsam und erschöpft von der Bühne, heute Abend haben wir alle alles gegeben. Die Schreie aus der Menge werden nicht leiser, sie werden so lange nicht verstummen bis auch ich mich endlich aufraffe und von der Bühne gehe, aber das kann ich nicht. Wenn das alles nun für immer andauern würde, ich auf ewig hier liegen bleiben könnte, wäre ich glücklich.
 

Doch irgendwann zieht Toshiya mich auf und hinter sich her. Auch er kann sich wohl nur schwer vom Publikum trennen in dieser Nacht und so gehen wir beide nebeneinander, wortlos und völlig erschlagen von diesem Konzert. Am liebsten würde ich mich sofort in eine Ecke verziehn und erstmal einige Tage durchschlafen. Aber die anderen wollen so schnell wie mögliche mit dem Bus zurück nach Tokyo und dem werde ich mich beugen.
 


 

In den frühen Morgenstunden erreichen wir Tokyo. Nacheinander werden alle zu Hause abgesetzt, du bist der erste. Die ganze Zeit über habe ich auf ein Wort oder einen Blick von dir gehofft, der mir zeigen würde, worauf ich mich gefasst machen muss. Aber du hast dich verhalten wir immer, hast die ganze Fahrt über an mich gekuschelt geschlafen und jetzt bist du fort und mir stehen einige schlaflose Stunden bevor. Ist das die Konsequenz vond er du gesprochen hast? Vielmehr Rache, denn jetzt tust du das mit mir, was ich fast die ganze Tour über gemacht habe: einen radikalen Liebesentzug. Oder bilde ich mir das nur ein?
 

Daheim angekommen, versuche ich wider besseren Wissens ein wenig zu schlafen, was jedoch kläglich scheitert. Du beherrschst meine Gedanken, wahrscheinlich ist es das was du willst, was du mit deinem Verhalten bezweckst. Trotzdem reiße ich mich zusammen, gehe am späten Vormittag ausgiebig bei McDonald's frühstücken, was mir von Seiten Shinyas wohl einen kräftigen Seitenhieb eingehandelt hätte, und danach einkaufen, da mein Kühlschrank nicht mehr viel hergibt. Das meiste wird wohl sowieso in einigen Tagen oder Wochen abgelaufen im Müll landen, aber man muss doch wenigstens den Eindruck eines geregelten Lebens erwecken.
 

Am Nachmittag sitze ich auf der Couch, zusammegerollt unter einen dicken Wolldecke, zappe durch das Fernsehprogramm, das an diesem Tag leider nicht viel hergibt. Dunkle Wolken verdecken die Sonne, aber es schneit wenigstens nicht und langsam wird es wohl auch wieder wärmer. Bald wird der Schnee wegtaun, die Wiesen werden wieder grün und die Kirschbäume blühen. Wenn es eine Jahrezeit gibt, die ich wirklich mag, ist es definitiv der Frühlung. Irgendwann will ich zum alljährlichen Kirschblütenfest mal wieder nach Kyoto, am liebsten mit dir. Ein langes Wochenende nur für uns beide, ohne Alltag, ohne Arbeit, ohne die anderen.

Als ich mich gerade in Erinnerungen an dieses Fest der Feste verliere, klingelt es an der Tür. Beinahe hätte ich es überhört und wäre am liebsten auch garnicht aufgestanden, aber letztlich raffe ich mich auf, schleppe mich totmüde durch den Flur und als ich endlich die Tür öffne, kann man den Stein, der mir vom Herzen fällt sicher im ganzen Viertel hören.
 

“Die...” Du grinst mich an und ziehst mich sanft in deine Arme. Den Kopf an deine Brust gebettet, kann ich laut und deutlichen deinen kräftigen Herzschlag hören. Dieses Geräusch ist Musik in meinen Ohren. Was kann es schöneres geben?



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T15:44:06+00:00 28.06.2008 17:44
das ende is so süß **
*kicherz*
*weiterles*
Von: abgemeldet
2007-09-02T08:37:19+00:00 02.09.2007 10:37
ich hoffe schon xD
Von: abgemeldet
2007-09-01T19:29:02+00:00 01.09.2007 21:29
hoffe die tut kyo net allzu sehr weh...OxO schreib schnell weiter~
Von:  Touma
2007-09-01T07:54:24+00:00 01.09.2007 09:54
etto.... was wird Die nun wohl mit Kyo machen?
+so kleine vorstellungen im kopf rumwuseln+

schreib bitte schnell weiter X_X
Von: abgemeldet
2007-09-01T07:22:53+00:00 01.09.2007 09:22
o________O *angst*
haha ich hab schon ein paar vorstellungen im hinterkopf... xD
*LOL*
schreib bitte schnell weiter sonst werd ich noch wahnsinnig xD
glg
Von:  -aftermath-
2007-08-31T18:49:49+00:00 31.08.2007 20:49
*gespannt desu*
was ist denn nun Dies strafe?


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