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Glaubst du an Geister?

Wenn so manch eine plausible Erklärung fehlt...
von

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Glaubst du an Geister?

Das heiße Wasser prasselte geräuschvoll auf ihn nieder. Es war einfach das beste nach einem langen, arbeitsreichen Tag: eine heiße Dusche, und danach ein wunderbar warmes, weiches Bett. Zufrieden drehte Rodney den Hahn zu, trocknete sich ab und schlüpfte in seinen blau-grünen Schlafanzug.

Er warf gerade noch einen kurzen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken, als er ein Geräusch hörte. Es war das unverkennbare Geräusch der Tür zu seinem Quartier!

Irritiert machte er einen Satz aus dem kleinen Badezimmer und ging zur Tür. Aber die war zu. Und niemand war da. Dabei hatte er doch genau gehört, wie sie aufgegangen war! Er hatte sich das nicht eingebildet! Plötzlich hörte er ein Rascheln hinter sich, und fuhr herum. Doch da war wieder nichts. Da stand nur sein unordentliches Bett, und der Nachtisch, der mit zusammengeknüllten Zetteln und beladen war. Sonst nichts. Absolute Leere.

Diese Leere schien aber dann doch nicht ganz so leer zu sein, denn eine weitere Bewegung ließ nicht lange auf sich warten. Rodneys Bettdecke schien sich selbststädnig zu machen, und begann langsam, mit recht linkischen Bewegungen auf ihn zuzuschweben.

Das reichte dem Astrophysiker völlig. Mit einem lauten Schreckensschrei floh er. Es war ihm egal, dass er die Tür zu seinem Quartier offen ließ. Es war ihm sogar egal, dass er nur seinen Schlafanzug trug, und barfuß war. Er wollte nur weg!
 

Mit einem lauten Gähnen sah Carson von den Akten auf. Jetzt saß er schon eine halbe Stunde an einem verhältnissmäßig Kurzen Bericht für Colonel Sheppards Akte, und kam einfach nicht weiter. Kein Wunder, es war schon nach Mitternacht. Was nichts ungewöhnliches war, aber der Verlust von Kaffee traf nicht nur Rodney hart. Er konnte für die Cafeteria-Angestellten nur hoffen, dass sie irgendwie Nachschub bekamen, sonst würde es noch Tote geben. Er kannte keinen der Wissenschaftler auf Atlantis, der nicht mindestens zwei Tassen am Tag trank.

Mit einem weiteren Gähnen entschloss sich der Schotte, den Bericht für heute sein zu lassen. Morgen war auch noch ein Tag, und müde wie er war, würde er ohnehin nichts gescheites schreiben können. Er wollte gerade aufstehen, als er hörte, wie jemand in die Krankenstation gerannt kam. „Was...?“, murmelte er und sprang auf. Wer kam denn noch um die Uhrzeit hier her?

Noch verblüffter war er, als er erkannte wer da keuchend im Türrahmen zu seinem Büro stand: Rodney!

„Was ist los?“, fragte er überrascht. Zwar war es nichts neues, dass der Astrophysiker wegen jedem bisschen die Krankenstation aufsuchte, aber für gewöhnlich wartete er wenigstens bis es draußen hell war – und bis er sich etwas anständigeres angezogen hatte. Carson musste sich ein Prusten grad noch so verkneifen, als er einen Blick auf McKays blau-grün gestreiften Schlaffanzug erhaschte. Doch dann wurde er gleich wieder ernst. Denn er hatte Rodneys Gesicht gesehen. Ein Gesicht, das oft schmerzverzerrt, ernst oder überheblich wirkte. Aber ganz sicher nicht so wie jetzt: Rodneys Augen sahen aus, als würden sie gleich aus den Höhlen treten, und sein Mund war leicht geöffnet, als ob es ihm mitten während eines Schreis die Sprache verschlagen hätte.

Es bedurfte gar nicht mehr einer Bestätigung von Rodneys Seite aus. Carson wurde schlagartig klar, dass hier etwas nicht stimmte...
 

***
 

Zum Glück der Kantine-Angestellten, und allen, die ohne Kaffee nicht leben konnten, hatte man einen kleinen Vorrat von Kaffeebohnen gefunden, der noch reichen würde, bis die Deadalus wieder eintraf.

Mit der gewohnten Tasse Kaffee in der Hand machte Elizabeth ihre Runde durch die Stadt: Der Kontrollraum, die Kantine und schließlich die Krankenstation. Letzteres war meist die unangenehmste Station der morgendlichen ‚Reise‘. Denn viel zu oft warteten dort eine erdrückende Stille und schlechte Nachrichten auf sie. So war sie mehr als überrascht, als sie laute Stimmen vernahm.

„Ich sag Ihnen doch, da war jemand!“, rief jemand, die Stimme klang schon heißer. Nicht desto trotz erkannte Elizabeth sie sofort: es war Rodneys Stimme.

„Vielleicht sollten sie sich einfach mal ausruhen...“, erwiederte eine andere Stimme, die offensichtlich zu Carson gehörte.

„Wie, wenn jedes mal, wenn ich mich hinlegen will, wieder komische Sachen passieren?“

Verwundert trat Dr. Weir näher an die beiden heran, die sie noch nicht bemerkt zu haben schienen. Sie wurde aus dem Gespärch nicht schlau. Komische Sachen? Was für komische Sachen?

„Was ist los?“, fragte sie, und versuchte optimistisch zu klingen, um McKay nicht weiter aufzuregen.

„Er meint es spukt in seinem Quartier“, meinte der Schotte und grinste schief.

„Sehr witzig“, grummelte Rodney und wandte sich auch zu dem Neuankömmling um. „Ich vermute eher, dass mir irgendjemand einen Streich spielen will... – hat jemand heute schon Sheppard gesehen?“

„Ich habe ihn schon gesehen, und ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat“, warf Elizabeth scharf ein. Sie konnte es nicht leiden, wenn man Leute grundlos beschuldigte. Und Rodney hatte es an sich, das ziemlich oft zu tun. „Was ist denn genau passiert?“

Seufzend schaute sich Rodney um, als ob er sicher gehen wollte, dass niemand anderes zuhörte. Elizabeth wartete geduldig. Und schließlich begann Rodney auch, zögerlich zu sprechen.

„Also, gestern abend war ich in meinem Quartier, und da hab ich gehört, wie die Tür zu meinem Quartier aufging...“
 

Elizabeth hörte ihm aufmerksam zu. Und sie glaubte ihm. Doch wie wollte man das erklären? Sei bezweifelte, dass selbst ein noch lebender Antiker eine gewöhnliche Decke zum schweben bringen konnte. Eine Tür aufmachen, das konnte auch Sheppard. Aber die anderen Sachen konnte sie nicht erklären. Rodney hatte auch erzählt, dass seine Dusche angedreht worden war – von wem, aber? Wenn nicht zufällig ein Nox hier unterwegs war, gab es einfach keine Erklärung!

„Ich denke wir sollten das weiter untersuchen... was halten Sie davon, sich für die Zeit ein anderes Quartier zu nehmen?

Doch Rodney antwortete ihn nicht. Er starrte nur auf einen Punkt hinter ihrer Schulter. „Rodney?“, fragte sie überrascht. Doch er zeigte keine Reaktion. Starrte nur auf die beiden Medikament-Schachteln, die fröhlich hinter Elizabeth hin und her hüpften...
 

***
 

Ohne auch nur zu gucken, ob er zufälligerweise jemanden umrennen könnte, stapfte Rodney den Gang entlang. Er machte sich nicht mal die Mühe Radek zuzunicken, der ihm entgegenkam. Die Idee verschob er aber auch sehr weit weg, als er sah, was der Tscheche da tat. Denn Zelenka war nicht alleine unterwegs. Neben ihm lief ein – vermutlich neuer – Wissenschaftler, den Rodney nicht kannte. Und da bäugte sich Radek doch tatsächlich zu dem Wissenschaftler rüber, flüsterte etwas, und beide brachen in lautes Lachen aus! Ärgerlich blieb McKay stehen. Das konnte nicht angehen. War er jetzt schon eine Witzfigur?

Kurzentschlossen trat Rodney einen Schritt auf die beiden zu, und funkelte sie böse an. Na warte, die konnten was erleben!

„...“, war genau, wie weit er kam.

„Und, heute schon einen Geist gesehen?“, lachte der Wissenschaftler neben Radek, und ehe er sich versah, waren die beiden schon weitergelaufen, und ließen einen vor Wut kochenden Astrophysiker stehen.

Wenn Blicke töten könnten, wären der Tscheche und sein Freund wohl gerade sehr sehr tot umgefallen. Doch leider hatte Rodney noch nicht ausgetüftelt, wie er das anstellen sollte, und musste sich nun damit abfinden, ihnen einen weiteren, zornentbrannten Blick hinterherzusenden, und sich wieder auf den Weg zu machen. Vielleicht konnte er Elizabeth ja zu einer Gehaltskürzung bewegen...
 

Offensichtlich wussten die meisten nun von den unheimlichen Begegnungen. Ja, Begegnungen, denn es war nicht bei denen in seinem Quartier und auf der Krankenstation geblieben. Er hatte zwar ein neues Quartier bekommen, doch dort hatte der gleiche Schrecken auf ihn gewartet. Tage- und vorallem nächtelang hatte er nicht geschlafen, und wäre das nicht ohnehin schon meist der Fall gewesen, wäre er wahrscheinlich bereits ohnmächtig in sich zusammengesackt.

Das Schlimmste war aber, dass ihm niemand glaubte. Elizabeth hatte ihn nach einer Weile nur noch mit Mitleidigen Blicken bedacht. Denn alle Untersuchungen hatten absolut nichts ergeben.

Da war nichts, sagten sie alle. Rodney schenkte ihnen keine Beachtung, doch die meisten anderen taten das. Sie machten sich über ihn lustig. „Überarbeitet“, war wohl die häufigste Erklärung.

Und die wenigen, die ihm tatsächlich glaubten, waren doch tatsächlich der Ansicht, das käme davon, weil Rodney immer so ungläubig gewesen war. Ein höhnisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er daran dachte. Etwas albernes hatte er nun wirklich noch nie gehört!
 

Schließlich war er in seinem neuen Quartier angekommen. Es lag nahe der Athosianer-Quartiere und der der Marines. Wo anderes war nicht mehr Platz gewesen – außer er wollte in die abgelegensten Gebiete der Stadt, hatte Weir ihm erklärt. Da hatte Rodney natürlich eingewilligt, in dieses Quartier zu ziehen. Was ihn in den abgelegenen Teilen erwarten würde, wollte er sich erst gar nicht vorstellen.

Misstrauisch machte McKay einen Schritt in das Zimmer. Nicht selten hatte hier nun schon etwas Unheimliches auf ihn gelauert. Doch heute blieb es still. Nichts war zu hören oder zu sehen.

Erleichtert machte er einen weiteren Schritt. Es blieb ruhig.

„Na endlich...“, brummelte er vor sich hin, und ließ sich auf sein Bett fallen. „Heute ist wohl ein freier Tag.“

„Nicht wirklich“, sagte eine Stimme hinter ihm.
 

***
 

Erschrocken wirbelte Rodney herum. Gut, allmählich überraschten ihn die Vorfälle etwas weniger, aber bisher hatte wer oder was auch immer das war nie mit ihm gesprochen. Immer, wenn er geschrien hatte, es sollte was sagen, hatte es geschwiegen. Und nun – sprach es tatsächlich? Oder wollte ihn nur jemand auf den Arm nehmen?

Er brauchte ein paar Sekunden, um zu bemerken, dass da nichts da war. Niemand. Mal wieder. Trotzdem, jetzt würde er nicht aufgeben. Er wollte endlich wissen was hier los war!

„Was?“, war allerdings alles, was er rausbrachte.

„Sowas wie freie Tage hab ich nicht“, antwortete die Stimme. Sie kam einfach aus dem Nichts. Von einem Punkt, der ganz eindeutig leer war. Da war also wirklich jemand unsichtbares!

„Wer bist du?“, fragte er, und versuchte etwas mutiger zu klingen. Das gelang ihm allerdings nicht wirklich.

„Oh, ich hab keinen Namen“, meinte die Stimme wieder.

„Und was bist du?“

„Das, was du wohl als Gespenst bezeichnen würdest.“

Rodney stutzte. Gespenst? Carson hatte also recht gehabt, als er das vor ein paar Tagen gesagt hatte? Aber nein, das war unmöglich. Geister gab es nicht. Vielleicht war es ja ein Aufgestiegener? Aber die redeten anders. Am liebsten in Rätseln. Egal, jedenfalls nicht so. Hier wollte ihm jemand einen gehörigen Schrecken einjagen – und sich über ihn lustig machen. Ganz eindeutig. Aber darauf konnte dieser jemand aber lange warten... jedenfalls von jetzt an!

„Haha. Sehr amüsant“, antwortete er. „Also, wer steckt hier hinter?“

Die Stimme machte ein undefinierbares Geräusch. Hätte Rodney genauer hingehört, hätte er vielleicht die Trauer herausgehört. Aber so hob er nur irritiert eine Augenbraue.

„Ha! Ich hab euch durchschaut! Dann könnt ihr jetzt ja damit aufhören.“

Die Stimme schwieg. Das gab Rodney allerdings nur noch mehr Mut.

„Besser ihr macht euch schonmal bereit eure dämlichen Sachen zu packen!“

Wieder keine Antwort.

„Na, habt ihr schon die Flucht ergriffen?“

Diesmal bekam er eine Antwort. Aber nicht die, die er erwartet hatte. Ein plötzlicher,

eiskalter Wind kam auf. Er kam aus der Richtung, wo er die Stimme gehört hatte. Nicht von seinem Fenster – das außerdem zu war.

„Ich hab die Wahrheit gesagt! Ich kanns doch auch nicht ändern!“, heulte die Stimme auf. Sie hörte sich nun so quengelig an, wie die eines kleines Kinds. „Wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir auch nicht helfen!“

Doch Rodney hatte keine Möglichkeit etwas zu antworten. Mit einem beinahe verzweifelten Schrei rauschte die Stimme über ihn hinweg. Seine Fenster wurden mit einem lauten Klappern aufgestoßen, ein weiterer Windstoß fuhr durch den Raum.

Dann war es still. Totenstill. Die Stimme war fort.
 

***
 

Schweigend blieb Rodney auf seinem Bett sitzen. Auch, als sich sein Magen bemerkbar machte stand er nicht auf. Verwirrung machte sich in ihm breit. Hier stimmte etwas wirklich nicht. Wenn ihn jemand um die Nase herum führen wollte, hätte er nicht so reagiert. Das war das letzte, was er erwartet hatte.

Aber was hatte er schon für eine Alternative? Es konnte schließlich nicht war sein. Es konnte kein Geist sein, der ihn immer wieder heimsuchte. Das konnte einfach nicht sein. Das war ganz einfach unmöglich.

Er glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Genau so wenig, wie er an Gott glaubte. Vielleicht war dort draußen irgendetwas, das hatte er früher immer gedacht. Aber seit er von höheren Existenzebenen, Antikern und Ori gehört hatte, glaubte er nicht mehr im entferntesten, dass diese seltenen – und schon seit langer Zeit ausgebliebenen – „Wunder“ mehr waren, als ein bisschen Erbarmen von Seiten der Antiker. Es...konnte...ganz einfach nicht so etwas geben. Gespenster waren durch irgendwelche Fantasien von längst toten Autoren entstanden. Es gab sie nicht wirklich...allerdings – was war das dann eben gewesen? Gab es überhaupt eine andere Erklärung?

Doch das funktionierte bei McKay nicht, dass man, wenn man keine Erklärung fand, anfing an Götter und Geister zu glauben. Das hatten die Leute früher getan, wenn sie Dinge nicht verstanden. Er würde sich nicht auf solch ein Niveau herablassen.
 

Dennoch, in Rodneys Unterbewusstsein lebte die Idee weiter. Wartete auf eine Bestätigung. Die nicht allzu lange auf sich warten ließ.
 

Es war nur einen Tag später, als Rodney spätnachts in sein Quartier zurückkehrte, und das Wesen dort schon auf ihn wartete. Er konnte es nicht sehen, und solange es nicht sprach, bemerkte er es auch gar nicht. Doch es war da – was auch immer es war.

Rodney, der gar nicht mehr mit der Rückkehr des Wesens rechnete verschwand eine Weile im Bad. Eine Weile rauschte das Wasser, dann wurde – ungehört wie er glaubte – der Hahn wieder zugedreht, und der Astrophysiker stapfte zurück zu seinem Bett – dessen Bettdecke leicht verrutschte. Dabei war er noch einen Meter davon entfernt!

„Oh nein...“, stöhnte er, und drängte sich zurück an die Wand. Doch die Decke machte keine Anstalten, auf ihn zu zufliegen. Sie blieb wie sie war. Irritiert schaute er sie an. Das einzige was er erkannte, war eine Art „Delle“. Dieser Unsichtbare saß doch nicht etwa...

„Hallo?“, fragte er leise. Langsam begann ihn die Sache anzunerven.

„Hm...?“, kam sogleich die Antwort. Also hatte er recht gehabt. Das Ding war wieder hier.

„Was machst du hier? Warum bist du überhaupt immer da? Was soll das ganze?“, löcherte er „das Ding“. Wenn es ihn schon um seinen Schlaf bringen wollte – wenn auch inzwischen nicht mehr ganz so erschreckend – konnte es ihm ja wenigstens sagen warum. Immerhin schien es endlich mit ihm sprechen zu wollen.

„Ich wollte dich was fragen.“

„Deswegen erschreckst du mich zu Tode?“

„Naja, irgendwie musste ich dich ja auf mich aufmerksam machen. Du hörst ja nicht auf andere, wenn sie normal mit dir reden.“

Ein Grunzen war alles, was das Wesen als Antwort bekam. Rodney mochte es nicht, wenn man ihn darauf aufmerksam machte. Das durfte nur Carter. Und auch nur, wenn sie besonders gut aussah.

Er ließ eben niemanden an sich ran. Aber das war doch alles nur Maskerade...oder?

„Jedenfalls wollte ich dich fragen, ob...“

„Ja?“

„Ob du so glücklich bist. So wie es dir jetzt geht.“

Der Astrophysiker trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. War er hier glücklich? Na klar war er das! Das war der beste Ort, den er hätte finden können. Hier konnte er mal all seine Fähigkeiten einsetzen, seine Arbeit wurde angesehen, und dashier war der einzigste Ort, wo man antikische Technologie erforschen konnte. Wirklich, es hätte ihn nicht besser treffen können.

„Klar bin ich glücklich!“, meinte er also.

Die Stimme wartete einige Zeit, bis sie weitersprach.

„Ich meinte nicht, ob du gerne hier arbeitest. Sondern ob du glücklich bist. Mit deinem Leben.“

„Die Arbeit ist mein Leben“, entschied er.

„Es gibt einen Teil deines Lebens, der nicht deine Arbeit ist“, kommentierte die Stimme nur. Es war dieser einfache Satz, der Rodney dazu brachte, nachzudenken. Sein Leben...der Teil ohne Arbeit. Na, das war doch ganz einfach. Jeannie gehörte nicht zu seiner Arbeit. Ganz und garnicht.

Allerdings... mit Jeannie hatte er lange nicht mehr geredet. Sehr sehr lange. Sie stand nur noch ganz am Rand seines Lebens. Auch wenn er hin und wieder an sie dachte, wirklich dazu gehören... zu seinem Leben ...tat sie nicht.

Aber Freunde... Freunde hatte er! Sheppard, Elizabeth, Radek, ja manchmal auch die „Aliens“ in ihrem Team. Sie gehörten doch irgendwie dazu. Sie respektierten ihn. Oder? Sie glaubten nicht, dass er total egoistisch war, nein, bestimmt nicht... er war doch auch nicht wirklich egoistisch... er zeigte nur nich, dass es anders war.

„Wenn du es nicht zeigst, werden sie es auch nie wissen“, mischte sich die Stimme ein.

Rodney starrte den – leeren – Punkt knapp über seiner Bettdecke mit offenem Mund an.

„Kannst du Gedanken lesen!?“

„Geister können das“

McKay sog die Luft geräuschvoll ein. Sein Unterbewusstsein, das der Stimme Glauben schenkte machte sich wieder bemerkbat.

„Und du sagst auch wirklich die Wahrheit...?“

„Ja.“

„Also bist du tot?“

„Ja.“

Nicht minder laut stieß Rodney die Luft wieder aus. Er sprach doch nicht tatsächlich zu einer.... Leiche!?

„Was machst du dann hier, wenn du tot bist?“

„Dafür sorgen, dass diejenigen, die leben ihr Leben auch zu schätzen wissen. Und lernen, sich auch über das, was sie haben zu freuen.“, war die Antwort.

„Also bist du der Ansicht, dass ich mich nicht über die Gegebenheiten freue?“

„Auch wenn sie dich manchmal für etwas... anders halten, sind sie immer noch deine Freunde. Das solltest du zu aktzeptieren – und respektieren können.“

Außer Rodneys Atem war eine Weile lang nichts zu hören. Er dachte nach. Hatte dieser... Geist ...tatsächlich recht? In gewisser Weise war es ja schon so. Er hatte nie groß darüber nachgedacht, dass er Freunde hatte, obwohl er – nach außen hin – eigentlich unausstehlich war. So war es schon immer gewesen, und nie hatte er wirklich damit gerechnet, dass es Leute gab, die ihn nur seinetwegen mochten. Doch nun gab es tatsächlich welche...

„Ich sehe, du beginnst zu Verstehen“, sagte der Geist „Dann werd ich mich mal auf den Weg machen“

„Du gehst?“, fragte Rodney erstaunt. Und seine Frage erstaunte ihn gleich nochmal. Vor nur ein paar Stunden hatte er sich gewünscht, dass das Wesen einfach verschwinden, und nie wieder auftauchen würde. Jetzt wünschte er, es würde etwas länger bleiben. Vielleicht konnte es ihm tatsächlich helfen... irgendwie.

„Es gibt noch mehr, die dir nicht gerade unähnlich sind“, meinte die Stimme. Zwar konnte Rodney das Wesen nach wie vor nicht sehen, doch er war sich sicher, dass es lächelte.

„Tja dann... Tschüss und-„, begann McKay, doch weiter kam er nicht. Staunend beobachtete er, wie wieder Wind aufkam, und seine Fenster ein weiteres Mal aufschlugen. Eine Art graue Masse war für einen Moment sichtbar, und dann war es verschwunden. Nur die offenen Fenster deuteten darauf hin, dass es jemals hier gewesen war.

„-Danke“, beendete er seinen Satz.

Kopfschüttelnd starrte Rodney auf den Nachthimmel. Die Sterne verbreiteten ein wenig Licht, und spiegelten sich auf der gläsernen Stadt wieder, als er sich schließlich aufraffte, und die Fenster schloss – und sich vornahm, wirklich etwas an seinem Leben zu ändern. Leben war etwas Kostbares...etwas, das unglaublich viele nicht mehr hatten. Es war etwas, aus dem man das Beste machen sollte.

Und eben dies würde er tun.
 

ENDE



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