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Farce

Gewidmet all meinen Lieben - entstanden für HakuChibi
von

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Part One

Es war spät, die Sonne verschwand bereits hinter den Wipfeln der Bäume, welche den Hügel hinter Brians Haus bewuchsen. Seufzend stützte der junge Mann das Kinn auf die offene Handfläche und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Hier in dieser Kleinstadt war nie irgendwas Aufregendes los.

Es war wirklich zum Heulen: Alle Bewohner lebten vor sich hin, wer in irgendeiner Weise auffiel, wurde verlacht. Brian war einer von jenen, die der Spott der Leute traf. Dass er schwarze und schrille Kleider trug, sich nicht an lächerliche Vorsätze anderer hielt und immer seltsame Schmuckstücke aus Silber und Titan am ganzen Körper aufwies, hatte ihn zum Sonderling gemacht.

Und mit Sonderlingen wollten die meisten nichts zu tun haben.

Mit einer langsamen Bewegung hob Brian die Hand vor seine mit Kajal nachgezogenen Augen, spreizte die Finger und musterte seine schwarz lackierten Nägel. Alles wie immer, dachte er dabei niedergeschlagen und presste die Fingerkuppen jetzt gegen die beschlagene Fensterscheibe.

Das kühle Glas fühlte sich gut an, er beugte sich vor und lehnte auch seine Stirn dagegen. Schemenhaft spiegelte sich sein blasses Gesicht mit dem rabenschwarzen Haar, das ihm bis über die Augen fiel, wider. Brian kicherte leise. Sein Vater meinte immer, er wäre eine Schande. Ein Junge, der sich schminkte und ausgefallene Kleider trug.

Ein Junge, der seiner Meinung nach wie ein Mädchen herumlief. Dass Brian mehr Interesse am eigenen Geschlecht hatte als an den Mädchen, weil er diese einfach viel komplizierter fand, verschlimmerte die Abneigung gegen seinen einzigen Sohn nur noch. Und weil er sich nicht zu helfen wusste, versuchte er schon seit Jahren diese Unart, diese Abnormität aus ihm herauszuprügeln.

Wieder und wieder schlug er seinen Sohn, manchmal sogar so heftig, dass Brian mit kleineren Brüchen, schweren Prellungen und blau-violetten Blutergüssen ins kleinstädtische Krankenhaus musste.

Und jedes Mal, wenn er wieder nach Hause kam, zerriss man sich das Maul über ihn. Man tuschelte, dass er wegen harter Drogen eine Schlägerei angefangen habe, dass er ein Schandfleck der Gemeinde sei und darüber, warum er nicht so sein konnte wie andere Kinder in seinem Alter.

Nun war Brian längst kein Kind mehr.

Gerade vor drei Tagen hatte er alleine seinen 18. Geburtstag gefeiert, seine zwei Jahre jüngere Schwester war die einzige gewesen, die ihm gratulierte. Wahrscheinlich hätte ihm auch seine Mutter einige nette Worte gesagt, doch da sie sich immer ihrem Mann unterordnete, blieben auch diese ihm versagt. Brian biss sich auf die Unterlippe, spielte dann mit der Zunge an seinem ringförmigen Piercing herum und starrte erneut nach draußen.

Am Liebsten würde er den ganzen Tag in seinem Zimmer eingesperrt sein, die Musik voll aufdrehen und einfach nur heulen. So wie jetzt. Dann konnte er das Schreien des Vaters, das Kreischen der Mutter und all den anderen Mist von unten nicht mehr hören.

Früher hatten seine Eltern noch versucht, ihn durch Hämmern und Rufen dazu zu bewegen dieses 'furchtbare Gejaule' abzustellen. Doch mittlerweile ließen sie ihren seltsamen Sohn lieber in Ruhe, wenn er sich den Kopf mit lauter Rock-Musik zudröhnte und sich die Seele aus dem Leib kiffte. Denn das tat er zweifellos: Täglich fast eine Schachtel Zigaretten, davon nicht wenige mit 'Gras' zu einem Joint umfunktioniert.

Wenn er sich die Birne zusoff, die Realität durch Drogen verschleierte und im Takt der Musik auf seinem Bett auf und ab wippte, vergaß er seine Probleme. Dann war es fast so, als wäre alles in Ordnung, so als gäbe es keinen Streit und keine bösen Beschimpfungen. Aber eben nur fast. Wenn die Realität ihn dann wieder einholte, über ihm zusammenbrach wie eine gigantische Welle, wollte er nur noch lauter heulen.

Brian hasste sich dafür.

Aber er konnte einfach nichts dagegen tun... Er lief vor allem davon, schon sein ganzes Leben lang. "Würde ich es nicht tun, würde ich zerbrechen wie die Vase, die Vater nach mir geworfen hat. Dieses Schwein...", murmelte Brian zu sich selbst und löste sich langsam von der Fensterscheibe, auf der ein Abdruck seiner Finger und seiner Stirn zurückblieb. Er erhob sich schwerfällig, zog dabei die Jeans ein wenig hoch, die ihm trotz des Pyramidengürtels schon wieder fast über den Hintern hinabrutschte und seine grau-rot gestreiften Shorts enthüllte. "Hepp..." Wankend kam er auf die Beine, die schmale Eisenkette, die er einseitig an den Gürtelschlaufen seiner Hose befestigt hatte, klirrte leise.

Nachdem er noch einen kurzen Blick in den gesprungenen Spiegel - der Spiegel war einmal seinem Jähzorn zum Opfer gefallen - geworfen und eilig das langärmelige graue Kapuzenshirt übergezogen hatte, schlüpfte er in die fingerlosen Handschuhe, auf deren schwarzen Stoff er vor kurzem einige grellpinke Sterne gestickt hatte und die ihm seither viel besser gefielen.

Dann überprüfte er aus reiner Routine, ob die unzähligen Buttons und Patches, auf denen meistens durgestrichene Smileys, blutende Herzen und auffällige Ausdrücke wie 'Slut' und 'Love kills' zu sehen waren, alle an ihrem Platz saßen - nämlich an der Vorderseite seines Oberteils und an seiner geflickten Jeans. Schließlich musterte er noch sein Gesicht, er sah blass aus, allerdings war das nichts Neues. Sein Augenbrauenpiercing, die fünf Ringe, die seine Ohren zierten, und sein Lippenpiercing glänzten matt im Licht der schiefen Zimmerlampe. "Immerhin seh ich nicht so verheult aus, wie ich befürchtet hab...", seufzte Brian mit einem scheelen Blick auf sein Äußeres und ging nun zu seiner Musikanlage hinüber.

Mit einem geübten Griff zog er ihr den Stecker heraus, stopfte diesen in eine Spalte zwischen Gerät und Wand und wandte sich zu seiner Zimmertür um. "Okay, Hauptsache raus hier!" Brian drehte lautlos den Schlüssel im Schloss herum. Lauschend drückte er die Klinke herunter und stieß endlich die Tür auf.

Waren seine Eltern etwa aus? Das wäre ja fast schon ZU schön...

Doch fast im selben Augenblick, in dem die ebenso wilde wie verzweifelte Hoffnung in ihm aufkeimte, sie könnten tatsächlich in die Stadt oder wohin auch immer gegangen sein, wurde er auch schon enttäuscht. "Brian? Bist du endlich aus deinem stinkenden Loch gekommen?", ertönte die Stimme des Vaters von unten und ließ Brian leise aufstöhnen.

Auch das noch! Mit hängenden Schultern schlich er zur Treppe, schlurfte diese hinab und wich an ihrem Fuß dem Mann mittleren Alters aus, der auf ihn wartete. "Wohin willst du?", fragte der Vater ihn mit seltsam verschleiertem Blick, während die kleine Schwester jetzt neugierig aus der Küche lugte.

"Willst du etwa schon wieder zu deinen bekifften kleinen Freunden, hä? Diesen perversen Arschfick-"

"Halt's Maul!", unterbrach Brian ihn wütend, seine Augen funkelten voll kaltem Zorn. Er spürte, wie sich eine unangenehme Hitze in seinem Bauch ausbreitete und ihn mit Wogen der Abneigung und des Hasses überschwemmte. "Ich geh einfach aus, okay? Und wir sind weder pervers noch sonstwas...", fügte er nuschelnd hinzu, wobei er sich unter der zupackenden Hand des Vaters wegduckte.

"Wie sprichst du mit deinem Vater?! Du undankbares kleines Mistbalg...!", schrie der Mann ausser sich und besprühte seinen Sohn dabei mit einem feinen Regen aus Spucke. Sein Gesicht war gerötet, der Atem roch nach Alkohol.

"Lass mich in Ruhe, alter Mann, du bist besoffen..." Wieder schlüpfte Brian aus der Reichweite des langen Armes und wich rückwärts zur Haustür zurück. Nun schaltete sich auch seine Schwester ein.

"Papa, lass meinen Bruder in Ruhe! Er hat doch garnichts gemacht...!", verlangte sie wütend, während sie auf den Flur trat und den gemeinsamen Vater wütend anfunkelte. "Du hast getrunken, obwohl Mama dich gebeten hat, es nicht zu tun.", fuhr sie dann vorwurfsvoll fort, womit sie Brian endgültig die Möglichkeit zur Flucht verschaffte.

Er warf ihr einen dankbaren Blick zu, dachte für sich 'Nina, du bist ein Engel!' und schlüpfte durch die Tür nach draußen. Endlich! Die kühle Luft, die ihn sogleich umspielte, war die reinste Wohltat. "Oh Mann, wie ich ihn hasse...", presste Brian hervor, während er sich eilig von dem Einfamilienhaus entfernte, das er noch immer sein Zuhause nennen musste.

Es war dämmrig, das letzte Licht der Sonne war nur noch am Horizont zu erahnen. Ohne bewusst auf seine Schritte zu achten, lief Brian weiter. Er wusste ohnehin, wohin ihn seine Füße bald führen würden - nämlich zu den einzigen fünf Leuten in der ganzen Stadt, die halbwegs so waren wie er. Juan und Emily, beide Gothics und mit 20 und 19 Jahren baldige Schulabgänger, waren ein Paar.

Außer ihnen gehörten noch Sullivan, Dave, Joe und er selbst zur Clique. Sullivan war 23 und der Älteste von Brians Freunden, er kiffte und trank gerne mal und hatte oftmals mehr als nur ein Eisen im Feuer. Wie man ihn einschätzen sollte, wusste keiner so genau. Er trug gerne schwarz, hatte sein langes blondes Haar stets zum Zopf gebunden und vergötterte seinen Ledermantel - dennoch beteuerte er, kein Gothic zu sein. Die anderen nahmen seine seltsamen Vorlieben hin ohne zu murren.

Dave war Brians bester Freund und ebenfalls 18. Sein Stil ging wie Brians eigener eher in Richtung Emo, konnte sich jedoch erstaunlich schnell verändern. Er hatte auffällig eisgraue Augen, war überzeugter Rock-Liebhaber und ständig unglücklich verliebt.

Und dann war da noch Joe, die - entgegengesetzt der Tatsache, dass man bei ihrem Namen annahm, sie müsse ein Junge sein - eindeutig ein Mädchen war, was man ihr jedoch des Öfteren nicht sehr deutlich ansah. Sie trug ihr Haar stets kurz, gefärbt und auffällig gestylt und liebte ausgefallene und zerrissene Kleider. Alles in allem war Brians Freundeskreis also ziemlich bunt.

Aber das störte ihn nicht im Geringsten. Je verschiedener und intellektueller sie waren, desto besser!

Brian hob den Blick und sah sich um. Wie er vorhin schon vermutet hatte, fand er sich tatsächlich in dem Armen-Viertel der Stadt wieder – das Gebiet, in dem es nur leerstehende und halbverfallene Häuser gab. Und welches gleichzeitig den Zufluchtsort für die kleine Clique darstellte.

Und als hätte er nur auf sein Stichwort gewartet, erscholl auch schon eine leicht heiser klingende Stimme hinter Brian, kaum dass dieser sich an einer Mülltonne zu seiner Rechten vorbei geschoben hatte.

„Ah, hey, Alter! Brian! Schön, dass du deinen Hintern auch mal wieder hierher bewegst…“

Aus dem Eingang eines besonders trist aussehenden Hauses trat ein blonder, hochgewachsener Mann, der in der einen Hand eine Zigarette hielt und mit der anderen lässig winkte. Brian grinste erfreut.

„Hey, Sully! Was geht ab?“, meinte er mit leicht schleppender Stimme, während er auf seinen Kumpel zu schlenderte. Dieser musterte ihn aufmerksam und unterzog ihn einer eingehenden Prüfung. „Siehst blasser aus als sonst… Hast du geheult?“ Brian zuckte zusammen, hob dann die Schultern und schüttelte den Kopf.

„Nee, alles okay. Vergiss es einfach…“ Er trat neben Sullivan durch die alte Tür. „Sind die anderen auch da?“, fragte er währenddessen und warf Sully einen kurzen Blick zu, den der Blonde mit einem Lächeln quittierte. „Klar, was denkst du denn? Mit dir sind wir jetzt endlich vollzählig.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Inan
2009-11-05T17:58:30+00:00 05.11.2009 18:58
Das ist toll <3
Du schreibst super, da kann man sich gut reinversetzen und so,
außerdem mag ich die story^^
Kannst du mir bescheidt sagen, wenn du das nächste kapi hocjlädst?
Kriegst auch n keks :P
Von:  Jacare
2007-10-23T18:20:27+00:00 23.10.2007 20:20
du schreibst toll,
Von: abgemeldet
2007-06-27T21:18:19+00:00 27.06.2007 23:18
Mann, du wirst von Script zu Script immer besser und genialer =)))) *knuff* *knuddel*
Kannst einfach wunderschön schreiben und zwar so, dass es weder über- noch unterfordert, d.h. dass die Infos über die Charas weder zu festgefahren sind, so dass kaum Platz für die eigene Fantasie bleibt, noch dass es zu sehr an ihnen mangelt. Man fühlt einfach mit Brian mit - wirklich genial *vor Freude erwürg*.
Ich hoffe, ich mache mir keine Feinde, wenn ich sage, dass das der beste Anfang aller Geschichten ist, den du je geschrieben hast.
Apropos Anfang: Bring wenigstens die Geschichte zu Ende!!!! Ich flehe dich an!!!!
Von:  Tharaia
2007-06-24T19:45:04+00:00 24.06.2007 21:45
Wow ^^
Ich mag deine Storys einfach. Darf ich dir sagen, dass du genial beschreiben kannst? Das ist nicht mehr lesen, das ist Film gucken... *träum*
Ich warte auf die Fortsetzung! Aber ich bin ja geduldig...
Von:  Die_Debby
2007-06-15T15:01:10+00:00 15.06.2007 17:01
Großes lob :3
find die storry total cool^^
musst unbedingt gaaaanz schnell weiterschreiben
*hibbelig werd*

Von:  HakuChibi
2007-06-05T19:57:53+00:00 05.06.2007 21:57
juhu!!!!!!!!!!!!!!
endlich geladen^^
*ganz doll liebhab*
find ja voll toll und süß von dir, dass du das echt für MICH geschrieben hast! sie gefällt mir und ich möchte, dass du so schnell wie möglich weiterschreibst. ich finde, du umschreibst die gefühle ja immer ganz toll...
*knuddlz*
hab dich ja ganz doll lieb und hoffe auf eine baldige fortsetzung...<3




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