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Mutation - Prolog

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Mutation
 

Prolog
 

Heute war der 17. März 2132. Es war ein verregneter, aber warmer Tag. Die letzten Sonnenstrahlen trafen auf die Absperrung und zeichneten dadurch ein unregelmäßiges, interessantes Muster auf die Raumfähren. Die weite Steppe Afrikas ließ die Menschen der verschiedenen Völker wie kleine Ameisen aussehen. Spella umarmte ihren Vater und ihre Mutter ein letztes mal und schaute noch einmal in die Runde. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie viele verschiedene Länder es gab, und das in jedem Land mehrere Millionen Menschen lebten. Die riesige Menge, die sich hinter einer Zahl doch verbergen konnte, war umwerfend. Aber Spellas Gedanken wendeten sich schnell in eine andere Richtung.

Die zehn Raumfähren standen in einem Halbkreis auf dem Platz, der mit etlichen Signallampen und Linien versehen war. Die meisten Personen waren bereits eingestiegen und der leitende Offizier wurde langsam ungeduldig.

"Paßt auf euch auf!" sagte Spella traurig zu ihren Eltern.

Sie wußte nicht, wann sie mit den Beiden wieder Kontakt haben würde, geschweige denn sie wieder zu Gesicht bekommen würde. Sie wollte ihre Eltern nicht noch einmal umarmen, da sie sonst noch in Tränen ausbrechen würde. Also winkte sie ihnen nur nach, als die Eltern als die Letzten in die vierte Fähre stiegen. Anschließend mußte Spella aus dem Gefahrenbereich treten. Aus sicherer Entfernung beobachtete sie den Start. Die Raketenantriebe glommen auf. Die grünblaue, stechende Flamme ließ Spella einen Schauer über den Rücken laufen. Nicht selten hatte sie von Komplikationen beim Start gehört, die durch eine Fehlzündung hervorgerufen wurden. Zum Glück ging diesmal alles glatt. Und Spella atmete hörbar auf, als die Signallampe, die auf dem Platz stand, auf grün umsprang.

Dies war zwar nicht die erste Reise zum Mars, aber dennoch bestand immer noch ein gewisses Risiko.

Die zehn Fähren waren für die endgültige Kolonisation vom Mars gedacht, das heißt, dass bereits einige Andere auf dem Mars ,leben' und den Neuankömmlingen helfen werden, sich einzuleben.

Obwohl Spellas Eltern einige eingehende Übungen gemacht hatten und diese sogar mehrmals wiederholt hatten, machte sich Spella trotzdem Sorgen. Was, wenn sich ihre Eltern mit irgend jemandem nicht verstehen und diese extrem aggressiv sind? Oder wenn die Nahrung zur Neige geht, bevor sie genug Nachschub angebaut hatten?

Das konnte doch nicht war sein! Spella machte sich über ihre Eltern Gedanken, als wären es ihre Kinder, die ihren ersten Schultag vor sich hatten. Dabei sind sie weit über vierzig und haben zwei Kinder großgezogen.

Plötzlich mußte Spella wieder an ihre Schwester denken. Hätte sie diesen Augenblick nur miterlebt! Tränen schossen ihr in die Augen, so dass sie die Raumfähren nur noch verschwommen sah. Aber es bemerkte niemand, da alle damit beschäftigt waren, den Fähren nachzuwinken und ihre Taschentücher zu benutzen. Also fiel Spella nicht auf, da sie die gleiche Reaktion wie alle anderen zeigte: Trauer.
 

Maren Lewinsky lehnte an dem Oberkörper ihres Mannes. Traurig schaute sie herab zu ihrer Tochter, die auf dem Platz anfing zu weinen. Aber sie schaute auch gespannt und neugierig in die Weiten des Alls. Wie wird es wohl auf dem Mars werden? Schade, dass Ihre Tochter nicht mit durfte. Sie schaute fragend in das Gesicht ihres Mannes. "Glaubst du, Spella wird ohne uns klarkommen?"

Erik blinzelte "Hast du was gesagt, Schatz?"

Maren hob eine Augenbraue "Woran denkst du denn gerade?"

Erik legte einen Arm um seine Frau "Ich habe mich gerade gefragt, ob Spella ohne uns klarkommen wird."

Maren grinste. So war er schon immer gewesen. Sie freute sich, dass sie auch jetzt noch auf einer Wellenlänge waren.

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Vor sechs Stunden waren sie gelandet. Die Fahrt hatte nicht länger als drei Tage gedauert. Das Ehepaar Lewinsky spazierte jetzt in dem künstlichen Park und schaute sich die von anderen angebauten Früchte und Pflanzen an, als Wang Huang zu ihnen gelaufen kam.

"Das sie müssen anschauen, Fläulein Lewinsky!"

Wang war ein Chinese, wie er im Buche stand, aber das er immer nur Maren ansprach verwunderte das Ehepaar doch sehr. Auch schon an Bord der Raumfähre hatte Wang ununterbrochen auf die Passagiere und ganz besonders auf Maren eingeredet. Seine Frau schien das totale Gegenteil von Wang zu sein, da sie sich nur zu einem gezwungenen Hallo bewegen konnte.

Maren hob die Hände "Beruhigen sie sich doch erst einmal, Mr Huang. Was ist denn los? Warum denn diese Aufregung?"

Wang fuchtelte wild mit den Händen und schien die richtigen Worte zu suchen "Himmel, am Himmel. Schön!"

Erik schaute nach oben, zur Decke der Glaskuppel, die den gesamten Park und die Wohnhäuser umschloß. "Meinen sie dieses seltsame Licht, das dort oben am Himmel ist?" Wang war sichtlich erfreut, das er nun endlich das richtige Wort gefunden hatte, so dass er es gleich mehrmals wiederholte, bevor er weiter sprach:

"Ja, Licht! Kommen mit, Flau und Andele auch schauen! Kommen mit!", dann lief er hastig ein paar Schritte nach Westen, bevor er sich kurz umdrehte und zu dem Schluß kam, dass die Lewinskys wohl keine Lust hatten ihm hinterher zu rennen, sondern lieber gemütlich in seine Richtung spazierten.
 

Als die Beiden dann ,endlich' ankamen, war Wang bereits dabei, seinen Film zu verbrauchen und den Kapitän der Abteilung mit unwichtigen Fragen zu bombardieren: "Hat ihle Flau auch schon das gesehen? Wollen sie nicht ihle Flau elzählen? Und ihle Kindel? Haben sie Kindel? Ich haben auch Kindel. Eins in Peking und eins in Bauch von meinel Flau. Hi, hi, hi, hi..."

Maren hörte nicht weiter zu, da anscheinend nur Wang darüber lachen konnte. Bis auf Erik, der sich ein breites Grinsen verkneifen mußte, da Kapitän Smith sichtliche Probleme hatte, den Chinesen wieder los zu werden.

Von hier aus konnte man das riesige ,Ding' viel besser sehen, als Erik und Maren es zuvor im Park sehen konnten. Aber dennoch fragte jemand nach einem Feldstecher. Maren bevorzugte da eher das Teleskop und mußte sich zusammenreißen, nicht sofort zu Stein zu erstarren. Das ,Licht' entpuppte sich als riesiger Komet dessen Schweif sich anscheinend über mehrere hundert Kilometer hinweg erstreckte. Maren fand ihn wunderschön, aber irgend etwas fand sie auch bedrohlich an diesem Kometen. Sie wußte nur noch nicht genau was es war.

"Hallo, Ms Lewinsky!" Maren schrak aus ihrer Erstarrung am Teleskop zurück.

"Oh, Hallo Mr Smith. Ich habe sie überhaupt nicht gesehen. Entschuldigen sie." Der glatzköpfige Mann stand wohl schon etwas länger neben ihr.

"Keine Ursache. Diese Elfensteine mit Feenschweif und Schmetterlingsglanz können einen eben immer wieder verzaubern. Oder was meinen sie?" Hübsch gesagt, dachte Erik. Aber was zuviel ist, ist zuviel.

"Ach, Mr Smiss. Ich bin Mr Lewinsky." Erik sprach Smiths Namen extra falsch aus, aber das schien dieser wohl gar nicht zu registrieren oder es war ihm egal. Nachdem sich die beiden Männer die Hände geschüttelt hatten, deutete Erik auf den großen Monitor des Teleskops. "Was ist das?"

Smith erklärte irgend so einen Wissenschaftlichen Kram, den wahrscheinlich nur er verstand. Da aber Maren sowie Erik sich nur fragend anschauten, versuchte er es dann noch einmal: "...sehen sie, wenn so etwas in die Erdatmosphäre eintreten würde, würde es dennoch so groß sein, dass es die Erde vernichten würde, falls es einschlagen sollte. Aber dies kann natürlich vorher schon verhindert werden, da der Stand der Technik es möglich macht, solche Teile schon einige Lichtjahre vorher entdecken und vernichten zu können..."

Jetzt wußte Maren schlagartig, warum ihr dieser ,Komet' nicht geheuer war! Er war zu groß, und das auf eine solch gigantische Weise, das er die Erde vernichten könnte! Es war zwar möglich, dass per Atomraketen und ähnlichem der Meteor vorher in seine Einzelteile zerlegt wird, aber dafür mußte man erstmal wissen, das er existiert.

Ein Gefühl sagte Maren plötzlich, dass die Erdbewohner von dem Meteoriten noch nichts wußten.

"Wie kann man zur Erde Kontakt aufnehmen?"

Smith blinzelte. Erst jetzt wurde Maren bewußt, das sie ihm wohl mitten ins Wort geredet haben mußte.

"Wie war die Frage?" versuchte Smith zu rekonstruieren.

"Ich wollte wissen, wie man zur Erde Kontakt aufnehmen kann."

Smith mußte wohl erst nach dem Sinn ihrer Worte forschen, da er erst nach einer längeren Pause antwortete. "Wozu? Es ist verdammt spät auf der Erde. Und überhaupt, wie kommen sie jetzt plötzlich darauf?"
 

Nachdem Maren ihre Vermutung mindestens zehnmal erklärt hatte und nun auch der Rest der Marsbewohner Bescheid wußte, wurde endlich Kontakt aufgenommen. Nachdem das Rauschen erträglich wurde meldete sich die Zentrale:

"Was ist los? Wissen sie eigentlich, wie spät es ist?"

Der leitende Funker antwortete mit einer Frage:

"Haben sie in letzter Zeit irgendwelche bewegte Himmelskörper mit gefährlicher Flugbahn gesichtet?"

Am anderen Ende der Verbindung war eine Tür zu hören.

"Wie meinen sie das?"

Noch bevor der Funker antworten konnte, wurde am anderen Ende weiter gesprochen, aber anscheinend war nun jemand anderes am Funkgerät.

"Sie haben uns doch nicht etwa gestört, um uns über Himmelskörper zu fragen? Was ist los?"

Nun antwortete Smith:

"Wir haben einen größeren Asteroiden gesichtet, der vermutlich in Richtung Erde fliegt. Wir wollten gerne die Bestätigung haben, das bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, da wir uns Sorgen wegen der Größe machen."

Plötzlich wurde es am anderen Ende still.

"Können sie das noch einmal wiederholen?" stotterte der Typ am anderen Ende, was aber scheinbar an der schlechten Funkverbindung lag.

Smith wurde nervös: "Es rast ein Asteroid, der beim Aufschlag immer noch die Größe haben wird die Erde vernichten zu können, höchstwahrscheinlich auf die Erde zu, und wir wollten gerne wissen, ob er überhaupt gesichtet wurde!"

Die Stille am anderen Ende wurde langsam bedrückend. Nach einer Weile hakte Smith nach: "Haben sie mich verstanden?"

Als nach einem Augenblick keine Antwort kam, fragte Smith:

"Hallo? Kann mich jemand hören? Ich erwarte eine Antwort! Hallo?"

Jetzt konnte man die Verzweiflung in Smiths Gesicht hochsteigen sehen. Er wandte sich mit einem fragenden Blick zum Funker. Dieser antwortete, nachdem er einen kurzen Blick über das Gerät schweifen ließ.

"Kein Kontakt mehr zur Basis, Sir."

Dann warf er einen entschuldigenden Blick zu Maren: "Tut mir leid, aber da ist nichts zu machen."

Maren schaute mit einem nachdenklichen Blick zum Himmel hinauf. In Gedanken murmelte sie: "Hoffentlich werden die Geräte auf der Erde nicht versagen."

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Maren hatte heute schon wieder schlecht geschlafen, aber das war ja nichts neues für sie. Denn wie auch den vorigen Monat konnte sie nicht vergessen, was sie die ganze Zeit dachte und träumte. Auch den Anderen schien es nicht besser zu gehen. Selbst Wang, der immer wieder für einen Lacher sorgte, aber nicht etwa, weil er komisch sein wollte, sondern weil alle sich immer wieder über seinen Dialekt amüsieren konnten, war ernster geworden und fragte ständig nach dem Ergehen von Maren.

Aber auch das Wissen von Maren, das sie nicht die Einzige war, die sich Gedanken über den gigantischen Kometen machte, half ihr nicht weiter. Es wurde zwar erst stündlich, später nur noch täglich, versucht wieder Kontakt mit der Erde aufzunehmen, aber es passierte nichts.

Jetzt stand sie in der weiten, roten Wüste vom Mars und schaute zum Himmel hinauf.

Der eingebaute Sensor in ihrem Helm zeigte eine Person an, die sich näherte. Die ersten Lichtstrahlen der Sonne ertasteten vorsichtig die Spitze der Felsen, die wie Beschützer die Glaskuppeln und deren Bewohner umgaben.

Erik trat neben seine Frau und versuchte auszumachen, in welche Richtung sie schaute. Sein Atem war laut und deutlich über das ebenfalls eingebaute Funkgerät zu hören, was Maren verriet, das er wohl direkt aus der Kuppel kam und nicht den ebeneren Umweg genommen hatte.

"Schöner Sonnenaufgang, nicht?" sagte er, nachdem er endlich nicht mehr so schnaufte.

Sie nickte knapp und meinte leise: "Verzeih', wenn ich das sage, aber..." Maren schluckte um ihre Tränen zu unterdrücken. " ...weißt du... ich denke jeden Tag daran, dass es der letzte sein könnte... für Spella... oder auch für uns..."

Erik konnte seine Frau nur allzu gut verstehen. Auch er machte sich schon lange Gedanken darüber. Spella durfte wegen eines Virus nicht mit. Die Regierung war etwas streng, was Erkrankungen anging. Dabei war es nicht mehr als eine normale Erkältung, wie die Ärzte meinten. "Mach' dir keine Sorgen... so etwas kann die Menschheit nicht mehr erschüttern... schon lange nicht mehr..." Maren lächelte. Auch wenn ihr Mann das nur sagte, um sie zu beruhigen und seine Aussage wahrscheinlich eine Halbwahrheit war, war sie doch für jeden Trost dankbar.

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"Und sie sind sich da sicher?" fragte Maren, noch während sie den Helm absetzte.

Der Funker hatte ein paar Papiere in der Hand. "Ja. Ich habe alle Daten viermal nachgeprüft, um hundertprozentig sicher zu sein."

Maren nahm die Papiere und warf einen Blick darauf: "Aber das ist unmöglich! Das ist nicht mehr als Stein und Geröll! Wie soll so etwas unsere Lasertechnologie blockieren? Der ganze Funk..."

"...ist tot." führteKapitän Smith ihren Satz zuende.

Maren legte den Helm auf den Tisch und hielt ihm die Papiere vor die Nase: "Und laut diesen Daten, weil der Komet ihn verschluckt. Haben sie dafür eine Erklärung?"

Der Glatzköpfige Mann hob beide Augenbrauen, als er die Zahlen laß. "Aber..."

Nach einer Weile wandte Smith sich wieder zu Maren: "Scheint ganz so, als wäre unser großer Freund dicker als vermutet... ich denke, es handelt sich um einen weißen Zwerg, der von der Bahn abgekommen ist..."

Maren schaute ihn ungläubig an.

"Ei... ein weißer Zwerg?! Aber... das... das geht doch gar nicht!"

Kapitän Smith zuckte mit den Schultern: "Anscheinend doch. Sie haben recht, er würde langsamer sein und keinen Schweif haben... als hätte ihn irgend etwas... angestoßen..." er schaute nachdenklich zum Himmel. Maren folgte seinem Blick und meinte leise: "...als wollte das Schicksal unbedingt, dass der Menschheit ein Ende gesetzt wird..."



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