Chapter 7 - unbetat
Chapter 7
Die Fahrt zu Houses Wohnung verlief schweigend.
Greg fuhr und James hatte seine Stirn an die kühle Scheibe des Beifahrerfensters gelehnt. Sein Atem ließ das Glas beschlagen und der Blick seiner halb geschlossenen Augen war ziellos in die Dunkelheit gerichtet. House beobachtete ihn mit wachsender Sorge. Er seufzte fast vor Erleichterung, als sie endlich in die Straße einbogen, in der er wohnte. Nicht nur, dass er James kaum noch in dieser Verfassung ertragen konnte, sondern auch weil sein Bein ihn trotz der Automatik von Wilsons Auto langsam aber sicher umbrachte. Er fühlte sich als würde sein Bein in Flammen stehen. Erst einmal eine Vicodin und tief durchatmen.
Wilson machte keinerlei Anstalten auszusteigen und Greg musste ihm erst die Tür aufmachen und ihn leicht an seinem immer noch tropfnassen Ärmel zupfen damit er sich endlich bewegte. James ließ sich wie ein kleines Kind von House die Treppe hinauf in dessen Wohnung führen.
Endlich drinnen angekommen, schubste House ihn nur noch auf die Couch. Während er seinen Mantel aufhängte überlegte House, ob er Wilson lieber ein Bier oder einen Kaffee geben sollte. Er entschied sich für Bourbon. Das würde ihn aufwärmen und hoffentlich auch noch sein Gemüt beleben.
„Trink das und zieh deinen Mantel aus. Du versaust mir noch meine Couch“, sagte er, als er ihm das Glas in die Hand gedrückt hatte und sich selbst auch noch eines einschenkte. Greg hätte beinah gelächelt, als James endlich reagierte und seine Sachen neben das Sofa fallen ließ. Nicht, dass der Mantel dort nicht das Parkett anstatt des Ledersofas ruinieren würde, aber das war auch überhaupt nicht der Punkt. Hauptsache Wilson kam aus den nassen Sachen raus und holte sich keine Lungenentzündung.
Während James trank, holte Greg ein paar Handtücher aus dem Badezimmer. Besser wäre es natürlich gewesen James unter die Dusche zu jagen und ihm anschließend trockene Sachen zu verpassen, aber ein Handtuch musste für den Anfang reichen.
Sie mussten noch reden.
Jetzt.
Er war sicher, dass Wilson davon ebenso wenig begeistert sein würde wie er, aber hatte das alles schon viel zu lange vor sich hergeschoben und vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Wilson nicht wirklich Herr seiner wenigen Sinne war...
House humpelte zurück ins Wohnzimmer, warf Wilson eines der Handtücher über und ließ sich neben ihn auf die Couch sinken. James hatte mittlerweile sein Glas geleert. Greg schenkte ihnen beiden nochmals ein nur um sich den Bourbon gleich darauf in einem Zug die Kehle hinunter zu kippen. Kurz ließ er sich vom Brennen des Alkohols benebeln, ehe er sich die Lippen leckte und sich leicht zu James umwandte.
„Wir müssen reden.“
Der zweite Bourbon hatte tatsächlich Wilsons Lebensgeister wiedererweckt, denn immerhin warf er House jetzt einen sehr entnervten Blick zu, der wohl ursprünglich dazu gedacht war House von jeglichen Fragen abzuhalten, doch er war leider vollkommen wirkungslos. Schließlich ließ er resignierend den Kopf hängen.
„Was willst du von mir, House?“
Als er seinen Blick wieder hob, schien er vollkommen verzweifelt und doch kam House nicht umhin ein wenig Hoffnung in den dunklen Augen seines Freundes zu entdecken.
Was wollte er?
Eine exzellente Frage... wenn er doch nur die Antwort darauf wüsste.
Aber vielleicht hatte er wenigstens eine Idee und auch wenn sie ihm äußerst dämlich vorkam, war es die einzige, die er hatte.
„Halt mal kurz still. Ich will was herausfinden.“
Wilson zog die Augenbrauen zusammen, doch er rührte sich nicht. Greg holte tief Luft, verdrängte alle Gründe, warum das hier eine schlechte Idee war und lehnte sich in James‘ Richtung. Er hörte seinen Herzschlag in seinen Ohren dröhnen und ihn beschlich das Gefühl, dass es nicht nur der Alkohol war, der ihn schwindlig machte, als er die Augen schloss. Wilsons schneller Atem strich über sein Gesicht nur Sekundenbruchteile bevor sich ihre Lippen berührten. Einen Augenblick lang befürchtete House Wilson würde zurückweichen, doch er hielt still und wagte es schließlich sogar den Kuss vorsichtig zu erwidern. Greg sog jede Bewegung, jede Berührung, jedes winzige Detail in sich auf. Es war merkwürdig, fremd und so angespannt wie sie waren, konnte House wirklich nicht behaupten, dass es der beste Kuss war, den er je gehabt hatte, doch...es war auch nicht unbedingt unangenehm. Ein aberwitziges Kribbeln machte ihm klar, dass auch der Rest seines Körpers nicht unbedingt davon abgeneigt war James zu küssen. Er kostete jeden Augenblick aus, doch irgendwann nach einiger Zeit, die ihm vorkam wie eine kleine, süße Ewigkeit vorkam, beendete er den Kuss, zog sich ein kleines Stück zurück und öffnete langsam die Augen.
Als wäre er gerade erst aus einem langen Traum aufgewacht begegnete James ihm mit verträumten und doch fragenden Augen.
„Hast du was du wolltest?“
Wilsons Stimme war leise, doch House wäre beinah zusammengezuckt so brüchig klang sie.
Was sollte er sagen?
„Ich...ich denke...“
Er räusperte sich. So vollkommen sprachlos zu sein, gefiel Greg überhaupt nicht. Alles, was er wusste, war, dass es sich eigentlich ganz gut angefühlt hatte.
Greg seufzte.
„Die Frage ist nicht, was ich will, sondern, was du willst...Was willst du von mir hören?“
James senkte den Blick und lächelte leicht.
„Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass du das getan hast, weil du dir plötzlich über deine unsterblichen Gefühle zu mir klar geworden bist... ich denke eher...es war dein Lieblingsantrieb: Neugier.“ House nickte und Wilson blickte ein klein wenig niedergeschlagen drein. „War... war es nur das?“
House lächelte, als er die Hoffnung in Wilsons Augen sah. Sein Freund war wirklich ein unverbesserlicher Optimist.
Sein Freund...
House seufzte erneut und hoffte, dass das nicht zu einer neuen Angewohnheit werden würde.
„Du küsst nicht so erbärmlich wie deine Ex-Frauen behaupten.“
„Wow...das war ja ein richtiges Kompliment!“
Wilsons Lächeln wuchs.
Erleichtert darüber, dass sich die Situation ein wenig entspannt hatte, wagte House einen weiteren Schlag.
„Aber ganz sicher bin ich mir allerdings noch nicht...vielleicht sollten wir das noch einmal ausprobieren...“, meinte House mit einem sardonischen Lächeln.
Zu seiner nicht unbedingt geringen Überraschung lehnte James sich in seine Richtung, doch er stoppte, als ihre Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren.
„House...sag mir, was das hier ist.“
Ein Schauer lief House über den Rücken, als Wilsons Atem seine Lippen traf.
„Ich wie es nicht.“
Er sprach genauso leise wie Wilson...
Seine Stimme bebte wie die von Wilson...
Seine Augen waren geschlossen – House lächelte – wie die von Wilson.
„Aber vielleicht kann es ja etwas werden.“ James‘ Lippen kamen noch ein Stückchen näher und Gregs Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Ich will das nicht versauen...“
„Das kann man nicht wissen bevor man es nicht probiert hat.“ Damit überwand James die letzte Distanz zwischen ihnen und presste seine Lippen leicht auf Gregs.
Es war nicht mehr so angespannt wie beim ersten Mal und doch noch ungewohnt. Immer noch ungewohnt, dass die Haut, die er berührte genauso rau war wie seine.
Interessant, dass das Gesicht, das sich an seines schmiegte ebenso maskulin war wie sein eigenes.
Etwas irritierend, dass die Lippen, die er küsste so spröde waren.....wie seine.
Der Kuss dauerte länger als der letzte und Greg ertappte sich dabei wie er jeden Augenblick genoß.
Teils um nicht die Balance zu verlieren, teils, weil es in diesem Augenblick einfach zu verlockend war, hob Greg seine Hand und ließ sie durch James Haar gleiten. Er hatte sich schon öfter gefragt wie es sich wohl anfühlen würde und es schien ihm fast selbstverständlich, dass es genauso weich war wie er es sich immer vorgestellt hatte. James‘ Augenlider flatterten leicht und seine Wimpern kitzelten leicht Gregs Wangen. Ein schnurrender Laut entrang sich Wilsons Kehle, ließ seinen Körper und ganz besonders seine Lippen erbeben. House lächelte.
Ihre Lippen trennten sich und Gregs Finger wanderten langsam nach unten, strichen James‘ Schläfen entlang, zeichneten die Kontur seiner Wangenknochen nach und blieben schließlich an den eben geküssten Lippen hängen ehe Greg seine Hand schließlich doch noch zurückzog.
Wilson hatte seine Augen noch geschlossen. Blind lehnte er sich vor und ließ seine Stirn gegen Houses ruhen.
„Lass es uns versuchen“, sagte House leise.
„Mhh...“
House grinste. Wilson schien mit einem Schlag todmüde und einen House dachte schon er wäre vielleicht ganz eingeschlafen, als er wieder sprach.
„Alles, was kommt, ist mehr als ich mir je erhofft habe.“ Seine Hand tastete nach Houses und drückte sie leicht, als er sie gefunden hatte.
Greg wusste nicht, was er sagen sollte. Wilson würde ihm hier jeden Augenblick einschlafen, also war jedes Wort verschwendet und er sollte sich lieber dringenderen Dingen zuwenden. Zum Beispiel Wilsons Sachen, die immer noch klamm waren oder seine Hand, die so eiskalt war, dass House nur mühsam ein Schaudern unterdrücken konnte.
„Geh duschen bevor du dich noch erkältest.“
Wilson öffnete verwundert die Augen und House lächelte ihn leicht an. Er zog seine Hand zurück, stand auf und humpelte in Richtung Schlafzimmer.
„Ich such dir ein paar trockene Sachen raus. Du bist doch sicher nass bis auf die Unterhosen.“
House fand ein Shirt und Shorts, die etwas größer waren und machte sich mit den Sachen und noch einem Handtuch wieder auf den Weg ins Wohnzimmer.
Wilson war aufgestanden und war sogar so freundlich gewesen seinen Mantel endlich aufzuhängen. Mit den Händen in den Hüften und sich suchend umsehend stand er nun neben der Pfütze, die sich auf dem Parkett gebildet hatte.
„Ich nehme nicht an, dass du über so etwas wie einen Wischmob verfügst?“, fragte Wilson grinsend.
House zuckte mit den Schultern. Er war sich zwar sicher, dass er das gute Stück vor einigen Wochen zuletzt gesehen hatte, aber wo es im Moment war, konnte er wirklich nicht sagen.
„Trocknet auch von selbst.“
Greg reichte ihm die Sachen.
„Geh endlich duschen oder ich verfütter dich morgen an Cuddy.“
Wilson schüttelte den Kopf, doch er fügte sich ohne Murren.
House blieb neben der Couch stehen. Im Augenblick war er sich nicht ganz sicher, ob er nicht jede Sekunde aufwachen würde nur um sich dann zu fragen, warum er solch einen Irrsinn träumte. Okay...ja, es schien ihm eine gute Idee zu sein eine Beziehung mit Wilson anzufangen. Ihre Freundschaft hatte bis jetzt alles überstanden, warum also nicht auch ihre Beziehung? „Beziehung“...im Moment war es nicht mehr als ein paar hormoninduzierte Pseudoliebesgeständnisse. Ob er wirklich beziehungstauglich war, würde sich in den nächsten Tagen zeigen. Er gab es zwar nicht gern zu, aber er hatte Angst vor all den Entscheidungen, die auf ihn zukommen würden und von denen abhing, ob das alles eine Chance hatte. Eine stand jetzt schon an: Wo würde Wilson schlafen? Dass er James nicht nach Hause schicken konnte - schlimm genug ein Hotelzimmer „Zuhause“ zu nennen – war klar. Die Frage war eine andere: Bett oder Couch? Was aus einem billigen Softporno hätte stammen können, machte House wirklich Probleme. Um ehrlich zu sein, ging ihm die ganze Sache viel zu schnell und wenn Wilson auf dem Sofa schlief, würde er sich...sicherer fühlen. House schnaubte verächtlich.
Was war er?
Eine blondgelockte Jungfrau, die um ihre Unschuld bangte?
Chase?
Nein, er würde einfach Wilson die Entscheidung aufbrummen und er selbst war aus dem Schneider.
Genau! Das war die Idee des Tages. Der Plan erschien ihm nicht mehr so berauschend, als er das Geräusch von tapsenden Füßen hörte und sich umdrehte. James stand vor ihm und Greg kam zu der Alkohol-, Adrenalin- und Hormonbegründeten Erkenntnis, dass James für einen Mann mittleren Alters, der mitten in der Nacht barfuß, mit noch nassen Haaren, in zu kleinen Sachen und Augenringen, die in ihrer Intensität schon fast irreal wirkten, in seinem Wohnzimmer stand schon fast verboten gut aussah. Houses Testosteronproduktion übernahm die Kontrolle über sein Hirn und entschied, dass das Bett mit Wilson zu teilen doch ganz angenehm werden konnte.
Wilson stand vor ihm und sah ihn mit einem Blick an, dass man ihn glatt für ein pelzloses Bambi-Double hätte halten können.
„Gehen wir schlafen oder möchtest du mich weiter anstarren als ob ich der Weihnachtsmann wäre?“, fragte House leicht grinsend.
Wilsons Starren verwandelte sich ein zuckersüßes Lächeln, dass House fast befürchtete Karies zu bekommen. Dann nickte er.
„Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mir das alles vielleicht nur eingebildet hatte...“
„Tse! Da gehen schon mal deine Wünsche in Erfüllung und du musst auch noch daran zweifeln.“
Damit drehte er Wilson ganz unzeremoniell an den Schultern herum und schubste ihn wieder in den Flur in Richtung Schlafzimmer.
Laaaaaange hat es gedauert, doch nun hab ich mich endlich aufgerafft und das Kapitel fertig geschrieben. Es ist nicht unbedingt das längste Kapitel, dafür kann ich aber verkünden, dass ich schon mit dem nächsten angefangen hab.
Jaaaaa, ich wie, dass die beiden in dem Kapitel grenzwertig ooc geworden sind, aber ich kann euch beruhigen, das war alles die Schuld von bösen Hormonen, Alkohol und Schlafmangel...zumindest bei Wilson. ^^° Beim nächsten Kapitel kehren wir wieder in den nüchternen Alltag zurück und die rosaroten Attacken werden seltener werden.
Zum Schluss noch einmal ein ganze großes Dankeschön an alle, die so lange gewartet haben.
Bis zum nächsten Mal!
das_Diddy