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Eine neue Magie

SS x HP
von

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Kapitel 1
 

Der Wind zog heftig durch die Bäume, das noch vorhandene Laub an den Bäumen raschelte um dann, vom Wehen schwach geworden, zu Boden zu fallen. Ganz langsam fielen sie auf die zum Teil durchnässte Erde. Es war sehr angenehm auf dem mit Laub und Moos gemischtem Boden zu laufen. Schritt für Schritt kam er seinem Ziel näher. Noch einmal die Lunge mit frischer Luft füllen um dann aus zu atmen, damit sein Herz weniger rasen würde.
 

Er musste sich nicht mehr umsehen, er kannte diesen kleinen Platz nur zu gut. Ein schmaler Weg, mit kleinen weißen Kieselsteinen führte zu einem schloßänlichem Anwesen mit großen Flügeltüren. Rings herum standen uralte Bäume und eine Hütte. Nicht zu vergessen die große Anhäufen der Steine, die, wie er ganz genau wusste, ein Grabmal darstellten.
 

Sein Lord erwartete ihn…Sein lebendiger, starker Lord war endlich wieder erwacht. Wie lange hatte er sich diesen Tag herbeigesehnt? Herbeigesehnt in furchtbarer Angst und alles überwältigender Freude?
 

Er war an der großen weiß-grauen Flügeltüre angelangt. Er wusste, dass sein Lord mit neuen Anweißungen für die Zukunft auf ihn warten würde und er hoffte um alles in der Welt, dass er sie zu seiner Zufriedenheit ausführen konnte. Bevor er über die Schwelle trat, legte er seine Hand auf die kalte Mauer. Kurz zuckte er zusammen, dann sogar hier konnte er die dunkle Magie seines Meisters fühlen. Ohja, es war wieder wie in alten Zeiten. Er stieß die Tür leise auf und machte sich auf den Weg zu den Räumen des dunklen Lords.
 

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Im Ligusterweg herrschte derselbe raue Wind vor. Er pfiff durch die tadellos geschnittenen Hecken und jungen Bäume, über angelegte Beete und saubere Autos. Ein altes Ehepaar das schnellen Schrittes gen Hause trippelte, musste seinen Schirm festhalten, denn der Sturm zerrte mit aller Kraft daran und gab nicht eher nach, bis sich der Schirm nach außen faltete und das Pärchen mit leisem Murren schnell in seiner Haustüre verschwand.
 

Doch der Wind fand noch etwas Interessantes. Dort, ganz dicht an einer Doppelgarage, im Schatten des anliegenden Hauses lag etwas. Als ein etwas stärkerer Windstoß ihn berührte, konnte man sehen, wie sein zerzaustes Haar sich bewegte. Sein Atem ging langsam und schleppend, aber zumindest atmete er noch. Seine Hände lagen auf seinem Rücken, jetzt fegte der Wind auch die Blätter weg, die es sich auf ihm gemütlich machten und man konnte sehen, warum seine Arme nicht abrutschen konnten. Dickes Tau war um seine Handgelenke gelegt und hielten diese dicht zusammen. Man konnte sehen, als das Hemd sich etwas von seiner Haut zärtlich vom Wind wegschieben ließ, dass die helle Haut dunkelblaue und rote Flecken aufwies. Und da! Sein Oberkörper zuckte, als ein Hustenanfall den Jungen, wie man nun feststellen konnte, schüttelte. Langsam öffnete er seine tiefgrünen Augen und sein Kopf bewegte sich etwas zur Seite.
 

Harry kam zu sich.
 

Noch etwas benebelt nahm er den Geruch des Rasens wahr, auf das er, in einer sehr unbequemen Haltung lag. Er versuchte, sich auf zu richten und bemerkte, dass das Seil sich noch tiefer in seine Haut zerrte. Er hisste auf, jetzt erst bemerkte er das Brennen seines ganzen Körpers. Unter Schmerzen kam er irgendwie auf die Beine und wollte zurück ins Haus gehen. Harry wollte sich einfach nur auf seine alte Matratze legen und die Augen vor dieser Welt schließen, da bemerkte er, dass eine Fußfessel auch an seinem Knöchel verschlossen war, Er war wie ein Hund draußen in der Kälte angekettet. Na toll, er versuchte ein schmerzverzerrtes Lachen, heute war wieder ein toller Tag. Vernon hatte ihn in der Nacht erwischt, als er ein Zauberbuch lesen wollte, wie immer, unter seiner Bettdecke und mit dem Lumos-Zauber, damit er sich seine Augen noch ganz kaputt machen konnte. Da hagelte es schon die ersten Schläge an diesem tollen Tag. Das wunderte Harry allerdings nicht, denn seine „Familie“ war in den letzten Tagen überhaupt nicht gut auf ihn zu sprechen, da er sie jede Nacht aufweckte. Denn er hatte schreckliche Alpträume und wachte durch seine eigenen Schreie und Schmerzen im ganzen Körper auf. Leider wachten dabei auch der fette Dursley und dessen Eltern auf. Beim Mittagessen, dass er deshalb immer vor seine Tür geknallt kam, fing seine Hedwig an, laut zu fiepen. Harry wusste warum, sie wollte hinaus, ihre Flügel ausstrecken, denn Vernon hatte ein Schloss vor den Käfig verschlossen und das schon seit einer Woche. Als Vernon mit hochrotem Kopf in Harrys Zimmer gestürmt war und Harry versuchte, Hedwigs Schreie zu erklären, trat sein Onkel mit dem Fuß nach dem Käfig, so dass Hedwig samt Käfig in die Ecke des Zimmers kullerte. Um Hedwig vor weiteren Wutausbrüchen zu schützen, stellte sich Harry vor sie und schrie Vernon an, er solle aufhören und da ging das ganze Theater an.

Harry schloss die Augen. Er wollte sich an die nächsten Stunden nicht mehr erinnern, so harte Schläge hatte er schon lange nicht mehr einstecken müssen, aber zumindest Hedwig blieb so vor Vernon verschont, der während Harrys Strafe sich ganz auf seinen verhassten Adoptivsohn konzentrierte.

Harry sah sich um. Es wurde schon dunkel und vor allem zog dieser kalte Wind durch seine dünnen Klamotten. Als sich seine Gänsehaut bemerkbar machte, spürte er den Schmerz seiner blauen und roten Flecken auf seiner Haut nur noch mehr. Ihm wurde wieder kurz schwarz vor Augen und er schloss sie fest und sank auf seine Beine zurück. Als sich nun auch das leichte Übelgefühl wieder legte, konnte er seine Augen langsam öffnen. Oh, dort, zwischen Garage und Haus lag eine weiße Decke. Na gut, vielleicht hat Vernon ihm sie noch nachgeschmissen, damit er in der Nacht wenigstens nicht erfrieren müsste. Wie gnädig, dachte er mit vor schmerz zusammen gekniffenen Augen und wollte zu der Stelle mit der weißen Decke robben. Sie lag nicht weit weg, denn selbst in der Dämmerung des Abends konnte er sie deutlich erkennen. Nur ein paar Meter…

Nach einigen Augenblicken musste er sich eingestehen, dass er sich punkto Farbe doch geirrt hatte, sie war wohl rot gesprenkelt. Oh Mann, was machte er sich da für Gedanken? Er war halb tot geprügelt und wollte wohl eine Decke mit modischen Farben. So ein scheiß Leben, hatte er das wirklich verdient?

Als er kurz vor der Decke angekommen war, versuchte er noch einmal, den letzten Nebel aus seinem Kopf zu verdrängen, damit er einschätzen konnte, wie er die Decke wohl an sich nehmen könne. Noch einmal kurz Augen schließen. Durchatmen. Das Schwindelgefühl legte sich langsam. Durchatmen. Und nun langsam Augen öffnen. Er sah seine Umgebung nun wieder klar vor sich. Er suchte den Boden nach der rotweißen Decke ab. Aber da war keine.
 

Weiße Federn. Überall verstreut. Harrys Herz fing an laut in seiner Brust zu klopfen. Sein Blick wanderte weiter… Rote Stellen auf dem Gras. Sein Blick wanderte weiter. Ein weißer Federnhaufen mit roten Flecken. Harrys Magen drehte sich um.

„Hedwig…“
 

„Das ist Hedwig…, meine Hedwig“
 

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Nachdem er vom dunklen Lord seinen Auftrag entgegen genommen hatte, machte er sich gleich auf den Weg zu seinem Ziel. Wie er diese Gegend verabscheute: Muggelbauten, wohin man schauen konnte. Doch sein Auftrag war klar, und mit wehendem schwarzem Umhang bahnte er sich seinen Weg über die gepflasterte Straße. Er spürte es genau, eine konstante, schwache Magieaura umwehte seine Zauberersinne und er musste nur noch seinem Instinkt folgen. Er wunderte sich, dass er diese Aura überhaupt wahrnehmen konnte, war er nicht geschützt von Dumbledore? Na, ihm sollte es recht sein. Nur dieser verdammte Wind wollte ihm immer durch seine schulterlangen tiefschwarzen Haare fahren, genervt näherte er sich seinem Ziel.
 

Warum wollte der dunkle Lord, dass ausgerechnet er diesen Jungen beschatten sollte? Dafür gab es schließlich auch niedere Todesser, die auf so eine Chance, sich beweißen zu können, nur warteten. Seine Sinne schärften sich für einen kurzen Moment. Was war das? Einen kurzzeitigen Ausstoß von großer Magie? Seine Hand fand schnell seinen Zauberstab in seinem Umhang. Seine Schritte wurden schneller. War das eine Täuschung? Nein, etwas braute sich da zusammen, er wollte gerade in den Ligusterweg einbiegen (sein Meister gebot ihm, nicht zu apparieren, da dass im Ministerium auffallen könnte) da überkam ihm eine übermächtige Welle von Magie, die ihm den Atem raubte. Kurz blieb er stehen um sich zu sammeln: Was war das? War sein Meister hier erschienen? Schnell lief er zu dem Haus der Dursleys, nun mit gezogenem Zauberstab in der Hand, einen sehr altem Erbstück, aus noch älterem magischem Eichenholz, dunkel, ja fast schon schwarz- wie seine Seele.
 

Erneut überkam ihm eine gigantische Welle aus dunkler Magie, er sah, dass sich ein gewaltiger Sturm zusammenbraute. Nur noch wenige Meter musste er laufen!
 

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Und plötzlich war alles windstill, er war im Auge des Sturmes angekommen. Er fühlte sich, als ob sich alles um ihn herum in Zeitlupe bewegen würde und hielt seinen Zauberstab auf den Menschen, der da zusammengekauert neben dem Haus lehnte.
 

Im schien es, als würde die Zeit still stehen und er würde nie mehr von dieser Welle der Magie entfliehen können, als die Gestalt in sich zusammensackte und sich sie Magie, die ihn in der Zeit gefesselt hatte, unerwartet losließ. Keine Magie mehr, er konnte nichts außergewöhnliches mehr spüren.

Vorsichtig näherte er sich- auf alles gefasst und den Zauberstab von sich haltend- der am Boden liegenden Gestalt. Der Wind versuchte wieder, seine Haare zu zerzausen, doch diesmal spürte der großgewachsene Mann dies nicht.

„Gib dich zu erkennen!“

zischte er der liegenden Gestalt zu.

Vielleicht war es eine Falle und diese Person stellte sich nur bewusstlos. Der Mann ließ einen Untersuchungszauber auf die Person fallen und bemerkte, dass diese im tiefen Schlaf lag.

Vorsichtig näherte er sich ihr und nun sah auch er die am Gras verstreuten Federn und das hellrote Blut, dass sie sogar in der ankündigenden Dunkelheit bemerkbar machte. Er sah auf die magere Gestalt hinab und sog scharf die Luft ein.
 

„Potter!“
 

Was war da los, mit welchem mächtigen Zauberer hatte er gekämpft, dass sich so eine starke Magiewelle aufbauen konnte?

Er überlegte, was er mit dem bewusstlosen Jungen machen sollte und beschloss nach kurzem Zögern, ihn erst einmal in Sicherheit zu bringen.

Jetzt erst bemerkte er die Fesseln an Armen und Füßen, die sich tief in die schon blutende Haut rieben und lies sie mit einem ungesagtem Zauber verschwinden.

Er nahm Harry in seinen Arm und bedeckte ihn mit seinem schwarzen Zaubererumhang um mit ihm- Befehl oder nicht Befehl- doch noch von hier zu apparieren.

Kapitel 2
 


 

Harry träumte in dieser Nacht so gut wie schon lange nicht mehr. Und er schlief auch sehr lange, die Stunden vergingen und der Mann an Harrys Krankenbett wurde immer nervöser, da Harry nicht aufwachen wollte.

Der Junge aber bemerkte nun, wie er sich weg von der Traumwelt begab und sich der Realität langsam annäherte. Er hörte sich selbst atmen und genoss es, seine Augen noch geschlossen zu halten, um noch kurz die Wärme seines weichen Bettes spüren zu können. Bald würde seine Tante heraufkeifen, dass er Frühstück machen solle. Er schnaufte laut ein und aus und drehte seinen Kopf zur Seite um dann wieder in einen festen und erholsamen Schlaf zu gleiten, nicht, ohne zu bemerken, dass jemand an seinem Bett saß und auf ihn aufpasste.

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Der Mann, der Harry nach seinem Zusammenbruch mit zu sich nach Hause geholt hatte, sprach mehrere Untersuchungszauber aus um das Ausmaß von dessen Verletzungen erfahren zu können.

Er schüttelte immer wieder den Kopf von so viel Brutalität. Er untersuchte ihn und sprach viele Heilzauber auf alle Blutergüsse und blaue Flecken, die Prellung an Harrys Oberschenkel aus und er ließ mit einer kompliziert herzustellenden Salbe Harrys Unterarmknochen, die gesplittert waren, wieder zusammen wachsen. Er wusste nicht, ob so viele Heilzauber und verschiedenen Salben sich untereinander vertragen würden, aber versuchen wollte er es. Und als er sah, dass Harry kurz aufwachte um dann erneut tief ins Reich der Träume zu fliegen, atmete er beruhigt durch, denn er wusste, dass er nun dass schlimmste überstanden hatte.

Nun brauchte der Heiler auch seine Zeit um nach zu denken, was mit dem Schüler nun passieren sollte und er wollte gerade aufstehen um sich die Beine zu vertreten, als sich Harrys Hand langsam bewegte und sich an seinem Umhang festklammerte.

So ein Frechdachs.

„Du hast wohl noch im Dämmerzustand bemerkt, dass ich hier bin und nun willst du mich nicht los lassen?“

Er strich mit seiner großen Hand über Harrys etwas zu warme Stirn.

„Ist schon gut, schlaf fest ein, ich bleibe bei dir.“

Moment mal! Seine Hand hielt inne. Hier lag doch schließlich sein Feind. Er beobachtete Harry, der in tiefen Zügen ein und aus atmete, war abgemagert, man konnte seine Rippen deutlich sehen. Der dunkle Mann strich Harrys Shirt etwas nach oben und fuhr mit seinen Fingern über die Knochen und Flecken. Die Haut des jungen Helden war warm und ganz weich. Seine Hand erkundete den geschundenen Oberkörper. Er bemerkte, wie das Herz unter der Haut langsam und gleichmäßig schlug. Die Reise seiner Hand endete an Harrys Wange und er spürte, wie der Junge sich sofort gegen dessen Hand legte und seufzte.

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Nach einer ganzen Zeit spürte Harry, wie seine Energie langsam wieder zurückkam. Doch bevor er die Augen öffnen wollte, lauschte er wie immer in sein Zimmer hinein und nachdem ihm die Stille zuviel wurde, machte er die Augen auf und wollte seinen neuen Tag im Ligusterweg beginnen.
 

Harrys Körper versteifte sich. Wo war er? Er lag in einem großen Bett, dass wohl in der Mitte des Raumes stand. Vor einem großen Fenster wehten helle, weite Vorhänge, die die Sonnenstrahlen gedämpft ins Zimmer einließen. Als Harry aufstehen wollte, hisste er entsetzt auf, er hatte seine Schmerzen vergessen, die Vernon im zugefügt hatte. Da verkrampfte er sich erneut. Neben ihm hörte er ein Geräusch und als er sich umdrehte, sah er in tiefschwarze Augen, die ihn sanft fixierten. Er bemerkte seine zusammengekrallte Hand, die den Umhang fest umschloss.

„Professor Snape...“

brachte er unter Keuchen heraus. Wie konnte das geschehen? Warum war sein verhasster Tränkelehrer bei ihm? Unter schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich auf und lehnte sich am Bettende an, nicht ohne seinen Lehrer aus den Augen zu lassen.

„Mister Potter. Willkommen zurück im Leben. Wie geht es ihnen?“ hörte er die dunkle Stimme.

“Ich habe sie in ihrer erbärmlichen Muggel- Wohnstätte, wie sie es wohl nennen, gefunden. Sie waren bewusstlos.“

Snape wartete gespannt Harrys Reaktion ab.

Bewusstlos? Ja, na und, dass war nichts neues und doch war er das erste Mal hier bei Snape.

Er versuchte krampfhaft, sich wieder an diesen Abend zu erinnern und langsam kamen verwaschene Bilder zurück in seinen Kopf.

Die Träume, die die Dursleys so auf Trab hielten, die überhaupt schlechte Stimmung im Ligusterweg, Vernon, der seiner treuen Hedwig wehtun wollte und ...!
 

Snape beobachtete den jungen Mann vor ihm. Er bemerkte, wie er angestrengt versuchte, nachzudenken und dabei wohl ziemliche Kopfschmerzen zu verdrängen hatte. Snape lächelte leicht, als er sah, dass Harrys Hand immer noch auf seinem Umhang lag.

Er wollte dies gerade anmerken als er schon zum zweiten Mal während seinem Auftrag, von einer mächtigen Welle Magie zurück gedrängt wurde. Diesmal spürte Snape es deutlich, sie kam von diesem jungen Burschen, dessen Augen sich nun vom hellen Grün in tiefstes Schwarz färbten. Was war da los?

Snape wollte sich gerade seinen Zauberstab schnappen um sich selbst zu schützen, da bemerkte er, wie Harrys Augen sich mit großen Tränen füllten, die sich ihren Weg ins Freie suchten. Daraufhin nahm Harrys Hand in die Seine und zog ihn in eine Umarmung um Harry wieder von seiner Aufgebrachtheit zu befreien. Er wollte ihn beruhigen.
 

Harry indes hatte sich wieder erinnert, was da passiert war, er sah seine Hedwig vor sich, wie sie in ihrem eigenen Blut lag, den Schnabel noch leicht zitternd bewegte und trotzdem versuchte, sich näher in Harrys Arme zu drücken. Eine unbändige Wut kam in ihm auf, die sich immer stärker aufbaute, bis er bemerkte, wie Snape in zu sich zog und fest in den Arm nahm.

Auch wenn er es sich nie träumen ließ, so gab Harry seinen Widerstand zu diesem Todesser hin und verkrallte sich erneut in dessen Rücken um seiner Trauer freien Lauf zu lassen.

„Die Muggel haben meine Hedwig…“

schluchzte er.

Snape fuhr mit seiner rauen Hand über Harrys verwuschelte Haare und flüsterte ihm leise Worte zu, die die Magie des Lehrers in sich trugen und die Harry beruhigen sollten.

Nach einigen Minuten in den Armen seines Lehrers wurde Harry tatsächlich ruhiger, wollte sich aber nicht von ihm lösen.
 

Snape sollte nicht dessen verweinte Augen sehen und überhaupt, wie konnte er sich vor diesem miesen Todesser überhaupt nur so schwach zeigen?

“Sssch, Mister Potter, beruhigen sie sich. Es wird alles wieder gut!“

Was sollte er auch sagen. Diesen Standartsatz hatte er einmal von Madame Pomefrey gehört, Er selbst war wirklich kein guter Tröster, warum auch, wie sich die anderen fühlten, war ihm ja schließlich egal. Er war ein ranghoher Todesser, von allen gefürchtet, die sein dunkles Wesen schon kennen lernen mussten.
 

Aber heute war irgendetwas anders. Hatte das nur mit seinem Auftrag zu tun, den er vom Lord bekommen hatte? Er wusste es selbst noch nicht, aber im Moment war seine gewöhnliche Abneigung gegen Harry, wie er sie sonst immer verspürte, wie weggeblasen und war … Zuneigung gewichen? Nein, niemals, er hielt sich von allen Menschen fern, er war Einzelgänger, nur auf sein eigenes Wohl bedacht. Ein unnahbarer Lehrer und gefürchteter Mensch, dass war sein Ziel, dass er schon lange erreicht hatte. Aber heute?

:Wahrscheinlich hatten mich Potters Verletzungen nur irritiert, versuchte Severus eine Lösung für sein Verhalten zu finden.
 

Inzwischen hatte sich Harry soweit erholt, dass er sich ohne Schluchzen wieder zurücklehnen konnte. Snape bemerkte, dass Harrys Augen nach wie vor grün leuchteten, dass mit dem schwarz hatte er sich ja ganz toll eingebildet. Naja, nach dem Schreck mit dieser Welle aus Magie ließ sich das nicht verdenken.

Er reichte seinem Schüler ein Taschentuch, damit sich dieser die letzten Tränen weg wischen konnte.

„So, Mister Potter…“

: Oh man, was wird er mir jetzt noch vorhalten wollen?: überlegte Harry, der langsam wieder klare Gedanken fassen konnte.

: Ich werde ihm nicht erzählen was passiert ist, dass geht dem doch nichts an. Ich kann wahrscheinlich noch froh sein, wenn er mich nicht gleich zu seinem Lord schafft, damit dieser mich endlich umbringen kann. :

Unsicher schielte Harry ihn an und wartete auf die gewöhnliche Standpauke, die nun folgen würde.

:Naja, zumindest kann er Griffindor noch keine Punkte abziehen, da dass Schuljahr noch gar nicht begonnen hat. Ha! :
 

„… ich wollte sie noch fragen, ob sie es in Anbetracht ihrer Lage für besser halten, hier wohnen zu bleiben, bis ihre Schulzeit wieder beginnt.“
 

Harrys Augen weiteten sich? Hat sein Hasslehrer ihn tatsächlich erlaubt, von seiner Pflegefamilie weg zu kommen? Keine Standpauke und Genörgel?

Dann musste es eine Falle sein, wahrscheinlich standen gleich drei andere Todesser vor ihm um ihn zu Voldemort zu geleiten.

: Das ist immer noch besser als zurück zu den verdammten Muggeln:

So stand Harrys Entschluss fest.

„ Ja, dass würde ich in gerne in Betracht ziehen, Sir.“ Und nach einer kurzen Pause. „Allerdings habe ich keine Kleidung oder Schulmaterial hier bei mir.“

Fuhr er leise fort.

„Nun, dass dürfte an sich kein Problem darstellen, da Draco Malfoy, wie sie sicher wissen, mein Neffe ist und dieser manchmal hier nächtigt. Seine Kleidung wird ihnen derweil genügen müssen.“

Harry nickte.

„Hedwig…“ wollte er anfangen doch Snape fuhr im übers Wort.

“Ich werde ihnen die Gelegenheit geben, sich von diesem Tier zu verabschieden“.

Wieder wollten die Tränen in Harrys Augen Überhand gewinnen, aber er wischte sie schnell weg.

„Danke, Sir“ sagte er leise und senkte seinen Blick.
 

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Nachdem Snape das Zimmer verlassen hatte- er hatte tatsächlich einige Klamotten von Draco hergezaubert- ging Harry ins anliegende Bad und machte sich frisch. Immer darauf bedacht, keine schnellen Bewegungen zu machen, da ihm immer noch etwas schwindlig war.
 

Langsam ging er zum Spiegel und sah sich seinen dünnen Körper an. Er besah sich seine blauen Flecke und Blutergüsse und wusste im selben Moment, dass sie wohl sehr schnell heilten.

:Das muss Snapes Werk gewesen sein:

Im gleichen Moment, als ihm dieser Gedanke kam, überzog eine feine Röte sein Gesicht. Dann musste er ihn ja am ganzen Körper untersucht haben. Nicht nur das, auch noch überall berührt- um die Salben aufzutragen!

Wie konnte es nur wieder einmal so weit mit ihm geschehen sein. Er war sich jetzt nicht mehr sicher, ob es nicht doch besser gewesen währe, zu den Dursleys zurück zu gehen.

Schnell zog er sich sein neues Shirt über, das schwarz gehalten war und auf dem ein silberfarbenes Tribal gezeichnet war.

:Typisch Slytherin!:

Sogar an den Seiten der schwarzen Hose war das gleiche Tribal- Zeichen eingearbeitet, nur etwas kleiner. Harry besah sich im Spiegel. Eigentlich machte er darin eine ganz gute Figur, auch wenn ihm die Sachen etwas zu klein waren.

Kein Wunder, Draco war zwar ebenfalls schlank, aber trotzdem nicht so groß gewachsen wie Harry.

Er stützte sich mit beiden Armen auf das weiße Marmorwaschbecken und legte die Stirn auf den kalten Spiegel. Er dachte über die letzten Stunden nach. Unglaublich, was in so kurzer Zeit alles geschehen konnte. Noch einmal überkam ihn eine Welle der Übelkeit, als er an seine treue Freundin Hedwig denken musste und er verkrampfte seine Hände am kühlen Waschbecken noch mehr.

: Einfach nicht daran denken, bitte, ich schaffe das noch nicht :

Nach einem tiefen Durchatmen raffte Harry sich auf und ging in das Zimmer mit dem großen Bett zurück. Das war wirklich cool, ein rundes Bett hatte er auch noch nicht gesehen. Das war ihm gerade gar nicht aufgefallen. Er ging zur Türe, aus der sein Mentor verschwunden ist und öffnete sie.
 

Wenn das das Haus von Snape sein sollte, wollte er es sich einmal etwas genauer anschauen. Wie lebte dieser gefürchtete Mann? Hatte er wohl eine Familie? Neugierig sah er in den hohen Gang hinein. Sehr schlicht gehalten, einige Ornamente an den Wänden, aber keine Bilder in schönen Rahmen und keine Blumen. Eine Frau hatte Snape wohl nicht, überlegte sich Harry.
 

Während er den Flur überquerte bemerkte er den schweren, dicken Teppich zu seinen Füßen, der seine Füße wie eine weiche Wolke auffangen konnte. Hinter einer nur angelehnten Türe bemerkte Harry ein Geräusch und sah auch, dass sich Flammen an den Wänden abspiegelten.

Harry trat ein und erschrak von sich selbst, als die Bretter am Fußboden ein Knarren von sich gaben.

Snape saß in einem großen Sessel, der vor dem Feuer stand. Er hatte ein Buch in der Hand, wie Harry sogar bemerkte, handelte es sich, nach dem Bild am Umschlag wohl um ein Kräuterkundebuch. Snape drehte sich nicht um, als er sagte:

“Ich sehe, meine Heilkunst hat bei ihnen wahre Wunder gewirkt, Mister Potter. Das sie jetzt schon herum laufen können mit dem Wunsch, sich hier umzusehen. Habe ich recht?“

Harry fühlte sich ertappt und besah sich seine Socken auf der eine kleine Schlage zu sehen war.

“Ich … Ich wollte nicht…“

Brachte Harry noch heraus, bevor sein Magen ein vielsagendes Brummen von sich gab um sich endlich bemerkbar zu machen.

Nun drehte sich Snape endlich zu seinem Schüler um. Obwohl Harry am anderen Ende des Raumes stand, bemerkte er die tiefe der ihn beobachteten schwarzen Augen.

Snape klatschte in die Hände, worauf kurz darauf eine Hauselfe erschien. Sie hatte, zu Harrys großem Erstaunen keine kaputte Kleidung an, wie Dobby damals, sondern eine weiße Schürze und feine Handschuhe. Das wenn Hermine doch sehen könnte! Ob sie dann die Sache mit B.E.L.F.E.R. endlich aufgeben würde, wenn ihr bewusst würde, dass es nicht allen Hauselfen so schlimm ginge?!
 

Snape musste einen Befehl an die Dienerin gegeben haben, denn sie verschwand so schnell wie sie gekommen war um ihrem Herrn Folge zu leisten.

„Sie können da an der Türschwelle stehen bleiben oder sich auch hier zu mir setzen, falls ihnen das nicht zuwider ist“
 

Schnellen Schrittes ging Harry dann auf den freien Sessel zu und begab sich in den tiefen Sitz. Er hörte dem Prasseln des Feuers und dem leisen Knistern der Seiten aus Snapes Buchs zu und entspannte sich in dieser gemütlichen Atmosphäre.

Die Haushelfe brachte unterdessen eine leckere Platte mit reichhaltigem Essen und Getränken, die Harry mitunter halfen, sich wieder etwas besser zu fühlen.

„Ähm, Sir, gehören diese Bücher allen ihnen?“
 

„Natürlich, denken sie, ich hätte meine Fähigkeiten von Nichtstun verlangt? Ich habe mir im Gegensatz zu anderen Persönlichkeiten meinen Ruf durchaus hart verdient.“ Antwortete der Lehrer mit seiner typisch leisen und zischenden Stimme.

Snape, der sich kurz herausgefordert fühlte, bekam in der gleichen Zeit, als der Satz über seine Lippen schlich ein schlechtes Gewissen, als er sah, dass sein Gast sich in dem großen Sessel noch kleiner machte.

: Verdammt, wir sind nicht in Hogwarts, stell dir einfach vor, er ist dein Gast:

„Wenn sie möchten, dürfen sie sich jederzeit ein Buch nehmen und ihren Geist schärfen“

Zu seiner Überraschung stand der Schüler abrupt auf und sah sich sorgsam die Bücher an. An drei Wänden des Zimmers standen wandhohe Regale in tiefem dunkelbraun.

In der Mitte des Zimmers hing ein schwerer Leuchter herab, der genügend Licht zum Lesen spenden konnte. Neben vier einzelnen Sesseln, die in der Nähe des Kamins standen, befand sich ein alter, runder Holztisch. Soviel Geschmack hatte er seinem Lehrer überhaupt nicht zugetraut.

Seine Hand fand an einem bestimmten Buch halt. Ein altes, in Leder gebundenes Werk. Harry wusste nicht warum er sich genau dieses Buch aussuchte, aber er nahm es ohne zu zögern und setzte sich wieder zurück.

Hm, der Verfasser nennt nur seine Initialen... S.S. .

: Mir ist kein Zauberer unter diesen Synonym bekannt :
 

Einige Zeit verging, die Harry und sein Professor in Ruhe und- man glaubt es nicht, friedlich verbrachten.
 

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Als es Zeit zum schlafen war, zauberte Snape noch mehr Kleidung für Harry herbei und wünschte diesem eine angenehme Nacht, bevor er sich in sein eigenes Gemach zurückzog.
 

Harry wollte seinen Tag noch einmal überdenken. Unglaubliche Sachen waren geschehen. Und das seltsamste war wohl das Verhalten von seinem Tränkemeister. Sie hatten kaum mehr als einige Sätze mit einander gesprochen, und doch fand Harry die Stille zwischen ihnen nie unangenehm, im Gegenteil, er fühlte sich nun sogar ruhig und gut, aber vielleicht waren es auch nur die ganzen Heiltränke, die sein Bewusstsein beeinflusst hatten. Auf jeden Fall machten sie sehr müde, er würde sich in das weiche Bett kuscheln, die Augen zumachen und…

Bevor er diesen Gedanken zu Ende bringen konnte, war er auch schon eingeschlafen.
 

_________
 

„Schwärze. Entsetzliche Schwärze. Nein, Moment. Nicht ganz.
 

Da hinten kann ich zwei kleine rote Lichter sehen! Soll ich darauf zugehen?
 

Warum weiß ich nicht wo ich bin? Ich möchte schreien und bringe doch keinen Laut aus meiner Kehle.
 

Ich strecke dir Hand aus- nur mal zur Sicherheit, nicht dass vor mir eine Wand oder irgendetwas anderes steht.
 

Ich setze immer einen Schritt vor den anderen. Ganz langsam. Ich höre, dass es unter meiner Sohle knistert. Liegt dort Laub? Ich weiß es nicht. Einfach weitergehen…
 

Immer die roten Lichter im Auge..
 

Jetzt bin ich ganz nah! Nein! Dieses letzte Licht ist weg. So schnell? Jetzt herrscht völlige Dunkelheit… und… diese Stille.
 

Moment, ich höre doch etwas. Ganz leise, leise, etwas lauter?
 

Da atmet jemand, dieser Jemand kommt auf mich zu!
 

Und jetzt ist das rote Licht wieder zu sehen, jetzt weiß ich auch was es ist.
 

Rote Augen!
 

Etwas passiert mit mir, aber ich kann nichts erkennen, ich fühle nur, dass jemand mir Schmerzen zufügt, vom Hals herab bis zu jeder Ader meines Herzens, ich fühle es und kann mich nicht wehren.
 

Hör auf!! Hör auuuf! HÖR AUF! HÖR…
 

______________
 

„Mister Potter! Mister Potter! Wachen sie auf!“
 

Harry spürte, wie er gerüttelt wurde und wollte sich dagegen sträuben. Keuchend öffnete er die Augen und sah- wie in den letzten Stunden schon so oft- in diese Augen, die ihn fixierten.
 

„Was haben sie? Was war da los?“ fragte Snape um einiges leiser. Harry sah ihn verwirrt an. Dann dämmerte es ihm langsam.

„Es tut mir Leid, habe ich sie aufgeweckt?“ Harry ärgerte sich, dass nun auch sein Lehrer erfahren hatte, dass ihn nachts Alpträume heimsuchten. Snapes Hand schnellte vor und blieb an Harrys Stirn liegen. Harry zuckte zusammen, er wollte diese Hand wegstoßen doch als sie sich dabei berührten, traf beide ein Magieblitz, sodass sie geschockt in ihren Bewegungen innehielten. Die Magie war sehr angenehm und warm, sie gab ein Stück Energie an den jeweils Anderen ab. Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe.

Severus Gesicht war so nah an Harrys, dass er sogar seinen Atem spüren konnte.
 

Bevor einer von beiden reagieren konnte, hörten sie einen lauten Knall als die Türe zum Schlafraum aufgestoßen wurde. Beide zuckten zusammen und entfernten sich wieder voneinander um dann Richtung Tür zu blicken, Snape mit dem Zauberstab in der Hand zur Tür richtend.

Die Gestalt die in den Raum eindrang war groß gebaut und hatte einen schwarzen Umhang. Harry kannte diese Person und schnaufte.

„Lucius!“ Snape ließ seinen Zauberstab sinken. „Was machst du denn hier?“

„Guten Morgen Severus, ich habe gehört, du hast den neuen Auftrag bekommen und deshalb wollte ich…!“

Lucius Blick richtete sich gen Bett und erst jetzt bemerkte er, dass sich hier noch ein Besucher aufhielt. „Wer ist das?“ Abwertend besah er sich den jungen Mann, der da in Severus Bett lag. Seufzend erhob sich der Heiler und scheuchte den anderen Todesser aus dem Zimmer, dabei bedacht, dass er sich zwischen Lucius Blick und Harry bewegte. Er hatte keine Lust dem Anderen auch noch die ganze Sache zu erklären, die er selbst noch nicht ganz verstand.

So überließ er Harry wieder sich selbst.

Was war da eben schon wieder los? Er hatte wohl wieder einen seiner Träume und musste so laut geschrieen haben, sodass sein Lehrer aufwachte und ihn aufwecken zu versuchte.

Als er die Magie von Snape in sich spüren konnte, fühlte er sich wohl. Seltsam.
 

Vielleicht sollte er seinen Professor fragen, was er gegen die Alpträume und gegen die Schmerzen machen könnte. Das die nicht von Voldemort kamen, war er sich sicher, da die er keine Schmerzen in der Narbe hatte. Naja, obwohl… vielleicht hat der Lord seine Taktik geändert, dann sollte er wohl besser Professor Dumbledore Bescheid sagen? Ach, egal, jetzt wollte er darüber gar nicht nachdenken.
 

Da er jetzt schon mal auf war, konnte er auch ganz aufstehen und sich frisch machen. Auf dem Weg zum Badezimmer zog er die langen Vorhänge auf und das erste Sonnenlicht durchflutete den ganzen Raum.

Ein Lächeln spielte sich auf sein Gesicht. Diese Energieschübe sollten häufiger vorkommen, wenn man sich dann so gut fühlen konnte! Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass die Salben und Heiltränke ganze Arbeit gemacht hatten, es war nicht mehr viel von den Gewalttaten gegen ihn zu sehen.

Fertig angezogen sah er, dass auf dem Schrank neben dem Bett noch das Buch von gestern lag.

:Hm, interessant: Und schon vertiefte er sich erneut in den spannenden Inhalt.
 

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Harry war jetzt schon seit zwei Tagen Gast in Severus Haus. In der ganzen Zeit erlebte der Schüler Snape als sehr ruhigen und die Gemütlichkeit liebenden Menschen. Er hatte sich die ganzen Jahre wohl ein falsches Bild von dem Zauberer gemacht. Ihre Gespräche hielten sich nach wie vor minimalistisch, was Harry im Moment nicht störte, er war eher froh, dass Snape ihn nicht ausfragte.

Mit dem spannenden Buch war er nun schon fast durch, er hatte sich in jeder freien Minute zum Schmökern hingesetzt. Es beinhaltete lauter tolle Zauber, am interessantesten fand Harry die vielen Kapitel über ungesagte Zauber und er hatte sich darin auch schon probiert und zweimal hatte es sogar schon geklappt, dass der Stuhl umgefallen ist.

Trotz des guten Essens, dass die Hauselfe- Jona, so hieß sie, wie er erfahren konnte- immer zubereitete, fand Harry keinen großen Appetit. Er schob es auf die Tatsache, dass er bei den Dursleys ja immer nur sehr geringe Portionen bekommen hatte und sein Magen sich wahrscheinlich daran gewohnt hatte.
 

Snape fiel allerdings sehr wohl auf, das bei Harry etwas nicht stimmte, nicht nur dass er so wenig aß, er hatte das Gefühl, dass sein Gast immer schwächer wurde und das trotz der Stärkungstränke. Zudem wurde Harry, der immer eine gesunde Farbe im Gesicht hatte, immer blasser.

Deshalb saß Snape in letzter Zeit auch so häufig in der Bibliothek um, heraus zu finden, wieso Harrys Zustand sich wohl so verschlechtern könnte.
 

Eines Abends, als die beiden wieder mal in dem Büchersaal vorm Kaminfeuer saßen, wollte Harry das Schweigen unterbrechen.

„Ähm, Professor?“ Snape drehte sich langsam zu ihm um.

„Ich wollte sie schon so lange etwas fragen und ich hoffe, sie werden meine Frage auch beantworten, Sir“

Kaum ausgesprochen bereute Harry schon, dass er überhaupt damit angefangen hatte. Bis jetzt war der Lehrer zwar immer höflich oder eher zurückhaltend bei ihm gewesen, aber wenn er von dieser Sache reden sollte, flippte er auch schon immer in der Schule total aus und hatte Harry für die darauf folgende Zeit am Kieker.

Da der Junge plötzlich so still wurde, wurde Snape aufmerksam. Sollte es darum gehen, warum Snape den Jungen gefunden und aufgegriffen hatte? Was sollte er denn dann sagen?

Leise frage er: „Mister Potter, wenn sie ihre Frage nicht stellen, fällt es mir auch schwer sie zu beantworten ohne Hilfe von Okklumentik.“

Harry schloss die Augen und sagte gerade heraus:

“Ich wollte wissen, was ihnen meine Eltern getan haben, dass sie immer nur schlecht von ihnen reden... Sir.“ Jetzt war es heraus. Harry wollte den Tränkemaster lieber nicht in die Augen schauen.

Hätte er es getan, hätte er bemerkt, dass Snape überrascht und etwas irritiert war. In Hogwarts hätte er Harry einfach eine Abfuhr erteilt und wäre die endlosen Flure weitermarschiert, aber hier konnte er wohl nicht so einfach ausweichen, schließlich war das sein Haus.
 

„Wie sie wissen, sind ihre Eltern mit mir zusammen in eine Klasse gegangen.“ Fing Snape an, in Harrys ungläubige Augen schauend, zu erzählen. Harry hätte nie gedacht, dass er wirklich eine Antwort bekommen würde.
 

„Mir war es von Anfang an wichtig, möglichst viel zu lernen, ich liebte die Magie. Bei Lily war es wohl ähnlich, denn, obwohl sie eine Muggelstämmige war, brachte sie einiges an Begabung für die Magie mit.

Nur zu oft wurden wir in den ersten Klassen zusammen für Projekte vorgeschlagen. Ja, Mister Potter, ich verbrachte sogar wirklich viel Zeit mit ihr. Ich verstand nicht, wie so ein kluges Köpfchen nach Griffindor kommen konnte. James dagegen war in der Klasse selbst sehr unauffällig, hing viel mit seinen Freunden rum und handelte sich ständig Ärger ein. Seine Noten wurden ziemlich schlecht.

Lily musste wohl Mitleid mit ihm gehabt haben, weil sie mich bat, ihm Nachhilfestunden zu geben. James hatte eingewilligt, unter der Vorraussetzung, dass wir es keinem erzählen würden.“

fasziniert hörte Harry dem zu. Das er solche Einblicke in die Vergangenheit bekommen durfte war für ihn überwältigend. Er rutschte ein Stück näher zu Snape, bis er neben ihm saß und er sich ganz auf seine Geschichte konzentrieren konnte.

Snape, der erstaunt war, dass Harry seine Nähe suchte, erzählte nun weiter.

„Mit meiner und manchmal auch mit der Hilfe von Lily brachten wir seine Noten wieder ins Mittelmaß. Wir haben es immer geschafft und heimlich zu treffen, bis zufällig Lucius uns sah, als wir alle drei aus einem Klassenzimmer kamen. Er verbreitete das Gerücht, dass ich es auf Lily abgesehen hätte und James mich anbetteln würde, dass Lily ihn mir vorziehen solle.

Als James diese Gerüchte hörte, verdächtigte er sofort mich, dass ich es in Umlauf gebracht hätte und ignorierte mich von da an oder ließ mich mit einem kalten Spruch abblitzen. Ich denke nicht, dass Lily das auch glaubte, aber immer wenn sie sich mir näherte, fingen ihre Freundinnen an zu lachen und auch unsere Treffen wurden immer seltener, bis sie schließlich erloschen.

Ich hörte auch, dass die beiden sich wohl ineinander verliebt hatten. In dieser Zeit bemerkte ich, wie James anfing, oft die Schule zu schwänzen und er sah ständig krank aus. Vor dem Schlafengehen wollte ich ihn vor den Griffindorräumen abfangen und ihn unter vier Augen darauf ansprechen, aber als ich ihn einholen wollte, sah ich, dass er gar nicht vorhatte, zu den anderen zu gehen, sondern nach draußen. Mir war das natürlich nur recht, dann dort konnte uns niemand stören. Als ich er mich nach einiger Zeit bemerkte, erschrak er ziemlich heftig. Ich wollte gerade anfangen zu reden, als er sich auf mich stürzte. Er zerkratze mir meine Kleidung und riss Stellen meiner Haut blutig, er war ziemlich stark. Er schrie mir zu, ich soll nie wieder in seine Nähe kommen, rannte davon und ließ mich verletzt zurück.
 

Das, Mister Potter ist der Grund, warum ich keinerlei Sympathie für ihre Eltern aufbringen kann.“
 

Harry war geschockt. War das wirklich wahr? Warum sollte sein Vater nur so etwas getan haben?

„Es tut mir Leid, Sir. Das wusste ich nicht.“

„Ich glaube, sie verkennen sehr viele Dinge um sie her um falsch.“ raunte Snape ihm zu.

Unerwartet fuhr der Tränkemeister zu Harry herum und zog ihn sein Hemd hoch, sodass man seine Rippen nun stark sehen konnte. Harry hisste auf.

„Was ist das hier, Mister Potter? Was haben sie, dass sie so aussehen? Was ist los mit ihnen?“

Entsetzt starrte der Junge ihn an. „Ich weiß es nicht, es kommt wohl daher, dass ich bei den Dursleys auch nicht viel zum essen…“ stammelte er los.

„So ein Unsinn, da hat ja meine Hauselfe mehr Appetit als Sie!“ fuhr Snape ihn an.

„Wie lange geht das mit ihnen schon so? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich Sie in Hogwarts mit solch dünnen Armen herumlaufen sah!“
 

Harry senkte seinen Blick zu Boden. „Ich weiß nicht genau. Ich glaube, seit ich diese Alpträume habe“ sagte er langsam.

Sofort packte Severus Harry am Arm und zog ihn zu sich. Oh Gott, wie leicht er war.

„Albträume?“ Harry wollte seinen Kopf von Snape wegdrehen. Da fuhr die freie Hand des Mannes zu seinem Kinn und schob es sanft zu sich her. Er wollte, dass Harry ihm in die Augen sah wenn er endlich erfuhr, was mit dem Jungen los war.

„Ja, wie vorgestern, als…“ Snape unterbrach ihn. „Nicht nur vorgestern, auch die anderen Nächte haben Sie geschrieen, als ich hereingeeilt kam, haben sie sich wieder beruhigt, so dass ich Sie schlafen lassen konnte.“ Harrys Augen weiteten sich. Das hatte er gar nicht bemerkt. Er hatte seinen strengen Lehrer jede Nacht geweckt, langsam machte sich Schuldgefühl in ihm breit. Er wollte sich von Snape befreien, doch der Griff, der ihn hielt wurde nur noch fester.
 

Da platze es Harry plötzlich heraus: „In meinen Träumen ist es finster, ich habe Angst. Irgendwas ist da draußen, aber ich kann nichts sehen! Bis ich spüre, wie mich etwas anfällt und in seine roten Augen sehen kann. Dann wache ich oft schreiend auf und ich habe überall am Körper Schmerzen.“

Jetzt konnte Harry sich nicht mehr zurückhalten, wie lange hatte er seine Sorgen in sich hineingefressen. Und wie gut tat es, sie endlich los zu werden. Tränen sammelten sich in seinen Augen und kullerten herunter. Snape drücke ihn fester an sich und spürte den anfangs geringen Widerstand von Harry verblassen, der nun seine Arme um ihn schwang.
 

Leise vor sich hinweinend grub sich Harry immer tiefer in den Schoß von Severus und krallte sich in seinen Umhang hinein. Er konnte spüren, wie große Hände ihn fest an sich drückten.

Nach einer Weile ließen die Tränen nach und Harry beruhigte sich langsam wieder, jedoch immer noch nicht imstande, sich von Snape zu lösen.
 

So vergingen die Minuten für beide im Flug. Dabei spürten sie, wie sie kleine Magiewellen austauschten, und die jeweils andere Magie, war für sie sehr angenehm.

Snape dachte über das nach, was Harry im erzählte. Er wusste selbst nicht genau weiter und beschloss, dass es wohl an der Zeit wäre, seinem dunklen Lord Bericht zu erstatten und zu beten, dass er sich weiter um Harry kümmern durfte.

Er hatte anfangs ja schließlich auch nur den Auftrag erhalten, Harry zu beobachten und nicht ihn zu verletzen oder gar zu töten.
 

Nach einiger Zeit bemerkte Severus, dass Harry sehr gleichmäßig atmete und wohl eingeschlafen war, also beschloss er, den Jüngeren da in seinem Arm ins Bett zu bringen. Da er so leicht war, war es keine Last für den Tränkemeister und schließlich setzte er sich noch zu ihm und beobachtete ihn beim Schlafen.
 

Er hatte sich Harry noch nie richtig angesehen und nun nahm er sich Zeit und bemerkte, dass Harrys dunkle Haare in den Ferien wohl wieder ein ganzes Stück gewachsen waren. Sein Gesicht war markanter und feiner geworden, es waren die Züge eines jungen Mannes und nicht mehr die eines Kindes.

Er überlegte… ja, bald müsste er doch Geburtstag haben! Er musste demnächst nachschauen, wann dies war.
 

Schweren Herzens sprach Severus nach einer ganzen Weile einen, sich kompliziert anhörenden- Zauber aus und tippte mit dem Zauberstab auf sein Todesser-Mal.

Snape seufzte. Wie würde der Lord wohl reagieren, wenn er alles erzählen würde?

Aber wenn ihm sein Leben lieb war, musste er es ihm jetzt sagen.

Schnell sprach der Lehrer noch einen Stillezauber über den schlafenden Jungen aus, damit dieser nicht wach werden würde wenn, der Bote hier ankommen sollte.

Er musste auch nicht lange warten, als nach einem „Plopp“ die Schlange Nagini im Zimmer erschien.

Sie zischte ihn fragend an.
 

Snape verstand. Mit seinem Zauberstab, den er an seinen Kopf tippte, holte er einen dünnen, silbrig glitzernden Faden aus dem Nicht hervor und übergab ihn Nagini. Diese hatte sich in der Zwischenzeit umgesehen und festgestellt, dass ihr dieser junge Mann, der da schlafend im Bett lag, ziemlich bekannt vorkam. Aber deswegen war sie ja nicht hier. Als sie die Botschaft des Todessers erhalten hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Herrn und Meister.
 

Unterdessen wartete Snape im verdunkelten Zimmer darauf, was als nächstes passieren würde. Würde der Meister Harry doch töten wollen? Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum.

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Ja, wie wird der dunkle Lord reagieren? Snape hatte schließlich den Auftrag, Harry nur zu beobachten. Von Versorgen war nie eine Rede.
 

Ich bedanke mich auf jeden Fall schon mal für die Kommis und die Gedanken die ihr euch schon gemacht habt, ich würde sie ja gerne beantworten, aber dann verrate ich ja schon was vorweg XD
 

Viel Spaß noch

Kapitel 3
 

Snape beobachtete Harry, als er friedlich träumte. Diesmal hatte er wohl keine Alpträume, dachte Severus erleichtert. Er rutschte näher zu Harry und legte seine Hand auf dessen Stirn. Er hatte wohl kein Fieber, er wirkte eher ziemlich kühl, obwohl im Raum eine angenehme Wärme vorherrschte.

Seine Hand rutschte zu Harrys Wange, die er anfing zu streicheln.

Was hatte dieser Junge schon alles erleben müssen, dass hatte selbst ein Möchtegernheld wie er nicht verdient. Oder ist er gar nicht so Oberflächlich, wie Snape immer dachte?

Er versank in tiefe Gedanken…
 

Plötzlich wurde der Todesser jäh aus diesen Gedanken gerissen, als er in seiner Nähe eine mächtige, schwarze Magie spüren konnte. Schnell drehte er sich um, sein Umhang flatterte dabei in der Luft.
 

Er war hier! Sein dunkler Lord Voldemort hatte sich die Mühe gemacht, sie auf zu suchen. Snape viel auf die Knie. Er hoffte nun mehr als alles andere, das der Lord nicht wütend auf ihn war, wenn das der Grund seines Kommens war, dann würde er gleich sterben. Und Harry mit ihm.
 

Aber der Lord bewegte sich nicht, er starrte ungläubig auf die magere Gestalt in Severus Bett.

„Ist er das, Severus? Ist das Harry Potter?“

„Ja mein Lord, ich habe allerdings einen Stillezauber um ihn gelegt, damit er uns nicht hört und nicht aufwacht.“

Snape schaute seinen Meister vorsichtig an. Er sah großartig aus, jetzt, da er im vollen Besitz seiner Macht war, erinnerte nichts mehr an sein einst so erschreckendes Bild, dass er abgegeben hatte, kurz nach dem er erwachte.

Er hatte buschiges, schwarzes Haar, das in alle möglichen Himmelsrichtungen stand. Wie bei Potter, dachte Snape und musste innerlich grinsen. Er war ungefähr so groß wie Snape und war ganz in Schwarz gekleidet, sein Gesicht sah genauso aus, wie damals, als er vielleicht 26 Jahre alt war.

Eine kleine eintätowierte Schlange zierte die Seite seines Halses.
 

„Was ist los mit ihm, er sieht blass und abgemagert aus. Haben deine Heiltränke nicht gewirkt, Snape?“ fuhr der Lord seinen Untergebenen leise an.

Dieser zuckte etwas zusammen. „MyLord, ich habe ihm viele Salben und Kräftigungstränke gegeben und kann sagen, dass sie gegen die Wunden, die ein Muggel ihm verursacht hatte, glänzend gewirkt hatten.

Aber ich weiß mir keinen Rat mehr, was ich gegen sein jetziges Leiden tun könnte.“
 

“Ein Muggel hat ihm das angetan? Ja, Nagini hat mir deinen Bericht überbracht.“ Voldemort seufzte auf. „Diese Muggel denken wohl, sie dürfen alles mit uns machen und kommen dann ungeschoren davon?“

„Sag Severus, muss ich hier stehen bleiben, oder wird mir noch eine Sitzmöglichkeit angeboten? Da über dem Jungen dein Zauber liegt, werden wir uns hier unterhalten können.“
 

Schnell zuckte der erstaunte Gastgeber seinen Stab und zauberte zwei bequeme Sessel herbei, in die sich beide setzen konnten.

Nachdem es sich Tom Riddle bequem gemacht hatte, setzte sich auch Snape und wartete darauf, dass das Gespräch begann.
 

_________
 

„ So wie er ausschaut, hat er keinen Appetit mehr, nicht wahr?“ „Ja, genau, er isst sehr wenig von dem, was auf den Tisch kommt und trotz meiner Appetitanreger ändert sich nichts.“
 

„Als du ihn gefunden warst, ist dir da irgendetwas an ihm aufgefallen?“

Snape fühlte sich wie in einem Verhör. „Ich habe eine große Welle an Magie gespürt, weshalb ich mich beeilt hatte, zu Harrys Haus zu gehen. Ich dachte, ein anderer Zauberer würde sich hier gerade duellieren.“

Riddles Blick suchte Severus´s.

„Wie kommst du darauf, dass das nicht die Magie von Harry sein konnte?“

Erstaunt blickte ihn nun auch Snape an. „Ich kenne seine Magie, ich unterrichte ihn ja in Hogwarts, diese Magie, die ich spüren konnte, war viel zu mächtig für ihn.“
 

„Hm… Severus… Ich gebe dir hiermit einen neuen Auftrag. Du wirst dich ab jetzt um Harry kümmern, lass ihn nicht mehr aus den Augen. Wenn sich sein Zustand verschlechtert, wirst du Nagini zu mir schicken.“

Dunkelbraune Augen durchbohrten schwarze Augen. „Hast du mich verstanden, Severus?“

„Natürlich mein Lord, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht um seinen Gesundheitszustand zu stabilisieren.“
 

Es war wie in einem Traum. Snape saß tatsächlich mit seinem Lord in seinem Schlafzimmer und führte mit ihm ein Gespräch, während Harry Potter in seinem Bett lag und schlief, darüber, wie man Harrys Leben erhalten könne und nicht wie man ihn schnellstens umbringen sollte. Er bemerkte den dunklen Blick des Lords auf ihm und ihm wurde heiß.

„MyLord?“

„Du hast deine Sache sehr gut gemacht, Severus Snape, ich bin froh, dich geschickt zu haben und nicht einen anderen Todesser, der seine Arbeit ohne Kopfarbeit erledigen will. Ein anderer hätte die Chance genutzt, den verwundeten Harry umzubringen, du hast ihn zu dir geholt. Ich werde dir eine Belohnung geben.“
 

Tom stand langsam auf ohne Snape aus den Augen zu verlieren. Mittlerweile war es diesem richtig heiß geworden, soviel Anerkennung hatte er wirklich nicht erwartet!
 

Die Luft im Zimmer schien still zu stehen, der Lord füllte jede Ecke mit seiner mächtigen Magie aus, der er gerade freien Lauf ließ. Snape bekam ein leichtes Kribbeln und spürte wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Lord kam einen Schritt näher auf ihn zu und machte kurz vor Severus Halt, der nun auch die Wärme spüren konnte, die von seinem Meister ausging. Die Magie rund um den Lehrer fühlte sich wunderbar an
 

Riddle streckte die Hand nach seinem Todesser aus und berührte ihn an der Wange. Dann beugte er seinen Kopf etwas auf die Seite und sah Snape erwartungsvoll in die Augen.
 

“Wollt Ihr das wirklich?“
 

Anstatt eine Antwort zu geben, ließ Riddle noch mehr seiner warmen Energie auf Snape einrieseln und zog ihn mit einer Hand etwas näher zu sich.

Snape stöhnte auf, er war wie in Trance und er bewegt seinen Kopf zu dem Hals seines Meisters um ihn zu küssen. Jetzt war er ihm so nahe wie schon lange nicht mehr. Severus suchte mit seiner Zunge die Halsschlagader, sodass der Lord seine Augen kurz schloss und seufzte.
 

Einen Augenblick später biss Snape zu.
 

Der Lord musste aufstöhnen und hielt sich nun an Severus fest.
 

Warmes und machtvolles Blut rann Severus in die Kehle, oh wie lange hatte er darauf gewartet, wieder davon kosten zu dürfen? Noch ein Schluck, noch ein kleiner Schluck, wie gut das tat!

Der Lord musste sich an Snapes Umhang festkrallen und nach einigen Momenten schob er ihn von sich weg. „Es reicht, Severus. Du hattest deine Belohnung.“ Er musste kurz die Augen schließen, um sich wieder zu sammeln und zu stärken. Immer noch leicht schwindlig hielt sich Riddle am Stuhl fest.

Doch Snape bemerkte nichts davon, auch er musste dieses mächtige Blut erst verarbeiten und so bekam er kaum mit, wie sein Lord aus seinem Zimmer verschwand und ihm noch leise sagte, er dürfe Harry nicht beißen. Severus nickte und ließ sich neben Harry auf sein Bett fallen und schlief erschöpft ein.
 

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Als die Sonne am nächsten Morgen aufging, schickte sie die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster und kitzelte die Lider von Harry. Da das große Fenster halb geöffnet war, wehten die Vorhänge sanft im Wind.
 

Wow, so gut hatte Harry schon sehr lange nicht mehr geschlafen. Mit noch geschlossenen Augen drehte er sich um und wollte seine Decke mit sich ziehen, die aber irgendwo hängen blieb und Harry dadurch schon am frühen Morgen genervt war, da er sie nicht freibekam.

Genervt öffnete er langsam ein Auge um das Übel zu beseitigen.

Das „Übel“ war Severus Snape.
 

Harry riss beide Augen auf, seine Müdigkeit war wie weggeweht. Wieso lag sein Lehrer in seinem Bett und schlief. Langsam versuchte er wieder einen klaren Kopf zu gewinnen und erinnerte sich.

Auch Severus wachte bei dem Gewackel von Harry auf und war anfangs erstaunt, wieso er hier in diesem Bett lag.
 

Da erinnerte er sich wieder an die letzte Nacht. Unglaublich. Mmmh und dieses Blut schmeckte so herrlich, jeder Vampir würde dafür töten. Mit der Zunge leckte er sich genussvoll über die Lippen. Nur schade, dass das Blut nicht ganz mit dem seinen kompatibel war, denn wenn das nicht der Fall war, wurde man als Vampir schläfrig oder in einzelnen Fällen kam es schon vor, dass ein Vampir sich am falschen Blut satt getrunken hatte und dann starb. Das kam dann, wenn das Opfer ein viel zu mächtiges Blut in seinen Adern hatte. Sein Meister hatte zwar viel Macht, aber da die Familie der Snapes eine uralte Ahnenlinie hatten, die aus vielen Vampiren bestand, musste Severus sich deswegen weniger Sorgen machen.

Er hoffte, dass er einmal jemanden finden würde, dessen Blut zu hundert Prozent mit seinem verschmelzen konnte. Wie berauschend musste es dann erst sein!
 

Harry bemerkte die gute Laune seines Lehrers und sah, wie dieser sich gemütlich zurück lehnte, sich dessen am Rande bewusst, dass Harry hier neben ihm lag und ihn belustigt anstarrte.

„Ähm, guten Morgen Professor… geht es ihnen gut?“
 

: Ups, da hab ich doch in meiner Erinnerung an dieses leckere Blut glatt Harry vergessen:
 

„Guten Morgen Mister Potter. Ja, es ist ein guter Morgen und wir sollten aufstehen, um ihnen endlich neue Schulbücher und Kleidung zu besorgen. Was sagen sie dazu?“

Nun war es an Harry, der die Sprache wieder finden musste. „Ja gerne, Sir, ich werde mich sofort fertig machen.“
 

Kurz darauf ging ein sichtlich gut gelaunter Snape und ein etwas überforderter Harry Richtung Kamin um das Flohpulver hinein zu werfen. Diesmal wollte Harry darauf achten, dass er sein Ziel, die „Winkelgasse“, ohne nuscheln und husten über die Lippen bringen würde.

„Sie sind schon einmal mit Flohpulver gereist?“ fragte er, als hätte er die Gedanken seines neuen Schützlings erahnt. „Ja, Misses Weasley hat mir gezeigt, wie es geht.“

Snape rümpfte die Nase. „Ich bin erstaunt, dass ein Weasley genug Gold hat, um sich mit Flohpulver ein zu decken. Deren Vorlieben zufolge sollten sie doch einfach mit so einer Muggelkutsche ohne Pferde fahren. Das würde ihnen durchaus besser stehen.

Nun kommen sie“

Bevor Harry protestieren konnte, führte Snape ihn in den breiten Kamin hinein und stellte sich neben ihn. Er hatte in der Hand ein goldenes Pulver, das er auf den Boden fallen ließ. Unvorbereitet wurde Harry bewusst, dass sie bereits in der Winkelgasse angekommen waren.
 

„Sir, wie haben sie das gemacht? Sie haben doch gar nicht gesagt, wo sie hin möchten?“ Er erinnerte sich an seine erste Begegnung, in der er in der Nokturngasse landete.
 

„Ich verwend ausschließlich Qualitätspulver, man muss nur an den Ort denken, in den man möchte und schon ist man dort. Kein Staub, kein Versprechen, keine Verzögerungen. Früher gab es einmal ein minderwertigeres Pulver, da musste man viel Kaminstaub schlucken und das Ziel sprachlich benennen, aber ich, mein werter Mister Potter, habe das nicht nötig.“
 

Harry bemerkte bald, dass, wo auch immer sein Lehrer auftauchte, hinter vorgehaltener Hand, immer darauf bedacht, dass Snape es nicht mitbekommen würde, geredet wurde.
 

Er strich seine Haare so weit es ging in sein Gesicht, damit sie die Narbe verdecken sollten um Severus noch mehr Getuschel zu ersparen.

Dieser zeigte ihm ausgefallene Laden, von diesen Harry allerdings manchmal den Eindruck hatte, als würden sie mehr für Kunden mit schwarzer Magie ausgerichtet sein. Mit Snape an seiner Seite, sah er den Einkauf einmal mit anderen Augen. Er kaufte nicht nur die notwendigen Schulbücher, sondern auch noch sehr nützliche Ratgeber zu den schwierigen Themen, die im nächsten Schuljahr auf ihn zukommen würden.
 

Als Harry aber an den Laden kam, an dem Hagrid ihm damals Hedwig geschenkt hatte, versuchte er diese Erinnerung schnellstens zu verdrängen und ging schnell weiter. Auf die Frage, ob er ein neues Tier kaufen wolle, folgte ein abruptes „Nein“ und damit war das Thema für Harry vom Tisch.
 

Kurz vor dem Ende ihres Einkaufbummels sahen beide bekannte Gesichter an einem Schaufenster stehen. „Hallo Lucius“ brummte Snape, der wohl ganz und gar nicht erfreut war, seinen ehemaligen Schulkollegen wieder einmal zu treffen. „Severus, welch ein Zufall. Wen hast du denn da bei dir? Den jungen Potter??“ kam es kalt und abschätzend von Malfoy, als er mit hochgezogenen Augenbrauen auf Harry schaute.

„Potter?“ kam es nun auch von Draco, der neben seinem Vater stand. „Draco.“ Mehr hatte Harry eigentlich gar nicht vor, zu sagen, da es sonst eh wieder im Streit endete und er seine sowieso schwachen Kräfte nicht an diese Figuren verschwenden wollte.
 

„Wohin des Weges, alter Freund?“ fragte nun Lucius. „Wir müssen einige Kleidungsstücke für Harry kaufen.“ Kam es als kurze Antwort.
 

„Weißt du was, Draco soll auch noch neue Umhänge besorgen, wieso lassen wir die beiden nicht in Ruhe einkaufen und wir trinken etwas zusammen?“

Snape blickte unbehaglich auf Harry. Eigentlich wollte er ihn nicht alleine hier herumspazieren lassen, aber immerhin war noch ein junger Slytherin bei ihm. „Gut. Mister Potter. Wir sehen uns hier wieder in einer Stunde.“ Somit drehte sich Snape um und Lucius folgte ihm um zu einem nahe gelegenen Cafe zu gehen.
 

Wortlos liefen die beiden Jüngeren nebeneinander her zu Madame Poeff, die unter anderem die Schulkleidung für Hogworts im Sortiment hatte.

„Warum bist du in Begleitung mit Professor Snape? Sag nicht, er spielt deinen Aufpasser?“

„Halt die Klappe Malfoy, mir ist im Moment nicht zum Streiten zumute. Lass uns die Klamotten kaufen und wieder nach Hause gehen.“

Draco war erstaunt über die Aussage des Jungens und besah in sich genauer. Er war wirklich blass geworden.

Im Laden herrschte eine gemütliche Atmosphäre, ein bisschen staubig, ein bisschen dunkel, dass machte diese urige Aura in diesem Laden aus. Und natürlich die Verkaufshexe. Die weißen Haare- obwohl sie noch keine 30 war, schätzte Harry- zu einem hohen Turmzopf hochgesteckt und mit einer grell- grünen riesen Schleife festgebunden. Sie war zudem noch ziemlich klein und hatte ein viel zu großes kanariengelbes Hauskleid an, das mit einem breiten Gürtel aus Wichtelleder (aber natürlich nicht echtes) in Form gehalten wurde.
 

Harry war der erste, der einen Umhang ausprobierte. Er zog sein T-Shirt über den Kopf und Madame Poeff kam mit dem neuen, seidigen Umhang, mit Nadel und Faden auf ihn zu.

Erschrocken sah Draco sich seinen Lieblingsfeind an. Er war richtig abgemagert und an seinem ganzen Körper waren leichte rote Striemen und Flecke zu sehen (er hätte sie mal vor einigen Tagen begutachten sollen!). War das der Grund, weshalb Harry bei Snape war. Vielleicht musste er ihn gesund pflegen. Da musste sich sein Patenonkel aber beeilen, denn bald fing die Schule an und Harry sah richtig fertig aus. Das Aussuchen der Klamotten kostete Harry das letzte bisschen Kraft, aber zumindest konnte er bald wieder nach Hause gehen.
 

„Hey, Potter. Du hast doch bald Geburtstag, nicht wahr?“

Harry drehte sich zu ihm um. Woher wusste er denn das schon wieder? „Ja, in zwei Tagen…“

„Achso“ kam nur von Malfoy und er nahm Harry wortlos die Einkaufstaschen ab, sodass Harry in seinem Zustand nicht auch noch so viel schleppen musste. „D..Dank….“
 

“Jaja, vergiss es, schon gut. Jetzt komm endlich, sonst kriegen wir ärger weil wir zu spät kommen.“
 

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In dieser Nacht konnte Harry nicht schlafen. Er wälzte sich die ganze Zeit nur hin und her, Wasser lief ihm über die Stirn in die Augen und er hisste oft vor Schmerzen laut auf. Die ganze Nacht war Snape bei ihm, und kühlte seine Stirn, die nun- im Gegensatz zu der letzten Zeit- richtig glühte.

Er versuchte auch, mit seiner Magie beruhigend auf den Kranken einzusprechen, aber wider Erwarten funktionierte auch das nicht mehr.
 

Snape konnte nicht mehr helfen. Harry war am Sterben.
 

Er spürte zudem kaum noch Magie in Harry, dessen grüne Augen alle Farbe verloren hatten.

Jona hetzte von Krankenzimmer herein und heraus, sie holte neues, kaltes Wasser, Tränke oder Salben.

Severus war am verzweifeln. Was konnte er noch tun? Wie sollte er Harry nur helfen? Verdammt, er wusste nicht einmal, was Harry überhaupt hatte!

Er packte Harry an den Händen und versuchte ihn wach zu schütteln, doch Harry war in einem Koma ähnlichen Zustand gesunken.

Neben seinem sterbenden Patienten fühlte er sich machtlos wie noch nie zuvor in seinem Leben.
 

Sein Lord! Er musste seinen Lord rufen, vielleicht konnte er Harry noch helfen. Oder hatte er schon zu lange gewartet? Nein, dass wäre auch sein eigener Tod gewesen.

Mit zitternder Hand hob Snape seinen Zauberstab und sprach den komplizierten Zauberspruch auf, mit dem Nagini kommen würde und tippte wieder auf sein dunkles Mal.
 

Er hoffte, sein Meister würde ihm helfen und wandte sich wieder Harry zu, der begann, mit seinen dünnen Armen um sich herum zu schlagen. Er versuchte gerade angestrengt, ihn fest zu halten, damit er sich nicht auch noch selbst verletzen würde, als er bemerkte, dass sich der Raum wieder mit mächtiger Magie füllte und hielt in seiner Bewegung inne.
 

„Severus, lege einen Stillezauber auf diesen Jungen.“

Was? Wieso sollte er das machen, er hatte sowieso keine Chancen mehr zu überleben wenn der Lord ihn nicht heilen konnte.

Trotzdem befolgte Snape auf der Stelle dem Befehl.
 

Tom, der es wohl schon gewohnt war, das Severus keine Sitzmöglichkeit im Zimmer hatte, holte in aller Ruhe seinen Zauberstab und holte, mit einem Wink, zwei Sessel herbei. Mit einem Blick bedachte er seinen Todesser, sich zu setzen.

„Wie ich sehe, hat sich sein Zustand verschlimmert. Hat er in letzter Zeit wieder Essen zu sich genommen?“

„Immer nur einen Bissen. Könnt Ihr im helfen, myLord?“. „Bitte…bitte helft ihm. Wenn es einer kann, dann Ihr.“ Kam es leise von Severus.

Riddle besah sich sein Gegenüber. Oha, eine Bitte von Severus? Das hat es in all den Jahren, die er ihn bereits kannte, nur einmal gegeben.
 

Tom lächelte als er sich zurückerinnerte. Es war damals, kurz nach Hogwarts. Als sie in einem Restaurant zu Abend aßen. Auf dem Heimweg, es war schon sehr dunkel und der Weg war mit tausenden bunten Apfelbaumblüten gesäumt, gab Severus sein wahres Wesen zu erkennen. Tom ist damals noch ziemlich erschrocken, so etwas hatte er nicht an seinem Freund bemerkt. Gewissermaßen war das der Anstoß für ihn, sich besser in der Zaubererwelt zu informieren. Denn wenn einer von seinen Feinden plötzlich mit ungeahnten Kräften kommen würde, dann wäre er vorbereitet. Ja, damals ließ er es auch zu, dass Snape über ihn hergefallen ist.
 

Er spürte dabei keine Schmerzen, er merkte, wie sein Herz schneller schlug und das eigene Blut in seinen Ohren rauschte. Als Snape ihn danach in die Augen sah, bemerkte Tom noch, wie das weiß in ihnen zurückkehrte. Er hatte erwartet, dass an den Mundwinkeln gegenüber vielleicht noch Blut zu sehen war, aber da war nichts, nur ein neuer Glanz in den Augen des Verbündeten.

Sie waren ihren Weg weiter gegangen ohne noch einmal über diese Aktion zu reden.
 

Ja, Severus war ein guter Mann, einer seiner besten. Wenn diese Sache beendet war, dann würde er einen höheren Rang bekommen.
 

Er konnte beobachten, dass sein Gegenüber nervös zu Harry hinüber starrte und mit seinen Fingern spielte. Harry war wohl wieder ruhiger geworden, denn er atmete gleichmäßig und hatte ihnen den Rücken zugedreht.
 

„Du weißt, dass ich bis heute viel Wissen ansammeln konnte, was die Ahnenlinie der Zauberer angeht. Richtig damit angefangen habe ich, nachdem ich deinen Vampir in dir gespürt hatte.

Ich kenne mich wahrscheinlich besser aus, als alle anderen und ich denke sogar, ich kenne mich in fremden Linien besser aus, als die eigenen Nachkommen.

Anders natürlich war es bei dir. Du hast mir selbst gezeigt wer du bist und mir alles über deine lange Ahnenreihe erzählt. Viele alte und mächtige Vampire hattest du als Vorfahren und währen die Auroren und Vampirjäger nicht gewesen, säßen wir alle noch an einem Tisch.

Natürlich gibt es bei einigen Muggelstämmigen keine Geschichte.
 

Das beste Beispiel finden wir an der Mutter dieses Jungens hier, Lily Evens. Eine gute Zauberin, aber mit neuem, schwächerem Zauberblut in den Adern.

Also brauchte ich in dieser Richtung keine Nachforschungen zu stellen.

Aber was war mit James?“

Snape schaute ihn verblüfft an, was sollte dieses Gespräch über Ahnenkunde, jetzt, an Harrys Totembett? „Ich weiß leider nicht, aus welcher Linie die Potter stammen, MyLord.“
 

Und warum? Ich frage mich, ob da draußen irgendjemand schon einmal von Potters Vater oder Großvater geredet hat! Alle wissen, dass die Potters eine reinblütige Familie sind, aber keiner forscht nach“ Riddles Stimme wurde immer lauter und dunkler, sodass Snape leicht zusammen zuckte.

Eine dunkle Magiewelle senkte sich auf das Zimmer.

„Die Zauberer sind in vielerlei Hinsicht zu schwach. Sie sehen die kleinen, versteckten Hinweiße nicht. Ich habe sie gesehen. Und ich habe auch nie zuvor jemanden mit dem Namen Potter kennen gelernt. Das gab mir zu denken. Und ich forschte nach. Sehr lange hatte ich keine Spur, ich wollte schon aufgeben. Erst als ich die Prophezeiung hörte, forschte ich mit neuer Energie weiter. Ich wollte alles über meinen Feind wissen.“
 

Eine dunkle Pause trat ein.
 

„Hatten sie bei ihrer Suche Erfolg?“ braucht Severus in die Stille heraus.

Braune Augen funkelten in Schwarze.

„Oh ja, ich hatte Erfolg.

Ich kenne Harrys Großvater. Jeder kennt ihn.“

Tom schaute auf Harry, der ruhig zu schlafen schien und wieder zurück in Snapes schwarze Augen.

„Du weißt natürlich, ein Gründer der Hogwarts Schule für Zauberei und Hexerei war Salazar Slytherin. Ein Großmeister der dunklen Magie, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Darauf bedacht, ein Haus zu gründen, dem Wissensdurst und Freundschaft über alles ging.

…Salazar Slytherin…

Allen auch heute noch bekannt ist, dass Salazar ein Parselmund war, wie auch Harry und ich es sind. Ein Meister in Okklumentik und ungesagten Zaubern.

Aber nur die Ältesten unter uns wissen noch eine andere, bedeutende Kleinigkeit von Slytherin.

Keiner weiß, wie lange er schon gelebt hat, bevor er die Hogwarts Schule mit gründete. Er hat schon viele verschiedene Namen angenommen, sein gefurchtester und wohl auch in der Muggelwelt bekanntester war Dracula.“
 

Snapes Augen weiteten sich entsetzt. Das wusste er nicht. Ein Mitgründer seiner Schule war ebenfalls ein Vampir?

„Ich vermute, Dumbeldore wusste es noch und ich glaube auch, dass er dir auf Grund dieses Wissens die Stelle als Hauslehrer des Slytherinkerkers gab. Ja, Albus ist ein gerissener Mann, der seine Karten niemals offen zeigt.
 

„Aber ich konnte noch viel mehr in Erfahrung bringen. Vor mehr als Vierzig Jahren, tauchte sein Name in einer, wie ich zuerst dachte, unbedeutender Schriftrolle auf.

Er hatte zwei Kinder, Severus. Stell dir vor, es gibt heut noch direkte Nachkommen mit reinem Slytherinblut!“

Severus stockte der Atem und hörte fasziniert zu, was für Erfolge sein Meister gemacht hatte.

„Als der Älteste geboren wurde, wollte er diesen eigentlich aufziehen und ihn die Meisterkunst des Zauberns lehren. Aber nach zwei Jahren fingen die Auroren an, die Vampire im Land einzufangen und da der Älteste wohl die Gene und das Blut seines Vaters in sich trug, war dieser in großer Gefahr. Zu dieser Zeit wurde der Jüngere geboren, der Wohl die Gene der Mutter übernommen hatte und ein Zauberer, ohne Vampir in sich, wurde.
 

Die Auroren wurden immer rücksichtsloser und in einem Kampf kam die Hexe um, die Salazars Kinder auf die Welt brachte.

Von da an, war Salazar von der Bildfläche verschwunden, er hat sich total aus dem Leben zurückgezogen und niemand weiß ob er heute noch lebt oder auch getötet wurde.

Die Kinder gab er jedoch noch an andere Familien weiter, sie sollten einen anderen Namen bekommen, damit keiner wusste, wo sie abstammten. Vor allem der erste Sohn, ebenfalls ein Vampir wurde so geschützt.“
 

“Severus. Auf was glaubst du, möchte ich hinaus?“
 

Severus keuchte auf. „Heißt das etwa, dass James Potter einer der Söhne von dem mächtigen Salazar Slytherin ist?“

„Um genau zu sein, ist er sogar der Ältere, dass bedeutet, er war ein Vampir, Severus.“
 

Schockiert ließ der Todesser sich noch tiefer in seinen Sessel fallen. Auf das war er nicht vorbereitet.

All die Jahre, in denen er mit James in die Schule gegangen war und…! Moment. Jetzt verstand er endlich. Deshalb hatte James ihn damals angegriffen?

Severus kannte ja dieses Verhalten auch von sich selbst, als er damals noch ein junger Vampir war. Wenn man vergaß, sich rechtzeitig seine Ration Blut zu beschaffen, dann fiel man jeden an, der in der Nähe war, das Denken war dann ausgeschaltet.

James wollte ihn also von sich weg halten, damit es nicht so weit kommen durfte?

In der Nacht, als James Severus verletzte, war er da vielleicht sogar schon so im Blutwahn, dass er Snape nur noch auf diese Art aufhalten konnte. Wäre ihm Snape gefolgt, währe er vielleicht James nächstes Opfer geworden.
 

Schockiert schloss Severus die Augen. Er war so ein Dummkopf, er, ja gerade er müsste das doch merken. Sein Vampir wurde damals kurz vor der 1. Klasse in Hogwarts geboren, er hatte also schon genügend Erfahrung.
 

Riddle beobachtete neugierig die Gesichtszüge seines Todessers.
 

„Soll das bedeuten, Harry ist auch ein…? Nein, dass kann nicht sein, schließlich verwandeln sich Vampire das erste mal schon in der 1. Klasse, die meisten noch davor, aber Harry ist noch immer ein Mensch.“
 

Tom seufzte.
 

“Genau deshalb habe ich ja solange gebraucht um es heraus zu finden. Ich dachte eigentlich immer, Harry hätte die Gene von Lily in sich getragen aber so wie es aussieht macht sich das Vampirwesen in ihn bereit, heraus zu kommen.“
 

Severus verstand es nicht. „Bei meiner Umwandlung war auch ich etwas kränklich, aber dass jemand so leiden muss? Nein, dass ist mir nicht bekannt.“
 

“Denk doch einmal nach Severus. Wenn ein normaler Vampir geborgen wird, wenn die Kinder in die 1. Klasse kommen oder schon in diese Klasse gehen, wie viel Macht und dunkle Energie müssen sich in Harrys Vampirwesen die ganze Zeit über aufgestaut haben?

Du hast mir von der dunklen Magie berichtet, die du gespürt hast, als du Harry gefunden hast. Das war sein Vampir, Severus. Sein Vampir, der nun endlich erwachen wollte.

Ich vermute, irgendein Fluch lag auf Harry, dass er sich so lange nicht verwandeln konnte und der an dem Tag, als du ihn gefunden hast, zerbrochen ist.“
 

Er stand auf und ging zu Harrys Bett. „Severus, du hast recht, er stirbt. Aber nur, damit sein Vampirwesen endlich geboren werden kann.“ Mit der Hand fuhr der dunkle Lord über die Stirn und ließ so mächtige Magie auf Harry einwirken, damit er weniger Schmerzen über sich ergehen lassen musste.
 

“Dein Auftrag hat sich nicht verändert, Severus. Du bist der Richtige, der nun auf Harry aufpassen wird, von dir wird er viel lernen können.“

Mit diesen Worten drehte sich Voldemort um und verschwand aus dem Raum.
 

Severus und Harry waren wieder alleine. Toms Magie schien wirklich zu helfen, Harry schien wieder ruhig zu schlafen.

Er streichelte Harrys Wange. Nie hätte er gedacht, dass der berühmte Harry Potter, Dumbledors Schützling, ein Vampir sein könnte. Und so ein süßer, mit so samtener Haut noch dazu!

Jetzt konnte Severus also nur noch warten, wie lange es noch dauern würde, bis Harry es überstanden hatte. Nur noch warten…

Oh, Severus war so müde, die ganze Nacht schon hatte er am Bett Wache gehalten, aber jetzt musste er noch durchhalten. Er setzte sich wieder zurück in seinen großen Sessel und bemühte sich, die Augen auf zu lassen.

Doch bei Harrys gleichmäßigen Atemgeräuschen schlief Snape friedlich und tief ein.
 

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Kapitel 4
 

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Vielen Dank für eure Kommis, ich schreibe schon fleißig weiter ^-^
 

Großer Dank auch an meine Betaleserin Rowan,

die jeden noch so kleinen Fehler findet und tötet *g*

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Sein Atem ging ganz ruhig. Er atmete ein und atmete aus. Er spürte die Wärme seines Bettes und genoss es, einfach nur dazuliegen und nichts tun zu müssen. Er atmete ein und atmete aus…

Zeit zum Aufstehen! Sein Lehrer hatte sich bestimmt schon zum Frühstück begeben. Naja, wenn er an die frischen Semmeln und die Marmeladenbrote dachte, wurde ihm etwas übel. Vielleicht musste er durch eine Magengrippe. Er spannte seine Muskeln an, um aufzustehen.

Bevor sein noch etwas benebelter Kopf mitdenken konnte, war er schon aus dem Bett gesprungen und doch glatt auf seinem Allerwertesten gelandet! Was war denn jetzt los? Er hatte es eigentlich gar nicht auf einen Sprung angelegt! Bevor er aufstehen konnte, hörte er ein Geräusch. Da atmete doch jemand. Er spitze vom Boden aus, von seinem Bett hoch. Snape war also bei ihm am Bett eingeschlafen. Direkt niedlich, wie er halb in seinem Sessel saß, den Kopf auf die Arme gelegt, die verschränkt auf dem Bett lagen.
 

Schnell und leise wollte er an Snape vorbei schleichen um ihn nicht zu wecken. Aber es passierte das gleiche wie eben, er unterschätzte seine Kraft völlig und bevor er es sich versah, war er ums Bett gekommen und schon wieder auf seinen Hintern gefallen. Was war denn das jetzt bitte?
 

Er musste wirklich wieder gesund sein, wenn er so etwas schaffte.

Vorsichtig stand er auf, damit er nicht gleich wieder auf dem Boden landen musste.

Er stand jetzt neben Snape und beobachtete sein Gesicht. Einzelne Strähnen seiner weichen, halb langen Haare fielen auf seine Wangen.

Er strich sie vorsichtig nach hinten und berührte die zarte Haut von seinem Lehrer, der noch fest in seinem Traum gefangen war.
 

Viele kleine Magieblitze tauschten den Besitzer. Es war interessant dem Schauspiel der leuchtenden Funken zu zusehen. Harry kam näher und setzte sich neben Severus auf den Sessel, der genug Platz für sie beide bot. Warum konnte dieser Mann, der sich so gut um ihn gekümmert hatte, denn nur diesen miesen Ruf in der Schule erlangen? Er hatte ihn ja selbst immer verkannt und war ihm respektlos begegnet, musste er sich eingestehen. Sollte das wirklich alles eine Fehleinschätzung gewesen sein?
 

Harry nahm sich vor, dass er in Zukunft auf diesen Meister seines Fachs besser hören würde. Vielleicht wollte er wirklich nur das Beste für seine Schüler und durch seine Art verhindern, dass sie zu faul würden und nichts lernten. Wie als Versprechen gab er Severus einen leichten Kuss auf die Wange. Hmm, wie gut er schmeckte. Harry fuhr mit der Zunge über die Lippen, die gerade noch diesen Mann berühren durften.

Sein Magen begann zu knurren und Harry erlaubte seinen Lippen, Snape noch einmal auf die

Wange zu küssen. Ganz leicht nur.
 

Severus öffnete die Augen. Mit einem kurzen entsetzten Blick sah er in Harrys schwarze Augen, aus denen jedes Weiß und Grün gewichen waren.
 

„ Mister Potter? Geht es Ihnen wieder besser?“ kam es erstaunt von ihm.
 

„Ja, viel besser, aber ich befürchte, ich habe großen Hunger“ erwiderte Harry.

Der verwirrte Snape sah in diese schwarzen Augen, die so dicht vor ihn flackerten.
 

„Oh, dass ist gut. Dann rufen wir am besten gleich die Hauselfe und…“ Snape erhob seine Hände um nach Jona zu klatschen, doch Harry griff blitzschnell nach diesen großen Händen und nahm sie in die seinen. „Ich glaube nicht, dass Jona mir das geben kann, was ich will.“ Und er krabbelte auf den Schoß von dem total durcheinander gekommenen Snape.

Harry sah den verdutzten Ausdruck auf dem Gesicht seines Mentors und verzog seinen Mund zu einem breiten und glücklichen Grinsen.
 

Geschockt sah sich Snape die strahlend weißen Zähne an und sein Blick blieb an den scharfen, spitzen Eckzähnen hängen.

„Das…“ wollte er anfangen, aber ein Finger von Harry legte sich auf seine Lippen.

Harry flüsterte leise in Severus Ohr.
 

„Sssch… ich habe Hunger und … ich weiß was ich will, Severus.“
 

Der warme Atem von Harry kitzelte in das Ohr des Mannes und dieser bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.

Er spürte die dunkle Magie, die sich im ganzen Raum verteilte, sie war um ein vielfaches stärker als an dem Abend, an dem er Harry fand.

Die langen Vorhänge an den Fenstern bewegten sich ganz leicht in der Luft, die vor Spannung richtig aufgeladen war.

Das war die pure Energie eines Vampirs. Den Kopf noch an den von Snape gelehnt, drückte er ihn sanft auf die Seite. Harry nahm mit seinen feinen Sinnen den Geruch von Severus wahr. Ja, so wie es war, war es gut. Seine Hände wanderten weiter und spielten mit Severus Haaren.
 

Harry hielt sich an Severus Nacken fest und bereitete ihn auf das vor, was kommen würde. Mit seiner Zunge kitzelte er die Haut am Hals seines Lehrers und bedeckte sie mit Küssen. Dieser schloss wie in Trance die Augen. Ihn zu beißen hatte noch keiner gewagt, sein mächtiges, altes Vampirblut würde jeden auf der Stelle töten. Da Vampire diese Aura spüren konnten, hielten sie sich auch in der Regel fern von ihm, da sie dieses Risiko nicht auf sich nehmen wollten.

Sich dieser Tatsache langsam bewusst zu werden, wollte er dies Harry mitteilen und ihn von sich wegdrücken. Aber Harry hatte ihn so fest im Griff dass er nicht ausweichen konnte. Er spürte, wie Harry noch mehr dunkle Energie auf ihn einwirken ließ und legte nun auch seine schlanken Finger um (auf) Harrys Rücken und schloss wieder genussvoll seine Augen.
 

Harry hauchte in Severus Ohr: „Bist du bereit?“ und drückte ihn fester zu sich. Severus, der kaum noch ansprechbar war, flüsterte leise ein „Ja“ zurück und Harry öffnete seinen Mund um das erste Mal im Leben, dass zu machen, wozu er eigentlich geboren war.
 

Seine spitzen Zähne zeigten sich und er versenkte sie in der weichen Haut seines Mentors.

Der junge Vampir, der noch etwas ungeschickt war, ließ das warme Vampirblut seines Gegenübers die Kehle hinunter rennen. Ah, wie stark dieses rote Elixier war. Er wollte noch ein bisschen mehr und nahm noch einen kleinen Schluck, einige Tropfen davon konnten entkommen und rannen auf seinem Kinn hinab.
 

Severus war froh, dass er auf dem Sessel saß, er stöhnte auf. Was für ein Gefühl! Er krallte seine Hände in Harrys Nacken und T-Shirt fest und ließ ihn auch nicht los, als sich Harrys Zähne aus seinem Hals zurückzogen. Harry küsste die gebissene Stelle und leckte mit seiner Zunge darüber, um die Wunde zu verschließen.
 

Er flüsterte dem älteren Vampir in sein Ohr: „Oh Severus, das war großartig, danke das du mir so etwas unglaubliches geschenkt hast.“

Bevor Snape reagieren konnte berührten Harrys Lippen die von seinem Lehrer. Sie waren ganz weich und zögerten erst noch, bis sie sich entschlossen, ihrem Instinkt zu folgen.

Was noch nie passiert war, geschah. Severus fühlte sich vollkommen, er konnte sein eigenes Blut schmecken und stöhnte in Harrys Mund auf.
 

“Severus, du sollst es auch erleben dürfen.“ Flüsterte er ihm mit einer dunklen, magischen Stimme zu und beendete den Kuss um ihm darauf gleich seinen eigenen Hals anzubieten. Seine schwarzen Augen fixierten Severus und warteten seine Reaktion ab.

Snape, der immer noch halb in einer Trance versunken war und in der dunklen Magie von Harry baden konnte, näherte sich dem Hals von diesem fantastischen jungen Mann und sein Vampir erwachte.

Das Schwarz in seinen Augen überflutete alles Weiße und seine Zunge berührte die spitzen Eckzähne. Sein Blutdurst war erwacht. Seine Haut war noch eine Nuance heller geworden und seine Gesichtszüge wirkten feiner als je zuvor.
 

Harry keuchte auf, sein Lehrer war zu einem wunderschönen schwarzem Teufel geworden, sich selbst noch gar nicht bewusst, dass es bei ihm genauso war.
 

Snape reizte Harrys Hals mit vielen Küssen in der Nähe seiner Halsschlagader und raunte ihm ins Ohr, dass er verführerisch schmeckte. Nun war es an Harry, in Snapes uralte Magie zu fallen und er schloss laut atmend die Augen.

Severus genoss es, die Gefühle seines Opfers zum Höhepunkt zu treiben, zeigte seine scharfen Eckzähne, die er Augenblicke später in Harrys junge Haut vergrub.

Was er dann erlebte, war fast zuviel für den erfahrenen Vampir, alle seine Sinne schienen regelrecht zu explodieren und ihm wurde heiß und kalt, als das Blut in seine Kehle herunter rann.
 

Er musste sich zusammenreißen, dass er nicht zuviel in sich aufnahm, da Harry ja noch schwach war. Als er seinen Schluck genossen hatte und er die Wunde mit seiner Zunge verschloss, ließ er erschöpft den Kopf auf Harrys Schultern fallen und eine Träne schlich sich aus seinen Augenwinkel. Er schlang seine Arme noch fester um Harry und hatte im Moment das Gefühl, dass er diesen Jungen nie wieder los lassen könnte.

Snapes Träne schlich sich seinen Weg über seine Wange und fiel langsam auf Harrys Schulter.

Die Luft die nun im Zimmer vorherrschte, war so voller mächtiger, dunkler Magie, dass sie jeden Muggel oder schwachen Zauberer auf der Stelle um die Sinne gebracht oder ihn sogar getötet hätte. Für die beiden Vampire aber bedeutete sie Leben, Glück und Macht zugleich. Immer noch nicht bei vollem Bewusstsein hielten sich die beiden aneinander und stützen sich gegenseitig, bis sie wieder klarer denken konnten.
 

Das war es, Snape hatte es geahnt. Aber nie gedacht, dass er es jemals erreichen würde.

Nicht viele Vampire durften dieses Glück je erfahren.
 

Harry hob mit seiner Hand vorsichtig Snapes Kinn an und versenkte seine Lippen auf die Seinen. So schmeckte Harry das erste Mal sein eigenes Blut und sank erschöpft in die Arme seines Mentors zurück. „Danke für alles Severus“ raunte Harry ihm zu, bevor er einen Kuss auf seine Wange hauchte und sich mit seinem Kopf wieder auf Snapes Brust kuschelte.
 


 

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Als beide einige Stunden später fast zeitgleich aufwachten, schien die Sonne mitten ins Zimmer. Harry gähnte und streckte sich und bemerkte erst jetzt, dass er von samtigen, schwarzen Augen beobachtet wurde. Snape lächelte ihn glücklich an. Was war das für eine Nacht!
 

„Wie fühlst du dich, du kleiner Teufel?“ frage er den jungen Vampir.

Harry grinste zurück. „Fantastisch, Severus! Ich hätte nie gedacht, dass meine Sinne so geschärft sein würden, wenn ich zum Vampir würde!“ berichtete er aufgeregt.
 

Der Andere stutzte kurz. „Du wusstest, was mit dir passiert?“ Harrys Grinsen wurde noch breiter.

„Ja denkst du, ich habe die Magie nicht sofort mitbekommen, als dein Lord hier erschienen ist? Und mit Verlaub, aber dein Stillezauber war völlig wirkungslos bei mir, viel zu schwach.
 

Weder du noch Voldemort haben gemerkt, dass ich eigentlich wach war und alles mitbekam. Ich war ganz schön überrumpelt, als dieser Riddle dir die Geschichte von meinem Großvater erzählt hat!“ Harry kicherte leise in sich hinein.

„Eigentlich wollte mein ganzer Körper aufstehen und sich ihm gegenüberstellen, so wie Dumbledore es mir immer eingetrichtert hatte, aber ich war viel zu schwach und Toms Energie erdrückte mich beinahe.“ Noch immer grinsend, dass er den großen Tränkemeister und Lord hereingelegt hatte, schaute Harry Snape an.
 

Dieser bemerkte dadurch die ersten Anzeichen dafür, dass Harry die Wesenszüge eines Vampirs bekam. Die Leichtigkeit in Harrys Bewegung. Er steigerte sich auch nicht mehr in Dinge hinein, die sowieso nicht zu verhindern gewesen wären, wie die Erinnerung an die erste friedliche Begegnung mit Tom Riddle.
 

Harry nickte. „Richtig, das glaube ich auch. Ist wohl gar nicht so übel, dass mein Vampir erwacht ist.“ Snapes Kopf ruckte zu Harry, der schon wieder in sich hinein grinste.

“Hast du eben meine Gedanken gelesen?“ fragte er verdutzt.

: Das kann nicht sein, nicht mal viele Älteste beherrschen die Leglimentik und dieser gerade erwachte Dämon soll es können? Das glaube ich nicht…:
 

^Das kannst du aber ruhig glauben, Severus. Ich höre deine Gedanken wirklich in meinem Kopf^
 

Entsetzt schaute Snape ihn an. Er hatte eben Harrys Stimme in seinen Gedanken gehört.

„Wie lange habe ich versucht, dir Okklumentik beizubringen - vergeblich, wie ich immer dachte - und du hast es nie geschafft! Und auf einmal kannst du sogar die Kunst der Gedankenübertragung?“

„Ich habe gerade nicht wirklich darüber nachgedacht, was ich tue, es kam eigentlich wie von selbst“ sagte Harry nachdenklich und blickte zum Fenster.
 

Die Vorhänge waren zurückgeschoben und auch das Fenster war offen, dass musste wohl Jona gemacht haben, als die beiden Vampire geschlafen hatten…

Harry konzentrierte sich nun auf seine neu erwachten Sinne, die geschärft in Bereitschaft standen.

Er konnte noch den letzten Tau auf den Gräsern und den kühlen Wind spüren, der durch die Öffnung hereinkam um Harrys Gesicht zu kitzeln. Seine Ohren bemerkten ein leises Klirren, wie Geschirr, dass man aufeinander stapelte- dass musste wohl Jona sein, die Ordnung machte. Fantastisch, was man jetzt alles mitbekam!
 

Harry erahnte langsam, warum Severus in der Schule immer auf den neusten Stand der Geheimnisse war und immer zum unpassendsten Zeitpunkt am falschem Ort war. Er musste sich ja nur auf seine Vampirsinne konzentrieren. Raffiniert! Er sah seinen Tränkemeister mit frechem Grinsen an. Er würde ihm im kommenden Jahr diesbezüglich keineswegs nachstehen!
 

Wieder schaute er zum Fenster und bemerkte, wie die Sonnenstrahlen über ihr Bett huschten und den Schatten der vielen Blätter der Kirschbäume in sich trugen- die wohl neben dem Haus verwurzelt waren. Nach einem Atemzug konnte er die leichten Blüten deutlich riechen und sah den Blättern zu, wie sie sich in der Sonne bewegten.
 

Moment. Sonne… Sonne?
 

Er erschrak. Er hatte schon öfter die Geschichten aus der Muggelwelt über Vampire gehört. Sonne war der größte Feind der dunklen Wesen, denn bei Kontakt lösen sie sich wohl in Asche auf.
 

Mit seiner neugewonnenen und vor allem ungewohnten Kraft sprang er von Severus Schoß und riss selbst den Giftmischer auf den Boden in eine dunkle Ecke zwischen Bett und Wand.
 

“Was war denn das jetzt?“ Severus schaute seinen Schüler abermals verwirrt an und rieb sich seinen Oberarm, der bei dieser Aktion an die Bettkante gestoßen war.

„Na das Licht!! Wir sind doch Vampire und…“ Er hielt inne.

^Oh mann, ich bin so blöd. Severus unterrichtet seit so vielen Jahren schon in Hogwarts und dass am Tag. Dann müsste er sich ja schon längst aufgelöst haben.^
 

Mit roter Farbe auf seinen noch etwas blassen Wangen sah er seinem Gegenüber in die Augen, nur um dann schnellstens seinem Blick auszuweichen und den Blick nach unten, auf seine Knie lenkte.

„Du hast an diese unsinnige Legende gedacht, dass Vampire das Tageslicht fürchten, nicht wahr? Aber du musst wissen, dass dem nicht so ist. Früher hatten es die ersten dunklen Wesen schon viel schwieriger. Ihre helle Haut verbrannte schnell in der Sonne und sie hielten sich überwiegend nachts auf. Deswegen kam wohl ach diese Sage.
 

Zum Glück haben sich unsere Gene aber zum Guten verändert, uns macht das Licht nichts mehr aus, Harry“.

Harry indes fand noch immer seine Knie sehr interessant. Jetzt erst bemerkte er, dass sich Severus immer noch leicht seinen Arm hielt und dieser nun versuchte, sich unter Harry frei zu wuseln. Was nicht leicht war, denn Harry saß mit allen Vieren auf seinem Lehrer. Allerdings fand er es gar nicht so schlecht, so nah bei seinem ersten Bissopfer zu sitzen, so dachte er.
 

^Bissopfer nennst du mich?^ hallte es in Harrys Gedanken wider und er fuhr mit dem Blick zu Snape, der ihn amüsiert fixierte und der seinem Gesicht immer näher kam.
 

Schnell drehte sich Harry auf die Seite, um ihm Platz zu machen, aber Severus packte ihn schon und zog ihn wieder in seine Nähe. Harrys Herz schlug wieder einen Takt schneller und er konnte wieder den warmen Atem spüren.

„Wer ist hier das Bissopfer, Mister Potter?!“ verwendete er wieder seine typische Schulanrede und hielt sich eingekrallt in Harrys Tshirt am Rücken fest, ihn langsam immer näher zu sich ziehend.

Harry, der immer schneller atmen musste, gab den sehr kurzen Widerstand auf und machte es sich wieder in Snapes Schoß bequem.

Er spürte, wie Snapes Finger langsam unter sein Shirt rutschten, mit seiner Haut in Berührung kamen und sie sich langsam einen Weg über die Wirbelsäule nach oben suchten. An Harrys Nacken angekommen, nahm Snape mit seiner noch freien Hand das Shirt ebenfalls in die Hand und zog es dem Jungen langsam über den Kopf um es dann achtlos auf den dunklen Holzfußboden zu werfen.
 

Nun hatte er freien Blick auf Harrys Oberkörper. Diese verdammten Muggel! Kurz wurde der Lehrer wütend, als er seine geschundene und noch immer etwas gerötete Haut sah. Doch die Heiltränke taten zu Glück ihre Wirkung. Bald würde man nichts mehr davon erkennen können.

Nur auffällig waren noch die Rippen, die immer noch sichtbar waren, da Harry in den letzten Tag so gut wie nichts mehr zu sich genommen hatte.

Aber das würde sich jetzt ändern, da sein Vampir erwacht war, würde er sicher wieder Hunger auf die Lebensmittel bekommen, wenn er seine Rationen an Blut nebenbei bekam.

Snape strich ihm wieder den Rücken entlang und kraulte den Jüngeren am Nacken. Mit der anderen Hand fuhr er zu dessen Hals und erkundigte ihn sanft, vor allem die Halsschlagader zog seine Finger magisch an.
 

Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen.

Mit seinem Gesicht näherte er sich nun wieder dem von Harry und dieser konnte den Atem an seinem Ohr spüren, was eine Gänsehaut erscheinen ließ, die sich langsam über den Körper zog.

„Hier bin ich, mein Kleiner, dein Bissopfer“ meinte Snape noch halb lächelnd, als er sanft in Harrys Ohr biss und anfing, daran zu knabbern.
 

Harry war indes wieder wie weggetreten, er gab sich der Situation einfach hin, er wollte alle Gefühle auskosten, die ihn dieser Vampir übermittelte. Sinnlich schloss er die Augen und ließ Snape die Oberhand übernehmen.

Mit der einen Hand, die die Aufgabe hatte, Harry nah an sich zu drücken und mit der anderen Hand, die nun wieder anfing, seinen Rücken auf und ab zu streicheln, hielt Severus ihn fest im Griff. Als er merkte, dass Harry wusste was Snape nun tun wollte und nichts dagegen hatte, versenkte er seine schönen weißen Vampirzähne erneut in dessen Halsschlagader um sich etwas von diesem fantastischem Lebenselixier zu holen.

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Kapitel 5
 

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So, nun ist Kapitel 5 auch online. Ich hoffe es gefällt euch.
 

Einige Fragen werden nun vielleicht beantwortet sein, aber ich glaube eher, dass ihr jetzt noch mehr Fragen bekommt *g*
 

Betaleserin ist wieder Rowan, die mich und euch vor allen Fehlern beschützt! ^__^
 

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Nicht lange, da saßen beide am Esstisch und aßen hungrig von Jonas selbst zubereitetem Essen. Harry schmeckte es so gut wie schon lange nicht mehr. Jetzt, da sein Vampir wohl endlich erwacht war und er seinen ersten Blutdurst stillen konnte, war er auch in der Lage das Hungergefühl des menschlichen Harrys zu befriedigen.

„Es freut mich, dass du durch deinen gesunden Appetit langsam wieder zu Kräften kommst, denn meine Heiltränke alleine konnten gegen diese Schwäche nichts ausrichten.“

„Hmmm und es schmeckt auch fantastisch, Jona ist eine tolle Köchin, ich werde es ihr bei Gelegenheit mitteilen. Ich glaube allerdings auch, dass ich die Dinge um mich herum nicht nur viel besser wahrnehmen kann, nein ich habe auch einen schärferen Geschmackssinn entwickelt.“ Entgegnete Harry der ein Nicken von Snape als Antwort bekam.
 

„Harry, da du wieder sichtlich kräftiger wirst, wollte ich dich fragen, was du als nächstes vorhast?“ Auf Harrys fragenden Blick meinte er noch „Na, ob du wieder nach Hogwarts zurück willst?!“

Daraufhin erstarrte der Jüngere in seiner Bewegung. Ja richtig, er hatte gar nicht mehr darüber nachgedacht, wie es nach den Ferien weiter gehen sollte. So wie es im Augenblick war, war es für ihn eigentlich perfekt…

Aber Severus musste natürlich wieder als fieser Zaubertränkelehrer zurück nach Hogwarts. Also lebte er bisher wieder nur in seiner kleinen Scheinwelt
 

Wie ein Gewittersturm brach es in ihn ein, als er über seine ganzen Schulerinnerungen nachdachte. Der ständige Krieg mit Draco und den anderen Slytherins, die Furcht Voldemort zu begegnen, die nervigen Leute vom Ministerium, die ihn für ihre Zwecke missbrauchen wollten, die ständigen Strafarbeiten bei Snape…. Wobei letzteres hoffentlich nicht mehr so häufig vorkommen würde, so hoffte Harry und brachte ein freches Grinsen zustande, als er seinen ehemalig so strengen und unnahbaren dunklen Lehrer am Tisch beobachtete, der gerade ein ganzes Stück Hühnerschenkel mampfte und nebenbei seine Jona lobte.
 

Das Leben konnte wirklich ganz schöne Wellen schlagen, er hätte sich den engen und freundlichen Kontakt zu Severus vor einem Monat noch nicht einmal erträumen können.
 

“Also es ist schon das beste, wenn ich wieder zurück nach Hogwarts gehe. Obwohl es dort wahrscheinlich wieder drunter und drüber gehen wird, habe ich noch eine Menge zu lernen und ich muss ja auch noch meinen Abschluss machen, dass darf ich nicht vergessen, Severus.“
 

„Gut, es wäre für mich nicht angenehm, wenn du nicht mehr an die Schule kommen würdest, denn dann könnte ich dich ja nur noch in den Ferien sehen!“
 

„Gibt es da draußen eigentlich noch mehr Vampire? Ich habe leider vor den Ferien noch nie gehört, dass es Echte gibt!“ Klar, es gab in der Muggelwelt viele Geschichten und Sagen über Vampire, aber in der Zaubererwelt? Nein, da hatte er wohl noch nichts gehört. Auch im Unterricht waren bisher nur einige halbmenschliche Wesen aufgetaucht, wie Riesen, Zentauren oder auch Werwölfe.

„Nun ja“ kurz zögerte Severus. „Also keiner weiß eigentlich wie viel Vampire es genau gibt, denn sie verstecken sich in der Regel von der Außenwelt, weil sie nicht auffallen wollen. Vampire sind um einiges vorsichtiger als zum Beispiel Werwölfe. Gut, wir müssen uns auch nicht einmal im Monat zu einer wilden Bestie verwandeln. Nein, wir leben in Harmonie mit unserem Wesen. Doch leider sind wir genauso verhasst und verkannt in der Welt wie zum Beispiel diese Werwölfe. Ich habe noch nie in Hogwarts verkündet das ich ein Vampir bin, obwohl ich glaube, dass Dumbledore es weiß. Vielleicht wurde ich gerade deshalb auch ein Hauslehrer für Slytherin, wie du ja jetzt vom dunklen Lord weißt, war Salazar ebenfalls einer von uns.“
 

Harry hatte aufmerksam zugehört. Dass Vampire nicht erwünscht waren wusste er nicht.

“Aber ist es denn dann nicht zu gefährlich, dass ich dorthin zurück gehe?“
 

„Ungefährlich ist es nicht, da hast du Recht, aber ich bin dagegen, dass wir uns wie die Beutetiere verstecken wollen. Mich hat ja bis jetzt auch keiner durchschaut!“ kam es dunkel von Snape.

Zu Harrys Überraschung holte Snape seinen Zauberstab hervor und mit einem Wink und einem leisen Gemurmel seines Gegenübers- Harry verstand irgendwas mit Accio- kam ein in Leder gebundenes Buch zum Vorschein. Snape begutachtete es einen Moment und gab es den Jüngeren. Ohne einen weiteren Kommentar nickte er Harry zu und überließ ihn wieder sich selbst.
 

Harry sah sich das Buch genauer an. Mit einer Hand fuhr er über den Einband, es war sehr weich und roch angenehm- es erinnerte ihn irgendwie an die Atmosphäre der Bibliothek in Hogwarts. Er ließ seine Finger über die abgegriffenen Seitenränder fahren und er machte sich auf den Weg ins Kaminzimmer, um in einen gemütlichen Sessel nahe dem Kaminfeuer zu fallen.

Irgendwie hatte Harry ein merkwürdiges Gefühl bei diesem Buch…

Langsam schlug er den Einband auf und er bemerkte verwundert, dass auf der ersten, bereits verblichenen Seite kein Titel stand, sondern nur ganz unten zwei Initialen: S.S.
 

Auf der nächsten Seite war wieder kein Text, sondern ein Bild, dass wohl schon ziehmlich alt sein musste, denn alle Farben waren verschwunden und zurück blieb eine Schattierung aus Schwarz- und Brauntönen. Darauf zu sehen war ein Mensch, dessen Gesicht man zwar nicht richtig erkennen konnte, aber der Statur nach zu urteilen, handelte es sich um einen jungen Mann.

Er hatte etwa halblange schwarze Haare und einen weiten Zaubererumhang, an dessen Seite ein Zauberstab herausschaute. Es sah so aus, als ob er einen Zauber ausführen würde, denn knapp über seinen Händen schwebte in der Luft etwas ähnliches wie ein Kreuz.
 

Auf den nächsten Seiten entdeckte Harry ähnliche Bilder vom gleichen Mann, der wohl immer andere Zauber ausführte oder sich geheimnisvolle Tränke braute mit Zutaten, die Harry nicht identifizieren konnte.

Auf dem letzten Foto in der Bilderreihe konnte er nun auch in das Gesicht blicken. Harry sah klare, feine Züge um Mund und Nase und einen sehr konzentrierten Ausdruck in seinen dunklen Augen.
 

Neugierig und auch vorsichtig, nicht dass die alten Blätter in seiner Hand zerfallen würden, blätterte Harry um und sollte nun erfahren, was es mit diesem jungen Mann auf sich hatte.

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Severus sah an diesem Abend durch die leicht geöffnete Tür des Kaminzimmers und fand dort einen völlig in ein Buch vertieften Harry Potter vor, der wohl nicht einmal merkte, dass es eigentlich schon Schlafenszeit war.

Snape schmunzelte. Ohja, als er dieses Buch zum ersten Mal lesen durfte, war auch er hin und weg davon. Sehr lehrreich… Obwohl er wusste, dass morgen ein anstrengender Tag sein würde, ließ er Harry in Ruhe lesen, denn dieser Inhalt war sehr wichtig für seine weitere Zukunft, dass wusste Severus nur zu genau. Leise schloss er die Türe und entfachte zuvor noch mit einem ungesagten Zauber das erloschene Kaminfeuer, damit es nicht zu kalt werden würde.

Dann ging er den langen Gang entlang zu seinem eigenen Schlafzimmer und musste nicht lange darauf warten, dass seine Träume ihn abholten.
 

Harry selbst war zwar von dem Inhalt des Buches fasziniert, es war einfach großartig!

Aber auch er konnte seine Augen nicht mehr allzu lange offen halten und der Schlaf besiegte ihn schließlich.

Und er träumte….
 

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Träumte…. Oder? „Verdammt, bin ich schon wieder eingeschlafen?!“ Ärgerlich riss er die Augen auf und sah sich die Bescherung an. Sein mühsam vorbereiteter Trank war nun bis auf die letzten Reste verkocht. Dabei hatte er so lange an den Zutaten gesessen und über die Menge getüftelt! Rings um ihn standen auf vielen unterschiedlich großen Holztischen die verschiedensten Gefäße mit Zutaten. Das kleine Zimmer, in dem nur Tische mit deren Inhalt standen, war ziemlich dunkel, da es nur ein kleines Fenster gab, das allerdings mit einem schweren dunklen Vorhang verhängt war. Gleich darüber war ein kleines Kästchen angebracht, in dem man bei genauerem Hinsehen drei Fledermäuse hängen sehen konnte, die wohl tief schliefen und offensichtlich kein Interesse an den Geschehen um sie herum zeigten.
 

#Herr, du bist eingeschlafen! Es tut mir leid, du sahst so endlos müde aus, ich konnte dich nicht aufwecken, bitte verzeih mir.#

Er blickte sich um.

#Schon gut, Saszha# brummte er und merkte, dass seine Wut sich langsam wieder legte.
 

Die angesprochene kleine Schlange näherte sich ihrem Herrn und fand eine warme Stelle nahe einer Kerze, auf der sie sich wieder zur Ruhe legte und dabei den jungen Mann neugierig wie sie war- nicht aus den Augen ließ.

#Was wolltest du da eigentlich für einen Trank herstellen, Salazar?# fragte sie zischelnd.
 

#Ich wollte mich an eine neue Rezeptur wagen, die es ermöglichen soll, dass der Gegenüber nicht lügen kann… Aber es ist sehr schwer und will mir einfach nicht gelingen!#

Er besah sich neugierig das zurückgebliebene, mittlerweile schon trockene Pulver und füllte es vorsichtig in ein Gefäß.

:Man weiß ja nie ob ich es noch mal brauchen kann…:
 

#Hey Saszha, hör mal auf zu schlafen, ich zeig dir was.# erklang es nun wieder in Parsel und die Schlange hob erneut ihren kleinen Kopf in Richtung ihres Herrn.

„Desillusio!“ Er tippte mit dem Zauberstab auf seinen Arm- und verschwand!
 

Nein Moment, die Schlage blickte genauer zu der Stelle, an der ihr Herr doch gerade noch stand. Die Haut von Salazar hatte die gleiche Farbe wie die dahinter liegende Wand angenommen!

Nach einem abermals schnellen Schwenker mit dem Zauberstab auf seinen Arm und einen „Reillusio“ wurde er nun wieder sichtbar.

#Gratuliere Salazar, du hast es geschafft, deinen Zauber zu perfektionieren! Du wirst sicher einmal ein mächtiger Zauberer# zischte Saszha und verneigte kurz ihren Kopf.

#Jaa, ich habe auch noch viel vor. Was hältst du von meinem neustem Zauber?#

Und schon nahm er wieder seinen schwarzen Zauberstab, um zwei Halbkreise in der Luft zu beschreiben und murmelte: „Antigraphit“.
 

Es knallte einmal laut (Saszha musste dabei an einen Peitschenhieb denken) und ein grüner Blitz kam aus dem Ende des Zauberstabes und wurde in Richtung Zauberkessel geschleudert. Einige Gefäße vielen dabei um und entleerten ihren Inhalt auf den Boden und einen Teil im Kessel mit dem wenigen eingekochten Pulver, dass Salazar noch nicht wegräumen konnte.
 

Dadurch, dass sich einige Zutaten vermischten und auch der Magieblitz in den Kessel gefahren war, fing es an fürchterlich zu stauben, ein dichter Nebel legte sich binnen weniger Sekunden über das ganze Zimmer. Salazar fing an zu husten, dass Luft holen fiel ihm schwer und auch die Schlange fing an ängstlich zu zischen.

Salazar erhob seinen Zauberstab um seine bereits recht große Magie frei zu lassen und damit den Nebel zu verdrängen, doch dieser weitere Magiestoß reichte aus, um den Nebel aufzuladen, aus dem man bunte Blitze entstehen sah. Ein besonders großer traf auf die Kerze nahe Saszha ein, wieder ein Anderer musste wohl in das Kästchen mit den schlafenden Fledermäusen eingeschlagen sein, denn diese schrieen auf und eine Getroffene versuchte noch von dem Kästchen weg zu fliegen, schaffte es aber nicht mehr und flog langsam in den Kessel mit dem seltsamen Pulver. Mit einem leisen Plonk hörte Salazar sie aufschlagen.
 

Nun schien es, als ob sich die bunten Blitze sammelten und ihren Ursprung wieder in den Kessel folgten. Sie vereinigten sich und aus dem Mischgefäß sprudelten kleine Funken und Wellen dunkler Magie.

Salazar, der dem Schauspiel fasziniert beiwohnte wollte gerade nach der Fledermaus sehen, als seine Schlange ihn schon anzischte, er solle dem Gebräu bloß wegbleiben.

Und tatsächlich, Salazar konnte hören, wie sich in dem Kessel etwas bewegte. Trotz der Warnung seiner schuppigen Freundin wich er nicht zurück, sondern bewegte sich zu seinem Kessel und beugte sich hinüber.

Er konnte dort nichts sehen, denn inzwischen war es vollkommen dunkel geworden. Die Kerzen waren wohl alle bis auf eine von den Magieblitzen gelöscht worden und die Funken boten auch keine wirkliche Lichtquelle. Also lauschte er und hörte ein Flügelschlagen und ein Zischen, bevor er sich allerdings von dem Kessel fortbewegen konnte, sah er dieses Etwas auch schon auf ihn zurasen und als es kurz vor seinem Gesicht war, konnte er in gefährliche, rote Augen sehen.. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn dann spürte er einen heftigen Schmerz am Hals und er fiel über seine eigenen Füße auf den Boden und verlor das Bewusstsein.
 

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Harry schreckte aus seinem Traum hoch und schaute sich verwirrt um. War da nicht gerade eine Fledermaus? Er rieb sich seine noch verschlafenen Augen und sein Blick und damit auch sein Denken wurden wieder klarer. Er saß noch hier im Kaminzimmer, auf dem großen Sessel vor einer kalten Feuerstelle und hatte dieses interessante Werk von S.S. auf dem Schoß liegen.

Langsam begriff er, dass er nur etwas geträumt hatte. Harry ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und seufzte. Man konnte als Vampir wohl auch seine Träume besser wahrnehmen. Zum Glück war das keiner von Voldemort gewesen, sondern… Ja, genau, er hatte von dem berühmten Salazar Slytherin geträumt! Der, über den er gerade noch in seinem Buch gelesen hatte.
 

Harry stand auf und ging mit seinem Buch in sein Zimmer. Müde wie er war, wankte er beim Gehen etwas. Aber es dauerte nicht lange und er konnte sich auf sein weiches, rundes Bett fallen lassen und schlief fast sofort wieder ein.
 

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„…rry! Harry! Harry! Wach auf!“

Severus trat an Harrys Bett heran. Er musste wohl ganz schön spät ins Bett gegangen sein. Mit einem Grinsen sah er, dass sein Schüler das Buch noch umklammert hielt. Sehr gut, dann würde er hoffentlich schon bald alles Grundwissen kennen, was für einen Vampir wichtig ist.

„Was grinst du so, Severus?“ fragte ein ziemlich verschlafener Harry.

„Du schläfst friedlich in deinem Bett, obwohl du noch soviel lernen musst, bevor du auf nach Hogwarts zurückgehen kannst. Vergiss nicht, morgen um elf Uhr fährt der Hogwartsexpress los. Hast du heute etwas Schönes geträumt?“

Harry besah sich den Potionsmaster von der Seite. „Ohja ich hatte einen sehr interessanten Traum von Salazar Slytherin. Er musste aber noch ziemlich jung gewesen sein. Er wollte neue Zauber und Tränke erfinden und wurde zum Schluss von etwas gebissen.“

Snape nickte. Gut, dann hat das Buch bereits angefangen, ihn etwas zu lehren.
 

„Ok, jetzt raus aus den Federn!“ Unerwartet packte Severus die Decke von Harry und schleuderte sie mit in hohen Bogen auf den Fußboden, wo sie sich in lauter kleine Küken verwandelte. Harry, der seinen verschlafenen Augen kaum traute rieb sie, ließ sich aufs Bett zurückfallen und lachte.

Severus richtete seinen Zauberstab auf den sich kugelnden Harry und sagt mit seiner bedrohlichsten Stimme, die er unter den Lachen zusammen bekam: „Wenn du nicht sofort ins Bad abmarschierst, mache ich das selbe auch mit deinen Klamotten!“

Und bevor Harry reagieren konnte, lösten sich seine Hosenbeine ganz unten am Saum schon auf und Küken krabbelten auf dem Bett herum. Harry, der mittlerweile Tränen lachte, drehte sich vorsichtig im Bett um- damit er die ganzen Küken nicht zerdrückte und stand auf um- mehr oder weniger im Ballettschritt über und um die ganzen gelben Federviecherlein ins Bad zu kommen.

Nun saß noch Snape da und besah sich die hundert Küken, die laut fiepten und ihre Daunenfedern überall im Zimmer hinterließen. Einige fanden es wohl lustig, wenn sie auf den Tränkemeister hüpften um sich in seinem warmen Umhang zu vergraben.
 

Wenig später saßen sie beide im Esszimmer am Frühstückstisch. Jona hatte bereits ein herrliches Essen aufgedeckt und die beiden wollten gerade beginnen, ihre Teller zu beladen, als sie einen lauten Knall wahrnahmen und auch schon die Tür aufgerissen wurde.

Lucius kam mit wehendem Umhang herein und sein Blick suchte den Hausherren. Lucius war heute ja gar nicht ganz in Schwarz gekleidet. Harry besah ihn sich genauer. Er hatte wie immer seine langen silberweißen Haare offen auf den Schultern liegen und hatte neben einer schwarzen Hose und schwarzem Hemd einen langen silbrig glimmenden Umhang übergezogen.

„Guten Morgen Lucius.“ Ließ Snape verlauten und auch Harry konnte nicht umhin ein freches „Morgen!“ dazulassen.

Lucius Blick heftete sich an Harry und er kam näher heran. Gerade wollte er Harry hochnäsig zurechtweißen, doch er stutzte. Irgendwas war an dem Jungen anders. Nun, Snape hatte ihm befohlen, er dürfte Harry in Severus Gegenwart nicht beschimpfen oder ähnliches, weil Harry krank wäre und unter seinem Schutz stand. Aber der Junge sah blendend aus und irgendwie… seltsam. Lucius kam noch einige Schritte näher auf Harry zu und Snape stand mit einem Ruck auf und zog Lucius am Arm mit nach draußen, während er dabei über den Grund von Lucius Besuch laut nachdachte.
 

Harry staunte. :Hat Malfoy gemerkt dass ich kein gewöhnlicher Mensch mehr bin? Das wäre nicht gut, wenn man mir das gleich ansieht, dann wird jeder in Hogwarts es ja gleich wissen.:

Harry, der sich gerade noch eine Semmel auf seinen Teller gelegt hatte, nahm einen Bissen und stand dann vom Tisch auf. Er hatte keinen Appetit mehr und begab sich ins Kaminzimmer um zu lesen.

Aber dazu kam er nicht, denn als er es sich schon gemütlich machen wollte, hörte er vor dem Fenster ein Poltern. Er stand auf, umrundete den großen Holztisch und öffnete das Fenster einen Spalt, als auch schon die kleine braune Eule Pigwidgeon hereingetrudelt kam. So eine Überraschung, dass sie ihn ausgerechnet hier finden konnte! Er setzte die schnaufende Eule vor dem Kamin ab und rannte schnell ins Esszimmer um die angebissene Semmel zu holen und zerbröselte diese vor der Eule, die ihn dankbar anstupste. Harry band eine dünne Pergamentrolle von ihrem Fuß und entrollte sie vorsichtig.
 


 


 

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Hey Harry!
 

Na wie geht es dir? Mir geht’s gut. Ich hoffe meine Eule findet dich, du weißt ja selbst, wie sie so drauf ist. So jung und unerfahren und so. Von Dumbledore jedenfalls weiß ich, dass du wohl nicht mehr bei den Muggeln im Ligusterweg bist.

Ich hatte Errol mit einem Geburtstagsgeschenk losgeschickt, aber sie ist mit dem Geschenk am Fuß wiedergekommen und war so kaputt, dass ich dachte sie bekommt jeden Moment einen Herzinfarkt.

Deswegen schicke ich dir lieber Pigwidgeon, zu der habe ich etwas mehr Vertrauen.

Warum hast du dich eigentlich nicht mal gemeldet? Hermine macht sich auch schon Sorgen um dich und ich weiß nicht, ob ihre Eule dich auch schon gefunden hat.

Ich freue mich jedenfalls, dich Samstag in Hogwarts wieder zu sehen!
 

Ron
 

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Harry las den Brief einige Male durch. Eine Träne hatte sich in seinem Auge gesammelt, die er aber wegblinzelte. Also hatten seine Freunde doch versucht, mit ihm Kontakt auf zu nehmen. Dann hatte er sie schon wieder unterschätzt. Er begutachtete Pigwidgeon. Sie war immer noch klein und zierlich und durch den Flugwind standen ihr viele Federn in alle Himmelsrichtungen. Als sie Harrys Blick bemerkte schuhute sie ihm zufrieden zu. Wie gern hätte er jetzt seine Hedwig bei sich!
 

:Nein, lieber nicht daran denken, Harry hör auf damit.: mahnte er sich selbst, denn er merkte, dass sich eine große Menge Wut und Hass in seinem Bauch auf seine Verwandten angesammelt hatte.

Geistesabwesend streichelte er die kleine Eule. Sollte er sie gleich mit einem Antwortbrief zurückschicken? Aber was sollte er schreiben? Wollte er Ron und Hermine alles erzählen?

„Au!“ hisste er leise. Mit seinen Grübeleien hatte er gar nicht gemerkt, dass er Pigwidgeon nun nicht mehr über das Gefieder sondern über das Gesicht strich und diese hatte ihn in die Finger gebissen.

Schnell zog er seine Hand weg und rieb sich die etwas geröteten Finger, während die Eule weiterhin die Semmelbrösel aufpickte.

„Du hast deine Sache gut gemacht, wenn du wieder bei Kräften bist, flieg nach Hause zu Ron.“

Im Aufstehen noch dachte er :Aquamenti: und richtete seinen Zauberstab auf ein leeres Gefäß. Sofort füllte es sich mit Wasser und Pigwidgeon trottete freudig schuschuhend zum Wasser.
 

Mit einem etwas seltsamen Gefühl im Magen begab sich Harry in sein Schlafzimmer um in seinem Bett noch etwas im Buch zu schmökern. Er hatte sich wegen des Briefes entschieden. Er würde Ron jetzt nicht zurück schreiben, denn schließlich sah er ihn morgen sowieso wieder und so konnte er sich noch ein paar Stunden Gedanken darüber machen, was er Ron und Hermine erzählen wollte.
 

Aber bevor er mit einem neuen Kapitel in seinem Buch beginnen konnte, kam schon Severus herein, der einen etwas gestressten und genervten Eindruck machte.

“Hast du für morgen schon gepackt?“ fragte er Harry, der ihn anlächelte.
 

“Nee, noch nicht, aber….“ Zu mehr kam er nicht, weil Snape gleich darauf seinen Zauberstab blitzen ließ und einige Zaubersprüche vor sich hinmurmelte. Harry konnte nur ein paar entziffern, darunter waren wohl Accio, Locomotor und schlussendlich Reducio, da der große Haufen von Harrys Gepäck nun bequem in einen Rucksack passte.

„Dumbledore weiß dass ich nicht mehr im Ligusterweg bin.“ Sprach Harry einfach aus.

Snape hielt in seinen Bewegungen inne. „Was?“

„Er weiß es. Ron hat es mir geschrieben.“

Es wurde still im Raum.
 

„War es deine Aufgabe vom Orden, dass du mich bewachst, Severus?“ Harry ließ seinen Lehrer nicht aus den Augen und beobachtete seine Reaktion.

Dieser seufzte. „Nein, Harry, war sie nicht. Du weißt, von wem der Auftrag kam. Aber gut das zu wissen, ich werde mich auf ein Gespräch mit Dumbledore vorbereiten.“

Etwas blasser als sonst verließ er Harry.

Dieser verbrachte den Rest des Tages damit, in dem Buch zu schmökern, zu dösen und sich Gedanken über seine Zukunft in Hogwarts zu machen.

Schneller als es ihm lieb war, wurde es Abend. Severus schien ausser Haus zu sein, denn Harry streunte zwar einmal im Haus herum, aber konnte ihn nicht finden. So legte er sich hin mit dem Vorsatz, auf seinen Lehrer zu warten, bis er nach Hause kommen würde, aber langsam holte sich der Schlaf sein Recht und fand Harry heim…
 

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Als er langsam aufwachte, schmerzte ihm jeder Knochen seines Körpers. Er versuchte die Augen etwas zu öffnen, aber schon der kleinste Schein des Lichtes fraß sich in seinen Kopf wie das Kreischen einer Säge.

Er ballte seine Hände zu einer Faust und hörte ein knacken in jedem Knochen seiner Finger. Seine Hand fand langsam den Weg zu seinem Kopf und er rieb ihn mit schmerzhaft verzerrten Augenbrauen. Mit geschlossenen Augen stemmte sich der Zauberer hoch um dann in einer Hocke zum Sitzen zu kommen.
 

„Was war denn das?“ fragte er leise.

#Was hast du gesagt, Herr?#

Salazar hörte eine ängstliche Schlangenstimme, die neben seinem Ohr zischelte.

#Was ist denn nur passiert, Saszha?#

#Es war alles so dunkel, ich habe dich nur schreien hören und dann bist du umgefallen.#
 

Nun erinnerte sich Salazar schlagartig wieder. Er riss die Augen auf und schaute sich um. Der Kessel war noch da, aber er lag umgekippt am Boden. Die schweren Vorhänge waren immer noch vor den Fenstern und bewegten sich bei jedem Windstoß, der durch die Ritzen zog. Am Tisch stand eine Kerze, die schon fast ganz abgebrannt war. Salazar musste schnell seinen Blick von der Flamme abwenden, da das kleine Licht in seinen Augen ähnliche Schmerzen verursachte, so dachte Salazar, als wenn man mit einem spitzen Gegenstand in den Augapfel stechen würde.

Langsam sah er sich weiter um. Zum Glück war es in dem Raum irgendwie ziemlich hell fand der Zauberer, obwohl ihn doch nur eine kleine Kerze erleuchtete. Sein Blick glitt weiter zu dem kleinen hölzernen Kasten an der Wand, an dem die Fledermäuse schliefen. Aber eine davon beobachtete Salazar mit stechend roten Augen.

Erschrocken fuhr er mit einer Hand zu seinem Hals, an die Stelle an der er gebissen wurde.

Er konnte tatsächlich eine dicke Schwellung ertasten.

Saszha kam näher angeschlängelt. #Was hast du denn da? Hat dich ein Tier gebissen? Das sieht ja fast so aus, als wenn eine Schlange ihre Zähne in deinen Hals gegraben hätte!#

Salazar sah seine geschuppte Freundin einen Augenblick lang an und zischte dann leise: #Ich glaube etwas viel schlimmeres hat mich angegriffen, Saszha…#

Salazar wollte aufstehen und stellte fest, dass er sich überhaupt nicht anstrengen musste um auf die Beine zu kommen!

Er bemerkte, dass alle Tränkezutaten einen ganz bestimmten eigenen Geruch abgaben. Warum hatte er das früher noch nicht bemerkt? Salazar trat zum Fenster und wollte den Vorhang beiseite schieben, doch als der erste Lichtstrahl seine Haut berührte, hisste er entsetzt auf und sprang zurück in die kühlende Dunkelheit. Langsam fing der junge Zauberer an zu verstehen was passiert war. Die Fledermaus, die mit seinen unterschiedlichsten Zutaten zusammen kam, hatte ihn mit irgendetwas infiziert, was er bisher noch nicht gehört hatte. Er hoffte nur, dass er noch genügend Zeit haben würde, um zu erfahren, was mit ihm los sei.
 

Salazar wusste es damals noch nicht. Aber mit ihm war der erste Vampir der Welt geboren…
 

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Harry lag in seinem Bett auf der Seite und hörte plötzlich an seinem Ohr ein komisches Geräusch. Piepsen? Ja, und irgendwas bewegte sich dort auch noch. Er öffnete die Augen und starrte auf ein gelbes Etwas, dass im Zickzack vor ihm hin- und herlief. Und piepste.

Harry seufzte. Ein Küken? Sein Blick wanderte weiter und viel auf den von Severus, der grinsend mit verschränkten Armen neben seinem Bett stand.

„Guten Morgen Harry! Na, bereit für Hogwarts?“
 

„Ich denke schon“ kam es gähnend von dem Jüngeren.

„Los, zieh dich an, sonst verpasst du deinen Zug!“ hetzte Snape und zog ihm wie schon gewohnt die Decke vom Bett.
 

Gähnend und nörgelnd begab sich Harry ins Bad, was von Severus mit dem Kommentar: „Typisch Griffindor- Langschläfer.“ quittiert wurde.

Aber dank der Eile des Lehrers waren sie vor dem großen Ansturm am Bahnhof neben Gleiß 9 ¾ und konnten sich noch in Ruhe verabschieden, denn Snape wollte nicht jetzt schon von den hunderten Hogwartsschüler beäugt werden.

„So Harry, nun wird es Zeit für dich, dass du wieder auf deinen Beinen stehst und dich nicht mehr von Jona von vorne bis hinten bedienen lässt“ grinste Severus.

„Jaja, schon klar. Ich danke dir, dass du mir geholfen hast, Severus. Ohne dich wäre ich jetzt sicher nicht mehr hier. In der Schule werde ich es schon schaffen meinen Vampir unter Kontrolle zu halten.“

Beide standen vor einander und wussten nicht recht, was als nächstes kommen sollte.

Nach einigen Momenten peinlicher Stille ruckte Harrys Hand hoch und reichte sie dem Lehrer.

„Wir sehen uns dann in der Schule. Auf Wiedersehen Professor Snape. Und noch einmal… vielen vielen Dank für alles… Sir.“

Severus sah den anderen erstaunt und etwas traurig an.

„Natürlich. Mister Potter, wir sehen uns pünktlich in der Aula.“

6. Kapitel
 

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Wieder vielen Dank an meine fleißigen Leser, dass ihr es so lange mit meiner Geschichte aushaltet ^__^
 

Ich hoffe, dass das nächste, etwas längere Kapitel euren Vorstellungen entspricht und danke wieder meiner schlauen Betaleserin, dass sie sich wieder durch meine ganzen Fehler durchwuselt *g* Unglaublich was du immer alles entdeckst!
 

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So, nun würde endlich ein neues Schuljahr beginnen. Schon seltsam, wie sich alles entwickelt hatte. Auf dem Weg durch die Zaubermauer, durch die er zum Gleiß 9 ¾ gehen konnte, dachte er noch einmal über diesen Abschied nach.

Wie konnte er seinen Lehrer für Zaubertränke nur um den Hals fallen? Er war schließlich immer noch dieser fiese dunkle Todesser, der ihm in Hogwarts sein Leben zur Hölle machte!

Gut, er hatte eine wunderbare Zeit in Snapes Haus und sie hatten sich sogar auf ein „Du“ geeinigt, ja und Snape hatte ihn auch gebissen. Gut. Harry selbst hatte auch zugebissen und er fand es großartig. Aber das würde er lieber auch schnell verdrängen, denn wenn er daran dachte, wurde es in ihm drin wieder ziemlich kompliziert… Wie würde es mit ihnen weitergehen?

Harry betrat den Zug und suchte sich in den noch schülerleeren Waggons ein Abteil und wartete auf seine Freunde.

Er lehnte sich etwas in seinem Sitz zurück, denn seit einiger Zeit hatte er nun schon Magenschmerzen und etwas schwindlig war ihm auch.

: Das wird die ganze Aufregung sein. : dachte er bei sich und döste noch eine Weile vor sich hin.

Allmählich wurde es im Zug voller, Harry hörte viele Schüler miteinander lachen und sich unterhalten und es dauerte nicht lange, da lugte ein ihm bekannter Kopf durch die Türe. Feuerrote Haare machten sich bemerkbar.

„Harry!!! Da bist du ja, ich dachte schon ich seh dich nie wieder, weil an Pigwidgeon keine Nachricht für mich war, dachte ich, sie hätte den Brief an dich irgendwo verloren!“

„Hey Ron! Mir geht’s gut und keine Sorge, deine Eule hat den Brief zu mir geliefert, aber da ich dachte ich seh dich heute sowieso, habe ich dir gar nicht mehr geschrieben.“

Ron nickte, ließ sich auf den Sitz gegenüber Harry fallen und rieb sich die Schultern vom Schleppen der schweren Koffer.

„Jetzt erzähl endlich wo du die Ferien über gesteckt hast!“ wollte Ron wissen.

Doch bevor Harry anfangen konnte, etwas zu erwidern, wurde die Waggontüre krachend aufgeschoben und Hermine kam herein. Sie blickte erst Ron an, dann sah sie Harry und fiel ihm erleichtert um den Hals und sah zum Glück nicht, wie Ron die Augen verdrehte.

“Mann Harry, warum hat meine Eule dich nicht finden können? Ich war in Sorge um dich, was deine Verwandten wohl schon wieder mit dir gemacht hätten!“

Harry, der nach der stürmischen Umarmung erst wieder zu Luft kommen versuchte, lächelte. „Keine Sorge, mir geht es ja gut“ antwortete er abermals. „Ja und wo warst du jetzt die ganze Zeit über?“ fragte Ron interessiert.

„Ihr werdet es nicht glauben, aber…“ so weit kam Harry, bis ihr Abteil wieder Zuwachs bekam in Gestalt von Neville Longbottom, Dean Thomas und Seamus Finnigan, die beim Begrüßen ihrer Mitschüler einen Heidenlärm veranstalteten. Harry deutete seinen beiden besten Freunden, dass er ihnen später die Geschichte erzählen wollte.
 

Die Zugfahrt verlief überwiegend ruhig, bis auf Harrys Küken, das im Käfig einen ziemlichen Radau veranstaltete, obwohl es doch eigentlich noch recht klein war. Harry wunderte sich, weshalb keinem auffiel, dass dieses plüschige Küken anstelle von seiner Hedwig im Käfig saß. Allerdings war er auch recht dankbar dafür, dass keiner dieses Thema anschnitt.

Die Fahrt war lange und Hermine schlug vor, Luna Lovegood zu suchen, die still in einem Abteil voll anderer Ravenclaws saß. Ihre Haare hatte sie zu einem seitlichen Zopf zusammen gebunden und sie hatte ihre Schuluniform bereits übergezogen. Am Handgelenk baumelte eine Kette, die aus Blättern bestand, die durch bunte Fäden zusammengehalten wurden. Als sie ihre drei Freunde entdeckte, quiekte sie auf und folgte ihnen auf den Gang.

„Mann seid ihr alle gewachsen! Aber kein Wunder, mein Vater hat mir erzählt, dass in den Ferien die Growkäfer zahlreich erschienen sind und dazu beigetragen haben, dass man schneller wächst!“ Hermine grinste sie an und klopfte ihr auf die Schulter. „Wir haben dich vermisst, Luna.“
 

Einige Zeit später ertönte das Rattern des Zuges und Hermine meinte aufgeregt, dass der Zug gleich halten würde und sie endlich angekommen wären. Schnell spurteten alle zurück zu ihrem Abteil und warfen sich ihre Zaubererumhänge über. Als sich die Zugtüren mit einem lauten Quietschen öffneten, schleppten sie ihr Gepäck unter lautem Ächzen ins Freie. Ron warf bewundernde Blicke zu Harry, der mit nur einem Rucksack und dem Käfig in der Hand schnell vorwärts kam. „Das nächste Mal werd ich auch nicht mehr so viele Sachen mit in die Schule schleppen, am besten lasse ich die blöden Bücher zu Hause…“ motzte Ron. „Nein, ich habe genauso viel dabei wie immer, aber Se… aber ich habe alles klein gezaubert und so lässt es sich leicht transportieren.“

Ron schaute ihn bewundert an, während Hermine ihn skeptisch beäugte: „Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?“ Harry meinte, einen kleinen Schuss Neid in ihrer Stimme zu hören und grinste sie an. „Na ja, ein bisschen Lernstoff bleibt wohl schon bei mir hängen!“

Und sie marschierten auf die Kutschen zu, die von den Thestralen gezogen wurden. Als Hermine und Ron die schweren Koffer auf die Kutsche hievten, wollte Harry nachsteigen, als eines der Wesen sich umdrehte und nach Harry ausschlug, so dass dieser ausweichen musste und zu taumeln begann. Luna, die sich wieder zu ihnen gesellte, hielt ihn überraschend geistesgegenwärtig am Oberarm fest. „Hey, was soll denn das?“ fragte Ron, als er beobachtete wie Harry fast hingefallen wäre.

Luna sah den Vampir mit ihren runden Augen an. „Diese Wesen nehmen nur reine Menschen nach Hogwarts mit, weißt du dass denn nicht?“ Harry fuhr herum und sah die Schülerin aus Ravenclaw an. Wusste sie tatsächlich etwas oder war das nur eine ihrer Spinnereien, die sie im Klitterer, dem Magazin ihres Vaters gelesen hatte?

“Jetzt hör aber schon auf Luna, gerade Harry hier, der du-weißt-schon-wem ständig die Stirn bietet, ist doch wohl ein reiner Mensch!“ meinte Ron, der wohl an Lunas Vernunft appellieren wollte.

Um auszuschließen, dass die ganze Aktion nur Zufall war, näherte sich Harry erneut langsam der Kutsche und gerade als er aufsteigen wollte, drehte sich dasselbe Wesen um und wollte nach ihm beißen. Harry, der diesmal darauf vorbereitet war, wich aus und zischte es ohne drüber nachzudenken an, sodass das angeschirrte Tier vor Panik die Vorderhufe in die Luft schlug.

Plötzlich wurde der Zaum des Wesens von einer großen Hand gepackt. Hagrid hatte wohl den Aufruhr mitbekommen und kam ihnen zu Hilfe geeilt.

“Was isn los? Ich habe von da hinten gesehen, dass das Tier immer wieder ausschert! So was hats ja noch nie gemacht!“ schüttelte er seinen buschigen Haarschopf. „Is glaub ich zu unsicher, wenn ihr diese Kutsche nehmt und alle anderen sin schon unterwegs. Ihr steigt mit in die Boote, da is noch Platz.“

Harry hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht. Er fühlte sich gar nicht gut. Die magischen Wesen hatten wohl sofort gespürt, dass er ein Vampir war und weigerten sich, ihn auf Hogwarts einzufahren. Wahrscheinlich eine Vorsichtsmaßnahme vom Ministerium oder vom Schulleiter.
 

Als die vier vor der Türe zur großen Halle standen, mussten sie feststellen, dass die Boote wohl viel langsamer unterwegs waren als die Kutschen, denn alle Hogwartsschüler saßen an ihren Tischen, nur die Erstklässer standen dicht gedrängt um McGonagall. Schnell schlüpften sie zu den anderen und setzten sich an die lange Tischreihe der Gryffindors. Luna schlurfte langsam zu den Ravenclaws.

Harry konnte richtig den Blick von Severus auf sich spüren, der bereits vorne am Lehrertisch neben Professor Sprout und einem leeren Stuhl saß- wahrscheinlich der von McGonagall oder der von Hagrid. Er hörte die Worte seines Lehrers, die er beim Abschied zu ihm gesagt hatte, noch in seinen Ohren klingen: „Mister Potter, wir sehen uns pünktlich in der Aula.“ Immer darauf bedacht, ja nicht zum Lehrertisch zu sehen, beteiligte sich Harry halbherzig an den belanglosen Gesprächen der Anderen.
 

Nachdem die Neuen vom Sprechendem Hut in das jeweilige Haus eingeteilt wurden und Dumbledore seine Begrüßung beendet hatte, machten sich alle über den herrlich gedeckten Essenstisch her. Leider hatte Harry selbst nicht wirklich Freude daran, denn als er sich die Speisen besah, wurde ihm wieder übel und erst als er die fragenden Blicke von Ron sah, biss er schweren Herzens in eine Semmel.

Aber nachdem er einmal abgebissen hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schloss kurz die Augen.

”Harry, was ist los, bist du krank? Du bist schon während der ganzen Zugfahrt so blass gewesen!” flüsterte Hermine ihrem Freund zu.

“Ja, ich glaube du hast recht. Ich bin auch so richtig müde, ich will eigentlich nur noch in mein Bett.”

“Dann isch wohl bescher wenn du schon mal vor in die Schlafschäle gehscht, Harry” nuschelte Neville unter lautem Schmatzen. “Wir kommen schowiescho gleisch nasch.”

Dankbar für diese Aufforderung ging Harry langsam in Richtung Gryffindorturm.

Weit kam er nicht, als er sich an einer Statue eines alten Zauberers festhalten musste, um nicht umzufallen. Vor seinen Augen erschienen schwarze Punkte und tanzten um ihn herum. Harry senkte seinen Kopf und schloss die Augen. Er war so müde, dass er nicht einmal wusste, ob er es noch bis durchs Portrait schaffen würde.

Er spürte den kalten Stein unter seinen Händen. Er atmete schwer.

Dann hörte er plötzlich Schritte in dem gerade noch so stillem Gang. Oh nein! Da verließ ja noch jemand frühzeitig das Willkommensfest und Harry wünschte sich abermals seinen Tarnumhang herbei. Er nahm noch einmal seine ganze Kraft zusammen und stellte sich gerade hin und bemühte sich, einen lässigen Gesichtsausdruck hin zu bekommen.

Es gelang ihm sogar, aber nur sehr kurz, denn seine Knie wollten nicht mitspielen und knickten ihm wie Kartenhäuser einfach ein. Da griff eine feste Hand um seinen Oberarm und stützte ihn, sodass Harry ein Sturz erspart blieb.

Langsam öffnete dieser seine Augen und drehte den Kopf zu seinem Helfer. “Vielen Dank... Mann, beinahe wäre ich...” er verstummte. Sein Helfer hatte etwa halblanges blondes Haar, war etwas kleiner als er und trug die Schlange des Slytherinumhanges im Wappen an sich. “Malfoy.” Brachte er nur noch heraus.

“Du bist ganz schön weiß, Potter. Ist dass etwa die neue Modefarbe auf Gryffindor? Nicht mehr dieses alberne Rot-Grün?” ärgerte Draco ihn, ohne ihn aber los zu lassen.

“Wo sind deine holzköpfigen Gorillas? Ist doch nicht möglich, dass du dich hier alleine rum zu rennen traust!” erwiderte Harry leise, dem wohl auch seine Stimme nicht mehr ganz gehörte.

Erstaunt besah sich Draco den Anderen. Er hatte ja schon in der Winkelgasse mit Professor Snape krank ausgeschaut, aber jetzt ging es ihm wohl immer noch nicht besser. Sein Vater hatte ihm erzählt, dass Snape ihn unter seinem Schutz gestellt hatte, aber hatte Snape es nicht geschafft, ihn zu heilen?

Langsam führte er Harry in Richtung des Portraits der dicken Dame. Davor angekommen keuchte Harry auf. “Verdammt, ich habe noch gar nicht nach dem Passwort gefragt. Ich war viel zu müde dazu.”

“Tja, ohne hicks Kennwort lass ich dich nicht herein, hicks. Und den Slytherin da drüben schon überhaupt hicks nicht.” Sagte das Portait mit ihrer verschwommenen Stimme. Sie hatte wohl schon wieder zu viel vom Wein der Mönche, ein Bild weiter hinten, genascht.

Doch Malfoy lächelte nur und befahl der dicken Dame: “Alraunensaft”.

Kurz hielt sie inne. Harry bemerkte noch, dass sie den Slytherin eigentlich nicht hineinlassen wollte, aber durch das Zugangswort war sie dazu verpflichtet und stieß ihr Portait auf. Der blonde Schüler half dem Anderen langsam hoch zu seinem Zimmer.
 

Am Bett angekommen, ließ Harry sich endlich darauf fallen. “Was ist eigentlich mit dir los?” fragte Draco und sah den anderen interessiert an. Sehr seltsam, er verstand im Moment selbst nicht, wieso er seinem Lieblingsfeind half, aber seine Instinkte geboten es ihm.
 

Harry sah ihm in die Augen und Malfoy sog zischend Luft in seine Lunge.

Hatte er da richtig gesehen? Ja natürlich! In Harrys hellgrüne Augen schlichen sich dunkle, schwarze Fäden und färbten das ganze Auge, nicht nur das Grün, nein auch das Weiß Schwarz! Draco sah mit aufsteigender Panik, dass Harrys Gesichtszüge viel klarer und feiner wurden und das letzte bisschen Farbe aus seinem Gesicht wich.

“Jetzt weiß ich was ich habe, Draco. Ich habe Hunger. Großen Hunger sogar!”

Mit etwas zu hoher Stimme erwiderte dieser: “Du warst doch gerade beim Essen.”

Jetzt grinste Harry. “Ich kenne da etwas viel leckeres als das Essen in der großen Halle.” Und da sah Draco unter Harrys Grinsen die spitzen Eckzähne, die sich mit rasender Geschwindigkeit seinem Hals näherten, so dass er überhaupt keine Möglichkeit zum Reagieren hatte.

Wie eine Fledermaus beugte sich Harry zu seinem Opfer und biss Draco in seinen schlanken Hals und nahm einen Schluck des warmen Blutes. Malfoy, der bis gerade unter Schock stand, nahm alle seine Kraft zusammen und schubste den Angreifen von sich weg, so dass der geschwächte Harry zurück in sein Bett fiel, noch etwas Blut an den Lippen, dass er mit der Zunge genüsslich aufleckte. Draco sah dem noch einen Moment voller Grauen zu und rannte gleich darauf, ohne noch ein Wort zu sagen, aus dem Gryffindorturm hinaus.
 

Harry lag indes erschöpft, aber etwas mehr zu Kräften kommend, auf seinem Bett. Natürlich, er war ja so dumm, dass war der Grund, warum es ihm schon wieder so schlecht ging!

Er hatte einen großen Fehler gemacht. Hoffentlich würde Draco ihn nicht melden. Aber er hatte sich einfach nicht mehr zurück halten können, er fühlte, dass es einfach richtig war.
 

Er stand langsam auf. Der Schwindel hatte sich fast ganz gelegt und so beschloss er, wieder in die große Halle zu gehen: Er musste dringend mit Snape darüber reden, er würde seinem Patenkind sicher zureden können, sodass Malfoy die Sache für sich behielt. Hmm, außerdem... Harry hatte immer noch Hunger und auch wenn Dracos Blut sehr gut schmeckte, so kam es nicht annähernd an das alte Vampirblut seines Lehrers an.

Sich über die Lippen leckend ging er vorsichtig und langsam zurück in die große Halle. Auf halben Weg traf er viele andere satte und zufriedene Schüler, darunter auch Ron und Hermine, die nach ihm schauen wollten. Harry versicherte ihnen, er habe gerade seine Medizin bekommen und würde nun schauen, dass er doch noch etwas zu essen bekam. Sie winkten sich mit einem “bis später dann im Gemeinschaftsraum” zu und Harry ging zielstrebig in die große Halle. Es könnte natürlich sein, dass Snape nicht mehr da war, aber das glaubte der Junge nicht, denn er spürte die Anwesenheit seines Lehrers deutlich.
 

Die große Halle war schon fast ganz leer. Einige Mädchen saßen noch an den Tischen, die kicherten und sich noch viel zu erzählen hatten. Auch der Lehrertisch hatte wieder freie Plätze, es waren nur noch McGonagall, Snape und Flitwick anwesend, die offenbar in ein interessantes Gespräch verwickelt waren.

Harry setzte sich an einen freien Tisch und beobachtete Snape. Er hatte wieder sein typisch strenges Lehrergesicht aufgesetzt.

: Severus! :

Harry sah grinsend, wie Snape sich gerade auf seinen Stuhl setzte und seinen eben gesagten Satz unterbrach. Die zwei Lehrer sahen ihn irritiert an.

: Hier bin ich Severus. Hier unten am Gryffindortisch. :

Jetzt sah Harry ein Verstehen in Snapes Augen und er sah Harry an, der ihn feixend beobachtete.

: Was ist denn los? Ist irgendwas passiert? Du bist spät gekommen und hast als erster die Feier verlassen. :

: Was du so alles merkst. Ich würde aber schnell irgendwas sagen, McGonagall und Flitwick denken nämlich wahrscheinlich langsam, du hast einen Stillezauber über dich gehext! :

Und tatsächlich, Severus löste den Blick von dem Griffindor und sah in vier erstaunt und besorgt dreinblickende Augen und er beendete schnell seinen angefangenen Satz.

: Severus, ich muss dir dringend was sagen. :

Snapes Blicke suchten wieder die von Harry, als versuchte er die Situation abzuschätzen.

: Gut, wir treffen uns in ein paar Minuten vor meinem Büro. Geh schon mal vor, sonst fällt es auf, wenn wir gleichzeitig den Raum verlassen. :
 

“Severus, ist alles in Ordnung mitI? Sie sind so in Gedanken!” fragte Minerva besorgt. “Natürlich, es ist nichts, mir ist nur eben eingefallen, dass ich noch einen Zaubertrank in meinem Büro habe und es langsam Zeit wird, ihn zu verkorken. Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht.” Ohne ein weiteres Wort stand Severus auf, um Harry, der schon vor ihm aufgebrochen war, zu folgen und ließ die zwei Professoren erstaunt zurück.
 

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Harry saß auf den kalten Stufen vor Severus Büro. Er hatte hierher schon oft kommen müssen um seine Strafarbeiten abzusitzen oder um sich eine Standpauke anzuhören. Diesmal war die Einladung aber nicht vom Lehrer ausgegangen, nein, Harry hatte Snape dazu aufgefordert.

Er spürte, dass seine Magenschmerzen langsam aber stetig wieder zurückkamen
 

Nachdem er einige Minuten gewartet hatte, hörte er leise Schritte, die die Treppe herunter kamen. In der Dunkelheit, die im Kerker vorherrschte und dank seiner guten Vampiraugen, konnte er schon bald Severus erkennen, der mit wehenden Umhang auf Harry zukam.
 

Wie gewohnt, war die große alte Holztüre von Snapes Büro abgesperrt und dieser holte einen ebenso alt aussehenden Eisenschlüssel aus seiner Tasche hervor um sie aufzusperren. Mit einem Blick gebot er Harry, einzutreten. Harry kannte dieses Büro nur zu gut. Überall standen Kerzen und Kessel, viele Zutaten lagen verstreut auf den vielen Schreibtischen und an den Wänden waren einige Regale, teils mit Büchern, teils mit irgendwelchen Gerätschaften angebracht.

Zu Harrys Erstaunen fischte Severus noch einen zweiten Schlüssel aus seiner Tasche hervor und berührte damit eine Stelle an der Bücherwand, die sich augenblicklich in eine Türe verwandelte und ihren Herren einließ.

Hier war Harry noch nie gewesen! Das Zimmer ähnelte sehr seinem Kaminzimmer in seinem eigenen Haus. In der Mitte stand ein schwerer, dunkler Holztisch und davor konnte man ein ledernes Sofa sehen. An zwei Wänden standen hohe Schränke, überfüllt mit alten, magisch aussehenden Büchern und einem etwas kleineren Kamin, in dem schon ein Feuer prasselte. Neben dem Sofa war eine weitere Türe, die wohl ins nächste Zimmer führte. Hier lebte Severus also. Deshalb verbrachte er soviel Zeit in seinem Büro, er wohnte ja gleich nebenan!
 

Harry setzte sich unaufgefordert und lehnte sich seufzend an. “Severus, ich habe ein Problem.”

Bevor der Junge weitererzählte, holte sich Snape zwei Gläser aus seinem Schrank, füllte sie mit einem Schlenker seines Zauberstabes und setzte sich in den großen Sessel gegenüber von Harry.
 

“Was ist denn passiert, dass du mich unter einem Gespräch zwischen Lehrern stören musst?” vernahm Harry die kalte Lehrerstimme und zuckte kurz zusammen. Snape, der das sehr wohl merkte, ärgerte sich wieder über sich selbst, weil er in sein altes Lehrer-Schüler-Muster verfiel. Unwohl spielte er mit seinen Fingern an dem Glas herum und wartete.

Harry, der merkte, dass das Schwindelgefühl langsam zurück kam, atmete langsam ein und aus. Er sah sich in diesem Zimmer um und dachte bei sich, dass der Raum ganz und gar zu dem Tränkemeister passte, denn so wie er ihn in den Ferien erleben durfte, liebte Severus wohl alles gemütliche. Harry ließ sich im Sofa zurückfallen und schloss die Augen.

“Das Küken ist wirklich niedlich. Aber bei Merlin, Severus, es ist so nervig! Ich bin heute fast zu spät zur Feier gekommen, weil der Thestral mich nicht in seine Kutsche einsteigen ließ. Und das Küken ist noch so klein” Hätte Harry die Augen geöffnet, hätte er den Lehrer schmunzeln sehen, da er merkte, dass der Schüler in seinem Sofa anscheinend fast schon eingeschlafen war. “Warum bist du nicht im Jungenschlafsaal in deinem B...?” wollte er deshalb mit seiner beruhigenden Stimme fragen, als er bemerkte, dass sich etwas verändert hatte. Er sah den Anderen an, der noch immer die Augen geschlossen hatte.
 

: Ist Harry wieder krank geworden? Er schaut gar nicht gut aus. : Langsam machte sich der Ältere Sorgen.
 

Vorstichtig erhob er sich etwas aus seinem Sessel und wollte mit der Hand über seine Stirn fahren, um zu sehen, ob er wohl schon wieder Fieber hätte. Aber als Snapes Finger Harrys kühle Haut berührten, bemerkte er abermals, dass sich über ihnen kleine Magieblitze austauschten. Jetzt erst fühlte er es deutlich. Die Luft in dem ganzen Raum hatte sich mit Harrys Magie angefüllt und Severus musste sich eingestehen, dass er sich dabei sehr wohl fühlte. Die Magie eines mächtigen Vampires und Zauberers. Immer noch in der gleichen Position verharrend, nämlich mit der Hand, die leicht auf Harrys Stirn ruhte, sah er, wie der Jüngere endlich seine Augen öffnete. Snape zog hart die Luft ein, an diesen Anblick musste er sich wohl erst noch gewöhnen. Kein Grün mehr, kein Weiß war zu sehen, nur dieses tiefe Schwarz, dass jetzt nur ihn, Severus, anblickte.

Diese Augen! Snape hätte darin versinken können!

Bevor sich noch sein letztes bisschen klarer Verstand verabschieden konnte, legte er einen Schutz um den Raum, damit die Magie nicht hinaus dringen konnte. Nicht auszudenken, wenn einer der Lehrer das bemerkte!

Ohne es richtig zu merken, ließ nun auch Severus seiner dunklen Magie freien Lauf und fühlte wohlwollend, dass sie sich auf der Stelle mit Harrys Magie vermischte. Harrys Augen ließen die Seinen nicht frei und wie von selbst färbte sich auch das letzte Weiß in Snapes Augen in wunderschönes Schwarz.

Severus fuhr mit seiner Hand über die Stirn des Jungen, berührte fasziniert seine Narbe, kam an den Haaren an und strich diese zärtlich nach hinten. Harry rührte sich immer noch nicht, er sah in nur immer noch an und Snape hatte den Eindruck, sein Blick würde durch seinen ganzen Körper wandern.
 

Langsam näherte sich das Gesicht des Lehrers und Harry konnte den warmen Atem auf seiner Haut fühlen. Er war immer noch nicht imstande, irgendetwas zu tun und so wartete er einfach ab und sah in diese wunderbaren Augen.

Ganz leicht fanden Severus Lippen auf die von Harry und so schnell wie sie kamen, waren sie auch schon wieder weg. Doch dieses Gefühl brach die Ruhe in Harry und er drückte Severus zurück auf dessen Sessel um ihm gleich danach selbst zu folgen. Harry vergrub seine Hände in Severus Haaren und beide Wangen berührten sich, als Harry Severus leise ins Ohr raunte: “Du gehörst nur noch mir alleine!”

Als Snape den warmen Atem von Harry in seinem Ohr fühlte, schlang er seine Arme um Harrys schmalen Körper und drückte ihn näher zu sich hinunter, bis der Andere ganz nah auf ihm saß und die beiden die Wärme und die Magie des Anderen sogar durch ihre Umhänge spüren konnten. Severus gab sich dem rauschendem Gefühl hin, er merkte, wie auch er immer mehr in eine Trance verfiel und nur noch seinen alten Vampirinstinkten folgen konnte.

Er wollte etwas sagen, doch er kam nicht einmal zum zweiten Laut, denn der Vampir auf ihm verschloss Snapes Lippen mit seinen eigenen und beide erkundeten die weiche Haut des Gegenübers. Als Severus, der die Augen verschlossen hatte und überhaupt nicht mehr denken konnte, sich der Magie um sich herum bewusst wurde, stöhnte er in Harrys Mund auf und Harry, der die Gelegenheit nutzte, fuhr mit seiner schnellen Zunge in Severus überraschten Mund hinein.

Harry fühlte die spitzen Eckzähne von seinem Gegenüber und musste dabei aufpassen, dass er sich daran nicht selbst verletzte. Nach einigen Momenten seufzte Harry und ließ sich in Severus Arme zurück fallen, um wieder etwas zu Kräften zu kommen. Er schlang die Arme um den Hals von Snape, sein Kopf ruhte zwischen Hals und Schulter und er fühlte, dass eine Hand langsam über seinen Rücken strich, durch seine Haare und schließlich an seinem Hals halt machte.

Die schwarze Magie lag über den beiden im Raum und sie bewirkte, dass die beiden Vampire sich fallen lassen konnten und Harry schöpfte dadurch auch wieder etwas mehr Kraft. Er spürte wie die Luft von Severus Atem über seinen Hals strich, als er ihn küsste. Automatisch legte Harry ihn etwas zur Seite, damit sein Hals nun frei lag und Severus...

Schon hatte er es getan. Seine schlanken Zähne durchdrangen Harrys blasse Haut und Snape holte sich etwas vom roten Elixier Harrys. Dieser bemerkte am Rande, dass sich nun Hände in seinen Rücken krallten und Snape sich versuchte, fest zu halten.

Harry löste sich etwas und sah in die Augen des Vampirs. “Ich habe großen Hunger, Severus. Darf ich?” und ohne eine Antwort legte Snape seinen Hals auf die Seite und Harry biss zu. Er trank einiges vom alten Blut und nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, drückte Snape ihn sanft von sich weg. “Es ist genug Harry, mehr kann ich dir nicht geben.” sagte er ihm leise und bekam von Harry einen Kuss aufgedrückt. “Danke, dass hat mir gereicht. Mir geht es wieder gut.” antwortete Harry und blieb in Snapes Umarmung liegen.
 

Es dauerte nicht lange und beide schliefen ein.
 

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#Saszha, es ist unglaublich!# zischte Salazar aufgeregt und seine Freundin kam angeschlängelt. #Was ist denn los?# fragte sie neugierig und beobachtete ihren Gegenüber. Sie hatte sich nach dem Biss der verhexten Fledermaus große Sorgen um ihn gemacht, dann Salazar wurde sehr krank. Er lag tagelang in seinem Bett und bei jedem Lichtstrahl, der in seine Augen traf, hisste er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Auch seine Temperatur schwankte unaufhörlich. Erst hatte er Fieber, dann fühlte er sich eiskalt an.

Eines Nachts wachte Saszha wieder über dem Bett und sie war sich sicher, dass sie das nie vergessen würde. Denn sie hatte nicht geglaubt, dass Salazar noch einmal den Morgen sehen würde. Sie hörte sein Herz unruhig in seiner Brust schlagen und auch der Atem ging in unregelmäßigen Abständen, wobei er immer schwächer wurde.
 

Und irgendwann machte er einen tiefen Atemzug, der sich als sein letzter herauszustellen würde und Saszha weinte am Bett ihres Freundes über dessen Tod. Die Vergiftung durch den Biss war für den Slytherin zu stark gewesen.

Nach vielen Stunden, die kleine Schlange hatte sich noch immer nicht von ihrem Platz fort bewegt, konnte sie etwas spüren. Erst ganz verschwommen, sodass sie es gar nicht richtig wahrnahm. Dann verstärkte sich das Gefühl und sie fühlte eine sehr dunkle Magie, die sich um Salazar aufbaute.

Und wie sie erschrak, als er plötzlich die Augen öffnete! Rot waren sie, nichts war von den einst schwarzen Augen noch da und Saszha wich unweigerlich zurück.

#Salazar, du lebst? Was ist mit dir? Bist du das?# zischte sie ängstlich, als der junge Mann neben ihr schon leichtfüßig wie noch nie auf die Beine kam.

#Ja ich glaube schon, dass ich es bin, treue Saszha. Ich fühle mich endlich wieder sehr gut, meine Krankheit muss wohl endlich vergangen sein. Schau, dass Zimmer ist taghell und es tut mir nicht mal in den Augen weh, wie sonst immer!# freute sich Salazar.

Doch die Schlange kam nicht näher. #Es ist stockfinster hier drin, es ist ja auch tiefe Nacht.#
 

Salazar öffnete die kleine Holztüre und sah sich um. Er konnte alles da draußen in den schönsten Farben wahrnehmen, sodass er seiner Freundin gerade widersprechen wollte, als er gen Himmel blickte. Er erwartete die Sonne, doch er konnte nur den sichelförmigen Mond entdecken. Stumm blickte er sich um. Anscheinend war er überhaupt noch nicht gesund…
 

Zwei Tage waren inzwischen vergangen und Saszha bemerkte mit großer Erleichterung, dass Salazar wohl doch schon auf dem Wege der Besserung war, denn er war körperlich und geistig fit, eigentlich so fit wie noch nie. Nur das Problem mit den Augen und der großen Lichtempfindlichkeit blieb weiter hin bestehen. Außerdem war da noch etwas. Die kleine Schlange bemerkte, dass er nach dem ersten Bissen sein Essen weglegte. Und doch klagte er ihr immer etwas von Hunger vor. Bis die Geduld der Schlange riss. #Wenn du das Essen, was ich dir bringe nicht magst, dann geh bitte selbst raus und such dir etwas. Denn wenn du so weitermachst, wirst du wieder krank werden.#

Salazar bezweifelte, dass er jetzt, in der Nacht noch etwas finden würde, aber um seine Freundin nicht noch mehr zu verärgern, machte er sich in der kühlen Nachtluft auf die Suche nach etwas zum Essen.

Er war schon lange nicht mehr nach draußen gekommen. Er spürte die kühle Nachtluft auf seiner Haut und schmeckte die kühle salzige Meeresluft, die das gesamte Dorf hier umgab.

Nur sehr wenige Menschen waren um die späte Zeit noch hier draußen, meist Seefahrer, die nach einem Besuch in einem Wirtshaus zurück zu ihrem Boot stolperten.
 

Salazar nahm sich viel Zeit. Er sah sich genau um und beobachtete das Mondlicht, das sich in allen möglichen Gegenständen hier spiegelte. Ein Fuchs kam vorsichtig schnuppernd um die Ecke und der Zauberer wusste sofort, was er wittern konnte, denn auch er vernahm den Geruch von Essensresten, die nahe eines Hauses in einer Mülltonne lagen. Nur kamen sie ihm wohl weit weniger interessant vor, als dem Fuchs, denn er hatte sich nach kurzem Zögern schon etwas aus der Tonne geschnappt und war wieder in den Straßenlabyrinthen verschwunden.
 

: Hmmm, was war denn das? : Salazars Sinne schlugen Alarm. Was roch denn hier so gut? Erneut sah er sich um und suchte mit seinen Augen die Ursache dafür. Nichts als die paar Leute, die umher gingen. Salazar setzte sich in Bewegung und er spürte, dass sich nun auch sein Magenknurren bemerkbar machen wollte.

Etwas abseits vom Hafen sah er ein Mädchen mit langen Haaren, dass wohl gerade dabei war, eine Katzenfamilie zu füttern. Hatte er das gerochen? Das mussten wohl kalte Fleischstücke sein, die sie der Katzenmama und ihren Kindern vor die Füße geworfen hatte. Im Moment aber hielt sie in allen Bewegungen inne und band um ihre rechte Hand ein Stück Stoff, anscheinend hatte sie sich mit dem Messer geschnitten, mit dem sie die Fleischstücke in passende Größe herunter schnitt.

Als sie leise Schritte hörte, fuhr ihr Kopf schnell nach oben um sich nach dem Herankommenden umzusehen. Sie musterte Salazar einen Augenblick, der ihr ein „Guten Abend“ schenkte. Da sie wohl zum Schluss kam, dass sie es hier nicht mit einem der Betrunkenen zu tun hatte, senkte sie kurz ihren Kopf zum Gruß und machte sich weiter daran, ihre Hand fest zu verbinden.

Als sie bemerkte, dass der Fremde bei ihr Halt machte und seine Schritte nicht weiter lenkte, sah sie abermals hoch in sein Gesicht.

„Brauchst du Hilfe?“ fragte der junge Salazar sie leise. „Wie ich sehe, hast du dich geschnitten.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kramte er in seiner Tasche nach einem Stofftuch, dass er dem Mädchen reichte. Abschätzend sah sie ihm in die Augen und nahm ihm lächelnd das Tuch aus der Hand, denn das Ihre war nicht sehr groß und auch nicht gerade geeignet zum Verbinden. Sie wickelte es nun wieder ab und besah sich ihre blutende Wunde.
 

Salazar überkam ein Schwindelgefühl und eine Welle großen Hungers, sodass er einen Schritt vorwärts auf das Mädchen taumelte. Diese sah die schnelle Bewegung, die er auf sie zumachte und nun konnte er Angst auf ihrem Gesicht sehen. Da er nun näher an sie getreten war, sah sie in die roten Vampiraugen und wollte sich gerade schnell umdrehen um wegzulaufen, da packte Salazar auch schon ihr gesundes Handgelenk und nahm sie fest in seinen Griff. Sie starrte ihn mit großen, ängstlichen Augen an. Die Katzenfamilie hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, undankbar, ohne einen Blick zurück auf die zitternde Gestalt, die versuchte, sich von dem Mann wegzureißen.

Doch dieser war viel stärker und mit verschwommenem Blick drehte er das verwundete Handgelenk zu seinem Gesicht und leckte mit seiner Zunge darüber.

Das Mädchen war nun in Panik ausgebrochen, es versuchte sich mit aller Kraft zu befreien und Salazar fragte sich unter dem dichten Nebel seines klaren Verstandes, warum es denn nicht um Hilfe schrie. Vielmehr wurde ihm bewusst, wie gut ihm das Blut schmeckte und führte die Hand des Mädchens jetzt wieder zu seinem Mund. Diesmal berührte er die Wunde aber nicht nur mit der Zunge, sondern verschloss sie mit seinem Mund und als kein Blut mehr an ihrer Haut hing, saugte er an ihr.

Er spürte, wie dieses Blut ihn stärkte und war enttäuscht, dass er nicht mehr bekam. Er besah sich das Mädchen, welches nun stumm vor ihm weinte und zitterte. Ihre langen Haare hingen ihr ins Gesicht. Plötzlich nahm er einen neuen Geruch wahr.

Er besah sich den Hals seines Gegenübers und roch das Blut, dass unter ihrer Haut pulsierte. In Trance näherte er sich diesem und schloss fasziniert die Augen. Seine Magie, die er unter seinem unscharfen Verstand nicht mehr richtig kontrollieren konnte, drang bis zu dem Muggelmädchen vor. Die Wirkung war einfach aber stark. Sie sank in sich zusammen, wie unter einem Schlafzauber stehend.

Salazar strich ihre Haare, die dabei wie ein Fächer über sie fielen, vom Hals und kam mit seinem Gesicht, dass vor Verlangen glühte, noch näher. Er fuhr sich mit seiner Zunge über die Lippen und dabei bemerkte er es! Zwei seiner Zähne waren plötzlich spitz wie die Schlangenzähne Saszhas. Mit über alles hereinbrechender Erkenntnis biss er mit seinem neuen Werkzeug in die Haut über der Halsschlagader und beugte sich wie eine hungrige Fledermaus über den Muggel um endlich seinen Appetit zu stillen.
 

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Hmmm, er leckte sich über seine Lippen und konnte noch einen Rest von dem Blut kosten, dass ihm seine Sinne raubte. Severus schlug langsam die Augen auf und versuchte sich zu erinnern, was gerade geschehen war. Er sah, dass Harry auf seinem Schoß lag und seine Arme um ihn geschlungen hatte. Er hatte die Augen geschlossen und sah sehr zufrieden aus, wie er da träumte. Severus lächelte, als er noch einen dünnen Blutstropfen an Harrys Lippe sah und wischte ihn mit seinem Finger weg um ihn dann selbst zu kosten.

Er schüttelte seinen Kopf. Was machte er hier bloß? Der junge Vampir da auf seinem Schoß war eine große Gefahr für ihn! Was, wenn er Snape aus Versehen verraten würde? Hatte sein dunkler Lord ihn einen Fluch auferlegt, damit Harry den Kontakt zu Snape suchte? Wieder schüttelte der Tränkemeister seinen Kopf und seufzte. In was war er, durch diese Mission, nur hineingeraten. Aber verdammt, jedes Mal, wenn Harry anfing, seine dunkle Vampirmagie frei zu lassen, war es mit seinem klaren Verstand vorbei und seine Instinkte forderten Blut. Snape fragte sich, wie lange es noch so weiter gehen konnte, bis Harry sich wieder von ihm abwandte. Schließlich dachte er ohnehin, dass diese Art von „Freundschaft“- war das das richtige Wort?- ihr abruptes Ende in Hogwarts nehmen würde, aber nun hatte ihn sein Schüler schon wieder aufgesucht und lag wieder bei ihm. Snape strich über Harrys Wange und spürte, dass er langsam aufwachte.
 


 

Harry öffnete die Augen und als er kurz die Situation bedachte, lächelte er Severus an und drückte ihm einen leichten Kuss auf seine Wange.

„Oh Mann hat das gut getan, Severus! Ich hatte solchen Hunger! Mir war die ganze Zeit etwas schwindlig und übel und ich hab schon überlegt ob ich wieder krank werden würde, aber dass ich einfach Blut brauchte- daran dachte ich nicht.“
 

„Du musst besser auf deine Bedürfnisse acht geben. Dir sollte klar sein, dass es ansonsten für die Menschen in deinem Umfeld gefährlich werden könnte. Denn wenn du einmal im Hungerrausch bist, wirst du nicht mehr klar denken können und fällst den Erstbesten an um ihn zu stillen.“ erklärte Snape leise.

Harry, der die Augen wieder zu gemacht und den Worten gelauscht hatte, schreckte nun erschrocken hoch. Er starrte mit zusehend wachsender Angst Severus an.

„Oh nein, ich habe es vergessen dir zu sagen. Ich wollte es eigentlich tun, deshalb habe ich dich ja gesucht, aber dann, na ja, du weißt ja selber was dann passiert ist… Aber bevor ich dich sehen konnte, bin ich auf den Weg zum Gryffindorturm vor Schwäche fast umgekippt und Malfoy hat mich gefunden. Er wollte mir helfen und brachte mich in meinen Schlafsaal und da hab ich… Severus… ich habe ihn…

Ich habe ihn wohl gebissen.“

Snape versteifte sich unter Harry. „Was hast du getan?“ fragte er leise. „Wo ist er, lebt er noch?“ Er hielt Harry nun an den Oberarmen fest und sah ihm besorgt in die Augen.

„Jaja, keine Angst. Ich hab fast nichts von seinem Blut erwischt, weil er mich weg gestoßen hat und vor mir geflohen ist!“ erwiderte Harry zögernd. Nun bekam er doch ein wenig Angst vor den schwarzen Augen, die ihn anfunkelten.

„Wird er mich bei Dumbledore verraten, Severus?“

Snape ließ sich seufzend in seine Lehne zurückfallen und schloss die Augen. „Nein, dass wird er mit Sicherheit nicht tun. Wahrscheinlich wird er mich, seinen Patenonkel und Hauslehrer aufsuchen und mit mir reden wollen.

Ab jetzt wirst du zu mir kommen, wenn du wieder schwach wirst. Das ist sehr wichtig, bis du gelernt hast, zu jagen, ohne erwischt zu werden! Hast du verstanden, Harry?“

Harry entkam nun doch ein Grinsen. „Oh, ich liebe es, dich zu jagen und um den Verstand zu bringen, Severus. Ich werde das nächste Mal schon eher zu dir kommen, verlass dich drauf.“
 

Snape versuchte gerade etwas zu erwidern, da ging ein Ruck durch seinen Körper.

“Ssch Harry, da kommt gerade jemand zum Kerker herunter. Los schnell, wir gehen wieder zurück in mein Büro.“ Schnell standen beide auf und verließen Severus Wohnraum, um zurück in sein Büro zu gehen. Sie ordneten schnell noch ihre Umhänge, die vom Liegen zerknittert waren und mussten nur noch einen kurzen Moment warten, als sie auch schon ein lautes Klopfen hörten.

„Ja bitte?“ kam es im kalten Ton von Severus. Die schwere Holztüre wurde geöffnet und eine Gestalt kam ins Zimmer, bei der Harry einen Augenblick dachte, er würde noch immer träumen, so unwirklich kam ihm dieser Zauberer jetzt hier in dieser Situation vor.

„Lucius?“

Bei einem schnellen Seitenblick auf Snape, sah er gerade noch, dass dieser wohl mit den Augen rollte und tief Luft holte.

Dann beobachtete Harry wieder diesen blonden Todesser, der damals Schuld getragen hatte, dass beinahe Ginny getötet worden wäre. Er versuchte, seinen ganzen Hass in die Stimme zu legen, als er sagte: „Ich dachte nicht, dass Sie jung genug sind, um die Schulbank zu drücken.“

Ärgerlich und hochnäsig sah Lucius auf Harry herab. „Geh mir aus den Augen, Potter.“ und seine Hand rutschte in seinen Umhang, in dem wohl sein Zauberstab auf ihn wartete.

Auch Harry griff schnell nach dem Seinen, doch bevor er ihn ziehen konnte, hörte er eine vertraute Stimme: „Aber wer wird denn gleich so wütend werden?“ Lucius drehte sich schnell um, Harry, der immer noch neben dem verblüfften Snape stand, sah an ihm vorbei.

Dumbledore lächelte die drei an und besah sich langsam jeden einzelnen. Harrys Zauberstabhand entkrampfte sich wieder und er blickte auf seine Füße. „Ist alles in Ordnung mit dir, Harry?“ kam es von dem Schulleiter.

„Ja, Professor Dumbledore, aber ich dachte Malfoy wollte mich angreifen, Sir.“ Harry war bemüht, dem Leiter nicht in die Augen zu schauen, denn er hatte Angst, dass er womöglich in Harry lesen würde.
 

„Ich glaube nicht, dass Professor Malfoy einen seiner Schüler angreifen würde.“

Harry stand wie von Donner gerührt und starrte Malfoy voller Abscheu an. „Professor?“

„Ja Mister Potter, wären Sie die gesamte Feier in der großen Halle geblieben, hätten Sie die wunderbare Neuigkeit gehört, dass Professor Dumbledore mir Verteidigung gegen die dunklen Künste anvertraut. Ab jetzt werden Sie mich mit Sir anreden müssen:“
 

In Harrys Kopf pochte es dumpf und es fühlte sich an, als ob sein Gehirn liebend gern durch die Schädelwand hüpfen würde. Er wollte gerade etwas erwidern, als er eine Hand an seinem Rücken spürte, die ihn beruhigen wollte.
 

“Guten Abend Sir, ich werde jetzt besser ins Bett gehen.“ Brachte Harry gerade noch gepresst aus seinen Lippen, ehe er so schnell er konnte, die Kerker in Richtung Gryffindorturm verließ. Erst als er drei Stockwerke über sich, Dumbledore und Malfoy gebracht hatte, verlangsamte er seine Schritte wieder. Wie konnte dieser gemeine und hinterhältige Todesser nur ein Lehrer an dieser Schule werden? Er stieg durch das Portraitsloch und hörte das fröhliche Gemurmel der Schüler, die sich noch im Gemeinschaftssaal aufhielten.

In seiner Brust wütete mittlerweile ein Sturm. Jetzt müsste er nicht nur den jungen Draco, nein, jetzt müsste er auch noch den alten Malfoy ertragen!

Er bemerkte einen kurzen Schmerz in seinem rechten Ellbogen und er schaute auf einen Jungen, der ihn wohl angerempelt hatte.

Harry, der kurz vor dem Explodieren stand, fauchte ihm böse an und stieß in von sich weg, so dass der Junge hart mit der Schulter gegen die Steinwände krachte. Im Gemeinschaftsraum wurde es still und er spürte Blicke auf sich. Mit einem Fluchen, das in Parsel-Gezische unterging, verzog er sich in sein Zimmer.

Ron und Hermine, die diese Situation mit erschreckten Gesichtern beobachteten, sahen sich ängstlich fragend an und folgten Harry in sein Zimmer.

Innen angekommen sahen sie, dass Harry wohl schon die Vorhänge an seinem Bett zu gezogen hatte und dahinter verschwunden war. Hermine zog sie etwas zur Seite und konnte nun Harry sehen, der mit sehr schlechter Laune angezogen auf seinem Bett lag.

„Was war denn los?“ fragte sie leise und winkte Ron herbei, der etwas weiter entfernt auf seinem Bett saß.

„Nichts war los, was soll schon sein? Ich bin müde.“ zischte Harry ärgerlich und drehte sich um.

Hermine wollte ihn wieder dazu bewegen, sich um zu drehen und legte gerade ihre Hand auf seine Schulter, als er schon vorschnellte und ihr Handgelenk fest packte.

Er zog sie ganz nah zu sich hinunter mit einer Kraft, die Hermine und Ron überraschte. „Lass mich in Ruhe, hast du nicht gehört, dass ich schlafen will? Du musst dich wohl immer in alles einmischen, kannst es nicht ertragen, dass ich deinen Rat mal nicht hören will? Ich bin ein großer Junge.“

Erschrocken riss sich Hermine los und taumelte vom Bett weg Richtung Türe.

„Ach Hermine? Wenn du es noch einmal wagen solltest, ohne meine Erlaubnis hier rauf ins Jungenschlafzimmer zu kommen, dann…“ mehr sagte Harry nicht, er leckte sich nur mit seiner Zunge über die Lippen drehte sich um und schloss mit einem Zauber die Vorhänge abermals.

Sekunden später und ohne weiter auf Ron zu achten, der sich kaum bewegte, schlief er auch schon ein.
 

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Ein fröhliches Gemurmel weckte Harry nach einer traumlosen Nacht, sodass er sich langsam vom Bett erhob. Gewohnheitsmäßig griff er blindlings auf seinen Nachttisch nach der Brille und setzte sie sich auf.

Noch etwas schlaftrunken öffnete er die Vorhänge seines Bettes und das helle Sonnenlicht flutete über sein Gesicht, dass er kurz die Augen schließen musste.

„Morgen Harry“ kam es von Dean und Seamus steuerte ein verschlafenes „Ah, ´n Morgen“ bei. Ron hatte sich aufgesetzt und zog noch einmal die warme Decke bis zu seiner Nase hoch, sodass man nur sein Genuschel hören konnte.
 

Nachdem Harry seine Augen wieder geöffnet hatte bemerkte er, dass er trotz Brille, nur ein sehr unscharfes Bild seiner Umgebung hatte. Vielleicht würde er seine Brille mal wieder putzen müssen, dachte er und nahm sie von der Nase, um sie genauer zu begutachten.

Erschrocken bemerkte er, dass sich sein Blick sofort verklarte und er konnte die Umrisse der Gegenstände im Zimmer so scharf wie nie erkennen.

Einige Momente blickte er verwirrt auf seine Brille in den Händen hinab.

Langsam setzte er sie wieder auf und bemerkte abermals, dass sich sein Blickfeld sehr verschlechterte. Wortlos nahm er die Brille wieder ab und legte sie zurück auf den Nachttisch. Das er das blöde Ding nun nicht mehr brauchen würde, störte ihn nicht im Geringsten und schrieb diese neue Eigenart der Umwandlung zum Vampir zu.

Ein Grinsen hatte sich auf sein Gesicht geschlichen als er an den gestrigen Abend dachte und an das leckere Blut von Severus.
 

Er wollte sich gerade aufmachen um sich anzuziehen, da lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte Malfoy gebissen!

Ein leichtes Übelgefühl machte sich in seiner Bauchgegend breit. Wie konnte das geschehen? Malfoy war zwar nicht einer seiner besten Freunde, aber nicht mal er verdiente es, dass ihm so etwas passierte.

Leise schlich sich eine Angst in Richtung Herz. Was wenn Malfoy ihn verraten würde? Wird er dann von der Schule geschmissen? Oder würde Dumbledore sich für ihn einsetzen?

Er wusste es nicht. Er wusste aber ganz eindeutig, dass er seinen Blutdurst gestern Abend nicht steuern konnte. Er besah sich seine Hände. Würde das noch einmal passieren? Würde er dann vielleicht sogar weiter gehen und einen Schüler umbringen? Ein Zittern durchfuhr seinen ganzen Körper und zum ersten Mal wurden ihm die ganzen Schattenseiten bewusst, die eine Verwandlung zum Vampir beinhalteten.
 

„Mann Harry, jetzt komm schon, wir haben gleich den ersten Unterricht in diesem Schuljahr. Wir haben Kräuterkunde bei Sprout und die sieht es nicht gern, wenn man zu spät kommt.“
 

Leicht zitternd und kreidebleich machte sich Harry fertig und ging unter Herzklopfen in die große Halle zum Frühstück.
 

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Über den reich beladenen Esstischen der Hogwartsschüler schwebten kleine weiße Wölkchen, die herrlichen Sonnenschein ankündigten. Die meisten Schüler saßen schon auf den Bänken und Harry betrat sich umsehend die große Halle.

Sein Blick fiel auf den Slytherintisch, auf den Malfoy, Goyle und Crabbe sich wohl gerade eine witzige Story erzählten, denn es wurde laut geredet und gelacht.

Doch als Dracos Blick den von Harry streifte, verebbte jedes Lachen auf seinem Gesicht und er wurde still, während er ihn mit den Augen verfolgte. Keine dumme Bemerkung kam und Harry setzte sich gewohnheitsmäßig auf einen Platz in der Nähe von Ron und Hermine.
 

Die Zurückhaltung von Draco könnte bedeuten, dass er Harrys Geheimnis wohl doch noch nicht herum erzählt hatte. Neben einer großen Portion Schuldgefühl für seine Tat schlich sich nun ein kleiner Schwall Erleichterung in sein Herz, dass immer noch aufgeregt in seiner Brust tanzte.

Er wendete seine Aufmerksamkeit nun lieber dem Essen und seinen zwei Freunden zu, die gerade eben noch über die fehlende Brille diskutierten und Hermine meinte, es wäre schon lange Zeit gewesen, dass Harry einen Zauber auf seine schlechten Augen sprach. Ron schlemmte gerade mit vollen Backen über seinem, zu einem Berg aufgetürmten, Essensteller und Hermine rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und Harry spürte ab und an ihren Blick über sich hinweg rauschen.

Als Ron zwischen zwei Schlucke Luft holen wollte, japste er auf. Er hatte zum Lehrertisch gesehen. Auch Hermine und Harry folgten seinem Beispiel und konnten den Grund für Rons Schreck erkennen. Neben Snape, der sich finster seinem Teller widmete, saß, ebenso schwarz gekleidet wie sein dunkler Nachbar, Lucius Malfoy, der ein wohl recht einseitiges Gespräch mit Snape führte.

„Was macht der alte Malfoy denn da am Lehrertisch?“ fragte Ron in die Runde.

„Er ist der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, wusstest du das nicht?“ erwiderte Harry leise. Er hatte es zwar selbst erst gestern Abend erfahren, aber irgendwie amüsierte es ihn, wenn er das verdutzte Gesicht von seinem Freund sehen konnte.

Hermine bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. „Mensch Ron, hast du gestern bei Dumbledores Rede eigentlich geschlafen? Er hat doch vom neuen Lehrer erzählt. Und Harry, sag mal, ist alles in Ordnung mit dir, du schaust irgendwie anders aus, als wenn du krank wärst.“

Harry aber hörte die Frage überhaupt nicht, da er amüsiert zu Snape und Malfoy spähte und sofort merkte, dass Malfoy Severus gewaltig auf die Nerven zu gehen schien. Denn dieser steckte die Nase noch tiefer in sein Frühstück und blickte mürrisch in die Runde.
 


 

Nachdem sich alle Schüler in der Kräuterstunde eingefunden hatten und sich jeder einen Stachelmiener, ein etwas gelblich schimmernder mit Löchern übersäter, Kaktus, genommen hatte, hatte Harry wieder die Gelegenheit, Draco zu beobachten.

Dieser war in der Nähe von Harry wieder sehr still geworden und vermied es, ihn anzusehen.

Gerade als Harry angestrengt versuchte, seinen Stachelmiener umzutopfen, der sich allen Anschein nach wehrte, hörte er einen leisen, kurzen Schrei und spürte noch, dass ihn jemand so anrempelte, dass er zu Boden fiel.
 

In der Klasse war es ruhig geworden, alle bis auf die Professorin, die den Schülern den Rücken zuwendete, hatten es beobachtet.

Harry rieb sich seinen schmerzenden Arm, auf den er eben gefallen war und sah sich um, wer ihn denn umgeworfen hatte.

Malfoy kniete keuchend in duckender Haltung neben Harry, der jetzt erst bemerkte, dass aus den Löchern seines Stachelmieners wohl viele spitze Stacheln herausgeschossen waren.

Hätte Malfoy ihn nicht weg geschubst, hätten sie alle Harry getroffen.
 

Finster sah Draco Harry an und ging ohne ein weiteres Wort zurück zu seinem Platz, an dem die gaffenden Crabbe und Goyle schon auf ihn warteten.

Ein verdutzter Ron half Harry wieder auf die Beine. „Das gibt’s doch nicht, hat Malfoy dir gerade wirklich geholfen, oder träum ich noch? Was ist denn ihn den gefahren?“

Hermine blätterte indes hastig nach der richtigen Methode um den Stachelmiener korrekt umzupflanzen.
 

Die nächste Stunde verbrachten sie damit, McGonagalls Vorträge über die UTZ- Prüfungen über sich ergehen zu lassen, die in ihrem letzten Jahr anstanden. Nach dem ganzen Stress mit ihren ZAG- Prüfungen im vorherigen Jahr bekamen sie über den Ausblick in ihre Zukunft einen gehörigen Schreck. Der zu prüfende Stoff war noch viel umfangreicher als bisher, aber Harry freute sich zu hören, dass es mehr praktische Prüfungen geben würde.
 

Vor ihren letzten Stunden, nämlich Verteidigung gegen die dunklen Künste, hatten sie eine kurze Pause, die die meisten Schüler aber sowieso auf den Treppen unten im Kerker verbrachten um zu warten, dass die Tür zum Klassenzimmer endlich aufgeschlossen wurde.

Alle diskutierten über den neuen Lehrer, nur Draco, der sonst hochnäsig mit der Tatsache angeben würde, dass sein Vater der Professor sei, war merkwürdig blass und still und hörte nur die Unterhaltung von Crabbe, Goyle und Zabini zu.
 

Die Schüler mussten nicht allzu lange ihre Neugier zügeln, denn schon kam Lucius mit wehendem schwarzen, Silber bestickten Umhang auf sie zu und ließ sie in den Kerkerraum hinein.

Bisher hatte jeder Lehrer in VgddK den Raum so gestaltet, wie sie es für angebracht hielten und auch jetzt hatte wieder ein Professor dem Klassenzimmer eine persönliche Note aufgedrückt. Die ganzen Zweiertische waren nun an die Seite gerutscht und bildeten so einen Kreis, sodass viel Platz in der Mitte frei war. Einige Kerzen brannten an den Wänden und schwere Vorhänge ließen das helle Sonnenlicht draußen. Harry dachte unweigerlich an die Atmosphäre des Raumes von Salazar, die diesem so unheimlich glich.

Sie setzten sich an einen der Tische und holten ihre Bücher heraus.
 

Malfoy stellte sich in die Mitte des Raumes und fing leise aber bestimmend zu reden an.

„Wie ich erfahren konnte, hatten sie bisher immer wechselhafte Lehrer in diesem so wichtigen Fach, doch haben sie es trotzdem alle geschafft, mindestens mit einem „Erwartungen übertroffen“ hier zu erscheinen. Natürlich hätte ich auch keine schlechteren Schüler in meinem Unterricht geduldet, denn er beansprucht jetzt nicht mehr nur ihr Können, Texte und Theorie auswendig zu lernen (Hermine stöhnte auf), sondern vor allem eueren Verstand.

Die dunklen Künste sind vielseitig und gefährlich, nicht viele Zauberer sind ihnen gewachsen. Nicht wenige haben sich ihnen sogar angeschlossen, konnten den dunklen Wesen nicht widerstehen, aber die meisten haben es nie geschafft, sie voll und ganz zu verstehen.

Ich hoffe, dass ich euch einen Einblick schaffen werde und ….“ seine Stimme wurde noch leiser und bedrohlicher „… wenn ich merke, dass jemand unter Ihnen nicht mithalten kann, werde ich nicht zu zögern Ihn aus meinen Kurs zu werfen.“
 

Ron blickte finster zu dem neuen Lehrer und auch Hermine schien überrascht bei diesen Worten.

Harry aber hatte keine Angst, er war gut in diesem Fach, sehr gut sogar und er würde all das Wissen benutzen können, dass der blöde Todesser ihn lehrte um den dunklen Lord zu töten und so seine Eltern rächen zu können.

Ein Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht, dass Lucius leider auch bemerkte.
 

“So, Mister Potter, ich sehe, sie freuen sich schon auf meine Lektionen. Gut, dann dürfen sie gleich zu mir in die Mitte kommen. Und vergessen sie ihren Zauberstab nicht.“ kam es finster von Malfoy.

Harry ging langsam vor und stellte sich einige Meter vor seinen Lehrer.

“Zauberstab hoch“ hörte er und beeilte sich dem gleich zu tun. Denn er hatte keine Lust, dass der Todesser ihm einen Fluch zu Unterrichtszwecken auf den Hals jagte.

„Verteidigen sie sich.“ fuhr Lucius ihn schlicht an. Und schon kam ein grüner Lichtblitz aus seinem Zauberstab auf Harry zu, der nach einem kurzen Moment der Überraschung schnell „Protego!“ rief. Der ungesagte Fluch von Lucius prallte an dem Schildzauber ab.

„Sie haben gerade noch einmal Glück gehabt Potter, aber nun…“ Da fuhr ein roter Blitz aus Harrys Zauberstab und Malfoy konnte sich in letzter Sekunde noch selbst schützen und blickte zornig und etwas erstaunt zu seinem Schüler.

„Wollten sie testen, ob ich in der Lage bin, einen ungesagten Zauber aus zu führen? Nun ja, sie hätten mich nur fragen müssen, dann hätte ich es ihnen gesagt, dass ich es bereits gelernt habe…. Sir“ fügte er hinzu und legte soviel Abscheu wie es möglich war in das letzte Wort.

„Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, weil sie mich mit ihrem schwachen Zauber einfach unterbrochen haben.

Harrys Wut steigerte sich noch mehr. Er wollte sich wieder auf seinen Platz setzen als er die höhnische Stimme von Lucius hörte.

„Wo wollen sie denn hin? Ich habe ihnen noch nicht erlaubt, sich hinzusetzen. Wenn sie sich sicher sind, dass sie ungesagte Zauber so gut beherrschen, dann dürfen sie uns gerne davon überzeugen. Draco! Komm in die Mitte.“

Der junge Malfoy, der bei Erwähnung seines Namens kurz zusammen zuckte, stand langsam auf, sorgsam darauf bedacht niemanden anzusehen.

„Ich bin mir sicher, Mister Malfoy wird euch zeigen, Schüler, was es heißt, einen sauberen und ungesagten Fluch aus zu führen.“

: Als ob du das nicht wissen würdest, was dein eigener Sohn alles kann, du aufgeblasener…:

Weiter kam Harry nicht mit seinen Beschimpfungen, denn Draco positionierte bereits seinen Zauberstab und Harry dachte blitzschnell : Protego:. So schnell hätte er ihn gar nicht einsetzen müssen, denn Draco ließ sich Zeit mit seinem Fluch.

„Was soll denn das? Das muss viel schneller gehen, Draco!“ fuhr ihn sein Vater ärgerlich an und schoss mehrere Lichtblitze auf Harry ab, der überhaupt nicht auf Flüche von der anderen Seite vorbereitet war. Ron schrie Harry irgendetwas zu und kurz bevor die Blitze Harry trafen, verschränkte er noch seine Arme schützend über den Kopf und schloss die Augen. Aber nichts passierte. Harry hörte nur ein leises Keuchen und öffnete die Augen. Draco stand mit dem ausgestrecktem Zauberstabarm nahe bei Harry und musste wohl einen starken Schildzauber über ihn gesprochen haben, denn die Flüche waren am Schild abgeprallt und zurück zu ihrem Erschaffer geflogen, der sich gerade noch in Sicherheit bringen konnte.

„Setz dich, Draco.“ zischte dieser nur sehr zornig und Harry ging nun ebenso schnell auf seinen Platz zurück, den Blick auf Draco gerichtet, der sich immer noch beharrlich wehrte, ihn anzuschauen.

Trotz des schlechten Anfangs der VgddK- Stunden verlief es danach viel besser. Malfoy übte mit ihnen ungesagte Schildzauber und gab ihnen als Hausaufgabe auf, einen Aufsatz über den Vergleich von gesagten und ungesagten Zaubern zu schreiben.
 

Die nächsten Tage vergingen für Harry und seine Mitschüler im Fluge, denn auch die anderen Lehrer wollten sie nun alle auf UTZ- Niveau bringen und gaben viele Hausarbeiten auf.

Ohne weitere Vorkommnisse versuchten die drei Freunde, die ganze Arbeit zu bewältigen.

Kapitel 7
 

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Jawohl, eine neue Runde! Kapitel sieben ist endlich fertig. Es ist schön, wenn ich merke, dass ihr meine Geschichte wirklich mitverfolgt.

Langsam aber sicher kommen wir zum Höhepunkt, zwar nicht in diesem Kapitel und vielleicht nicht im nächsten, aber bald ^___^ und es würde mich freuen, wenn ihr dann immer noch dabei seit und unserem Harry die Hand haltet!
 

Vielen lieben Dank und ne Pralinenschachtel natürlich auch wieder an die Betaleserin Rowan, die euch das Lesen ohne Fehler viel angenehmer macht!!
 

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Alle Schüler der siebten Klasse waren froh, dass bald die Winterferien vor der Türe standen. In den Gängen im Schloss war es inzwischen eisig kalt geworden und man traf die meisten Schüler rennend und mit weißen Atemwölkchen vor sich hinrennend zur nächsten Unterrichtsstunde oder zurück in die Gemeinschaftsräume, zum warmen Kamin.

Harry, der wieder Streit mit Hermine hatte, wirkte in letzter Zeit immer gelangweilter. Er beteiligte sich kaum noch an Gesprächen und war oft sehr gereizt, sodass ihn mittlerweile die jüngeren Schüler und Schülerinnen mieden um nicht angeschnauzt zu werden.
 

An einem Samstagabend war im Gemeinschaftssaal wieder viel los, denn um den Kamin herum war es lauschig warm. Harry, der lieber für sich alleine sein wollte, zog einen dicken Umhang an, um etwas, im bestimmt leeren Schloss, spazieren zu gehen.

Gerade war er an den sich bewegenden Treppen vorbei, da hörte er Schritte auf sich zukommen. Schnell blickte er um sich, sah aber keine Möglichkeit mehr, einen anderen Weg einzuschlagen und lief genau in eine Gruppe Slytherin, die Harry feixend anstarrten. Crabbe ließ einen fiesen Kommentar über Harrys blasse Haut los und erntete sofort stürmisches Gelächter von Goyle und Zabini. Nur Draco wollte wohl den Eindruck vermitteln, als sei Harry gar nicht da und ging an ihm vorbei. Zabini gab ihm lachend einen Schubs an die Schulter und Malfoy stieß unsanft an Harrys Arm. Kurz begegneten sich ihre Blicke.
 

Hämisch grinsend sagte Zabini in Babysprache, dass „Klein Potter wohl bald umgefallen wäre“ und auch sie gingen lachend Draco hinterher. Eigentlich wollte Harry überhaupt nichts sagen, denn auf einen Streit hatte er eigentlich keine Lust, doch wie von selbst rutschte ihm heraus: „Wenn du mich schon umrennst, dann entschuldige dich wenigstens, oder hast du verlernt zu reden, Malfoy?“ Da er sowieso keine Antwort erwartete, ging nun auch Harry weiter in die andere Richtung als er etwas hörte. „Entschuldige bitte, Harry.“ Kam es leise von Draco.
 

Harry, der seinen Ohren nicht traute, wirbelte sich herum und sah nun, dass Draco seinen eigenen Worten nicht traute und auch die anderen drei Slytherins einen erschreckten Eindruck machten und bevor noch ein Wort fallen konnte, zogen sie Draco am Arm schon Richtung Kerker zurück.
 

Bevor er sich über diese Situation eben bewusst werden konnte, vernahm er Stimmen im Gang um die Ecke. Er erkannte McGonagalls Stimme, die leise mit jemanden sprach.

„Albus will, dass sich der Orden wieder trifft, denn er vermutet, das du-weißt-schon-wer bald wieder aktiv wird. Ich habe gehört, er hat im August versucht, Albus anzugreifen und ist gescheitert, weil einige Leute von unserem Orden da waren. Zum Glück! Wir müssen uns überlegen, wie wir in den Winterferien vorgehen. Hogwarts braucht noch stärkere Schutzzauber, denn solange Potter sich hier auf der Schule befindet, könnte du-weißt-schon-wer versuchen, die Schule zu stürmen!“
 

„Minerva, beruhige dich erst einmal. Ich weiß schon von dem Treffen, er hat es mir schon erzählt. Aber Potter wird in den Ferien nicht hier auf Hogwarts bleiben, er wird wieder nach Hause fahren. Also brauchen wir uns um die Schule keine Sorgen zu machen.“
 

Harrys Herz klopfte einige Male wie in Galopp. Ein neuer Anschlag, den Voldemort plante? Aber seine Narbe hatte noch kein einziges Mal wehgetan. Und... Moment mal. Was sollte das heißen, dass er, Harry, die Winterferien nicht in der Schule verbrachte? Natürlich tat er das. Wie immer. Er würde bestimmt nicht zurück in den Ligusterweg gehen!

Er hörte McGonagall weiter flüstern, nun noch leiser als zuvor: „Hast du schon mal wieder etwas von du-weißt-schon-wem gehört? Ich meine dein Todesserzeichen, Severus.“ Die dunkle und tiefe Stimme antwortete: „Seit Beginn der Schule nicht mehr, aber es kann natürlich wieder jederzeit passieren.“
 

Harry hörte nicht mehr weiter zu. Seine Hauslehrerin sprach also mit Severus! Und der sagte, er müsse zurück nach Hause in den Ligusterweg. Also wollte er ihn doch für die ganzen Unannehmlichkeiten während der Sommerferien bestrafen!

Wut kroch wie eine hungrige Schlange in seinen Bauch als er hastigen Schrittes weiter ging.
 

Er war nicht viel weiter gekommen, als er Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters um die Ecke tigern sah und ihn leise anfauchte. Kurz darauf hörte er auch schon die keifende Stimme von Mr Filch, der sich mit schlürfenden Schritten näherte.

“Was ist denn los Mrs Norris, hast du was entdeckt? Oh, jawoll, auf frischer Tat ertappt, wa? Du bist doch dieses Potterbalg, was hast du wieder angstellt? Los sags mir, haha, ja Mrs Norris, ich hab ihn, ich hab ihn.“

Harry dessen Schlange in seinem Bauch sich mit immer mehr Wut voll stopfte, sagte leise und bedrohlich. „Ich habe nichts gemacht, ich will einfach nur spazieren gehen. Und sie lassen mich jetzt hier durch.“

Filch lachte wie besessen. „Haha du wirst nirgends hingehen außer zum Schulleiter. Ohjaaa, ich werde eine hübsche Strafarbeit für dich finden, Potter!“ kreischte er aus vollem Hals, als ob er Peeves alle Schau stehlen wollte.

Harrys Schlange wollte sich nun endlich frei beißen und er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf Filch.

„Gehen sie mir aus dem Weg.“ sagte er ganz langsam und kam näher auf den Hausmeister zu.

Dieser lachte immer noch kreischend, ganz den Ernst der Lage verkennend.

Harry sagte leise und deutlich „Cruc…“ „NEIN! HÖR AUF!“ schrie jemand hinter seinem Rücken und Harry sah sich langsam um. Cormac McLaggen war um die Ecke geschlendert und mit Angst in seinen weit aufgerissenen Augen hatte er die Szene beobachtet. „Bist du verrückt? Du kannst doch keinen unverzeihlichen Fluch auf den unbewaffneten Hausmeister loslassen!“

Harry sah mit angehobenen Augenbrauen zu Filch, dem wohl langsam dämmerte, was hier gerade beinahe geschehen wäre.

„Impedimenta“ sagte Harry gelangweilt und ließ den Fluch auf Filch los, der sofort wie versteinert wirkte.

„Du bist doch bescheuert, du kannst doch einen Erwachsenen hier in Hogwarts nicht angreifen! Du…“

doch bevor McLaggen weiterreden konnte, war Harry schon über ihn hergefallen und hielt seinen Zauberstab nun auf Cormacs Gesicht gerichtet. Die Spitze bohrte sich in dessen Wange.

„Sag mir nie wieder was ich zu tun und lassen habe, hast du das verstanden?“

„Was? Also Harry, ich weiß wirklich nicht….“

Schwarze Funken stoben aus der Zauberstabspitze und verbrannten die Haut drum herum. Cormac wimmerte.

„Hast du das verstanden?“ fragte Harry mit einer sehr leisen und ruhigen Stimme.

Dem älteren Gryffindorschüler huschten Tränen in die Augen und er nickte nur. Harry jedoch reichte diese Äußerung und er ließ von ihm ab.

Mit entsetztem Ausdruck im Gesicht starrte ihn der wieder aufgestandene Cormac an und hielt sich die leicht verbrannte Wange. Sekunden später stürzte er in die andere Richtung davon.

Zufrieden mit sich und der Welt ging Harry an den noch immer bewegungsunfähigen Filch vorbei und setzte seinen Spaziergang, jetzt ohne die wütende Schlange im Bauch, fort.
 

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Harry hatte sich überlegt, sein Küken im Eulenturm zu besuchen. Seit einigen Tagen schlief es nun schon unter den Eulen, denn er hatte beschlossen, dass das Küken zu aufgedreht für den Schlafraum war.

Er ging gerade die steilen Stufen zur Eulerei hoch, als er auch schon das aufgeregte und unverkennbare Piepsen seines Kükens hörte. Es hatte wohl bemerkt, dass Harry da war, denn es hüpfte sofort aufgeregt flatternd zu ihm hin. Erfreut nahm es Harry hoch und begutachtete es. Es war nun nicht mehr ganz kahl, einige kleine schwarze Daunenfedern sprossen aus ihm heraus und seine neugierigen schwarzen Augen waren immer noch die gleichen geblieben.
 

„Ich muss dir wohl bald einen Namen geben. Hm, dass wird ganz schön schwierig.“ Auf ein neugieriges Piepsen hin meinte Harry weiter. „Aber mir fällt bestimmt was ein. Ich will ja, dass der Name zu dir passt, da werde ich noch etwas Zeit brauchen.“ Aber das Küken sah nicht so aus, als ob ihm das etwas ausmachen würde, da es sogleich wieder anfing, mit Harrys Fingern zu spielen.

Harry, der sich bei seinem Küken sehr wohl fühlte, zuckte plötzlich zusammen, als er in seinem Kopf eine laute Stimme spürte.

: Harry? Kannst du mich hören? HARRY? : Er hielt sich Sinnloserweise die Ohren zu.
 

: Ah, Severus, hör auf, schrei nicht so, ich kann dich sehr gut verstehen! :

: Ich brauche dich in meinem Büro. Gleich! :
 


 

Es dauerte einige Zeit bis Harry an der Tür zum Büro ankam, denn er war in einem der höchsten Türme und die Kerker gehörten zu den tiefsten Punkten in Hogwarts.

Als er die schwere Bürotüre vor sich hatte und gerade klopfen wollte, hörte er auch schon Schritte dahinter und Snape öffnete sie mit wehendem Umhang und zog Harry zu sich in den Raum.

„Was ist los, Seve…“ weiter kam Harry nicht, denn Snape begann mit seinem typisch ärgerlichen Lehrerton zu sprechen.

„Mister Potter, sie sind zu ihrer Strafarbeit zu spät, das gibt fünf Punkte Abzug für Gryffindor.“

Harry sah in verdutzt an und gerade als er widersprechen wollte, bemerkte er aus seinen Augenwinkeln eine andere Gestalt, die im Schatten verweilte und verstand plötzlich..

„Es tut mir leid, ich wurde aufgehalten, Sir.“ antwortete Harry.
 

: Was geht hier vor, Severus? :

: Ich werde es dir schon noch sagen, aber jetzt musst du einfach mitspielen, Harry. :
 

Die Gestalt näherte sich nun, da die zwei Sprechenden gerade eine Pause einlegten.

“Harry, einen guten Abend wünsche ich dir. Ich habe Professor Snape gebeten, dass deine Strafarbeit heute ausnahmsweise ausfällt, denn ich habe etwas mit dir zu bereden. Setz dich doch.“

Harry bekam gerade noch mit, dass Snapes Augen sich kurz verengten- schließlich war das sein Büro und nicht das von Dumbledore- bevor er wieder seine emotionslose Lehrermaske aufsetzte.
 

„Harry“ setzte Dumbledore freundlich an. „Du solltest wissen, dass ich mir in den Ferien große Sorgen um dich gemacht habe. Ich habe nämlich bemerkt, dass du dich nicht mehr im Ligusterweg aufgehalten hast.“ Harrys Blick suchte den von Snape, doch der sah gelangweilt auf Dumbledore.

„Nun, Professor Snape hat mir erzählt, dass er dich glücklicherweise gerade noch aufgegriffen hat, bevor es ein Todesser hätte tun können. Und der Energieanstauung zufolge, wie ich später feststellen konnte, waren sicherlich einige mächtige schwarzmagische Zauberer dort.

Professor Snape hat mir auch erzählt, dass du den Rest der Ferien bei ihm verbracht hattest und diese zum Glück ereignislos verliefen. In solchen Zeiten wie jetzt, wo Voldemort wieder erwacht ist, ist das eine ausgesprochen gute Neuigkeit.“

Dumbledore verstummte, griff sich in seinen langen weißen Bart und beobachtete Harrys Reaktion mit seinen kleinen blauen Augen.

Harry jedoch erwiderte nichts, die wütende Schlange in seinem Bauch war nämlich wieder erwacht. Hatte Dumbledore es überhaupt nicht mitbekommen, dass Harry gar nicht weggelaufen, sondern halb totgeschlagen war? Das die dunkle Magie nur ihm allein gehörte und keinen dämlichen Todessern? Harry atmete tief durch, für Dumbledore wohl ein Zeichen, dass er weiterreden konnte.
 

„Ich habe mich mit Professor Snape unterhalten, wo der sicherste Platz für dich in den Winterferien sein würde und wir beide sind zu dem Entschluss gekommen, dass du bei ihm wieder am sichersten aufgehoben wärst. Niemand würde denken, dass dein Tränkelehrer dich mit zu sich nach Hause nehmen würde, die Täuschung wäre perfekt. Was sagst du dazu?“
 

Harry hätte bald laut aufgelacht. Dumbledore war wirklich blind, er vertraute Severus immer noch voll und ganz, dabei war er von Kopf bis Fuß ein treuer Todesser. Aber das war Harry sogar nur recht. Denn er hatte schon lange einen Entschluss gefasst, schon damals, als er die Prophezeiung gehört hatte. Er würde Voldemort töten, dass hatte er sich geschworen. Und mit seinen neuen Vampirkräften hatte er sogar noch bessere Chancen zum Sieg. Er würde seine Eltern rächen. Ohja, er würde ihn in den Tod schicken.
 

: Harry hör auf, hör auf damit! Du verrätst dich! :
 

Erschrocken stellte Harry fest, dass er etwas dunkle Magie frei gelassen hatte und er hoffte inständig, dass Dumbledore das nicht bemerkte.

Um ihn abzulenken, sagte er schnell: „Wenn sie es für besser halten, dass ich bei Professor Snape bleibe, werd ich auch da hingehen. Solange ich nicht zurück zu den Dursleys gehen muss ist das schon Ok. Ich will ja schließlich auf den Kampf mit Voldemort vorbereitet sein, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, damit ich ihn besiegen kann, Sir.“
 

Snape zuckte kaum sichtlich zusammen, während Dumbledores Augen freudig aufblitzten. „Sehr gut, dann ist es beschlossen. Du wirst die Ferien in Professor Snapes Haus verbringen. Einen guten Abend wünsche ich dir noch Harry.“
 

Überrascht, dass er so schnell zum gehen aufgefordert wurde, sah er noch einmal sehnsüchtig auf Severus Hals und verschwand aus der Bürotür, hinter der die beiden Professoren sich weiter leise unterhielten.
 

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Mit etwas besserer Laune wollte er zum Gryffindorturm zurückgehen, als er den jungen Malfoy an einer Ritterrüstung mit verschränkten Armen lehnen sah.

„Potter! Ich will dich sprechen.“

„Ohne deine zwei Gorillas? Traust du dir das überhaupt zu, Malfoy?“

Malfoys Augen blitzten ihn in der Dunkelheit an.

„Ich will dich alleine sprechen:“
 

Harry zuckte mit den Schultern und folgte Draco in ein leeres Klassenzimmer.

Zwischen den beiden Erzfeinden herrschte eine lange Stille. Harry, der Draco beobachtete und Draco, der wohl die Pflanze hinter Harrys Rücken sehr interessant fand.

Schließlich brach Malfoy das Schweigen.

„Was hast du mit mir gemacht?“ fragte er leise.

Sein Gegenüber wusste nicht, was er damit meinte und sah Draco verständnislos an.
 

„Was hast du mit mir gemacht, Potter?“ und jetzt sah Harry, das Draco zitterte.

„Du musst mich irgendwie verflucht haben, dass ich mich in deiner Gegenwart so seltsam verhalten muss!“ schrie Draco ihn an.
 

„Ich muss dir, ja DIR, immer helfen, wenn ich sehe, dass du etwas nicht alleine packst und jedes Mal wenn ich dir widersprechen will, kann ich es einfach nicht über meine Lippen bringen!“ Draco brüllte jetzt schon fast und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Das Zittern hatte noch nicht aufgehört.
 

“Malfoy, ich habe überhaupt nichts mit dir gemacht, ich kenne nicht mal einen Fluch, der diese Auswirkungen hat.“ erwiderte Harry ärgerlich. Was konnte er dafür, wenn Draco langsam ausflippte?
 

“Du musst einfach Schuld sein, niemand anders würde sich mir sonst in den Weg stellen!“

„ICH WEIß NICHT WAS DU VON MIR WILLST, DU BIST MIR EGAL, ICH WILL ÜBERHAUPT NICHTS MIT DIR ZU TUN HABEN, MALFOY!!“

Die Wut in Harry kochte schon wieder erneut auf und er kam näher auf seinen Feind zu.

Er hatte es satt, immer nur den Blöden vor allen zu spielen. Noch ein Schritt. Er hatte es satt, immer nur das zu tun, was jeder von ihm erwartete. Noch ein Schritt. Nun stand er ganz nah bei seinem Gegenüber.

Malfoy schrak zusammen und drängte sich weiter nach hinten, aber er stand schon dicht vor der kalten Steinwand und presste sich an sie heran. Er sah alle Farbe aus Harrys Haut weichen und die gerade noch grünen Augen verschwommen zu einem dunklem Schwarz.
 

“Was tust du da, Potter?“ fragte Draco verwirrt.

Doch Harrys stützte seine Arme auf beiden Seiten neben Dracos Schultern ab und wie eine Fledermaus stürzte er sich auf seinen Hals und biss sich daran fest.
 

Unter einem Aufschrei versuchte Malfoy Harry wegzustoßen, aber er schaffte es nicht, Harry war viel stärker und mit jedem Schluck, der Harrys Kehle herunter rann, wurde Draco schwächer, sodass er sich zitternd am Umhang des Vampirs festhalten musste, damit seine Knie nicht einknickten.

Dann endlich ließ Harry von ihm. Gerade noch rechtzeitig, denn Harry hatte sich an Salazars Geschichte erinnert und wie weit er gehen durfte, damit sein Opfer nicht sterben musste.
 

Eine kurze Stille, dann: “Du… du bist also wirklich ein Vampir, Potter. Ich dachte damals, ich hätte die Sache im Schlafsaal geträumt, aber du bist wirklich ein Vampir…“ sagte er leise und geschwächt zu Harry.

Harry, der Draco jetzt schon zum zweiten Mal gebissen hatte, bemerkte abermals, dass das Blut von Malfoy zwar sehr sättigend war, aber nichts im Vergleich mit dem mächtigen alten Vampirblut von Snape war.

Da Draco kaum noch laufen konnte, brachte ihn Harry vor den Eingang zum Slytherinkerker und Draco murmelte „Avada“, sodass sie eintreten konnten.
 

Die Wände des Gemeinschaftssaales im Kerker sahen kalt und dunkel aus. Einige Porträts von grimmig schauenden Zauberern hingen an den Wänden und einige grün-silberne Banner, die das Slytherinzeichen beinhalteten, schmückten die Seiten. Ein großer runder Tisch stand in der Mitte, um den rings herum schwarze, breite Ledersessel und –sofas ihren Platz hatten. Wie die Gryffindors fand Harry auch hier einen wärmenden Kamin, vor dem ein dicker grüner Teppich lag, vor. Diejenigen, die von ihren Gesprächen aufschauten, bemerkten verwirrt, dass Malfoy, der ziemlich kränklich aussah, von einem Gryffindor halb getragen wurde.
 

Malfoy sagte nichts, er zeigte nur mit seinem Arm in Richtung einer Holztüre und Harry führte ihn hindurch. Sie standen vor einem langen Gang, aus dem viele Türen rechts und links führten. Wieder zeigte Malfoy auf eine davon und Harry trat mit ihm ein.

Zwei Betten standen in dem kleinen Raum. Überall hingen Poster und Banner von Quidditchspielern, die in allen Farben leuchteten. Harry ließ Malfoy auf sein Bett sinken und besah ihn sich noch einmal. Er selbst fühlte sich sehr gut und bemerkte zufrieden, dass er eigentlich gar kein schlechtes Gewissen wegen dem Biss hatte. Er sah auf den Hals des Slytherins, auf dem eine kleine gerötete Stelle zu sehen war.
 

“Du solltest jetzt lieber schlafen, damit du wieder zu Kräften kommst, Malfoy.“

Dieser drehte seinen Kopf langsam in die Richtung, aus der die Worte kamen. Leise sagte Draco: „Ich hätte dir nie zugetraut, dass du ein dunkles und verfluchtes Wesen werden würdest. Der berühmte, weißmagische Harry Potter… Aber wenn ich es mir recht überlege, muss ich zugeben, dass du dich während diesem Schuljahr sehr verändert hast. Sogar Snape ist nicht mehr so gemein zu dir, wie früher. Vielleicht hat er es ja gemerkt, er ist sehr schlau… Ich frage mich, wie lange es dauert, bis es deine edlen Gryffindors herausfinden. Sie werden dich dann nicht mehr dulden.

Deshalb hasse ich dieses Haus auch so…

Bei uns gibt es diese Vorurteile jedenfalls nicht und…“
 

Mitten im Satz fielen ihm die Augen zu und er schlief sofort ein. Harry wollte ihn schlafen lassen und aus dem Zimmer gehen, als Zabini durch die Türe kam. Aha, anscheinend teilten sich die beiden dieses Zimmer.

„Was…?“ brachte dieser gerade noch heraus, auf den Fremden sehend, als er auch schon erkannte, dass kein anderer als Harry Potter da im Slytherinschlafraum vor ihm stand.
 

“Potter? Was tust du hier? Du hast hier überhaupt nichts verloren!“ fuhr er ihn an und schubste ihn an die Mauer. Langsam rappelte sich Harry wieder hoch und stand nun vor Zabini.

„Ich kann es nicht leiden, wenn man mich ständig herumkommandiert.“ kam es beherrscht und leise von ihm.

Blaise bemerkte, dass Potters Augen irgendwie anders als sonst waren. Ja richtig, jetzt, da Harry ihn anschaute, konnte er es deutlich sehen- schwarze Augen?

Harry ging langsam an den, vor Schreck erstarrten Zabini vorbei und als er schon fast die Türe erreicht hatte, fuhr er zu dem Slytherin herum und schleuderte seinen Arm gegen ihn, sodass er an sein eigenes Bett krachte und vor Schmerz und Überraschung aufkeuchte. Erschrocken verfolgte er, dass der Gryffindor, ohne sich noch einmal umzudrehen, hinaus aus dem Zimmer ging.
 

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Die VgddK- Stunden waren für Harry wieder etwas angenehmer geworden. Lucius war schlau genug zu merken, dass sein Hassschüler der Beste seines Jahrgangs war und hörte auf, ihn vor der Klasse bloßstellen zu wollen. Allerdings achtete er immer wieder darauf, dass sein eigener Sohn in der Nähe von Potter blieb.
 

Wer Harry beobachtete, musste fest stellen, dass er immer weniger in Gesellschaft mit anderen zu sehen war, Ron war manchmal noch bei ihm, aber Harry ertrug es nicht, ihn wegen seiner Vampirsache anlügen zu müssen. Mit Hermine hatte er so oft Meinungsverschiedenheiten und kindische Streits, dass sie immer weniger Zeit mit einander verbrachten. Harry war das ganz recht, denn es interessierte ihn sowieso nicht, dass sie ständig von Noten oder Fakten reden wollte. Außerdem wusste er um ihren Scharfsinn und hatte Angst, wenn sie eins und eins zusammenzählen würde, dass sie darauf kam, dass er ein Vampir sei. Nein, dass wollte er nicht riskieren.
 

„Hey Harry, hab ich dir schon gesagt, was Georg und Fred mir in ihrem letzten Brief geschrieben haben? Sie laden uns zwei ein, mit nach Rumänien zu Charlie zu Besuch zu fahren. Mensch, dass ist doch voll cool! Wir werden Drachen sehen, Harry!“

„Oh, ich hab’s dir ja noch gar nicht gesagt.“ Schuldbewusst kratzte sich Harry an der Narbe. „Dumbledore hat mir empfohlen, ich solle in den Ferien unter Snapes Schutz bleiben, damit mir in diesen Zeiten, wo Voldemort wieder erwacht ist, auch nichts passiert. Nicht mir und auch nicht den Leuten um mich herum, Ron.“

Ron machte ein enttäuschtes Gesicht. Er hatte sich schon auf gemeinsame Ferien gefreut.
 

„Ich will dich und deine Familie echt nicht in Gefahr bringen und die Zeit wird sowieso schnell rum gehen und du musst mir dann alles von den Drachen erzählen, versprochen?“
 

Noch ein wenig enttäuscht meinte Ron: „Oh Mann, tut mir echt leid, dass du Snape jetzt auch noch in deiner Freizeit ertragen musst. Obwohl er ja in letzter Zeit nicht mehr ganz so gemein zu dir war. Aber wenn Dumbledore meint, du wärst bei Snape am besten aufgehoben, dann musst du da wohl durch. Übrigens Harry, wenn du schon bei der Fledermaus bleibst, dann soll er dich doch auch auf diese Ausstellung in der Winkelgasse mitnehmen!“

„Ausstellung?“

„Ja klar, hast du noch nichts davon gehört? Ich wäre auch gerne hingegangen, wenn ich hier geblieben wäre. In der ganzen Winkelgasse sollen Stände aufgebaut sein, zum Thema Verteidigung gegen die dunklen Künste. Weißt schon, wegen der Sache mit Voldemort! Und was das beste ist, ich hab meinen Dad darüber reden hören, dass es auch in der Nokturngasse coole Stände geben soll!“

„Hört sich echt gut an. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob Snape mir diesen Gefallen tun würde. Vielleicht, wenn ich ihm sagen würde, ich möchte auf keinen Fall dahin gehen. Dann würde er mich wahrscheinlich auch tragen, nur damit er mich ärgern kann!“
 

Aufmunternd klopfte Ron seinen Freund auf die Schulter und Harry brachte seit langen einmal wieder ein echtes Grinsen zustande.
 

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Nun war es endlich soweit, die Winterferien standen bevor. Harry und Ron liefen noch am Morgen im Zimmer umher um all ihre verstreut herumliegenden Sachen in ihre Koffer zu schmeißen. Ron kramte unter seinem Bett gut ein halbes Dutzend nicht zusammenpassende, selbst gestrickte Socken hervor und Harry fand doch tatsächlich am Fensterbrett ein T- Shirt von sich, auf dem das Küken seine Spuren hinterlassen hatte. Anscheinend hatte es mal dringend gemusst und einfach das Shirt benutzt. : Evanesco : dachte Harry und schon verschwand der Fleck.
 

Ron, der die Szene zufällig mitbekommen hatte riss die Augen auf. „Harry!! Du hast das gerade ohne Zauberstab hingekriegt? Und auch noch ungesagt? Kannst du das schon lange? Das ist ja klasse, Mann!!“ rief er aufgeregt.

„Jaah, ich übe schon seit August daran und manchmal klappt es schon ganz gut.“ Das stimmte zwar nicht ganz, denn Harry hatte in letzter Zeit oft diesen schwierigen Zauber ausprobiert und die leichteren Zauber klappten eigentlich immer, nur die komplizierteren Sprüche und Flüche musste er wirklich noch üben. Er hatte immer im Hinterkopf, dass er vielleicht bald Voldemort treffen würde und dann musste er auf alles vorbereitet sein.
 

Nachdem Harry und Ron fertig mit packen waren, stand vor ihnen ihr schwerer Koffer und Ron schickte sich an, ihn nach unten in die große Halle zu wuchten. „Was hast du vor, Ron?“

“Naja, wir sollten mal langsam runter gehen, du musst bestimmt zu Snape und ich darf den Zug nicht verpassen.“

„Nein, dass mein ich nicht. Du wirst doch den schweren Koffer nicht so runter schleppen wollen… Moment… Reducio!“ Das Gepäck der beiden verkleinerte sich auf handliche Größe. „Mobiliarbus“ und schon schwebte es hinter den beiden her.

„So müssen wir sie nicht selbst runter tragen.“ grinste Harry Ron an, der glücklich seinen schwebenden kleinen Koffer anstarrte.
 

Unten in der großen Halle war es schon recht ruhig geworden. Ein Zeichen, dass sich Ron beeilen musste um noch zum Zug zu kommen. Sie verabschiedeten sich schnell voneinander und schon war Harrys Freund Richtung Hogwarts- Express geeilt und er stand nun alleine vor der Eingangshalle.
 


 

Es dauerte zum Glück nicht lange, als auch schon Snape mit wehendem schwarzem Umhang um die Ecke kam und sich suchend umblickte bis er seinen Schüler sah.

„Mitkommen, Mister Potter.“ herrschte er ihn wie gewohnt an und seufzend folgte dieser ihm. Harry vermutete eigentlich, dass sie das Hogwartsgelände verließen, doch stattdessen ging Snape direkt in sein Büro und schloss, nachdem beide eintraten, die große Türe. Er schwänkte kurz seinen Zauberstab und Harry wusste, dass er seine Tür versiegelte. Eine bekannte Eigenschaft von dem Zaubertranklehrer war nun mal, dass er seine Räume niemals offen ließ.
 

„Professor Dumbledore hat für kurze Zeit den Schutzzauber vom Kamin genommen, sodass wir mit Flohpulver nach Hause reisen können. Eine angenehme und sichere Reise, wie ich meine.“

Er warf etwas von dem goldenen Pulver ins Feuer und schob Harry vor sich hinein. Wie schon beim ersten Mal, als er mit Snape in die Winkelgasse gereist war, fand er sich sofort, nachdem sein Lehrer und er ins Feuer traten, in einem anderen Kamin wieder. Kein Staub, kein unangenehmes Gefühl. Dieses goldene Flohpulver war wirklich viel besser als das, was er bei den Weasleys kennen gelernt hatte.
 

Als sie ausstiegen, spürte Harry zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder einen kurzen Stich in seiner Narbe und er meinte, auch Severus war kurz zusammen gezuckt.

Das musste daran liegen, dass er das Haus von einem Todesser betreten hatte, vermutete er und rieb sich kurz über die noch etwas brennende Stelle auf seiner Stirn.

Endlich blickte Severus Harry wieder direkt in die Augen und kein Stress durch die Schule und kein abweißender Lehrerblick lagen darin.

„Du kannst nun wieder dein Zimmer wie beim letzten Mal beziehen. Du kennst dich hier ja schon aus. Wenn du später Hunger hast, dann rufe einfach Jona, sie wird dir etwas zurecht machen. Ich muss noch einmal zurück nach Hogwarts um etwas zu erledigen, bin aber bis zum Abend bestimmt wieder hier.“

Bevor Harry noch etwas erwidern konnte, drehte sich Severus schon im Kreis und apparierte neben ihm.

Der Schüler machte sich nun zu seinem Zimmer auf, schmiss seinen Koffer in eine Ecke und legte sich mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf das große runde Bett um sich erst mal wieder der Tatsache bewusst zu werden, dass er wieder hier in Spinner´s End wohnen würde.
 

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Auf einem schmalen Weg, der sich mit den weißen Kieselsteinen durch ein weites Grundstück zog, gingen nun zwei mit schwarzen Zaubererumhängen verhüllte Personen. Die Kälte, die mittlerweile vorherrschte ließ ihren Atem in kleinen Wölkchen sichtbar werden. Der etwas größere Mann ging voraus und der, höchstens um ein paar Zentimeter kleinere Zauberer folgte etwas zögerlich. Der erste hatte einen schwarzen Stock in der Hand, auf dem man ganz oben eine silberne Schlange erkennen konnte. Seine langen weißen Haare wehten im kalten Nordwind. Er sah sich nicht um, schaute nur auf das große schlossähnliche Anwesen, das sich vor ihnen aufbaute.
 

Der Andere hatte kürzere, wenn auch ebenso weiße Haare und sein Kopf zuckte nervös in alle Richtungen, als ob er noch nicht oder noch nicht oft an diesem dunklen Ort gewesen wäre. Als er an der großen Steinanhäufung vorbei ging, erkannte er, dass es ein Grabmal darstellte und er blieb stehen.

Der Andere hörte die Schritte des Kleineren nicht mehr und drehte sich nach ihm um. „Komm endlich, Draco, wir werden erwartet.“ zischte er ihn an. Abermals ging ein Zucken durch den Körper des Jüngeren und er eilte seinen Vater hinterher, darauf bedacht, sich lieber nicht noch genauer umzusehen. Schon standen sie an der großen weiß-grauen Flügeltüre.

Sie traten in die dunkle Eingangshalle hinein. Sie war groß und hatte sehr hohe, verzierte Wände. Bilder von Halbmenschen und Zauberern waren darauf zu sehen. In einer Ecke standen ein Sofa und ein kleiner Tisch. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs war eine wohl sehr alte, dunkelbraune Türe auf der in reich verzierter silberner Schrift das Wort Slytherin abgebildet war. Die Buchstaben bestanden aus dünnen Schlangen, die sich ständig auf der schmalen silbernen Linie bewegten. Die grünen Augen leuchteten manchmal auf.
 

Als die beiden Besucher auf diese Türe zugingen, keuchte Draco auf. Sogar er konnte die dunkle Macht des Lords mit allen Sinnen spüren und kurz wurde ihm Schwarz vor Augen, sodass er etwas taumelte. Sein Vater warf ihn einen tadelnden Blick zu, sah aber selbst nicht allzu selbstsicher aus. Sein Gesicht war ziemlich blass und seine Hände verkrampften sich um seinen Stock. Doch als sein Sohn sich wieder etwas gefangen und sich neben ihn gestellt hatte, hob er seine Hand. Noch einmal atmete er langsam und tief durch um dann laut zu klopfen.
 

“Ihr dürft hereinkommen.“
 

Lucius öffnete die alte Türe und er und sein Sohn betraten einen Raum, der aussah wie ein großes Büro. Mit Schlangen verzierte Säulen standen an den Wänden und mittendrin stand ein großes Bücherregal, in dem viele alte und dicke Zauberbücher warteten, gelesen zu werden.

Ein Fenster war mit einem Vorhang verhängt, sodass der Raum trotz des hellen Sonnenstandes dunkel und düster erschien.

Draco sah sich die Person an, die hinter dem Schreibtisch saß. Ein Mann, vielleicht Mitte zwanzig, mit schwarzen strubbligen Haaren und in einen feinen, seidenen schwarzen Umhang gehüllt. Seine Augen waren wohl auf interessante Papiere gerichtet, die vor ihm am Schreibtisch lagen.

Draco hörte neben sich ein leises Geräusch und erblickte erstaunt seinen Vater, der sich auf die Knie geworfen hatte und den Kopf tief gesenkt hielt.
 

: Warum tut Vater das? Muss man das schon machen, bevor der Lord persönlich das Zimmer betritt? Oder ist dieser junge Mann ein hoher Todesser, der gerade Büroaufgaben zu erledigen hat und sie dann zum Lord begleitet? : Diese Gedanken gingen ihn rasend schnell durch den Kopf und bevor er etwas fragen konnte sah er, dass der Kopf des Mannes am Schreibtisch sich zu ihnen hochgewandt hatte und sie nun beobachtete.

Die Magie im Zimmer wurde noch mächtiger und Draco sah sich um, ob der Lord schon hier wäre als er eine kalte Stimme vom Mann hinterm Schreibtisch vernahm.
 

„Lucius, gut, dass du so schnell Zeit gefunden hast, zu kommen.

Auch deinen Sohn hast du heute mitgebracht. Ich hoffe er hat seine Arbeit gut erledigt.“ Sagte er langsam und leise. Draco hörte, dass der Mann bei einigen Wörtern kurz anfing zu zischeln.

Lucius, der immer noch tief am Boden kauerte, antwortete: „MyLord, mein Sohn hat die Arbeit, die ihr ihm durch mich aufgegeben habt, so gut er konnte erledigt. Wir fühlen uns geehrt, dass er schon in so jungen Jahren von euch mit einem Auftrag belohnt wird.“
 

Plötzlich traf es Draco wie ein Stich in seinem Herzen. Dieser junge Mann war der dunkle Lord persönlich? Sein Herz pochte wie wild, als wenn es zerspringen würde und er ließ sich so schnell er konnte auf seine Knie fallen und zitterte tief verbeugt.
 

„Nun, es ehrt mich, dass dein Sohn mich für einen jungen Todesser gehalten hat, Lucius, aber vielleicht solltest du ihn das nächste Mal besser aufklären, wie er sich zu verhalten hat, wenn er mein Zimmer betritt, sonst könnte es sehr unangenehm für ihn werden.“

Der Blick von Lucius streifte kurz zornig seinen Sohn, bei dem man nun schon von weitem ansah, dass er zitterte.

„Nun, ich hatte dir den Auftrag gegeben, dir ein Bild über die kämpferischen Fähigkeiten von… Harry Potter zu machen. Ich möchte wissen, mit welcher Kraft ich es zu tun habe. Steh auf und sprich.“
 

Draco stand so schnell auf, dass er fast über seine Beine stolperte, aber er wollte alles tun, was sein Lord ihm auftrug. Er berichtete ihm, wie Harry sich beim Duellieren anstellte und war froh, dass sein Lord ihm zufrieden über die detaillierten Ergebnisse zuhörte.
 

Als Draco geendet hatte, fuhr Voldemort leise fort. „Es ist nicht gut, dass dein Sohn Potter beim Kämpfen unterliegt. Du wirst ihm intensiver beibringen müssen, wie man sich verteidigt und andere im Kampf verletzt.“

Lucius, der noch am Boden kniete, nickte sofort und sagte: „Natürlich, MyLord, gleich heute werden…“

Weiter kam er nicht, als er von seinem Sohn unterbrochen wurde. „Ich werde Harry nicht verletzen. Und ich werde ihn auch nicht besiegen können. Und ich will es nicht.“
 

Stille.
 

Voldemorts Augen leuchteten kurz aber deutlich rot auf und Lucius schauderte und starrte seinen Sohn mit aufgerissenen Augen, unfähig zu sprechen, an.
 

„Du wagst es, dich einen Befehl von mir zu widersetzen?“ Rote Augen hafteten sich in junge, blaue Augen. Draco zuckte abermals zusammen.
 

Genüsslich und leise sprach Voldemort: „Crucio“ und Draco krümmte sich schreiend am Boden, die Arme und Beine angezogen. Sein Vater sah starr vor Schreck auf ihn nieder. Als der Fluch aufhörte, hörten sie wieder die kalte Stimme.

„Erinnere dich an diese Schmerzen, denn sie sind nur der Anfang für Ungehorsam. Ich könnte dir Schmerzen zufügen, die du nicht mal erahnen könntest, junger Malfoy. Du wirst meinen Befehlen folge leisten.“
 

Draco hatte Tränen in den Augen, die sich langsam ihren Weg über seine Wange suchten.
 

„Ich will Harry aber nicht besiegen, ich werde das nicht tun.“ Erschrocken über seine eigenen Worte brach er schluchzend auf den Knien zusammen. „Es tut mir leid, ich will das eigentlich überhaupt nicht sagen, aber ich kann nichts dagegen machen. Es tut mir so leid, ich würde alles für Euch machen, dunkler Lord.“
 

Voldemorts rote Augen verengten sich zu einem Schlitz und er stand auf. Langsam näherte er sich dem Jungen.

„Bitte MyLord, ich flehe euch an, tötet meinen Jungen nicht, er ist so dumm und weiß nicht was er tut. Bitte MyLord! Er ist alles was ich habe.“

Doch Voldemort achtete nicht auf Lucius und ging auf Draco zu, der anfing zu wimmern.

Toms Hand fuhr zu ihm, er packte ihn unsanft am Oberarm und zog ihn hoch. Draco, der die dunkle Magie seines Lords nun noch stärker und direkter spürte, wurde es schwarz vor Augen und er sah nur noch das Flimmern der roten Augen so dicht neben ihm.
 

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Was der Lord mit Draco macht erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel und ach ja, es wird wieder ein Geheimnis im Puzzle gelüftet.

Also ich hoffe ich lese euch wieder ^__^ bye bye

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Kapitel acht
 

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Und weiter geht’s.

Der junge Malfoy ist also zum ersten Mal bei seinem dunklen Lord zu Gast und das Gespräch verläuft furchtbar für ihn.

Im Gegensatz zu ihm geht es Harry gut, er kann wohl sehr gut mit dem Gedanken leben, dass er seine Ferien bei Severus Snape verbringen darf. Und… er bereitet sich vor auf den letzten Kampf zwischen ihn und Lord Voldemort. Oder ist er vielleicht schon bereit? Bald werdet ihr es schon noch lesen.

Auf ein weiteres Kapitel von unserem Harry Potter!
 

Vergessen dürfen wir natürlich auch nicht die Betaleserin Rowan, durch die ihr, ohne die Fehler von mir, weitaus flüssiger lesen könnt!

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Der dunkle Lord funkelte böse in die Augen des jungen Malfoys. Gerade als dessen Vater wieder um Gnade für seinen Sohn flehen wollte, sah er überrascht zur Bürotüre. Jemand näherte sich ihr.

Voldemort ließ von Draco ab, der am ganzen Körper zitternd das Gesicht hinter seinen Händen verbarg.

Ein leises Klopfen.

„Komm nur rein, Severus. Ich erwarte dich bereits.“ sagte Tom und das Rot aus seinen Augen war seinem natürlichen braun gewichen.
 

Als die Tür geöffnet wurde, besah sich der Hereinkommende die Szene. Lucius kniete am Boden neben seinem Sohn, der panisch zitterte und weinte. Sein Lord stand bei ihnen und blickte den neuen Besucher an. „MyLord.“ verbeugte sich Severus vor seinem Meister und stellte sich dann etwas entfernt von den Malfoys still neben eine Wand und wartete auf Anweisungen.
 

Tom richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder dem jüngsten Gast zu, der sein Gesicht immer noch hinter seinen Händen versteckt hielt.

„Sieh mich an.“ kam es kalt vom Meister und Dracos tränennasse Augen suchten das Gesicht Riddles.

„Du wirst Harry Potter für mich besiegen, Draco Malfoy.“

„Nein, das werde ich nicht tun, dass kann ich nicht, Meister. Bitte bestraft mich nicht, bitte, ich kann nichts dafür.“ wimmerte er nun ängstlich.
 

Verwundert beobachtete Snape die Szene. Draco zeigte dem Meister gerade wirklich die kalte Schulter? Unglaublich, dann wäre er des Todes. Was war los mit dem Kleinen?

Tom hatte die Neugier und Verwunderung in Snapes Blick bemerkt und kam nun langsam auf ihn zu.

„Wir haben hier ein kleines Problem, Severus und ich frage mich, wie es soweit kommen konnte… Hatten wir nicht ein ausführliches Gespräch, dass weitere Malfoys für dich tabu sind?“ Snape zuckte zusammen. „Was, ich verstehe nicht, was Ihr…“

„Der junge Malfoy steht eindeutig unter einem Bann, gegen den er sich nicht wehren kann. Ich erinnere mich an die Situation, der wir schon einmal gegenüberstanden. Du und Lucius. Damals als du es getan hast, habe ich dir das durchgehen lassen, denn du warst selbst noch ein Kind und brauchtest ihn wohl.

Heute sehe ich die Sache anders, du hast bereits Lucius, er wird dir reichen müssen.“
 

„Aber MyLord, ich habe mich nie gegen Euren Befehl gestellt! Nach Lucius bin ich keinem seiner Art mehr zu Nahe gekommen, dass schwöre ich Euch.“ antwortete Severus erschrocken.
 

“Und was ist dann mit IHM?“ zischte ihn Tom wütend zu und richtete seinen Zauberstab blitzschnell auf Draco, der wieder anfing, sich vor Schmerzen schreiend zusammen zu krümmen.

Nun war es an Snape auf die Knie zu fallen. „Bei meiner langen Ahnenlinie, dunkler Lord, ich habe Draco niemals gebissen, ich wusste ja überhaupt nicht, dass er Lucius Gene geerbt hat.“ kam es von ihm und er blickte den langhaarigen Malfoy verwirrt an, der wohl nun langsam verstand, worauf sein Meister hinauswollte. Zornig stand er auf. „Wie bitte? Du hast auch meinen Sohn an dich gebunden, Severus?“

Mit verengten Augen, erwiderte dieser leise. „Wie oft soll ich es noch sagen, dass ich Draco niemals gebissen habe? Passt doch auf!“ Und zu Draco gewandt sagte er: „Draco, du wirst jetzt aufstehen und dich selbst mit einem Zauber bestrafen.“
 

Den Blick der drei Älteren auf sich gezogen, starrte Draco verwirrt auf seinen Patenonkel. Warum sollte er so etwas machen? Er musste ja nicht auf seine Befehle hören, schließlich war der dunkle Lord sein Meister und nicht der Zaubertränkelehrer.
 

„Da seht Ihr, dass ich nichts mit seinem Verhalten zu tun habe. Wäre er an mich gebunden, müsste er meine Befehle befolgen, auch wenn sein Willen dagegen ist, genauso wie Lucius.“ Severus verschränkte seine Arme.
 

„Mein Vater muss auf deine Befehle hören?“ war es nun an Draco, seinen Patenonkel mit großen, ungläubigen Augen anzusehen. „Aber der dunkle Lord ist unser Meister, wir müssen nur ihm gehorchen…“
 

„DU HAST ES IHM NICHT MAL ERZÄHLT, MALFOY?“ herrschte Voldemort seinen Untergebenen nun weitaus zorniger als gerade und mit rot glühenden Augen an. Die Magie im Raum kippte wieder um. Jede Ecke erfüllte sich mit der bedrohlichen dunklen Macht, sodass Lucius laut aufkeuchte.

„Ich dachte nicht, dass er auch einer von uns wird, ich habe bisher noch keine Veränderung an ihm bemerken können. Außerdem erwachen wir Bewahrer in der Regel erst wenn wir volljährig sind. Dann hätte ich ihm alles erzählt, MyLord.“

„IMPERTIMENTA“ und Lucius riss es wie versteinert von seinen Füßen.

Tom lief zornig und aufgeregt im Zimmer herum.

„Und du willst einer von den ranghohen Todessern sein, Malfoy? Du bist so ein Idiot! Siehst nicht, was vor deinen Augen passiert! Denkst nicht darüber nach, wie es dir selbst als Kind erging. Auch du bist viel eher erwacht. Statt deinen eigenen Sohn auf die Gefahren hinzuweißen, die in seinem eigenen Blut lauern, stellst du dich auf stur und zögerst zu lange!“
 

Langsam ließ der Fluch, den Riddle abgefeuert hatte ab und Lucius konnte sich gequält wieder aufsetzen, die fragenden Blicke seines Sohnes ignorierend.

„Darf ich Draco aufklären, MyLord?“ fragte Severus seinen Meister leise, um ihn nicht noch mehr aufzuregen.

Schnaubend winkte er Severus zu und wand seinen Gästen den Rücken zu um aus dem Fenster zu blicken.
 

„Draco, dein Vater ist Teil einer alten Blutlinie, die sich Bewahrer nennt. Du hast sicherlich schon davon gehört, dass auch in unserer Zeit noch vereinzelt Vampire existieren. Beißt ein Vampir einen normalen Menschen oder Zauberer, ohne dessen ganzes Blut zu nehmen, kann dieser Mensch ohne irgendwelche … ja, wie soll ich sagen? Ohne irgendwelche Nebenwirkungen weiterleben wie bisher. Trifft ein Vampir aber auf einen Bewahrer und beißt ihn, dann wird dieser für immer an den Vampir gebunden sein. Er hat auf alle Befehle zu reagieren und wird, von dem Biss an, sein Wohl im Auge haben. So wie dein Vater bei mir.“ schloss Severus.
 

Ungläubig und mit offenem Mund starrte Draco abwechselnd auf seinen Vater und auf seinen Patenonkel. „Du… du bist auch ein Vampir?“
 

„Auch?“ meldete sich nun wieder Tom Riddle scharf zu Wort. „Welchen Vampir kennst du denn noch?“
 

Und bevor Draco die Frage beantworten konnte, sahen sich Tom und Severus schockiert und wissend an. Wer sollte es denn auch sonst gewesen sein?
 

„H…Harry Potter, MyLord.“ Nun starrte auch Lucius seinen Sohn entsetzt an.
 

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Harry hatte es sich zwischenzeitlich im Esszimmer bequem gemacht und wurde von Jona mit reichlich Essen überschüttet. Seltsamerweise fühlte er in den nächsten Stunden seine Narbe noch häufiger stechen. Der Lord war wohl ziemlich aufgebracht, dachte Harry grinsend.

: Warte nur, wie aufgebracht du sein wirst, wenn wir uns erst mal gegenüberstehen. :

Als er ein Quieken vernahm, bemerkte er, dass er unabsichtlich wieder Magie frei gelassen hatte und Jona, die das eindeutig nicht vertrug, wäre fast in Ohnmacht gefallen. Verdammt, er musste unbedingt daran arbeiten! Bei Dumbledore hätte er sich ja auch schon fast verraten. So was darf nicht mehr passieren.
 

Nach dem reichen Mahl verzog er sich wieder in sein Zimmer und wartete auf Severus. Er wollte mit ihm unbedingt über Voldemort reden. Als er so in seinem Bett lag, konnte er ein leises Ploppen vernehmen. Da war jemand appariert. Und Harry setzte sich schon auf, denn er wusste, dass es Severus sein würde. Erwartungsvoll sah er Richtung Tür und da wurde sie auch schon sehr langsam und nur einen Spalt geöffnet.

Zu langsam für Harry. Er sah nervös zu dem Spalt. Etwas zischelte.

Und im nächsten Moment erkannte er ungläubig das Wesen, das da ins Zimmer hereinkam.
 

Eine lange Schlange, grünlich schimmernd schlängelte sich in weichen Bogen durch das Zimmer genau auf Harry zu, der endlich aus seiner Starre erwachte und sie anzischte:

#Wer bist du?# Aber erst nachdem das leise Wesen sich aufs Bett geschlängelt hatte und zur Ruhe kam, gab es Harry eine Antwort.

#Ich wusste, dass ich dich schon einmal gesehen habe, Zauberer. Als Severus Snape mich in einer Nacht, in der du schliefst, hierher gerufen hatte, da habe ich dich erkannt.#

#Wie bitte? Wer bist du denn überhaupt?# fragte Harry verwirrt.

#Man nennt mich Nagini, mein Meister gab mir diesen Namen vor sehr sehr langer Zeit. Du bist Harry Potter.#

Ohne eine Antwort zu verlangen, zischte Nagini weiter.

#Wie oft schon habe ich Tom und seine Untergebenen zugehört, wenn sie über dich sprachen. Eigentlich hat es mich nie interessiert. Für mich warst du nur ein Zauberer unter vielen. Bis zu der Nacht, in der ich dich das erste Mal hier sah.#

Sie blitzte ihn an.

#Wir sind uns bereits schon einmal begegnet, Harry Potter, weißt du das nicht mehr?#
 

Der völlig überforderte Harry, der Naginis Worte und Erscheinen erst verdauen musste, keuchte plötzlich auf.

#Was? Du warst das? Die Schlange hinter der Glaswand? Die ich damals im Zoo befreit hatte?#

Zustimmendes Kopfnicken der Schlage reichte ihm als Antwort.

# Du hast mich damals befreit und dafür bin ich dir ich dir wirklich sehr dankbar.#

Nagini senkte den Kopf, ihm kam es vor, als würde sie sich vor ihm verbeugen.

#Du hast mir damals die Freiheit geschenkt. Ich weiß, dass du noch sehr jung warst, ein schwaches Menschenkind und doch hast du mich verteidigt und mir letztendlich ein wertvolles Geschenk gemacht, Harry Potter. Die Freiheit.#
 

Nachdem Harry die Schlange einige Zeit lang sprachlos betrachtete fuhr sie auch schon fort:

#Wie ich bemerke, bist du nicht mehr das schwache Menschenkind, dass du früher einst warst. Du hast dich der dunklen Seite zugewandt? Ein Vampir?#

Der Angesprochene nickte und sah, dass Nagini langsam näher kam und sich um Harrys Körper schlängelte.

#Was ist los, hast du Angst vor mir, Vampir? Dabei sind wir uns gar nicht unähnlich. Mit unseren Zähnen können wir die Haut unserer Opfer aufreißen und in dessen Blut baden.#
 

Allmählich fand Harry die Sprache wieder und fuhr in Parsel fort:

#Ich habe keine Angst vor dir. Du musst wissen, dass ich, seit ich mich verwandelt habe, erschreckend wenig Angst verspüren kann. Aber es wundert mich doch, dass du mich hier aufsuchst. Will dein Meister, dass du einen Schwachpunkt bei mir findest? Damit er mich leichter beseitigen kann?#

#Eure Feindschaft langweilt mich.# Das war alles was Nagini dazu zu sagen hatte.
 

#Aber du bist Voldemorts Dienerin! Du tust doch sicher alles was er dir befiehlt!# zischte er sie laut an. Seine altbekannte Wut kam wieder zum Vorschein.

Nagini richtete sich auf und ließ ihre schlanken weißen Zähne aufblitzen.
 

#Eine Schlange ist ein edles Wesen. Niemand wird jemals über einen von unserer Art befehlen. Alles, was mich mit Tom verbindet ist Freundschaft, denn ich bin ein freies Wesen. Auch als wir uns das erste Mal trafen war ich frei. Vielleicht konnte ich von diesem Ort nicht fliehen, aber so war doch mein Herz frei. Ich weiß nicht, ob es Tom gefallen würde, dass ich nun hier bei dir bin, aber wie gesagt, es ist meine freie Entscheidung und ich werde ihn davon nicht in Kenntnis setzen.#

#Ich verstehe nicht, was du jetzt hier von mir willst, Nagini…#

Naginis Kopf strich vorsichtig an Harrys Hand vorbei.

#Du bist wohl kein guter Zuhörer, Zauberer. Ich wollte meine Last von mir nehmen und mich nach so langer Zeit bei dir bedanken… Und dir außerdem anbieten, mit mir Kontakt zu halten, denn vielleicht könnten auch wir, zwei unterschiedliche und doch verwandte Wesen, Freunde werden. Das läge allerdings noch in ferner Zukunft.#
 

Da Harry, der sonst weitaus gesprächiger war, immer noch schweigsam die schöne Schlange vor sich besah, entfernte sie sich wieder etwas von ihm und richtete sich auf, sodass sie fast in Augenhöhe mit dem Zauberer war.

#Ich biete dir hier etwas an, Harry Potter. Ob du es wahrnimmst, liegt nun in deiner Hand. Ich werde dir jetzt einen Zauberspruch in Parseltongue sagen.#

Und schon war Nagini dichter an Harrys Ohr geglitten um ihn eine Formel ins Ohr zu zischen.

#Wenn du etwas von mir brauchst, musst du nur diesen Zauberspruch nennen und ich werde da sein. So, es ist alles gesagt, was ich zu sagen hatte. Wir werden uns sicher einmal wieder sehen Harry Potter.#
 

Mit diesen letzten Worten glitt die Schlange so lautlos, wie sie gekommen war, wieder zur Türe hinaus und hinterließ einen völlig verdutzten Vampir.
 

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Als Severus nach Hause kam, merkte er jeden seiner Knochen einzeln unter seiner Haut rebellieren. Außerdem nagten starke Kopfschmerzen an ihm.

Das eben war ein Besuch beim dunklen Lord, den er nicht unbedingt mehr wiederholen wollte.

Tom musste ganz schön wütend auf die Malfoy sein, wenn er sie so bestrafte. Lucius, dieser Idiot. Wenn er gewusst hätte, das Draco noch keine Ahnung hatte, dass er ein Bewahrer werden würde, hätte er es ihm doch selbst gesagt.

Nicht nur Draco wurde nämlich diese Nacht bestraft, auch Lucius bekam seinen Anteil, der weitaus höher war, als der seines Sohnes.

Ein dumpfes Gefühl von Mitleid nagte an Severus, als er an Draco dachte, der sich nun ewig an den ihm verhassten Potter gebunden hatte. Aber auch Harry traf ja keine Schuld, er war eben erst erwacht und hatte wohl auch noch nicht alle Lektionen des Buches von Slytherin hinter sich bringen können.

Zum Glück konnte ihm selbst das nicht passieren. Zum Glück war er selbst kein Bewahrer. Zum Glück war er Nachfahre einer mächtigen Ahnenreihe. Zum Glück konnte er selbst entscheiden, wem er dienen wollte. Zum Glück zum Glück…
 

Als er dem Schlafzimmer näher kam, hörte er daraus unverkennbar ein leises Piepsen, dass zur Folge hatte, das sich sein Gesicht etwas zum Grinsen verzog. Hatte Harry es mitgenommen? Oder war es einfach unbemerkt in ihre Taschen geflitzt? Snape öffnete die Türe zu Harrys Schlafzimmer.

Und tatsächlich, sein kleines Küken krabbelte auf Harrys Bauch herum, der selbst wohl in einem tiefen Schlaf lag und das Gepiepse nicht wahrnahm.

Leise, ganz nach Vampirmanier, schlich Severus zu den zwei sich darauf befindlichen und setze sich an den Rand.
 

Nie hätte er gedacht, dass der Potterspross einmal so friedlich hier in seinem Haus liegen würde. Snape strich einige etwas zu lang geratene Strähnen aus Harrys Gesicht, sodass seine Narbe sichtbar wurde. Er fuhr mit dem Finger darüber. Dann wandte er sich dem Küken zu. „Du wirst immer auf deinen Vampir aufpassen, hab ich Recht?“ flüsterte er ihm leise zu und bekam als Antwort eine Bauchrolle des Kükens.

Snapes Blick fiel nun auf die Bücher, die am Nachttisch ausgebreitet waren. Kurz schluckte er. Bücher über dunkle Magie. Flüche und Kampftechniken.

Sein Kopf ruckte zu dem friedlich schlafenden Harry.

Würde er immer noch planen, den Lord anzugreifen? Auf welche Seite sollte er selbst sich dann stellen?

Ein Kribbeln in seinen Augen zeigte Severus, dass er jetzt wohl besser wieder gehen sollte. Mit letztem Blick auf Harry und das Küken, das sich jetzt an Harrys Seite gekuschelt hatte, verschwand er in sein eigenes Zimmer. Allerdings fühlte er sich wieder deutlich besser als gerade. Verdammt, dass lag an der Magie von seinem Schüler, die dieser ständig freien Lauf ließ. Naja, hier in seinem Haus durfte er das und Snape selbst hatte nichts dagegen, etwas davon abzubekommen.

Mit einem unbewussten leichten Grinsen in den Mundwinkeln schlief der Potion-Master kurz darauf ein.
 

Ein Poltern…

Er schwebte eigentlich noch halb in seinem Traum. Langsam kam eine angenehme Dunkelheit in seine Sinne und er genoss es, sich auf seinem weichen Bett noch einmal auszuruhen.

: Argh… Wieder dieser Lärm. Verdammt was ist denn da los? :

Er drehte seinen Kopf so, dass ein Ohr sich ins Kissen drücken konnte und das andere Ohr bedeckte er mit seiner Bettdecke.

So fiel er wieder in einen angenehmen Halbschlaf.
 

Noch lauteres Poltern.

Snape fuhr wütend hoch. Jetzt war an schlafen nicht mehr zu denken.

“WAS IST DA DRAUßEN EIGENTLICH LOS?“ schrie er ins Zimmer hinein und er versuchte, in seine Stimme soviel Kälte zu legen, wie er es eben an einem frühen Morgen schaffen konnte.
 

Seine Augen reibend und mit einer Hand durchs Haar raufend, öffnete er genervt seine Augen.

„Mann schrei halt nicht so, meinst du ich bin taub oder was?“ nörgelte eine Stimme nahe seines Bettes herum.

Erschrocken fuhr Snapes Blick zu der Ursache des Geräusches und fand einen bereits angezogenen Potter, der sich anscheinend gerade an seinem Schrank zu schaffen machte. Was nun auch dieses Poltern und Quitschen erklärte, da die Türen ständig gegeneinander flogen.
 

„Was machst du an meinen Sachen, Potter? Was hast du überhaupt hier in meinem Zimmer zu suchen?“ Überrascht, wieder mit Potter angeredet zu werden, blickte Harry auf.

„Hast du das vergessen? Heute ist in der Winkelgasse ein Markt zum Thema Verteidigung gegen die dunklen Künste. Da will ich jetzt hin.“

Severus, der dem ganzen ungläubig zugeschaut und –gehört hatte, raufte sich wieder durch die Haare. Das war das einzige was ihn noch daran hinderte, Potter zu erwürgen.

„Du willst… was? Ohne meine Erlaubnis gehst du überhaupt nirgends hin, du hörst schön auf das was ich dir sage. UND HÖR ENDLICH AUF, IN MEINEN SACHEN ZU WÜHLEN!!!!“

giftete Snape den Jungen an. Dieser hielt in seinen Bewegungen inne, drehte sich grinsend um und kam näher.

„Hmm, lecker, ich liebe es wenn du wütend bist und deiner Magie freien Lauf lässt. Das tut gut.“ Severus sah, dass Harrys grüne Augen ganz kurz schwarz aufblitzten.

: Oh Mann, jetzt war ich tatsächlich so unvorsichtig wie Harry bei Dumbledore. Aber der bringt mich wirklich zur Weißglut! :

Snape räusperte sich und langsam bekam er sich wieder in Griff. „Ich wusste nicht, das du heute dahin willst.“ erfreut, dass er seine Stimme wieder im Griff hatte sah er seinen Gegenüber kalt und überlegen an. Typisch Slytherinlehrer.

„Ups, hab ich wohl vergessen zu sagen. Na egal. In spätestens einer halben Stunde bin ich hier weg. Du kannst entscheiden ob mit dir oder ohne dich.“ Mit diesen Worten warf er dem Lehrer frische Klamotten, die er gerade aus dem Schrank gefischt hatte zu und ging Richtung Türe.

„Ach ja, denk daran, deine Haare wieder glatt zu kämmen, denn so würden einige, die dich kennen, wohl in großes Staunen versetzt werden.“

Mit diesen Worten verließ der Jüngere sein Zimmer.

Severus sah ihm etwas verwirrt und immer noch ärgerlich nach. Da er sich schon mehrmals die Haare wegen Potter raufen musste, standen diese in allen Windrichtungen ab. Das würde er ihm heimzahlen Nicht umsonst war er ein echter Slytherin und dazu ein Todesser…
 

Zu Harrys Überraschung stand Severus auch bald darauf vor ihm und die beiden apparierten, zwischendurch immer wieder sich gegenseitig anzischend, direkt in die Winkelgasse.

Harry war jetzt schon einige Male hier gewesen und dank der vielen Schüler war immer etwas los, aber soviel Gedrängel wie heute herrschte, hatte er noch nicht erlebt!

An allen Seiten standen bunte und spannend aussehende Stände oder Wägen, die neue Errungenschaften der Verteidigung anpriesen oder vorführten.

Harry bemerkte, dass viele Familien durch die Gänge wuselten. Wahrscheinlich wollten die Eltern ihre Kinder auf jede mögliche Weise vor Voldemort schützen.
 

Als er damals im „Klitterer“ ein Interview über Du-weißt-schon-wen gab, hatten sie zu seiner Überraschung auch ein Phantombild vom Ungesagtem gezeichnet. Und nun konnten er und Snape viele Plakate von eben diesem Gesicht sehen; Aschgraue Haut, Zwei Augen, die mehr an Schlitze erinnerten und eine fast nicht vorhandene Nase. Auch an die ekelhaften, langgliedrigen Finger konnte er sich noch gut erinnern.

Wie schon damals, als er mit Snape die Winkelgasse besuchte, merkte er auch jetzt wieder, dass sein Tränkemeister viele Blicke auf sich zog. Diese dunkle, großgewachsene Erscheinung mit einem zornigen Gesichtsausdruck. Harry schüttelte den Kopf und drückte sich wieder die Haare an die Stirn um die Narbe zu verdecken.

„Hey Harry!“ kam es ganz hinten von einem Stand, auf dem es Feindgläser zu kaufen gab. Die beiden blickten sich um. Severus Miene versteinerte sich noch etwas mehr- falls das überhaupt ging und wandte sich etwas ab.

Neville winkte ihnen hüpfend zu und gesellte sich zu Harry. „Ich wusste ja gar nicht, dass du heute auch hier bist. Voll cool hier, so viele Verteidigungssachen hab ich noch nie gesehen. Und dann das Plakat überall von Voldemort, gut das das Ministerium endlich mal handelt und ihn offensiv jagt.“

„Jah, wahrscheinlich haben sie Angst, dass wir ansonsten wieder die Ministeriumsabteilung sabotieren!“ Lachend klopfte Neville ihm auf die Schulter.

Severus, der sich im Moment sehr ignoriert vorkam- gut er hatte sich ja auch etwas entfernt- betrachtete interessiert den gerade hinzugekommenen Schüler. So kannte er ihn ja gar nicht. Wo kam dieses Selbstbewusstsein her? Sollte es daran liegen, dass er im Ministerium gegen die Todesser gekämpft hat?

„Mister Longbottom, ich glaube, dass auch sie eine gewisse Erziehung seitens ihrer Großmutter genossen haben und durchaus in der Lage sind, die Anwesenden zu begrüßen.“ zischte er wie immer kalt.

Snape sah zufrieden, dass seine Stimme den gewünschten Effekt hatte. Der Angesprochene fuhr entsetzt herum und blickte ihn mit großen Augen an. „P..Professor Snape? Tut… Tut mir leid, ich, ich habe sie nicht gesehen…“

Noch bevor er sich noch mehr in die Sache hineinziehen konnte, schnappte Harry seinen Arm und zog ihn etwas von dem miesgelaunten Lehrer weg. : Oh Mann, dass merke ich mir, ich werde ihn nie wieder so früh wecken und dann auch noch ärgern :

„Hast du schon andere aus unserer Klasse getroffen, Neville?“ wollte Harry ihn ablenken.

Mit etwas unsicheren Blick in Richtung Lehrer meinte er: „Also ich hab heut schon echt viele getroffen. Luna, Dean, Seamus, einige Hufflepuff und aus Ravenclaw noch Padma Patil. Außerdem hab ich auch noch n paar Slytherin gesehen. Draco war in Begleitung seiner Eltern da, wie auch Crabbe und Goyle. Die zwei sind gerade hier vorbei, hast du sie nicht gesehen? Sie dich nämlich schon, als sie dich bemerkten, konnte ich hören, wie sie es aufgeregt ihren Eltern gesagt haben. Dann sind sie aber schnell wieder weg gegangen. Und weißt du was? Ich glaube Draco ist krank, der schaut zumindest gar nicht gut aus.“ schloss Neville seinen Bericht.

Als Severus gelangweilt die Worte mit angehört hatte, wurde er plötzlich blass. Er packte Harry am Arm und zog ihn weg von Neville.

“Was ist…? Also, Au, Mensch, lassen Sie doch mal los…! Also Neville, wir sehen uns dann in der Schule, machs gut! Au, also was soll denn das?“

Schwarze Augen blitzten ihn ernst an und Harry wurde still.

„Wir sollten wirklich besser wieder gehen. Ich glaube, es war überhaupt nicht gut, dass wir überhaupt hierher gegangen sind, Harry. Ich hab ein ziemlich schlechtes Gefühl.“

Harry, dem der besorgte Unterton seines Vampirs nicht entgangen ist, blickte auf.

„Glaubst du allen ernstes, hier, in so einer belebten Straße würde mich jemand angreifen?“
 

Noch bevor Severus antworten konnte, hörte er die ersten Schreie.
 


 

Dann brach das Chaos aus.

Kapitel 9
 

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So *durchatmen* Kapitel neun ist hiermit freigeschaltet.

Ich hoffe, ihr hab noch Spaß am lesen, denn jetzt geht’s rund.
 

Kurze Zusammenfassung: Gerade hatte Harry mit Severus an seiner Seite ja die Winkelgasse und die Ausstellung VgddK besucht. Snape, der schon seit der rauen Weckaktion Seitens Harrys, wütend auf Gott und die Welt war, wollte wegen eines schlechten Gefühles im Bauch schnellstens nach Hause gehen. Bis das Chaos losbrach.
 

Und an Rowan: Wieder herzlichen Dank für das Betalesen *einen Fleißsticker in dein Heft kleb und n lachendes Gesicht dazumal*

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Als sie die ersten Schreie hörten, sahen sie sich entsetzt an und suchten nach dem Grund. Vielleicht war ja wirklich nur etwas harmloses passiert. Doch es hörte nicht auf, ganz im Gegenteil. Menschen stoben in alle Richtungen auseinander. Väter packten ihre Kinder und versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Viele Tische in den Ständen vielen laut krachend um und die verschiedenen Gegenstände die auf ihnen standen, kullerten auf das Pflaster der Straße.

„Los, apparieren!“ befahl Snape und seine Hand bohrte sich noch weiter in den ohnehin schon schmerzenden Oberarm.

Harry bereitete sich auf das dumpfe Gefühl vor, wenn das Apparieren seinen Nabel nach hinten reißen würde, aber es kam nicht.

Er sah seinen Lehrer fragend an.

„Wir können nicht, eine Barriere liegt über der Winkelgasse.“ antwortet er und dann überlegte er kurz um zu rufen: „Schnell, wir benutzen einen der Kamine in den Läden hier. Vielleicht schaffen wir es noch rein, solange alle durcheinander rennen!“

Er packte nun Harrys Hand und gerade als sie zum nächsten Laden rennen wollten, stellte sich vor dessen Türe der ältere Crabbe mit verschränkten Armen und einem gefährlichem Grinsen. „Was…?“ keuchte Severus. Er wollte nach hinten ausbrechen, doch in der Mitte der engen Gasse hatten sich schon Draco und Lucius Malfoy und Goyle versammelt.

„ER ist hier, hab ich recht?“ flüsterte Harry zu Severus, der sich noch immer nach einer Fluchtmöglichkeit umsah.
 

Da die Todesser die anderen Zauberer ungehindert durch die Barriere verschwinden ließen, wurde es immer ruhiger und menschenleerer in der Gasse. Harry konnte das Atmen von Severus neben sich hören und drückte die Hand, die ihn hielt, fester.

Er drehte sich zu ihm um und sah ihm in die schwarzen Augen. Kurz berührte er seine Wange um die Aufmerksamkeit von dem schwarzen Vampir zu erlangen.

„Wenn Er hier wirklich auftaucht, werde ich kämpfen, Severus. Ich weiß, dass du einer von ihnen bist und doch bitte ich dich, dich nicht auf seine Seite zu schlagen. Ja, ich werde kämpfen, ich bin ständig vor ihm davongelaufen, diesmal wird einer von uns besiegt werden.“

Mit diesen Worten hauchte er Severus einen ganz leichten Kuss auf die Wange, worauf hin Draco und Lucius erstaunt aufkeuchten und Crabbe und Goyle angewidert das Gesicht verzogen. Severus starrte seinen jungen Vampir immer noch sprachlos an, der sich jetzt auf das konzentrierte, was kommen musste.
 

Und schließlich wendeten alle Anwesenden ihren Kopf, denn sie vernahmen Schritte. Erst etwas leiser, dann wurden sie lauter.
 

Ein junger Mann ging gemächlich auf die Gruppe zu und sah sich gelassen um.

„He du! Verschwinde von hier, es wird gleich ziemlich gefährlich werden!“ rief Harry ihm zu, der sich langsam fragte, ob Voldemort überhaupt noch kommen würde oder ob er es lieber gleich mit den anwesenden Todessern aufnehmen sollte.
 

Der schwarze Haarschopf, der dem jungen Mann gehörte, wandte sich zu dem Sprechenden und streifte ihn mit einem fragenden und neugierigen Blick.

„Gefährlich sagst du?“

„Mensch, verschwinde hier einfach. Voldemort wird kommen!“ fuhr Harry ihn an, der nicht auch noch ein unschuldiges Opfer in diesen Kampf ziehen wollte. Doch zu seiner Überraschung zuckte der junge Mann bei diesen gefürchteten Namen überhaupt nicht zusammen. Im Gegenteil. Er kam langsam näher auf Harry zu.
 

Dieser erhaschte einen kurzen Blick auf Severus, dem nun alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war und zum ersten Mal in seinem Leben konnte Harry Angst in den wunderschönen schwarzen Augen des Todessers sehen.

“Dann komm am besten mit mir mit, ich zeige dir ein Versteck, wo du in Sicherheit bist.“ sagte der Mann leise zu Harry gewandt.

Hinter ihm lachte Goyle höhnisch auf und Harry sah den schnellen, bösen Blick, den der Mann da vor ihm zu dem Todesser warf, der daraufhin sofort still wurde.
 

Harry betrachtete diesen Besucher nun genauer. Sein Haar war schwarz und ebenso buschig wie sein eigenes, seine Augen leuchteten in dunkelstem Braun. An seinem Hals sah Harry eine kleine eintätowierte Schlage. Er hatte einen schicken, silberfarbenen Umhang an und darunter wohl eine schwarze Robe.

In seiner Hand baumelte lässig ein Zauberstab, der Harry irgendwie an seinen Eigenen erinnerte.

Aus den Augenwinkeln heraus konnte er eine Bewegung ausmachen. Severus verneigte sich und blickte zu Boden! Seine Hand umschloss so fest seinen Zauberstab, dass weiße Stellen auf der Haut sichtbar wurden. Langsam blickte der Schüler zu dem jungen Mann.
 

Konnte das wirklich möglich sein? Aber er hatte Voldemort damals doch gesehen. Seine Schlitzaugen, die rot leuchteten, die kaum vorhandene Nase und das lange, schlangenähnliche Gesicht.

„Ich glaube, ich sollte mich dir vorstellen. Das würde in dieser Situation sicher der Höflichkeit entsprechen.“

Wieder hörte Harry ein leises Auflachen seitens Goyle. Aber nicht lange, denn es ging in ein Stöhnen über und seine Knie gaben anscheinend ihren Dienst auf. Kurz flackerte ein rotes, gefährliches Licht in den braunen Augen von Harrys Gegenüber auf.
 

„Natürlich kennen wir uns schon lange, aber bisher hast du mich nur als Teenager gesehen und in der schwierigen Zeit, in der ich noch nicht wieder voll über meine alten- und wie ich auch sagen darf- mächtigen Kräfte verfügt hatte.“
 

“Voldemort…“ zischte Harry den jungen Mann an. Er griff zu seinem Zauberstab und richtete ihn auf seinen Feind.

„Du bist nichts weiter als ein Mörder, der unschuldige Menschen tötet! Denkst du, du kannst mich hier einfach so beseitigen? Nein, ich werde kämpfen!“
 

Wut flackerte in Harrys Augen auf und überrascht sah Tom die Veränderung in ihnen. Und gerade, als er seinen Mund aufmachen wollte, um Voldemort einen Fluch auf den Hals zu jagen, trafen ihn zwei Lichtblitze. Goyle und Crabbe schrieen „Expelliarmus“ und Harrys Zauberstab flog ihm aus der Hand und in weitem Bogen auf die Bodenpflastersteine.

„Ich will dich nicht töten Harry Potter. Aber ich möchte, dass du mit mir kommst, hier ist es nicht sicher genug. Du wirst mit mir eine andere, weit weniger gefährliche Umgebung besuchen.“ Tom sprach zwar leise, aber jedes seiner festen Worte erreichte die Ohren der Zauberer.

„Grabbe, Goyle, ihr werdet dem Jungen dabei helfen.“
 

Die zwei Angesprochenen beeilten sich, dem Befehl ihres Meisters nachzukommen und gingen hastig auf den Jüngeren zu. Dieser warf seinen Blick noch einmal auf Voldemort und eine kleine Andeutung eines Grinsens spiegelte sich in seinem Gesicht.

„Es fällt mir sehr schwer, einem Lügner und Mörder zu glauben, dass er mit mir an einen sicheren Ort gehen möchte. Es klingt in meinen Ohren wie ein Witz, wenn ausgerechnet du das Wort „Helfen“ benutzt.“

Nun konnte Harry seine Wut nicht mehr zügeln. Er ließ einen Teil seiner Magie freien Lauf und sie zog sich sofort über die Winkelgasse. Die beiden Todesser keuchten auf. Sie wollten den Schüler gerade packen, als seine Verwandlung zum Vampir schon wieder abgeschlossen war. Das Weiß aus den Augen war verschwunden, sein Gesicht hatte alle Farbe verloren und die Züge des Gesichtes wirkten feiner, aber auch härter.

Und Harry lächelte ihnen tatsächlich zu. „Ich kenne eueren verzogenen Nachwuchs und weiß, dass sie keinerlei Talent besitzen. Ich nehme an, dass sie das von euch gelernt haben.“

Wütend über diese Worte brüllten sie nahezu gleichzeitig „Protego“, ein Fluch, der Harry lähmen sollte.

„Immobilus“ kam es leise und immer noch lächelnd von Harry und obwohl er keinen Zauberstab bei sich hatte, stand bei Crabbe und Goyle die Zeit still. Auch die Lichtblitze bewegten sich nicht mehr von der Stelle.

„Ich habe doch gesagt, ich werde kämpfen. Und natürlich bin ich vorbereitet auf eure hinterhältigen Tricks. Lokomotor.“ fügte Harry noch hinzu und die Beine der zwei in der Zeit eingefrorenen Todesser klebten zusammen und sie fielen unsanft auf den Bauch, mit der Nase voran.

Nun wandte sich der Schüler wieder Voldemort zu.

„Hast du keine echte Herausforderung für mich mitgebracht? Wenn du mich willst, musst du mich schon selbst töten!“ schrie er ihn an.
 

Doch Tom sah dem Treiben immer noch gelassen zu. Sie waren Harry weithoch überlegen. Sechs gegen einen und dieser Eine wehrte sich immer noch mit Leib und Seele. Eigentlich gefiel Voldemort, was er da sehen konnte und so wollte er das Spiel nicht unterbrechen und wandte sich dunkel an Lucius.

„Lucius, du wirst dich um Harry kümmern. Nicht umsonst gehörst du zu meinen Besten. Ein einfacher, noch nicht mal ausgelernter Zauberer wird dir sicher unterliegen.“
 

Der ältere Malfoy machte einige Schritte auf Harry zu und strahlte tatsächlich eine Eiseskälte aus. Seine blauen Augen funkelten seinen Gegenüber böse an. Dieser trat einen Schritt zurück.

“Du wirst schön machen, was dir dein Professor sagt, haben wir uns verstanden? Außerdem haben wir sowieso noch eine offene Rechnung.“ Er blickte Draco ärgerlich an. „Ich hoffe, dass du gut in meinem Unterricht aufgepasst hast, denn du wirst dich jetzt vor der dunklen Kraft höchstpersönlich verantworten müssen.“

Der junge Vampir hatte Lucius zugehört und wurde aus seinen Worten eigentlich nicht wirklich schlau. Welche offene Rechnung? Meinte er etwa die Sache mit Dobby? Aber das war doch schon so lange her… Oder die Tatsache, dass er Harry im Unterricht nicht verfluchen konnte, da sein eigener Sohn ihn daran hinderte?
 

Etwas seitlich neben seinem Vater stand Draco, der, wie Neville bereits sagte, wirklich krank aussah. Dieser beobachtete höchst nervös die Situation und dann trafen sich ihre Blicke.

„Ich wusste, dass du zu ihnen gehörst, Draco. Aber auch du wirst mich nicht besiegen können! Mensch, sei doch nicht so blöd und tu was Voldemort dir sagt! Kämpfe mit mir gegen die Todesser!“

Draco erschrak. Lucius zischte Harry an: „Was bildest du dir eigentlich ein? IMPERTIMENTA!“

Doch diesmal war Harry darauf vorbereitet und schützte sich mit „Stupor“ gegen seinen Lehrer. Wie schon im Unterricht musste er sich sehr konzentrieren, denn Malfoy war tatsächlich stark. Nichts gegen die zwei Todesser gerade. Aber von ihm würde er sich nicht besiegen lassen!
 

„Draco, du wirst deinem Vater zur Seite stehen.“ Dieser kurze Satz vom Lord, so leise wie schon zuvor ausgesprochen, bewirkte in Draco, dass sein ganzer Körper zu zittern anfing. Toms Worte ließen keinen Platz für Ausflüchte oder Widerstand.

Draco trat zögerlich einen Schritt auf Harry zu, der die zwei Malfoys nun anfunkelte.

Die nächsten Flüche von Lucius konnte er, dank seiner neu gewonnen Vampirkraft schnell ausweichen, doch als er dieser seinen letzten „Expelliarmus“ auf den Schüler feuerte, traf ihn der mächtige Zauber auf der Brust und schleuderte ihn nach hinten, so dass er von seinen Füßen gerissen wurde und sich, am Boden sitzend über die brennende Stelle rieb.

Draco, der bisher unfähig war, irgendetwas zu tun, erstarrte.

Ein finsteres Lächeln kam von Lucius, als er zu Harry trat und „Imperio“ rief.
 

Harry hätte sich, immer noch am Boden sitzenden, dagegen nicht mehr wehren können, doch er hörte ein „Protego“ und ein magischer Schutzwall baute sich vor ihm auf. Ungläubig richteten sich alle Blicke auf Draco, der mit erhobenem Zauberstab seinen Vater taxierte.

„Vater, du weißt ich verehre dich, aber wenn du Harry weiterhin angreifst, werde ich dich aufhalten müssen. Petrificus Totalus!“

Der weiße Blitz traf Lucius, der nun wie versteinert zusehen musste, wie sich sein eigener Sohn Harry näherte.
 

„Schande über die Todesser! Komm mit mir mit, Harry, ich glaube nicht, dass wir noch lange ungestört sind. Ich spüre, dass die Ordensleute versuchen, durch meinen Schutz zu dringen.“

Und Tom Riddle ging auf Harry zu, doch sofort richtete Draco seinen Zauberstab auf ihn.
 

„Draco, bitte tus nicht!!“ Brachte Lucius gerade noch heraus. Harry, der von Dracos Verhalten erstaunt war, drehte sich zu dem mittlerweile versteinerten Lucius um. Auch der junge Malfoy sah seinen Vater an und ließ für einen kurzen Moment seinen Stab sinken. Kurz sah er in Harrys schwarze Vampiraugen und fühlte sich seiner Sache wieder voll bestätigt. Mit emporgerecktem Kopf wollte er etwas erwidern, doch weit kam er nicht.
 

Denn in diesem Moment kam unbemerkt ein klarer Lichtschweif aus Voldemorts Zauberstab, der gegen die beiden Schüler prallte. Draco, der sich gerade noch rechtzeitig mit einem leisen Aufschrei vor Harry stellte, kippte auf der Stelle um, ohne irgendein Geräusch zu hinterlassen. Harry dagegen sah ungläubig auf seinen Schulfeind und wunderte sich, warum dieser so weit für ihn gehen sollte, entschied sich aber, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Nachdenken war. Auch Riddle war erstaunt, ließ es sich aber nicht anmerken sondern ließ einen weiteren, klaren Lichtschweif auf Harry los. Dieser murmelte gerade noch „Stupor“, wusste aber bereits, dass das nicht viel gegen diesen ihm unbekannten, anscheinend sehr starken, Zauber nützen würde.

Doch abermals fiel er nicht zu Boden und Toms Augen weiteten sich etwas. „Was…?“ Weiter kam er nicht, da er sich entsetzt umdrehte und eine Veränderung zu bemerken schien.

Er murmelte einen längeren Spruch und seine Todesser verschwanden, umhüllt von einem leuchtenden Zauber, aus der Winkelgasse.
 

Tom musterte Harrys feine Vampirzüge noch einmal und sagte zu ihm: „Du wirst nicht ewig beschützt werden. Und wir müssen noch etwas klären. Übrigens, deine neue Magie steht dir außerordentlich gut. Hast du dem lieben Dumbledore schon davon berichtet? Es muss eine Bereicherung für eueren Orden sein, einen Vampir mit von der Partie zu haben.“

Nach diesen Worten wich Harry instinktiv einen Schritt zurück und fauchte den grinsenden Voldemort an.

„Nach deiner Reaktion zu urteilen, weiß der Alte also noch nichts. Aber du hast recht, ich würde ihm auch nicht anvertrauen.“

Noch einmal sah er sich um und schien kurz zu überlegen.

„Wir werden uns bald wieder sehen, dann werden wir sicher nicht mehr gestört werden. Ich muss jetzt gehen, mich um ein paar Todesser kümmern.“ zischte er finster und mit einem leisen „Plopp“ verschwand er.
 

Augenblicklich konnte Harry spüren, dass die magische Barriere einbrach. Für ihn hatte es so ausgesehen, als wenn sich der Kampf gegen Voldemort heute entscheiden würde. Er wäre nicht mehr davongelaufen. Und dann noch die seltsamen Reaktionen von den Malfoys… Ohne es genau zu merken, sank der Schüler auf seine Knie und vergrub die Hände in seinem Gesicht.

“Harry!“

Es war so knapp, wären sie nicht gestört worden, wer weiß, vielleicht wäre der Kampf dann schon vorbei? Aber wieder blieb alles beim Alten, beim Ungewissen.

Harry wollte dem ganzen endlich ein Ende setzen und doch schaffte er es nicht. Der Orden, wie Voldemort wohl gespürt hatte, war ihm dazwischengekommen.

„Harry!!“

Er wusste nicht, ob er den Kampf überlebt hätte, aber im Moment war ihm das egal. Es hätte nur endlich aufhören sollen! Eine Träne fand ihren Weg nach draußen und schlich sich zwischen den Fingern, die Harry fest ins Gesicht gedrückt hatte, zu seiner Wange um dann auf den Boden zu fallen.

Eine tiefe Dunkelheit kam in seinem Inneren auf, Wut, Unsicherheit und Angst wollten endlich von Harry gehört und nicht mehr unterdrückt werden.

Er bemerkte, dass ihn jemand am Arm hochzog. Doch das war ihm egal. „Lasst mich doch endlich in Ruhe, ich will das es vorbei ist...“ sagte er leise unter vielen Tränen.

Erst als er eine andere, sehr angenehme Magie fühlte, kam er langsam wieder zu klarem Verstand. Er hatte sich, wie er feststellte, an Severus geklammert, der beruhigende Zauberwörter auf ihn einsprach. Severus dunkle Magie, die wie ein Stärkungselixier für Harry war, tat ihren Rest. In Harrys schwarzen Augen schwammen zwar noch einige Tränen, aber er schaffte es, seinen Tränkemeister anzusehen.

„Harry, du musst deinen Vampir schnell verschwinden lassen. Da kommen schon Ordensleute und Auroren auf uns zu. Es wäre nicht gut, wenn sie dich so sehen würden.“

Gerade noch rechtzeitig änderte Harry sein Aussehen, als auch schon besagte Zauberer auf sie zuliefen.

Kingsley Shacklebolt war der erste, der die beiden Personen in der Winkelgasse erkannte. Severus hielt kniend Harry Potter in den Armen. Mit immer noch gezücktem Zauberstab kam er auf die beiden zu.

„Snape? Was machst du mit dem Jungen?“ fuhr Kingsley ihn nervös an, da er ja von früher um das schlechte Verhältnis der beiden wusste.
 

Severus blickte von Harry auf und sah mit gering schätzenden Blick auf den Auror. „Ihr seit zu spät. Voldemort war hier. Wenn das Albus rausbekommt, dass… „

Kingsley fuhr ihm dazwischen.

“Wenn Dumbledore erfährt, dass Harry, auf den du eigentlich aufpassen solltest, hier in der Winkelgasse herum rennt, dann kannst du dein blaues Wunder erleben, Snape.“ Hass und Abscheu sprachen aus den finsteren Augen des Aurors.

Die beiden unterhielten sich flüsternd damit niemand hörte, dass sie sich in Sachen Orden und über das Ordensoberhaupt unterhielten. Als noch andere Ministeriumsleute angerauscht kamen, zog Snape den Jungen endgültig hoch und wollte mit ihm davonstiefeln. Doch da rief Kingsley auch schon wieder befehlend: „Ihr bleibt hier, ihr werdet euch rechtfertigen müssen, was hier passiert ist und ob das wirklich du-weißt-schon-wer war.“
 

Severus Lippen kräuselten sich. „Ob es wirklich der dunkle Lord war, der euch gehindert hat, hierher zu kommen? Wer bitte, hat denn noch so eine große Macht? Ich werde den Jungen jetzt nach Hause bringen, meine Aussage, die ich gleich darauf im Ministerium machen werde, wird dir genügen müssen.“ Und ohne auf die ärgerliche Miene des Anderen zu achten, apparierte er zusammen mit Harry zurück in seine Wohnung.
 

Dort ließ er den immer noch apathischen Harry aufs Sofa gleiten.

„Harry?“

Keine Reaktion. Severus strich über die geröteten Wangen. Dabei strich er eine letzte Träne weg. Er kniete sich vor ihn, um ihn besser in die Augen schauen zu können, doch Harry starrte mit seinen grünen Augen nur ins Leere.

„Es ist vorbei Harry, wir sind wieder in Sicherheit.“

Ein leichtes Kopfschütteln war die einzige Reaktion des Jüngeren.

„Hör mal, das… Aah!“ Severus sprang entsetzt auf und hielt sich seinen Arm. Er schob den Ärmel seines Umhangs ein Stück nach oben und besah sich sein Todessermal, das dumpfe Schmerzwellen an seinen Besitzer abgab. Nun konnte er zum ersten Mal wieder Harrys Blick auf sich spüren.

„Harry, ich muss sofort gehen, ich werde mich nachher..:“

Da hatte sich Harry schon wieder in Snapes Arme geflüchtet und hielt sich zitternd an seinem Umhang fest. „Geh jetzt bitte nicht. Denn wenn du zu ihm gehst, werde ich mitkommen und es endlich beenden. Soll er mich doch töten! Denn dann wäre es vorbei…. endlich!“ flüsterte er leise in Snapes Umhang hinein, auf dem sich allmählich ein nasser Fleck ausbreitete, da Harry leise hineinweinte.

Unfähig, sich jetzt von dem verängstigten Schüler wegzubewegen, nahm er ihn nun auch in den Arm und zog ihn mit sich auf den Sessel um ihn weiter zu beruhigen. Er mochte sich im Moment lieber nicht ausmalen, was sein Ungehorsam zur Folge haben würde.

Später nahm er wie schon so oft heute, Harrys Arm und begab sich mit ihm zu Harrys Schlafzimmer und ließ den Jungen ins Bett hineinkriechen. Er wollte sich gerade nebenan auf einen Stuhl setzen, als auch schon die Hand des anderen vorschoss und sich in seinen Umhang festkrallte.

: Das hatten wir doch schon mal. : grinste Severus. : Als ich dich in den Sommerferien halb tot aufgelesen habe und ich dich hier gesund pflegen wollte, da wolltest du mich auch nicht mehr los lassen... :

Ohne seinen Blick von dem jungen Vampir zu lassen, ließ auch er sich auf die Seite des großen runden Bettes fallen. Er seufzte. Jetzt erst merkte er, dass sich jeder Knochen seines nicht mehr ganz so jungen Körpers während der angespannten Situation mit Voldemort verspannt hatte. Es tat gut auf der weichen Matratze zu liegen und er drehte sich auf den Bauch, damit er seinen Rücken noch weiter entspannen konnte. Endlich machte er die Augen zu und er merkte noch im halbbewussten Zustand, dass er eine Hand auf seinen schmerzenden Rücken spüren konnte, die versuchte, seine Schmerzen weg zu streicheln. Zufrieden murmelte er noch etwas um dann einzuschlafen.
 

Harry indes war sehr froh, dass es sich Snape doch noch anders überlegt hatte und bei ihm blieb. Es wäre ihm nun unerträglich vorgekommen, alleine zu sein. Zu aufgewühlt war er dazu. Schmunzelnd beobachtete er den Potionsmaster, als er sich neben ihn auf die Matratze fallen ließ und sich stöhnend auf den Bauch drehte.

Naja, er war ja nicht mehr der Jüngste, dachte Harry in Gedanken Schulter zuckend. Noch etwas zögerlich hob er seine Hand und streichelte über den Rücken des Anderen, dem das anscheinend zu gefallen schien, da er vor sich zufrieden hin murmelte. Kurzerhand fuhr Harry nun unter seinen Umhang und schob auch sein (natürlich!) schwarzes Shirt über den Kopf. Von Severus kamen nur noch leise, gleichmäßige Geräusche, Harry wusste, dass er eingeschlafen war. Aber trotzdem fuhr er fort, sanft über den Rücken des Lehrers zu fahren, jeden Knochen nachzufahren und sich mit den Fingern entlang der Wirbelsäule hoch zu arbeiten. Er hoffte, dass Severus morgen keine Verspannungen mehr haben sollte und deckte ihn mit der noch freien Hälfte seiner Decke zu, um dann auch seinen Pullover und seinen Umhang achtlos auf den Boden zu schleudern.

Fast schreckte er dabei hoch, denn er übersah sein Küken, dass es sich auf dem kuscheligen Teppich neben seinem Bett zur Ruhe gelegt hatte. Leider landete sein Pullover auf dem Kopf des mit Daunen überzogenen Kükens und es beschwerte sich schlaftrunken mit einem kurzen Piepen, bevor es wieder einschlief. Grinsend und den Gedanken an Voldemort endlich verdrängend, drehte sich Harry um und verfiel in einen angenehmen Traum.

Erfreut bemerkte er sogleich, dass ihn seine Sinne wieder zu Salazar Slytherin brachten, der wieder ein weitaus spannendes Kapitel über die Fähigkeiten der Vampire erzählte.

Zufrieden wälzte sich Harry im Bett auf die andere Seite und schlang seinen Arm um Severus, der sich nah an die neue und ungewohnte Wärmequelle drängte.
 

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Am nächsten Morgen erwachte Severus mit einem seltsamen Gefühl an seinem Gesicht. Etwas kitzelte ihn und er machte überrascht die Augen auf, nur um in die frechen schwarzen Augen des Kükens zu sehen. Mit seinen neu erworbenen, kurzen Daunenfedern rieb es sich an Severus Nase, sodass dieser aufgewacht war. Ärgerlich verzog Severus die Augenbrauen, da er schon wieder aufgeweckt worden war und als Reaktion darauf pickte das –wohl lebensmüde- Küken ihn in die Nasenspitze.
 

„Du bist genauso frech und anmaßend wie dein Besitzer, weißt du das? Ich möchte nur mal wissen, wieso du dich entschlossen hast, hier zu bleiben. Ich wollte damals die ganzen Küken eigentlich wieder weghexen, aber bei dir ist das ja nicht gegangen... Aber wenn du weiterhin so nervig bist, kenne ich da ein ausgezeichnetes Rezept für Hühnchen in Orangensoße.“ finster funkelte Snape seinen lebendigen Wecker an um sich dann aufzurichten.
 

Erst als er eine kühle Brise an seiner Haut spürte, sah er erstaunt an sich hinunter und sah, dass er seinen Umhang und sein Tshirt gar nicht mehr anhatte. Ungläubig sah er es auf den Boden liegen. Hab ich das gestern noch ausgezogen? Dann fiel sein Blick auf seine „Wärmequelle“ und er erschrak kurz bis er sich wieder daran erinnerte, dass Potter ihn ja wieder nicht gehen lassen wollte.
 

Harry lag immer noch im tiefen Schlaf und atmete gleichmäßig ein und aus. Severus verstand, dass dieser Mensch neben ihm, ihm wirklich vertraute. Hatte er das schon einmal erlebt? Wenn ja, war es schon sehr lange her. Wegen ihm hatte er sich sogar nicht an einen Befehl von Voldemort gehalten. Aber Harry war es wert. Was? Was dachte er da eigentlich schon wieder? Naja, es ist ja nicht verwunderlich, wenn er an gestern Abend dachte. Er hatte wirklich schon viel erlebt und auch viele böse Sachen gemacht, aber gestern hatte er richtige Angst gespürt. Sein Herz klopfte wie wild in seiner Brust, als er Voldemort auf sich und Harry zugehen sah. Er hatte wirklich Angst...

Severus überlegte, wann er das letzte Mal ängstlich war, aber es viel ihm nichts ein. Zu tief hatte ihn das Böse schon mit in den Abgrund gezogen. Zu viel Selbstkontrolle hatte er sich erarbeiten müssen. Er fuhr mit der Hand langsam über Harry geraden Rücken. Was machte dieser Junge nur mit ihm?

Er musste beobachten, wie die Todesser Harry nach der Reihe angriffen und war so unendlich dankbar, dass der dunkle Lord ihm nicht befahl, Harry zu überwältigen. Doch als Tom selbst einen Zauber auf Harry schickte, musste er eingreifen. Unbemerkt richtete er seinen Zauberstab auf Harry und sprach einen starken Schutzzauber aus. Er hoffte nur, sein Lord hatte von seiner Tat nichts bemerkt...

Mit einem in Gedanken versunkenen Blick richtete sich Severus auf und begab sich ins Bad um einen neuen Tag in Angriff zu nehmen.
 

Die Ferien gingen nach dieser Aktion schnell und ereignislos herum. Snape machte beim Minister eine Aussage, er bestätigte die Annahme der Auroren, dass du-weißt-schon-wer sie angegriffen hatte.

Schwieriger wurde es für ihn bei Dumbledore, der ihn immer wieder predigte, dass er unverantwortlich gehandelt hatte, als er mit Harry in die belebte Winkelgasse apparierte. Snape ließ die Rede ohne Widerworte über sich ergehen und bemerkte nur einige Male, wie Dumbledore unbemerkt in seinen Kopf dringen wollte um die Geschichte zu prüfen. Natürlich ließ Severus das nicht zu und genauso wütend wie nun auch Snape schickte ihn Dumbledore irgendwann wieder weg.

Severus wunderte sich nicht, dass er nicht erfuhr, ob sein Haus weiterhin von Ordensmitgliedern beschützt wurde, denn Dumbledore erzählte ihm schon immer recht wenig von seinen Plänen.
 

Einen Tag vor Beginn der Schule nach dem Jahreswechsel brachte Severus Harry dann wieder via Flohpulver zurück nach Hogwarts.
 

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Da Harry die Jahre zuvor seine Ferien immer in der Schule verbrachte, bemerkte er jetzt zum ersten Mal, dass aus allen Ecken von Hogwarts Schüler in die entsprechenden Häuser hetzten. Langsam schritt Harry zu dem Portrait der fetten Dame und stand einige Momente ratlos vor ihr. Er wusste das neue Passwort ja überhaupt noch nicht.

„Was ist denn Junge? Geh weg, du störst mich, wenn du hier wie ein glotzender Frosch rumstehst!“ murrte die fette Dame ihn genervt an.

„Jaja...“ resigniert schmiss Harry sein Gepäck in eine Ecke des Flures und ging Richtung der schwebenden Treppen, um sich dort nach einem Gryffindor umzusehen und nach dem Passwort zu fragen.

Einige Ravenclaws kamen in Grüppchen an ihm vorbei und vereinzelt rief ihm jemand, den er aus dem Unterricht kannte, ein „Hey Harry, coole Ferien gehabt?“ zu.

Als er sich wieder dem Weg zuwandte, sah er schon Luna Lovegood auf sich zukommen, mit der er ein kurzes Gespräch führte. Schade, dass sie eine Ravenclaw war, denn auch sie konnte er nicht nach dem Passwort fragen und sagte ihr das auch. „Du weißt dein Passwort noch nicht? Ach, dass ist doch kein Problem. Da hinten steht doch eine alte Ritterrüstung!“ Sie deutete in die finstere Ecke zwischen zwei sich kreuzenden Gängen. „Und in solchen Rüstungen hausen doch die Knowler. Mein Vater hat vor ein paar Monaten einen Bericht darüber veröffentlicht. Das sind kleine, käferartige Wesen, die sich gerne in metallhaltigen, historischen Rüstungen verkriechen. Du musst sie nur anreden, die wissen nämlich immer alles, weil sie so neugierig sind. Die haben bestimmt schon euer Passwort herausgebracht.“

Zum Abschied winkte sie ihm noch einmal zu und ließ einen Harry zurück, dem es alle Mühe kostete, nicht loszulachen. Er setzte seinen Weg fort und als er an der Ritterrüstung vorbeikam, kam er tatsächlich nicht umhin, einen verstohlenen Blick in das offene Visier zu werfen.
 

„Was machst du da?“

Na toll, jetzt hatte ihn auch noch jemand bei dieser peinlichen Aktion beobachtet. Harry drehte sich schnell um und dachte schon über eine Erklärung nach, als er den anderen Schüler erkannte.

„Malfoy?“ Er hätte ihn beinahe nicht wieder erkannt! Sein sonst immer glänzendes und ordentliches Haar lag ihm etwas wirr auf dem Kopf. Seine Gesichtsfarbe war aschfahl, noch viel heller als sie wirkte. Seine hellen Augen waren trüb und abschätzend auf Harry gerichtet. Auf seiner linken Wange spiegelte seine Haut blaue und rötliche Farben wieder.
 

„Was ist los mit dir? Was ist passiert?“ fragte Harry erschreckt und ging auf Draco zu.

Dieser wich sofort zurück und er bemerkte, dass Draco etwas mit seinem linken Fuß hinkte.

„Nichts ist, was soll schon los sein, Potter?“ versuchte er es wieder mit seiner typisch, höhnischen Malfoystimme, bei der er aber leider haushoch versagte. Sie klang viel zu hoch und zitterte.

Harry ging weiter auf Draco zu, der nun an der Wand lehnte.
 

„War ER das, Draco? Hat ER dir das alles angetan?“ Harry streckte seine Hand nach dem großen farbigleuchtenden Fleck auf seiner Wange aus und als Draco wieder ausweichen wollte, zischte Harry ihn an. „Halt doch mal still“ und Harry konnte nun über die wunde Haut fahren. Der andere zuckte zusammen.

„Das hat er gemacht, weil du dich gegen seinen Befehl gestellt hast, hab ich Recht?

Wieso gehst du nicht zu Madame Pomfrey und lässt die Wunden verschwinden? Sie hat sicher auch Tränke gegen die Schmerzen.“

„Du verstehst gar nichts, Potter! Denkst du, DIESE Wunden, die ER mir wissentlich zugefügt hat, werden so leicht verschwinden? Dafür hat ER schon gesorgt!“

Erschreckt über seine eigenen Worte, schlug er eine Hand auf seinen Mund.

„Ich hasse dich Potter!!“ fuhr er ihn laut an und man konnte den verzweifelten Tonfall aus diesen Worten heraushören.

„Nur wegen dir.. das alles hätte nicht sein sollen... nur wegen dir! ICH HASSE DICH!“
 

Harry, der still da gestanden hatte, tat Draco furchtbar leid. Voldemort hatte ihm also Wunden zugefügt, die magisch nicht heilbar waren und von alleine genesen mussten. Wie bei Muggeln. Welche Ironie... Traurig schloss er die Augen.
 

„Was brüllst du hier denn so rum, kleines Slytherinprinzchen?“

Harry und Draco wirbelten erschreckt herum und sahen einige lachende und feixende Gryffindors auf sie zukommen.

Seine Zimmergefährten waren auch dabei und einige jüngere Schüler aus seinem Haus. Ron begrüßte Harry mit einem freudigen Handschlag und auch die anderen ließen ein kurzes, freundschaftliches „Hallo“ oder „Hey Harry“ von sich hören.

Seamus wandte sich Draco zu, der diese Szene argwöhnisch beobachtete.

„Was schreist du hier so rum, Silberfisch? Du solltest uns vielleicht besser aus dem Weg gehen.“

Dean setzte hinzu: „Oh, wer hat denn den Kleinen so zugerichtet? Warst du nicht artig bei deiner Mama und hast ihr keinen Gute-Nacht-Kuss gegeben?“

Das Lachen der Anderen wurde lauter.

„Ich rede so, wie es mir passt und wenn du noch einmal meine Eltern ins Spiel bringst, dann werde ich...“

„Ui, der kleine Bubi traut sich ganz schön was. Und dass, obwohl deine zwei Affenbodyguards nicht dabei sind?“ Dean trat einen Schritt auf Draco zu und schubste den weitaus Schmächtigeren weg von der Mauer, so dass er auf seine sowieso schon zitternden Knie fiel.

Ron lachte auf doch Malfoy erwiderte kalt:

„Na klar, dass das Wiesel sich nicht mehr traut als dumm zu lachen. Und dass, obwohl ich alleine bin und nicht mal meinen Zauberstab in der Hand halte.“ Malfoy brachte noch ein höhnisches Grinsen zustande.

Rons Ohren hingegen wurden wieder rot und er zückte wütend seinen Zauberstab.
 

Schnell trat Harry zwischen die Fronten der Streithähne.

„Jetzt reichts ja wieder, ist gut. Ron steck den Zauberstab ein und Malfoy, roll deine giftige Zunge wieder ein.“

Und zu seinen Gryffindors gewandt:

“Wir haben uns nur unterhalten, keine Sorge. Ich habe euch eigentlich gesucht, weil ich das Passwort noch nicht weiß. Bin gerade erst eingetroffen.“

Da ein Slytherin anwesend war, trat Ron nun vor und flüsterte ihm das Passwort leise ins Ohr. „Mut im Herzen.“

Harry verdrehte die Augen. Die Wörter werden auch immer seltsamer. Wer sucht die nur aus?

„Danke Ron, ich komme euch gleich nach, ich hab nur noch schnell etwas zu erledigen. Bis dann!“

Die Gruppe Gryffindor zog weiter zu ihren Räumen und ließ einen grinsenden Harry und einen finster dreinblickenden Draco zurück, der immer noch auf dem Boden kniete.

Harry streckte eine Hand nach ihm aus und sah, dass Draco schon wieder merklich zusammenzuckte.

„Mann, ich will dir bloß hoch helfen. Oder ist das nicht bei euch Slytherins erlaubt?“

Abschätzend blickte Draco auf die ihm dargebotene Hand und ergriff sie nach kurzem Zögern.

„Doch, dass ist schon erlaubt, aber sehr merkwürdig. Denn ein Gryffindor hilft schließlich keinem Slytherin.“

„Ohje, dann hab ich gerade gegen eine Regel verstoßen“ lachte Harry und klopfte dem erstaunten Draco einen letzten Rest Staub aus den Klamotten.
 

Argwöhnisch sah der junge Slytherin den Anderen an.

„Was willst du von mir?“

Harrys Blick wurde ernst.

„Ich wollte... na ja, du weißt schon, wegen neulich, ich .... ich wollte mich bei dir bedanken. Für das was du getan hast. Und ich möchte mich auch entschuldigen. Denn es ist meine Schuld, dass ER dich so zugerichtet hat.“

Von neuem reichte er ihm die Hand, doch diesmal nicht, um ihm beim aufstehen zu helfen, sondern um Danke und Entschuldigung zu sagen.

Und zu Harrys Überraschung nahm Draco sie auch und schüttelte sie kurz.
 

Einen Moment beobachteten sie still den jeweils Anderen bis Harry das Wort ergriff.

„Müssen wir denn eigentlich wirklich so weitermachen?“

„Was meinst du, Pott... Was meinst du, Harry?“

„Na streiten! Ich denke zusammen würden wir ein ziemlich starkes Team abgeben, was denkst du?“
 

Draco wartete darauf, dass Harry über seinen Witz lachen würde, aber als das nicht geschah, sah er ihn fragend an.

„Du bist ein Gryffindor!“

„Na und, der sprechende Hut hat mich damals vor die Entscheidung gestellt. Slytherin oder Gryffindor. Ich durfte selbst wählen, aber er meinte, auch in deinem Haus wäre ich glücklich geworden. Außerdem hasst du mir damals doch selbst deine Freundschaft angeboten. Weißt du das schon nicht mehr? Damals habe ich aber gerade erfahren gehabt, dass aus Slytherin nichts Gutes hervorkommen kann und das natürlich auch geglaubt. Also, was ist?“
 

“Ich muss darüber nachdenken, Potter.“ Und mit diesen Worten ging er an Harry vorbei Richtung Kerker, immer dabei bedacht, nicht zu stark zu hinken. Harry grinste ihm nach, doch das Lachen fiel schnell aus seinem Gesicht als er Hermine um die Ecke vorbeirauschen sah. Er verdrehte gedanklich die Augen. Was würde sie jetzt schon wieder für neugierige Fragen stellen. Bestimmt, wo er in den Ferien gewesen ist und ob das mit Voldemort wirklich passiert war. Doch Hermine nickte ihm nur kurz freundlich, aber irgendwie auch hektisch zu und schon war sie an ihm vorbei. Verwundert blickte Harry ihr nach und machte sich nun selbst auf, um sein Gepäck durch das Portrait der fetten Dame zu bugsieren.
 

____________________________
 

Im Gemeinschaftssaal herrschte bereits wieder Durcheinander. Die jüngeren Schüler saßen zum großen Teil noch über Hausaufgaben, die sie über die Ferien nicht machen wollten und einige aus der siebten Klasse zeigten stolz ihre neuen Schätze vor, die sie bei den Weasley- Zwillingen im Laden besorgt hatten.

Hermine war nirgends zu sehen, sie war wohl im Zimmer des Headgirls, denn die Schulsprecher/innen hatten ja den Luxus eines Einzelzimmers.

Zielstrebig begab sich Harry mit seinem Gepäck in seinen Jungenschlafraum, den er mit Seamus, Dean und Ron teilte. Auf der Treppe saß Neville mit einer seltsamen Pflanze in der Hand, der ihn gleich freudig begrüßte.

„Mensch Harry, in der Winkelgasse ist, am Tag als ich dich getroffen habe, Voldemort mit seinen Todessern aufgetaucht! Haben du und Snape das noch mitgekriegt? Meine Großmutter ist sofort mit mir in einen Laden, um mit Flohpulver nach Hause zu reisen. Die war vielleicht fertig. Ich dachte jeden Moment, sie kriegt n Herzinfarkt!“

„Äh, jaah das hab ich noch mitgekriegt... Aber zum Glück sind ja die Auroren noch rechtzeitig gekommen...“ ließ Harry einige Details der Geschichte aus, doch Neville verstand sofort. Leise fragte er:

“Du-weißt-schon-wer wollte dich? Er hat dich angegriffen?“

„Ja, er hats versucht, aber wie gesagt, da waren ja dann die Auroren. Und Snape war ja auch da.“

Neville stellte seine Pflanze auf die Seite und blickte in Harrys grüne Augen.

„Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht geflohen. Ich hätte dir wieder gerne geholfen, Harry. Aber es ging alles so schnell. Mensch, ich war so dumm und habe nicht nachgedacht!“ Mit der flachen Handseite schlug er sich gegen die Stirn und riss seine Augen noch weiter auf. “Klar wollte du-weißt-schon-wer dich! Ich hab dir doch noch erzählt, dass dich Goyle und Crabbe beobachtet hatten! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir doch geholfen“ wiederholte Neville.
 

Dankbar für diese aufmunternden Worte grinste Harry Neville an und begab sich mit einem „Danke Neville“ zum Schlafraum.
 

_______________________________
 

In den nächsten zwei Tagen passierte außer dem schwierigen Unterrichtsstoff zu den UTZ- Prüfungen nichts Besonderes. Das einzig Nennenswerte war, dass während einer Stunde Zauberkunst bei Professor Flitwick der Hausmeister Filch in die Klasse hineingestürmt kam und Harry anbrüllte:

“Dein verdammtes Federvieh randaliert schon wieder oben im Eulenturm. Die anderen Eulen finden bei dem Gepiepse keine Ruhe und weigern sich schon, die Post weiter auszutragen. Das Vieh verschwindet mir oder verhex es meinetwegen aber TU ENDLICH WAS!“

Mrs Norris kam schnurrend durch den Spalt der Türe und genoss es offensichtlich, dass ihr Herrchen Harry anbrüllte.

Dieser murmelte ein kurzes „Entschuldigung“ und verschwand, um zu seinem Küken zu gehen.
 

Beim Eulenturm angekommen hörte er es schon vor der Türe. Als er eintrat sahen ihn die anderen Eulen sofort vorwurfsvoll an und die meisten begannen, nach draußen zu fliegen.

Nur das Küken kam zu Harry gehopst.

„Oh Mann, was mach ich nur mit dir?“

Er bemerkte, dass es ziemlich gewachsen war. Seine anfangs noch gelben Daunen hatten sich nun Weiß gefärbt, aber von richtigen Federn war immer noch keine Spur.

Klar, eine gewisse Ähnlichkeit- zumindest farbtechnisch gesehen- bestand zu Hedwig und es verwunderte ihn nicht, dass viele dachten, es wäre ein Junges von Hedwig, aber die Gestalt war irgendwie anders. Harry bezweifelte langsam, dass es überhaupt eine Eule war, obwohl es als Baby ja so aussah.

„Und einen richtigen Namen hab ich immer noch nicht für dich. Weißt du was, ich glaube, ich werde einfach bei „Küken“ bleiben. Das passt zu dir. Ich bin mir sicher, dass du genauso nervig wirst, wenn du einmal ausgewachsen bist, wie du es jetzt schon bist. Dann passt der Name.“

Und damit Filch Ruhe geben würde und auch um den anderen Eulen Willen sprach er einen Zauber auf Küken aus, damit sein Gepiepse nur noch die Lautstärke eines Flüstertons erreichen konnte.
 

Heute würden sie das erste Mal nach den Ferien wieder VgddK haben. Harry hatte ein sehr unangenehmes Gefühl im Magen.

Er sah sich kurz auf die wartenden Schüler vor dem Klassenzimmer um und sah, dass es Draco wohl ähnlich wie ihm gehen musste. Er war wieder in Begleitung von Crabbe und Goyle und sah immer noch nicht sehr erholt aus, wenngleich nicht mehr so Weiß wie Schnee.

Mit einem raschelnden Umhang kam Lucius auch schon die Kerkertreppen heruntergerauscht und öffnete mit einem Wink seines Zauberstabes die alte Kerkertüre, um die Schüler hereinzulassen.

Harry besah sich den großen, blonden Mann und bemerkte auch bei ihm, dass er eine gehörige Lektion von Voldemort bekommen haben musste. Er hielt seinen linken Arm (zum Glück für Lucius nicht seinen Zauberstabarm) etwas abseits und steif an seinem Körper und Harry vermutete, dass er in Bandagen gewickelt war. Ein tiefer Schnitt zog sich über seine rechte Wange bis zum Ohr, doch sein Blick war kalt und überheblich wie immer.

Mit schnellen Schritten suchte sich Harry seinen Platz an den Tischen und ging zielstrebig an Ron vorbei, der ihn verdutzt ansah und setzte sich neben Draco. Nicht nur Ron war das aufgefallen, die Augen der meisten Schüler hatten sich auf die beiden Lieblingsfeinde gerichtet und dachten, Harry wollte Draco nur zum Streit herausfordern. Denn Schüler aus fremden Häusern setzten sich nicht freiwillig zusammen. Vor allem nicht Slytherin und Gryffindor! Als sie merkten, dass kein Streit auszubrechen drohte, da Draco, der sich zwar nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte, ein breites Grinsen zu Harry nicht verbergen konnte, tuschelten einige Schüler aufgeregt miteinander.

„Ruhe!“ schnarrte Lucius, der die Schüler einen Moment lang an Snape erinnerte und dessen Kälte in der Stimme ihn Konkurrenz zu machen versuchte. „Petrificus Totalus. Wer kann und traut es sich zu, diesen Zauber hier vorzuführen?“

Harrys Hand fuhr in die Höhe.

„Keiner?“ ignorierte Lucius den Jungen. Er hielt es wahrscheinlich auch für ein schlimmes Vergehen, wenn er neben seinem Sohn saß.

„Neville wird es uns zeigen...“ Mit einem Wink Lucius kam Neville zögernd in die Mitte. Lucius zauberte einen Hund gegenüber von dem Schüler.

Harry wünschte Neville innerlich Glück, aber er machte sich eigentlich keine großen Sorgen, denn als DA-Mitglied war so ein Fluch fast schon lächerlich einfach.

Und tatsächlich. Der Ganzkörperfluch traf den Hund, dem nun, wie mit unsichtbaren Seilen, alle Gliedmaßen an seinen Körper gedrückt wurden.
 

Während der ganzen restlichen Stunde schaffte es Lucius erfolgreich, Harry zu ignorieren und dieser Zustand würde sich auch in der nächsten Zeit wenig ändern.
 

„Was war denn heute mit dir los?“ Ron kam nach dem Unterricht aufgeregt bei Harry an und auch Seamus und Dean gesellten sich zu den Beiden um zusammen in die große Halle zum Abendessen zu gehen.

„Warum, was meinst du denn? Malfoy hat mich doch gar nicht dran genommen…“ erwiderte Harry.

„Du hast dich absichtlich neben diesen blöden Draco Malfoy gesetzt! Kannst du mir mal sagen, warum?“ hakte Ron nach.

Harry überlegte einen Moment und wählte seine Worte vorsichtig aus.

„Ich finde, dass wir endlich diese blöden Streitereien begraben sollten. Wir sind schließlich im letzten Jahr und vielleicht werden wir später im Berufsleben ja mal aufeinander angewiesen sein. Sogar der Hut hat an uns appelliert, dass die Häuser Frieden schließen sollen. Gut, dass war hauptsächlich, weil Voldemort gerade wieder erwacht war, aber ich empfinde es genauso.“

Zielstrebig ging Harry voran in die große Halle, in der schon wieder großer Trubel herrschte und zum Entsetzen seiner Freunde steuerte er wieder geradewegs Richtung Slytherintisch.

„Wir sollten gleich damit anfangen, den Rat des sprechenden Hutes zu befolgen.“ Innerlich zerriss es Harry beinahe vor Lachen, als er die schockierten Gesichter der Anderen sah. Herrlich, er fühlte sich seitdem sein Vampir erwacht war so frei und viel selbstbewusster. Apropos Vampir. Vielleicht sollte er heute wieder einmal einen gewissen schwarzen Blutsauger aufsuchen…?
 

Der Lehrertisch füllte sich nach einiger Zeit und fast alle Stühle waren belegt. Natürlich zog es Trelawney vor, in ihren Gemächern zu bleiben und auch Hagrid war wohl noch im verbotenen Wald beschäftigt.

McGonagall, die sich eben zum Essen niedergelassen hatte, sah sich noch kurz in der Halle um. Als Hauslehrerin für Gryffindor hatte sie wie immer großes Verantwortungsgefühl für alle vier Häuser, nicht nur für ihr Eigenes. Sie bemerkte, dass eine kleine Horde ihrer Siebtklässer wohl etwas unschlüssig im Raum standen und irritiert den Slytherintisch beobachteten. Was war denn da schon wieder los? Ihr Blick wanderte also weiter und ohne es zu wollen, fiel ihr einige Sekunden später das Kinn etwas herab.

Ein kurzer Seitenhieb zu Dumbledore, der neben ihr saß, garantierte ihr seine Aufmerksamkeit, die sie zu eben diesem Tisch lenkte. Durch seine halbmondförmige Brille, die auf seiner Hakennase saß, betrachtete nun auch er ungläubig, dass Harry Potter sich am Tisch neben Draco und Blaise Zabini wohl prächtig amüsierte. Die kleine Gruppe Gryffindor kehrte nun an ihren eigenen Haustisch zurück, suchten allerdings immer wieder Blickkontakt zu Harry.
 

: Was soll denn das nun wieder, Mister Potter? :

Etwas zu laut dröhnte eine Stimme in Harrys Kopf. Instinktiv fasste er an seine Ohren, ließ seine Hände jedoch gleich wieder sinken, denn gegen die Stimme in seinen Gedanken würde es auch nicht helfen, wenn er sich Watte in die Ohrmuscheln schieben würde. Er seufzte auf und blickte an den Lehrertisch. Erstaunt stellte er fest, dass mehrere Lehrer auf ihn herabblickten, nun aber hastig wieder ein Gespräch begannen. Nur Snapes schwarze Adleraugen fixierten ihn. Aha, sie waren wieder soweit, dass er „Mister Potter“ sagte…

: Was soll was, Professor? : wobei Harry letzteres Wort betonte.

: Sie ziehen viel Aufmerksamkeit mit ihrem Handeln auf sich. Was suchen sie an meinen Tisch? :

: Nun ja, ich amüsiere mich und esse nebenbei. Sollen die doch blöd reden, ich glaub, dass werd ich in Zukunft öfter machen. Währ doch gelacht! :
 

Harry bemerkte, dass sich Snape wieder aus seinen Kopf entfernt und er sah, dass der Lehrer genervt auf seine Semmel einschnitt.
 

Was dachte sich dieser Junge überhaupt? Es ist nicht gut, Dumbledore in seiner jetzigen Situation auf sich aufmerksam zu machen. Obwohl Harrys Vampir schon große Fortschritte gemacht hatte, er hatte kein einziges Mal mehr seiner Magie freien Lauf gelassen. Severus nahm sich eine Semmel und betrachtete sie geistesabwesend.

Dumbledore würde es sicher nicht gefallen, wenn seine ach so erhabenen Gryffindorschüler zu engen Kontakt mit seinen Schülern hatten. Aber Potter dachte ja nicht nach bevor er handelte.

Er griff ein Messer und stach einige Male in die noch warme Semmel hinein.

Einige Lehrer hatten bemerkt, dass Draco und Lucius kränklich aussahen und hatten schon gerätselt, was wohl passiert war. Zum Glück dachte keiner von ihnen an eine Verbindung zwischen ihnen und dem dunklen Lord. Zumindest nannte es niemand laut.

Draco war aber auch ein Idiot und stellte sich offen gegen den mächtigsten schwarzen Zauberer der heutigen Zeit!

Wieder malträtierte er seine arme Semmel, sodass einige Brösel bis zu seinem Sitznachbarn Flitwick flogen. Der beäugte misstrauisch Snapes Quälen der Semmel, sagte aber nichts. Er wusste aus Erfahrung, dass man den Potionsmaster besser nicht anreden sollte, wenn er so ärgerlich wie gerade sein ganzes Gesicht verzog. Und schon gar nicht, wenn er mit dem Messer in eine Semmel einstach, fügte Flitwick in Gedanken noch hinzu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Dumbledores Gespräch mit Minerva zu.
 

_______________________
 

Da Harry nicht seine Aufgabe vergessen hatte, die er sich selbst setzte, begab er sich nach dem Essen in die Bibliothek. Er wollte nach Büchern Ausschau halten, die ihm beim Kampf gegen Voldemort helfen würden. Zum Glück war wohl niemand hier und er musste sich nicht mit irgendeinem Gespräch ablenken lassen.

Ja, ein Trank wäre vielleicht eine gute Sache. Ein Trank, der seine Kräfte freisetzte und ihn zusätzlich stärken konnte. Er ging durch die langen Bücherreihen zum Thema Zaubertränke durch und las die einzelnen Titel auf den Bücherrücken.

Etwas weiter hinten hört er das Rascheln von Blättern. Er war wohl doch nicht alleine. Ein Mädchen mit einem braunen Lockenschopf kommt, die Nase in ein Buch gesteckt, um ein Regal herum.

„Hermine….“ kommt es leise von Harry. Natürlich, Hermine ist doch meistens hier in der Bibliothek. Ihm fällt ein, dass er sie eigentlich nur noch während den Schulstunden trifft und sie nur noch einige wenige höfliche Sätze austauschen.

„Oh, Harry.“ erfreut hört sich das aber nicht an, denkt der Angesprochene.

„Wie geht’s dir, Hermine? Man sieht dich gar nicht mehr im Turm.“ Harry erinnert sich an seinen Schulanfang dieses Jahres, als sich Hermine ständig an seinen Zaubererumhangszipfel hängte und ihm mit ihren Fragen nur noch nervte. Sie hat sich ganz schön geändert, wurde ihm bewusst.
 

„Mir geht’s gut. Ja, ich muss ja viel lernen, schließlich ist das mein Abschlussjahr. Ich sollte jetzt auch besser wieder gehen, ich muss noch einen Aufsatz schreiben.“ Und mit eingezogenem Kopf und auf den Boden schauend verließ Hermine einen Moment später die Bücherei und ließ Harry alleine zurück, der bald darauf wieder anfing, weiter ein geeignetes Buch zu suchen.
 

Einige Stunden (? Harry wusste es nicht genau) später hatte er sechs dicke, ledergebundene Bücher auf seinem Arm und balancierte diese vor sich her. Ihm war wage bewusst, dass bereits eine Uhrzeit herrschte, in der er nicht mehr auf den Gängen herumwandern durfte, deshalb versuchte er, unter seiner Last so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Da aber sein Sichtfeld durch die dicken Wälzer gravierend beeinträchtigt war, sah er das Fellknäuel nicht vor seine Füße streichen. Mit einem sehr lauten Platscher landete Harry auf seinem Hosenboden und die Bücher lagen in weitem Umkreis um ihn herum.

“Mrs Norris…“ seufzte Harry auf. Die Katze, über die er gerade gefallen war, klagte ihn mit ihrem Blick an und leckte sich ihre Pfoten. Schnell nutzte dies Harry, seine Bücher wieder einzusammeln, doch die Katze ließ schon ein lautes, lang gezogenes Miauen durch die weiten und dunklen Gänge klingen.

„Nicht, Kätzchen, ich gehe ja schon wieder in meinen Turm. Ich war nur noch schnell in der Bücherei um… Nun hör schon auf so einen Krach zu machen, du blödes Vieh, sonst kommt noch….“ weiter musste er nicht mehr auf die Katze einreden, denn ein dunkler Schatten hatte sich schon über ihn gelegt.
 

Filch musste ihn gefunden haben. Toll, dass gab sicherlich wieder tolle Strafarbeiten auf. Langsam drehte er sich um.

„Es tut mir leid, ich habe noch Bücher für… Professor Snape?“

Obwohl es hier auf den Gängen schon sehr dunkel war, es wurde nur durch eine Fackel ganz am Ende bei einer Rüstung erhellt, konnte man die Augen des Potionmasters finster glitzern sehen.

Er wurde am Arm gepackt und durch eine Türe geschubst. „Was zum…?“ Doch er sah den ernsten Ausdruck in den Augen des Lehrers und verhielt sich still um zu lauschen. Und tatsächlich drangen durch die Türe gedämpfte Worte an Harrys Ohr.

“Na, Mrs Norris, hast du schon etwas entdeckt? Komm, wir gehen weiter Richtung Hufflepuffturm. Vielleicht haben wir Glück und erwischen einen herumstreunenden Schüler.“

Als draußen am Gang Stille herrschte, machte Snape die Türe auf und ging wortlos zum Ende des Ganges.

Etwas zögerte Harry noch, als er sah, dass sein Lehrer einfach wieder verschwinden wollte. Er verdrehte die Augen. War er immer noch wütend auf ihn, wegen heute Abend? Leise folgte Harry seinem Lehrer.

Doch plötzlich hörte Harry ein nahes Kichern. In einer dunklen Ecke standen zwei Slytherins dicht gedrängt aneinander.

„Ich glaube ihr solltet um die Uhrzeit eher in euren Gängen sein?“ zischte Snape sie an und schubste sie grob in Richtung Wandteppich, der der Eingang zum Turm war. Der erste war schon durch, doch das Mädchen war vor Schock darüber, ihren Hauslehrer hier zu sehen, wie versteinert. Sie hielt Snape den Rücken zu und Harry konnte sehen, dass er sich langsam von hinten über das Mädchen beugte. Kurz vor ihrem Hals erstarrte er und packte sie grob am Arm um sie durch den Teppich zu befördern.

Was war da jetzt los? Die Tatsache beiseite schiebend, dass Snape Schüler eines anderen Hauses mindestens 20 Punkte abziehen und eine Strafe aufbrummen würde, wunderte er sich über diese Unvorsichtigkeit. Hätte er das Mädchen fast gebissen?

Snape eilte weiter. Was murmelte er da?

“…us...! Lucius! Lucius, wo bist du, verdammt. Komm sofort her!“

Natürlich, er war unterwegs um Malfoy zu suchen. Aber so spät am Abend noch? Und warum murmelte er das hier am Gang vor sich hin, wo doch kein anderer Mensch war. Lucius würde ihn aus seinen Räumen ja sicher nicht hören können!

Doch in diesem Punkt hatte sich Harry anscheinend getäuscht. Denn schon einen Augenblick später hörte er hastige Laufschritte ihnen entgegen kommen. Harry drückte sich noch etwas enger in die Schatten der Steinmauer.

„Da bist du ja endlich. Ich habe dich schon länger gerufen, warum bist du nicht gleich gekommen?“

Erstaunt sah Harry den blonden, langhaarigen Todesser an. Wie üblich hatte er einen schwarzen Lehrerumhang an, der aber zusätzlich noch mit silbernen Zeichen bestickt war. Und er fuhr mit seinem Kopf etwas nach unten, sodass seine langen weißen Haare in sein Gesicht fielen und verbeugte sich vor Snape!

“Es tut mir leid, Draco war gerade bei mir, wir haben geredet. Du weißt schon, über diese Sache mit…“

Und bevor er zu Ende reden konnte, stürzte Snape sich schon auf den Anderen und biss sich an dessen Hals fest. Harry hielt die Luft an.
 

Als er sich nach kurzer Zeit von seinem Opfer entfernte, sah er Lucius auch noch tatsächlich grinsen.

„Ha, du warst heute ja richtig wild danach! Hattest du solchen Hunger? Nicht das du noch unschuldige Schutzbefohlene anfällst!“

Mit einem Kloß im Hals dachte Harry zurück an die Schülerin von eben.

„Wie geht’s deinen Verletzungen, Lucius?“ fragte Snape den Anderen leise.
 

Harry konnte nicht glauben, welches Schauspiel er da gerade mit ansehen musste. Ihm hielt Severus eine Predigt, dass er sich nicht erwischen lassen sollte und er selbst fiel jemanden in seinem Blutdurst an! Er spürte langsam wieder seine alte Wut in sich aufsteigen.

Gerade, als sie sich getroffen hatten, hatte Snape ihn total ignoriert! Er ballte seine Fäuste und versuchte, seiner Magie nicht zu gestatten, sich hier auszubreiten, aber es war ihm nicht möglich. Soviel Erfahrung hatte er noch nicht und ehe er irgendetwas dagegen machen konnte, ruckte Lucius Kopf in seine Richtung.
 

“Was ist das, Severus?“ hauchte er in die Dunkelheit.

Lucius strengte seine Augen an und dann sah er die Gestalt, die sich eben in die Mitte des Ganges gestellt hatte. Den Umrissen nach musste das ein Schüler sein. Er spürte, wie die Luft im Raum kippte, ihm blieb fast die Luft zum Atmen weg und er hielt sich an der Mauer neben sich fest.

„Was machst du hier, Severus?“ fragte eine bedrohliche Stimme dort einige Meter vor ihnen.

Snape trat zu Lucius Erstaunen einen Schritt auf den Unbekannten zu.

„Du solltest deine Magie besser im Zaum halten, oder willst du, dass die ganze Lehrerschaft sich hier noch versammelt?“ zischte Snape ihn an.

Er ging noch einen Schritt auf den Jungen zu.

„So viele bleiben ja nicht mehr übrig, nicht wahr? Oder ist es egal, ob sie was mitkriegen, vielleicht beißt du sie ja alle mal abwechselnd?“

Lucius zuckte zusammen, als er schwarze Augen aufleuchten sah. Die dunkle Energie an diesem Ort war so mächtig, dass es ihn zu Boden drückte. Auf den Knien angekommen, fing Lucius an zu zittern. War das sein Lord? Nein, es war irgendwie anders. Eigentlich erinnerte es ihn mehr an Severus, wenn der mal wütend war, aber zugleich auch wieder überhaupt nicht. Lange hielt er das hier jedenfalls nicht mehr durch, dass wusste er.

„Du weißt dass das nicht stimmt, Harry.“ Der letzte Schritt. Nun stand Snape vor seinem Schüler und hob den Arm.

Harry wich etwas zurück, doch Snape war schneller und packte hielt ihn fest in seinem Griff. Er zog den Jüngeren zu sich in den Arm.

„Ich hab dir doch gesagt… du gehörst nur noch mir, Severus!“ Die letzten Worte gingen in ein zitterndes Schluchzen unter, als Harry sich nun auch an ihn drückte und seine Arme um dessen Rücken schwang.
 

Aufatmend bemerkte Lucius, dass diese dunkle Magie endlich wieder schwächer wurde und versuchte, mit immer noch ziemlich weichen Knien aufzustehen.
 

Die beiden Vampire ließen Lucius zurück und machten sich langsam auf den Weg zu Snapes Kerker.

Der Zurückgebliebene sah ihnen immer noch hinterher, als sie schon durch die nächste Tür verschwunden waren.

Severus sagte eindeutig „Harry“ zu dem Jungen! Es musste als Harry Potter sein, vielleicht hatte der Todesser deshalb den Auftrag bekommen auf den Schüler aufzupassen? Aber das er so ein mächtiger Vampir war? Nun konnte er seinen Sohn verstehen, der in dieser dunklen Aura hoffnungslos versunken war. Immer noch an der Mauer entlang tastend machte er sich wieder auf in seine Räume, immer darauf bedacht, sein Gleichgewicht nicht zu verlieren.
 

Die zwei dunklen Gestalten- Schüler und Lehrer- waren schon in den Kerkern angekommen. Snape war froh, dass er Harry so schnell beruhigen konnte und ließ ihn nicht aus seinem festen Griff.

Er zog ihn durch die schwere Holztüre, die zu seinem Büro führte. Kurz ließ er den etwas weggetretenen Harry stehen und schloss die Tür mit einem Zauber. Dann wandte er sich dem jungen Vampir zu, an dessen Wange immer noch eine einsame Träne herunter ran.

„Was ist los mit dir, Harry?“ fragte Severus ihn ruhig und mit seiner samtenen Stimme.

Harry schüttelte nur den Kopf ohne etwas zu sagen. Er stand einfach nur da, mit geschlossenen Augen als er eine Berührung auf seiner Wange spüren konnte.

„Ich habe dich nicht angelogen, als ich dir gesagt habe, dass ich niemanden gesagt habe, dass ich ein Vampir bin. Lucius weiß es schon seit unserer Jugend, Harry. Damals hab ich ihn gebissen, ich hatte mich nicht mehr genügend unter Kontrolle. Genau wie du, als du Draco gebissen hast.“

Nun öffnete Harry zum ersten Mal die Augen und sah Snape an.

„Ich sollte lieber gehen, Severus. Irgendwo müsste ich auch noch meine Bücher hingeschmissen haben, die ich von der Bücherei geholt hatte.“ Harry wollte sich schon abwenden, als Severus ihn gegen die kalte Steinmauer seines Büros drückte.

„Nein.“ war alles, was er ihm sagte und eine Zeit lang sahen sie sich nur still an. Harry beruhigte es ungemein, in diese schwarzen, unendlich tiefen Augen zu sehen.

Langsam kam Severus immer näher, bis Harry seinen heißen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Die warme Magie, die von Snape ausging umnebelt Harry, dessen ganzes Bewusstsein sich nur noch auf ihn konzentrierte und alles um sich herum zu vergessen anfing. Snapes mächtige und alte Vampirmagie legte sich über den dunklen Raum und Harry atmete kurz scharf ein, als er sie spürte.

“Severus, nicht dass jemand…“

“Sei jetzt still.“ raunte ihm der Ältere zu und Harry schloss wieder seine Augen, einfach abwartend, auf das was jetzt kommen sollte.
 


 

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So, Break! Gönnt mir mal kurz ne Pause. Das war ein recht langes Kapitel, trotzdem vielen Dank fürs durchhalten.

Bald lade ich das Nächste hoch, als vergesst Severus und Harry nicht, denn allzu lange werden die Beiden es wohl nicht mehr schaffen, die Finger voneinander zu lassen.

Lg Ramona

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Kapitel 10

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Nun, gut, ich habe eine laaaaaaaaange Pause gemacht, ich wollte immer mal wieder weiterschreiben, aber ihr wisst ja.. der innere Schweinehund XD.

Also, viel Spaß beim nächsten- und natürlich noch nicht finalen Kapitel mit Sevi und Harry

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Severus hielt Harry immer noch in seinem festen Griff, obwohl dies gar nicht nötig gewesen wäre. Was auf andere Zauberer beängstigend wirkte, beruhigte Harry, den im Moment alle Kraft verließ. Wie betäubt sah er in die pechschwarzen Augen seines Gegenübers, die Verwandlung zum Vampir war schon längst abgeschlossen und er beobachtete, dass Sev´s Gesicht immer näher kam, er konnte die Hitze, die von ihm ausging, förmlich spüren und endlich fanden die beiden zueinander. Severus strich seine glühende Wange an die Harry´s, sodass dieser bei der Berührung zusammen zuckte.

Harry beugte seinen Kopf etwas zur Seite, um dem Älteren seinen Hals anzubieten, doch dieser löste seine Hände von Harrys Schultern und drückte seinen Kopf wieder gerade zurück zur Wand.

„Nein, Harry..“

hörte dieser ihn leise flüstern und sah, dass Severus Lippen nun immer näher zu den Seinen kamen.
 

KNALL!
 

Beide schraken aus ihrer Vampirwelt auf. Sie drehten sich entsetzt zu der Richtung, aus die der Lärm kam. Wie konnte das sein?? Niemand konnte hier unbefugt hereinkommen, Severus hielt immer eine Barriere um seinen Kerker aufrecht.

Als sie die Ursache nun sehen konnten, weiteten sich Severus Augen in Panik.

„Jona! Was ist passiert? Warum suchst du mich hier auf?“ brachte er gepresst hervor.

Die kleine Jona sah sehr ängstlich aus, in stockenden, keuchenden Worten brach aus ihr hervor:

„Mein Herr! Zauberer sind in Ihrem Haus eingebrochen! Sie hatten sogar Elfen dabei, die mich festhielten, sodass ich Sie jetzt erst informieren konnte!“

Harry starrte die Hauselfe mit offenem Mund an, wie sie in ihrer- ganz untypisch für sie- schmutzigen und kaputten Kleidung voller Panik ihrem Herrn berichtete. Wer sollte ins Haus von Severus Snape eindringen?
 

Snapes Vampir indes war verschwunden, ohne noch ein Wort zu sagen, lief er aus dem Kerker hinaus und lies Harry mit der zitternden Jona zurück.
 

Harry konnte keinen Schritt vor den Anderen setzten, er war unfähig sich zu bewegen, deshalb sprach er zu der Hauselfe:

„Wer? Jona, wer hat dort eingebrochen?“

Und als von der Elfe keine Regung kam, versuchte er es mit:

„Jona, du kannst es mir sagen, Severus würde wollen, dass du es mir sagst!“

Nun fuhr Jonas Blick zum ersten Mal zu Harry und musterte ihn.

„ Es war der Orden.“ kam es leise aus ihrem immer noch nach Luft schnappenden Mund.

„Nein!“ entfuhr es Harry und mit diesem Aufruf löste sich seine ganze Benommenheit. Der Orden brach bei seinem eigenen Mitglied ein?

Harrys Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung.

Wo würde Severus hingerannt sein?

Er lief etwas schneller.

Zu Dumbledore? Um ihn zu bitten, ihm zu helfen? Nein!

Nun rannten auch seine Füße, so schnell sie konnten in Richtung des Büro vom Headliner.

Snape könnte jetzt in Gefahr sein! Er musste sich beeilen.

Noch ein Stockwerk bis zu seinem Ziel.

„Severus!“ schrie Harry verzweifelt und fühlte dabei schon, dass er zu spät kommen würde.

Noch schnell um die Ecke rennen und dann...
 

ZISCH!
 

Harry fand sich mit schmerzenden Gliedern am Boden wieder. Er öffnete die Augen. Hatte ihn ein Fluch getroffen? Langsam, noch am Boden sitzend sah er sich nach der Quelle um.

Er traute seinen Augen kaum, dort stand Hermine, die ihn mit Tränen überströmten Augen und hochgezogenen Zauberstab ängstlich fixierte.

„Hermine? Was...? Hast du mich verflucht? Bist du verrückt geworden?“ fuhr er sie an, noch immer so überrascht, dass er nicht mal richtig wütend werden konnte.

Da sein Gegenüber keine Anstalten machte, sich zu bewegen, rappelte er sich auf und wollte, immer noch Hermine ansehend, rückwärts Richtung Büro gehen.

„Ich muss schnell zu Dumbledore ins Büro, Hermine, wir reden später und dann...“

„Nein, Harry!“ hörte er nun die verzweifelte Stimme seine Freundin, die ihren Zauberstab nun wieder in Angriffshaltung brachte.

Harry blieb ruckend stehen und versuchte, nun langsam panisch werdend, zu erklären:

„Hermine, Snape könnte in Gefahr sein, ich muss...“

„Du darfst da nicht hingehen Harry, hör zu, dort ist nicht nur Dumbledore, er hat auch viele Auroren um sich versammelt, dass ist zu gefährlich! Wenn die dich alleine in ihre Finger bekommen würden, dann...“

Ohne noch weiter zuzuhören, drehte sich Harry entsetzt um, um Severus zu Hilfe zu eilen. Hoffentlich passierte seinem Vampir nichts, Er setzte an zum Lauf, hoffentlich würde Severus...
 

Weiter zum Nachdenken kam Harry nicht, Hermines Fluch hatte ihn getroffen und er sank bewusstlos zu Boden. Darauf war er nicht gefasst gewesen...
 

Oben im Eulenturm gab es indes einen Riesentumult.

Harrys Küken, dass mittlerweile gar keins mehr war, machte einen großen Aufruhr. Es krächzte und schrie in einer Lautstärke, die die anderen Eulen in große Panik versetzte.

Einige seiner schwarzen, noch nicht ganz ausgewachsenen Federn flogen in der heißen Luft des Stalles umher und laut mit seinen Flügeln schlagend, setzte er sie zum ersten Mal zum Fliegen ein. Kraftvoll und immer noch laut krächzend flog er aus der großen Türe des Eulenstalls hinaus in die kalte Nachtluft und lies die aufgebrachten Eulen zurück.
 

Im Slytherinkerker, der fast schon leer war, da die jüngeren Schüler sich schon in ihre Schlafzimmer begeben hatten, fuhr Draco, der eben noch mit Goyle diskutierte, hoch und lies einen überraschten Aufschrei von sich.

Goyle sah seinen Freund entsetzt an und wich etwas zurück.

Dracos Ausdruck seiner Augen war völlig in sich gekehrt, stocksteif stand er dort, alle Farbe aus seinem Gesicht weichend.

Als Crabbe, der langsam seinen Freunden näher kam, ihn berühren wollte, zuckte Draco zusammen, murmelte „Harry“ und in Panik raste er zum Kerkerausgang, Crabbe und Goyle mit offenen Mündern zurücklassend.
 

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Ohje ohje... was ist da wohl passiert? Ein bisschen müsst ihr euch noch gedulden, dann lad ich das nächste Kapitel hoch, Spannung ist doch wichtig, oder? Hihi

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Von:  InaBau
2007-04-20T19:54:15+00:00 20.04.2007 21:54
Du hast das Kapitel also noch weiter geschrieben. Ich bin echt neugierig, wie Voldemort reagieren wird. Kommt er persönlich vorbei? Wie wohl erst Harry reagiert? Ist er überhaupt ein Potter? Es wäre wirklich zu schön, wenn Voldemort Harry mit sich nimmt. Sie sollten sich einfach mal aussprechen. Hoffentlich geht es Harry bald besser! Er ist seelisch ja total am Ende!
Von:  InaBau
2007-04-19T21:31:19+00:00 19.04.2007 23:31
Ein tolles Kapitel! Ich bin froh, dass Sev ihn gerettet hat. Warum er Harry wohl beobachten sollte? Wird Harry noch die wahren Gründe erfahren? Wer ist Harry wirklich? Er ist bestimmt kein Potter. Hoffentlich wird Harry dark und steht bald Tom gegenüber!
Ich würde mich sehr über eine ENS freuen wenn du ein neues Kapitel hochlädst! Vielen Dank im Voraus!
Von: abgemeldet
2007-04-19T20:08:05+00:00 19.04.2007 22:08
Wow...das ging ja schnell mim Kapi...
geht das immer so schnell bei dir??
wäre ja klasse...
Zum Kapi..
Ich vermute mal das die Person Snape is..wer sonst kann in das Ordens gebiet reinspazieren ohne verdacht zu erregen?!?
Bin mal gespannt wie es nun mit Harry weitergeht!!
LG Ray
Von: abgemeldet
2007-04-19T15:00:10+00:00 19.04.2007 17:00
Toller Anfang...find ich klasse...
der arme Harry...total zerbrochen...
Hedwig...*heul*
Wäre klasse wenn Harry die Seiten wechselt...das wäre super...
Wärst du so nett mir ne ENS zu schicken wenns weiter geht??
LG Ray
Von:  InaBau
2007-04-19T08:16:12+00:00 19.04.2007 10:16
Ein toller Anfang! Bitte schreib ganz schnell weiter! Da ist Hedwig also tot, und Harry ist seelisch am Ende. Wer der fremde Mann wohl war? Soll er Harry quälen? Oder ihn zum dunklen Lord bringen? Dies würde mir gefallen! Vielleicht sprechen die zwei sich ja mal aus, und Harry wird dark? Das wäre schön! Ich liebe einfach dark Harry!

Ich würde mich sehr über eine ENS freuen wenn du ein neues Kapitel hochlädst.
Von:  LindenRathan
2007-04-19T05:59:46+00:00 19.04.2007 07:59
Das ist ein klasse Anfang.
Schreib schnell weiter und schick mir ne Ens.
Bekommst auch immer einen kleinen Kommentar.


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