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A Beginning

Eine Jack/Ana Story
von

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Das Blatt wendet sich

22. Das Blatt wendet sich
 

„Warum hast du das nicht?“

„Si, Señora,“ Ana wirbelte herum, und sah, wie Don Antonio mit gezogenem Schwert in den Höhleneingang trat. „Warum habt Ihr das nicht?“
 

Ana stockte der Atem, und für einen Moment fürchtete sie, dass ihr Herz niemals wieder zu einem normalen Rhythmus zurückfinden würde. Don Antonio! Jack hatte das Schwert in der Höhle gelassen. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er das Monster wohl getötet, und sie beide könnten einfach in den Sonnenaufgang verschwinden. Doch der Spanier hatte offensichtlich realisiert, dass es für ihn sehr viel sicherer war, wenn er Verstärkung mitbrachte. Prescott stand neben dem Teufel von La Cerradura. Er hatte eine hässliche Schramme an der Stirn, und die rechte Seite seines Gesichts begann sich bereits dunkel zu verfärben. Aber Prescott hatte sie schon einmal entkommen lassen.

Der Pirat könnte Cornado trotzdem töten, wenn Ana ihren Bruder davon überzeugen würde wegzusehen. Vielleicht könnte Ana Prescott sogar dazu bringen Cornado selbst aus dem Weg zu räumen. Doch der Spanier musste auch das vorhergesehen haben.
 

James Norrington erschien als Nächster, in einer Hand mehrere eiserne Handschellen haltend. Er war offensichtlich das Ass in Don Antonios Ärmel. Wenn Jack Cornado töten sollte, würde James ihn mit Freude festnehmen und ihn zum Marktplatz der Stadt eskortieren, um ihn aufzuhängen. Natürlich gab es immer noch die Chance, dass Jack sich erfolgreich gegen Norrington wehren konnte, aber das würde ihnen trotzdem nichts nützen. Ana konnte Prescott unmöglich dazu bringen, den Tod eines Mit-Offiziers zu ignorieren, schon gar nicht, wenn dieser ein Freund war, so wie James. Also, selbst wenn Jack es schaffen könnte, Norrington zu besiegen, würde Prescott ihn an den Galgen bringen.

„Ana, was geht hier vor?“ unterbrach James Anas durcheinander wirbelnde Gedanken. „Willst du mir etwa sagen, dass du die Möglichkeit hattest, Sparrow der Gerichtsbarkeit auszuliefern, und es nicht getan hast?“

In einem Anflug von Klarheit begann Ana zu verstehen, warum Jack es vermied, direkte Fragen zu beantworten. Sie war in eine Ecke gedrängt worden. James hatte sie gerade beschuldigt, sich mit einem Piraten zusammengetan zu haben, einem Feind der Krone. Ihr Freund James Norrington hatte sie gerade des Landesverrats beschuldigt! Selbst wenn sie aus dieser Situation heraustreten könnte, um James beiseite zu nehmen und ihm ihre Handlungen zu erklären, würde er sie nicht verstehen. Jack Sparrow würde immer ein Pirat sein. Und ihre Entscheidung einen Piraten zu verteidigen wäre immer falsch.
 

„Ist das eine Frage, oder eine Anklage?“ wollte Ana wissen. Sie konnte fühlen, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Ihr ganzes Leben lang, war sie verurteilt worden. Ihre dunkle Haut war für die Menschen Grund genug gewesen, sich eine Meinung über Ana zu bilden, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, für sich selbst zu sprechen. Sie war Dr. Tarrets anderes Kind gewesen. Sie war das bedauerliche Mädchen gewesen, das Chris Laffley geheiratet hatte. Jetzt war sie das dumme Kind, das sich dazu entschieden hatte, einem Piraten zu helfen. Ende der Geschichte.

James hatte unter Chris gedient, und er war Prescotts Freund. Es schien fast so, als hätte sie ihn schon ihr ganzes Leben lang gekannt. Sie hatte immer gedacht, dass er anders sei. Sie hatte immer gedacht, dass er ihr zuhören würde, bevor er sich eine Meinung bildete.

„Natürlich ist es eine Frage,“ antwortete James. Er sah einwenig verwirrt aus.

„Natürlich,“ wiederholte Ana, James’ Tonfall imitierend. „Es ist eine Frage, die du dir bereits selbst beantwortet hast, nicht wahr?“

James Augen weiteten sich. Er war bisher niemals das Ziel von Anas Ärger gewesen.

„Wie würde es dir gefallen, wenn ich darauf antworten würde? Hm? Wäre es für dich einfacher, wenn ich einfach gestehen würde? Dann könntest du uns beide aufhängen.“

„Annie,“ mischte sich Prescott zum ersten Mal in die Diskussion ein. Allem Anschein nach, versuchte er sie zu beruhigen.

„Nein, Prescott. Ich möchte wissen, was James tun will. Ist es so wichtig, die Welt von einem bösen Piraten zu befreien, dass du bereit bist, mich ebenfalls zu verhaften? Und das nur, um von Admiral Fornin ein paar Streicheleinheiten zu bekommen?“

„Ich fürchte, dass Ihr die Situation etwas zu stark vereinfacht,“ unterbrach Don Cornado. Er trat näher an Ana heran und gestikulierte mit seiner freien Hand. „Capitán Norrington ist durch das Gesetz gebunden, Euch für Eure Taten zu verhaften. Das ist seine Pflicht.“ Cornado betonte das Wort Pflicht, als er immer näher an Ana heran trat. „Jemanden aufzuhängen, der sich des Landesverrats schuldig gemacht hat, ist nicht seine Entscheidung. Es ist das Gesetz.“ Wieder betonte er die Schlüsselwörter in seinem Satz.

„Das ist nah genug, Freundchen.“ Mit einem schnellen Schritt trat Jack zwischen Cornado und Ana.

„Don Cornado hat absolut recht, Annie,“ stimmte Norrington zu. Er schien erleichtert zu sein, dass sich jemand auf seine Seite schlug, und er ignorierte die Blicke, die Jack und ihr Bruder ihm zuwarfen, geflissentlich. Prescott war mittlerweile ebenfalls vorgetreten, so dass er schließlich zwischen Don Antonio und dem Piraten stand.

„James…“ begann Ana.

„Es tut mir leid. Aber ich werde euch beide verhaften.“
 

James ging an dem Spanier vorbei und händigte ihrem Bruder ein Paar Handschellen aus. Prescott griff nach dem Arm des Piraten, und Ana hatte den flüchtigen Eindruck, dass er Jack irgendetwas zuflüsterte. Norrington kam vor ihr zum Stehen und schloss die Handschellen auf. Er schien es kaum abwarten zu können, sie endlich zu benutzen.

„Captain Norrington,“ sagte Prescott in schroffem Tonfall, „Ihr habt doch nicht wirklich vor, meine Schwester in Eisen zu legen?“

„Sie hat sich des Landesverrats schuldig gemacht.

„Hat sie das? Das ist ja interessant. Ich war bisher immer der Meinung, dass man vor Gericht schuldig gesprochen werden muss, bevor das Urteil feststeht.“ Ana sah das Feuer in den blauen Augen ihres Bruders.

„Sie wird des Verrats beschuldigt,“ führte James mit leicht erhobener Stimme aus.

„In der Tat.“

„Also muss sie in Eisen gelegt werden. Genau wie jeder andere Kriminelle auch.“

„Ihr seht auch alles nur schwarz oder weiß, nicht wahr mein Freund?“

Prescott räusperte sich, in dem Versuch, Sparrow zum Schweigen zu bringen. „Es fällt mir schwer, das zugeben zu müssen, aber der Pirat hat hier ein Argument, James. Sie wurde eines Verbrechens angeklagt. Das macht sie nicht zu einer Kriminellen.“ James sah aus, als wolle er etwas erwidern, aber Prescott fuhr ohne zu zögern fort. „Außerdem ist sie eine Lady. Und sie wird als solche behandelt werden. Du wirst sie nicht in Eisen legen!“
 

Erst die Worte ihres Bruders machten Ana bewusst, dass er Jack die Handschellen auch noch nicht angelegt hatte. Ihre Augen verengten sich, als sie ihren Blick zwischen den Gesichtern von Jack und Prescott hin und her wandern ließ. Ihr Bruder hatte irgendetwas vor, auch Jack schien das zu bemerken.

„Prescott, das nehme ich dir übel. Ich habe deine Schwester immer mit äußerstem Respekt behandelt,“ sagte James.

„Señor, ich muss protestieren. Ihr könnt der Lady keine besonderen Privilegien einräumen, nur weil sie zur Familie gehört.“

„Euer Protest wurde vermerkt, Don Antonio,“ antwortete Prescott in herablassendem Tonfall. „Und James, ob du es mir nun übel nimmst oder nicht, du wirst meiner Schwester keine Handschellen anlegen.“

„Aber…“

„Oh, um Himmels Willen, James. Sie ist doch keine Gefahr für dich.“ Prescotts Blick traf den von Ana für den Bruchteil einer Sekunde. Er hatte definitiv etwas vor. „Es ist doch nicht so, als ob sie eine Waffe gegen dich erheben würde.“

Eine Waffe? Prescott hatte die Waffe gerade genau auf dieselbe Weise betont, wie zuvor diese Höhle. Er erwartete, dass sie irgendetwas tat. Aber was? Es schien nicht so, als hätte ihr Bruder eine Pistole. Jack hatte mit Sicherheit keine. Und James… James. Ana ließ ihren Blick zu James Taille wandern. Natürlich trug er eine Pistole bei sich. Er war schließlich einem Piraten auf der Spur. Er würde so viele Waffen wie möglich bei sich haben wollen.

Sie konnte fast nicht glauben, dass ihr Bruder so etwas von ihr erwartete. Wollte er wirklich, dass sie James Pistole an sich nahm?
 

Ana erinnerte sich an das Gewicht der Steinschlosspistole in ihren Händen, nachdem sie das Leben des spanischen Soldaten genommen hatte. Der Gedanke daran, wieder eine Waffe anzufassen, jagte einen kalten Schauer über ihren Rücken. Und obendrein, warum sollten James oder auch Don Antonio glauben, dass sie wusste, wie man eine Pistole handhabte? Soweit sie wusste, war keinem von ihnen klar, dass sie es gewesen war, die den Spanier getötet hatte. Aber… Prescott hatte Jack noch immer nicht in Eisen gelegt.

Natürlich!

Jack war ein Pirat.

Cornado und James glaubten, dass Piraten die übelsten Kreaturen waren, die auf Erden wandelten, vollkommen ohne moralische Skrupel. Er würde sicher wissen, wie er mit der Pistole umzugehen hatte, und er würde keine Angst haben, sie auch zu benutzen. Alles was sie tun musste, war James die Pistole abzunehmen und sie an Jack weiterzugeben. Sie lächelte beinahe, als sie realisierte, wie brillant ihr Bruder war und wie sehr er sich doch von dem Menschen unterschied, für den sie ihn immer gehalten hatte.
 

Mit klopfendem Herzen streckte Ana ihre Hand aus und griff nach der Pistole und bevor irgendjemand begriff was geschah, schloss der Pirat seine Finger um den Griff der Waffe. Mir seiner freien Hand hielt er Ana an ihrem Arm und zog sie mit sich, als er rasch ein paar Schritte zurücktrat, eine größere Distanz zwischen sich und die Soldaten bringend. Er lehnte sich so nah an sie heran, dass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten: „Das Blatt wendet sich, Liebes.“
 

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