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Schattenjagd

ehemals Kage no Kurayami
von

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Dämon

Gleich vorweg: dieses Kapitel ist eventuell etwas kurz geraten, gomen.
 

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mit dem nächsten Kapitel mindestens bis zur Hälfte fertig zu sein, bevor ich wieder eines hochlade- und da liegt der Hase im Pfeffer!

Denn weil ich in einem Anflug von entnervter Frustration das 4. Kapitel von vorne angefangen habe und auch schon wieder ein Monat rum ist und ich euch nicht länger warten lassen wollte *tief Luft holt* -hab ich meine Kapitel- Aufteilung einfach über den Haufen geschmissen und einen Kompromiss gebastelt, mit dem man hoffentlich leben kann!

Das nächste wird dann hoffentlich wieder etwas länger…
 

Trotzdem:

Viel Spaß!
 


 


 


 

3. Kapitel: Dämon
 


 


 

„Takeda Ishido-San?“

Der Jäger, der das kaum zur Ruhe gekommene Schiff in größter Eile verlassen hatte, bremste überrascht und erfreut ab. Vor ihm stand ein junger Mann, kaum 15 Jahre alt, der seiner Uniform und Rüstung nach zu urteilen zu einem Jäger- Clan gehörte und ihn offensichtlich erwartete.

„Hai, der bin ich. Ihr habt meine Nachricht erhalten?“

Der junge Mann verneigte sich höflich.

„Die Brieftaube erreichte unversehrt ihr Ziel und eure Nachricht wurde augenblicklich weitergeleitet. Man ist bereits dabei, euren Plan in die Tat umzusetzen. Der Dämon wurde aufgespürt und wir haben vor, ihn in eine Gegend abzudrängen, wo seine Sinne außer Kraft gesetzt werden. Eine große Gruppe erfahrener Jäger, eine Eliteeinheit von Samurai und eine Delegation mächtiger Mikos und Shingon- Mönche werden sich seiner annehmen.“

Der Jäger schloss die Hand zur Faust.

Dieser geballten Macht würde selbst ein Daiyoukai nichts entgegensetzen können. Zumal rechnete er damit, dass sie abgelenkt und völlig überrascht sein würde.

Arrogantes Ungeheuer!

„Sie haben sich nach meinen Vorschlägen gerichtet?“

Der andere verneigte sich knapp.

„Da Ihr bereits Kontakt mit dem Dämon hattet, schien es uns angebracht, Herr. Eure Warnungen vor dieser Kreatur waren ja sehr eindringlich.“ Die Miene des Jungen wurde hart. „Er wird Edo nicht lebend verlassen. Soweit es mir bekannt ist, hat es bereits begonnen. Wenn ihr dabei sein wollt, müsst ihr euch beeilen.“

Takeda setzte sich bereits wieder in Bewegung.

„Das möchte ich um nichts in der Welt…“

Die Schreckensschreie der Leute um ihn herum ließen ihn aufblicken.

„Bei allen Göttern…“ keuchte der Junge entsetzt.
 


 

~°~
 


 

Ein heftiger Windstoß ließ die Menschen zur Seite taumeln.

Der Anführer der Taijiya zuckte irritiert zurück, als ihn etwas Feuchtes, Warmes ins Gesicht traf. Unwillkürlich blickte er zur Seite- und sah aus nächster Nähe, wie der Kopf des Abtes zwischen dolchartigen Fängen zersplitterte wie eine Porzellanvase, er selbst von dem aus dem Halsstumpf sprühenden Blut bespritzt wurde. Der Körper blieb noch eine Sekunde aufrecht stehen und sackte dann schlaff zusammen.

Der Taijiya starrte wie gelähmt auf das pferdeartige Wesen, das den zermalmten Schädel des Abtes aus dem Maul fallen ließ und ihm das zu einer Raubtiergrimasse verzerrte Gesicht zuwandte. Blutiger Speichel glänzte auf den beinahe handlangen Fangzähnen, die Nüstern waren schlitzartig verengt, die Augen waren völlig schwarz, ohne Pupille, ohne Iris…

Das Nichts gähnte ihm entgegen.

Er schaffte es gerade einmal, den Griff seines Schwertes zu berühren, bevor ihn ein unwiderstehlicher Druck zurückwarf und meterweit davon schleuderte.

Der Aufprall war so heftig, dass er ihm die Luft aus den Lungen trieb und grellweiße Sternchen vor seinen Augen tanzten. Für einen Sekunde fühlte er sich, als ob ihm alle Knochen im Leib gebrochen wären. Instinktiv versuchte er, sich aufzurichten, sank aber mit einem Aufschrei zurück. Schwärze drohte ihn zu überrollen, doch er kämpfte die drohende Ohnmacht mit aller Kraft nieder. Was bei allen Göttern der Unterwelt geschah hier gerade? Was war das für ein Wesen? Der Abt, die Miko, seine Krieger… sie hatten doch schon beinahe gesiegt, woher…?

Der Anführer rang mit schierer Fassungslosigkeit und einer aufkommenden Panik.

Konzentriere dich…

Versuche, wieder Kontrolle über die Situation zu bekommen.

Versuche, Dich wieder unter Kontrolle zu bekommen…

Langsam öffnete er die Augen und blinzelte die Schleier vor seinem Sichtfeld fort.

Als er wieder klar sehen konnte, erblickte er als erstes den zerteilten Körper der obersten Miko, die mit offenen Augen in den Himmel starrte.

Sie war mit zwei Schwerthieben glatt in drei Stücke geschlagen worden.
 

Entsetzt fuhr er zurück, versuchte, von ihr weg zu kommen. Er spürte, wie sich der würgende Griff der Panik wieder um sein Herz krallte, als er sich gehetzt weiter umsah.

Er befand sich inmitten eines Trümmerfeldes. Die Druckwelle schien nicht nur ihn, sondern auch alle seine Männer, die Samurai und jeden der Geistlichen erfasst und in die Häuser des Viertels geworfen zu haben. Die leichten Holzhäuser hatten der Gewalt nicht standgehalten. Geborstene Balken, Überreste abgedeckter Dächer und zersplitterte Shoji- Wände lagen umher, bedeckten die Körper ihrer unglückseligen Bewohner und seiner Männer. Einige Leute waren nicht geflohen, sondern hatten sich in ihren Häusern versteckt. Er hörte das Jammern von Frauen und Kindern, das schmerzliche Stöhnen von Männern, SEINEN Männern.

Dann sah er den Youkai.
 

Er stand einfach da, zwei Kodachis locker in den krallenbewehrten Händen haltend, und ließ seinen Blick über die geschlagene Gruppe von Kämpfern wandern. Nur ein Pfeil hatte getroffen, stak in seinem Oberschenkel- der Youkai schenkte ihm keinerlei Beachtung. Das tierische Gesicht war starr, völlig emotionslos, während es die Einzelheiten der Zerstörung betrachtete wie einen seltenen Kunstgegenstand. Mit einer beiläufigen Bewegung wischte er die Klingen an der Kleidung eines Toten ab und hinterließ rote Spuren auf dem Stoff. Die Augen leuchteten immer noch in einem unheilvollen Weiß, doch nun schien sich der Youkai vollkommen unter Kontrolle zu haben.

Als sich der Anführer bewegte, wandte er ihm langsam den Kopf zu.
 

„Ich gratuliere, großer Jäger.“
 

Der Mensch schrak unwillkürlich zurück, als sich der eisige Blick der Youkai bis in seine Seele fraß.

Die Stimme war rauh, heiser- und klang völlig unbeteiligt, als ginge es sie gar nichts an, als wäre dies hier SEIN Werk…

Sie verspottete ihn!

Wut schoss durch seine Adern und verdrängte Schmerz und Erschöpfung. Mühsam raffte er sich auf, zog sich mit zitternden Beinen an einem Pfosten hoch und umfasste seinen Schwertgriff.

„Noch hast du uns nicht besiegt, Youkai!!“

Sie unterbrach den Blickkontakt und sah sich noch einmal um. Die Menschen, die noch am Leben waren, begannen sich langsam zu regen. Einige kämpften sich tatsächlich wieder hoch, griffen wieder nach den Resten ihrer Waffen. Die ehemaligen Bewohner der Hütten krochen ebenfalls unter den Trümmern ihrer Habe hervor, rafften ihre Kinder und Verletzten auf und versuchten, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Sie kamen bemitleidenswert langsam voran.
 

Sie blickte wieder zu dem vor Anstrengung und Wut zitternden Mann zurück.

„Empfindest du ``besiegt´´ gleichbedeutend mit ``tot´´?“

Als Antwort riss er die Klinge aus der Scheide.

„Solange noch Leben in mir ist, hat mich kein erbärmlicher Youkai besiegt.“ erwiderte er fest. Ihn überkam eine seltsame Ruhe, eine Art des Losgelöstseins, welches er noch nie zuvor erlebt hatte. Er würde kämpfend sterben. Die einzig richtige Art, in den Tod zu gehen.

Mit einem wilden Schrei ging er in Position, hörte, wie ihn die überlebenden Kämpfer hinter ihm aufnahmen, bereit, sich der letzten Attacke zu stellen.

Doch die Youkai vor ihm rührte sich immer noch nicht. Beinahe nachdenklich sah sie auf die vor Schmerz und Zorn keuchenden Männer, betrachtete jeden einzelnen von ihnen. Hinter ihr lauerte die graue Gestalt des Pferdedämons wie ein bösartiges Phantom, das halbgeöffnete Maul immer noch vor Blut triefend. Um ihn herum schien die Luft unter dem ausgestrahlten Youki in regelmäßigen Impulsen zu erbeben. Ein leichter Windhauch strich durch Haare, Kleidung und ließ die zerrissenen Fetzen der papiernen Türbespannungen knattern.

Für einen Augenblick stand die Zeit still.
 

„Wenn du es so wünschst…“

Mit einer gerade zu träge anmutenden Bewegung hob die Youkai die Kodachis auf Schulterhöhe empor.
 

Mit einem gellenden Kampfschrei warf sich der Anführer nach vorne, das Katana zu einem tödlichen Streich erhoben. Doch noch im Vorwärtsstürmen weiteten sich seine Augen in schierem Entsetzen.

Bei allen Kreisen der Hölle, was war DAS?
 

„…Dann soll es so geschehen.“
 

Die Youkai hatte die Klingen der Kurzschwerter flach übereinander gelegt, bis sie sich beinahe berührten. Nun begann die Luft zwischen den Schwertern zu flimmern, zu vibrieren. Die Vibration breitete sich aus, erfasste die Klingen selber und ließ deren Umrisse verschwimmen. Eine ungeheure Hitze ging von ihnen aus, die bereits die Gesichter der Jäger berührte und das wahre Potential dieser Energie ankündigte.

Über die Klingen hinweg bohrte sich der Blick der Youkai in die Augen des noch immer angreifenden Menschen.

Ein undeutbarer Ausdruck lag darin.

So unnötig…
 

Mit deutlicher Anstrengung riss sie die Schwerter seitlich auseinander.

Mit einem schrillen Kreischen explodierte die gewaltige Energie als eine sichelförmige Wand aus brodelnder Hitze.

Sie wälzte sich in rasender Geschwindigkeit vorwärts, erfasste die Jäger und ließ sie augenblicklich aufflammen und zu Asche zerfallen.

Sie wuchs weiter, überrollte die Trümmer der Häuser und die Leichen von Jägern, Samurai und Geistlichen, verwandelte sie in Sekundenbruchteilen in glimmende Haufen schwarzen Staubs. Keine Feuerwalze, keine sichtbare Glut, nur eine Front flirrender, wabernder Schatten, beinahe unsichtbar- bis sie auf einen Gegenstand traf und ihn verglühen ließ wie Papier auf einer Feuerstelle.

Sie erstickte die Schreie der Menschen, leckte nach den um ihr Leben rennenden Flüchtlingen, entzündete Haare und Kleidung, türmte sich zu einer haushohen Mauer auf - um schließlich lautlos in sich zusammen zu sinken.

Zischend flossen die letzten Ausläufer über den Boden, entzündeten weitere Häuser und Fuhrwerke um dann letztlich mit einem leisen Heulen zu verebben.

In Flammen stehende Menschen warfen sich augenblicklich zu Boden, wälzten sich im Schlamm und erstickten das Feuer an ihren Körpern, hasteten ungeachtet ihrer Schmerzen weiter. Hinter ihnen schlugen immer höhere Flammen aus den noch von den Ausläufern erfassten Häusern, sie griffen erst langsam, dann immer schneller um sich.
 


 

Shahi ließ die Schwerter sinken.

Vor ihr erstreckte sich eine Schneise der völligen Zerstörung. Die Attacke hatte alles, was auf ihrem Weg lag, einfach eingeebnet. Verzogene, metallische Überreste von Schwertern und Lanzen ragten aus dem Staub, vereinzelte Knochen, Überbleibsel der Rüstungen der Jäger. Noch glimmende Reste massiver Balken. Sonst nichts. Die dröhnende Stille um sie herum wurde durch das immer lauter werdende Prasseln der Flammen durchbrochen.

Es roch nach brennendem Holz und Fleisch.

Es reizte sogar ihre bereits völlig betäubte Nase.

Sie spürte eine Bewegung und lehnte sich dankbar an den grauen Körper hinter ihr. Wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre… Sie sah unwillig zu dem Pfeil hinunter, der sich fast durch ihren gesamten Oberschenkel gebohrt hatte. Statt Schmerz fühlte sie nur einen dumpfen Druck, als steckte ihr Bein zwischen zwei gewaltigen Klammern fest. Doch der feine Dampf, der von der Wunde aufstieg verhieß nichts Gutes. Wenn sie nicht in derselben Sekunde, in dem der Bann gebrochen war, senkrecht nach oben gesprungen wäre, hätten die Pfeile der Priesterinnen vielleicht ihr Ende bedeutet. Sie hatte sich nach einer Möglichkeit gesehnt, ihre überschüssige Energie los zu werden? Fast wäre es zum Lachen gewesen…

Sie blickte zu den brennenden Häusern. Das Feuer breitete sich in den eng bebauten Gassen schnell aus, fand in den fast ausschließlich aus Papier und Holz gebauten Gebäuden nur zu gute Nahrung. Sie hörte, wie mit einem Gong Alarm geschlagen wurde und die Leute hastig mit den Löscharbeiten begannen

Der Nachhall des Zusammenpralles von heller und dunkler Energie lag wie ein immer wieder erklingendes Echo in der Luft.

Was an Jägern und Geistlichen noch am Leben war, hatte sich mit absoluter Sicherheit schon auf den Weg hierher gemacht.

Shahi stand reglos da, sah den Flammen zu, wie sie weiter um sich griffen und das Eta- Viertel in Rauch und Asche verwandelten. Erstickender Qualm sank zu Boden und umhüllte sie und das Pferde- Wesen.

Glühende Stücke von Holz und anderen Dingen begannen, aus den Rauchwolken herab zu regnen.

Zeit zu verschwinden.

Doch eines gab es noch…
 

Sie wartete.
 

Takeda hetzte rücksichtslos durch die sich ihm entgegendrängenden Menschenmengen. Vor ihm färbte sich der Himmel schwarz und rot, dicke Rauchwolken stiegen auf. Die dämonische Aura war wie ein Leuchtsignal aufgeflammt und dann wieder erloschen. Hatten sie es geschafft? Hatten sie den Youkai besiegen können? War das Feuer vielleicht nur durch die Auswirkungen des Kampfes entstanden?

Ja, das war es sicherlich. Das MUSSTE einfach der Grund sein.

Die Alternative verdrängte er wild entschlossen.

Der Dämon war tot, und das Feuer würde man auch wieder löschen können, wie man es immer tat…

Er ignorierte die warnende Stimme in seinem Bauch.

Und auch die andere, mächtige Aura, die deutlich spürbar pulsierte, nicht ansatzweise verborgen wurde.

„Gleich dort hinter der Gasse…“ keuchte der Junge atemlos, er hatte dem Tempo des Älteren kaum folgen können.

Als sie um die Ecke bogen, verwurzelten sie im Boden.
 

Fassungslos und starr vor Entsetzen standen sie vor dem Inferno.

Der Junge würgte, als ihm der Gestank in die Lunge drang, unfähig, dem Schock stand zu halten.

Das konnte niemand überlebt haben.

Takeda rang nach Luft.

„Oh, ihr Götter…NEIN!“

Der Junge neben ihm begann am ganzen Körper zu zittern.

„Mein Clan, mein Vater- was ist geschehen? Herr, ihr sagtet…“

Er begann zu schluchzen.
 

Takeda stolperte vorwärts. Er war wie betäubt, erstarrt.

Das konnte, durfte nicht wahr sein.

Irgendwo in dieser Hölle musste der Körper des Dämons zu finden sein.

Musste.

Das durfte er einfach nicht überlebt haben…
 

„Taijiya…“
 

Takeda fuhr herum. NEIN! Schrie er innerlich, brachte aber keinen Ton über die Lippen. Er spürte, wie sein Herzschlag aussetzte.

Direkt vor ihm schälten sich die Umrisse einer Gestalt aus dem Qualm.
 

Ihre Augen waren weiß, nur noch ein schmaler, irisierend- grüner Rand um die Augäpfel sprühte kaltes Feuer. Sie trug noch immer die Kleidung vom Schiff, auch wenn sie jetzt zerfetzt und von Blut und Schmutz verfärbt war. Langsam kam sie auf ihn zu, mit lautlosen, geschmeidigen Schritten, unbeeindruckt von den zahlreichen Verwundungen und dem Pfeil in ihrem Bein. Ohne Eile kam sie näher, ihn mit ihren Augen fixierend.

Er war außerstande, den Blick abzuwenden.

Er wusste nicht, was er eigentlich erwartet hatte, wenn er sie in ihrer wahren Gestalt sehen würde, verzerrte Gesichtszüge, ein riesenhaftes Tier vielleicht - ein noch funktionierender Teil seines Verstandes analysierte nüchtern, was für einer Art Dämon er sich gegenüber fand.

Er starrte in das Gesicht einer Raubkatze, das nichts mehr Menschliches an sich hatte. Schwarzes, seidiges Fell überzog ihren Körper. Ein langer, muskulöser Schwanz ragte unter dem wehenden Umhang hervor. An den Fingern blitzten dünne, sichelförmige Krallen auf. Bei einem japanischen Youkai wäre er nun von einem eher schwächeren Exemplar, vielleicht sogar nur von einem Hanyou ausgegangen- doch die entfaltete Kraft schloss dies völlig aus. Nur ein mächtiger, vollwertiger Dämon konnte derartige Verwüstungen anrichten, sich gegen so viel heilige Kraft behaupten. Was war sie? Welche Bestie hatte er da entfesselt?

Das konnte, das durfte nicht geschehen sein, das war unmöglich…

Ein Tier auf zwei Beinen, nichts weiter ist sie, eine elende Katze, die man mit einem guten Lanzenwurf erledigt und deren Fell man zur Verzierung seiner Rüstung nimmt…

Hinter ihr riss der Vorhang aus Rauch auf und enthüllte das ganze Grauen.

Takeda verspürte ein Brennen in der Brust, als ob es ihn jeden Augenblick zerreißen würde. Rissige, aufgesprungene Erde, als hätte dieser Boden noch niemals die Berührung von Wasser erfahren. Staub wirbelte hoch, vermischte sich mit dem beißenden Rauch der Feuer. Aus einem der Aschehügel ragte ein verkohlter Oberschenkelknochen empor- wie die Überreste der Barbaren in Nagasaki.

Er sank in die Knie, ohne es wirklich zu bemerken. Sie waren tot. Sie waren auf seine Nachricht hin losgezogen, hatten nach seinem Plan gehandelt…

Mit einem Ächzen sackte er vornüber, fiel auf alle Viere.
 

Die Youkai war unmittelbar vor ihm stehen geblieben und sah auf ihn herunter. Er starrte an ihr vorbei, mit leerem Blick auf die vernichteten Menschen gerichtet. Sie roch die Tränen, die ihm über das Gesicht strömten.

Ihre Witterung, so süß, alle anderen Gerüche überdeckend, wie Balsam in ihrer geschundenen Lunge…

Er registrierte verschwommen, wie sie sich neben ihm in die Hocke niederließ, neugierig den Kopf schief legte. Etwas wie ein feines Lächeln umspielte die animalischen Züge, als sie sich vorbeugte und ihm zärtlich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Takeda schauderte, als er das weiche, glatte Fell an seiner Wange spürte. Seine Glieder waren wie gelähmt, völlig kraftlos. Seine Hand lag dicht neben seinem Dolch, nur eine kleine Bewegung, und er könnte sich den Kopf dieses Monsters holen, ihren Kadaver über den Gräbern ihrer Opfer verbrennen. Nur eine kleine Bewegung…

Sein Körper, seine Seele waren so starr und gefroren wie ein Teich im Winter.

Er keuchte, vor Wut, Schmerz und Verzweiflung.

Ihre Kralle strich über seine Stirn, seine Schläfe, zart wie eine Feder, als sie sich noch weiter zu ihm beugte und ihren Mund dich neben sein Ohr brachte. Ihre Stimme war so warm und weich wie ein milder Windhauch im Frühling.
 

„Ihr habt versagt, Taijiya…“ flüsterte sie.
 

Es traf ihn mit grausamer Wucht mitten ins Herz.

Er war unfähig zu schreien, zu kämpfen, irgendetwas zu tun… er konnte nur reglos verharren, diesem Untier in die Augen starren und hassen, hassen…

Sie wich langsam zurück und erhob sich mit einer fließend- anmutigen Bewegung. Wortlos trat sie zu den Überresten des Taijiya- Anführers und zog die verschmorten Reste eines Wakizashi aus der Asche. Als sie es von der verkohlten Scheide befreite, schimmerte die Schneide noch immer im Schein des Feuers. Mit einer beiläufigen Bewegung warf sie es Takeda vor die Füße.
 

Er hob langsam den Kopf, starrte die verächtlich funkelnden weiß- grünen Augen. Sein Unterkiefer zitterte. Was sollte das? Was wollte sie noch von ihm?

Noch immer lag dieses leichte, feine Lächeln auf ihrem Gesicht, doch ihr lodernder Blick schien ihn zu versengen, als sie ihn ein letztes Mal musterte.
 

„Du bist es noch nicht einmal wert, dass man dich tötet.“
 

Immer noch auf den Knien liegend, das Kurzschwert vor sich, starrte er ihr nach, wie sie im Rauch verschwand.

Versagt…
 

Die Klinge glänzte verlockend.
 


 


 


 

~°~



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Teilchenzoo
2010-12-13T11:51:11+00:00 13.12.2010 12:51
Aaah^^. Das Höllenpferd. Und es ist etwa so angriffslustig und rücksichtslos, wie ich es mir vorgestellt habe^^.

Takeda wird sich jetzt umbringen, oder? Diese Szene mit Panther und Jäger hast du ja auch gezeichnet und gemeint, der freundliche Eindruck täusche.

Arme oberste Miko. Irgendwie mochte ich diese absolut unbedeutende Nebenperson.

Wieso musste man sich der Dämonin eigentlich in der Stadt stellen und hat vorher nicht das Gebiet evakuiert? Das ist doch ... dumm. Überheblich. Stelle einem Daiyoukai eine Übermacht entgegen, die ihn tötet, und er legt trotzdem noch alles in Schutt und Asche.

Lg neko
Von:  astala7
2007-11-14T15:51:42+00:00 14.11.2007 16:51
Jaah, das war wirklich großartig! Du kriegt super kampfszenen hin, wie machst du das bloß?
Nun, ich frage mich langsam wann ein paar Personen auftauchen, die wir hier kennen.
Ich kann mir Shahi schwerlich vorstellen, wie sie auf zwei Beinen äuf und dennoch die Hestalt einer Katze hat. Vorher hat sie ja auch so spöttisch über die Pantherdämonen gesprochen, dabei ist sie doch selbst nicht viel anders.
Das Shahi diese massenvernichtungswaffe nicht früher eingesetzt hat verwundert mich etwas. Und an dem Dämonenjäger scheint sie ja auch einen Narren gefressen zu haben.^^ (Nee, sie hat ihn ja net aufgefressen...)
Von:  Thuja
2007-10-21T00:20:00+00:00 21.10.2007 02:20
"Gänsehaut hab"
"Biber"
Die Beschreibungen waren ja echt total detaliert. Als hättest du das selber mt erlebt, dieses grausame Gemetzel.
Echt, das war schon furchteinflößend. Ich hatte schon richtig Mitleid mit den ganzen Mensch. Soviele gestorben. Anderseits hätten sie die Dämonin nicht angegriffen....
trotzdem bewundere ich, wie wunderbar du das beschrieben hast. So blutig. (nicht das ich jetzt blutig wunderbar find, eh hier noch ne falsche Meinung über mich entsteht, aber es war ja nunmal passend zur Szene.) Und dann noch dieses Dämonenpferd. Du hast es echt drauf die Stimmung rüber zu bringen.
Und die Gefühle ebenso, wenn ich daran denke, wie de Däkonenjäger reagiert hat, als er am Ort des Grauens eintraf

cu
Von:  MorgainePendragon
2007-08-30T20:59:09+00:00 30.08.2007 22:59
Fantastisch...
Dieses Pferdewesen, das du beschreibst, ist doch das, was du so gekonnt auch zeichnerisch in Szene setzen kannst, gell? Atemberaubend. Man hat es so direkt vor Augen.
Du bringst Shahis Gefährlich- und Geschmeidigkeit gekonnt mit Worten zum Ausdruck, verbindest bei ihr Grazie und Grausamkeit. Das ist faszinierend. Ich könnte genauso wenig wegsehen wie der arme Takeda...
Und die unsichbare Energie, die du beschreibst... Einfach toll gelungen! Ich weiß wie schwer das ist, so etwas in Worte zu kleiden.^^ Aber es klingt gewaltig.
Weiter so! Bin immer noch gespannt^^.
Dann werd ich mich in nächster Zeit auch mal mit Kibas Story beschäftigen! Hab viel aufzuholen!^^
Von:  Schalmali
2007-07-30T09:15:37+00:00 30.07.2007 11:15
Für mich weiterin an manchen Stellen etwas chaotisch zu lesen aber kann auch sein das es nur an mir liegt und wenn sind es auch nur kleine kurze Stellen undauch nicht häufig vorkommend, sondern im Gegenteil. Du metztelst ja hier ganz schön rum. Wäre aber eigentlich fair gewesen auch den Jäger zu killen wenn er schon den Plan gehabt hatte aber naja... jedem das seine xD
Von:  Hrafna
2007-07-29T18:39:52+00:00 29.07.2007 20:39
Hey du!
Ja, wie war das mit der mentalen Standhaftigkeit? ^-^
Ich versteh dich, und als Leser bin ich natürlich sehr froh, dass du dich für diese Variante entschieden, und das dritte Kapitel hochgeladen hast.

Ich finde den Kapiteltitel unheimlich passend.
Kurz und knackig, und im vollsten Sinne des Kapitels.
Was ich mir danach als erstes dachte: heftig.
Shahi und ihre nettes Haustierchen sind nicht unbedingt umgängliche Vertreter ihrer Rasse - allerdings, was soll ein Dämon machen, wenn er sein Leben bedroht sieht?

*seufz*
Zumindest lebt unser Dämonenjäger noch und hat jetzt auch einen Namen.
Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass die beiden sich unter besseren Umständen noch einmal begegnen und reinen Tisch machen.
Trotzdem interessant.
(bin dagegen, dass sich der Kerl umbringt, das wär feige)

Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Bless,
Hrafna
Von:  chaska
2007-07-29T17:55:09+00:00 29.07.2007 19:55
Bei diesen Beschreibungen jagt es einem einen Schauder nach dem anderen über den Rücken. Mit jedem Wort zeichnet sich das Bild deutlicher vollständiger vor dem inneren Auge ab.
Es hat sich ja schon im vorherigen Kapitel abgezeichnet. Doch dieser Plan des Dämonenjägers hat eine wahre Hölle entfesselt. Nicht im entferntesten hat er geahnt, was für eine mächtige Bestie er da mit einem Angriff befreit. Es war der Wahnsinn so etwas in der Stadt zu versuchen. Die Überheblichkeit und Arroganz der Priesterschaft hat viele Opfer gekostet, die vermeidbar gewesen wären.
Ob der Jäger wirklich aufgibt? Ich bin schon auf das nächste Kapitel sehr gespannt.
Liebe Grüße
chaska
Von: abgemeldet
2007-07-29T17:39:56+00:00 29.07.2007 19:39
ha, ich wusste es...
also nur, dass ihr Pferd (oder was auch immer das für ein Wesen ist) kommen würde, nicht, dass das in einem solchen... Massaker enden würde... und Takeda? begeht der jetzt Seppuku, oder sinnt er auf Rache?
schreib schnell weiter, ja?

lg
arkansaw

カリナ
Von:  Solea
2007-07-29T17:14:43+00:00 29.07.2007 19:14
Erst mal vielen Dank für die Benachrichtung! ^^
Zum Kapitel: Wow kann ich da nur sagen! Das war vielleicht ein Kampf. Zum Teil tun mir die ganzen Priester, Mikos und Jäger ganz schön leid. Aber es war ja klar, dass Shahi sich nicht so einfach besiegen lässt. Sie muss sehr stark sein. Ein Glück das ihr dieses Pferd zur Hilfe gekommen ist, sonst sähe sie aber trotzdem ganz schön alt aus. Ich nehme mal an das Pferd ist dieser Freund den sie eigentlich abholen wollte, oder?

Auf jeden Fall war das wieder ein sehr spannendes und toll geschriebenes Kapitel! Ich bin schon sehr gespannt was du noch alles so geplant hast.

Gruß Solea


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