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Feuerproben und Fesselspiele

Zutara
von

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Fesselkünstler und Spätzünder

Kapitel 5: Fesselkünstler und Spätzünder

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*Anmerkung der Autorin: Wieder einmal stehe ich bei meiner Beta-Leserin Beelze in tiefer Schuld.*
 

Zuko blieb nicht einmal genügend Zeit, um sich von dem Tritt zu erholen, da griff die Wasserbändigerin wieder an. Doch dieses Mal war er vorbereitet.
 

Er täuschte einen Fuß-Feger vor, um anschließend einen Handkantenschlag auszuführen, doch sie konterte das Täuschungsmanöver mit einem eigenen Feger, und beide gingen gleichzeitig zu Boden.
 

Katara keuchte, als sie schwer auf ihren Arm fiel und sie sich Hautabschürfungen zuzog. Zukos Wange machte unerfreulichen Kontakt mit dem Holzboden.
 

Verdammt, seit wann brachten arktische Fischweiber ihren Töchtern das Kämpfen bei?
 

Zuko stand schwungvoll auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
 

Wer hätte das gedacht? Eine Bruce-Lee-Prinzessin aus dem ewigen Eis.
 

Katara bleckte die Zähne. Sie genoss seine offensichtliche Überraschung trotz der Wundschmerzen. Wie oft in ihrem Leben bekam sie schon ein überrumpeltes Feuerprinzchen zu sehen?
 

Zuko grunzte tief. Soviel war klar, er würde die Wasserbändigerin nicht ohne vorausgehenden Blessurenmarathon auf der Matte flachlegen können. Trotzdem - der Gedanke an einem Nahkampf ließ eigenartigerweise Funken der Vorfreude in seinem Magen tanzen.
 

Beide nahmen wieder ihre Position ein, umkreisten einander.
 

Kataras Nasenflügel bebten leicht beim Atmen. Der Angriff hatte sie weit mehr Kraft gekostet als ihm, doch ihm schmerzte das Knie höllisch. Dafür würde die Möchtegern-Knochenbrecherin büßen müssen. Seine bernsteinfarbenen Augen blitzten entschlossen unter zusammengezogenen Brauen. „Sieht so aus, als hätte jemand ein bisschen Kampfsport trainiert.“, stellte er fest während er sie langsam auf sie zutrat. Sein Mundwinkel hob sich provozierend. „Soll mir recht sein. Ich will nur hoffen, dass deine Fähigkeiten auf der Matte besser sind als die zu Bändigen. Noch so ein Jammerspiel ertrag ich nämlich nicht.“
 

Katara schnappte nach Luft. ‚Fähigkeiten auf der … Matte?‘ Eine katastrophale Sekunde lang hatte Katara geglaubt, einen doppeldeutigen Unterton in seiner Stimme herauszuhören. Sie wurde dunkelrot. Feuerbändiger verdienten es von Natur aus, dass man sie bis ans Höllentor prügelte - jetzt erst recht. „Mir scheint es eher“, erwiderte sie zähneknirschend; federte in den Knien, „ als hätte jemand ein bisschen Muffensausen.“ Und dann etwas koketter: „Sind das etwa Schweißperlen auf deiner Stirn? Wohl etwas zu feucht hier drinnen für ein Streichholz wie dich.“ Sie lachte höhnisch.
 

In einer überlegenen Bewegung ließ Katara ihre Hand über das Kondenswasser des einzigen noch stehenden Regals gleiten und verteilte die Flüssigkeit provozierend langsam mit den Fingerspitzen. Jaah, das war ihr Element; und es gab ihr Sicherheit und Zuversicht - und kühlte ihren von Anstrengung erhitzten Körper.
 

Einen irrwitzigen Moment lang hatte Katara sogar das unerklärliche Bedürfnis, die Wassertropfen vor seinen Augen Finger für Finger genüsslich abzulutschen. Was natürlich ein absolut schwachsinniger Gedanke war und sie zwang sich zur Konzentration. Konzentration auf den Kampf. Konzentration auf den halbnackten männlichen Feind in diesem Raum, dessen gefährlich schimmernde Augen einzig und allein auf sie gerichtet waren. Und dieses Mal würde er nicht innehalten, um zu schauen, ob der Avatar hinter seinem Rücken sein Schiff inklusive Crew einen Wasserfall herunterpustete; oder wo Sokka mit seinem spitzen Bumerang war. Nein, dieses Mal gab es nur sie und ihn.
 

Katara wusste nicht, ob dieser Gedanke sie beruhigte oder viel mehr ‚entruhigte‘. Zumindest tat ihr Herz einen Satz nach unten und landete irgendwo im Bauch, wo es ein - seltsam - aufgekratztes Gefühl hinterließ. Als könne sie Bäume ausreißen oder so.
 

‚Nein, keine Bäume.‘, korrigierte sie sich selbst. ‚Nur lästiges Unkraut.‘
 

Zukos Augenbrauen zogen sich scharf zusammen. Ihre penetrante Zunge würde ihr noch im Halse stecken bleiben, und wenn es das letzte wäre, was er an diesem verfluchten Tag tun würde. Ganz gleich, dass die drückende Feuchtigkeit ihn tatsächlich kurzatmiger werden ließ. „Das kannst du dir natürlich einreden, wenn du meinst, es hilft. Aber Tatsache ist“, höhnte er zurück, „dass *du* mit der Hitze weit aus mehr Probleme hast als ich mit ein paar lächerlichen Pfützen auf den Boden. Du hast nicht den Hauch einer Chance.“
 

Und wie zur Bestätigung starrte er auf ihre leicht geöffneten Lippen, durch die Katara etwas atemlos nach Luft schnappte. Sie versuchte ihre Erschöpfung zu verbergen, in dem sie ihren Brustkasten zur Ruhe zwang, doch es funktionierte nicht, und Zuko sah irritiert zu, wie ihre Zunge über die glänzenden Lippen fuhr, die sie dann wütend aufeinander presste und zu einem dünnen Strich formte.
 

Zuko blinzelte.
 

Sie stieß einen frustrierten Laut aus und pustete eine klamme Haarsträhne von ihrem Gesicht, bereit, sich dem nächsten Kampfabschlag zu stellen. Doch die Haarsträhne fiel zurück, und Zuko blinzelte einmal mehr, als nervöse schlanke Finger die feuchte Strähne hinters Ohr schoben, wo sie dann an feuchte karamellfarbene Haut kleben blieb… auf der kleine Schweißperlen standen, die einer Linie entlang des Halses rannen… auf dem Schlüsselbein tanzten… im Nachmittagslicht glitzerten… hinabperlten… sich ihre weiblichen Rundungen näherten - und von *seinem* Hemd aufgesogen worden.
 

Oh man.
 

Wo blieben die Daumenschreiben, wenn man(n) sie brauchte?
 

Zuko schüttelte überfordert den Kopf. Was keine Idee war, die einen Orden verdient hatte. Der Teufel Sake und sein bester Freund Rum erinnerten ihn daran, dass Kopfschütteln für einen halb Betrunkenen nicht ratsam war. Er kniff die Augen zusammen, um seinen Blick zu klären, doch das doppelte Bild verschwamm nur sehr langsam zu einem Ganzen und blieb an der Wasserbändigerin hängen.
 

Er fragte sich, ob ihr seltsamer Gesichtsausdruck mit seiner offensichtlichen Lahmarschigkeit zusammenhing. Er blinzelte noch mal und hörte einen überraschten Laut von ihr, als er ins Wanken geriet und versuchte es aussehen zu lassen, als hätte er nur mal kurz einen professionellen Ausfallschritt zur Seite gemacht.
 

Ob sie ihm das abkaufte?
 

Ein Hickser entfuhr ihm unkontrolliert.
 

Wohl eher nicht.
 

“Du hast heute wirklich verdammt tief in den Sakekrug geschaut, was?”
 

Er schnaubte ungehalten.
 

Und wenn schon? Er hatte heute auch in Mädchendekolletés geschaut. War es denn so untypisch für einen 17jährigen, über die Stränge zu schlagen?
 

War es nicht.
 

Es sei denn man hieß Zuko und war der Prinz der Feuernation.
 

Dann war es ein todsicheres Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung war.
 

Und Zuko wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Zwei Jahre lang mit ein paar abgehalfterten Soldaten auf einem Schiff hatte ihm gezeigt, was es bedeutete, betrunken zu sein. Sich ernsthafte Gedanken über seinen körperlichen Zustand zu machen, gehörte nicht dazu. Er war klar im Kopf. Seine Gedanken waren so nüchtern wie nach einer reinigenden Meditation. Sein Körper war es, der ihm schreckliche Streiche spielte und seine Sinne schienen ein beängstigendes Eigenleben zu entwickeln - besonders seine Augen, die immer dorthin rutschten, wo die Wasserbändigerin ein Stückchen ihrer karamellfarbenen Haut preisgab. Und bei diesem wasserdurchtrieften weißem Seidenkostüm war das wirklich nur eine Frage dessen, was es nicht preisgab.
 

Zuko rieb sich die Schläfen. Verdammt. Was war los mit ihm? Konnte es eine ernsthafte Erkrankung sein? Sinnesvernebelung, Herzrasen und ein verfluchter Ur-Instinkt, der ihn vor den ungläubigen Augen der Wasserbändigerin seine Brustmuskeln zucken ließ? War das wirklich nur der Alkohol?
 

Kataras Augen fielen beinahe aus dem Kopf. Sie wollte nicht hinsehen, aber sie musste einfach. Der Torso des Feuerbändigers ließ die Muskeln tanzen. Idiot. Wenn er dachte, er konnte sie mit billigen Tricks manipulieren, dann war er aber hinter dem falschen Eisberg hervorgebrochen. Sie reiste schließlich mit zwei Jungs zusammen. Einer davon war der Größte, und der andere hielt sich für den Größten. Dämliches Machogehabe gehörte für sie mit zur Tagesordnung.
 

Allerdings, und Katara zupfte mit den Zähnen an der Unterlippe, hatten weder Sokka noch Aang nennenswerte Muskeln, mit denen sie angeben konnten, ohne dabei wie eine Witzfigur zu wirken. Der Feuerbändiger war alles andere als eine Witzfigur.

Soviel musste sie ihm zugestehen.
 

Dieser Körper beherrschte das Feuer wie kein anderer. Katara wusste, in ihren Adern floss Wasser. Ihr Körper war zu 70 Prozent eine Wasserlandschaft. Das Wasser sprudelte in ihr, und plötzlich stellte sie sich die Frage, ob in seinen Adern Glut züngelte.
 

Ein Gedanke, der sie extrem nervös werden ließ.
 

Zuko wurde ebenfalls nervös. Lag es an ihm, oder schnupperte es in diesem Raum nach Vanille… und … Erdbeeren? Und warum in Agnis Namen kamen ihm lauter Süßigkeiten in dem Sinn? Er sollte besser über Strategien nachdenken. Folter zum Beispiel. Oder Einschüchterung. Die totale Erniedrigung auf ganzer Linie.
 

Als er seine bernsteinfarbenen Augen schlagartig wieder öffnete, musste Katara den Drang unterdrückten, einen Schritt zurückzuweichen.
 

Etwas loderte darin. Etwas, das ihr Angst machte. Die Flamme des Wollens, des Habens. Sie züngelte wie ein Tier in seinen Pupillen. Und plötzlich wusste sie nicht mehr, ob der Alkohol in seinem Blut für oder gegen sie arbeitete. Was ist, wenn es ihn hemmungsloser und skrupelloser werden ließ?
 

Sie ballte die Fäuste. Treffsicherer machte es ihn auf keinen Fall.
 

Zuko ließ seine Nackenmuskulatur knacken. “Was hast du in den Tee getan, du hinterhältige Ziege?”
 

Seine Stimme klang dunkel und rauchig, und in dem Raum, der mehr Asche war als Holz, wirkte er umso einschüchternder.
 

Kataras Kinnlade klappte herab. Wie bei allen Mondgeistern hatte er-?
 

Zukos Kiefer mahlten bedrohlich. “Raus mit der Sprache!”
 

Die Stirn der Wasserbändigerin legte sich frustriert in Falten. “Keine Sorge. Es wird dich schon nicht gleich ins Gras beißen lassen.”, fauchte sie zurück.
 

Bersteinfarbene Augen spießten sie auf wie zwei glühende Pfeilgeschosse.
 

Katara schluckte. Ihr Feind gab keinen Ton von sich, doch sie konnte förmlich *hören*, wie er seinen Racheschwur ableistete.
 

“Du wirst nur etwas müde werden, das ist alles.” Sie hatte keine Ahnung, warum sie das sagte. Vielleicht wollte sie einfach klarstellen, dass sie keine hinterhältige Mörderin war. Vielleicht wollte sie auch nur sichergehen, dass ’Mord’ nicht das war, was er für sie im Sinn hatte.
 

“Müde?!”, Zuko lachte. Das Lachen war laut und kalt und keineswegs komisch. Er konnte das Pochen seines rasenden Blutes in den Ohren hören. Die Stahlfeder in seinem Inneren war bis zum äußersten gespannt. Er war drauf und dran, die Wände hochzugehen, und er schwor, noch ein bisschen mehr Spannung, und Rauchwolken würden ihm aus allen Körperöffnungen schießen. Er war alles andere als müde. “Ich bin vielleicht müde von deiner ewigen Laberei. Du willst einen Kampf? Dann sollt du deinen Kampf bekommen. Fang endlich an!”
 

Katara prustete wild. “Und ich dachte schon, du kommst nie zur Sache!”
 

Die Faust flog auf ihn zu, doch statt seine Arme zur Deckung hochzureißen, ruckte er mit dem Kopf zur Seite und die Faust schlug dort in der Wand ein, wo sein Nasenrücken keine Millisekunde zuvor gewesen war.
 

Katara zögerte überrascht, aber der Schmerz, der ihre Faust durchfuhr war nicht annähernd so lähmend wie der eiserne Griff seiner Finger um ihr Handgelenk. Sie zerrte daran und seine Finger gruben sich schmerzhafter in ihr Fleisch. Sie trat nach seinem Schienbein, doch es brachte sie mehr aus dem Gleichgewicht als ihn und keinen Atemzug später stand er dicht hinter ihr und hatte ihren Arm in einem brennenden Winkel auf dem Rücken verdreht.
 

Seine Körperhitze belastete sie. Sein heißer Atem strich ihre Wange. Der Geruch von Alkohol ließ sie das Gesicht verziehen und sie rammte ihren Ellbogen in die Magengegend des Feindes.
 

Zuko, dessen Nase unvermeidlich den blumigen Duft ihres Haares aufnahm, kam die Galle hoch. Sie entwand sich geschickt aus seinem dominierenden Griff, konnte aber ihr Handgelenk aus seiner Klaue nicht befreien.
 

Das nächste, was Katara sah, war Zukos Fuß, der scharf auf ihr Genick zielte. Sie wich mit einer halben Linksdrehung aus, erkannte aber im gleichen Moment die Falle, als er plötzlich genauso schnell hinter ihr stand und ihre rechte Hand mit seiner linken Hand fest im Griff hielt, die Finger schmerzhaft eingegraben in ihr Fleisch. Es war eine gute Ausgangsposition für einen Schulterwurf.
 

Doch damit rechnete er. Stattdessen drehte Zuko sich schnell in seinem Griff ein und überspannte sich für einen für die Wasserbändigerin qualvollen Seitwärtswurf.
 

Katara tat das einzige, was ihr in den Sinn kam. Sie biss in den Unterarm.

Da riss er seinen Arm weg und fuhr herum, unterdrückte einen Fluch und widerstand der Versuchung, der Furie ins Gesicht zu schlagen. Er nahm sie hart ins Visier.
 

In Ordnung, du willst es nicht anders, dachte er wütend.
 

Er vollführte probeweise abwechselnd einen Hand-Fuß-Schlagabtausch, provozierte sie dazu, nach seinem Arm zu greifen und ihn in die Position für einen Schulterwurf zu drängen. Sobald sie den Griff hatte, packte er ihren Arm und warf den Kopf nach hinten, traf sie hart unterm Kinn, riss sie aus ihrem Gleichgewicht und zwang sie in Halbhocke, wo sein rechter Arm in ihre linke Achselhöhle stieß. Dann waren sie auf dem Boden. Er hatte den Arm hinter ihrem Rücken schmerzhaft gestreckt. Bis zur Grenze der natürlichen Beweglichkeit. Katara wehrte sich, und schrie qualvoll. Ihr Zappeln ließ ihn ungewollt mehr Druck auf ihren Arm ausüben, doch sie wollte nicht aufgeben.
 

Zuko wusste, es fehlten nur noch zwei Millimeter und ihr Arm wäre völlig überdehnt.

Vier Millimeter, und ihr Arm würde brechen. Sogar Profis wussten, dass es töricht war, gegen einen gut angesetzten Armhebel anzukämpfen.

Zu dumm, dass sie kein Profi war.
 

„Gib auf!“, zischte Zuko, beugte den Kopf vor, um sie anzusehen. Sie verzog vor Schmerz das Gesicht und war kreidebleich. Große Krokodilstränen füllten ihre arktisblauen Augen, doch sie hörte nicht auf ihn. Sie startete einen erneuten Versuch, sich zu befreien, und die erste Träne rann der höllischen Schmerzen wegen ihre Wange herab.
 

Sofort ließ Zuko sie los. Er ließ seinen Frust an der Wand aus, in dem er sie mit einem heftigen Schlag bearbeitete. Sie kämpfte mit unfairen Mitteln. Erst ihr Striptease, und jetzt auch noch Tränen. Verdammt! Er war nicht abgebrüht genug. Er musste professioneller werden.
 

Katara rollte sich auf die Seite, geblendet von den Schmerzen, die ihr Körper erfahren hatte. Ihre Schulter fühlte sich an, als hätte ein Alligatorhai daran gezerrt. Nichtsdestotrotz rappelte sie sich auf und fixierte ihren Gegner aufs Neue - mit noch mehr Wut und Trotz, als sie es ohnehin schon verspürte.
 

Würde sie Aang jemals wieder sehen, sie würde ihm ganz dringend empfehlen, nicht nur Ozai, sondern auch Zuko auf den Mond zu schießen!
 

Zuko, der ihr jetzt wieder lässig gegenüberstand, durchbohrte sie mit seinen Blick.
 

Der Blick wurde eine Spur schärfer, als er sah, was sie in der anderen Hand hielt.
 

Trotz ihrer wahnsinnigen Schmerzen musste sie es irgendwie geschafft haben, auf dem Boden nach einer scharfkantigen Tonscherbe zu greifen.
 

Sie hielt die scharfe Seite von ihrem Körper weg, und die Art und Weise, wie sie sie hielt, verriet ihm, dass sie nicht zum ersten Mal mit einer Waffe kämpfte.
 

Er ging locker in die Knie. Zeit für einen Griff in die Trickkiste.
 

Er starrte ungeniert auf ihren Busen. (So viel zum Thema Professionalität.)
 

Katara, die Augen schreckgeweitet, befürchtete das Schlimmste und tastete nach dem Hemd.
 

Er schmunzelte innerlich. Tz, Mädchen. Mehr Ablenkung brauchte er nicht. Während sie um ihre Kleidung besorgt war, zischte seine Handkante auf ihre Kehle zu.

Sie schaffte es kaum, den Schlag rechtzeitig abzuwehren. Ein weiterer Handkantenschlag auf ihr Handgelenk und sie ließ die Scherbe fallen. Dafür konnte er gerade noch ihr Knie mit dem Oberschenkel auffangen, während sie ihm den Kopf gegen seinen Unterkiefer rammte. Ein Schlag von ihm auf ihr Zwerchfell lähmte sie fast völlig und nahm ihr den Atem, doch sie blendete den Schmerz aus und zielte mit ihren Fingern auf seine Augen.
 

Es entstand ein harter schneller Kampf und Zuko ging sie in einem ungeachteten Moment von unten an, scherte die Füße unter ihr weg und drückte sie nach unten, bis sie flach unter ihm auf dem Boden lag.
 

Sie landete hart und blieb nach Luft schnappend liegen. Er wog mindestens eine Tonne und presste der ohnehin atemlosen Katara jeden Fünkchen Sauerstoff aus ihren Lungen.
 

Sein Körper war heiß, verschwitzt und roch nach Sake.
 

Katara kämpfte keuchend, wild, gebrauchte jeden Trick, den sie von den Männern in ihrem Stamm gelernt hatte. Vergeblich. Zuko konterte ihre Schläge mit seiner größeren Kraft und Geschicklichkeit und hinderte sie so daran, ihn zu verletzen. Sie bemerkte bald, dass sie ihre Kraft verschwendete.
 

Sie verhielt sich völlig bewegungslos und wartete darauf, dass er irrtümlich ihre ruhige Haltung für eine Niederlage hielt.
 

Zuko schmunzelte siegesgewiss. Er konnte ihren wilden Herzschlag spüren, ihr schwerer Atem unter seinem ganzen Gewicht, die schiere Erschöpfung, die ihr die Arme bleiern nach unten auf dem Boden sinken ließ, statt nach seiner Kehle zu greifen.
 

Er spürte auch ihren weichen gut gepolsterten Körper, und einen witzigen Moment lang hang er der Verschwörungstheorie nach, dass es von Anfang Plan der Wasserbändiger gewesen war, ihre schönste Tochter mit Robbenfett zu füttern, um ihn in der entscheidenden Sekunde den Verstand verlieren zu lassen. Er schmunzelte innerlich, und schob dann diesen Gedanken weit von sich.
 

Ihm blieb auch gar nichts anderes übrig, denn in dem Moment, als er sich schon als Gewinner sah, spürte er einen scharfkantigen Gegenstand, der sich beharrlich an seine Halsschlagader presste.
 

Katara hatte unbeobachtet nach der Tonscherbe auf dem Boden gegriffen und hielt sie ihm nun drohend an den Hals.
 

„Keine … Bewegung…“, keuchte sie.
 

Zukos Lippen formten einen lautlosen Fluch. Wann zum Teufel hatte er vergessen, die Waffe aus der Reichweite des Gegners zu befördern? Ein unverzeihlicher Anfängerfehler. Es musste an diesem verdammten Tee liegen.
 

Katara versuchte ein selbstbewusstes Grinsen, doch die Wahrheit war, dass sie kaum noch Energie hatte, nicht einmal zu so einem simplen Muskelspiel. Sie musste um jeden Preis die Oberhand behalten. „Du rollst dich jetzt ganz langsam zur Seite… langsam… und keine schnellen Bewegungen… Verstanden?!“, befahl sie mit keuchender Stimme.
 

Zuko knurrte. Das gefiel ihm gar nicht.
 

Katara gefiel es nicht, dass er sich rechts und links von ihr aufstützte und sein heißer Atem über ihr Gesicht strich. Ihr gefiel es nicht, dass seine nackte feuchte Haut auf ihr lag und sie durch die Kleidung hindurch verbrannte und, als er sich hoch drückte, sie sich merkwürdig kühl und beraubt anfühlte. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass sie an ihm dranbleiben musste, um diesem Teufel ja keine Chance zu geben, die Waffe an sich reißen.
 

Also rollte er sich murrend auf dem Rücken. Und Katara setzte sich, nicht ohne dabei gehörig rot zu werden, auf ihn drauf, und stemmte ihre Knie hart auf seine Schulterblätter, eine Hand fest um die Scherbe gekrallt und in sein Fleisch drückend.
 

Zuko biss die Zähne fest zusammen. Sie hatte sich auf die für einen Mann wohl denkbar ungünstigste Stelle gesetzt. Und zum ersten Mal in seinem Leben sah Zuko sich der Erfahrung ausgesetzt, ein vor Erschöpfung zitterndes schwitzendes schnell atmendes Gör auf seinem Schoß sitzen zu haben. Kleine elektrische Stöße fingen an, sein Nervensystem zu überlasten und ließen ihn die Augen in den Höhlen rollen. Licht panisch begann er, ein Bild von Iroh heraufzubeschwören, in Plüschpantoffeln und fluffigem Morgenmantel, so wie der alte General gewohnt war, zum Frühstück zu erscheinen.
 

Katara sah sich zaghaft in dem Raum um, was das Drehen ihres Kopfes einschloss, das Drehen ihres Oberkörpers und die leise Bewegung ihrer Hüften. Es musste doch irgendwas geben, womit sie ihn fesseln könnte.
 

Feuchte weiße Seide klebte nun auch auf seiner Haut. Ihre kraftvollen Beine zitterten vor Anstrengung an seinem Körper. Schweißtropfen, die auf ihrem Unterarmen standen, perlten an ihrer haselnussbraunen Haut herab, kitzelten auf ihrer Handfläche, die krampfhaft die Scherbe hielt und fielen in seine empfindliche Halsbeuge, wo sie einen seltsamen Phantasierausch auslöste.
 

Zuko atmete scharf aus. Sein junges Leben wurde bedroht, und alles was ihm dazu einfiel war, ob sie nicht ein kleines Stückchen mehr nach links rutschen könnte.
 

Katara nagte an ihrer Unterlippe. Das, was sich zum Fesseln eigenen würde, war zweifelloses während ihres Kampfes in Asche verwandelt worden. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. ‚Denk nach, Mädchen! Denk nach!‘ Sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig nach vorn um einen Blick auf das Regal zu werfen, das nur wenige Zentimeter von Zukos Kopf entfernt war und als einziges in diesem Raum unversehrt geblieben war.
 

Zuko kniff die Augen zusammen. Ihr Atem lenkte ihn ab. Ihr Geruch schien sich mit ihren unanständigen Hüften verbrüdert zu haben und ihn von innen heraus besiegen zu wollen. Er konnte nicht glauben, dass ihm das ausgerechnet *jetzt* passierte. Die Wasserbändigerin schien es sich häuslich auf ihm einrichten zu wollen, und wenn sie ihre hyperaktiven Hüften nicht bald still hielt, würde sie das volle Ausmaß seines Unbehagens zu spüren bekommen. Zuko rollte mit den Augen. Er wusste nicht, was peinlicher war. Von einem Mädchen besiegt zu werden oder eben… ach verdammt, er wollte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende denken.
 

Katara fand nichts im Regal, Erleichterung trat aber dennoch in ihr Gesicht. Sie erinnerte sich daran, das ideale Fesselzeug an ihrem Körper zu tragen.
 

Zukos Augen versuchten verzweifelt einen Punkt über ihrer Schulter zu fixieren, und der Soldat in ihm wehrte sich und schrie, er solle den Feind gefälligst im Auge behalten.
 

Katara nestelte mit einer Hand an ihrem weißen Seidenschal, den sie von Li-Ma bekommen hatte. Eine Bewegung, die Zuko in die tiefsten Abgründe der Hölle verfluchte, denn sie löste ein leichtes Auf und Abwippen aus und er wollte sie nur noch anschreien, damit es einfach ‘AUFHÖRT‘. Doch das Mordwerkzeug an seiner Kehle ließ kein Wort, keine Silbe über seine Lippen kommen. Nicht einmal ein Grunzen. Er überlegte kurz, ihre unanständigen Hüften mit seinen Händen festzuhalten, doch das löste noch ganz andere Fantasien aus, und er warf den Gedanken in den Mülleimer und ließ es einfach schweigend über sich ergehen. Sie konnte ja schließlich nicht ewig auf ihm sitzen bleiben.
 

Heißes Blut schoss ihm in die Wangen. Konnte sie, doch. Und ein kleiner Teil in ihm fand diese Idee äußerst angenehm. Zuko kniff die Augen zusammen, damit die Wasserbändigerin seine wirren Hirngespenste nicht ins Auge fassen konnte. Iroh, betete er herunter, Iroh an einem heißen Sommertag in Shorts und Flipflops.
 

Immer noch eine Hand fest die Tonscherbe in seinen Hals pressend, bemühte sich Kataras andere Hand, den feuchten Schal von ihren Schultern zu zerren, ohne dabei den Knoten seines rostbraunen Hemdes zu lösen. Zuko betete inbrünstig, es möge ihr gelingen.
 

Ein kleines ‚Huch‘ aus ihrem Mund ließ ihn die Augen fester zusammenkneifen.
 

Was war das hier? Eine verdammte Peepshow?
 

Katara vollbrachte das Wunder zu Zukos unendlicher Erleichterung und er blickte lediglich auf nackte kaffeebraune Schultern und feine Muskeln, die ihre Oberarme durchzogen.
 

Zuko rief sich zur Vernunft. Mit gehobener Braue beobachtete er ihr Tun. „Es ist schwer jemanden zu fesseln, wenn man nur eine Hand frei hat.“, sagte er in einem Versuch, sie abzulenken.
 

„Vielleicht für einen tollpatschigen Prinzen. Nicht aber für ein cleveres Mädchen vom Südpol.“, verbesserte sie ihn hochmütig. Zugegeben, es war ein tolles Gefühl, ihm so überlegen zu sein. Sie verlagerte ihr Gewicht erneut um nach seinem linken Arm zu greifen, und die Art und Weise, wie er scharf die Luft einzog, ließ sie noch besser fühlen. Sie hatte geglaubt, ihm im Kampf kaum Treffer zugefügt zu haben, doch jetzt schien er von einigen Schmerzen gepeinigt zu sein. Wunderbar. Leide nur, du dummer Bastard.
 

Katara griff entschlossen nach seinem Arm und legte ihn auf seinem nackten Bauch ab, was natürlich das Berühren seiner nackten Haut mit sich brachte, und mehr Körperkontakt bedeutete, als sie je mit Zuko hatte haben wollen. Außerdem weckte es alle möglichen verstörenden Gedanken über Haut, die sich über Muskeln spannte, sanft gleitende Hände, feine Härchen – aber diese Gedanken schob Katara auf den Stress des Augenblicks.
 

Es war schon nervenaufreibend genug bei dem, was sie gleich vorhaben würde.
 

Zuko kräuselte angespannt die Stirn. Sie wurde rot. Sie wurde krebsrot und sah extrem nervös aus. Zuko begann sich richtig unwohl in seiner Haut zu fühlen. Wurde sie sich etwa seiner unpassenden … Reaktion… bewusst?
 

Zuko stöhnte tief. Er wünschte sich auf einmal inständig, sie würde endlich diesen verdammten Schnitt in seine Arterie hinter sich bringen. Dann wäre er von dieser peinlichen Schmach erlöst.
 

Tat sie aber nicht. Dafür begann sie, mit leicht zitternden Fingern den Seidenschal mit der freien Hand geschickt um sein Handgelenk auf dem Bauch zu wickeln, so dass sie den Knoten nur noch fest zuziehen musste. Im Normalfall brauchte man dafür tatsächlich eine zweite Hand, aber Katara hatte nicht viel Auswahl und sie nahm zu Zukos ehrlichem Entsetzen ihre Zähne.
 

Seine Fingernägel scharten tiefe Rillen in das Holz. Von allen Weibern auf diesem gottverdammten Planten musste ausgerechnet sie … Oh nein, bitte nicht!
 

In totaler Ungläubigkeit sah er zu, wie ihr dunkelbrauner Haarschopf sich runter beugte. Ihre Haarsträhnen waren das erste, das über die empfindliche Haut seiner Bauchmuskeln strich, dann folgte ihr warmer feuchter Atem und dann wäre er beinahe an einem Herzinfarkt krepiert, als er für den Bruchteil einer Sekunde ihre weichen Lippen spürte und Zähne, die nach dem Schal auf seiner Haut griffen.
 

Sie tauchte von ihrem irrwitzigen Unternehmen auf, mit dem Schal zwischen den Zähnen.
 

Das war Folter, stöhnte Zuko innerlich. Die Geschichtsbücher gaben nicht mehr viel her über die Kriegstaktiken des Südpols, doch Zuko war sich sicher, gerade eben Zeitzeuge ihrer grausamen Foltermethoden geworden zu sein. So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn der Feind einem die Füße in Salzlake tauchte und Schafe stundenlang daran lecken ließ.
 

Katara zog den Schal mit den Zähnen fest zu. So unglaublich fest, weil sie ihn dafür bestrafen wollte, dass er sie in so eine peinliche Lage gebracht hatte. Weil sie sich zusammenreißen und gegen das unterirdisch dämliche Verlangen ankämpfen musste, seine winzigkleinen Schweißperlen, die nun an ihren Lippen klebten, kosten zu wollen.
 

Zuko war ungemein dankbar für den Schmerz, der sein Handgelenk durchzuckte. Schmerz war eine gute Therapie, um seinen Verstand wieder Stück für Stück in die Realität zurückzuholen.
 

Ihr glänzender Blick fasste das Regalbein ins Auge, das in greifbarer Nähe war.
 

Zuko durchschaute ihren Plan. Sie wollte ihn also an das Regal fesseln.
 

Wie um ihn zu bestätigen lehnte sie sich weiter vor, um den Schal um das Regalbein herum zu fädeln. Er spürte, wie ihr Körper sich bemühen musste, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während sie die Scherbe an seinem Hals hielt und sich auf ihn abstützte, und gleichzeitig mit der anderen Hand nach dem schweren Regal zu greifen. Sie streckte sich mehr, und Zuko hielt den Atem an, als er die feinen Schweißperlen auf ihrem Dekolleté zählen konnte, so nah war sie.
 

Zuko tat etwas, für das ihn jeder Kampflehrer, jeder, doch nur einen Hauch Ahnung von Selbstverteidigung hatte, verurteilen würde. Er tat etwas völlig unüberlegtes; doch es war so naheliegend, dass er es einfach nicht ignorieren konnte.
 

Er ruckte an dem Schal. Sie verlor das Gleichgewicht und krachte mit einem überraschten Seufzer auf ihren Gefangenen herunter. Und begrub sein Gesicht unter ihrem Oberkörper.
 

Zuko wollte gar nicht darüber nachdenken, worin sich seine Nase gerade verloren hatte, sondern nutzte die Situation für sich. Mit einer geschickten Bewegung hatte er ihr die Tonscherbe abgenommen und dann über den Boden ganz weit weg von seiner Todfeindin schliddern lassen.
 

Die verdatterte Wasserbändigerin wusste nicht, wie ihr geschah, als sie plötzlich den harten Holzboden unter ihrem Rücken spürte und ihre Hände schmerzhaft über ihren Kopf hochgerissen wurden. Er drückte sie hinunter - schnappte heftig nach Luft und musste sich notgedrungen mit seinem ganzen Gewicht auf sie herablassen. Nur sehr langsam senkte sich ihr Knie zwischen seinen Beinen.
 

Schwer keuchend lag sein Gesicht neben ihres. Sein schneller Atem streifte ihren Hals, in seine Nase stieg der Duft von zarten Frühlingsblumen und ihm wurde klar, dass ihr langes Haar sich aus dem Zopf gelöst hatte und nun unter ihr wie ein breiter Fächer lag. Es lenkte ihn ab. Jedoch nicht so sehr wie das schnelle Heben und Senken ihres Brustkorbes unter ihm. Sie versuchte, sich unter seinem harten Griff aufzubäumen und er entschloss, dass es auch nicht für ihn gut sein konnte, auf ihren weichen zappelnden Körper zu liegen, ihr Bein zwischen den seinen.
 

Er stand auf und gab ihr - zu ihrer sichtlichen Verwunderung - Zeit, um sich ebenfalls aufzurichten.
 

„Gib endlich auf.“, sagte er mürrisch und wischte sich das Blut von seinem Unterarm.
 

Der Faustschlag, der von ihr geflogen kam, war nicht mehr annähernd so kraftvoll und Zuko fing ihn mühelos ab. Er packte sie an den Schultern und presste sie schonungslos gegen die Steinwand. Sie keuchte. Mit einer Hand an ihrem schmalen Hals, musterte er die Wasserbändigerin genau. Er hatte selten eine so wütende Person gesehen und dann auch nur in den wenigen Momenten, wenn er sich selbst in dem Spiegel betrachtete.
 

Das Arktisblau ihrer Augen funkelte ihn boshaft an, und doch spiegelte sich auch hoffnungslose Enttäuschung darin. Sie startete einen letzten, halbherzigen Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er kam ihr zuvor und fing ihr Knie ab, ganz einfach, in dem er sein Bein zwischen ihren drängte. „Der gleiche Trick zwei mal?“, fragte er verächtlich. „Das ist jämmerlich.“
 

Ein frustrierter Seufzer entwich ihrer Kehle.
 

Sie ließ beinahe ohne Widerstand zu, dass er ihre Arme über ihren Kopf gegen die Wand mit einer Hand festnagelte, während seine andere Hand sich fester um ihren Hals legte.

Er war überrascht, ihren rasenden Puls unter seiner Haut zu spüren, ihren Schluckreflex und die grazile Sehnen, die gegen den Druck von Außen ankämpften.
 

Er war überrascht, dass er es überhaupt wahrnahm.
 

„Es ist vorbei.“, sagte er rau.
 

Er wusste, dass es vorbei war in dem Moment, als er ihren großen traurigen Blick entdeckte, der auf etwas fixiert war, das neben ihnen auf dem Boden lag.
 

Aus den Augenwinkeln heraus entdeckte er, dass es sein Hemd war, das den Boden bedeckte.
 

Zuko unterdrückte einen Fluch. Katara wand sich wimmernd unter seinem Griff, die Augenlieder beschämt zu Boden gesenkt. Ihr langes dunkles Haar fiel über ihre Schultern und berührte seine Hand, in der ihr zierlicher Hals beinahe verschwand.
 

Mit rot glühenden Wangen sah sie unsicher zu ihm auf und versuchte, seine Absichten zu erraten.
 

Zuko schluckte. Ihre großen arktisblauen Augen füllten sich mit Tränen und er musste sich in seiner eigenen Hilflosigkeit eingestehen, dass er noch nie etwas Schöneres gesehen hatte.
 

Trotz des verloren Kampfes, trotz ihrer eigenen Blöße, hatte sie immer noch die Würde einer Kriegerin und reckte stolz das Kinn und sah ihm fest in die Augen mit einem traurigen, aber wütenden Funkeln.
 

Ihre vollen Lippen bebten. „Ich hasse dich!“
 

Ihr Körper schien eine andere Sprache zu sprechen. Er lockerte den Griff um ihren zierlichen Hals und sah fasziniert zu, wie sein Daumen ein Eigenleben entwickelte und über die weiche Haut strich. Kurz. Flüchtig. Aber es genügte, um sie unter seiner Berührung erschaudern zu lassen.
 

Zuko hob eine Braue. Die Wasserbändigerin knurrte ihn an. „Ich wünschte, du wärst tot!“
 

Zuko schmunzelte. „Es ist doch immer schön zu wissen, dass man geschätzt wird, nicht wahr?“
 

Plötzlich biss sie zu.
 

Ihre Zähne gruben sich schmerzhaft in seine Halsbeuge und ließen ihn heftig nach Luft schnappen. Er riss seine Hand hoch, griff in ihr volles Haar und zerrte ihren bissigen Kopf hart in den Nacken zurück, so dass sie das Stück Fleisch zwischen ihren Zähnen freigeben musste und ihn nun schwer atmend von unten herauf anfunkelte.
 

“Großer Gott”, murmelte er. “Und ich dachte, wir hätten eurem Volk schon vor hundert Jahren gezeigt, was es heißt, aufzugeben.”
 

Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, sah ihn mit wilder Intensität an und schluckte hundertundeins Flüche runter.
 

Zuko wurde sich schlagartig klar darüber, dass es der Geschmack seiner Haut sein musste, den sie in sich aufnahm. Er nahm ihren Gesichtsausdruck unter die Lupe.
 

Erstaunlicherweise musste sie nicht kotzen, sondern blinzelte nur eine ungehorsame Träne fort.
 

“Alles, was ihr uns gezeigt habt, ist, wie grausam und barbarisch Menschen sein können.”, erwiderte sie flach.
 

“Wenn ich so grausam wäre, wie du behauptest, wärst du längst tot.”
 

Sie wollte laut auflachen, so ironisch kamen ihr seine Worte vor, denn während er das sagte und sie mit einer Hand ihre Arme weiterhin schmerzhaft über ihren Kopf gegen die Wand genagelt hielt, legte sich die andere provozierend um ihren Hals und ließ sie heftig schlucken.
 

Einen Moment lang war Katara gewillt, ihm einfach noch einmal ins Gesicht zu beißen, nur damit er endlich diesen arroganten Blick in seinen Augen verlor. Tatsächlich ruckte ihr Kopf vor und schnappte nach ihm, doch Zukos beharrlicher Griff um ihren Hals machte ihr einen würgenden Strich durch die Rechnung.
 

„Tz, tz.“, Zuko schüttelte leicht missbilligend den Kopf. „Ein echter Krieger weiß, wann er den Kampf verloren hat. Letztendlich bist du wohl doch nur ein kleines Mädchen.“
 

Ihr Herz klopfte bis zum Hals. In einem Anflug von neu aufkeimender Wut bäumte sie sich auf, lockte Zuko eine Verwünschung von den Lippen und führte letztendlich dazu, dass er ihre Hände noch fester gegen die Wand drückte, ihre Handgelenke unter seinen starken Fingern anfingen zu brennen und er noch ein Stückchen näher rückte, um sie mit seiner unmöglichen Kraft besser unter Kontrolle zu halten.
 

Leise keuchte Katara auf, als sie einen tiefen beruhigenden Atemzug nahm und voller Beschämen feststellen musste, dass ihre Brüste dabei zaghaft über seine nackte Haut strichen.
 

Da war es wieder, dieses seltsame ihr unbekannte Schauderm, das durch ihren Körper strömte und sogar ihre Fingerspitzen kribbeln ließ. Diese unmögliche Gefühl, das ihren Kopf blockierte. Er war so nah. Warum musste er nur so verdammt nah sein und sie mit seiner Körperhitze bedrängen?
 

Sie legte den Kopf fragend in den Nacken - und war überrascht, in ebenso fragende bernsteinfarbene Augen zu blicken, die über leuchtend rote Wangenknochen saßen.
 

Es war nur eine leichte flüchtige Berührung gewesen, so leicht wie ein Windhauch.

Ein elektrisch geladener Windhauch. Zuko glaubte immer noch, sein Blut pulsieren fühlen zu können, dort wo sie ihn berührt hatte.
 

Mittlerweile hatte Zukos Gehirn ein recht großzügiges Bild zurechtgebastelt, das Iroh in seiner unbedeckten Glorie nackt auf einer Blumewiese und händchenhaltend hüpfend ließ mit seinem ersten Offizier Leutnant Jee, ebenfalls im Adamskostüm. Und der alte zahnlose Schiffskoch winkte ihnen lächelnd mit rosa Schürzchen hinterher.
 

Nur zu dumm, dass dieses Bild so grau und blass war im Vergleich zu der in allen Facetten schimmernden Farbe vor ihm.
 

Zuko hielt die Luft an, während ein Teil seines Bluts mit doppelter Geschwindigkeit unter die Gürtellinie absackte. Große arktisblaue Augen schauten ihn forschend an. Lange feuchte Haarsträhnen umrahmten ihr schönes Gesicht. Wo die wenigen Strahlen der Sonne darauf fielen, brannte es blutrot. Ihre Haut besaß in diesem Winkel einen goldenen Schimmer und ihre Augen leuchteten mit einer Kraft, die Zuko auf ewig mit der Schönheit des Eises verbinden würde. Ob sie wusste, dass ihre rosig glänzenden Lippen leicht geöffnet waren? Ob sie wusste, dass sie ihn förmlich einlud, sie zu -.
 

Zuko wandte entnervt den Blick von ihr ab und schaute zur Decke. Noch heute früh hatte er keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, sich einem Mädchen zu nähern und jetzt, nur ein paar Stunden später, dachte er ernsthaft darüber nach, ein zweites Mädchen zu küssen. Er sah auf seine Gefangene herab, deren Lippen so viel weicher und voller und süßer zu sein schienen als die des Mädchens, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte.
 

Sie wollte etwas sagen, doch es kam kein hörbares Wort über ihre Lippen. Ihre Augen weiteten sich und ein seltsamer verklärter Blick lag darin. Lag es daran, dass seine Hand wieder einem Verlangen nachgab, ohne vorher mit seinem Gehirn darüber zu sprechen, und sein Griff sich lockerte…, und dann provozierend langsam über die weiche haselnussbraune Haut strich… und so einen faszinierenden Kontrast zu seiner eigenen Hautfarbe bildete?
 

Lag es daran, dass er über ihren Nacken fuhr, die kleinen weichen Härchen entdeckte und dann in ihr volles seidiges Haar griff?
 

Er schaute auf sie herab und schaute sie an wie Mann, der gerade am Abgrund balancierte.
 

Ein leiser Seufzer entwich ungewollt ihrer Kehle. Beschämt senkte Katara die Augen zu Boden, nur um gleich wieder unter dichten schwarzen Wimpern zu ihm aufzusehen, mit einem rosigen Schimmer auf den hohen Wangenknochen.
 

Er konnte nicht anders als die Finger durch ihr duftendes Haar gleiten zu lassen und zu sehen, wie die dunkle Pracht auf seiner von Verbrennungen rauen Handfläche glitt.

Er zögerte, als sein Daumen die empfindliche Stelle zwischen Ohrläppchen und Halsansatz traf und dann langsam die Weichheit dieser Haut ausforschte.

Sie fröstelte unter seiner Berührung und er ahnte aus einem uralten Instinkt heraus, dass es nicht neu erzürnende Kampfeslust war, die sie erzittern ließ. Er fuhr die Linie ihres Kiefers nach, langsam, als würde er befürchten, sie könne zubeißen, doch nichts dergleichen geschah und als er ihr Kinn sanft mit zwei Fingern anhob, war es, als hätte sie ewig darauf gewartet, dass er ihren verklärten Blick auf sein Gesicht zog.
 

Was auch immer sie in seinen Augen sah, er vermochte es selbst nicht zu sagen, aber es ließ sie mehr denn je erröten - jedoch nicht wegschauen.
 

Ihre Stirn legte sich in Falten. „Hör … auf damit… .“, protestierte sie schwach und erschrak selbst über ihre wenig überzeugende Stimmelage.
 

Sie focht denselben Kampf aus, den auch sein Innerstes austrug.
 

Es war falsch, was er tat.
 

Es war falsch, dass sie sich nicht wehrte. Es war falsch, dass der Drang ihn zu berühren, von ihm berührt zu werden, überwältigend war. Es war nahezu beängstigend, zu spüren, wie die jungen unberührten Knospen ihrer Brüste hart worden und sich gegen den Stoff lehnten. Sie biss sich auf die Zunge und versuchte, nicht mehr zu atmen.
 

Zweifel zerfurchten seine strengen Gesichtszüge. Unverständlichkeit über die eigenen Taten ließen seine Augen aufblitzen. Er war beinahe wütend darüber, dass er etwas tat, das sich seiner körperlichen Steuerung entzog. Es war, als würde der richtige vernünftige Zuko neben ihm stehen und laut anbrüllen, während der unvernünftige Zuko sich fragte, wie sich das wohl anfühlte, ein Mädchen zu berühren.
 

Die grimmigen Falten um seine Augen herum gruben sich tiefer - und trotzdem legte sie ihren Kopf seufzend in den Nacken, als seine starke Hand den Weg dorthin zurückfand und sein flackernder Blick sich auf ihre Lippen heftete, diese weichen einladenden Kissen, leicht geöffnet und so verstandesraubend.
 

Als würde ihn ein unsichtbares Band führen, beugte er sich langsam, sehr langsam, zu ihrem Gesicht hinab.
 

Katara sah erschrocken in seine Augen. Sie starrte in ihr eigenes Bild, reflektiert in geschmolzenem Bernstein. Er sah nervös aus, ein bisschen atemlos und verdammt unsicher. Er sah schön aus.

Allein der Gedanke daran, was er, so unglaublich und widersinnig es sich auch anfühlte, gleich - vielleicht - tun würde, ließ Katara ein Gefühl durch ihren Körper schießen wie ein kitzelnder Speer bis zu den Knien und ließ ihren Atem beschleunigen.

Sie wollte, dass er es tat. Sie wollte es, wie ein Lachs entgegen allen Widrigkeiten, entgegen allen Hindernissen, den Fluss hinauf schwimmt, um zu seinem Ursprungsort zurückzukehren. Sie hätte ihn dafür schlagen können, sie war wütend darüber, dass er - der Erbe des Mannes, der so viel Leid über die Welt gebracht hatte - sie mit einer einzigen sanften Berührung wehrlos machen konnte.
 

Etwas hielt ihn jedoch zurück. Nur wenige Zentimeter trennten sein Gesicht von ihrem, und etwas hielt ihn zurück. Nichts geschah. Nur ein zartes verlockendes Streichen von Wärme an Kataras Lippen, als Zuko ausatmete.
 

Die Wahrheit war, dass er keine Ahnung hatte, wie man ein Mädchen küsste. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Sein Herz pumpte das Blut überall hin, nur nicht dort, wo er es jetzt am meisten brauchte, in seinen Denkapparat. Und dann war da noch ihr Duft, ihr blumiger Duft, und wenn er sich nicht täuschte, roch sie tatsächlich nach Erdbeeren und einem Hauch Vanille. Wie zum Teufel sollte er sich da einen Plan austüfteln? Wie sollte er sein weiteres Vorgehen abstimmen, wenn er nicht einmal entscheiden konnte, wo oben oder unten war?
 

Fragend sahen Kataras mandelförmigen Augen zu ihm auf, und er wusste, dass er sich keinen Plan machen wollte. Alles, was er wollte, war, herauszufinden wie diese Lippen sich anfühlten.
 

Er spürte, wie sich ihr Körper anspannte, als er die letzten Zentimeter überbrückte.
 

Er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss.
 

Katara hielt die Luft an. Die erste Berührung seiner Lippen war so exquisit, so neuartig und überraschend sanft, dass tiefe Enttäuschung sie ausfüllte, als er sich nach diesem ersten flüchtigen Kontakt zurückzog.
 

In seinen Augen flackerte Unbeschreibliches.
 

Katara sah beschämt zu, wie er mit der Zunge rasch über seine Lippe fuhr. Was auch immer er schmeckte, es schien ihm zu gefallen, denn er kam zurück für mehr.

Seine Hand griff fester in Haar und zwang sie, sich ihm entgegenzulehnen.

Seine Lippen fanden den Weg zu ihren und entlockten ihr ein peinliches Geräusch.
 

Es war ein unbeholfenes Anstupsen und Streichen seines Mundes auf ihrem, gepaart mit zwei böse dreinschauenden Augen, die nicht verstanden.

Das Streichen war so sanft und zögerlich, kaum mehr als eine Berührung ihrer Mundwinkel, und trotzdem reichte es, um ihr die Sinne zu verwirbeln und die Augen instinktiv schließen zu lassen.
 

Es tat beinahe körperlich weh, zuzusehen, wie sie unter seiner Berührung dahin schmolz.

Aus seinem unbeholfenen Streifen wurde ein fast zögerliches Zupfen, und noch ehe er darüber nachdenken konnte, hatte sie ihre volle süße weiche Unterlippe zwischen seinen eigenen Lippen geschoben und einen Sturm kitzelender Impulse sein Rückenmark entlang gescheucht, so dass er etwas tat, das er siebzehn lange Jahre für widerlich und eklig gehalten hatte und das er unter keinen Umständen jemals ausprobieren wollte: er schob die Zungespitze vor, um dieses kleine vorwitzige Praliné zu kosten.
 

Die Spitze von Zukos Zunge folgte langsam dem empfindlichen Rand von Kataras Oberlippe. Im ersten Moment gab sie einen kleinen Laut von sich. Die gleitende Berührung war so unerwartet, so anders als alles, was sie je erfahren hatte, dass sie drohte, in die Knie zu sacken. Doch seine Kraft hielt ihre Hände über ihren Kopf fixiert und verhinderte, dass sie zu Boden glitt.
 

Er wiederholte die zärtliche Berührung, folgte der Linie ihres ganzen Mundes, genoss die schüchterne Zärtlichkeit des ersten Kusses mit einer Intensität, die selbst ihn überraschte.
 

Als Katara seine Zungenspitze auf ihrer Unterlippe spürte, erzitterte sie. Sie konzentrierte sich nur auf die Gefühle, die seine Berührung in ihr auslösten und sie wie ein rauschender Fluss durchströmten. Während Zuko langsam wieder und wieder ihre Lippen kostete, fing alles um sie herum an, zu verblassen, er gab nur noch die Wärme seiner Berührung. Als Katara die straffe Haut seines Oberarmmuskels unter ihren Handflächen spürte, wurde ihr erst bewusst, dass er sie losgelassen hatte, dass sie die Hände ausgestreckt hatte und sich an ihm festhielt.
 

Diese intime Berührung, das überraschende Zusammentreffen von Haut auf Haut, ließ sie tief erschüttern und ließ sich unwillkürlich nach Luft schnappen.
 

Zuko atmetet scharf ein und irgendwo in seinem Innern schien etwas loszureißen, als sich Kataras köstliche Lippen unerwartet unter seiner forschenden Zunge öffneten und ihm Einlass gewährten zu einer Welt, die er noch nie betreten hatte. Zögernd, beinahe ängstlich nahm er die Einladung an und berührte mit der Vorsicht eines Unerfahrenen ihre Zungenspitze mit der seinen. Katara seufzte selig und atmete tief seinen Geruch ein, nahm ihn in sich auf.
 

Und dann brachen tausend Dämme gleichzeitig. Eine Flut stürmte über sie herein, die sie mit bloßen Händen aufzuhalten versuchten - und vorhersehbar scheiterten.
 

Ihre Lippen fühlten sich an, als stünden sie unter Feuer. Ihre Zungen trafen sich und verschmolzen und schwemmten verbliebene Zweifel mit sich wie kleine haltlose Holzstückchen. Ihr anfangs scheuer Kuss entwickelte sich schnell zu heißer Lava in ihren Mündern. Lava so heiß, dass ihnen der Schweiß ausbrach, und Lava die so brennend flüssig war wie es feucht wurde.
 

Zukos Hand presste sich hart gegen die Steinwand, als ihre weiblichen Formen, nur bedeckt durch nasse der Phantasie nicht mehr viel übrig lassende Seide, über seine nackte Haut strich. Eine Welle unglaublichen Verlangens packte ihn und seine Zunge drang beherrschend in ihren Mund. Er tauchte in die Hitze und Beschaffenheit ihres Mundes mit einer sinnlichen Intensität, die für ihn ebenso unbekannt war wie für sie.

Die Neuheit dieser Empfindung faszinierte ihn. Er erkundete ihre Zunge, tauchte in die Hitze und Weichheit darunter, schmeckte sie, wie er im Leben noch nie jemand geschmeckt hatte, bis er das Gefühl hatte, als ende jeder Nerv seines Körpers in seiner Zungenspitze.
 

Er spürte, wie er immer weiter abzudriften drohte von einem imaginären Punkt, wo eine Rückkehr nicht mehr möglich war. Er spürte ihre unerfahrene zitternde Hand, die über den Tonus seiner Bauchmuskeln strich, weiter herab glitt und eine brennende Spur hinterließ, bis sie zögernd an seinem Hosenbund zum Ruhen kam, eine ängstliche Kehrtwendung machte und ihn an seiner Hüfte näher zu sich zog.
 

Katara wischte jeden Gedanken an Irrationalität fort. Sie atmete schnell und aus ihrer Kehle drangen bei jedem tiefen unbeherrschten Streichen seiner Zunge kleine Laute. Bei jedem Herzschlag, jedem Atemzug verband sie ihren Mund fester mit Zukos. Langsam begannen ihre neugierigen Hände, seine Arme auszuforschen, von den kräftigen Handgelenken bis zu harten Wölbung des Bizeps und der überraschenden feinen Weichheit der Haut unter seinen Armen. Jede ihrer Entdeckungen kostete Katara eine Weile aus. Sie ließ ihre Finger auf seiner harten angespannten Brust kreisen, streichelte und massierte die Haut und Muskeln darunter, und erklärte ihm damit ohne Worte, wie sehr sie seine Formen und seine Kraft genoss. Sie entlockte ihm ein beinah geräuschloses Ächzen.
 

Er würde bald die Kontrolle verlieren, wenn er sich jetzt nicht bremste. Schwer atmend und mit allergrößter Willensanstrengung wollte er sich von ihr lösen, doch es war hoffnungslos. Es war von Beginn an ein hoffnungsloser Gedanke gewesen. Ihre feingliedrigen Hände hatten sich um seinen Nacken gelegt und ihn zu sich heruntergezogen. Hielten ihn in ihren Armen gefangen. Ihr knappes weißes Seidentop war seiner Natur gefolgt und hatte sich hochgezogen und einen breiten Streifen verlockender kaffeebrauner Haut entblößt. Sie stöhnte entzückt in seinem Mund, als seine Hand nach dieser bloßen Haut zitternd tastete, sie packte, sie gegen die kalte Steinwand drückte und sie dann mit seiner eigenen warmen Haut verwöhnte, als er sich an ihrem weichen Körper presste. Ihre Hände hielten sich an seinem Rücken fest, begannen, die Linien seiner Muskeln zu erkunden, fuhren über die feinen Härchen an seinem Nacken, massierten seine Oberarme, mit der er sie fest gegen die Wand gepresst hielt.
 

Was als vorsichtiger, tastender Kuss begonnen hatte, wurde schnell zu einem atemlosen Spiel.
 

Er konnte spüren, wie sie sich an ihm drängte, wie ihre weichen Rundungen bei jedem Atemzug an seiner nackten Brust ein Stückchen mehr von seinem Verstand kosteten.

Und sie war weich. Überraschend sanft. Er hätte sich niemals vorstellen können, dass eine Kämpferin, die aus einer rauen unwirtlichen Natur wie dem Südpol kam, so samtig sein konnte.
 

Als er hungrig dazu überging, die sensible Haut ihres cremigen Halses genauso zu erkunden wie ihren Mund, gruben sich ihre Hände in sein Haar und hatten geschickt den Zopf gelöst, so dass langes rabenschwarzes Haar auf lange kastanienbraune Wellen fiel. Zuko löste sich notgedrungen von ihr, um ein wenig Luft zu holen. Andernfalls würde er bald tatsächlich eine Mund-zu Mundbeatmung benötigen.

Er sah auf die Wasserbändigerin herab.
 

Ein bedauerndes Flackern huschte über ihre Gesichtszüge. Ihre arktisblauen Augen waren halb geöffnet und sie zupfte verlegen mit den Zähnen an der Unterlippe. Kleine Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Ihr Haar war zerzaust und ein roter Schimmer prangerte auf ihren Wangen. Er hätte diesen Raum niemals verlassen können, ohne sie berührt zu haben, dämmerte ihm langsam.
 

Es war unvermeidlich gewesen. Schon immer.
 

Ihre schlanken Arme schlangen sich um seinen Hals und er ließ sich bereitwillig zu ihr hinabziehen. Nicht, dass er noch eine weitere schriftliche Einladung gebraucht hätte.

Sauerstoff war eh nur was für Verlierer.
 

Von einem gewissen Punkt an wusste eben auch der König der Unerfahrenen, in welche Richtung der Hase lang lief.
 

Alles um Katara herum verschwamm zu einem wahnsinnigen Wirbel aus berauschenden Empfindungen und das verwirrende Gefühl, dass sie nicht vollständig war, so wie sie jetzt war.
 

Sie wurde knallrot, als seine zitternden Hände ihre Seite entlang rutschten, immer tiefer rutschten, tiefer und erst zum Stehen kam, als sie fanden, wonach sie gesucht hatten und hingebungsvoll anfingen, ihren Po zu kneten. Sie wusste, sie hätte aufschreien sollen, irgendwo in ihrem Innern braute sich ein Proteststurm zusammen und verzog auch genauso schnell wie er gekommen war. Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich verdammt gut. Sie warf den Kopf an die kalte Steinwand und ihr Atem kam nur noch in unregelmäßigen Schüben. Sie wollte nicht, dass er aufhört. Sie wollte mehr davon. Ein kurzes Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als er unkontrolliert an ihrem Hals aufstöhnte über ihre überraschende Eigeninitiative. Sie hatte ihr Bein leicht angewinkelt und ihre unanständigen Hüften suchten die Nähe seiner warmen Männlichkeit. Sie hätte erschrocken sein müssen, sie hätte schreiend davonlaufen müssen, doch die Wahrheit war, dass sie das alles mehr als nur genoss. So genoss, dass ihre Hände lasziv der Rundung seines Hinterns folgte, zupackten und ihn näher zog.
 

Ein leiser, tiefer Laut erklang aus seiner Kehle und er atmete einmal, zweimal, dreimal tief durch.
 

Nein, das war kein Spiel, bei dem es darum ging, wer zuerst die Fassung verlor.
 

Wenn es so wäre, dann wäre er verdammt noch mal aufgeschmissen.
 

Er fühlte den Druck ihrer weichen Rundungen, er konnte sie fühlen durch den Stoff an seiner nackten Brust und er wurde sich plötzlich unangenehm bewusst, dass das auch in zwei Richtungen funktionierte. Sie *musste* seine Härte spüren und die Art und Weise wie sie ihre Hüften an ihm presste und es ihr in kehligen Laut entlockte statt dass sie ihm eine scheuerte, ließ ihn beinahe wahnsinnig verlieren.
 

Er glaubte, sich vage daran zu erinnern, ruhig bleiben zu müssen. Zuko hatte viele so genannte ‘Männergespräche‘ mit Iroh geführt, der ihm eingebläut hatte, die Kontrolle zu bewahren und sachte mit der Frau umzugehen. Ruhig bleiben.
 

Kataras Hand streichelte über einen empfindsamen Punkt seiner Haut und ließ ihn scharf die Luft einsaugen. ‚Von wegen ruhig bleiben. Ich wette, das hier ist dir noch nicht passiert, alter Mann…‘
 

„Zuko…“
 

Er hörte sie seinen Namen keuchen.
 

Mehr brauchte er nicht. Das und ein Kurzschluss in seinem Kopf ließ ihn zu Boden gleiten, mit der Wasserbändigerin in den Armen. Ruhig bleiben konnte er auch ein Andermal.
 

Er würde sie zu seinem ganz persönlichen Geburtstagsgeschenk an sich selbst machen.

Er würde sie sich nehmen, weil er sie wollte, hier und jetzt, auf diesem staubigen verrußten Holzdielen. Und weil er es verdammt noch mal verdient hatte, Glück zu haben.
 

Natürlich half es, dass sie ihn mehr schubste, als dass er sie drängen konnte.
 

Katara schwindelte es, als sie plötzlich auf dem Rücken lag und zwei ungeduldige Hände an ihrem Oberteil zerrten. Katara half nach und das Stück Stoff hielt dem Ansturm vier ungeduldiger Hände keine zwei Sekunden stand.
 

Noch bevor sie überhaupt Zeit hatte, sich wegen ihrer Blöße zu schämen, lag er schon auf ihr, Haut an Haut, und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen.
 

Voll und ganz, frontal Zuko. Jeder Zentimeter seiner Vorderseite berührte jeden Zentimeter ihrer Vorderseite. Und sie fühlte sich, als wenn das noch zu wenig wäre, obwohl es ein irres Feuerwerk in ihrem zitternden Körper auslöste.
 

Gott, wie er schmeckte, wie er sich anfühlte. Ein seltsames Ziehen baute sich in ihr auf und sie ertappte sich bei dem Wunsch, er möge sie küssen. Überall. Wie es wohl wäre, wenn sein Mund tiefer wandern würde? Wenn-
 

„Bitte…Zuko“, wimmerte sie mit belegter Stimme.
 

„Was?“
 

Anstatt zu antworten, nahm sie seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Im ersten Moment der Berührung erstarrte sie. Instinktiv drückte sie sich ihm entgegen in dem Versuch, ihr überwältigendes Bedürfnis nach Berührung zu stillen.
 

Völlig benommen stellte Zuko fest, wie perfekt sich die samtigen Halbkugeln in seine Handfläche schmiegten, sie perfekt füllten. Ihre Knospen besaßen eine zarte braun-rosa Farbe. Und wie seidig ihre Haut war im Vergleich zu seiner verhornten Pranke.

Zuko spürte die Veränderung in ihr, als sein Daumen sachte das Neuland erkundete, und die Macht seiner Reaktion darauf brachte seine eigene Hand zum Zittern. Schlanke karamellfarbene Finger schlossen sich ermutigend über den seinen, aber nicht, um ihn wegzuschieben. Er starrte fasziniert auf die Knospe. Starrte sie an wie ein General einen Hügel, den er unbedingt einnehmen musste. Wagemutig wanderte sein Daumen über die harte Erhebung.
 

„Oh Gott!“, entfuhr es Katara unmittelbar.
 

Er grinste leicht hinterhältig. „Ich schwöre, so hat man mich bisher noch nie genannt.“ Seine Stimme war tief und rau.
 

Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Halt einfach die Klappe und mach weiter.“
 

Sein Grinsen wuchs in die Breite. Die Situation war einfach zu absurd. Er lag auf der halbnackten Wasserbändigerin, seiner ausgemachten Todfeindin, und hatte ihren hübschen kleinen extrem verführerischen Busen in der Hand. „Willst du mir etwa Befehle erteilen?“, fragte er herausfordernd, mit leiser vor Lachen vibrierender Stimme.
 

Ihr Kopf ruckte hoch und sah ihn ungeduldig an.
 

Zuko lächelte. „Klappe halten und weitermachen. Aye, aye, Madame!“

Nicht, dass man ihn dazu überreden musste. Er fand tatsächlich umgehend einen Weg, um seine Klappe zu schließen - um die zarte Spitze seiner neuen Errungenschaft. Und er schwor, er hatte noch nie etwas Köstlicheres in seinem Leben genießen dürfen.
 

„Uhh…“ Katara hielt sich an seinem Rücken fest, während sein Mund unvorstellbare Dinge mit ihrem Körper tat.
 

Ihr verschwommener Blick driftete zum Fenster, wo einzelne Sonnenstrahlen hereinfielen, während das vorsichte Zupfen seiner Lippen zu einer spielerischen Attacke seiner Zunge überging.
 

Das war wie ein nicht enden wollender Traum. Alles schien so weit weg. Nichts war real und doch hörte sie sich selbst vor Sehnsucht seufzen.
 

Zuko schloss die Augen und unterdrückte einen Laut, als die Wasserbändigerin instinktiv ihre muskulösen Beine um seine Hüfte wickelte und ihn dort positionierte, wo er in seinen kühnsten Träumen nicht gewesen war. Er spürte ihre Hitze, spürte diese verlockende Tiefe unter ihm, ihre Finger, die sich in seinen Rücken krallten und er spürte, wie ihn langsam der Wahnsinn übermannte.
 

Kleine Sterne tanzten vor seinen Augen. Sein Herz raste und ließ das Blut mit unmöglicher Geschwindigkeit in seinem Körper rasen. Das Bild verschwamm vor seinen Augen, während er zum ersten Mal seine Hüften an Katara drängte und sie zum leisen Stöhnen brachte.
 

Es war das schönste, was er je gehört hatte.
 

Dann explodierten die Sterne. Er verlor die Besinnung und nächtliche Schwärze umfing ihn.
 

„Bitte, Zuko“, wimmerte sie. „Hör nicht auf… Zuko… Zuko?“
 

Katara brauchte einige Atemzüge, ehe sie begriff dass Zuko leblos auf ihr lag. Sie glaubte zunächst an einem Scherz, doch sein ruhiges entspannt atmendes Gesicht und seine geschlossenen Augen neben ihr ließen sie realisieren, dass er ohnmächtig war.
 

Und dann begriff sie.
 

Als ob die richtige vernünftige Katara plötzlich aus ihrem Unterbewusstsein hüpfte wie ein Frosch aus einem Tümpel.
 

‚Bist du noch ganz dicht, Katara??? Was in drei Teufelsnamen machst du hier?!?‘
 

Sie versuchte panisch, den leblosen Körper des Feuerbändigers von sich zu schubsen, doch bei diesem neuerlichen Kraftakt kapitulierte auch ihr Kreislauf und die Welt um sie herum löste sich in Seifenblasen auf.
 

***
 

Die Tür wurde mit einem leisen Ächzen vorsichtig aufgestoßen. Zwei Gestalten, eine groß und hager, die andere klein und dick, tapsten auf Zehenspitzen in die Besenkammer - oder in dem, was von dem Raum noch übrig geblieben war.
 

“Meine Güte, was für eine Hitze!” Li-Mas Stimme war nur gedämpft zu hören hinter dem Taschentuch, das sie sich vor Mund und Nase hielt.
 

“Pass auf, dass du durch den feuchten Stoff atmest!”, raunte Ma-Li durch ihr Taschentuch. “Ich will nicht hinterher mit ansehen müssen, wie du einen Striptease auf der Theke veranstaltest und unsere Kunden vergraulst.”
 

“Tz, wenn die Herren dein Klappergestell ertragen können, dann können sie einen Wonneproppen wie mich -OH!” Li-Ma unterbrach sich selbst, denn hinter dem einzigen noch stehenden Regal entdeckte sie ein Bild, das sie für den Rest ihres Lebens nie wieder loslassen würde. “OH. Mein. Gott.”, keuchte sie.
 

“Deinen Gott kannst du hier drin vergessen. Ist Begierde nicht eine Todsünde?”
 

“Das meine ich doch gar nicht. Sieh sie dir doch nur an! Sie sind ohnmächtig. Sollten wir nicht einen Arzt rufen?”
 

Ma-Li raffte ihren langen Rock zusammen und beugte sich zu den beiden Gestalten am Boden herunter. “Nein. Die Hitze, die Feuchtigkeit, das Aphrodisiakum und obendrein noch Alkohol. Ihr Kreislauf hat das nicht lange mitgemacht, aber es ist nichts, was ein paar Stunden Schlaf nicht wieder richten können.”
 

Li-Ma schaute neugierig über die Schulter ihrer Schwester. Dann errötete sie.
 

Die Bordellbesitzerin kicherte leise. “Ach du liebes Lieschen, vierzig Jahre in einem Freudenhaus und du wirst immer noch rot, wenn du Brüste siehst?”
 

Li-Ma verkniff leicht pikiert das Gesicht. “So ein Unsinn. Es sind nicht die Brüste, die mich irritieren, sondern die Männerhand, die darauf liegt.”
 

Das wiehernde Lachen von Ma-Li ließ den Raum erhellen. “Ja, unsere zwei Hübschen hatten hier eine Menge Spaß. Nichtsdestotrotz müssen wir Romeo und Julia jetzt trennen, denn wenn sie aufwachen und realisieren, *was* sie getan haben, dann wird wahrscheinlich kein Gesetz der Welt sie davon abhalten können, dieses Haus abzufackeln, die Asche einzutüten und im Hafenbecken zu versenken. Los, fass mal mit an!”
 

Ma-Li machte sich daran, die ungezogenen Hände von Prinz Zuko beiseite zu schieben und die Wasserbändigerin an den Schultern zu packen.
 

“Warte, Schwester! Wir könne sie doch nicht so … in diesem entblößten Zustand durchs Haus schleppen.”
 

“Warum nicht?”
 

“Weil sie ein nettes anständiges Mädchen ist, und keine unserer Angestellten.”
 

Ma-Li schniefte. “Dein nettes anständiges Mädchen hatte gerade ein Schäferstündchen mit dem Sohn des Feuerlords. Ozais Sohn, falls du das vergessen haben solltest. Das entspricht nicht gerade der Definition von einem Engel, wenn du mich fragst.”
 

“Ja, aber doch nur, weil sie von dem Aphrodisiakum berauscht waren.”
 

Ma-Li sah ungeduldig zu, wie ihre Schwester der Wasserbändigerin das Hemd von Prinz Zuko über den entblößten Oberkörper stülpte. “Ohne diese Tropfen wäre das nie passiert.”, murrte sie und Ma-Li konnte einen leisen Vorwurf in der Stimme ihrer Schwester heraushören.
 

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die vielen Goldarmbänder klirren. “Papperlapapp. Prinz Zuko hatte schon von Anfang an eine Schwäche für die Wasserbändigerin gehabt oder warum wohl hatte er sich mit unserer Alana abgegeben, hm? Wir haben nichts unrechtes getan und jetzt beeil dich gefälligst, bevor sie wieder zu sich kommen.”
 

***
 

Ein paar Stunden später… .
 

Katara fuhr panisch aus dem Schlaf. Eine Bewegung, die in ihrem Kopf eine wahnsinnige Schmerzwelle auslöste und durch den ganzen Körper vibrierte.
 

“Uh” Stöhnend griff sie mit der Hand nach ihrem pochenden Schädel und begann mit kreisenden Bewegungen an der Schläfe den Schmerz zu lindern. Sie fühlte sich an, und sah wahrscheinlich auch genauso aus, als hätte Riesenbison Appa sie aus Versehen als Schlafunterlage benutzt und irgendwie wollte der Nebel um ihre Gedanken nicht so richtig verschwinden.
 

In der Tat, sie versuchte, sich an etwas zu erinnern, das erklärte, warum sie sich so verdammt mies vorkam. Aber ihre Erinnerungen blieben stumm. Nur vage Bilder kamen zum Vorschein, die wie einzelne Puzzelteile einfach kein Bild ergeben wollten.
 

“Argh” Sie schwang die Beine über die Kante und bemerkte erst jetzt, dass sie auf einer unbequemen Couch gelegen hatte. Mit ungläubigen Augen erfasste sie ihre Umgebung und Panik brodelte langsam in ihrem Bauch. “W …wo um alles in der Welt bin ich hier?”
 

Sie war in einem Zimmer, in dem sie noch nie zuvor gewesen war. Soviel war schon mal klar. Zwei Kerzen leuchteten schwach auf einem riesigen Schreibtisch und warfen bedrohliche Schatten hinter gepolsterten Möbel und Bücherregalen. In einer Ecke lag eine zerbrochene Vase.
 

Katara sprang auf ihre Füße. Das Geräusch wurde von einem dicken flauschigen Teppich verschluckt. Sie versuchte, sich zu erinnern, wie sie hierher gekommen war, doch alles, was ihr Gehirn zu dieser Frage ausspucken konnte, war ein Tisch voll mit Stangengemüse.
 

Gemüse.
 

Sellerie.
 

Der Nebel lichtete sich. Hatte sie nicht in einem Restaurant gearbeitet? Und hatte sie nicht einen Wahnsinnshunger gehabt?
 

Sie wird doch wohl am Ende… keinen Schwächeanfall erlitten haben?
 

Katara sah sich um - und ihr entfuhr ein leiser Schrei, als sie ihre Sachen auf dem Schreibtisch entdeckte. Ihr kleiner brauner Beutel, die Appa-Pfeife, ihre Wasserphiole, ihre Kleidung… Kleidung?
 

Entsetzt sah Katara an sich herab und fragte sich, wann sie die weiße Seidenhose und dieses übergroße rostbraune Hemd angezogen hatte. Hastig stopfte sie ihre Sachen in den Beutel und verdrängte die sich daraufhin entwickelnde Panik in ihrem Kopf.
 

Aber das funktionierte nur solange, bis sie ihren eigenen Steckbrief auf dem Schreibtisch fand.
 

“Oh nein!”
 

Das war nicht gut! Gar nicht gut! Wenn man wusste, wer sie war, dann war es klüger, den Rückzug anzutreten. Und zwar mit fliegenden Fahnen.
 

Auf Knien, die so weich waren wie Wackelpudding und mit einem Kopf, der so schwer war wie eine Kanonenkugel, öffnete sie die Tür und schlich in den dunklen Korridor. Ein kurzer Blick durchs Fenster dort verriet, dass es schon nachts sein musste und ihre Freunde sich vor Sorge um sie wahrscheinlich die Fingernägel abgekaut hatten.
 

Wenn sie nur wüsste, wie lange sie geschlafen hatte? Oder warum ihre Haut klebte, als hätte Appa sie von oben bis unten abgeschleckt.
 

‘Was zum…?’ Ihr drängte sich der Verdacht auf, einen Filmriss zu haben. Sie vermisste entscheidende Details. Sie konnte sich noch vage daran erinnern, Teetassen auf einem Tablett getragen zu haben und dann … verschwand alles hinter dieser ominösen Nebelwand.
 

Katara schlich den Korridor entlang. Sie hatte keine Ahnung, weshalb sie das tat, aber ihr Instinkt sagte ihr, leise zu sein. Sie schlich um die Kurve - “AH!”
 

“Uhh!”
 

- und rannte Iroh über den Haufen. Iroh hob seine Laterne ein Stückchen höher und leuchtete in Kataras Gesicht. “Oh Verzeihung, Alana. Ich hab dich gar nicht kommen gehört. Ich suche meinen Neffen. Hast du ihn vielleicht gesehen?”
 

Katara rieb sich die schmerzende Stirn und es dauerte ein Weilchen, ehe die Doppelbilder verschwammen. “A-Alana? Wer soll das sein?”, schnappte sie gereizt zurück.
 

Iroh verstummte und hob die Laterne höher. Eine tiefe Furche grub sich in seine Stirn.
 

Die Doppelbilden vereinigten sich zu einem Ganzen, und Katara hielt die Luft an. General a.D. Iroh. ‘ACH DU SCHRECK!’ Dann lachte sie übertreiben. “Ach so, Alana!”, kicherte sie laut und versuchte nicht zu hyperventilieren. “Ja, so nennt man mich hier… .Hahaha, nein, ich habe diese Missgebur…”
 

Die Furche wurde tiefer.
 

“… missgeleiteten … Prinzen nicht gesehen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich muss noch… Kartoffeln schälen.”
 

Katara klemmte ihren Rucksack vor die Brust und rannte davon.
 

Iroh sah ihr mit merkwürdigem Gesichtsausdruck hinterher. Dann *sah* er, dass die davonlaufende Schönheit mit den gehetzten Augen ein ihm sehr vertrautes Kleidungsstück trug.
 

Oi.
 

Zwei Sekunden später erschütterte ein gellendes Lachen das Bordell. Es war so laut und tief und klingend, sogar Tote erwachten aus ihrem Ewigkeitsschlaf im Umkreis von fünfzig Metern. Und erst recht Halbtote.
 

Prinz Zuko schlug in seiner Besenkammer die Augen auf.
 

Und kam sich sogleich ein wenig nackt vor.
 

***
 

Sobald Katara das Haus verlassen hatte und ins Freie gestürmt war, hatte sie wie eine wahnsinnige Trompeterin in die Pfeife gepustet.
 

Mit erstaunlicher Geschwindigkeit kam Appa aus dem dunklen Nichts geschossen und in seinem Sattel saßen Sokka und Aang, die wild mit den Händen winkten, für den Fall, Katara würde das riesige Bison übersehen.
 

Die vier Hände hoben Katara in den Sattel und während Katara alle Mühe hatte, ihr offenes Haar im Wind zu bändigen, schrie sie ihre Freunde an: “Feuernation! Wir müssen von hier verschwinden!”
 

Das war ein Befehl, den sie nicht wiederholen musste. In Sokkas und Aangs Gesicht waren tausend Fragen geschrieben, doch die mussten erst mal warten. Mit der Feuernation im Nacken war nicht zu spaßen.
 

***
 

Sie warteten. Sie waren geduldig. Sie schauten zu, wie Katara ihr Haar zu einem Zopf flocht. Dann brach es aus Sokka heraus: “WO ZUM TEUFEL BIST DU GEWESEN?!”
 

Seine Stimme segelte wie ein Vorschlaghammer auf ihren immer noch schmerzenden Kopf nieder. “Uhh, Sokka, ein bisschen leiser bitte… .”
 

“Leiser? LEISER?”, schraubte Sokka sich in ungeahnte Höhen. “Ich bin krank vor Sorge um dich gewesen!”
 

“Sokka, ich glaube…”
 

“Jetzt nicht, Aang! Ich habe ein Hühnchen mit meiner Schwester zu rupfen!”
 

Der Gedanke an Hühnchen ließ Katara den Magen umdrehen und erinnerte sie daran, wie schlecht es ihr ging.
 

“Aber siehst du denn nicht…”
 

“Ich sagte JETZT NICHT, AANG!”
 

Katara kippte mit dem Kopf zur Seite und sah über den Sattel hinaus den dahinfliegenden Hauserdächern zu. “Urgs.”
 

“WO bist du gewesen, junge Dame!”, schimpfte Sokka.
 

Katara sah müde zu ihrem Bruder auf, und als sie ihn da so sitzen sah, mit erhobenem Zeigefinger und den ’Womit habe ich diese schreckliche Verwandtschaft nur verdient’-Blick im Gesicht, wurde ihr klar, dass ihr ziemlich schlecht war.
 

“Ich höre, Katara!” Ungeduldig trommelte Sokka mit den Fingern. Dann fiel ihm etwas auf. “Katara?”
 

Sokka und Aang schossen zu ihr und packten sie an den Armen, als sich die Wasserbändigerin über den Sattel lehnte und sich über die Dächer der Stadt übergab.
 

***
 

Ein hagerer Mann schob eine Holzkarre durch die verlassen dunklen Straßen der Stadt. Er wollte der erste sein, der seinen Stand auf dem Gemüsemarkt in den Morgenstunden aufbaute. Nur der frühe Wurm fing den Wurm, nicht wahr?
 

Nicht wahr??!
 

Er schob die Karre mit seinen besten Kohlköpfen stolz voran. Und dann, einer seltsamen Eingebung folgend, schaute er nach oben in den Nachthimmel.
 

Seine Augen weiteten sich.
 

Eine hässliche braune Brühe klatschte auf seine polierten Kohlköpfe.
 

Der Kohlkopfhändler hüpfte heulend um den Wagen herum. Dann reckte er die Faust gegen den Himmel, wo er den Gott vermutete, der ihm diesen Mist einbrockte. “Hey, du Depp! Als ob ich nicht auch so wüsste, dass du meine Kohlköpfe zum Kotzen findest!”
 

Wütend trat er das Wagenrad.
 

***
 

Sonnenstrahlen kitzelten Katara und sie schlug widerwillig ihre Augen auf.

Der vertraute Geruch von Laub, Erde und Grundwasser verriet ihr, dass sie, wie schon sooft zuvor, im Wald übernachtet hatte - und zwei Atemzüge später bestätigte ein ziehender Schmerz in ihren Schultern, dass sie tatsächlich auf dem harten Waldboden geschlafen hatte. Sie zog die Decke über den Kopf und wünschte, sie könne zur Abwechslung mal in einem richtigen weichen Bett schlafen.
 

Momo zupfte auffordernd an ihrem Kopfkissen.
 

Da Katara aber absolut keine Lust hatte, den quengelnden Burschen zu füttern, zupfte sie stattdessen an Aangs Mönchskutte, der neben ihr im Gras schnarchte.
 

“Aang, du stehst auf, es ist dein Affe.”, murmelte sie schläfrig.
 

“Rfffl… er ist aber auf deiner Seite, also fütterst du ihn.”, widersprach Aang. Nachdem er gestern Abend die völlig erschöpfte und offensichtlich kranke Katara zugedeckt und an ihrer Seite die halbe Nacht gewacht hatte, stand ihm jetzt überhaupt nicht der Sinn nach so was lästigem wie Aufstehen. Im Moment könnte ihn nicht einmal die Feuernation vom Fleck bewegen. Und schon gar nicht Kataras stupsende Hand.
 

Nach ein paar Minuten hob Katara schlagartig den Kopf. “Aang!”, rief sie alarmiert.
 

“Hm?” Der Avatar öffnete nicht einmal ein Auge.
 

“Aang!”, Katara schüttelte ihn, “Es riecht nach Rührei!”
 

“Wasserbändiger! Ständig denkt ihr nur ans Essen!”, murmelte Aang und drehte sich wieder um.
 

“Aang, es riecht aber *wirklich* nach Rührei!” Katara schwang die Beine aus dem Schlafsack. Sie hatte einen Mordshunger.
 

Aang setzte sich seufzend auf. Er wusste, dass er mit Momos Patschepfötchen auf seinem Schädel keine Ruhe mehr finden würde. “Kataaara, es riecht nicht nach… “, er verstummte, als er vertrautes Klappern hörte. “Es riecht wirklich nach Rührei.”
 

Sokka kreischte wie ein Mädchen, als er von der Pfanne über dem kleinen Lagerfeuer aufsah und ganz plötzlich in die Gesichter seiner Gefährten starrte.
 

Wenig später saßen die drei zusammen und genossen das wohl beste Frühstück seit langem. Eins musste man Sokka lassen, an ihm war echt ein Topflappen verloren gegangen.
 

“Geht es dir wieder besser, Katara?”, fragte der Meisterkoch in spe zwischen Happen Schinken.
 

“Wie neugeboren. Hab nur noch ein Brummen im Schädel, aber ansonsten bin ich quickfidel. Wo habt ihr eigentlich das ganze Essen her?”
 

“Ja, Sokka”, sprach Aang mit vollem Mund. “Wo haben wir das ganze Essen her?”
 

Katara senkte den Löffel. “Was soll das wieder bedeuten? Warst du denn nicht mit ihm einkaufen?”
 

“Nein. Wieso auch. Ich wusste gar nicht, dass wir Geld haben.”
 

Katara sah Aang fragend an. Sie hatte plötzlich einen fahlen Geschmack im Mund. “Jetzt erzählt mir bloß nicht, ihr hattet kein Glück am Hafen.”
 

Das große Seufzen ihres Bruders ließ sie zu ihm blicken.
 

“Wir hatten so viel Glück wie ein Eiswürfelverkäufer in der Arktis. Als uns niemand anheuern wollte, sind wir zurückgelatscht und mussten feststellen, dass *du* wieder einmal nicht da warst, wo du hättest sein sollen!”
 

Katara streckte ihrem leicht säuerlichen Bruder die Zunge raus.
 

Aang nahm einen Schluck Orangensaft. “Aber wo hast du das Essen her, Sokka? Als ich gestern Abend schlafen gegangen bin, hing mir der Magen noch in den Schuhspitzen. Und als ich heute morgen aufwachte, lagen hier Türme von Futter!”
 

Sokka verschränkte triumphierend die Arme hinterm Kopf. “Jaaa, was soll ich sagen, nennt mich einfach… den großen Houdini vom Wasserstamm.”
 

“Eher den kleinen Pinocchio vom Lügenland.”, verbesserte ihn Katara.
 

“Rück schon raus mit der Sprache, Sokka! Was hast du angestellt?”
 

Sokka kam sich plötzlich vor wie im Kreuzverhör. Er legte sein Käsebaguette beiseite und entschloss sich dazu, die Unwissenden zu erleuchten. “Als ob das jetzt wirklich so ein großes Rätsel ist. Ich habe natürlich deinen Lohn genommen, Katara und bin dann einkaufen gegangen.”
 

Katara verschluckte sich an ihrer heißen Milch. “L-lohn?”
 

“Ja, Schwesterherz. Ich habe heute Morgen deine Sachen gewaschen, weil du ja bei deiner nächtlichen Kotztirade unbedingt deinen Beutel einsauen musstest.”
 

Katara zog den Kopf schuldbewusst ein. “Danke.”, piepste sie kleinlaut.
 

“Ach, Schwamm drüber”, winkte Sokka ab. “Ich hab’s im Fluss ausgewaschen und beinahe wäre mir auch die nette kleine Goldmünze weg geschwommen, die zwischen deinen Sachen lag.”
 

Kataras Kopf ruckte wieder hoch und ließt ihren Zopf wippen. Goldmünze? Was für eine verdammte Goldmünze? Hatte sie nicht auf ihre Bezahlungen zugunsten der Sicherheit verzichtet?
 

“Sag mal, was sind das eigentlich für Sachen, die du anhast?”, löcherte Aang weiter.
 

“Sag mal, ist das nicht ein Männerhemd?” Tz, Sokka nahm die Sache mal wieder ein bisschen zu genau.
 

Katara fuhr sich nervös durchs Haar. “Wisst ihr Jungs, vielen Dank alles, aber ich glaube, ich werde erst mal ein Bad nehmen. Wir reden später.”
 

Dann ließ die Wasserbändigerin ganz Ladylike ihre Freunde mit offenen Mündern stehen.
 

Aang zuckte gleichgültig mit den Schultern.
 

Nur Sokka hang einen Moment lang einem merkwürdigen Gedanken nach - den er aber bald wieder verwarf. Nein unmöglich, dass er dieses Hemd schon einmal gesehen haben könnte.
 

***
 

Katara lehnte an einem nackten Felsen, während das klare Flusswasser ihren entblößten Körper spielerisch umgab und sie wohltuend erfrischte - und heilte. Sie hatte eine kleine Grotte gefunden, in der die Strömung gering war und hatte nun die Arme auf dem Felsen verschränkt und ihren Kopf darauf gelegt.
 

Nachdem sie sich ausgezogen hatte, hatte sie erschrocken feststellen müssen, dass ihre Verspannungen nicht von dem harten Waldboden herrührten, sondern, weil sie am ganzen Körper blaue Flecken und Hautabschürfungen hatte.
 

Was zur Hölle war in diesem Restaurant passiert?
 

Ihr Blick galt nun dem rätselhaften Hemd, das wie ein Beweisstück auf dem Stein thronte. Sie schüttelte es, als würde es dadurch preisgeben, woher es kam.
 

Natürlich blieb es stumm, doch Kataras Augen erfassten etwas anderes. Etwas, das sie bisher noch gar nicht beachtet hatte.
 

Das Etikett im Innensaum.
 

Ihre Hand streckte sich danach aus. Fingerspitzen berührten das weiße Zettelchen, das plötzlich so bedrohlich wirkte wie eine Waffe.
 

Sie hatte so eine seltsame Ahnung.
 

Wollte sie überhaupt wissen, was passiert war?
 

‘Natürlich willst du das, du dumme Nuss!’ Sie drehte das Zettelchen um.
 

Sie blinzelte.
 

In feinen goldenen Nadelstichen prangerte dort das Wappenzeichen der Feuernation.
 

Katara tauchte unter. Sie ließ einen Höllenschrei los, der aber lediglich ein paar Schildkröten in ihrer Nähe schneller das Wasser treten ließ.
 

***
 

Raue Seeluft wehte um Prinz Zukos Nase, als er sich am nächsten Morgen über die Reling seines Schiffes lehnte und dem immer kleiner werdenden Antlitz der Stadt am Horizont nachsah.

Auf dem ersten Blick sah er aus wie der tragische Held eines Romans. Das goldene Glitzern der Morgensonne im Rücken. Die glänzenden Stiefel, wobei er einen Fuß auf die untere Relingstange aufgestellt hatte. Das frische Hemd, das lose um seinen Körper flatterte. Der Wind, der mit seinem schwarzen Haar spielte. Der leere Blick aufs Meer und den Kopf auf seine Arme gestützt.
 

In Wahrheit aber hatte ihn der Schiffskoch persönlich dort abgestellt, nachdem Prinz Zuko zum wiederholten Male den liebevoll zusammengekochten Fraß erbrochen hatte. Der Schiffskoch wechselte nun die Bettlaken und bestand darauf, dass seine Hoheit derweil den Kopf übers Meer hielt.
 

Prinz Zuko hatte einen Mordskater. Ihm war, als hätte ihm jemand mit einem Goldbarren eins übergebraten.
 

Leutnant Jee kam herangeschlurft und blieb neben ihm stehen. “Guten Morgen, Prinz Zuko.”, sagte er fröhlich.
 

Zuko kratzte sich geistesabwesend über ein paar Bartstoppeln in seinem Gesicht. Sein trüber Blick sah nur kurz auf. “Ach, ist es ein guter Morgen? Das habe ich bis jetzt noch nicht bemerkt.”
 

Jee runzelte die Stirn. “Ihr seht krank aus.”
 

“Das bin ich auch.” Zuko zuckte zusammen. “Mein Kopf fühlt sich an, als habe irgendein Idiot ihn benutzt, um seinen Faustschlag zu trainieren.”
 

Zuko sah misstrauisch auf und sah dem für Ungehorsam und Antipathie bekannten Leutnant an. Der las den Gedanken seines Vorgesetzten und hob abwehrend die Hände.

“Ich gebe zu, ich hätte gegen ein kleines Duell gegen Sie nichts einzuwenden, aber wenn Sie betrunken sind … nah, das ist wie kleine Enten in den Teich zu schubsen. Sir, ich schwöre beim Leben meiner Mutter”, und er legte theatralisch die Hand aufs Herz. “Dass ich Sie schon in diesem ramponierten Zustand am Hafen aufgegabelt habe. Sie und den General.”
 

“Mrrr.”, stöhnte Zuko. Wie er überhaupt zum Hafen gekommen war, blieb ihm schleierhaft. Genauso wie die Tatsache, dass Onkel Iroh ihn quasi aus den Überresten einer Besenkammer zerren musste, von der er sich nicht einmal erinnern konnte, dass er sie betreten hatte.
 

“Ist es wahr, dass Ihr einen totalen Blackout habt, Hoheit?”
 

Konnte man so sagen. Und obendrein noch einen mörderischen Kopfschmerz. “Nrrr.”
 

Jees Augen funkelten vor Schadenfreude. “Und dass Ihr bei Madame Ma-Li gewesen seid?”
 

“Fuh.” Das war ein Thema, das besser beerdigt wurde.
 

“Man hört da so seltsame Gerüchte über den Avatar…”
 

“Leutnant, müssen Sie nicht mal ganz dringend … ein paar Segel setzen oder so?”
 

“Nicht, seitdem wir eine Dampfmaschine haben. Aber ich kann ja mal nach dem Maschinisten sehen, wenn es das ist, was Sie wünschen, Hoheit.”, erklärte Leutnant Jee breit grinsend.
 

Zuko winkte ihn hoheitlich ab. “Tun Sie das.”
 

Jee salutierte zackig und schlug laut die Hacken zusammen. “Aye, Aye, Sir!”
 

Zuko verzog qualvoll das Gesicht. “Gehen Sie! Aber gehen Sie *leise*, verdammt noch mal!”
 

‘Memo an Hirn. Kotzbrocken Jee unbedingt einem Disziplinarverfahren unterziehen.’
 

Aber im Moment war Zuko zu sehr mit seinem Schmerz beschäftigt. Und mit seinen verlorenen Erinnerungen. Obwohl. Er war Gast in einem Bordell gewesen und er war sich nicht so sicher, ob die Erinnerungen daran nicht besser verloren bleiben sollten.

Aber es gab ja da diese Ungereimtheiten… .
 

“Zuko, mein Lieblingsneffe! Wie geht es Euch?”, trällerte eine wohlbekannte Stimme.
 

Zuko riss entnervt die Arme hoch. “Zum Tausendsten mal, Onkel! Ich habe keine Ahnung, warum die Wasserbändigerin in meinem Hemd davongelaufen ist!”
 

Der Drache des Westens trat schmunzelnd heran. In seinen Augen lag etwas beunruhigend Wissendes. Er reckte sein Näschen. “Und warum klebt Parfüm auf Eurer Haut?”
 

Zukos Blick wurde seltsam glanzlos und er wandet seinen Kopf wieder Richtung Stadt. “Sicher, weil mir diese lästige ‘Ich hab ihren Namen vergessen’ - Ziege auf die Pelle gerückt ist.”, versuchte er halbherzig zu erklären.
 

Iroh wühlte in seinem Morgenmantel (er trug auch die berühmten Kuscheltierpuschen), und fischte ein Stückchen makelloses Büttenpapier hervor. “Wer auch immer Euch auf die Pelle gerückt war, mein lieber Neffe, war mit Sicherheit nicht Alana. Nachdem Ihr sie im Pavillon sitzen gelassen habt, hat sie sich einen anderen Gast geschnappt. Das hier ist Ma-Lis Rechnung. Sie hat sie mir mit den geheimnisvollen Worten überreicht, sie könne es dem Sohn des Feuerlords wohl kaum in Rechnung stellen, wenn er sich mit einer ihr unbekannten Dame im Hinterzimmer amüsiert.”
 

Zuko rieb sich die stärker pochenden Schläfen. “Das ist doch lächerlich. Ich habe nichts dergleichen getan.”
 

“Und weil Ihr nichts getan habt, habe ich Euch auch halb entkleidet in einer verwüsteten Besenkammer gefunden. Und wegen diesem Nichts hat ausgerechnet Katara, die Freundin des Avatars, mit der anderen Hälfte Eurer Kleidung in einem ziemlich desolaten Zustand das Haus verlassen, hm?”
 

Zuko stützte seinen Kopf in die Hände - zum Teil auch, um seine roten Wangen zu verbergen. Allein der Gedanke, dass er vielleicht… Oh Gott. “Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.”, sagte er gepresst.
 

Iroh seufzte schwer. “Hach, ich wünschte dieses kleine Ding da könnte reden.”
 

Zuko folgte dem Fingerzeig seines Onkels, der auf Zukos Hals deutete. Zuko zerrte an dem Kragen seines halb aufgeknöpften Hemdes. “Was meint ihr?”
 

“Den Knutschfleck natürlich, Casanova.”
 

Zuko wurde knallrot. Er hatte plötzlich eine seltsame Vision von glitzernden Perlen auf karamellfarbener Haut, und als er leicht atemlos aufs Meer starrte, blickten zwei arktisblaue Augen zurück und weiche Lippen formten seinen Namen.
 

Zuko räusperte sich laut. Dann streckte er sein Rückgrat durch. “Ich habe keine Zeit für diesen Hokuspokus, Onkel. Der Avatar ist ganz in der Nähe. Ruft die Männer zu einer Lagebesprechung zusammen - und wenn ihr schon mal dabei seid, bringt mir auch gleich ein paar Aspirin und eine Tasse Tee.”
 

Iroh wandte sich seufzend ab. Schlurfte mit seinen Puschen über den Metallboden, als
 

“Onkel!”
 

Iroh blieb stehen und drehte sich um.
 

“Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich möchte nie wieder darüber reden.”, machte Zuko zweifellos klar.
 

Eine Möwe kreischte über ihren Köpfen.
 

“Ich hoffe doch”, sagte Iroh traurig, “Euer Geburtstagsgeschenk hat Euch wenigstens ein bisschen gefallen.”
 

Und dann sah Iroh etwas Seltsames. Hatte der Mundwinkel seines Neffen gerade eben wirklich gezuckt?
 

***
 

The End.
 

Wirklich?
 

Na ja, fast. Es folgt ein Epilog, in dem auch die letzten Gedächtnislücken einer radikalen Erinnerungskur unterzogen werden.
 

PS: Ob Prinz Zuko wohl ahnt, dass er seinem Erzfeind den Trip zum Nordpol finanziert hat?
 

PPS: Ihr kennt den Spaß ja. Wer mir was Nettes hinterlassen will (Feedback jeder Art inklusive Schimpftiraden und Heulorgien), darf das jederzeit tun.

Vielen Dank fürs Lesen, NewJade.



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Kommentare zu diesem Kapitel (71)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-05-04T18:48:50+00:00 04.05.2010 20:48
Ps: Wo ist denn dieser Epilog, von dem die Rede war? ö__ö *such* *panisch umguckt* D: will haben!
Von: abgemeldet
2010-05-04T18:46:55+00:00 04.05.2010 20:46
Arrrgh ich habs geschafft, und ich lebe sogar noch! Trotz halben Herzinfarkt und Kreischattacken, die meine Lunge mächtig leiden ließen. Und meine Mum. :DD
Ich muss den anderen zustimmen, die meinen das das Ende ein bisschen unbefriedigend ist. :/ Und das dieses kleine Techtelmechtel leider nicht in mehr geendet hat... hach, schade. (Ich bin voll ausgeflippt als Zuko ohnmäääächtig geworden ist. Sowas schimpft sich Mann, du Weichei! x( :D)
Nichts destotrotz war das einer der wundervollsten Avatar-FFs die ich je gelesen habe. Naja... eigentlich war und ist es die Beste :D Jaaa, du darfst dich genau -jetzt- geschmeichelt fühlen x]
Deine Metaphern waren wirklich wundervoll und auch das Beschreiben ihrer Gefühl war so echt und tiefgründig, das ich fast mitgeseufzt und gestöhnt hätte, haha :DD
Mehr davon bitte (:
lg
Von: abgemeldet
2009-10-05T17:57:42+00:00 05.10.2009 19:57
Yeah, echt voll toll die Story.
Etwas schade drum, dass das schon das Ende ist... ._."
Aber vielleicht schreibst du ja noch ne Avatar-FF...oder du schreibst einfach weiter xD
Aber wenn, dann möchte ich bitte informiert werden.

^_^
Von: abgemeldet
2008-07-17T13:02:03+00:00 17.07.2008 15:02
Hmm, jetzt stelle ich gerade fest, dass ich die FF schon soo oft gelesen und sogar in meinen Favos habe und dennoch habe ich wohl bisher noch keinen Kommi dagelassen. *beschämtzuBodenschau*

Also ich kann eigentlich nur sagen: Es war einfach phantastisch. Deine Dialoge, die Art wie du Situationen und vor allen die Gedanken und Gefühle der Charas beschreibst ist wirklich EINMALIG!!! Dein Humor ist unverkennbar und passt wirklich immer!

Ich bin von deiner FF restlos begeistert! Es hat mir super viel Freude gemacht sie zu lesen und ich werde sie bestimmt auch noch das ein oder andere Mal lesen!


Von: abgemeldet
2008-05-08T11:20:02+00:00 08.05.2008 13:20
Bitte bitte noch nicht aufhören...so kann siese wunderschöne geschichte doch nicht enden!!!*heul*
ey beim lesen is mir echt voll die luft ab und zu weggeblieben!!!
und gänsehaut OHNE ENDE!!!!
diese situation will ich auch ma haben^^
du musst unbedinkt noch weiterschreiben....du musst dich noch ideen haben
BITTE!!!!

LG: Naddi
Von:  Snoop
2008-03-27T20:08:00+00:00 27.03.2008 21:08
huhu *wink*
Hab mir deine FF in einem Schwung durchgelesen und ich bin wirklich sehr angetan von der Story *_____*
Dein Schreibstil ist einfach so mitreißend, da kann man gar nicht mehr aufhören zu lesen ^^
Und hab ich da noch was von nem Epilog gelesen? :D
Oh, das wär doch klasse *ggg*
Würde mich tierisch freuen, wenn der auch noch kommt, da du die FF ja als abgeschlossen eingestuft hast... :(
Möchte unbedingt lesen, wie die Erinnerungen wieder aufgefrischt werden, das wird sicherlich wieder genial ;)
Oh man, die Story muss ich mir bei Gelegenheit gleich nochmal durchlesen, die ist einfach so wundervoll geschrieben und strotzt nur so vor Spannung, Humor und Romantik *Schnulzenfähnle schwenk*
Also, bitte schreib noch nen Epilog, wäre glaub im Interesse all deiner Leser °_______°
Liebes Grüßle
Snoop
Von:  Catix
2008-03-24T17:52:46+00:00 24.03.2008 18:52
Schreib endlich den Epilog sonst werde ich wahnsinnig !!!!!!!!!!!!!!!!

Catix
Von:  FallenWings
2008-01-31T21:05:26+00:00 31.01.2008 22:05
Epilog T_T
Von: abgemeldet
2008-01-21T18:28:30+00:00 21.01.2008 19:28
Schade, du hast bis heute noch keinen Epilog geschrieben.
Dabei ist die Geschichte so klasse!
Ich musste sie heute nochmal lesen.
Hoffe der Epilog kommt noch.

LG catgirl
Von: abgemeldet
2008-01-02T15:02:38+00:00 02.01.2008 16:02
bittö, bittö, bittö, bittö,.............................
schreib doch noch weiter.°°
ich würd mich so freuen, bittöööööööööööööööööööööööööö.



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