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Zodiac

∼ Die etwas andere Art der Rache ∼ KaibaxWheeler
von

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S(kor)pionage

S(kor)pionage
 

„Also echt, Joey, ich könnte mir weitaus besseres vorstellen, als hier zu sitzen.“

„Bitte Duke, tu mir diesen Gefallen.“

„Ich müsste meine Wirtschaftshausaufgaben erledigen.“

„Das kannst du nachher doch genauso gut.“

„Ich verstehe nicht, wieso du meine Hilfe brauchst. Hast du nicht noch vor einer Woche noch große Reden geschwungen, dass Informatik kein Problem für dich sein würde?“

„Jeder kann sich irren.“

„Bist du krank?“

„Nö, wieso?“

„Solche Worte aus deinem Mund?“

„Ja und?“

„Vergiss es.“
 

Unsere Stimmen vermengten sich mit den wenigen Geräuschen im Café. Außer uns waren nur vereinzelte Leute da. Ein Glück, jedoch auch nicht weiter verwunderlich. Die Schule war kaum beendet, die meisten Schüler saßen nun Zuhause an ihren Hausaufgaben oder arbeiteten heimlich irgendwo, um sich etwas nebenher zu verdienen. (Warum sprach man ein Verbot für Nebenjobs aus, wenn sich ohnehin drei Viertel der Schule nicht an dieses Gebot hielten?)
 

Ich wurde allmählich unruhig, da ich merkte, dass Duke mehr als nur unmotiviert war. Dabei brauchte ich ihn doch! Ohne ihn war ich mit meinem Plan aufgeschmissen. Ich beschloss, zu meiner Geheimwaffe zu greifen. Es würde wehtun, doch ich war bereit, alles zu opfern.
 

„Hör mal, Duke ... wenn du mir hierbei hilfst, dann hast du mein Einverständnis mit Serenity auszugehen.“

„Ja?!“
 

Ich hatte ihn. Zu einem hohen Preis, aber das war es mir wert.
 

„Ja.“

„Und du meinst es auch ernst?“
 

Herrgott, jetzt wurde er auch noch misstrauisch. Zählte das altbewährte Wheelerwort denn überhaupt nichts mehr?
 

„Sicher meine ich es ernst. Sehe ich für dich aus, als würde ich scherzen?“

„Nein ...“

„Na siehst du. Hilfst du mir jetzt?“

„Wenn’s sein muss.“
 

Ach nee, jetzt ließ er wieder den unbeteiligten raushängen? Dabei hab ich das gierige Funkeln in seinen Augen genau sehen können! Glaubte der echt, mich für dumm verkaufen zu können? Kaiba konnte das vielleicht, aber er nicht. Soweit käme es noch.
 

„Duke.“

„Was?“

„Ernsthaft.“

„Ist ja gut.“
 

Na endlich, hatte ja auch lange genug gedauert. Jetzt stand meinem Plan nichts mehr im Weg. Kaiba, nimm dich in Acht, Joey Wheeler wird dich mehr als nur kalt erwischen!
 

„Also, worum genau geht es?“
 

Ich hatte lange überlegt, was ich ihm sagen wollte. Letztendlich war ich zu dem Schluss gekommen, dass er es mir unmöglich glauben würde, wenn ich ihm erzählten würde, dass ich für die Schule üben wollte. Joey Wheeler übte so gut wie nie (nur dann, wenn er mit Tristan um einen Burger bei Brugerworld wettete), meine Worte würden ihn folglich mehr als nur ein wenig misstrauisch werden lassern.
 

Darum hatte ich beschlossen, ihm eine abgewandelte Form der tatsächlichen Wahrheit zu erzählen. Nicht alles, auch nicht den korrekten Wortlaut, aber die Grobfassung mit leichter Abweichung.
 

„Weißt du, ich habe da etwas Interessantes entdeckt. Über eine Person, die ich gut kenne und der ich schon immer eins auswischen wollte.“

„Also über Kaiba.“
 

Mist. Soviel zu der Grobfassung. War ich so leicht zu durchschauen?
 

„Okay, ja, über Kaiba. Und diese Sache, die ich entdeckt habe, ist ziemlich nützlich für mich. Allerdings liegt sie auf seinem Rechner in die Schule und ich wollte dich fragen ... ist es möglich von außerhalb Zugriff auf Kaibas Schulrechner zu bekommen?“
 

Er starrte mich an, als hätte er mich noch nie in seinem Leben gesehen.
 

„Äh Duke? Alles in Ordnung mit dir, Alter?“

„Joey, bist das du?“

„Äh ... ja?“
 

Was hatte er denn? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, Unglauben und beiahe schon Panik in seinem Blick sehen zu können.
 

„Da kamen gerade Worte aus deinem Mund, mit denen ich nie in meinem Leben gerechnet hätte.“
 

War das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung? Ich entschied mich spontan für letzteres.
 

„Na schönen Dank auch. Ich meine es ernst.“
 

Er fuhr sich in einer überforderten Geste durchs Haar. „Mit anderen Worten, du willst, dass ich mich in Kaibas Schulcomputer einhacke oder dir zumindest zeige, wie es geht?“
 

Meine Miene hellte sich merklich auf. „Genau.“

„Bist du irre?“

„He, vergiss nicht, mit wem du hier sprichst.“

„Offenbar mit einem Verrückten.“

„Hey, habe ich dich als ‚machtbesessenen Mistkerl’ bezeichnet, als du mich damals in das Hundekostüm gesteckt hast?“

„Ja.“

„Oh, ich dachte ich hätte dich nur einen ‚miesen, elenden Betrüger’ genannt?“

„Davon wusste ich nichts.“

„Ups.“
 

Soviel zu meiner großen Klappe.
 

„Vergiss meine letzten Worte einfach.“

„Das werde ich.“
 

Verdammt. Meine Erfolgsquote sank von Sekunde zu Sekunde mehr.
 

„Komm schon Duke, das ganze ist mir extrem wichtig. Das ist die Chance, Kaiba endlich das zurückzuzahlen, was er mir alles angetan hat!“

„Ist gut, ich helfe dir.“

„Danke Duke, du bist der netteste, aufopferungsvollste, verständnisvollste –“

„Aber nur unter der Bedingung, dass du mir sagst, worum es geht.“
 

Ich verstummte. Mit einer solchen Bedingung hatte ich nicht gerechnet. Damit hatte er mich kalt erwischt.
 

„Also, ich weiß nicht, Duke. Ich wollte eigentlich ...“

„Keine Infos, kein Deal.“

„Ach komm schon, jetzt hab dich nicht so.“

„Nein.“

„Du~uke.“

„Hör mit diesem Jammertonfall auf. Das Winseln hält ja keiner aus.“

„Du hörst dich ja schon genauso an, wie Kaiba. Scheußlich.“

„Joey.“

„Was?!“

„Sag es oder ich gehe sofort.“
 

Er machte Anstalten, sich zu erheben. Panisch klammerte ich mich an seinen Arm.
 

„He, he, he, Duke, alter Kumpel, bleib doch noch ein bisschen. Ich glaube es wird Zeit, dass Onkel Joey dir eine nette kleine Geschichte erzählt.“

„Na bitte.“
 

Stockend berichtete ich ihm schließlich von meiner Entdeckung. Sein Gesichtsaudruck wechselte von Verblüffen, zu Unglauben und schließlich zu absoluter Fassungslosigkeit.
 

„Ich fass es nicht. Kaiba glaubt an Horoskope?!“
 

Ich schüttelte den Kopf. „Das wissen wir eben nicht. Alles was ziemlich sicher scheint, ist, dass er sie zumindest liest. Ob er sie auch befolgt, kann ich nicht sagen.“

„Aber du hast es doch gelesen. Stand da nicht etwas drin, was zu seinem Verhalten gepasst haben könnte.“

„Nein. Es ging hauptsächlich um die Sterne und seine derzeitige Verfassung. Außerdem war er doch heute überhaupt nicht in der Schule.“

„Und was hast du vor?“
 

Ich fasste mir nachdenklich an die Stirn. „Na ja, als erstes, wollte ich mir Zugriff auf seinen Rechner verschaffen – deshalb habe ich mich an dich gewandt – und danach wollte ich versuchen, sein Horoskop zu manipulieren. Wenn er wirklich daran glaubt“ – ein breites Grinsen erschien auf meinen Zügen – „dann kann ich endlich Rache an ihm nehmen. Ich würde ihn so vorführen, dass er hinterher nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.“
 

Duke schüttelte ebenfalls grinsend den Kopf, „Typisch Joey, echt. Nur jemand wie du kommt auf so eine haarsträubende Idee. Es ist praktisch unmöglich, ihn so zu beeinflussen, wie du das willst. Alleine diese Vorstellung: Kaiba als fanatischer Gläubiger seines Horoskops. Unfassbar.“
 

„Aber die Beweise sprechen für sich!“, brauste ich auf. Duke sollte mir nicht meinen schönen Plan kaputt machen.
 

„Komm mal wieder runter Joey und betrachte das ganze mal etwas objektiver.“

„Wie?“

„Versuche einfach, deine Rachegefühle ein wenig im Zaum zu halten.“

„Ja ja, ist schon gut.“

„Okay, hast du es? Gut. Und jetzt hör mir zu. Ich wiederhole deinen ‚Plan’ noch einmal, und du sagst mir, was dir als erstes dazu einfällt. Allerdings ohne sofort an deine Rache zu denken.“

„Wenn du meinst.“

„Sehr schön. Also, dein Plan sieht wie folgt aus: Du hast vor, dich in den Schulserver zu hacken und dir Zugriff auf Kaibas Computer zu verschaffen. Als nächstes, willst du – wenn ich dich richtig verstanden habe – sein Horoskop manipulieren um zu testen, ob Kaiba tatsächlich daran glaubt und wenn das – Gott bewahre mein Weltbild – wirklich so sein sollte, hast du vor, Kaiba frontal gegen die Wand laufen zu lassen.“

„Nein, ich wollte ihn nur –“

„Das war eine Metapher Joey. Ich meine nicht, dass du ihn wirklich gegen einen Wand laufen lassen willst. Du willst ihn bloßstellen, blamieren, vorführen oder wie man es sonst noch nennen kann.“

„Genau.“

„Gut, soweit so gut. Was sagst du dazu?“

„Ich finde diesen Plan genial.“

„Du ... du glaubst echt daran?!“

„Das ist mit Abstand die beste Idee, die ich je hatte. Kaiba bloß zu stellen, ohne dass er es merkt. Ich bin ein Genie.“

„He, Mister Kaibabezwinger, komm mal wieder runter auf den Boden der Realität.“

„Ich bin unten.“

„Das bezweifle ich aber.“

„Ach komm schon Duke, denk doch mal nach.“

„Ich habe die letzten Minuten mehr als nur nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gekommen: Vergiss es. Vergiss diesen ‚Plan’ ganz schnell wieder, da kann nichts Gutes bei raus kommen. Alleine der Gedanke. Joey, glaubst du echt, Kaiba ist so blind und merkt nicht, dass jemand seine Dateien manipuliert?“

„Nicht, wenn du es richtig und gut machst.“

„Aber Kaiba ist die Person für Computer überhaupt! Sein Job ist es, Programme zu entwickeln, Hardware, Software und was weiß ich nicht alles. Der bemerkt es!“

„Aber du bist nach ihm der Beste. Wahrscheinlich bist du nicht einmal schlechter als er. Was meinst du, warum ich mit dir darüber rede?“

„Verdammt Joey, du willst dich in den Server der Schule hacken!“

„Falsch, du wirst dich in den Server der Schule hacken.“

„Vergiss das mal ganz schnell wieder. Ohne mich.“

„Du bekommst freies Feld bei Serenity.“

„Was?!“

„Ich werde dich nicht aufhalten, wenn du mit ihr ausgehen willst. Ich leihe euch sogar meinen Wagen – wenn ihr euch ganz dünn macht, könntet ihr zwei vielleicht gleichzeitig reinpassen. Und ich müsste ihn vorher reparieren lassen, er fährt nämlich nicht mehr. Wenn du willst, bezahlte ich euch auch die ersten drei Dates - meinetwegen auch die ersten fünf, wenn ich eine Extraschicht schiebe - und wenn du mit ihr zusammen sein willst – sofern sie einverstanden ist – habt ihr meinen vollen Segen.“

„Äh ...“

„Ich bitte dich Duke, tu mir diesen Gefallen und hilf mir. Versuch es wenigstens.“

„Ich weiß nicht.“

„Wenn wir das schaffen, wenn wir Kaiba tatsächlich bloßstellen, dann arbeite ich eine Woche lang umsonst bei dir im Spielladen.“

„Also wirklich, Joey ...“

„Oder ich mache eine Woche lang deine Hausaufgaben.“

„Bloß nicht, da bin ich alleine besser bedient.“

„Verdammt, such dir was aus, aber hilf mir!“
 

Nun schien Duke wirklich erstaunt. Noch mehr als über meinen Plan. „Ist es dir echt so wichtig?“
 

„Himmel, sehe ich so aus, als würde mich das ganze kalt lassen?!“

„Nicht wirklich.“

„Da hast du es. Ich würde alles tun, nur um Kaiba seine Demütigungen zurückzuzahlen!“

„Joey, du überrascht mich.“
 

Nun war ich an der Reihe verwirrt zu blinzeln. Ich musste ein ziemlich verpeiltes Bild geboten haben, der er grinste mich unverschämt an.
 

„Okay, ich bin dabei. Aber wenn es beim ersten Versuch nicht klappt, dann hören wir sofort auf, klar? Dadurch machen wir uns strafbar, ich hoffe, das ist dir klar, und ich hab ehrlich gesagt keine Lust auf eine Fahndung.“

„Dann streng dich aber bitte an. Ich hab diesen Platz hier im Café nicht umsonst für mehrere Stunden frei gehalten, damit man es nicht zu uns zurückverfolgen kann.“

„He, du denkst ja richtig mit.“

„Stell dir vor Duke, das tue ich tatsächlich.“

„Na dann lass uns mal anfangen. Zum Glück hast du dich an mich gewandt. Ich kann zu Recht behaupten, dass ich im Bereich Computer mindestens auf Kaibas Niveau bin.“

„Ach, auf einmal siehst du das jetzt auch ein? Hat aber ganz schön lange gedauert. Jetzt prahl noch länger damit rum und die Zeit ist gleich um.“

„Kleiner Poet.“

„Denkste.“
 

Damit war unser Pakt geschlossen. Nun, vielleicht kein richtiger Pakt, aber ich hatte Duke als meinen Verbündeten gewonnen. Ich hatte den Plan, er die Ahnung. Okay, das mochte befremdlich klingen, zumal ich zum ersten Mal in meinem Leben einen wirklich brauchbaren Plan hatte und Duke mir dabei half, ihn zu verwirklichen. Offen gesagt, ohne ihn wäre ich restlos aufgeschmissen. Ich würde es nie schaffen, mich in den Schulserver zu hacken.
 

Es mochte trotzdem riskant sein, dieses Unterfangen aus einem Internetcafé, in dem wir uns derzeit befanden, zu starten, aber es war auch nicht unbedingt dumm. Somit konnte niemand der Wind davon bekam erfahren, um wen es sich bei den Hackern handelte. Schon wieder eine geniale Idee meinerseits. Ich blühte regelrecht auf.
 

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich Kaiba hatte!
 

oOo
 

„Verdammt, für eine Schule haben die aber eine solide Firewall.“

„Was nicht heißt, dass du die nicht knackst, oder?“

„...“

„Duke?“

„Ich weiß nicht.“
 

Na herrlich. Zwei Stunden saßen wir nun hier und Duke war noch immer nicht zu einem vernünftigen Ergebnis gekommen. Dieses Unterfangen schien von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein.
 

Ich konnte ihm dabei auch nicht helfen, er war auf sich gestellt. Meine Aufgabe war es, darauf zu achten, dass uns niemand beobachtete und im Fall der Fälle den Bildschirm vor neugierigen Blicken abzuschirmen. Denn die Zahlencodes, die darüber flackerten und Duke, der hin und wieder leise fluchte, erwiesen sich als Aufmerksamkeitsfänger.
 

„Schon irgendwas geschafft?“, raunte ich ihm aus dem Mundwinkel zu, lächelte danach eine junge Frau freundlich an, die argwöhnisch zu uns herüber blickte.
 

„Sehe ich deiner Meinung nach so aus, als hätte ich etwas geschafft?“, war die gereizte Antwort.
 

Da war jemand offenbar nicht in der Stimmung für Smalltalk. Herrlich, meinem Mitstreiter gingen schon die Nerven aus. Ein plötzliches, triumphierendes „ha!“ in meinem Rücken ließ mich jedoch augenblicklich wieder Hoffnung schöpfen. Ich wirbelte herum.
 

„Und?!“

„Ich bin drin.“

„Klasse!“
 

Ich war drauf und dran, ihm um den Hals zu fallen. Allerdings hätte diese Reaktion Platz für Spekulationen geschaffen und darauf war ich nicht wirklich erpicht. Stattdessen schnappte ich mir einen freien Stuhl und drängte mich dicht neben Duke.
 

„Zeig mal her.“

„Nicht so ungeduldig, jetzt muss ich noch Zugriff zu Kaibas Computer bekommen.“
 

Ich verzog meinen Mund. Na großartig, noch mehr Zeit. Mein Geld reichte kaum noch für eine weitere Stunde. Während Duke mit schnellen Fingern etwas auf der Tastatur eingab starrte ich benommen auf den Bildschirm. Innerlich malte ich mir bereits die größten Gemeinheiten aus, die ich Kaiba widerfahren lassen konnte.
 

Erst als Duke mich unsanft mit dem Ellbogen anstieß, kam ich wieder ganz zu mir. Ich reckte den Hals. „Ja, was ist?“
 

„Ich hab’s.“
 

Sofort war ich wieder hellwach. Begierig sah ich ihn an.
 

„Ja? Und? Und?!“

„Jetzt sei nicht so ungeduldig.“

„Duke, ich kann mit Mühe und Not diese Stunde noch bezahlen, danach wird es äußerst knapp“, knurrte ich missgestimmt. „Da ist es doch wohl nachvollziehbar, dass ich ein wenig ungeduldig bin, oder?!“

„Ja ja, ist gut.“
 

Der Typ nahm mich nicht ernst.
 

„Ich bin jetzt auf Kaibas Schulrechner. Wundert mich, dass er da keinen Zusatzschutz programmiert hat, ich hätte mit besseren Vorkehrungen gerechnet.“

„Tja, der Großkotz fühlt sich offenbar zu sicher.“

„Mag sein.“

„Und, was ist mit dem Horoskop?“
 

Ein Grinsen manifestierte sich auf seinen Lippen. Die Maus in seiner Hand machte einen raschen Schwenk nach rechts, er klickte zwei Mal.
 

„Bingo.“
 

Ich begann unwillkürlich zu strahlen.
 

„Du hattest Recht Joey, der gute Kaiba hat tatsächlich ein Horoskop. Ich fasse es nicht. Wenn ich das hier richtig sehe, ist das ein Abonnement. Der Typ bekommt alle paar Tage sein Horoskop zugeschickt.“
 

Ich hätte vor unterdrückter Freude platzen können. Volltreffer!
 

„Joey“, richtete Duke sich wieder an mich, während sein Blick auf dem Bildschirm ruhte, er einige Dateien durchsuchte, „wann habt ihr immer Informatik? Wann sitzt Kaiba an seinem Rechner in der Schule?“
 

Ich überlegte nicht lange. „Weil es unser Wahlfach ist, haben wir vier Stunden die Woche, aber das weißt du ja. Eine montags, die Doppelstunde heute, also donnerstags und morgen haben wir die vierte. Dein Kurs liegt etwas anders oder?“
 

Duke nickte abwesend. In seinen Augen spiegelte sich das Lichts des Bildschirms wider. „Das passt. Genau an diesen Tagen bekommt er sein Horoskop zugeschickt. Ein weiterer Beweis für deine Theorie. Dieses Abo kann nur zu Kaiba gehören. Warum er allerdings so leichtsinnig ist, es sich ausgerechnet auf seinen Schulrechner schicken zu lassen ...“
 

„Vielleicht befürchtet er ja, dass es bei ihm in der Firma eher entdeckt werden kann. Was weiß ich, was er dort für einen Rechner hat. Vielleicht will er den auch nicht mit einem Horoskop ‚beschmutzen’. Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Wichtig ist, dass wir es jetzt sicher wissen.“
 

Duke wandte den Kopf uns sah mich an. In seinen Augen lag eindeutig Tatendrang. Offenbar hatte ich ihn angesteckt. Unglaublich, dass ich mich ausgerechnet mit ihm zusammengetan hatte ...
 

„Und jetzt?“
 

Seine Frage riss mich aus den Gedanken. Mein Grinsen kehrte zurück, um einiges unheilvoller als zuvor.
 

„Jetzt, mein lieber Duke, werden wir einen Weg finden, dieses Abo zu kündigen – ohne das Kaiba es merkt - und ihm anschließend ein selbst gemachtes von uns zu verpassen, damit wir ab sofort sein Horoskop verfassen können.“

„Hast du denn eine Ahnung von Horoskopen?“
 

Jetzt konnte ich trumpfen. Ich hob meine Schultasche. Schnell ließ ich meine Hand in ihr verschwinden und griff nach einem Buch. Triumphierend hielt ich es ihm vor die Nase. „Dieses Schätzchen hab ich aus der Schulbibliothek.“
 

Duke betrachtete es überrascht und nahm es mir aus der Hand, schlug es wahllos auf, überflog einige Zeilen. „Unsere Bibliothek hat solche Bücher?“ Er hob den Blick und musterte mich skeptisch. „Du hast einen Bücherreichausweis?“

„Nö. Den hab ich mir in der Pause von Téa geliehen.“

„Hätte mich auch überrascht.“
 

Ich überging diesen Kommentar geflissentlich. Die Zeit wurde allmählich knapp. „Weißt du, ich hab in Mathe mal einige Seiten gelesen“ – ich ignorierte Dukes fassungslosen Blick (warum war es so abwegig, dass ich auch mal ein Buch las?!) und fuhr unbeirrt fort – „und ich glaube ich weiß in etwa, wie das abläuft. Wie steht’s mit dir?“
 

Er zuckte die Achseln. „Wenn man Mädchen beeindrucken will braucht man schon eine ungefähre Ahnung von Horoskopen, die glauben doch fast alle daran. Darum hab ich schon einige Zeitschriften mit Horoskopen gelesen.“
 

Um ehrlich zu sein überraschte es mich bei Duke nicht. Mit Schrecken wurde ich mir wieder der Tatsache bewusst, dass ich ihm für meine Schwester und ihn meinen Segen versprochen hatte. Mein Magen drehte sich um. Um mich davon abzulenken, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. „Was meinst du Duke, schaffst du es, dieses Abo verschwinden zu lassen und durch ein gefälschtes zu ersetzen.“
 

Er warf mir einen Blick von der Seite her zu. „Willst du mich beleidigen? Im Gegensatz zu meinem Hacken von eben ist das ein Kinderspiel.“

Ich knurrte. „War ja nur eine Frage.“

„Gib mir zwei Minuten.“

„Was, zwei? Du brauchst nur zwei Minuten?!“

Er sah mich schief an. „Soll ich mir extra Zeit lassen oder jeden einzelnen Schritt kommentieren?“

„Verdammt nein, jetzt mach schon.“
 

In den folgenden zwei Minuten fragte ich mich, warum ich das Fach Informatik belegt hatte. Duke erklärte zwar hin und wieder einige seiner Handlungen doch folgen konnte ich ihm mit seiner Computer-Fachsprache so gut wie gar nicht. Darum war ich letztendlich auch nicht viel schlauer, als er mir stolz sein gefälschtes Abonnement für Kaibas Horoskop präsentierte.
 

Wie er es geschafft hatte, das alte zu kündigen war mir noch immer ein Rätsel.
 

„War ganz einfach“, versicherte er mir mit einer schrecklichen Kennermiene. „Wenn man das schon Jahre lang macht, dann ist es ein Kinderspiel.“
 

Ich befasste mich aber nicht seit Jahren mit Computern, ich besaß nicht soviel Geld wie er oder Kaiba, um mir jedes Jahr den neusten Computer vom Markt zu leisten. Bei mir reichte es für eine Büchse von vor drei Jahren, die mir die Ohren voll summte und einen Wackelkontakt hatte.
 

Ich schluckte diese Bemerkung, wollte ich Duke doch nicht vergraulen. Ich brauchte ihn – ohne ihn war mein Plan nutzlos.
 

„Jetzt ist das ganze wesentlich einfacher“, erklärte er mir geduldig. „Ich muss jetzt nur in diese Zeile die E-Mail Adresse eingeben, von der aus das Horoskop an den Schulrechner geschickt werden kann und dann ist es wirklich simpel. Keine Sorge, diesen Absender sieht man hinterher nicht mehr. Da es dein Plan war und deine Rachegedanken sind, nehme ich an, dass du von Zuhause aus das Horoskop verfassen willst, stimmt’s?“
 

Ich war überrascht wie Recht Duke hatte. Er hatte also auch mitgedacht? Guter Junge.
 

„Ja“, gab ich zu. „Das hatte ich vor. Und du kannst es echt so einstellen, dass ich von meinem Computer aus nur den Text eingeben muss und dann bekommt Kaiba das Horoskop?“

„Genau. Kluger Junge.“
 

Ich hätte vor Freude jubeln können.
 

„Duke, du bist ein Genie!“

„Ich weiß.“

„Was würde ich nur ohne dich tun.“

„Deinem unmöglichen Racheplan hinterher trauern.“

„Da hast du Recht.“

„Wie lautet deine Mail Adresse?“
 

oOo
 

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich würde es tatsächlich schaffen! Ich würde zum ersten Mal in meinem Leben Kaiba verlieren lassen. Er würde all seine hämischen Bemerkungen zurückgezahlt bekommen. Fortuna musste mich einfach lieben!
 

„Komm Joey, schweif nicht ab, wir müssen das Ganze bald fertig bekommen.“
 

Ich blickte auf. Duke saß mir gegenüber auf einem modischen Stuhl, stellte gerade seine Tasse Kaffee ab und legte die Blätter beiseite, die er gelesen hatte. Seit einer Stunde saßen wir nun in diesem kleinen Café in Domino. Nachdem ich für den Computer im Internetcafé gezahlt hatte, hatte Duke mich auf einen Kaffe eingeladen.
 

Jetzt trank ich einen Kakao. (Ich hasste Kaffee.) Währenddessen versuchten wir, ein halbwegs anständiges Horoskop für Kaiba zu verfassen. Eins, bei dem es nicht zu offensichtlich war, dass ihm jemand eins auswischen wollte. Wir waren fast fertig, lediglich die Verfeinerungen fehlten noch. Ich merkte Duke deutlich an, dass er langsam gehen wollte. Ich konnte es ihm nachfühlen. Auch ich war mittlerweile ziemlich geschafft, wollte nur noch nach Hause. Doch dort erwarteten mich nur eine unordentliche Wohnung und Hausaufgaben. Toll.
 

„Träum nicht, Joey.“

„Tu ich doch gar nicht.“

„Sicher tust du das. Ich muss dich drei Mal ansprechen, bevor du reagierst.“

„Oh.“

„Ja ‚oh’. Mach ein wenig schneller, ich muss heute noch einiges erledigen. Ich habe schon drei Stunden für dich geopfert.“

„Das weiß ich ja zu schätzen.“ Ich sah ihn entschuldigend an. „Duke, diese ganze Sache ist mir ziemlich wichtig. Die ganzen Jahre über hat Kaiba mir immer das Gefühl gegeben, ich sei schlechter als er und zum, ersten Mal in meinem Leben bin ich ihm überlegen! Endlich kann er das zurückbekommen, was er verdient hat!“
 

Er musste das glückliche Funkeln in meinen Augen gesehen haben, denn er seufzte und schüttelte den Kopf. „Ist ja gut. ich verstehe dich ja. Lass uns trotzdem in bisschen schneller machen, okay?“
 

Ich nickte. Meine Augen überflogen die Zeilen auf dem Papier vor mir. „Also ich finde das ist eigentlich ziemlich gut. Nur der Bereich Arbeit fehlt noch. Ansonsten wird er vielleicht misstrauisch.“

„Was soll man bei ihm denn über seine Firma schreiben? ‚Alles ist bestens’ – mehr fällt mir dazu nicht ein.“
 

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das können wir nicht bringen. Wir müssen das ganze so kompliziert umschreiben, wie nur möglich. Vielleicht so was wie ‚Ihrer Weiterentwicklung steht nichts im Weg, Saturn steht günstig, seine Ausstrahlung lässt ihren Erfolg währen’ oder ähnlich.“
 

Duke grinste. „Also echt Joey, solltest du deine Schullaufbahn nicht lieber sofort beenden und ins Horoskopgeschäft umsteigen?“

„Ha ha, sehr witzig.“

„Wirklich Joey, in der Schule eine Niete aber in dem Bereich der Astrologie und Haarspalterei bist du offenbar ein Naturtalent.“
 

Ich hob spielerisch drohend die Faust. „Ich zeig dir gleich, wo ich auch ein Naturtalent bin.“
 

„Nee, lass mal lieber. Man braucht mich noch.“

„Na dann. Hast noch mal Glück gehabt. Sei froh, dass ich so gnädig bin.“

„Ich bin ein Glückspilz.“
 

Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus. Herrlich, mutierte er jetzt etwa zu einem Abkömmling von Kaiba? Bloß nicht!
 

Die Zeit floss dahin, unser gefälschtes Horoskop nahm mehr und mehr Form an und ich begann, richtig aufzublühen. Ein seltsames Verb, ich weiß, aber es traf am ehesten auf mein Verhalten zu. Das Grinsen wollte einfach nicht aus meinem Gesicht verschwinden und ich hatte mich noch nie vorher so ausgelassen gefühlt. Höchstens bei einem Duel Monsters Spiel.
 

„Fertig.“
 

Zufrieden betrachtete ich das Stück Papier, in dem das Resultat aus mehr als einer Stunde Gruppenarbeit steckte.
 

„Kaiba wird morgen sein blaues Wunder erleben.“

„Sofern er tatsächlich daran glaubt.“

Ich grummelte. „Duke, musst du mir immer den Optimismus nehmen?“

„Ich denke nur realistisch.“

„Dann denk leise.“

„Tze, solltest du nicht wenigstens etwas Dankbar sein? Immerhin hab ich das ganze erst möglich gemacht.“
 

Ich hob den Blick und sah ihm ernst ins Gesicht. „Ich bin dir dankbar, Duke. Mehr als das. Du hast mir geholfen, einen Weg zu finden, mich auf dieselbe Stufe wie Kaiba zu stellen. Danke.“
 

Nun wirkte er, als fühlte er sich unbehaglich. „Also so ernst hättest du dich jetzt wirklich nicht bedanken müssen. Gott Joey, ich weiß wie unfair Kaiba immer dir gegenüber war, ich selbst war früher auch nicht besser. Aber ich hab es von Yugi zurückbekommen und jetzt ist Kaiba dran sein Fett weg zu bekommen.“
 

Ich nickte. „Ja, jetzt ist er an der Reihe.“
 

Ich konnte es nicht oft genug hören. Nicht oft genug denken. Nicht oft genug sagen.
 

Es war wie ein falscher Traum. Etwas, das man sich seit Jahren sehnlich gewünscht hatte, war auf einmal zum Greifen nahe.
 

Als Duke und ich uns schließlich voneinander verabschiedeten, ich mich in die andere Richtung umdrehte und langsam zur nächsten Bushaltestelle ging, galten meine Gedanken vollends dem unscheinbaren Zettel, der sicher in meiner Schultasche verstaut war und nur darauf wartete, abgetippt zu werden, um Kaiba das zurück zu geben, was er verdiente.
 

Ein seliges Lächeln lag auf meinen Lippen, das auch nicht verschwand, als ich mich in den überfüllten Bus zwängte, meinen letzten Rest Geld dafür einbüßte und die halbstündige Fahrt eingeklemmt zwischen einer dicken Dame und einem Zeitung lesenden Typen verbrachte.
 

Auch als ich den Bus verließ und die zehn Minuten zu meiner Mietwohnung lief, während es allmählich anfing zu regnen, verblasste dieses Lächeln nicht.
 

Ich schloss die Eingangstür zu dem mehrstöckigen Gebäude auf und betrat eilig das Treppenhaus. Hinter mir nahm der Regen noch an Stärke zu, doch das kümmerte mich wenig. Leise summend bestieg ich die Treppen bis in den dritten Stock, dann hörte man das Klirren der Schlüssel und ich öffnete meine Wohnungstür.
 

Nun wich mein Lächeln allmählich, doch ein leichtes Schmunzeln blieb, als ich die Tür hinter mir schloss und mich einem ungewaschenen Kleiderhaufen gegenübersah, der geradezu nach einer Säuberung schrie. So war es eben, wenn man alleine in einer kleinen Wohnung lebte, die man gerade so bezahlen konnte. Am Wochenende jobbte ich aushilfsweise, ebenso in den Ferien und ab und an in der Woche.
 

Da ich mit meiner Mutter nun wieder einigermaßen klar kam, besuchte Serenity mich des Öfteren und bei dem Gedanken an ihren empörten Ausdruck im Angesicht des Chaos, welches hier herrschte, wurde das Lächeln wieder breiter. Dies hier war nun mal ein astreiner Junggesellenhaushalt, da konnte sie nicht mehr von mir erwarten.
 

Seufzend streifte ich mir die Jacke ab, schlüpfte aus den Schuhen und zwängte mich an dem Kleiderhaufen vorbei, schlenderte in mein Schlafzimmer, welches gleichzeitig auch mein Wohnzimmer war. Tja, so lebte es sich halt mit einem Zimmer, Küche und Bad. Aber ich war damit zufrieden. Es war mein kleines Reich und ich würde es mittlerweile um nichts in der Welt eintauschen. Na ja, vielleicht für einen vollen Kühlschrank.
 

Ich warf mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Mein Glücksgefühl hielt noch immer an. Unfassbar.
 

Ich hob den Kopf an und nahm den alten Rechner in Augenschein, der in einer Ecke des Zimmers auf einem Hocker stand. Ein Schreibtisch war zu teuer und hatte kein Problem damit auf dem Boden zu sitzen – solange ich auch ein Kissen hatte.
 

Grinsend rollte ich mich vom Bett runter und robbte gekonnte zum Computer. Mit einer nachlässigen Handbewegung schaltete ich ihn an und während er im Schneckentempo hochfuhr, rappelte ich mich auf und machte einen Abstecher in die Küche um meinen rebellierenden Magen zu beruhigen.
 

Als ich den Kühlschrank öffnete schlug mir eine triste, gähnende Leere entgegen. Ups, da hatte ich wohl vergessen, einkaufen zu gehen. Dann eben nicht. Das Geld war für das Internetcafé drauf gegangen, ich konnte es ohnehin nicht mehr ändern.
 

Ich schloss den Kühlschrank – er hatte den liebevollen Spitznamen Kaiba – nicht gerade sanft (ein Grund für die Namensgebung, Frustabbau war doch etwas Schönes) und wandte mich einem der Schränke zu. Hoffnungsvoll öffnete ich den ersten und wurde fündig. Eine Packung Ramen lächelte mir verführerisch entgegen und mir lief bei ihrem alleinigen Anblick das Wasser im Mund zusammen.
 

Ich goss Wasser in den Wasserkocher – Yugi und Téa hatten ihn mir zu Weihnachten geschenkt, ich war ihnen noch immer dankbar dafür – und schaltete ihn ein. Während ich darauf wartete, dass das Wasser kochte, sah ich nachdenklich aus dem Fenster in den grauen Himmel. Von hier aus hatte man den besten Blick auf das Industriegebiet Dominos. Eine herrliche Aussicht. Wenn man auf Dreck und Fabriken stand.
 

In weiter Ferne, in einem anderen Teil der Stadt erkannte ich durch die verschleierten Regenvorhänge die Umrisse der Kaiba Corporation. Wahrscheinlich konnte man es von jedem Punkt in der Stadt aus sehen, überragte es alle anderen Gebäude noch um Längen.
 

Was Kaiba wohl gerade machte?
 

Stand er womöglich an einer seiner Fensterfronten und ließ seinen Blick über Domino schweifen, betrachtete das Industriegebiet mit einem abfälligen Blick und streifte mit seinen Augen dabei vielleicht sogar dieses Gebäude?
 

Rasch schüttelte ich den Kopf um diesen befremdlichen Gedanken abzuschütteln. Was war auf einmal mit mir los? Meine Gedankengänge nahmen verwirrende Formen an. Erschreckend.
 

Ein Geräusch neben mir erwies mir einen ungeheuren Dienst, riss es mich doch aus meinen seltsamen Gedanken und ich richtete meinen Blick – dankbar für die Ablenkung – auf den Wasserkocher. Ich goss das kochende Wasser in die Schale mit Ramen und rührte abwesend mit den Stäbchen um, während ich mich auf den Weg zurück in mein Schlaf-Wohnzimmer machte.
 

Mittlerweile war der Computer hochgefahren. Ich startete das Internet und wartete. Nebenbei aß ich die Nudelsuppe. Dass ich Internet hatte, verdankte ich meiner Mutter. Sie war der festen Überzeugung, dass es für mich und die Schule nur angebracht sei, wenn ich Internet hätte. Darum bezahlte sie mir auch die Rechnung, denn ansonsten hätte ich es mir unmöglich leisten können. Obwohl ich kein gutes Gefühl dabei hatte, etwas von anderen bezahlt zu bekommen. Ich versorgte mich lieber selbst. Doch in dieser Hinsicht ließ sie nicht mit sich reden, darum hatte ich es mit der Zeit aufgegeben.
 

Ich seufzte, griff mit der freien Hand nach meiner Schultasche und kramte nach dem Zettel. Stolz betrachtete ich ihn. Dann konnte der Spaß ja beginnen. Mit diesem Gedanken fischte ich die letzten Nudeln mit den Stäbchen auf und trank den Rest der Suppe in einem Zug.
 

Eine viertel Stunde später lehnte ich mich befriedigt nach hinten. Triumphierend las ich die geschriebenen Zeilen ein letztes Mal durch. Unschlagbar. Duke und ich hatten ganze Arbeit geleistet.
 

Heute steht Uranus in einem guten Winkel. Beachten Sie, dass er Auswirkungen auf Ihre körperliche Verfassung hat, darum sollte Sport Ihre erste Wahl sein, um Ihre Kräfte auszugleichen und mit Uranus in Einklang zu kommen.
 

Mein Grinsen war mehr als nur selbstzufrieden. Tja Kaiba, dieses Mal würdest du nicht um den Schulsport am Freitag herumkommen. Dieses Mal, wusste ich es zu verhindern. Alleine die Vorstellung an Kaiba im Sportunterricht ließ mein Herz vor Freude Saltos schlagen.
 

Mein Blick wanderte weiter.
 

Suchen Sie zudem Abstand zu Wassermännern. Reizen Sie sie nicht, denn die Nähe des Jupiters zu Merkur schwächt ihre Aura. Zudem verändert die Konstellation dieser Planeten Ihre Wirkung auf andere.
 

Oh ja, ich wollte sehen, ob Kaiba mir tatsächlich aus dem Weg gehen würde. Denn es war bekannt, dass ich Wassermann war.
 

Meiden sie darum auch Wasser, da ihre geschwächte Aura besonders anfällig für dieses Element ist. Ihre Arbeit wird unter diesen Umständen jedoch nicht zu leiden haben. Ihrer Weiterentwicklung steht nichts im Weg, Saturn steht günstig, seine Ausstrahlung lässt ihren Erfolg währen.
 

Es war nicht unbedingt perfekt, aber ein guter Anfang. Ich war davon Überzeugt, dass Kaiba an die Echtheit glauben würde. Er musste einfach. Alleine durch die Tatsache, dass er nicht damit rechnete, dass jemand davon wusste.
 

Ich gab die Adresse ein, die Duke mir auf den unteren Rand des Zettels geschrieben hatte und schickte das gefälschte Horoskop ab.
 

Noch heute Morgen hätte ich es nicht glauben können, hätte mir jemand von dem zukünftigen Verlauf des Tages erzählt, doch nun war ich so zufrieden mit mir und der Welt, wie selten zuvor. Lachend ließ ich mich nach hinten fallen.
 

Während ich an die Decke starrte und mich wie ein kleiner Junge auf den morgigen Tag freute, fiel mir eins der Versprechen ein, das ich Duke gemacht hatte.
 

Ich richtete mich auf und griff nach dem Telefon. Ich wählte und während ich es mir wieder mit dem Rücken auf den Teppich bequem machte, hielt ich es mir ans Ohr. Am anderen Ende meldete sich eine vertraute Stimme.
 

„Hey Schwesterchen, ich bin’s.“
 

Mein Blick wanderte über den dunklen Teppich.
 

„Sag mal, hast du am Wochenende schon was vor?“
 

Über die leere Schale mit einer kleinen Pfütze Nudelsuppe hinweg.
 

„Nicht? Das trifft sich gut. Duke wollte sich mit dir treffen.“
 

An meinem Lieblings-Shirt mit der Aufschrift Ich bin die Rache Gottes vorbei.
 

„Ja, ich bin damit einverstanden, sonst würde ich mich nicht melden. Ja, ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und ich bin auch nicht wieder gegen den Schrank gelaufen. Das war letzte Woche.“
 

Bis hin zu dem weißen Zettel, mit Kaibas Horoskop und einigen Notizen.
 

„Das nennst du ‚plötzlich’? Ich hab meine Meinung Duke gegenüber einfach geändert. Er ist ja eigentlich ganz okay.“
 

Und blieb an einem unscheinbaren Wort hängen. Meine Handschrift. Mein Ziel.
 

„Warum ich so gut drauf bin? Sagen wir mal, ich hatte heut einen wirklich guten Tag.“
 

Rache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  Yamis-Lady
2008-06-01T19:06:52+00:00 01.06.2008 21:06
....hmm.... das kapitel war grandios!!
nur....
wieso duke?....
naja... ich kann damit leben XDDD
(immerhin ist ER nicht so schlimm, wie tristan *muahaha*)

ich bin seeehr auf kaiba gespannt... ob er etwas bemerkt oder nicht *lol*
...
btw...
welchen absender wird die mail denn jetzt haben? oÔ
und wird kaiba nicht stutzig, wenn die mail um eine ganz andere uhrzeit als gewöhnlich ankommt?....
(oder wie ist das bei solchen abonnements? XDD`)

bis dann ^o^
Von:  xXxSweetyxXx
2007-10-10T01:39:06+00:00 10.10.2007 03:39
huhu^^

hamma ff
hoffentlich ist kaiba gaaanz aberglaeubisch und
tut was in seinem "horoskop" steht^^
freu mich schon auf das naechste kapi

cucu

xXxweetzxXx
Von:  Soichiro
2007-10-09T18:47:53+00:00 09.10.2007 20:47
die ff ist wirklich klasse
i-wie mag ich die aussicht dass sich joey mal so richtig "bedanken" kann bei kaiba, für all die netten worte xD
bin schon gespannt wie es weitergeht

glg dei-chan ^-^
Von: abgemeldet
2007-09-30T22:00:44+00:00 01.10.2007 00:00
Eine hammer Fanfic.
Einfach Geil!
Mach weiter so
Von: abgemeldet
2007-09-16T19:25:12+00:00 16.09.2007 21:25
*grins*
Ich finds einfach nur geil das sich joey rächen will^^
Ich hoffe es gelingt ihm so richtig und Seto erlebt sein blaues Wunder...!

Ich freu mich schon riesig aufs nächste Kapitel!
Denn bis jetzt war es einfach Suppi! ich glaube das wird auch so bleiben^^

Yoshi*
Von: abgemeldet
2007-09-07T20:59:32+00:00 07.09.2007 22:59
*_____* Hach, toll!
Wie immer...^_____^ Endlich gehts weita!!! *gewartet hat*
Ich weiß nicht, was Duke hat....ich find joeys plan genial xDDDD
Kaiba und horoskope? So ganz glaube ich noch nicht daran, mal sehen, was kaiba im nächsten Kapi dazu sagt °____^
~ Ich warteeee ~ (mit Freuden) xD
=3
lg chikoku
Von: abgemeldet
2007-09-03T23:01:07+00:00 04.09.2007 01:01
Schön, dass es weitergeht^^

Ich hätte nicht gedacht, dass joey soviel daran setzt sich bei kaiba zu rächen, aber ich muss sagen, mir gefällt es wirklich gut, dass er auch mal hin und wieder nachdenkte.

Die dialoge zwichen ihm und Duke waren im übrigen unglaublich geil. ich musste an einigen stellen wirklich schmunzeln.

Das telefonat mit seiner schwester war spitze! Wie er nach jedem Satz seinen Bilck auf etwas anderes richtete und dann am ende das wörtchen "Rache".
Gänsehautgefahr...

Wirklich geiles Kappi
lg^^b
Von:  Lucaria
2007-08-25T21:43:51+00:00 25.08.2007 23:43
uff... jetzt hab ich das kapi von dir gelesen...

hammer... geil... einfach spitze... hammer....

wenn ich nicht noch meine ff's weiter hochladen müsste würde ich dir nen megatext mit allem was mir gefällt schreiben!!!!

denk dir einfach den langen text, die stellen sind alle gut!!!

total realistisch, ich kann mit total gut vorstellen das duke und joey wirklich nach art der serie yu-gi-oh so reagieren!!!!

+hut ab+ was du schreibst ist der wahhhhhhnnnnnsssssiiiiinnnnnnnnn!!!

0_=
Von:  bebi
2007-08-25T21:42:26+00:00 25.08.2007 23:42
Erstmal: Danke für die ENS ^^ Hat mich gefreut wieder was zu lesen zu bekommen. Jetzt bin ich wirklich gespannt ob Joey Plan aufgeht und ich freue mich auf das nächste Kapitel umso mehr. Also hau schön in die Tasten und schreib fleißig :) (bekommsch ne ENS? ^^)

Puppyshipping 4 ever ^O^

Ganz Liebe Grüße, immer weiter so
bebi
Von: abgemeldet
2007-08-25T20:42:36+00:00 25.08.2007 22:42
Ohh mein Gott.
Die beiden kapitel sind ja so genial!!
Ich freu mich schon wie es weitergeht!!
Ich würd mich wirklich so abbschieben wenn Kaiba wirklich an horoskope glaubt!!
manno ich freu mich schon so auf dass nächste Kapi!!!!
*knuddl*


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