Zum Inhalt der Seite

Alles wird gut

"Ma, ma, Sakura-Chan." Eine Kaka/Saku-Story
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Überlegungen

Moinsen Folks!

Fast hatte ich es vergessen: bevor ich die nächsten Tage Urlaub vom Internet mache, hier noch schnell das nächste Kapitel.^^
 


 

Kapitel 20
 

~Überlegungen~
 

Etwas stimmte nicht.

Schwärze umgab ihn wie ein Leichentuch, das alle Geräusche verschluckte. Kakashi hörte dumpf seine eigenen, unregelmäßigen Atemzüge. Beinahe panisch wehrte er sich gegen die klebrige Dunkelheit, die ihn durch ihre Schwere zu erdrücken drohte.

Als er die Augen öffnete, tauschte die Dunkelheit sich mit einem sengenden Kopfschmerz hinter den Schläfen ein. Er befand er in einem dunklen Raum. Ein Mann hockte vor ihm und sprach ihn an. Es dauerte eine Weile, dann drangen die Worte schließlich klar und deutlich bis zu seinem Verstand durch.

„Kakashi-Sempai… Kakashi-Sempai, Gott sei Dank, wir dachten schon wir hätten Sie verloren…“

Kakashi sah an dem Mann vorbei ohne ihn richtig zu sehen.

Er wusste, wo er sich befand. Er wusste es genau. Er befand sich in einer Gaststätte, wo er für die Nacht ein Zimmer bekommen hatte. Viele Menschen befanden sich in diesem schlecht beleuchteten Raum, sie alle waren regungslos an ihren Tischen oder auf dem Boden zusammengesunken.

-tropf tropf-

Kakashis Atem wurde schwerer, er spürte wie sich ihm die Luft abschnürte.

Es war Ji-Kon.

Keine zehn Meter entfernt lag Okoi am Boden. Das lange lilafarbene Haar bedeckte schimmernd ihr Gesicht wie ein zarter Schleier, auf ihrem muskulösen Oberarm konnte er das rote ANBU-Tattoo erkennen. Da veränderten sich plötzlich ihre Haare, wurden kürzer und kürzer, und ihre Farbe wurde heller, bis sie schließlich die Farbe von Kirschblüten angenommen hatten… Entsetzt blickte er auf seine Hände, die schwarzen Handschuhe trieften von Blut…

Und über all dem drang Koshirous raue Stimme wie aus dem Nichts an seine Ohren: „Bist du dir sicher, dass du es nicht warst, Kakashi?“

Kakashi schreckte aus seinem Traum.

Er setzte sich in seinem Schlafsack auf und hielt sich beinahe unbewusst die Hand vor die Nase. Sie blutete. Er konnte es durch den Stoff seiner Maske fühlen und die flüssige Wärme auf seinen Lippen spüren.

Sakura lag neben ihm im Zelt, das sie von der Kälte des Schnees schützen sollte. „Was ist los? Du hast unruhig geschlafen.“, murmelte sie noch etwas verschlafen und drehte sich zu ihm um.

„Es ist nichts.“, sagte Kakashi schärfer als beabsichtigt und stand auf. „Ich muss nur kurz an die frische Luft.“

„Warte…“, Sakura erwischte ihn am Hosenbund, aber er streifte ihre Hand ab als habe er sich an ihr verbrannt und verließ hastig das Zelt.

Eine verdutzte Sakura blieb zurück. Kakashi musste einen Alptraum gehabt haben, der ihn verwirrt hatte. Aber… wenn sie es sich recht überlegte, hatte er nicht verwirrt sondern kalt gewirkt auf sie. Warum war er nur manchmal so? Ihre Augen verengten sich und ihre Lippen verzogen sich schmollend.

Mit der Hand fühlte sie unbewusst seinen Schlafsack. Er war warm und feucht. Verwundert blickte sie auf ihre Handfläche. Es war nicht nur Schweiß von einem schlechten Traum. Es waren auch ein paar winzige dunkle Tropfen auf dem Kopfkissen von… „Blut…? Woher? Hatte er etwa Nasenbluten? Hat er deswegen so reagiert?“

Sakura erinnerte sich plötzlich an etwas…

~Sakura war gerade auf dem Weg zu Tsunades Büro, als sie Kotetsu und Izumo im Flur sah. Auch wenn sie die Gesichter der beiden hinter den großen Bücherstapeln nicht sehen konnte, erkannte sie die beiden sofort. Wer sonst durfte für Tsunade so viele Bücher schleppen und plapperte dabei munter über den neuesten Klatsch und Tratsch?

Kotetsu lachte gerade. „…Aoba hat total gejammert. Dabei war es doch nur ein bisschen Blut auf dem neuen Hemd.“

„Dabei sollte er froh sein, dass er es nicht ganz wegschmeißen kann. Ein bisschen kaltes Wasser und das Teil sollte wieder wie neu sein.“

„Stell dir mal vor er hätte so reagiert wie Kakashi…“

„Was meinst du denn damit?“

„Ich hab vom letzten Schwerttraining zwischen ihm und Genma gehört. Und als Genma n’ bisschen geblutet hat, muss Kakashi total ausgerastet sein.“

„Wie ‚ausgerastet’?“

„Na ja, du weißt schon. Total krass halt. Irgendwie ANBU-mäßig.“

„ANBU-mäßig?“

„Aber wer wäre nach einer blutigen Mission nicht ein bisschen empfindlich auf Blut. Oh, hallo Sakura. Einen schönen Tag wünsche ich.“~

Sakuras Miene verdüsterte sich. Diese Szene hatte stattgefunden, als Kakashi bereits auf seine Mission aufgebrochen war. Es war bevor Sakura wenig später ihre Sachen packte und Anko in deren Krankenzimmer besuchte, um zu erfahren, wohin Kakashi aufgebrochen war.

Und eine weitere, um einiges frühere Erinnerung kam ihr plötzlich, die zu dieser passte und ihr diese vergangene Szene erklärte. Sie begriff nun, warum er so reagiert hatte vorhin im Zelt.

~„Hör mal Kakashi“, sie ging den letzten trennenden Schritt auf ihn zu und griff in einer vertrauten Geste nach seinem Arm.

Seine Muskeln spannten sich. „Lass m…!“, brüllte er sie an und riss sich so heftig los, dass ihr ihr eigener Arm ins Gesicht schlug. Sakura taumelte zurück und prallte gegen die Tür. Sie spürte etwas Warmes aus ihrer Nase tropfen und fing überrascht ein paar Blutstropfen mit der Hand auf.

-tropf-

Kakashis Auge weitete sich im Schock, er sah das dunkle Blut, wie es von ihrer bleichen Hand mit dem Regen scheinbar lautlos auf den Boden tropfte und sich dort verlor.

„Ist nicht schlimm.“, rief Sakura schnell, aber Kakashi war im nächsten Moment in der Dunkelheit verschwunden.~

„Was passiert nur mit dir, Kakashi?“, murmelte Sakura beunruhigt. Und noch viel wichtiger: Würde sie es aufhalten können? Alleine lasse ich dich das nicht durchmachen. Wenn es normal ist, dass jemand nach einer blutigen Mission empfindlich auf Blut ist, dann solltest du irgendwann wieder normal sein, Kakashi. Schon allein, weil ich dafür sorgen werde.

Sakura erhob sich entschlossen, streifte ihren Umhang über und verließ ebenfalls das Zelt.

Die frostige Nachtkälte schlug ihr wie eine Wand entgegen, sodass sie eilig den Umhang zuzog. Der Boden war gefroren und knisterte unter ihren Füßen.

Im Nachbarzelt hörte sie Narutos leises Schnarchen, von Koshirou konnte sie nichts entdecken. Der hielt Wache und beobachtete sie wahrscheinlich gerade.

Ihre Sinne schärften sich und im kargen Licht des Viertelmondes konnte sie deutlich Kakashis Fußspuren im gefrorenen Gras ausmachen. Sie beschleunigte ihre Schritte und entdeckte ihn ein paar Meter vor sich zwischen den Fichtenbäumen, wie er vor einem Bach kniete.

„Kakashi?“ Wenigstens war er nicht weggelaufen. Sie hatte dies beinahe befürchtet. Vorsichtig trat Sakura neben ihn. „Geht es dir gut?“

Er blickte sie an. Seine Maske hatte er herabgezogen, um ein im kalten Wasser getränktes Tuch auf die Nase zu halten. Er wirkte bleich und mitgenommen, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, die auf Übermüdung und Erschöpfung hindeuteten.

„Warte, lass mich.“, sagte sie. Behutsam nahm sie seine Hand fort und legte ihre auf sein Gesicht. Es überraschte sie schon beinahe, dass er es einfach geschehen ließ. Grünes Chakra leuchtete auf und sandte wohlige, prickelnde Wellen durch die blutende Nase.

Es dauerte nicht lange, da nahm sie die Hand weg und wischte mit dem Tuch sein Gesicht sauber, bis nichts mehr die blasse Haut verunzierte. Er blickte sie die ganze Zeit über tonlos und unergründlich an. Zu gerne hätte sie erfahren, was ihm im Augenblick durch den Kopf ging. Wie sie ihn so vor sich sah, hatte sie plötzlich das Bedürfnis, ihn in die Arme zu schließen. Kakashi tat ihr leid. Wie vieles musste er erdulden, wie viel Leid erfahren in seinem Leben, und nun kam so vieles hinzu. Koshirou beobachtete ihn mit Adleraugen, Danzou hatte alles Vertrauen in ihn verloren und wollte sich ihm am liebsten entledigen, und so lange lebte Kakashi nun schon selbst in Unsicherheit. Sicher, er war es nicht. Aber die Ungewissheit solange es keine eindeutigen Beweise gab, musste ihn schier um den Verstand bringen. Ji-Kon war ein schwarzer Fleck auf seinem Gewissen.

Sie hätte ihn gerne direkt darauf angesprochen um ihn zu beruhigen. Aber ein Blick in seine ausdruckslosen Augen verriet ihr, dass es hinter seiner eisernen Fassade brodelte. In seiner jetzigen Situation könnte jedes Wort zu etwas ungewolltem führen. Was für ein Albtraum musste das gewesen sein, dass er jemanden wie Kakashi so aufrüttelte? Sie erkannte eine Verletzlichkeit an ihm, die sie zuletzt gespürt hatte, als er ihr in seinem Apartment seine Vergangenheit offen gelegt hatte. „Hattest du in den letzten Tagen schon mal Nasenbluten?“, fragte sie zögerlich, und ertappte sich dabei, wie ihre Fingerspitzen gedankenverloren über seine ungeschützte Wange strichen.

„Nein.“ Er wehrte sich nicht gegen die Berührung. Vielleicht beruhigte ihn der Kontakt sogar.

„Hast du eine Ahnung, woher es kommen könnte?“

„Nein.“ Er schloss die Augen und lehnte sich leicht gegen ihre Bewegung. „Ich weiß es nicht.“

Sie stutzte plötzlich, als sie eine frische Schramme auf seiner Wange entdeckte. Ihre Fingerspitzen tasteten zaghaft darüber.

„Wann ist das passiert? Gerade eben?“

Er nickte desinteressiert. Es interessierte ihn nicht.

„Wie?“

„Ich bin ausgerutscht und hab mir die Wange am Ast einer Fichte aufgekratzt.“

Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Wem willst du das erzählen?! Also, was ist passiert?“

Er seufzte und ließ sich aus der Hocke zum Sitzen nieder. Wenn sie ihren Ärzteton anschlug, fühlte er sich manchmal ihr gegenüber wie ein kleiner Junge. Raidou hatte dies mal als das ‚Hokage-Phänomen’ bezeichnet, aber Sakura konnte dies genauso gut wie die herrische Sannin. Also gab er sich geschlagen und gab die wenig ruhmreiche Geschichte zum besten: „Ich glaube ich hatte ein wenig Kreislaufprobleme und bin deswegen gegen den Baum geschrammt. Mach bitte keinen Aufstand, es ist nur eine Schramme.“

Sakura zögerte. „Du ‚glaubst’ es waren Kreislaufprobleme? Hattest du die in letzter Zeit öfter?“

Kakashi strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, aber sie fielen wieder zurück. „Ja. Shizune sagte, dass würde sich mit der Zeit legen, ich sei nur etwas dehydriert. Ich habe sie ungefähr seit Ji-Kon.“

„Seit dem schon? Du hast mir nie etwas gesagt.“

„Warum auch, es ist unwichtig. Ich muss nur genug trinken. Außerdem wirkt es unmännlich.“ Er kramte in seiner Jonin-Weste ein kleines Döschen hervor. „Shizune hat mir das hier gegeben, es soll mir dagegen helfen, aber ich habe sie bisher noch nicht eingenommen.“

Sakura schaute sich das Döschen an. Darin waren dunkelgrüne, längliche Kapseln, aber es fehlte eine Aufschrift auf dem Glas. „Was sind das für Kapseln?“

Kakashi zuckte die Achseln. „Vielleicht was für post-traumatischen Stress.“ Er grinste.

Sakura runzelte die Stirn über sein offenkundiges Desinteresse darüber, sich mit solchen ‚Kleinigkeiten’ seiner Gesundheit aufzuhalten. „Bist du sicher, dass Shizune sie dir gegeben hat? Sie beschriftet sonst immer alles-“

Er beugte sich dicht vor sie, sodass sie den Oberkörper überrascht ein wenig nach hinten bog. „Und wenn sie sie mir nicht gegeben hat? Aber sie hat sie selbst hergestellt, hat sie gesagt. Dennoch: ich schätze bevor sie sie beschriften konnte, kam ein gewisser Chunin vorbei und alles war vergessen.“ Er schmunzelte wissend.

Einen Augenblick zögerte Sakura. Da sie aber keinen Grund sah, warum Kakashi sie wegen so etwas anschwindeln sollte, beschloss sie, ihm zu glauben. Es gelang ihr nur all zu leicht. Eine verliebte Shizune, die in einem Anflug plötzlicher Tollpatschigkeit vergaß, ihre selbsthergestellten Medikamente zu beschriften weil ein ‚gewisser Chunin’ vorbeikam? „Das sähe ihr ähnlich. Aber du solltest die Medikamente wirklich nehmen, Kakashi. Shizune-Senpai ist eine wirklich hervorragende Ärztin, auch wenn sie in letzter Zeit etwas schnell durcheinander gerät. Sie weiß, wovon sie spricht. Ich möchte nicht noch einmal sehen müssen, wie dir plötzlich die Nase blutet, oder dass dein Kreislauf dich plötzlich inmitten eines Kampfes im Stich lässt.“

Er lächelte, dann entkorkte er das Glasdöschen, ließ eine der Kapseln in seine Hand fallen und schluckte sie übertrieben lautstark. „Zufrieden?“

Ein wenig erbost darüber, dass der Jonin über ihre Besorgnis witzelte, verzog sie brummend das Gesicht. „Ich denke schon. Ich wünschte nur, du würdest die Angelegenheit etwas ernster nehmen. Andrerseits… hast du schon genug andere Probleme, verzeih mit meinen Ton. Ich wünschte, ich wüsste, was mit deinem Gedächtnis los ist.“ Den letzten Satz sprach sie geistesabwesend.

Kakashi lehnte sich wieder zurück und stützte sich auf die Ellebogen, um sie in Ruhe zu betrachten. „Mit meinem Gedächtnis ist alles in Ordnung. Ich weiß wie ich heiße, wo ich wohne, wer ich bin und welche Farbe deine Lieblingssocken haben. Mehr muss ich gar nicht wissen. Es war bestimmt nur ein kleiner Schwächeanfall aufgrund äußerst unmännlicher Kreislaufprobleme. Ein bedauerlicher Imageverlust, aber nichts weiter. Außerdem sind gerade ziemlich viele Ereignisse auf einmal, die können selbst einen so starken und gestandenen Shinobi wie mich schon mal durcheinander bringen. Und wegen Ji-Kon: ich war bewusstlos. Bewusstlos sammelt man keine Erinnerungen. Und es wird schon einen einfachen Grund haben, warum ich nicht mehr weiß, was für meine Bewusstlosigkeit verantwortlich ist.“ Er dachte an seinen verstörenden Traum von Okois und Sakuras Tod. „Also mach dir keine Sorgen.“
 

~Nachdem Kotetsu und Izumo im Büro der Hokage ihre Last abgestellt hatten, waren die beiden ziemlich schnell verduftet, um nicht in weitere Aufträge eingespannt zu werden.

Sakura wartete allein im Büro, Tsunade war noch nicht da.

Seufzend ließ sie ihren Blick schweifen. Da streifte er eine der Unterlagen auf Tsunades Schreibtisch. Es war das Wort ‚Kakashi’, was sie aufmerksam machte.

Nervosität kam in ihr auf und langsam streckte sie die Hand nach dem Dokument…

Eine andere Hand packte ihre in einem eisenharten Griff und hielt sie davon ab. „Dieses Dokument würde ich an deiner Stelle nicht berühren.“

Sakura fuhr ertappt zusammen, als Shizune neben ihr stand.

„Puh“, seufzte Shizune, „das ging noch mal gut.“

Die beiden ANBUs, die den Raum überwachten von ihrem Versteck über der Zimmerdecke aus, entspannten sich wieder und ließen ihre Schwerter zurück in die Scheiden gleiten.

Sakura blinzelte. Sie hatte von all dem nichts mit bekommen, spürte aber, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Shizune-Sempai… Was ist denn los?“

„Oh, nichts besonderes.“, versuchte Shizune leichthin abzuwinken.

„Ich… Wieso liegen hier wichtige Dokumente herum?“

„Oh, das ist nicht weiter wichtig, war nur so eine Idee von mir.“

„Eine Idee?!“, hakte Sakura verständnislos nach.

„Oh, schon zu viel gesagt.“

„Eine Idee wozu?“

„Ist nur ein Spiel, weißt du, ich versuche so, Tsunade-sama zum Arbeiten zu bringen…“

Sakuras Augen wurden schmal. „Unsinn. Das Ganze hier wirkt eher auf mich, als würdest du… na ja, ich kann mich auch irren.“

Innerlich seufzte Shizune. ‚Gut, sie hat nichts gemerkt. Sie soll bloß nicht erraten, dass das hier eine der vielen Fallen ist, den Spion in Konoha zu entlarven.’ „Was machst du hier, Sakura?“

„Ich wollte eigentlich zu Tsunade-„

„Die ist nicht hier, eine Besprechung mit dem Rat der Ältesten und Danzou ist ihr dazwischen gekommen.“

„Oh. Dann… hab ich eine andere Sache.“

„Was denn?“

„Shizune, weißt du ob Kakashi früher schon einmal Gedächtnisprobleme hatte?“

„Du fragst das wegen der Sache mit Ji-Kon, oder?“

„Ja.“

„Tja… Also… Nicht, dass ich wüsste.“
 

Es war noch etwas später, als Sakura sich in Konohas Krankenhaus ins Archiv schlich. Überrascht entdeckte sie jemand anderen vor den Regalen. „Shizune-Sempai, was machst du hier?“

Shizune erschrak zutiefst. „Oh, Sakura.“ Dann streckte sie ertappt die Zunge raus. „Du hast mich auf eine Idee gebracht. Ich suche Kakashis Krankenakte.“

Sakura ging zielstrebig auf ein Ende der Regalreihen zu. „Sie sind alphabetisch geordnet. Wenn, dann muss sie hier drüben sein.“

Shizune kam zu ihr herüber. „Klar. Sie an, hier haben wir sie ja.“

Sakura überflog die letzten Einträge. „Hier… Hier ist Ji-Kon… Hmmm… Vorher scheint mir nichts Ungewöhnliches… Oh, er war tatsächlich ein paar Wochen vor Ji-Kon zum letzten Mal in Oto… Stimmt ja, er berichtete ja, dass er dort Sasuke gesehen hat. Ich wüsste zu gerne,…“

Shizune war ganz rot, als sie plötzlich eine Akte hinter ihrem Rücken herzauberte. „Hier sind seine letzten Missionsberichte.“

Sakura machte große Augen. Ihr Sempai hatte ja wirklich einiges illegal gemopst… Dann lächelte sie allerdings, denn Shizune gab sich wirklich große Mühe wegen Kakashi. Sie bekam ein ganz neues Bild von Tsunades rechter Hand. „Danke.“, sagte Sakura ehrlich.

Wieder blätterte sie schnell die Berichte durch.

„Dir ist klar, dass du das für dich behältst, ja? Wenn Tsunade oder sonst wer das rausfindet, dass ich einfach so hier Dokumente an dich weiter reiche, während alle nach dem Spion suchen…“

„Danke, Shizune-Sempai. Natürlich behalte ich es für mich.“

„Ah, ich hab schon wieder zu viel gesagt. Dann mach schnell, bevor Iruka was merkt. Die Mappe hab ich hinter seinem Rücken ausgeliehen.“

Eilig überfolgen Sakuras Augen den spärlichen Bericht aus Ji-Kon, den Kakashi vom Krankenbett aus verfasst hatte. Dann blätterte sie zurück, zu Kakashis vorheriger Mission. Hier war der Bericht weitaus ausführlicher und ohne Lücken. „Er hat in Oto Sasuke getroffen… Ja, davon hatte er mir erzählt. Also… Sasuke war mit einer kleinen Gesandtschaft unterwegs. Sie hatte ein Paket dabei, wahrscheinlich ein Geschenk, dass auf nem schicken roten Kissen mit Verzierungen… Die Verzierung sind zwei Elfenbeinschlangen, die sich einander in den Schwanz beißen…“

„Wie sinnbildlich und dabei irgendwie dreist offensichtlich. Das passt zu Orochimaru.“~

Sakura blinzelte. Sie hatte viele Erinnerungen aus den letzten Tagen und Wochen, die vielleicht irgendeinen wichtigen Hinweis geben könnten, vielleicht aber auch nicht. Es viel schwer, unwichtiges von wichtigem zu trennen.

Kakashi erhob sich. „Ich denke ich lege mich wieder hin. Das solltest du auch tun, du hast die nächste Wache.“

„Nein, ich bleibe gleich wach.“, sagte Sakura geistesabwesend. Ihre Hände zitterten plötzlich vor Aufregung. Die Erinnerungen boten wertvolle Informationen, da war sie sich sicher. Nur wusste sie noch nicht, was.

Kakashi hob eine Braue, zuckte aber dann mit den Achseln, fuhr ihr noch einmal kurz über den Scheitel und ging ins Lager zurück.

Sakuras Verstand arbeitete fieberhaft. Wieso war ihr es damals nicht schon aufgefallen? Ein Geschenk, dass auf einem roten Kissen lag, das mit zwei Elfenbeinschlangen verziert war, die einander in den Schwanz bissen… Sie hatte dieses Kissen schon gesehen. Und sie hatte auch das entpackte Geschenk darauf gesehen… Auf dem Empfang des neuen und jungen Feudalherren des Feuerlandes. Sasuke war also damals auf dem Weg zum Feudalherren gewesen um ihm dieses Geschenk von Orochimaru zu überreichen! Sie waren im Feuerland gewesen und hatten es dort überbracht…

Sakura wandte sich ruckhaft zu Kakashi um. Hatte Kakashi dieses Kissen ebenfalls bemerkt? Es hatte im großen Empfangssaal gelegen unter einem –für ihren Geschmack- hässlichen Kunstgegenstand, der bestimmt sehr wertvoll war. Das war Orochimarus Geschenk. Und der Feudalherr hatte die Dreistigkeit besessen, es für alle Augen sichtbar zu präsentieren. Ob Kakashi es ebenfalls gemerkt hatte? Aber der war eigentlich die ganze Zeit auf der Terrasse gewesen und hatte sich vom Trubel des Empfanges fern gehalten. Wahrscheinlich also nicht. Aber was brachte ihr diese Information über das Kissen?

Sie seufzte. Sackgasse. Aber schnell kam der alte Biss wieder in ihr hoch.

Sakura erhob sich und holte Kakashi ein. Sie war plötzlich wild entschlossen, noch weitere Informationen zu sammeln. Sie hatte das Gefühl, die kalte Mondnacht würde ihrem Verstand ungeahnte Höchstleistungen ermöglichen. Sie war ganz aufgeregt. „Sag mal, Kakashi? Was hast du eigentlich gemacht, als die Sache mit Anko passiert ist in Konoha?“

Der schwarzgekleidete, hochgewachsene Jounin blieb stehen und blinzelte Sakura erstaunt an. „Wie kommst du so plötzlich darauf? Hast du etwa doch Zweifel an mir?“, fragte er unwohl.

„Nein.“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich sammle nur ein paar Fakten. Du weißt schon, damit ich Koshirou einen lückenlosen Fall präsentieren kann. Ich bin gerade dabei, wild einige Schlussfolgerungen zu tätigen“

Er wirkte immer noch nicht zufrieden, lächelte aber dünn über den Enthusiasmus, der in ihren Augen loderte. Nachdenklich sprach er seine folgenden Worte, als überlege er mit ihr. „Ich weiß nicht, wann genau das mit Anko passiert ist, aber ich vermute mal, dass ich währenddessen auf dem Weg zum Krankenhaus war, um dich abzuholen. Bin nach meiner letzten ärztlichen Untersuchung von Shizune erst nach Hause duschen, und dann zu dir. Zusammen haben wir dann Anko gefunden.“

„Dann müsstest du schon durch halb Konoha geflogen sein, deine Wohnung liegt in anderer Richtung als der Hauptturm, und Anko kann noch nicht lange bewusstlos im Wasser getrieben sein!“, sagte sie triumphierend. „Shizune ist pünktlich wie die Maurer. Wenn du also danach, nach ihrer Untersuchung, nach Hause gegangen und anschließend erst zu mir gekommen bist… Du warst es nicht. So schnell bist nicht einmal du. Halb Konoha liegt dazwischen. Kann dich das etwas beruhigen?“

Kakashi schenkte ihr ein vergnügtes Lächeln. Diese Rechnung hatte er auch schon getätigt, aber es tat gut, dass jemand anderes zum gleichen Ergebnis gelangte.

„Anko sagte, sie war im Missionsbüro. Aber wir haben sie in einem der Flüsse gefunden…“, grübelte Sakura weiter, um den Schuldigen zu finden.

„Woran denkst du also?“

„Ich denke, dass sie dem Spion den Shizune sucht, in die Hände gefallen ist. Vielleicht hat sie ihn entdeckt, aber…“

„Aber?“

„Aber ich habe die Vermutung, dass es… dass es vielleicht mehr als eine Person war. Immerhin ist Anko Spezial-Jonin und kann demnach gut auf sich aufpassen. Der Vorfall fand zudem mitten in Konoha statt. Wenn also jemand von ihrer Stärke in einen Kampf verwickelt wird, der sich von Missionsbüro nach draußen hin verlagert, ohne dass diese Kampfhandlungen jemandem auffallen, muss alles sehr schnell und kurz gewesen sein. Ich glaube, sie war bei ihrer Flucht auf dem Weg ins Krankenhaus, sie wollte so schnell wie möglich das, was sie herausgefunden hatte an Tsunade weitergeben und die befand sich nun einmal noch im Krankenhaus, nachdem dort ja eine Besprechung stattgefunden hat. Deswegen war Anko auf dem Fluss getrieben. Er führt zum Krankenhaus, wenn man aus Richtung Hauptturm kommt. Ich glaube, dass Anko es mit mehr als einem Gegner zu tun hatte.“

Kakashi legte den Kopf schräg. Ungewollt lief ihm ein Schauer über den Rücken. „Du weißt, was du da für Anschuldigungen aussprichst? Du behauptest, dass mehr als eine Person aus Konohas inneren Kreisen für Orochimaru arbeitet. Dass es in Konohas engsten Kreisen mehrere Verräter gibt. Das sind schwere Anschuldigungen.

Aber vergiss nicht, dass ein starker Gegner allein durch einen Überraschungseffekt oder einfach ein gutes Jutsu ausgeschaltet werden kann. Vielleicht war Anko durch eine solche Überraschung bereits verletzt und kampfunfähig, als sie aus dem Missionsbüro nach draußen floh.“

Sakura verzog die Lippen. Kakashis logische Worte ließen ein paar unangenehme Bilder einer verletzten Anko vor ihrem Geist auftauchen, wie sie mit gebrochenem Bein unbeholfen aus dem Fenster stürzte um vor ihren Verfolgern zu fliehen und die Hokage zu erreichen... Sakura schüttelte die Bilder ab und grübelte. Aber sie fühlte sich plötzlich gebremst und schalt sich, so voreilig ihre Ideen fließen gelassen zu haben. Kakashi hatte recht. Es gab so viele Möglichkeiten. Aber wenigstens konnte sie sicher sein, dass Kakashi auf keinen Fall an Ankos Zustand beteiligt gewesen sein konnte. Sein Appartement lag am Randbezirk Konohas, und bevor man von dort aus den Hokageturm erreichte, musste man einen weiten Weg zum Krankenhaus zurücklegen. Der Hokageturm lag weiter dahinter. Nein. Nicht einmal wenn er gezaubert hätte, hätte er in der kurzen Zeit im Hokageturm sein können um Anko zu vermöbeln. In diesem Fall war quasi Shizune ganz nebenbei sein Zeuge und Alibi. Sakura lächelte. Wenigstens für diesen Part des großen Puzzles konnte sie Koshirou schon einmal eine hieb und stichfeste und vor allem logische Beweisführung bieten.

„Es ist nicht möglich, aus der Ferne Investigationen zu betreiben, Sakura. Du solltest dich auf das Kommende konzentrieren.“, erklang Kakashis Stimme und riss sie aus den Gedanken.

Sie senkte schnaubend den Kopf. „Ich habe aber das Gefühl… Ich habe… Also ob ich es wissen müsste, als ob ich bereits einige Puzzleteile kenne, sie nur noch nicht richtig zusammengefügt habe.“

Mir scheint eher, du läufst Gefahr, den Überblick zu verlieren, dachte sich Kakashi besorgt. Entschloss sich aber, dies nicht auszusprechen. Lieber wollte er sie beruhigen. „Shizune und Ibiki sind ein starkes Team – Ibiki ist berühmt für seine Intelligenz und Kombinationsgabe, und Shizune ist zuverlässig und gründlich. Überlass ihnen das ruhig.“

Sakura seufzte. „Ja, ja, schon gut. Aber sie sind nicht hier. Also werde ich sie hier einfach vertreten, wenn der Herr gestattet.“

Da lächelte er und legte eine Hand dankbar auf ihre schmale Schulter. Er fand es rührend, mit welcher Inbrunst sie sich bemühte, ihn zu beruhigen indem sie ihm Beweise lieferte. Er selbst hatte sich schon so lange den Kopf über die Angelegenheit in Ji-Kon zerbrochen, dass er fürchtete, am Ende den Verstand darüber zu verlieren. Schließlich hatte er mit einem mulmigen Gefühl die Überlegungen darüber hinten angestellt. Aber er hoffte inständig, sie möge einen Weg finden, ihn aus dieser dunklen Ungewissheit zu befreien und ihm endlich die Gewissheit darüber zu geben, wovon Sakura, Shizune, Tsunade, Naruto, Ibiki, Genma und viele andere so klar überzeugt waren: von seiner Unschuld.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, hob Sakura ihr Kinn und ließ ihre Wange an seinem Oberarm ruhen. Der Stoff des dunklen Pullis war kühl. „Wir stehen es gemeinsam durch. Ich werde nicht mehr von deiner Seite weichen bis ich dich auch überzeugt habe, dass dies alles eine Falle für dich war. Ein fein gesponnenes Komplott, um dir dies alles anzuhaften. Ich werde nicht mehr gehen, ich bleibe bis zum Schluss.“

Kakashi lächelte und drückte sie mit einer Hand an ihrem Hinterkopf an sich.

Nur blieb für ihn weiterhin die leise, nagende Stimme in seinem Unterbewusstsein, die sich vehement regte und ihm ins Gedächtnis rief, dass er erst dann Gewissheit haben konnte, wenn wusste, warum er überhaupt erst sein Gedächtnis verloren hatte.
 

~Ende Kapitel 20~
 


 

Featback ist wie immer erwünscht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  hide_85
2010-06-19T07:54:38+00:00 19.06.2010 09:54
ich liebe kakasaku momente...
Von: abgemeldet
2010-05-28T17:09:03+00:00 28.05.2010 19:09
Death Note á la Beluga? ;) Sakura Holmes? Nicht immer erschloss sich mit der Sinn der Flashbacks, aber so wie glaube dich zu kennen, wirst du deine Gründe haben, ausgerechnet diese hier einzubauen. Ich habe sie sehr genau gelesen. Du baust dein Finale langsam und gründlich auf. Ich hoffe allerdings, dass es auf diese Weise nicht verwirrend wirkt auf manche Leser. Dein Plot ist schließlich sehr... dicht.
Kakashi tat mir auch etwas Leid in diesem Kapitel, da ging ich mit Sakura konform. Ich traue dir allerdings nicht, ob er es nun war oder nicht...
Von:  Vas
2010-05-26T14:04:45+00:00 26.05.2010 16:04
Es ist mir doch glatt entgangen das ein
neues Kapitel on ist TT-TT
Zum Glück hast du es mir geschrieben.
Danke, danke, danke^^
So und nun zum Kapitel:
Mein Gott war das toll. Bin total gespannt
auf die Auflösung aller Fragen^^
lg Hachi
Von:  fahnm
2010-05-23T01:14:54+00:00 23.05.2010 03:14
Langsam wird es Spannend.
Bin mal gespannt wer der Spion ist.
Freue mich schon aufs nächste kapi.

mfg
fahnm
Von:  shinigamiix3
2010-05-22T23:20:29+00:00 23.05.2010 01:20
ein neues kapi *freu*
bin schon gespannt ob sakura das
rätseL um den spion/die spione lösen
kann und wir endLich erfahren wer das
jetzt wirkLich mit ji-kon war

greetz.x)


Zurück