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Cas - Die Geschichte eines Irken

...der aus dem Kollektiv ausgegliedert wurde
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Lange Zeit ließ ich mich in meinem Gedankenstrom treiben und als ich die Augen aufschlug, war ich entschlossener denn je. Ich werde diesen verdammten Planeten verlassen. Es wird zwar nicht leicht, aber es ist nicht unmöglich, ein Schiff zu besorgen, in dem man den Fängen des Imperiums entkommt! Ich werde jede mir zur Verfügung stehende Information dazu nutzen, von hier weg zu kommen. Vorher muss ich allerdings wieder voll leistungsfähig werden und dazu muss ich mich um Khan kümmern.

Vorsichtig betastete ich meinen Rücken und stellte fest, dass die Wunde sich vollständig geschlossen hatte. Ruckartig setzte ich mich auf- und zuckte zusammen. Der Heilungsprozess war noch lange nicht abgeschlossen, was sehr ungewohnt für mich war. Verletzungen optimal mit dem Pak verbundener Irken heilten extrem schnell, doch durch meine widernatürliche Lebensweise bestrafte er mich mit verminderten Vorzügen. Nichtsdestotrotz war ich noch immer anderen Kreaturen überlegen.

Ich sprang von meinem Lager herunter, landete mit angewinkelten Knien und sah mich schnell, mit schmalen Augen um, kampfbereit, ganz so, wie sie es uns in der Akademie eingebläut hatten. Erst da bemerkte ich den leicht perplexen Blick von Segg und grinste. Dann schlug meine Stimmung wieder in Wachsamkeit um. „Ist Khan noch nicht zurück?“

Segg schüttelte mit wütender Miene den Kopf. „Ich hätte auf dich hören sollen.“

Dieses Eingeständnis beunruhigte mich. „Wie lang ist er schon weg?“

Seggs Flügel zuckten unruhig. „Drei Tage.“

Ich explodierte beinahe. „Drei Tage?! Bist du wahnsinnig?! Du weißt doch, wie leicht Khan in Schwierigkeiten gerät! Und du weißt nicht einmal, wo er ist?!“

Segg wartete, bis ich wieder etwas ruhiger atmete und sah mir eindringlich in die Augen. „Ich glaube zu wissen, wo er ist. Er hat so lange auf mich eingeredet, bis ich ihn gehen ließ. Ich habe ihn noch nicht gesucht, weil ich dich für nützlicher halte als diese seltsame Kreatur, selbst mit deinem Status als wandelnde Zielscheibe.“

Ich knurrte nur. Ich wollte nicht, dass Khan starb, weil ich wusste, dass mein Gesundheitszustand noch immer nicht gerade berauschend war und weder Segg noch ich medizinisch besonders begabt waren. Außerdem interessierten mich seine Geschichten.

„Dann können wir ja los.“

Segg, der bisher damit beschäftigt gewesen war, seine Klinge zu schärfen, drehte ruckartig den Kopf in seine Richtung. „Nein! In diesem Zustand bist du eher ein Hindernis als eine Hilfe!“

Meine Augen wurden schmal. „Ich komme mit. Noch länger werde ich nicht hier bleiben. Ich habe genug. Wenn ich dir zur Last fallen sollte, kannst du dein Ding allein durchziehen und brauchst keine Rücksicht auf mich zu nehmen. Aber du könntest mich brauchen. Wenn es zu einem Kampf kommt, und das ist bei Khans Glück bestimmt der Fall, brauchst du Rückendeckung. Ich komme mit.“

Khan knurrte. „Das ist zwar Irrsinn, aber von mir aus, wenn du dich unbedingt zerfetzen lassen willst, dann komm halt mit.“ Er zuckte mit den Flügeln und drehte sich um.

„Warte.“ Ich ging auf die dem Ausgang gegenüber liegende Wand zu, während Segg genervt stehen blieb.

„Ich bin nicht lebensmüde genug, mich ohne Tarnung hinaus zu begeben.“ Ich nahm die glatt polierte Metallplatte, die in einer Ecke des Raumes lag und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Haut war grün. Zu grün. Ich nahm eine Schale mit braunem Pulver und rieb mein Gesicht sorgfältig damit ein, während Segg unruhig umherlief. Ich band ein Tuch aus sotadgewebe um meinen Kopf und zog es bis unter meine Augen, sodass es die untere Gesichtshälfte verdeckte. Dann setzte ich eine Kopfbedeckung aus dem selben Material auf, die ich selbst hergestellt hatte, in mühevoller Arbeit, weil ich mich ständig zusammenreißen musste, diese für einen Irken unwürdige Arbeit zu verrichten. Letztendlich klopfte ich die letzten Dreckklumpen von meinen Stiefeln, richtete mich auf und wandte mich Segg zu.

„Fertig, Schönheitskönigin?“

Ich knurrte nur und ging aus dem Ausgang.

Als wir aus dem Loch in der Fassade stiegen, hatte ich eine unangenehme Begegnung mit der Sonne. Ich kniff die Augen zusammen und hob die Hand, um sie aus meinem Sichtfeld zu befördern. Segg trat hinter mir ans Licht und ging sogleich nach links. das beruhigte mich. Wäre er nach rechts gegangen, hätte der Weg zur Hauptstraße geführt.

Ich lief hinter ihm her, über die verzweigte Oberflächenstruktur von Leta, stundenlang. Aber mein Pak ließ mich keine Erschöpfung spüren und ließ mich in einen ausdauernden Trab übergehen, sodass ich fast überrascht war, als Segg plötzlich stehen blieb. „Wir müssen auf die Hauptstraße.“

Ich zuckte leicht zusammen, knirschte mit dem Zähnen und ging voraus.

Die Straße war wie immer sehr belebt und noch etwas lauter als in anderen Abschnitten, denn hier waren die meisten Lebensmittelhändler und alle feilschten, priesen ihre Waren an und versuchten, sich gegenseitig zu betrügen. Der perfekte Ort, um in Schwierigkeiten zu geraten.

„Und wo sollen wir jetzt nach Khan suchen?“, brüllte ich gegen die Menge an, konnte mich jedoch selbst kaum hören. Segg deutete zur Antwort auf ein schmieriges Inhaliergeschäft, in dem man alle nur denkbaren Aromen und Rauschmittel konsumieren konnte. Für viele ein Suchtmittel, für andere Luxus oder notwendige Nahrungsaufnahme.

Sieht nach einem heiteren Plausch unter Verstoßenen aus..., dachte ich, während wir uns durch die Menge darauf zu wühlten. Ohne ein Zeichen trennten wir uns, sodass sich Segg durch den einen, ich durch den anderen Eingang Zugang verschaffte. Wenn zwei Wesen, die nicht derselben Art angehörten, sich zusammen sehen ließen, gerieten diese eher in die Gefahr, Aufmerksamkeit zu erhalten, und diese konnten wir gar nicht gebrauchen.

Drinnen war es dunkel und die Luft war so durchtränkt von Geruchsstoffen, dass einem buchstäblich der Atem wegblieb, wenn man hinein kam. An einem Tresen konnte man Dnetwotie ausleihen, kleine, sechsgliedrige Wesen ohne erkennbaren Kopf, dafür aber zwei langen Schwänzen. Sie ernährten sich von Gerüchen. Da ihre Jagdtechnik in ihrem normalen Lebensraum darin bestand, den Gegner mit den Schwänzen zu umklammern und erdrosseln, während sie mit ihrem Schlund den Atem desselben mit dem an ihren Nestern inhaliertem, giftigen Gas austauschten, hatte man ihnen zum Schutz der Kunden die tödlichen Gliedmaßen amputiert und das Gas duch verschiedene andere Mittel ersetzt. Schließlich sollten die Kunden ihr Geld noch möglichst häufig dort lassen. Auf diese Weise konnte man sich an diesem Ort höchst effektiv berauschen oder, je nach Gattung, den Magen vollschlagen. Ich hatte Mühe, ob der primitiven Begierde der Abhängigen nicht das Gesicht zu verziehen.

Das durschschnittliche Auge konnte nicht viel von den Kreaturen, die hier verkehrten, erkennen, was sicher auch ganz in ihrem Interesse (und dem des Betrachters) lag. Ich widerstand dem Drang, meine okkularen Implantate einzusetzen und erspähte nach angestengtem Starren einen Masri. Als Segg wie beiläufig zu mir hinüber sah, nickte ich mit dem Kopf in dessen Richtung. Er schlenderte in die angegebene Richtung. Masri waren äußerst nützliche und für letalianische Verhältnisse beliebte Wesen, da sie die meiste Zeit nur still dasaßen und ihr Umfeld observierten. Sie verfügten über ein phänomenales Gedächtnis, wenn man einen fragen würde, welches Aroma ein ormischer Stinkwurm vor dreizehn Monaten gegen Mittag bestellt hat, so wird man nicht nur diese Auskunft erhalten, sondern auch erfahren, dass besagter Wurm mit leicht pnaifischem Akzent sprach, ein Hohlkreuz hatte und das eine Auge etwas dunkler war als die anderen.

Wenn Khan hier gewesen war, würden wir es von ihm erfahren.



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