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Die letzten Tage meines Lebens

von

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Tag 1

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Tag 1

Totenstille. Totenstille und das regelmäßige Ticken der Wanduhr. Das war das einzige was im Moment zu hören war. Da saß er nun, locker auf seine Knie gestützt, eine geladene und entsicherte Waffe ins einer Rechten. Vor ihm auf dem Boden saßen eine junge Frau und ein junger Mann. Während er in den Augen des Mann es Ungewissheit und auch ein wenig Verwirrtheit sehen konnte, strahlten die Augen der Frau nur eines aus – Angst. Sie hatte panische Angst, würde vermutlich am liebsten aufstehen und so weit weglaufen wie sie ihre dünnen Beine nur tragen würden. Doch sie wusste das, wenn sie das auch nur versuchen würde, sie eine Kugel in ihrem Kopf hätte noch bevor sie vollständig aufgestanden war. Und scheinbar hielt der Gedanke, aus dieser Sache irgendwie lebend hervorzugehen, sie am Boden. Zumindest waren beide so clever nichts zu versuchen.
 

Derjenige der beauftragt war sie beide zu töten, so wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte, saß jedoch einfach nur da und sah die beiden abwechselnd an. Offensichtlich verstanden sie das nicht – aber er selbst tat es auch nicht. Es war ein einfacher Job. Ein Job, wie er ihn schon so oft gemacht hatte, dass es für ihn zur Routine geworden war. Rein, zwei Schüsse, raus – und das alles in weniger als fünf Minuten und im Idealfall ohne gesehen zu werden. Es war so einfach und dennoch... dennoch wollte er es gerade einfach nicht. Er konnte nicht genau sagen wieso, oder welcher Teil sich dagegen sträubte – er wusste nur das er es einfach nicht wollte. Den einzigen Fehler den die zwei Personen vor ihm gemacht hatten war sich in die falsche Person zu verlieben, war es gerechtfertigt sie dafür zu töten?
 

Mit dem Daumen legte er klickend wieder die Sicherung der Pistole an. Nein... es war nicht gerecht. Und im Moment kreiste ihm hauptsächlich die Frage durch den Kopf, wieso er sich dies nicht schon viel früher gefragt hatte. So oft hatte er den Abzug gedrückt und einige Male davon hatten die Personen auf die er gezielt hatte es mit Sicherheit verdient. Einige Male hatte er es getan, um sein eigenes Leben oder das von jemand anderen zu beschützen. Aber... wie viele Male es nicht gerechtfertigt war, würde wohl auch ihm auf ewig ein Geheimnis bleiben.
 

„Ihr Zwei dürft einander nie wieder sehen.“, sagte er schließlich mit absolut ruhiger Stimme, „Ihr dürft nie wieder miteinander sprechen, euch nie wieder treffen, nie wieder küssen oder miteinander schlafen... ihr dürft euch nie wieder unterhalten oder euch auch nur zufällig über den Weg laufen. Streicht die Erinnerung an den anderen aus eurem Gedächtnis und vergesst alles was zwischen euch vorgefallen ist. Wenn ihr das tut könnt ihr am Leben bleiben... aber NUR dann. Es ist die einzige Möglichkeit für euch das Leben des anderen zu schützen. Andernfalls werdet ihr beide mit absoluter Sicherheit getötet werden... und ich weiß nicht wer von euch beiden den qualvolleren Tod bekommen wird, aber es wird für euch beide keinesfalls schön werden. Die Entscheidung liegt bei euch.“
 

Ohne die beiden auch nur noch eines Blickes zu würdigen stand er auf, steckte die Pistole wieder in das Holster unter seinem schwarzen Jackett und verlies die Wohnung. Vor der Tür steckte er sich im Gehen eine Zigarette an, ging zügig zu seinem Auto das er nur wenige Straßen weiter geparkt hatte und fuhr schließlich einfach los.
 

Ohne Ziel fuhr er den Rest des Tages durch die Stadt. Zum ersten Mal, zum allerersten Mal in seinem Leben, hatte er einen Auftrag nicht durchgeführt. Auf der einen Seite hatte er das Gefühl das Richtige getan zu haben... auf der anderen Seite rief ihm eine innere Stimme zu das er es einfach nur versaut hatte. Und er wusste das dies Folgen haben würde... das es ziemlich schief gehen konnte das Richtige zu tun.
 

Er betrachtete die untergehende Sonne, wie sie langsam im Meer zu versinken schien. Womöglich war dies der letzte Sonnenuntergang den er jemals zu Gesicht bekommen würde. Sein Blick fiel kurz auf das Mobiltelefon auf dem Beifahrersitz. Es wunderte ihn das er noch nicht angerufen wurde. Wusste sein Auftraggeber etwa noch nicht das er den Auftrag noch nicht durchgeführt hatte? Nein... er musste es wissen. Vermutlich hatte er bereits eine Gruppe von Cleanern ins Haus geschickt die die Sauerei, die er eigentlich hätte erzeugen sollen, sauber machen sollten. Und wenn sie kein Blut und auch keine Leichen vorfanden, würde er es wissen.
 

Mit einer lockeren Handbewegung schnippte er eine Zigarette aus dem Fenster des Wagens, legte den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Vielleicht wäre dies das letzte Mal für ihn das er so einschlafen könnte... vielleicht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-05-05T20:57:12+00:00 05.05.2007 22:57
Nabend!
Ich glaub, heute kann ich gar keinen "normalen" Kommentar zu deiner Story abgeben... Ich weiß nicht, aber ich hatte beim Lesen echt einen Kloß im Hals... Am Anfang fand ich heftig, wie du beschrieben hast, was Toshi mit der Hauptfigur anstellt, aber danach, wie du das ganz langsame Sterben geschildert hast~~...
Ich muss dazu sagen, dass, während ich die letzte Hälfte gelesen hab, hier Emily im sterben lag und um jede Minute gekämpft hat. Tja, und dann lese ich davon, wie erst die kleine Katze und dann die Hauptfigur sterben... Das war jetzt ein bisschen viel sterben für einen Tag. - Das mein ich jetzt nicht böse oder so, ich kann nur irgendwie diesmal keinen vernünftigen Kommi abgeben, weil ich immernoch nen Kloß im Hals hab, tut mir Leid. Der Schluss deiner Fiction war einfach so sad (für mich). Das hast du echt mitfühlend rübergebracht.

bis dann


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