Zum Inhalt der Seite

Guardian angel

Schuldig x Ken [mit wildest_angel]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Frustriert und mit hängendem Kopf schlich Schuldig wieder zurück in den Poolbereich. Er

warf sich auf einen Barhocker und orderte einen doppelten Wodka. Dieser Tag, den er sich mit seinem

Liebsten so wunderschön vorgestellt hatte, war zu einer Katastrophe geworden... Er griff nach

dem Telefon, das auf dem Tresen stand und wählte die Handynummer seines Freundes. Mühsam

unterdrückte er das Zittern, das sich durch seinen Körper fraß, je länger es

klingelte, ohne dass abgehoben wurde. Endlich gab er mit einem resignierten Seufzen auf. Hinter sich

hörte er Yohjis dunkles Lachen, spürte dessen Hand auf seiner Schulter.
 

„Was ist los...?“, raunte der Playboy des Hauses Weiß dem Telepathen ins Ohr. Leicht strichen

seine Lippen das Ohr des anderen und seine Hände glitten über den starken Rücken.

„Warum so verklemmt…?“ Es war glasklar was Yohji wollte, wen er wollte. Dass Ken grade frustriert

und total am Ende im Weiß-Hauptquartier ins Bett sank und das Gesicht im Kissen vergrub,

würde ihn auch nicht kümmern, wenn er es wüsste.
 

"Nimm deine elenden Griffel von mir, Kudou! Glaubst du wirklich, ich würde mir die Finger

an dir dreckig machen? Wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest, liebe ich Ken. Aber davon

verstehst du wohl nichts." Ungehalten schüttelte Schuldig die Hand des Weiß von sich

ab, stand dann auf und lief zu den Umkleidekabinen.
 

Doch Yohji schien nicht locker lassen zu wollen. Er grinste nur leicht und folgte dem anderen.

Geschwind schlüpfte er mit ihm in die Umkleide. „Liebe… Er scheint _dich_ aber nicht zu lieben

oder? Er ist nicht hier….“ Die letzten Worte hauchte er dem anderen heiß gegen die Lippen.

„Komm schon… Er wird es… nicht erfahren…“
 

"Vergiss es, Weiß! Ich würde dich nicht mal anfassen, wenn du der letzte Mensch auf

Erden wärst! Und er hat es schon erfahren. Wie blöd bist du eigentlich? Denkst du, ich

gehe _allein_ zu so einem Event?" Wütend stieß Schuldig den Anderen von sich, nahm

seine Klamotten und zog sich hastig an.
 

Yohji stieß gegen die Wand und ein leises Lachen kam von ihm. „Schlappschwanz…“, lachte er und

öffnete die Kabinentür. „Hätte ich nicht gedacht…“ Damit schlenderte er aus der

Kabine und sah sich nach einem anderen Objekt um mit dem er seinen Spaß haben würde.

Irgendwas würde er schon finden…
 

Wütend starrte der Telepath dem Anderen hinterher. War ja klar gewesen, dass der keine Ahnung

hatte, wovon Schuldig gesprochen hatte. Aber der älteste Weiß war nicht wichtig. Viel

wichtiger war, dass er Ken erreichen musste. Unbedingt. Dieses dämliche Missverständnis

musste unbedingt aus der Welt geschafft werden. Schnell tippte der Orangehead eine Sms für

seinen Liebsten, versuchte, ihm zu erklären, was geschehen war. Fieberhaft wartete er auf eine

Antwort. Vergebens. Währenddessen schlich er durch die Strassen, fand sich plötzlich in

einer Bar wieder. Und noch ehe er wusste, was er tat, hatte er die ersten Gläser seines

Lieblingsgetränks auf ex gekippt.
 

~*~
 

Es war noch früh – kein Wunder, wenn man eine Flucht vor seinem eigenen Geburtstag startete,

dann musste es früh sein. Den Kragen der Jacke hochgeschlagen, versuchte Ken sich vor dem

kalten Wind zu schützen. Warum musste er auch ausgerechnet im Winter Geburtstag haben?

Nun stand er in Mitten des Parks vor dem zugefrorenen See und stellte fest, dass es auch noch anfing

zu schneien. Wunderbar…. Ganz klasse!!

Jeder andere hätte sich jetzt wahrscheinlich gefreut. Erstens bedeutete das, dass man ‚klasse’

Wetter an seinem Geburtstag hatte und noch dazu weiße Weihnachten. Aber nicht Ken. Ihm wurde

nur mal wieder schmerzlich bewusst, wie einsam er grade war.

Die Schultern hochgezogen und die Hände tief in den Jackentaschen setzte er einen ersten

tastenden Fuß aufs Eis. Es schien zu halten. Der zweite Fuß folgte und er trat weiter

hinaus auf den See. Ganz langsam und vorsichtig.
 

"Bist du wahnsinnig? Schau, dass du da runter kommst, aber ein bisschen plötzlich!"

Schuldig war auf einem Stadtbummel gewesen, hatte dann aber die vielen Leute nicht mehr ertragen

können und sich daher in den Park geflüchtet. Im ersten Moment hatte er gedacht, dass

seine Augen ihm einen Streich spielen würden, als er Ken in der Ferne erkannte. Er wollte den

Park schon wieder verlassen, doch als er sah, was der Jüngere vorhatte, rannte er zu dem

kleinen See, so schnell er konnte.
 

Ken zuckte stark zusammen als er die Stimme des anderen hörte. Inzwischen stand er schon gut

zwei Meter vom Ufer weg. So vorsichtig wie er eben noch gewesen war, so hastig wirbelte er nun herum

und rutschte beinahe aus. Da sah er ihn. Schuldig rannte auf ihn zu, die Augen blitzten ihm voller

Sorge und schon fast panisch entgegen. Ken ging einen kleinen Schritt rückwärts. In den

letzten Monaten war nicht ein Tag vergangen an dem er nicht an den Schwarz gedacht hatte. Und jetzt

war er wieder da… Ken hatte die Missionen gemieden, hatte Stress mit seinen Kollegen in Kauf nehmen

müssen und sich seit dem sogar von Omi verfremdet. Und der Grund für all das Unglück

trat nun wieder bildlich in sein Leben. Ausgerechnet heute.
 

Wie Donnerhall klang das Brechen des Eises in Schuldigs Ohren. "Verdammt, Ken, beweg

dich!", schrie er panisch. Seine eigene Sicherheit war ihm egal, als er den glitschigen,

instabilen Untergrund betrat und die Hand nach seinem Liebsten ausstreckte. "Komm her und lass

dir helfen, bevor du noch einbrichst!", befahl er bestimmt.
 

Zitternd realisierte auch Ken das Knacken und schluckte hart. Bewegen? Nein. Wenn er sich bewegte,

dann würde er erstrecht einbrechen. „Verschwinde! Runter vom Eis!“, fauchte Ken. Als Schuldig

auch einen Fuß auf das Eis setzte, knackte er ein weiteres Mal. „Lass mich in Ruhe…“

Knackend zog sich ein Riss durch das Eis und auf die beiden zu. Doch Ken rührte sich nicht.
 

Mehr als nur genervt schnaufte der Telepath auf. "Klar geh ich vom Eis runter - zusammen mit

dir! Keine Sekunde eher!" Statt zurück auf das sichere Ufer tapste er nach vorn, auf Ken

zu. "Beweg endlich deinen Arsch und komm her!", fauchte er wütend. Konnte das denn

die Möglichkeit sein? Der Riss im Eis wurde sichtlich breiter und Ken rührte sich nicht

vom Fleck! "Du bist sturer als ein Maulesel!"
 

„Und du schlimmer als Aya!“, kam es tonlos von Ken. Er sah in die Augen des anderen und schluckte

hart als es wieder laut knackte. „Ich hasse dich!“ Und mit diesen Worten ergriff er die Hand des

Telepathen. Er war mehr als dankbar, dass Schuldigs sanfte Finger von schicken weißen

Handschuhen umhüllt waren. Denn seine Haut zu spüren war das letzte was er jetzt wollte.

Das würde nur noch mehr wehtun. Mit zwei großen Schritten gelangten sie wieder ans Ufer.

Keine Sekunde zu früh, dann bei Kens letztem Schritt brach ihm das Eis unter dem Fuß weg

und eisiges Wasser durchnässte seinen Stiefel und den unteren Teil seiner Hose.
 

Mit Schwung zog der Schwarz seinen Geliebten vom Eis. Mit etwas zuviel Schwung, wie er im Nachhinein

feststellen durfte, als er den Halt verlor und rückwärts in den Schnee fiel. Da er dabei

Ken nicht losließ, stürzte auch der und landete genau auf ihm. Schnell schlang Schuldig

seine Arme um den Kleineren und grinste ihn anzüglich an. "So hab ich dich immer noch am

liebsten, Schatz!", zwinkerte er ihm frech zu.
 

Ein Beben ging durch Kens Körper als er sich auf dem anderen wieder fand. Er wog sich in

trügerischer Sicherheit, fühlte sich verboten wohl. Doch sein Verstand riss ihn brutal in

die Realität zurück als er die Worte Schuldigs hörte. Er holte aus… und schlug zu.

Hart traf seine flache Hand die Wange des anderen und schon kämpfte er sich wieder hoch. „Fass

mich nicht an! Und ich bin NICHT dein ‚Schatz’!“, keifte er und entfernte sich einige Schritte von

dem anderen. „Das hast du dir gründlich versaut!“ Ob es an der Kälte seines rechten

Fußes lag oder an der Tatsache, dass er Schuldig gegenüberstand, wusste Ken nicht, doch

er zitterte am ganzen Leib.
 

"Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass das ein Missverständnis war? Du kannst doch

nicht ernsthaft immer noch glauben, dass ich das gewollt habe!" Schuldig war sauer, aber so was

von! "Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Ich brauche niemand anderen außer dir!

Ken, bitte." Langsam kam der Telepath auf das zitternde Bündel zu, hielt den Atem an, als

er seine Arme ein weiteres Mal um den Anderen legte und ihn an sich zog. Wie sehr hatte er dieses

Gefühl vermisst!
 

Ken sah den anderen weiter an und schluckte hart. Doch er wich nicht zurück, auch wenn er keine

Anstalten machte die Umarmung zu erwidern. „Und… Wieso sagt Yohji dann… dass er einen

‚Riesenspaß’ mit dir hatte?“, fragte er leise und wandte das Gesicht ab. Er starrte in den

Schnee neben sich und verschränkte die Arme so gut es ging vor der Brust um deutlich zu machen,

dass er sich nicht wirklich wohl fühlte.
 

Schuldig lachte leise. "Frag deinen Yohji mal, ob er wirklich darauf steht, geschlagen und

zurückgewiesen zu werden... Wenn ja, kann ich mir schon vorstellen, dass er einen

Riesenspaß mit mir hatte." Dann wurde er wieder ernst. "Ken, ich habe Yohji nicht

angefasst. Im Gegenteil. Ich habe ihm wörtlich gesagt, dass ich dich liebe und mich auf ihn

nicht mal einlassen würde, wenn er der letzte Mensch wäre." Sanft strich er über

die kalte, gerötete Wange seines Liebsten. "Verdammt, wieso glaubst du mir nicht? Ich habe

in der ganzen Zeit nicht mal jemand anderen angesehen, geschweige denn angefasst. Ich gehöre zu

dir, und das kann niemand ändern."
 

Ken lauschte dem anderen und schüttelte dann minimal den Kopf. „Kein Wunder, dass mir das ganze

Team misstraut…“, murmelte er nur und trat noch einen Schritt zurück. „Ich kann dir das nicht

glauben, Schuldig… Ich würde nur auf die Nase fallen. Und so… habe ich immerhin die Chance mit

Aya und Omi wieder alles hingebogen zu bekommen...wie es mal war…“ Ken spürte wie Tränen

in ihm aufstiegen. Und er spürte, dass in ihm nicht das vorging was er sagte. Einmal mehr

versank er in den so vertrauten grünen Augen die vor Ehrlichkeit Funken sprühten und

schluckte hart.
 

Alles reden hatte keinen Sinn, erkannte der Telepath. Ken konnte oder wollte ihn nicht verstehen. Da

half nur noch eines... Liebevoll lächelnd hob Schuldig mit einem Finger Kens Kinn an, raunte

ein zärtliches "Alles Gute zum Geburtstag!" und verschloss dann die Lippen des

Anderen mit den seinen.
 

Ken riss die Augen auf und starrte den anderen an. Schon als er die Finger an seinem Kinn

spürte, wusste er, was der andere vorhatte. Doch er unternahm nichts dagegen. Wie zu einer

Salzsäule erstarrt stand er da und als er die Worte hörte, die Lippen spürte und den

heißen Atem der ihm entgegenkam, war alles vorbei. Der Japaner schiss auf seinen Verstand und

schmolz in Schuldigs Armen praktisch dahin. Seine Lider senkten sich und seine eingefrorenen Finger

krallten sich in dessen Mantel. //Mistkerl… Du verdammter Mistkerl…// Er hoffte Schuldig mit diesen

Worten zu erreichen, doch gleichzeitig erwiderte er den Kuss sehnsüchtig. Oh wie hatte ihm das

doch gefehlt.
 

Natürlich erreichten Kens Gedanken den Schwarztelepathen. Mit einem deutlichen Grinsen in

seinen Gedanken antwortete er /Ich liebe dich auch!/, versenkte in diesem Moment seine Zunge im Mund

des Kleineren und verstrickte ihn in ein kleines, anregendes Duell, bei dem er ihn noch fester in

den Arm nahm und hart gegen sich presste.
 

Minimal lächelte Ken in den Kuss. Er schlang die Arme um Schuldigs Nacken und drückte sich

an ihn. Seine durchnässte Kleidung war vergessen und nur noch Schuldig war wichtig. Nie wieder

sollte Schuldig ihn loslassen, nie wieder ihn alleine lassen. Die Zeit ohne Schuldig war schlimm

genug gewesen, das wollte er nie wieder spüren, auch wenn sie ihm gezeigt hatte, dass es jetzt

eindeutig der Telepath war, der Vorrang hatte. Sein Team war egal. Weiß war egal. Die hatten

ihn inzwischen sowieso als Verräter abgestempelt.

Flink umspielte seine Zunge die des anderen und in diesem Kuss war deutlich zu spüren wie sehr

sie einander vermisst hatten. //Lass mich nie wieder los…//
 

Schuldig unterbrach den süßen Kuss, sah seinem Liebsten tief in die Augen. "Nie

wieder, ich versprech's!", raunte er heiser. "Komm mit!", forderte er dann den

Braunhaarigen auf, legte seinen Arm um dessen Schulter und führte ihn so aus dem Park. Sein

Herz schlug ihm bis zum Hals und wollte vor lauter Glück fast zerspringen. Er hatte

tatsächlich Ken wieder!
 

Und dieser zitterte noch immer am ganzen leib. Das Bild von Yohji und seinem Geliebten wollte nicht

mehr aus seinem Kopf verschwinden und vielleicht sollte er darüber einfach mal mit dem

Weiß-Playboy sprechen. Doch nicht jetzt. „Wohin…?“, fragte er stattdessen und klang dabei fast

schon etwas unsicher.
 

"Dahin, wo ich dich schon damals mitnehmen wollte... In unsere Wohnung", erklärte er

mit einem niedlichen Lächeln. So schnell wollte er den jungen Weiß jetzt nicht wieder

hergeben. Noch dazu hatte er ja ein Geschenk für ihn, auch wenn er nicht gewusst hatte, wie er

es ihm hätte geben sollen... Aber dieses Problem hatte sich ja jetzt erübrigt.
 

Ken hob die Brauen. „Ehm… Wohnung? Ich… wir haben eine Wohnung??“ erstaunt und verwirrt zugleich sah

er Schuldig an, ließ sich aber von ihm führen. Was um alles in der Welt sollte denn das

jetzt werden? Seit wann um alles in der Welt hatten sie beide eine Wohnung? Doch schließlich

machte Ken sich daran sich den Weg zu merken. Noch immer unsicher und verwirrt schmiegte er sich

leicht an den älteren und versuchte sein zittern zu unterdrücken.
 

"Ich wollte sie dir schon an unserem Geburtstag zeigen...", gab der Ältere

zurück. Während sie das kurze Stück bis zu dem Hochhaus, in dem er tatsächlich

eine kleine Wohnung für sie gemietet hatte, gingen, streichelten seine Finger automatisch

über Kens dicke Jacke.
 

Leicht musste der Japaner lächeln und senkte den Blick dann aber auf den Schnee schaute.

„Wow…“, murmelte er und lehnte sich noch ein stück näher an den anderen bevor er wieder

aufsah und schließlich das Haus musterte, vor dem Der Telepath mit ihm stehen blieb. „Seit

wann… hast du sie schon?“
 

"Seit kurz vor meinem Geburtstag. Ich wollte einen Ort für uns, an dem wir ungestört

sind", erklärte der Orangehead leise. "Schau sie dir an. Bitte." Was er tun

würde, wenn Ken nun doch einfach gehen würde, weil ihm das zu plötzlich kam, wusste

der Telepath nicht. Er konnte nur hoffen, dass seine Träume, die er damals gehabt hatte, jetzt

in Erfüllung gehen würden.
 

Ken biss sich leicht auf die Unterlippe und nickte dann leicht. „Ja… natürlich werde ich sie

mir ansehen…“, murmelte er und trat mit Schuldig in das große Gebäude ein. Auch her sah

er sich wieder um. Die Reihe der Briefkästen wies zum Schluss sogar einen Kasten mit ihren

beiden Namen auf. Schmunzelnd strich er im Vorbeigehen darüber und stampfte sich dann erst mal

den Schnee von den Stiefeln.
 

Ein wenig nervös fummelte der Deutsche den Schlüssel aus seiner Tasche, ging dann mit Ken,

den er immer noch im Arm hielt, auf den Aufzug zu und ließ sich mit seinem Liebsten in den

neunten Stock bringen. Zittrig schloss er die Tür auf und ließ den Anderen eintreten.

Ungeduldig wartete er, bis sich Ken ein wenig umgesehen und sich einen ersten Eindruck verschafft

hatte.
 

Langsam trat Ken in die Wohnung ein und seine braunen Augen glitten über die üppige

Zimmereinrichtung. Nicht sonderlich groß, aber perfekt für zwei. Es war gemütlich

und schön und Ken gefiel sogar die Einrichtung. Nur kam es ihm fast ein bisschen zu ordentlich

vor, als wenn Schuldig nicht einmal hier gewesen war. Eine Träne rann über seine Wange,

doch hastig wischte er sie weg und blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Die vollkommen verglaste Wand

nach außen hin, bot einen wunderschönen Blick über die Dächer und als er den

Kachelofen entdeckte musste er schmunzeln. Er sah sich und Schuldig schon jetzt gemütliche

Abende hier zusammen verbringen. Langsam wandte er sich wieder zu dem Deutschen um und zog die Jacke

aus. Mit einem Lächeln kam er wieder zu dem anderen. „Sie ist… echt wunderschön…“
 

Ken hatte mit seiner Vermutung recht - Schuldig hatte keinen Grund gesehen, sich ohne Ken in der

Wohnung aufzuhalten. Aber das änderte sich ja gerade... "Ich bin froh, dass sie dir

gefällt", meinte er leise. Seine Augen leuchteten vor Freude, als er sah, dass Ken seine

Jacke auszog und auf ihn zukam. Es kam ihm vor wie in einem Traum, als er Ken so nah vor sich hatte,

dass er ihn einfach wieder küssen musste. "Bleib hier. Bleib bei mir!", bat er leise.
 

Leicht biss sich Ken wieder auf die Unterlippe und senkte den Blick dann. „Ich weiß nicht ob…

ich das kann… heute Nacht hier bleiben, meine ich…“, kam es leise von ihm. „Die anderen werden sich

wundern wo ich stecke und ich muss noch Gestecke fertig machen…“ Verzweifelt stellte er fest, dass

das alles nur ausreden waren um nicht hier bleiben zu müssen. Mit einem nach Verzeihung

heischenden Blick sah er auf. „Schu ich…“
 

Der Telepath seufzte schwer auf. Er hatte schon verstanden. Langsam ließ er den Kleineren

wieder los. "Schon okay", gab er kaum hörbar zurück. Klar konnte Ken die letzte

Zeit nicht einfach wegwischen und vergessen. Aus einer Schublade eines kleinen Kästchens nahm

er einen zweiten Schlüssel. "Der gehört dir ... wenn du ihn willst." Auf der

offenen Hand hielt er dem Brünetten den kleinen Gegenstand hin.
 

Schuldgefühle machten sich in Ken breit. Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass er diese

eigentlich nicht zu haben brauchte. Immerhin hatte Schuldig den Mist verbockt, oder besser gesagt

Yohji. Egal wer – er nicht. Dann senkte er den Blick auf die Hand des anderen und mit einem

Lächeln nahm er den Schlüssel dann sanft an. „Danke…“ Lächelnd sah er wieder auf und

küsste den Deutschen kurz zärtlich. „Wirst du morgen… hier sein?“

Weihnachten – Zuhause wollte er es nicht feiern. Aya würde sich in seinem Zimmer

einschließen und lesen oder sonst was alleine tun, Omi war sicher bei seiner neuen Flamme und

Yohji – na mit dem wollte er ohnehin nicht feiern. Aber Schuldig… Sie würden sich sicher einen

schönen Weihnachtstag machen können…
 

Ganz langsam nickte der Deutsche. "Ja, ich werde morgen hier sein..." 'Und auf dich

warten', fügte er in Gedanken an. Wie jeden Tag in letzter zeit. Jede einzelne Stunde davon

hatte er auf ein Wort von Ken gewartet, hatte sich mit jeder Minute mehr in seine Verzweiflung

gestürzt.
 

Eine ganze Weile stand Ken einfach nur schweigend da und sah den anderen an. Er trieb in Gedanken

davon, versank in den grünen Augen die er so sehr liebte. Langsam kam er wieder einen Schritt

näher, ließ den Schlüssel in die Hosentasche gleiten und legte die Arme um die

Taille seines Geliebten. „Ich liebe dich, Schu… Ich hab es die ganze Zeit getan…“, hauchte er und

lehnte die Stirn an die Brust des größeren und schloss die Augen.
 

Auch Schuldig schloss die Augen, um das aufkommende Brennen in seinen Augen zu unterdrücken,

und schluckte hart. "Ich liebe dich auch", brachte er endlich heraus. Dann griff er noch

einmal in seine Tasche. Warum er Kens Geschenk heute bei sich trug, wusste er nicht. Aber er war

froh, dass er es tat. Lächelnd hielt er dem Kleineren eine kleine Schatulle unter die Nase.
 

Er öffnete die Augen wieder und sah auf die kleine Schachtel. Sein Herz schien stehen bleiben

zu wollen. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Wen da das drinnen war, wonach es aussah, dann

würden ihm gleich die Beine wegklappen. Mit leicht zitternden Fingern nahm er die Schatulle

entgegen und hob das Gesicht. Unsicher sah er Schuldig an. Sein Blick glitt leicht ins fragende

über. „Was…“
 

"Dein Geburtstagsgeschenk", erklärte der Größere geduldig, als müsste

er seinen Liebling daran erinnern, was heute für ein Tag war. "Und wenn du's nicht

aufmachst, wirst du nie erfahren, was drin ist, ich werd's dir nämlich nicht verraten."
 

Hart schluckte Ken und sah wieder hinunter auf das Kästchen. Sein Denken raste. Doch er wusste,

dass er es aufmachen musste, auch wenn ihm jetzt schon schwindelig bei dem Gedanken wurde. //Mach

dich nicht selbst verrückt, Hidaka!//, mahnte er sich dann und langsam öffnete er das

Schächtelchen. Sein Herz schlug ihm in der Kehle und seine Beine schienen tatsächlich

nachlassen zu wollen.
 

Der Telepath suchte Kens Blick, als der die kleine Schachtel endlich geöffnet hatte und ihm die

beiden Ringe entgegenfunkelten. Die Aufregung von vorhin flutete wieder durch seinen Körper, er

hoffte, dass er seinen Liebsten damit jetzt nicht heillos überforderte. Kurz überlegte er,

was er sich dabei gedacht hatte... Er hatte sich von seinen Gefühlen leiten lassen, die

für Ken immer noch ungebrochen waren.
 

Das war das Ende. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen in dem Kens letztes Stündchen geschlagen

hatte. Er würde sterben. Hier und jetzt. Sein Herz schlug nicht mehr. Seine Lungen pumpten kein

Sauerstoff mehr. Ihm wurde schwindelig. Alles schien sich zu drehen. Nur die Ringe nicht. Fest

starrte er auf das glitzernde Gold und hatte tatsächlich aufgehört zu atmen. Nur eine

Statur war er wie er dastand und auf die Ringe starrte.
 

Schuldig sah mit Entsetzen die atemlose Starre des Jüngeren. "Ähm... Ken? Wenn sie

dir nicht gefallen... tausch ich sie auch um...", begann er schwach. Innerlich betete er, dass

sein Liebster die Ringe nicht zurückweisen würde. Vielleicht war es nach ihrem Streit doch

noch viel zu früh für so eine saudämliche Aktion. Am liebsten hätte sich der

Schwarz geohrfeigt, schon spürte er sein Herz in tausend Scherben springen.
 

Hastig schnappte Ken nach Luft und sackte erst mal nach hinten in den Sessel. Doch seine Augen

klebten noch an den Ringen. Was um alles in der Welt sollte das bedeuten? Das wonach es aussah. Sein

Herz schmerzte schon, so schnell schlug es noch immer. Was sollte er denn jetzt machen? Das ging

eindeutig alles viel zu schnell. Sein Denken war so heftig, dass er nicht mal spürte, wie

Tränen über seine Wangen rannen und er wieder stark zu zittern anfing. Die Ringe waren

wunderschön, das stand außer Frage. Aber er sollte einen von ihnen tragen? ER? Und

Schuldig den anderen??
 

Mit einem tieftraurigen Blick ging der Deutsche vor seinem Liebling in die Hocke. "Ken,

hör zu", begann er mit brüchiger Stimme. "Du brauchst ihn nicht tragen. Nimm ihn

einfach nur mit, ja? Vielleicht willst du ihn irgendwann mal... Dann ist es immer noch früh

genug. Nur.. bitte... nimm ihn an."
 

Unsicher sah er nun auf und in die Augen des anderen. Er wusste nicht was er tun oder sagen sollte.

Also nickte er nur und nahm dann die Hand des anderen. Langsam und mit zittrigen Fingern streifte er

ihm das Schmuckstück an den Ringfinger der linken Hand. Sanft küsste er dann den Ring an

der Hand seines Geliebten. Eine Gänsehaut überkam ihn und zitternd ließ er dann die

Hand des anderen los. „Ich will… ihn tragen…“
 

Jetzt war es Schuldig, der die Luft anhielt. "Bist du dir sicher?", wollte er tonlos

wissen. Auch seine Finger waren nicht ruhig, als er den zweiten Ring aus dem Kästchen nahm und

ihn Ken liebevoll überstreifte. Dann sah er ihm fest in die Augen. "Ich liebe dich",

wiederholte er kaum hörbar.
 

Er nickte nur leicht und rang sich zu einem Lächeln durch. Doch wirklich sprechen konnte er

noch immer nicht. Die Nagst, dass nur irgendein zusammenhangloses Zeug dabei hervorkam war viel zu

groß. Zur Antworte küsste er Schuldig nur noch einmal. Seien salzigen Lippen fanden die

des anderen und er zog ihn sanft näher.
 

Glücklich nahm der Telepath seinen Freund in die Arme und erwiderte nur zu gern den

zärtlichen Kuss. Seine Finger glitten durch das weiche braune Haar, streichelten über die

zarte Haut der Wangen. "Du wolltest doch gehen...", erinnerte er seinen Liebsten nach

einer Weile leise.
 

Langsam löste sich Ken wieder und nickte leicht. „Ja…. Ich geh ja schon…“, lächelte er und

küsste Schuldig noch mal auf die Stirn. Jetzt bekam er das Lächeln nicht mehr von den

Lippen. Er zog sich die Jacke wieder an und immer wieder glitt er mit dem Daumen über den Ring.

Es war wahr. Der Ring war da. Und er? Verlobt…?
 

Wieder machte sich bittere Enttäuschung in Schuldig breit. Er hatte so sehr gehofft, dass Ken

jetzt doch bei ihm bleiben würde... Aber er würde den Jüngeren nicht davon abhalten,

zu gehen. "Wann kommst du morgen?", wollte er wissen, nachdem er sich wieder halbwegs

unter Kontrolle hatte.
 

Leicht biss sich Ken auf die Unterlippe als er merkte, dass Schuldig wieder enttäuscht war.

„Hey…“ Sanft zog er ihn auf die Beine und sah ihm in die Augen. Dann lächelte er leicht und

blickte noch mal auf den Ring. „Spätestens zum Frühstück… Ich bring dann

Brötchen mit…“ Seine Hand glitt durch das Haar des anderen und ihm war anzusehen, dass er

allmählich wieder sicherer wurde und das Zittern nachließ.
 

Schuldig nickte leicht. "Ich werde dann am Besten gleich hier bleiben und auf dich

warten", entgegnete er. Er wollte seinem Schatz jetzt kein schlechtes Gewissen verpassen und

erst recht nicht mit einer dummen Überreaktion den morgigen Tag gefährden. "Ich freu

mich schon!", lächelte er Ken an, auch wenn das Lächeln ein wenig gezwungen wirkte.

Aber bis morgen war es ja nicht mehr lange. Und dann hatte er seinen Liebsten wieder bei sich.

Für eine lange Zeit...
 

Ein leises Seufzen kam von dem Japaner. Er legte eine Hand an die Brust des anderen und trat

näher an ihn heran. „Bringst du mich noch ein Stück?“, fragte er unsicher. Er wollte

nicht, dass Schuldig dachte, Ken wolle ihn so schnell wie möglich wieder loswerden. Denn auch

wenn das alles jetzt etwas schnell ging, so wollte Ken die vermisste Nähe des Telepathen

durchaus spüren. Und morgen würde er das, nachdem er alles erst mal in seinem Kopf

sortiert hatte.
 

"Klar!", nickte Schuldig schnell und streifte auch schon wieder seinen Mantel über.

So hatte er wenigstens die Möglichkeit, noch für eine kurze Weile bei seinem Liebsten zu

sein und dessen Gegenwart auszukosten. Draußen hatte es wieder zu schneien begonnen, den

Gehweg und die Strasse bedeckte ein weißer Schleier und vermittelte dem Telepathen ein

Gefühl von Wunderland.
 

Ein Lächeln breitete sich auf Kens Zügen aus und er setzte einen Kuss auf die Brust des

größeren. Gleich darauf schnappte er sich seien Jacke und zog diese wieder an. Er

vergewisserte sich noch, dass sein neuer Haustürschlüssel da war wo er hingehörte und

schob ihn noch ein wenig tiefer in die Tasche. „Dann los…“ Sanft nahm er die Hand des anderen und

zog ihn wieder mit sich. Dabei streichelte er mit dem Finger ein wenig über den Ring seines

Geliebten und musste wieder lächeln. Nur leicht, aber glücklich.
 

Langsam schlenderte Schuldig mit Ken an der Hand über die verschneiten Strassen. Zum Glück

eilte es nicht wirklich, dass der Braunhaarige ins Koneko kam, denn schneller zu gehen wäre

wegen dem rutschigen Untergrund unmöglich gewesen. Trotzdem waren sie viel zu schnell an der

Ecke angelangt, an der sie sich verabschieden mussten. Entgegen jeglicher Vorsicht zog der Telepath

seinen Schatz noch einmal an sich und küsste ihn liebevoll. "Bis morgen!", raunte er

ihm dann leise ins Ohr. Leichte Traurigkeit streifte sein Herz, als er anschließend zusah, wie

Ken über die Strasse lief.
 

Von Ken war nur noch ein leichter Kuss und ein lächelndes Nicken gekommen, als er sich dann

auch schon abwandte und davonging. Noch nicht ganz auf der anderen Seite angekommen drehte er sich

noch einmal winkend um. Sein Verhängnis. Seien Schuhsolen versagten ihren job und Ken landete

auf dem hintern. „Hmpf.. Alles okay…“, beruhigte er seinen Schatz dann auch gleich und richtete sich

wieder auf. Kens glückliches lächeln war das Letzte was Schuldig noch sehen konnte, bevor

das Quietschen von Bremsen und das laute Zetern eine Hupe sie beide zusammenfahren ließ.

Schmerz… Ken segelte mit ungeheurer Kraft über die Motorhaube eines weißen Kleinwagens

und als er wieder auf der Straße aufschlug, verfärbte sich der Schnee um ihn her

dunkelrot. Der Japaner rührte sich nicht mehr…
 

"KEN!" Schuldigs Schrei hallte laut durch die Dämmerung. Schneller als es gut war

rannte er auf die am Boden liegende Gestalt zu. Sein erster Impuls war, ihn einfach in seine Arme zu

reißen. Doch er wusste genug von Verletzungen, um sich in letzter Sekunde selbst davon

abzuhalten. Atemlos und mit Tränen in den Augen starrte er auf seinen Freund, der reglos da

lag. Entfernt hörte er das Aufheulen eines Martinshorns, brachte es aber nicht mit Ken in

Verbindung. Sein Denken setzte einfach aus....
 

~*~tbc~*~



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sunny
2007-05-14T13:25:18+00:00 14.05.2007 15:25
Oh scheiße, erst kommen sie soooo schön zusammen und verloben sich und dann muss Ken einen Unfall haben...
Ich könnte heulen T-T
Oh Gott, ich weiß nicht was ich sagen soll.
Mal sehen ob die Weiß-Members den Ruf von Schu mit bekommen haben^^


Zurück