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Ride the Rockers 4 - Love Education

3. Sequel zu Ride the Rockers; direkte Fortsetzung zu Sex Education. Man sollte Sex Education dazu unbedingt gelesen haben ^^ adult in späteren Kapiteln
von

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Titel: Ride the Rockers - Love Education
 

Teil: 7/10
 

Autorin: Raphaèl Asdrai
 

Rating: MA (kommt aufs Kapitel drauf an)
 

Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei
 

Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere)
 

Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes*
 

Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht
 

************************************
 

Kapitel 7
 

Eine seltsame Stimmung lag in der Luft, als Aoi am nächsten Morgen das Hauptgebäude der PS Company betrat. Beinahe sofort, als er die Tür des Probenraumes öffnete, spürte er, wie sich Rukis durchdringender Blick auf ihn richtete, und auch wenn dieser versuchte, sich unauffällig zu verhalten, konnte Aoi beinahe körperlich fühlen, was der andere dachte. Ruki hatte die äußerst unpraktische Eigenschaft, sich auch dann noch an Dinge zu erinnern, wenn er sie im größten Suff erlebt hatte, so dass der vergangene Abend sicher alles andere als aus seinem Gedächtnis verschwunden war.
 

Doch Aoi wollte nichts erklären. Froh darüber, dass die Anwesenheit von Reita, der an den Mechaniken seines Basses herumschraubte, und Uruha, dessen Finger lautlos über die Saiten seiner E-Gitarre glitten, den Sänger zurückhielt, stellte er seinen Rucksack und seine Gitarrentasche auf dem Boden ab und grüßte kurz, bevor er sich ein Bündel Kabel schnappte und damit hinter seinem Verstärker verschwand.
 

Im Schutz des großen schwarzen Kastens schloss er für einen Moment die Augen und seufzte tief durch. Hätte er doch bloß das kleine rote Licht an seinem Anrufbeantworter ignoriert, als er in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen war. Doch es hatte ihn so mahnend angelacht, und da er wusste, dass nur eine Handvoll Personen diese Nummer kannten, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil seine Vorgesetzten waren, und seine Freunde eher sein Handy anwählen würden, hatte er schließlich nachgegeben, nur um zu hören, dass für den nächsten Tag kurzfristig eine Session angesetzt worden war, um einige Stellen der neuen Lieder zu überarbeiten.
 

Wie gerne hätte er sich einfach für den Rest der Woche und am besten auch für die folgenden Monate in seinem Zimmer vergraben. Nachdem Kai ihn vor seiner Wohnung abgesetzt hatte, war er wie betäubt unter die Dusche gestolpert und danach ins Bett gefallen, doch schlafen können hatte er nicht. Seine Gedanken kreisten nur um das, was sie getan hatten. Schweiß, Hände, Haut und der brennende Geschmack von Kais Lippen auf den seinen, bevor alles in einem Strudel aus Verzweiflung, Lust und Wut verschwunden war.
 

Ja, Wut. Aoi war nicht klar gewesen, wie viel Wut sich in den letzten Stunden in ihm angestaut hatte. Wut auf Uruha, dass er auch nach ihrem Kuss im Club nicht begriffen hatte, was er für Aoi bedeutete; Wut auf sich selbst, dass er noch immer an dem Gitarristen hing, obwohl er ihn so schlecht behandelte, und nicht zuletzt Wut auf Kai. Doch nicht dafür, dass er ihn hintergangen und über seine wahren Motive im Unklaren gelassen hatte. Es überraschte Aoi selbst, wie egal es ihm war, dass Kais Idee, sich als Pärchen auszugeben, alles andere als der selbstlose Akt eines guten Freundes gewesen war.
 

Nein, er war wütend auf ihn, dass er die Gelegenheit, die sich ihm in der letzten Nacht geboten hatte, einfach hatte verstreichen lassen. Er war beinahe wie immer gewesen, nachdem er Aoi schließlich aus seiner Umarmung entlassen hatte. Er war freundlich gewesen, zuvorkommend, doch Aoi hatte deutlich gemerkt, wie schwer es dem Drummer gefallen war, ihm in die Augen zu sehen. Es war, als hätte er sich mit aller Kraft dazu zwingen wollen, nicht schon wieder die Kontrolle über sich zu verlieren und etwas Dummes zu tun. Doch obwohl es im ersten Moment so gewirkt hatte, als würde er bereuen, dass er sich so hatte gehen lassen, war Aoi die Sehnsucht in seinen heimlichen Blicken, als sie schweigend nach Hause gefahren waren, nicht entgangen.
 

Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Kai ihn einfach an sich gerissen und verlangt hätte, Uruha für ihn zu vergessen. Vermutlich hätte er es in diesem Moment mit Leib und Seele geschworen, doch der andere hatte die Gelegenheit nicht genutzt. Und dafür war Aoi wütender auf ihn, als er je auf Uruha und sich selbst hätte sein können.
 

"Kommst du noch mal hinter dem Teil vor?", holte ihn mit einem Mal Reitas Stimme aus seinen Gedanken hervor, und als er erschrocken aufblickte, sah er das Gesicht des Bassisten vor sich, der ihn skeptisch musterte. Und erst da wurde Aoi klar, dass er die letzten Minuten bewegungslos hinter seinem Verstärker gehockt und die Kabel noch nicht einmal bewegt hatte.
 

"Ähm ...", murmelte er ertappt und spürte die Hitze in sein Gesicht steigen, doch Reita grinste nur und tätschelte ihm verständnisvoll die Schulter.
 

"Was denkst du, wie schwer ich heute aus dem Bett gekommen bin", meinte er schmunzelnd und fuhr sich durch die ungestylten blonden Haare. "Ich wäre in der U-Bahn beinahe eingeschlafen und hab noch nicht mal gemerkt, dass mich irgendein alter Sack betatscht hat. Ich dachte, es wäre Ruki und hab gesagt, wenn er mir schon einen runterholen will, soll er mir wenigstens einen blasen!"
 

Er lachte unterdrückt, als Aoi schockiert die Augen aufriss und der Sänger etwas brummte, das sich verdächtig nach ›Ich bringe den Perversen um!‹ anhörte.
 

"Ich bin eben begehrt!", witzelte Reita mit einem selbstgefälligen Grinsen, als er sich umdrehte, und piekte Ruki, der mit einem Beutelchen Plektren spielte, mit der Fingerspitze in die Seite, bevor er die Flucht ergriff und hinter Kais Drumset verschwand, das verwaist an der anderen Seite des Raumes stand.
 

"Ihr seid solche Kinder!", meldete sich Uruha zum ersten Mal an diesem Tag zu Wort und sah von seiner Gitarre auf, als ihn ein Plektrum am Kopf traf und in seiner Frisur stecken blieb. Reita hielt sich den Bauch vor Lachen, während Ruki ein weiteres Plättchen in Richtung des Brünetten schnippte, jedoch weitaus ungeschickter als beim letzten Versuch, so dass der andere noch nicht einmal ausweichen musste. Sein mahnender Blick reichte vollkommen, um das Grinsen aus dem Gesicht des Sängers zu treiben, der das Beutelchen seufzend sinken ließ und die Augen verdrehte.
 

"Alles Spielverderber hier!", murrte er und zog sich einen Hocker heran, bevor sein Gesicht mit einem Mal nachdenklich wurde.
 

"Wo ist eigentlich Kai?", sprach er die Frage aus, die Aoi schon auf der Seele brannte, seitdem er den Raum betreten und den Drummer nicht vorgefunden hatte. Auch wenn Kai sehr vergesslich war, war er doch immer der Erste, der zu den Proben erschien, und ein offiziell von der PS Company angekündigtes Meeting würde er nicht ohne triftigen Grund verpassen.
 

"Hat ihn einer von euch gesehen?", fuhr Ruki fort und der Blick, den er Aoi schenkte, ließ diesen hart schlucken. Ruki billigte keinen Betrug. Trotz seines ungewöhnlichen Arrangements mit Reita war dies allen klar, die ihn kannten. Nichts geschah ohne das Wissen oder das Einverständnis des Partners. Und die Szene, in der er Uruha und Aoi erwischt hatte, war so eindeutig gewesen, dass er gar keinen andere Schluss hätte ziehen können, als dass Aoi dabei gewesen war, Kai zu betrügen. Er konnte nur hoffen, dass er es nicht direkt zur Sprache bringen würde.
 

"Nope", meinte Uruha beiläufig und fischte sich das Plektrum aus den Haaren, um es nach Ruki zu schmeißen. "Wahrscheinlich hat er sich irgendjemanden aufge-" Er stockte und räusperte sich, bevor ein Fleck auf seiner Gitarre mit einem Mal ungemein interessant zu werden schien. Und obwohl Aoi wusste, dass es die pure Gewohnheit gewesen war, die aus Uruha gesprochen hatte, und nicht etwa eine böse Absicht, hätte er ihn am liebsten geschlagen. Uruha war noch nie sonderlich sensibel gewesen, was die Gefühle anderer anging, auch wenn er sich teilweise sehr bemühte. Und manchmal war seine Zunge einfach schneller als seine Gedanken.
 

"Er kommt sicher noch", warf Reita ein, um die unangenehme Spannung zu zerstören, die sich mit einem Mal über sie gelegt hatte. "Vielleicht steckt er einfach nur im Stau fest. Da sieht man mal, wie zuverlässig die U-Bahn im Vergleich zum Auto in solchen Dingen ist! Ich bin pünktlich!"
 

"Darf ich dich daran erinnern, dass du gestern in einer Tour geschimpft hast, als wir mit der Bahn nach Hause mussten, weil wir nicht mehr genügend Geld für ein Taxi dabei hatten?", grinste Ruki und verschränkte die Arme vor der Brust, als der Bassist die Backen aufblies und die Hände in die Seite stemmte.
 

"Sagt derjenige, der daran schuld ist, dass ich nicht mehr ordentlich stehen, geschweige denn laufen konnte!", empörte er sich, während sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. "Immerhin hattest du nicht das Problem, dass deine Beine bei jedem Schritt fast weggeknickt wären!"
 

"Du verträgst eben einfach nicht mehr so viel wie früher. Ich glaube, du wirst alt!" Rukis Grinsen wurde noch ein Stück breiter, als Reita empört die Luft einsog, bevor er sich mit einem Angriffsschrei auf den anderen stürzte und ihn mitsamt des Hockers zu Boden riss.
 

Uruha verdrehte die Augen, doch als er sah, wie Ruki unter dem aufgebrachten Bassisten zappelnd um Luft kämpfte, musste auch er lachen. Aoi musterte die Szene abwesend, wenn auch froh darüber, das unangenehme Thema über Kais Verbleib hinter sich gelassen zu haben. Mit jeder Sekunde, in welcher der andere nicht auftauchte, wurde er unruhiger, als würde er eine dunkle Straße entlanggehen und genau wissen, dass ihm hinter irgendeiner Ecke jemand auflauerte. Er hatte gedacht, Kai verstehen zu können, den netten, zu allen freundlichen, ein wenig schussligen und doch herzensguten Bandleader, den er seit Jahren kannte, doch seit letzter Nacht war er sich darüber nicht mehr so sicher. Kai hatte ihm eine andere Seite von sich gezeigt und ebenso wie Aoi diese Seite faszinierte, erschreckte sie ihn auch.
 

Er musste sich auf etwas anderes konzentrieren! Er durfte nicht länger zwischen Uruha und Kai in Versuchung geraten. Denn ebenso wenig wie er wusste, was die beiden von ihm wollten und über ihn dachten, wusste er, für wen er sich entscheiden würde, sollte er jemals vor die direkte Wahl gestellt werden. Uruha und Kai waren so verschieden, dass sie sich beinahe komplett ausschlossen, und dennoch waren sie wie die zwei Seiten einer Medaille, die nur zusammen perfekt waren.
 

Für einen konnte er sich unter diesen Umständen niemals entscheiden. War es da nicht besser, ganz zu verzichten? Wen auch immer er wählte, es würde nicht so sanft an der Band vorbeigehen, wie Reitas und Rukis Beziehung es tat. Vielleicht war er stark genug, es einfach zu vergessen und sich auf etwas Wichtigeres zu konzentrieren. Und irgendwann würde er darüber lachen können, dass er einmal so verwirrt gewesen war.
 

Aoi seufzte und schüttelte innerlich den Kopf. Wie sollte das bloß funktionieren? Doch die Idee, sich etwas anderem zuzuwenden, war noch nicht einmal schlecht. Und wenn es etwas gab, das Zuwendung verlangte, dann war es das Video, das noch immer verschwunden war.
 

"Was ist denn hier los?" Eine tiefe Stimme aus Richtung der Tür ließ ihn aufschrecken, und als er den Blick hob, sah er Kai, der verwundert die Szene auf dem Boden musterte. Ruki lag platt wie eine Flunder auf dem Bauch, einen Arm auf dem Rücken verdreht, mit dem anderen fuchtelte er mit hochrotem Gesicht hilflos in der Luft herum, um Reita von sich zu stoßen, der auf seinem Hinterteil Platz genommen hatte und es allen Anscheins nach sehr genoss, den Sänger, der immer von sich behauptete, stärker zu sein als der Rest der Band, endlich einmal gezeigt zu haben, wer hier der Boss war.
 

"Er büßt für meinen wunden Arsch", war Reitas einziges Kommentar, bevor er Rukis Arm noch ein Stück weiter nach hinten bog, so dass der Sänger zu jaulen begann. Uruha, der sich inzwischen auf einem Stuhl niedergelassen hatte, um das Geschehen in seiner ganzen Pracht genießen zu können, grinste breit, dann wurde er sich jedoch Kais mahnenden Blickes bewusst und kickte mit der Fußspitze leicht gegen den Bassisten, so dass sich dieser nach ein paar Momenten murrend erhob und sein Opfer endlich frei ließ.
 

"Wir haben schon auf dich gewartet. Wo warst du?", meinte Reita, als er sich den Schmutz von den Kleidern klopfte, und ignorierte Rukis spitzen Schreckensschrei und die leisen Flüche, die dieser ausstieß, während er mit zitternden Fingern vor seinem Handspiegel an seinen ramponierten Dreadlocks herumzupfte.
 

"Kopfscherzen", antwortete der andere knapp und lächelte verlegen, doch Aoi, der die Szene aufmerksam beobachtet hatte, bemerkte die Lüge sofort. Unschlüssig, was er tun sollte, und zu seiner eigenen Bestürzung aufgeregt, hob er die Hand zum Gruß und versuchte seinen beschleunigten Puls nicht zu beachten, doch als Kai ihm lediglich ein kurzes Lächeln zuwarf und sofort danach beschämt den Kopf abwandte, fühlte er sich, als habe sein Herz plötzlich zu schlagen aufgehört. Die Luft in seinen Lungen schien mit einem Mal knapp zu werden, und es dauerte ein paar Sekunden, bis er in dem Wirrwarr, das sich so schnell in seinem Kopf gebildete hatte, einen klaren Gedanken finden konnte.
 

Bereute Kai, was sie getan hatte? Wieso, verdammt noch mal? Wenn jemand das Recht hatte zu bereuen, dann war er es selbst, da er sich damit von Uruha entfernt hatte, und nicht Kai, der ihm zuvor sogar seine Liebe gestanden und dann genau das bekomme hatte, was er wollte. Spielte die Welt auf einmal verrückt?
 

Aoi biss die Zähne zusammen und krallte die Finger in sein Knie, während die Worte, die ihr Leader an sie richtete, einfach an ihm vorbeizogen. Hatte er sich nicht noch vor ein paar Minuten vorgenommen, nicht mehr in die Zwickmühle zwischen den beiden Männern zu geraten? Und gerade in dem Moment, in dem er sich beinahe sicher gewesen war, wen er wollte, zerstörte dieser es. Es war beinahe zynisch, dass er immer an jene geriet, die nicht zu merken schienen, was er wollte, und die immer genau in den Momenten Abstand nahmen, in denen er sie brauchte.
 

Doch dies war das letzte Mal gewesen, dass er in eine solche Situation kam! Entschlossen zog Aoi die Brauen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Ab jetzt würde er die Sache selbst in die Hand nehmen und sich darauf konzentrieren, endlich das Video zu finden. Es war schuld an dem ganzen Spuk und wenn es vernichtet war, würde vielleicht endlich alles wieder so werden wie früher.
 

Doch mit Kais bedingungsloser Unterstützung konnte er in Anbetracht der Tatsache, dass er ihm nach ihrer gemeinsamen Nacht noch nicht einmal in die Augen schauen konnte, nicht mehr rechnen, also war es nur recht und billig, dass sich der andere Schuldige endlich an der Suche beteiligte.
 

Sein Blick wanderte zu Uruha, dessen braune Haare ihm tief ins Gesicht hingen, während er konzentriert seine Gitarre stimmte, und allein bei dem Gedanken, allein mit ihm in fremden, leeren Wohnungen herumzustöbern, wurde ihm ganz mulmig. Nein, dies war keine gute Idee. Sie brauchten einen dritten Verbündeten.
 

"Ich muss dich kurz sprechen! Kommst du mit?"
 

Erwartungsvoll blickte er Uruha an, der verwirrt aufsah, bevor er unschlüssig mit dem Finger auf sich deutete.
 

"Ich?", fragte er und seinem Gesichtsausdruck war deutlich anzusehen, dass er sich nicht vorstellen konnte, was Aoi mit ihm zu besprechen hatte. Dieser atmete tief durch, um die leichte Wut zu besiegen, die in ihm hochsteigen wollte, dann nickte er und deutete auf die Tür.
 

"Jetzt!", befahl er mit fester Stimme und griff den anderen kurzerhand am Arm, um ihn mit sich hinauszuziehen, sich nicht darum kümmernd, was Ruki, Reita und Kai über seinen spontanen Entschluss denken mochten. Wenn er es jetzt nicht tat, dann würde er es nie tun.
 

"Was ist denn los?" Uruha blickte ihn verwirrt an und blickte auf die geschlossene Tür, ehe er seinen Gitarrengurt löste und das Instrument an die Wand lehnte. "Hast du sie noch alle? Wir haben eine Probe und müssen gleich neue Tracks einspielen! Wenn das das Management erfährt, was denkst du, was dann ..."
 

"Halt die Klappe!" Aoi wischte sich eine Strähne aus der Stirn und schloss für einen Augenblick die Lider, bevor er Uruha so durchdringend anblickte, dass dieser überrascht einen Schritt zurückwich. Er wollte es ihm sagen, sofort! Wollte ihm an den Kopf werfen, dass das alles seine Schuld war, dass er ohne ihn niemals in all diese Schwierigkeiten gekommen war, doch kurz bevor die Worte über seine Lippen kommen konnten, biss er die Zähne zusammen.
 

"Wir müssen zu Shou! Los!" Ohne sich weiter um Uruha verwirrtes Gesicht zu kümmern, zog er ihn mit sich, selbst verwundert, wie entschlossen er auf einmal war.
 

Wenn ihnen jemand helfen konnte, dann Shou. Er war der Einzige, der in die Sache eingeweiht war, den sie aber nicht direkt betraf, und somit die einzige Person, der er blind vertrauen konnte, dass sie nicht nur ihre eigenen Interessen vertrat. So wie Kai, als er ihm angeboten hatte, mit ihm das Video zu suchen, nur um mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Hatte er von Anfang an geplant, Aoi damit näher zu kommen, sein Vertrauen zu gewinnen und nur lange genug mit ihm ein Paar zu spielen, bis er ihn schließlich an sich gebunden hatte? Und was, wenn es nicht funktioniert hätte? Oder wenn sie das Band schon viel früher entdeckt hätten? Und was, wenn es überhaupt nicht verschwunden gewesen wäre; was wenn ...
 

Aoi stockte so plötzlich in seinem Schritt, dass Uruha, der nicht darauf gefasst gewesen war, mit einem überraschten Laut in ihn hineinrannte. Doch Aoi merke es noch nicht einmal. In seinem Kopf begannen sich die Gedanken mit unglaublicher Geschwindigkeit zu drehen, bis ihm ganz schwindlig wurde, doch er konnte nicht stoppen, was soeben begonnen hatte. Der Verdacht, so widersinnig er auch war, bohrte sich in seinen Kopf und wurde immer mächtiger, bis er auf einmal vollkommen logisch erschien.
 

Kai hatte es selbst gesagt. Sein Plan war der pure Eigennutz gewesen, um Aoi nah zu sein. Doch wie weit würde er wirklich gehen? So weit, das Video selbst zu stehlen und den Verdacht auf jemand anderen zu lenken, nur um ihm bei der Suche als einziger Vertrauter zur Seite zu stehen? Shou war in Kais ursprünglichen Plan sicher nicht vorgekommen, also wären nur sie zwei eingeweiht gewesen. Sie spielten ein Paar, teilten ein Geheimnis und Kai vermochte es wie kein anderer, ihn zu beruhigen und ihm das Gefühl der Sicherheit zu geben, das er bei Uruha nie finden würde. Früher oder später hätte er ihm verfallen ›müssen‹. Und nun war es beinahe geschehen ...
 

"Aoi, bist du okay?", hörte er Uruhas besorgte Stimme. Noch immer in Gedanken wendete er ihm den Kopf zu und nickte, doch sein Blick war vollkommen leer, während sich das Gedankenkarussell unaufhaltsam weiterdrehte.
 

Kai ein Verräter? Er hatte ihn nie so eingeschätzt, dass er jemanden betrügen könnte. Kai verzauberte mit seinem jungenhaften Charme alle, die ihm begegneten, doch er war auch gleichermaßen beherrscht und ehrgeizig. Aoi wusste, was für großes Unbehagen es dem anderen bereitete, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Er hatte es selbst in der Nacht erlebt. Vielleicht hatte dies auch zum Plan gehört ... Bei Uruhas Vorliebe für spontane Abenteuer und der Kombination mit paarungswilligen Clubbesuchern, lauter Musik und Alkohol war es nicht schwer zu erraten gewesen, dass er sich in eine unglückliche Situation bringen und somit das ›Ziel‹ des Abends unbewusst sabotieren würde.
 

Doch warum verhielt sich Kai so seltsam, nachdem er bekommen hatte, was er wollte? Oder hatte er es noch nicht bekommen ... Wartete er darauf, dass Aoi zu ihm kam?
 

"Aoi?" Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht hin und her und Uruhas Blick wurde zunehmend besorgter. "Wenn es dir nicht gut geht, soll ich dich vielleicht nach Hause ..."
 

"Nein!" Aoi atmete zittrig aus und ballte seine freie Hand zur Faust, ehe er entschlossen die Schultern straffte und sich in Bewegung setzte, Uruha wie zuvor einfach mitzerrend.
 

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich die langen Gänge von den Studios zum Haupttrakt zurückgelegt hatten, eine Ewigkeit, in der Aoi klar wurde, dass er noch nicht einmal wusste, ob sich Shou überhaupt im Gebäude aufhielt, doch als er schließlich außer Atem die Tür zur Cafeteria aufriss und den hellbraunen Schopf des Sängers über einem Stapel von bekritzelndem Papier brüten sah, konnte er sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen.
 

"Mitkommen!", fuhr er Uruha an, der ihm ohne Widerworte wie ein verwirrtes Hündchen folgte, und rannte die letzten Meter beinahe, ehe er sich schwer atmend neben Shou auf einen Stuhl fallen ließ. Dieser blickte erschrocken über die plötzliche Unterbrechung auf und setzte sein Soja-Milch Trinkpäckchen ab, als er sah, wie aufgewühlt der andere war.
 

"Aoi! Was ..."
 

"Hast du kurz Zeit?" Aoi hatte Mühe, seine Stimme zu kontrollieren, und seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte herum. Shou schickte einen fragenden Blick zu Uruha, doch dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern.
 

"Sicher doch ...", meinte der Sänger schließlich und packte den Stapel Blätter in seine Tasche, auch wenn ihm deutlich anzusehen war, dass er nicht wirklich wusste, was Aoi so aufgeregt haben mochte.
 

"Uruha wird ab jetzt mitmachen", eröffnete ihm dieser ohne Umschweife und griff nach dem Trinkpäckchen, um einen tiefen Schluck zu nehmen.
 

"Wobei?", fragte Uruha überrascht, doch die anderen beiden beachtete ihn nicht. Es dauerte ein paar Momente, doch dann zeigte sich Erkenntnis auf Shous Gesicht und er hob ungläubig eine Augenbraue.
 

"Hast du dir das auch gut überlegt?", wollte er vorsichtig wissen, deutlich weniger begeistert von der Idee als Aoi, aber dieser ließ sich nicht beirren.
 

"Oh ja, das habe ich! Es wird allmählich Zeit, dass sich etwas in der Sache tut!", erwiderte er und nickte nachdrücklich. "Wir können nicht ewig warten!"
 

"Welche Sache?" Uruhas Miene wurde immer verdutzter, doch Shou schenkte ihm nur einen kurzen Blick, bevor er sich leicht zu Aoi beugte.
 

"Weiß Kai, was du vorhast?", fragte er leise, doch laut genug, dass Uruha es hören konnte. Dieser zog irritiert die Brauen zusammen und schüttelte Aois Hand von seinem Arm, mit der ihn dieser bis jetzt festgehalten hatte, bevor er sich auf einen freien Stuhl setzte.
 

"Nein, weiß er nicht. Und er wird es auch nicht erfahren, verstanden?" Aois Blick war so durchdringend, dass Shou lediglich nickte und nichts erwiderte, doch ihm war deutlich anzusehen, wie sehr ihn die neue Situation überforderte. Mit abschätzendem Blick musterte er Uruha, der sich sichtlich unwohl dabei fühlte, als Einziger nicht zu wissen, worum es ging, wo er sonst immer der Erste war, der neue Dinge erfuhr, und sich auch nicht scheute, seine Nase überall hineinzustecken.
 

"Erklärt mir langsam mal jemand, was hier vor sich geht?", verlangte er beleidigt nach einer Erklärung und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust, doch weder Aoi noch Shou machten Anstallten, ihm den Sinn ihrer Unterhaltung zu erklären.
 

"Je mehr es wissen, umso komplizierter wird es", gab der Sänger zu bedenken, die Augen abwesend auf den brünetten Gitarristen gerichtet, dessen volle Lippen zu einem Schmollmund verzogen waren.
 

"Ich weiß", antwortete Aoi und nickte ernst. Er verstand Shous Einwände und wenn er ehrlich war, wusste er noch nicht einmal, ob nicht Uruha der Übeltäter war, nach dem sie suchten. Immerhin hatte er es nicht geschafft, sein Schlafzimmer zu durchsuchen, als er mit Kai ...
 

Nein, er wollte gar nicht erst daran denken! Sie mussten handeln, so lange es noch möglich war.
 

"Wenn ich nicht auf der Stelle erfahre, worum es geht, dann verschwinde ich, kapiert?", meldete sich Uruha erneut zu Wort und Aoi horchte überrascht auf, als er den gekränkten Unterton in der Stimme des anderen vernahm. Vorsichtig blickte er sich um, doch abgesehen von Miyavi, der am anderen Ende der Cafeteria unter heftiger Gegenwehr versuchte, Naoran mit Natto zu füttern, war der Raum leer.
 

"Versprich, dass du nichts ausplauderst!", beschwor er den Brünetten und dieser nickte, auch wenn er dabei wie ein bockiges Kind wirkte.
 

"Raus mit der Sprache!", murrte er sichtlich unzufrieden, doch obwohl Aoi nicht erwartet hatte, den anderen tatsächlich zu beleidigen, berührte ihn dies erstaunlich wenig.
 

"Du erinnerst dich sicher noch an den Keller, nicht wahr?", begann er und sah, wie der Brünette zusammenzuckte. "Du weißt schon, da wo du mich an die Decke gehängt und dann bei meiner Vergewaltigung geholfen hast. Das Video ist verschwunden und du wirst mir helfen, es zu suchen!"
 

Ein Schlag mit einem Baseballschläger gegen die Schläfe hätte wohl nicht effektiver sein können. Aoi lehnte sich zufrieden zurück, als er sah, wie Uruhas Gesichtszüge entgleisten und der Gitarrist erstarrte, während alles Blut aus seiner Haut zu weichen schien und ihn fahl wie eine Wand werden ließ. Seine Lippen öffneten sich zu einem rasselnden Atemzug, doch anstatt etwas zu erwidern, schloss er sie wieder und krallte stattdessen seine Finger in die Tischkante.
 

"Seit wann?", hauchte er so leise, dass Aoi ihn kaum verstehen konnte, bevor seine Stimme wieder erstarb.
 

"Keine Ahnung. Es war weg, als ich zurückkam", antwortete er knapp, jede Reaktion des anderen mit Argusaugen beobachtend. Was er tat, war Rache, oh ja! Das war ihm mit absoluter Gewissheit klar. Er hätte Uruha nicht so gegen den Kopf stoßen brauchen, doch ein kleiner Teil ihn ihm hatte genau danach verlangt. Und die Befriedigung, die es ihm brachte, war unvorstellbar.
 

Doch so sehr er den Moment auch genoss, so offenbarte er ihm noch etwas weitaus Wichtigeres: Hätte Uruha das Band genommen, hätte er mit Sicherheit nicht auf diese Weise reagiert. Denn in dem Blick, mit dem er Aoi ansah, stand Angst geschrieben, Reue und nicht zuletzt Scham – doch keine Schuld. Nein, Uruha hatte das Band nicht genommen. Er nutzte sein gutes Aussehen und seinen Charme, um zu bekommen, was er wollte, doch er war ehrlich. Und er bereute.
 

"Aoi, es tut mir ..." Uruha schluckte trocken, ehe seine Finger nach Aois Hand griffen und sich in diese krallten, doch nach einem Blick auf Shou zog er sie ertappt zurück und senkte den Kopf. "Was tun wir jetzt?", murmelte er leise und zupfte ungewohnt verunsichert an seinem Pony herum, nicht wagend, den Blick erneut zu heben. Und mit einem Mal bedauerte Aoi, dass er ihn auf so harte Art eingeweiht hatte. Uruha hatte sich bereits entschuldigt und er war bereit gewesen zu sühnen. Doch Aoi hatte ihn zurückgewiesen.
 

"Wir durchsuchen die Wohnungen derjenigen, die auf dem Band sind", erklärte Shou, der bis jetzt stumm gelauscht hatte, und zog eine kleine Liste aus seinem Geldbeutel hervor. "Aoi, Uruha, Reita, Ruki, Kai, Hiroto, Saga, Keiyuu – zudem noch Tora, Nao und Miyavi in anderen Videos, aber auf der selben DVD. Es besteht zumindest die kleine Chance, dass dies alles nichts mit den Geschehnissen im Keller, sondern mit einer der anderen Aufnahmen zu tun hat."
 

Aois leises Schnauben zeigte sehr deutlich, wie sehr er diese Möglichkeit in Betracht zog, und Shou seufzte tief, bevor er fortfuhr: "Nao und Tora haben ich bereits abgearbeitet. Sie haben es nicht. An Hirotos Haus ist schwer heranzukommen wegen seiner Familie, aber ich glaube nicht, dass er so dumm wäre, es dort zu verstecken, wenn jederzeit ein putzwütiger Familienangehöriger darüber stolpern könnte. Den Rest müssen wir noch durchsuchen. Abgesehen von ... na ja ..."
 

Er warf Aoi einen bedeutungsvollen Blick zu und dieser kaute betreten auf seiner Unterlippe herum, als ihm klar wurde, worauf der Sänger anspielte. Doch Uruha schien die plötzliche Wendung nicht bemerkt zu haben, denn sein Blick war weiterhin gesenkt und seine Finger spielten nervös mit den ausgefransten Löchern seiner Jeans.
 

"Und was soll ich bei der ganzen Sache machen?", fragte er leise. "Mitsuchen?"
 

"Erfasst!" Aoi nickte bestimmt und atmete innerlich tief durch, dass Uruha nicht die Idee gekommen war zu fragen, ob sie auch seine Wohnung durchsucht hätten. Dies hätte ein paar sehr unangenehme Fragen und ein paar noch unangenehmere Erinnerungen aufgeworfen. "Als nächstes ist Kai dran!"
 

"Kai?" Shou blickte überrascht von der List auf und auch Uruha hob verwundert den Blick. "Wieso Kai? Immerhin ist er auf unserer Seite und hatte überhaupt erst die Idee, die Wohnungen zu durchsuchen! Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass er dir so etwas antun würde, wo er doch ..."
 

Shou stockte und biss sich auf die Unterlippe. Ein Schatten flutete sein Gesicht und einen Moment schien er wie ausgewechselt, doch dann setzte er sein gewohntes Lächeln wieder auf und nickte.
 

"Okay, das ist nur fair", meinte er, doch Aoi sah genau, dass etwas nicht stimmte. Und plötzlich erinnerte er sich daran, wie Shou Kai zurückgehalten hatte, als sie Uruhas Wohnung verlassen hatten. Und wie er sich noch vor kurzem beim Fotoshooting für Hyena mit Kai unterhalten hatte, ohne dass jemand dabei gewesen war. Was genau ging zwischen den beiden vor?
 

"Und wann?", meldete sich Uruha zu Wort und schreckte Aoi aus seinen Gedanken auf. Er brauchte einen Moment, bis er den Sinn der Frage verstanden hatte, dann sah er auf die Uhr und zog die Stirn in Falten.
 

"So früh wie möglich. Nach der Probe müssen wir ein paar Sachen einzeln einspielen. Die Drums dauern für gewöhnlich am längsten. Wenn wir beide zuerst spielen und dann sofort gehen, könnten wir es schaffen. Kai bleibt immer länger, um am Ende noch alles abzumischen, das dürfte uns genug Zeit geben, wenn wir zu dritt suchen."
 

Shou nickte nachdenklich und griff nach seinem Trinkpäckchen, um es geräuschvoll zu leeren und dann in einen Papierkorb zu werfen.
 

"Klingel mich an, wenn ihr fertig seid", sagte er und hob die Hand zum Abschied, als Aoi zustimmend nickte. Uruha lächelte leicht, als der Sänger an ihm vorbeiging, doch ihm war noch immer anzusehen, wie sehr ihn die Entwicklung der letzten Minuten schockiert hatte. Und als Aoi ihn antippte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, zuckte er erschrocken zusammen.
 

"Noch Fragen?", wollte der Schwarzhaarige wissen und erhob sich, als Uruha abwesend den Kopf schüttelte. "Dann gehen wir besser zurück. Ich will nicht, dass das Donnerwetter noch größer wird, weil wir einfach aus der Probe verschwunden sind!"
 

Er zwinkerte dem anderen aufmunternd zu und klopfte ihm auf die Schulter, sich selbst wundernd, wie normal er plötzlich wieder mit ihm umgehen konnte. Vielleicht funktionierte es wirklich, dass er sich sowohl Uruha als auch Kai abgewöhnen konnte. Immerhin waren sie schon vorher Freunde gewesen, bevor die ganzen Komplikationen begonnen hatten, so konnten sie vielleicht auch wieder dahin zurückkehren, die anderen auch nur als solche zu betrachten.
 

Auch wenn es ein großes Opfer war, Aoi war bereit, alles zu verzeihen und zu vergessen, selbst wenn Kai das Video gestohlen haben sollte, solange sie nur wieder in die Zeit zurückkehren konnten, die das Foto in Uruhas Schlafzimmer festhielt. Die Band und das, was sie miteinander teilten, bedeutete ihm alles – sogar mehr als sein eigener Stolz.
 

Entschlossen und erheblich erleichterter als noch vor ein paar Minuten straffte er die Schultern und drehte sich zu dem anderen um, der ihm schweigend folgte, die Stirn in Falten gezogen und die Schultern gebeugt, als würde er sich verstecken wollen. Doch gerade als Aoi sich dazu entschlossen hatte, ihn durch irgendetwas aufzuheitern, hob er den Blick und musterte ihn so durchdringend, dass der Schwarzhaarige irritiert die Brauen zusammenzog.
 

"Was?", fragte er und fühlte sich plötzlich erschreckend unwohl.
 

"Habt ihr meine Wohnung auch durchsucht?" Uruhas Augen waren klar und sein Blick so fest, als würde er alle Kraft darauf verwenden, Aoi nicht merken zu lassen, was er wirklich dachte. Dieser überlegte einen Moment, doch dann entschied er sich, die Wahrheit zu sagen, und nickte.
 

Uruha schluckte trocken und für einen Wimpernschlag schien er die Kontrolle über seine Mimik zu verlieren, dann jedoch hatte er sich wieder gefangen.
 

"Alles, jedes Zimmer?", wollte er wissen und Aoi nickte erneut, sich innerlich fragend, was das Ganze zu bedeuten hatte.
 

"Auch das Schlafzimmer? Jeden Winkel?"
 

›Noch nicht einmal die Nachttischschublade‹, wäre die Antwort gewesen, die Aoi ihm hätte geben sollen, doch das Verhalten des anderen machte ihn so neugierig, dass er noch einmal nickte. Was hatte Uruha zu verbergen, dass er sich solche Sorgen machte und sich so verdächtig benahm, dass sämtliche Alarmsensoren in Aoi ansprangen? Irritiert beobachtete er, wie sich Uruhas Körper eine Sekunde lang versteifte und Panik in seinen Augen aufglomm, bevor er seine Schultern kraftlos sinken ließ und sich fahrig über die Augen wischte.
 

"Dann hast du es also gesehen", stellte er mit leiser Stimme fest und seufzte schwer, bevor er sich gegen die nächste Wand lehnte, als bräuchte er etwas, an dem er sich abstützen konnte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Augen waren auf seine Schuhspitzen gerichtet, schienen jeden Millimeter des dunklen Leders abzutasten, bevor er den Blick hob und Aoi fragend anblickte.
 

Und erst jetzt wurde diesem klar, dass Uruha auf seine Antwort wartete. Doch was sollte er gesehen haben? Das Chaos in Uruhas Wohnung, seine Leidenschaft für das Sammeln von allen unmöglichen Dingen, die man nur auftreiben konnte? Er war schon vorher in Uruhas Wohnung gewesen, und auch wenn es dort bei weitem nicht so schlimm ausgesehen hatte wie das letzte Mal, war seine Unordentlichkeit etwas, für das sich der Gitarrist niemals so stark schämen würde.
 

"Ja, habe ich", antwortete er ohne darüber nachzudenken und versuchte seine Mimik unter Kontrolle zu halten, so dass der andere nicht merkte, dass er nicht den leisesten Schimmer hatte, wovon er gerade sprach. Was war an dem Schlafzimmer so besonders? Dass es nur ein Einzelbett hatte? Dass keine Ketten von den Wänden hingen, so wie jeder erwartete, der einmal mit Uruha Sex gehabt hatte? War dies etwas, wofür man sich schämen musste?
 

Uruha nickte nur betreten und schlang die Arme um seinen Oberkörper, als würde er frieren, während seine Zähne seine volle Unterlippe malträtierten. In seinem Kopf schienen die Gedanken so schnell zu fliegen, dass er sie nicht in Worte fassen konnte, doch nach etlichen erfolglosen Versuchen, in denen er immer wieder ansetzte, schaffte er es schließlich, einen Satz zu formulieren, der Aoi noch mehr verwirrte als all seine Aussagen zuvor.
 

"Lachst du jetzt über mich?"
 

Ein vages Grinsen deutete sich an seinen Mundwinkeln an, doch es erstarb nur Sekunden später, als er den Blick hob und Aoi so verunsichert anblickte, dass jener es nicht fassen konnte, dass dies der selbe Uruha war, der sonst keine Probleme hatte, jeden in seiner Umgebung mit seinen anzüglichen Sprüchen und freizügigen Erzählungen über sein Sexualleben und ebenso das anderer Leute vor den Kopf zu stoßen, oder einfach grundlos gegen die nächste Wand zu pinnen und die Kleider vom Leib zu reißen.
 

"Nein, ich lache nicht über dich!", antwortete er ernst, während er angestrengt überlegte, was es sein könnte, was der andere vor allen anderen zu verbergen versuchte. Hätte er nur ein bisschen länger gesucht, dann würde er es vielleicht wirklich wissen und müsste dies nicht nur vorgeben! Doch war es überhaupt fair, dass er dies tat, wenn Uruha sich allen Anscheins so sehr dafür schämte?
 

"Wirst du es den anderen erzählen?", fragte dieser weiter und Aoi schüttelte den Kopf. Selbst wenn er es gewusst hätte, er war kein Mensch, der seine Freunde verriet.
 

Die Erleichterung und Dankbarkeit, die sich auf Uruhas Gesicht widerspiegelte, war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Der brünette Gitarrist, den er bis vor wenigen Momenten noch für den Menschen mit dem wohl größten Ego auf diesem Planeten gehalten hatte, begann sich langsam wieder zu fangen, doch als er seine Arme um Aoi schlang und ihn an sich drückte, konnte dieser spüren, wie der Körper des anderen noch immer leicht zitterte.
 

"Danke", hörte er eine leise Stimme an sein Ohr murmeln und spürte, wie der Druck von Uruhas Armen einen kurzen Augenblick stärker wurde. "Ich weiß es zu schätzen, dass du es für dich behältst, obwohl du alles Recht dieser Welt hättest, mich damit bloßzustellen. Du bist ein echter Freund, Aoi ..."
 

Er lächelte schwach, als er sich von dem Kleineren löste und ihm dankbar zunickte, bevor er sich abwandte, um den Weg zurück zu ihrem Probenraum einzuschlagen. Aoi sah ihm wie abwesend nach und erst, als er einen Schmerz an seinen Händen spürte, wurde ihm klar, dass er die ganze Zeit die Fingernägel in die Handflächen gepresst hatte, so dass das Blut halbmondförmigen weißen Flecken gewichen war. Die Kühle der Klimaanlage, die leise an der Decke summte, ließ ihn frösteln, obwohl er sie zuvor nicht einmal bemerkt hatte, doch Uruhas Wärme hatte ihn so sehr überrascht und erschlagen, dass jeder Zentimeter seiner Haut, den der anderen berührt hatte, nun da er nicht mehr da war, zu explodieren schien.
 

So mysteriös ihr Wortwechsel auch gewesen war, eines stand fest: Uruha hatte allen Anscheins nach eine Schwachstelle. Und Aoi würde nicht eher ruhen, bis er sie aufgedeckt hatte.
 


 

*******************
 

tbc.
 

Wie immer: wer mir einen Kommantar hinterlässt, bekommt beim nächsten Mal eine Info-ENS. Es sei denn, ihr entdeckt das neue Kapitel schneller als ich auf Mexx *ggg*
 

Es gibt übrigens einen Ride the Rockers Zirkel: http://animexx.onlinewelten.com/community.php/RideTheRockers/

Ich gestehe, ich lese öfter mal mit *gggg* Würde mich freuen, wenn noch ein paar Leute eintreten würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (63)
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Von: abgemeldet
2007-09-21T12:20:15+00:00 21.09.2007 14:20
ok ich bin irritiert...was hat uruha zu verbergen??
ich werd es ja gott sei dank gleich lesen könnne...hoffe ich doch...
wirklich gt geschrieben auch wenn es ausnahmsweise mal keine wichtige hoch spannende handlung gab, war es ehr interessant...

bay bay dat Faye
Von:  Tacaret
2007-09-11T23:44:42+00:00 12.09.2007 01:44
SPANNUNG!
klasse, das du die karten wieder neu gemischt hast.
ich finde es schön zu lesen, wie auch uruhas charakter vielschichtiger ist, als auf dem ersten blick zu erkennen...
Von:  SakuraMyamoto
2007-09-06T07:28:24+00:00 06.09.2007 09:28
Ich finde diese FF ............ GENIAL! >.<

Dein Schreibstil ist ja so was von toll! *RtR-Fähnchen schwenk*

Weiter so! >.<
Von:  sara-makoto
2007-09-05T08:04:46+00:00 05.09.2007 10:04
Ohhhhhh
Das ist so fies, an dieser spannenden Stelle aufzuhören!
Ich weiß ja, daß es nicht schneller geht, wenn ich Dich bitte, schneller zu schreiben, .... aber ich würde es dennoch gern tun!
Ich bin ja so gespannt!
Weißt Du ... ich liebe die Ride the Rockers ffs von Dir eh und alle halbe Jahre werden sie alle von neuem gelesen ^^
Aber diese Geschichte jetzt ist auch noch zusätzlich so super-spannend, daß ich nichts anderes mehr tun konnte, als lesen!
OMG! Ich hoffe nicht, daß es wirklich Kai war, der das Video gemopst hat, denn .... *Kopf schüttel*
Ich will ihn nicht so fies sehen!
Armer Aoi, nicht zu wissen, woran er bei den anderen ist!
Und mich würde auch interessieren, was Shou für ein Problem hatte ...
*seufz*
In diesem Sinne: bitte schreib schnell weiter ;-)
Mata ne sara
Von: abgemeldet
2007-09-04T20:03:10+00:00 04.09.2007 22:03
Boar, ich bin so hin und weg von deinen Fanfics, die du bis jetzt on gestellt hast...*smile* Wat dat tolle ja daran ist, sie hängen zusammen...echt respekt...^^
Zu Love Education...Wahnsinn...Ich liebe es den Jungs dabei "zuzusehen", wenn die net wissen, wat mit ihnen passiert. Aoi ist echt der hammer...Kai so verdammt sweet...und Uru eben Uru...*kicher*
Es ist echt unglaublich spannend dat alles mit zuverfolgen...Boar, wann kommt endlich der neue Teil? *wimmer*
Du hast mich abhängig gemacht...Ich verfluche dich...*kicher*
Von:  Mucc
2007-09-04T16:54:16+00:00 04.09.2007 18:54
aba eigentlich kann es kai doch gar nich gewesen sein weil er doch den schrank nich aufbrechen würde (ô O) oder?! mhm . . . wird hoffentlich bald aufgeklärt ;DDD~
Von: abgemeldet
2007-08-30T10:58:30+00:00 30.08.2007 12:58
hmm... ich bin gespannt ob Uruha wirklich das versteckt hat, was ich denke. *lach*
Das wäre zu komisch... und ja... mal sehen ob Kai wirklich das Video hat... ich bin gespannt.... XD
Von:  K-Cee
2007-08-28T11:30:31+00:00 28.08.2007 13:30
uhhh~ °__°
ich will wissen, was uruha im schlafzimmer versteckt hat xDDD
oh, bitte, bitte, löse es auf, ja? <3 *Bambiblick aufsetz*

auf die idee, kai zu verdächtigen, muss man erstmal kommen, das hätte ich wirklich nicht erwartet ^^
spannende wendung der geschichte. ich freu mich, wenn's weitergeht <3
Von:  Misapon
2007-08-20T22:22:45+00:00 21.08.2007 00:22
So, nachdem ich jetzt endlich die ganze Reihe bis hierhin durchgelesen habe nehme ich mir mal die Zeit dir auch einen Kommentar zu schreiben. ^^

Ich muss sagen ich war wirklich sehr positiv überrascht und das obwohl ich zuvor schon von vielen Leute gutes über die Story(ies) gehört habe.
Dein Schreibstil ist wirklich klasse und ich finde du schaffst es das alles ziemlich glaubwürdig zu beschreiben und man kann sich sehr gut in die Szenen hineinversetzen, respekt. Gerade bei so einem Plot ist es finde ich sehr schwer das richtige Maß an "dirty talk" etc. nicht zu überschreiten (ich spreche da auch aus eigener Erfahrung muss ich leider sagen XD;) aber du hast das echt gut hinbekommen~!

Mein Lieblingsteil ist bisher allerdings wirklich "Love Education" und ich freu mich jetzt schon auf die nächsten Kapitel und bin echt verdammt gespannt wie das noch alles ausgehen wird >DD

Wirklich großes Lob an dich und deinen Stil und diese ganze Fanfic-reihe!! *3*
Von: abgemeldet
2007-08-20T17:06:09+00:00 20.08.2007 19:06
toll!
so dramatisch.
ich bin total mitgegangen und war zwischenzeitlich genauso verwirrt wie aoi <3
und ich weiß genauso wenig wie er, ob man kai noch trauen kann odfer nicht....
hoffentlich gehts bald weiter!
du schreibst echt super geil und fesselnd <33


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