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Der schwarze Schatten der Seele

von

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Asche und Staub

25. Juni 1998 (London)

Als er um die Ecke trat, hinter der die Muggelfahrzeuge parkten, wurde er von den Scheinwerfern der Autos schier geblendet. Geschockt hielt er sich die gesunde Hand vor die Augen, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte.

Schnelle Schritte hasteten auf ihn zu und als er den Blick endlich hob, sah er sich von mehreren Muggeln in orangefarbenen Warnjacken mit der Aufschrift Sanitäter umzingelt. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Er hatte sich daran gewöhnt, das Lianne nah bei ihm war, ja er genoss ihre Nähe, die er in letzter Zeit viel zu selten hatte, sogar, doch seine Erziehung hatte er nicht vergessen und so bereitete ihm die nichtmagische Bevölkerung ein gewisses Unbehagen. Vor allem, wenn er sich ihnen unterlegen fühlte und das kam nun weiß Merlin nicht oft vor.

„Sind Sie verletzt? Und können Sie uns vielleicht sagen, was hier stattgefunden hat?“, fragte der Muggel vor ihm, auf dessen Jacke das Wort Notarzt prangte. Er musste der Befehlshaber der kleinen Gruppe sein, schlussfolgerte er. Doch er schüttelte nur missmutig den Kopf.

„Ich war bis vor kurzem ohnmächtig. Meine Hand ist gebrochen, aber das ist nicht so schlimm. Dort drüben“, er wies mit dem gesunden Arm in die Richtung, aus der er gekommen war, „liegt eine schwer verletzte Frau. Ihr Geliebter ist bei ihr und nicht in der besten seelischen Verfassung. Ob es noch mehr Überlebende gibt, weiß ich nicht.“

Der Notarzt schien mit seiner Antwort zufrieden zu sein und gab einem der Umstehenden einen knappen Befehl und ging dann zu einem der Fahrzeuge davon. Die anderen Muggel folgten ihm, bis auf einen. Es war ein Mann Mitte zwanzig mit kurzem blonden Haar, der sich nun freundlich an ihn wandte. „Kommen Sie. Ich werde mir ihre Verletzungen genauer ansehen.“

Bereitwillig folgte er dem Mann. Müde und halb belustigt dachte er, dass es im letzten Jahr immer Blondschöpfe gewesen waren, die ihn verarztet hatten. Sehnsüchtig schweiften seine Gedanken zu Lianne. Was hätte er dafür gegeben, jetzt in ihrem weichen Federbett zu liegen, statt auf einer harten Pritsche Platz zu nehmen und sich von einem Muggel auf Herz und Nieren durchprüfen lassen zu müssen. Doch im Prinzip war ihm das mittlerweile auch egal. Ihm war alles egal. Erst jetzt hatte sich die Müdigkeit in seinen Knochen bemerkbar gemacht. Seine Gliedmaßen waren bleischwer. Das Pfeifen in seinen Ohren war abgeschwollen, worüber er äußerst froh war, denn dauerhaft wollte er damit sicher nicht leben, doch dafür trat das protestierende Pochen in seinem Kopf in den Vordergrund. Er versuchte es zu ignorieren und sehnte sich in sein Bett...

Den erschrockenen Aufschrei des Sanitäters, als er seitlich weg sackte, hörte er schon gar nicht mehr. Zu verlockend war die Welt des Schlafes.
 

„Moment! Gesetzt den Fall, du bist wirklich Harry James Potter ... Seit wann hast du einen Halbbruder?“

„Seit seiner Geburt.“, erwiderte Harry und bleckte dabei die Zähne.

Hermine zuckte unter seiner Antwort zusammen. Dem Schwarzhaarigen war deutlich anzusehen, dass er eigentlich nicht vorgehabt hatte, Darius entkommen zu lassen. Doch nun war er fort und Harry schien seine Wut an jemand anderem auslassen zu müssen. Das das ausgerechnet sie sein sollte, gefiel ihr gar nicht.

„Wie ist es ihm eigentlich gelungen, deinen Platz einzunehmen?“, fragte Ron neben ihr. Er starrte immer noch auf die Stelle, wo Darius appariert war.

Harry zuckte missgelaunt mit den Achseln. „Die Dursleys haben mich zu ihrem Campingurlaub mitgeschleift. In einem günstigen Moment hat er zugeschlagen, sich meiner Erinnerungen bemächtigt, mich anschließend unschädlich gemacht und dann meinen Platz eingenommen. Im Nachhinein frage ich mich, warum die Dursleys es nicht bemerkt haben. Aber vielleicht hatten sie auch einfach zu viel Schiss vor ihm. Er war damals schon alt genug, um Zaubern zu dürfen. Das hat er sie vermutlich spüren lassen. Haben mir die Dursleys jedenfalls erzählt, als ich ihnen einen kleinen Besuch abgestattet habe.“

Ron grinste schief. „Ich wette, sie waren von dir begeistert.“

Harry nickte zur Bestätigung grimmig.

Eine Weile schwiegen sie alle vier. Ginny hatte sich auf den Boden gesetzt und die Arme um die Knie geschlungen. Nach und nach hatten sich auch die anderen gesetzt, Harry zu der Rothaarigen. Doch sie schien mit dieser Situation nicht sonderlich glücklich zu sein und warf ihm immer wieder skeptische Blicke zu.

„Du musst doch erfahren haben, dass Darius ...“

„Nenn diesen Bastard nicht bei seinem Namen!“, knurrte der Schwarzhaarige Hermine an, doch seine Stimme war kraftlos.

„Ich nenne die Dinge beim Namen, Harry. Das hast du mir schließlich beigebracht.“, tadelte sie ihn. Er schien die Worte überhören zu wollen, weshalb sie ungerührt fort fuhr. „Also? Weshalb hast du nichts unternommen, als du erfahren hast, das Darius deinen Platz eingenommen hat? Ich bin mir sicher, das du es erfahren hast.“

Erneut knurrte Harry leise, denn natürlich hatte er von Darius' falschem Spiel gewusst.

„Weil es dem werten Herren nur recht kam, das wir ihm nicht am Rockzipfel hingen. So konnte er sich seelenruhig auf die Suche nach den Horkurxen machen, ohne das wir ihm auf die Nerven gehen konnten.“, zischte Ginny.

Für einen Moment fragte sich Hermine, woher ihre Freundin das wusste. Doch dann wurde ihr schlagartig bewusst, das Darius sie - freiwillig oder nicht - eingeweiht haben musste. Daher hatte sie auch gewusst, dass es einen Angriff auf die Ordensversammlung geben sollte. Vermutlich hatte er sie zurückhalten wollen, dort hin zu gehen, und ihr deshalb erklärt, was geschehen würde. Doch sein Plan war nach hinten losgegangen, da Ginny ihre Familie hatte retten wollen.

Nach und nach setzte sich das Puzzle zusammen und Hermine fragte sich, wie viel das Mädchen in Wirklichkeit wusste.

„Das ist nicht wahr.“, murmelte Harry nach einer Weile, in der er die Rothaarige durchgehend gemustert hatte.

Ginny lachte nur trocken und warf ihm einen giftigen Blick zu. „Komm schon, du hast die Freiheit doch genossen! Wieso sonst hast du dich nicht blicken lassen und uns gesagt, dass der Junge, der mit uns an einem Tisch saß, nicht der war, für den wir ihn gehalten haben? Weil du Angst hattest, dass du dich dann nicht mehr verdrücken können würdest, um deinen Alleingang durchzuziehen! Komm schon, gib es doch zu. Wir waren dir lästig!“

„Du scheinst es ja gewusst zu haben.“, erwiderte Harry zornig.

Ginny, die sich sicher sein konnte, den wunden Punkt getroffen zu haben, stemmte die Arme in die Hüfte.

„Lenk nicht ab! Oder bist du im letzten Jahr zu feige geworden, um zu deinen Taten zu stehen?“

„Das bin ich nicht!“

„Ah nein? Da ist also nichts dran? Und wieso benimmst du dich dann nicht so, als wenn an meinen Worten nichts dran wäre? Gib es doch zu! Ich habe Recht!“

Das Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich zu einer ehrlich zerknirschten Grimasse. Unter der geballten Macht der Weasleyargumente, die ihn schon bei Mrs Weasley immer in die Knie gezwungen hatten, und die auch bei ihrer Tochter wirkten, musste er einfach nachgeben. „Du hast ja Recht. Aber ich habe euch nicht in dem Unglauben gelassen, weil ihr mir lästig gewesen wärt. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich furchtbar um euch gesorgt. Vorallem nach dir.“ Er schenkte Ginny ein zaghaftes Lächeln. „Ich wollte euch nur nicht in Gefahr bringen, die die Suche nach den Horkruxen mit sich gebracht hätte. Ich dachte, ihr seid zumindest kurzfristig unter diesem Bastard sicherer. Ich wusste ja, auf wessen Seite er stand und ich konnte mir auch zusammenreimen, wie sein Auftrag lautete. Aber ich war mir aus diesen Gründen auch sicher, dass er sich nicht mit euch auf die Suche nach den Hokruxen machen würde.“

„Und genau in diesen beiden Punkten hast du falsch gedacht. Wir waren nicht sicher. Er war derjenige, der den Orden heute Nacht verraten hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er das von langer Hand geplant hat. Er wollte uns in den Tod stürzen, zumindest hat er es kaltblütig in Kauf genommen. Und er hat sich mit uns auf die Suche nach den Horkruxen gemacht. Vermutlich waren es nicht die echten. Und ich jetzt frage ich mich ernsthaft, wie er geschafft hat, das zu inszenieren.“

„Ich glaube nicht, dass er das alles nur inszeniert hat, Hermine. Ich denke, wir haben Slytherins Medaillon und Helga Hufflepuffs Becher wirklich zerstört. Ich meine, ich war diejenige, die den Heiltrank über das Medaillon gekippt hat, oder? Und ich bin mir auch sicher, dass es wirklich der Geist der Helga Hufflepuff war, den ich auf den Becher schleuderte. Ich meine, Darius ist neunzehn. Seine Noten in Durmstrang waren gut, aber nicht überragend. Er ist intelligent, aber ihm fehlt die Macht, um soetwas zu inszenieren. Den Gedanken-kopier-Zauber hatte er von Voldemort. Ansonsten beherrscht er nicht mehr, als wir.“, flüsterte Ginny leise. Immer wieder sah sie zwischen Ron, Hermine und Harry hin und her. „Ich denke auch nicht, dass er gewollt hat, dass wir bei dem Angriff auf den Orden sterben. Darum hat er sich ja mit mir versteckt. Er hatte gehofft, ihr würdet nicht zu dem Treffen gehen, weil wir vier nicht vollständig gewesen wären, und uns stattdessen lieber suchen. Und in dem Punkt hat er sich geirrt.“

„Genauso, wie wir uns in dir geirrt haben. Du hast ihn die ganze Zeit gedeckt.“

Ginny nickte. „Ja. Ich habe meine Gründe, warum ich es getan habe. Verzeiht, dass ich sie euch nicht nennen darf, aber ich habe es versprochen. Es tut mir Leid, dass wir euch nicht eingeweiht haben. Es erschien uns am Sichersten.“ Sie verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. „Ein fataler Irrtum. Es war von mir vermutlich auch ziemlich töricht zu glauben, dass ich ihn dazu umstimmen könnte, von seinem Auftrag abzulassen. Aber irgendwo glaube ich immer noch, dass er auf unserer Seite steht.“

„Papperlapapp. Mach dich nicht lächerlich.“, murmelte Harry. Er schien zu kraftlos zu sein, um noch wirklich wütend sein zu können.

„Ich mache mich nicht lächerlich. Darius ist Wachs in meinen Händen. Die Trennung von mir wird ihm mehr weh tun, als jeder Cruciatus-Fluch.“

„Und das sagst du ...“

Ginny grinste zufrieden. „Du hast den fünften Horkrux zerstört, nicht wahr, Harry? Schau mich nicht so an, Darius hat es mir erzählt. Er hat mir auch erzählt, dass ihr euch zufällig in Borgin und Burkes getroffen habt, als du das Lager verwüstet und schließlich mit den Informationen zum letzten Horkrux auf und davon bist. Das heißt, das nur noch Nagini übrig ist, Voldemorts Lieblingsschlange. Und die befindet sich in seinem Hauptquartier. Bis Juli hat er Riddle Manor, das Haus seines Vaters, als dieses benutzt. Doch dann floh Draco Malfoy, dessen Eltern er bereits hatte umbringen lassen, und nahm das Geheimnis über das Versteck mit sich. Voldemort musste damit rechnen, das Draco sich nun, nachdem er von seiner Seite keine Unterstützung mehr zu erwarten hatte, in die Hände des Ordens begeben und ihnen jede Information, die er hatte, geben würde, um sich ihrer Gnade zu sichern. Wie du vielleicht weißt, erhielt der Orden tatsächlich diese Information, auch wenn Malfoy sich nie hat blicken lassen. Doch obwohl sie das Haus auf den Kopf stellten, fanden sie ein verlassenes Anwesen vor, das nicht einmal mehr daran erinnern ließ, das dort jemand dauerhaft gelebt haben könnte. Daraufhin wandte sich der Orden wieder anderen Hinweisen zu. Was keiner der werten Leute wusste, war, dass sie durchaus am richtigen Ort gesucht hatten. - Nein, unterbrich mich nicht, ich bin gleich fertig. - Doch es ist nun mal so, dass man meist nichts finden kann, von dem man nicht weiß, dass es überhaupt existiert. Ich denke, der Raum der Wünsche in Hogwarts hat ihn inspiriert. Kurzum, es gibt ein Passwort, dass in Riddle Manor den Weg zu einer Zwischendimension öffnet. Man muss es in den zerbrochenen Spiegel im alten Schlafzimmer des Hausmädchens Susanna Hill, die übrigens eine Squib war, flüstern.“, schloss die Rothaarige triumphierend, belustigt von den fassungslosen Blicken, die ihr Freunde ihre zu warfen.

„Und du weißt nicht zufällig, wie dieses Passwort lautet?!“

Ginny lächelte erneut. „Doch. Aber ich werde es dir nicht nennen. Diesmal, Harry James Potter, machst du keinen Alleingang.“

Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch anders und schloss ihn wieder. Ron starrte nur völlig verblüfft seine Schwester an. Vielleicht hatte er immer noch nicht ganz verstanden, woher seine Schwester all das wusste.

So versanken sie in ein tiefes Schweigen, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.

Erst, als die Schritte, die auf sie zu kamen, schon ganz nah waren, bemerkte der erste sie. Ruckartig sah Harry auf. Als Hermine seinem Blick mit dem ihren folgte, wurde sie von dem hellen Schein einer Taschenlampe geblendet.

„Kinder? Was macht ihr hier?“

Hermine blinzelte, nicht nur wegen dem gleißenden Licht. Als der Mann, der gefragt hatte, erkannte, das er sie blendete, senkte er seine Hand mit der Lampe. Erleichtert rieb sie sich die Augen. Nun, da sie wieder sehen konnte, musterte sie ihn neugierig. Er trug orange Kleidung und an seiner Brusttasche war ein Schildchen mit der Aufschrift Sanitäter und seinem Namen darunter gepinnt. Ein Muggel, wurde ihr klar. Hinter ihm standen zwei weitere Personen in der gleichen Kleidung.

„Auf Hilfe warten.“, lächelte Ginny und erhob sich.

Der Mann musterte sie skeptisch, doch ihr verdreckter und verletzter Anblick blies seine Zweifel beiseite. Er nickte knapp. „Wie habt ihr das nur überlebt? Wir haben bis jetzt nur Tote gefunden.“, fragte er und klang etwas freundlicher, als noch zuvor.

„Ron und ich“, Hermine, die zu einer Erklärung angesetzt hatte, wies auf Ron, „waren weiter am Rand, als die Lagerhalle explodiert ist. Darum haben wir wohl nicht die volle Wucht abbekommen. Als wir wieder zu uns kamen, haben wir versucht, andere Überlebenden zu finden. Ginny und Harry ist es genauso ergangen. Wir haben uns hier getroffen und waren überglücklich darüber. Doch gleichzeitig glaubten wir nicht, das wir noch andere Überlebenden finden würden, weil alle, an denen wir vorbei gekommen waren ...

Darum blieben wir hier und haben gewartet.“ In ihr stieg wieder die Erinnerung an das Bein der Frau auf. Sie rang das Bild verzweifelt nieder, ebenso den Brechreiz, der in ihrer Kehle aufstieg.

Ron war ebenfalls aufgestanden und da auch Harry sich nun wieder in die Senkrechte begab, gesellte sie sich dazu.

Der Muggel schien erleichtert zu sein, das es ihnen so weit gut ging. Er bat die vier Jugendlichen (in der Muggelwelt waren sie das schließlich noch) ihm zu folgen. So liefen sie schweigend hinter dem großen, braunhaarigen Mann her. So erleichtert Hermine war, dass sie endlich Hilfe bekamen, so verlassen fühlte sie sich auch, obwohl ihre Freunde neben ihr her gingen. Der kurze Moment, in dem sie alle so von dem Gespräch gefesselt waren, das sie nicht an das Leid um sich herum hatte denken müssen, war vorüber.

Während der Staubregen sich endlich gelegt hatte, war die Morgendämmerung hereingebrochen. Ein dünnes, blassrosafarbenes Band zog sich im Osten über die Londoner Skyline und wurde mit jedem Augenblick etwas kräftiger. Hermine konnte nicht anders, sie musste einfach ein wenig Hoffnung schöpfen.

Plötzlich blieb Ginny stehen. Sie war schon blass gewesen, als sie auf die Rothaarige getroffen waren, doch jetzt erschien sie im Licht der Muggellampen kreideweiß. Ron wollte ihr gerade die Hand auf die Schulter legen, als das Mädchen vorstürzte und vor ein einem dunklen Schatten auf die Knie ging. Bei näherem Hinsehen konnte Hermine einen menschlichen Körper ausmachen.

„Das ist Mum!“

Ginnys Stimme klang schrill, unwirklich, panisch. Hektisch sah sie über ihre Schulter zu ihrem Bruder, doch im selbem Moment wieder zurück, als wenn sie nicht wusste, was wichtiger war. „Das ist Mum! Mum!“

Bevor jemand ihn aufhalten konnte, war Ron bei seiner Schwester und starrte ebenso entsetzt auf den Körper am Boden. In diesem Moment war er so bleich wie seine Schwester. Auch einer der Muggel hatte sich dazugekniet und überprüfte routiniert die Lebensfunktionen.

Die Blicke der Anwesenden ruhten auf ihm, als entschied er über Leben und Tod. Er sah kurz auf und suchte die Blicke seiner Kollegen, als sei er nicht sicher, ob er das richtige tat, doch schließlich schüttelte er niedergeschlagen den Kopf.

Hätte Harry nicht geahnt, was kommen würde, und hätte nicht seine Arme um Ginny geschlungen, sie hätte sich vermutlich auf den Muggel gestürzt. „Nein!“

„Ginny ...“

„NEIN!“

„Ginny ...“

„NEIN!!!“

„Du kannst nichts tun, Ginny.“, murmelte er leise und drückte sie trotz ihrer heftigen Gegenwehr an sich. Einen Moment später erstarrte sie und brach unter starkem Schluchzen in Tränen aus. Er lockerte seinen Griff nicht, sprach aber beruhigend auf sie ein.

Ron reagierte nicht wie seine Schwester. Er schien vor Schock wie versteinert. Nur sein Mund öffnete und schloss sich wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Stumm liefen Hermine die Tränen über die Wangen. Sie hatte die gutmütige Frau gemocht, fast wie eine Mutter. Sie jetzt tot am Boden liegen zu sehen, schnürte ihr die Kehle zu. Körperlich schien sie nicht einmal verletzt zu sein. Doch ihre Augen waren weit aufgerissen und leer. Hermine wusste, welcher Zauber dafür verantwortlich war, doch das machte die Situation nicht besser. Der Gedanke, dass Mrs Weasley wahrscheinlich nicht das einzige Opfer innerhalb der Familie bleiben würde, ließ ihr schwarz vor Augen werden. Sie taumelte zurück und fiel in dir Arme eines der Sanitäter, der sie gerade noch auffangen konnte.
 

Als sie aufwachte, lag sie weich. Mühsam setzte sie sich auf. Jeder Knochen in ihrem Körper schien zu schmerzen. Sie befand sich in einem Zimmer mit drei weiteren Betten. Alle waren belegt. Rechts neben ihr saß eine Frau mittleren Alters aufrecht im Bett und las Zeitung. Die schwarz-weiß Bilder auf der Titelseite bewegten sich, weshalb sie darauf schloss, dass es sich um den Tagespropheten handelte. Auch im Bett daneben lag eine Frau. Ihr Gesicht konnte Hermine nicht erkennen, da sie sich unter ihrer Decke zusammengerollt hatte und schlief. Das letzte Bett befand sich links von ihr, unter den schmalen Fenster. Darin lag Ginny. Das Weasleymädchen war wach und starrte an die Decke.

Einen Moment fragte sich, was geschehen war, doch dann fiel es ihr siedend heiß wieder ein. Molly Weasley, Ginnys Mutter, war tot. Tot.

Dieser Gedanke dröhnte in ihrem Kopf nach, bis sie dachte, er würde platzen.

„Guten Morgen.“, sagte die Frau auf der anderen Seite.

Verwirrt wirbelte Hermine herum und blinzelte sie an. Doch sie gewann die Kontrolle über sich rasch wieder. „Guten Tag. Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“

„Ich fürchte, du hast das Mittagessen um zwei Stunden verpasst, Mädchen. Aber ich weiß nicht, ob dir überhaupt nach Essen ist. Deine Freundin dort drüben hat jedenfalls keinen Bissen hinunter bekommen. Es heißt, ihr wärt bei diesem furchtbaren Desaster in diesem Muggelviertel dabei gewesen?“

Hermine nickte mit düsterer Miene. „Ja. Ich nehme an, ich bin hier im St. Mungos? Wie komme ich hier her? Das letzte, an das ich mich erinnere, sind ein paar Muggelsanitäter ...“

Die Hexe nickte. „Eine Schande, dass die Muggel vor den Heilern des St. Mungos ankamen. Und das um mehr als eine Stunde. Aber wer will es ihnen verübeln? Sie hatten genug in der Winkelgasse zu tun ...“

„In der Winkelgasse? Was ... Was ist denn passiert?“

Sie sah Hermine für einen Moment verwirrt an, doch schien dann zu verstehen. „Natürlich, das kannst du ja gar nicht wissen. Während die Todesser dieses Muggelviertel dem Erdboden gleich gemacht haben, haben ein paar ihrer Kollegen die Winkelgasse aufgemischt. Es war nichts ernstes, doch es gab Verletzte. Und nicht zuletzt verhinderte es, dass wir euch zur Hilfe kommen konnten. Ich war übrigens in der Winkelgasse dabei, darum liege ich ja jetzt hier. Haben mir fast den Schädel eingeschlagen, diese Hurensöhne ... Mein Name ist übrigens Necromantia Graves. Die Jüngere.“

Den Namen hatte sie bereits einmal gehört, doch sie konnte ihn nicht einordnen.

„Ich bin Hermine Grang-“

„Halten Sie den Mund! Mir egal, ob ich Ruhe brauche! Sie ist meine Schwester, verdammt!“ Vom Flur her war Lärm aufgekommen und just in diesem Moment sprang die Tür zu ihrer Krankenstation auf. Herein trat ein junger Mann mit rotem Haar und dem Gesicht voller Sommersprossen. Ein zweiter, der ihm bis zur letzten Haarsträhne glich, folgte ihm auf dem Fuße.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sitamun
2008-11-18T19:55:14+00:00 18.11.2008 20:55
Ich hätte dich jetzt erst wieder am Sa oder So daran erinnert, dass du bitte mal ein neues Kapitel hochladen könntest Oo
Aber so geht's natürlich auch ^___^~

Also, erst mal orthographisch .... kaum Fehler, aber doch welche, die auffallen^^' ...
Kommatafehler, Harry sorgt sich besonders nach Ginny - was ich übrigens besonders interessant finde xD~ - usw ...
Und direkt danach auf Platz 2 steht das "Papperlapap" - das letzte Mal, dass ich das im sprachlichen Gebrauch gelesen oder gehört habe (ich erinnere mich nicht mehr genau^^'), war aus Dagoberts Munde bzw Schnabel^^'.

Ansonsten ... zum Kapitel an sich ...
Vielleicht liegt's an mir und an der Uhrzeit, aber an sich ist's ein wenig verwirrend +.+~ ... aber es passiert ja auch ziemlich viel, da ist das nicht verwunderlich.
Also, Harry hat einen Halbbruder Du-weißt-schon-wen, der seinen Platz eingenommen hat und Harry geisterte in der Zwischenzeit durch die Gegend und hat Horkruxe platt gemacht? Oo
Und wurde nicht schon im sechsten Band gesagt, dass in Harry selbst auch ein Horkrux ist? *grübel*
Oder war das doch erst im siebten? Oo ... Ansonsten würde ja Harry selbst als Horkrux fehlen - neben Nagini ~.~

Mmh~ ... mal schauen, wie's weiter geht und wie Fred und George das Ganze jetzt aufmischen - wenn überhaupt^^'.
(Ach ja ... Molly ist ja tot Oo ... )


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