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Trapped

Eine Verschüttung mit Folgen
von

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Verschüttet!

Seine Schritte hallten laut an den Wänden des schmalen Gangs wieder, als er losrannte. Hinter ihm war es schwarz, und auch vor ihm herrschte die Dunkelheit. Da machte auch der Lichtkegel seiner Taschenlampe keinen großen Unterschied.

Weiter vorne glaubte er ein Grollen zu hören. Verdammt, merkte McKay denn nichtwas passierte? Die ganze Höhle bebte, wie kurz vor dem Einsturtz!

Aiden sprang über ein paar Steine, die im Weg lagen und rannte weiter. Er musste den Wissenschaftler finden, bevor es zu spät war! Aiden legte noch einen Zahn zu.

„McKay!“, brüllte er im Laufen, doch bekam er keine Antwort. Also schaltete er sein Funkgerät an und versuchte es erneut, doch wieder blieb eine Antwort aus. Der Gang wurde immer enger. Und immer mehr Steine lagen im Weg. Bald musste Ford sein Tempo verlangsamen, um nicht auf dem Geröll auszurutschen.

Dann, plötzlich war der Gang zu Ende. Nur eine kahle Steinwand befand sich vor ihm. Keine Abzweigung. Es war eine Sackgasse.

Aiden fluchte laut auf. „McKay...wie war das mit dem Bescheid-geben wenn man wo anders hin geht?“, zischte er wütend. Wenn Rodney jetzt schon längst draußen war... er würde ihn umbringen!

Ein erneutes Grollen, diesmal aus der Richtung des Ausgangs riss ihn aber nur allzubald aus seinen Rachegedanken. Über McKay konnte er sich auch ärgern, wenn er wieder draußen war.

Er sprintete los, sprang über die Steine, duckte sich unter herabsinkenden Gesteinsblöcken hindurch und lief weiter. Doch die Höhle war groß. Er hatte schon lange gebraucht um bis zu der Sackgasse zu kommen. Und dass die Höhle nun weiter einstürzte war auch keine große Hilfe...
 

Schließlich erreichte Aiden die Gabelung, die ebenfalls in Sackgassen endete. Dort hatte er es sich gemütlich gemacht – jedenfalls wenn man kantige Felsbrocken gemütlich nennen konnte – als er darauf gewartet hatte, das McKay fertig war. Jetzt rannte er aber an dem Nebengang vorbei und weiter auf den Ausgang zu, denn die Gabelung war seines Wissens nicht weitdavon entfernt.

Doch irgendetwas war anders. Bald merkte Ford auch was: es war kein bisschen Licht zu erkennen. Aber es konnte doch unmöglich schon Nacht sein! Ein Blick auf seine Uhr bewies, dass das auch nicht der Fall war. Es war erst vier Uhr Nachmittags. Obwohl man das bei den ganzen verschiedenen Planeten ja nicht genau sagen konnte. Vielleicht war es hier ja schon Abend gewesen, als sie angekommen waren.

Aiden verwarf die Idee aber sehr bald wieder. Denn er war am Ausgang angekommen. Jedenfalls an der Stelle, wo der Ausgang sein müsste. Doch da war nichts. Nur eine Menge Geröll.

Er saß fest.
 

***
 

„Ford ist WAS!?“

Elizabeth, die gerade in der Kantine gewesen war, als das Stargate aktiviert wurde konnte Sheppards aufgebrachten Schrei schon von weitem hören. Rasch lief sie die Treppe zum Gaterium hinunter, um zu sehen was los war.

Dort unten standen Rodney und John, letzterer mit hochrotem Kopf.

„Ich denke er wurde verschüttet.“

„Sie denken? Was stehn sie dann hier rum, wir müssen ihn da rausholen!“

Rodney stemmte seine Hände in die Hüfen. „Das geht nicht so einfach!“

Nun ergriff auch die Expeditionsleiterin das Wort. „Warum?“

„Weil die Wraith den Planeten angreifen. Was glauben Sie warum ich hier bin!?“ Sheppard keuchte. Ob vor Wut oder vor Entsetzen war schwer zu sagen. „Ford steckt auf einem Planeten fest, auf dem das Ausdünen begonnen hat?“

„Ähh ja.“ Rodney schien nicht so begeistert von Sheppards Reaktion zu sein. Tatsächlich war er einige Schritte zurückgewichen, als fürchtete er, Sheppard würde ihn anfallen. Dabei wusste er – oder war sich wenigstens sehr sicher – dass der Major das nicht tun würde. Allerdings war er sehr schnell gereizt, wenn es um die Sicherheit von Aiden ging. Nichts was man ihm verübeln konnte, denn es gab nur sehr wenige in Atlantis, die den jungen Soldat nicht ins Herz geschlossen hatten.

„Wir sollten Teyla informieren. Sie weiß sicher am besten wie lange das dauern wird, und dann können wir zurück auf den Planet um Aiden da rauszuholen, OK?“, entschied die Expeditionsleiterin und aktivierte sogleich ihr Funkgerät, um Teyla zu kontaktieren. Sheppard warf Rodney noch einen ziemlich wütenden Blick zu, doch schien er sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben. Dann lief der Major die Treppenstufen hoch, und verschwand im Konferenzraum wo sie in ein paar Minuten Teyla treffen würden. Rodney und Elizabeth folgten ihm kurze Zeit später.
 

***
 

Währenddessen hatte sich Ford wieder zu seinem ehemaligen ‚Lagerplatz‘ zurückgezogen. Es war einer der wenigen Orte, wo er sich sicher war, dass nicht alles plötzlich einstürzen würde, während er schlief – falls er überhaupt schlafen musste. Vielleicht fanden sie ihn ja auch schon früher.

Direkt vor dem Geröllhaufen wollte er auch nicht bleiben. Er hatte genug Schreie und das Geräusch von Darts und den Beamstrahlen gehört, um zu wissen, dass dieser Planet angegriffen wurde. Und wenn die Wraith tatsächlich spüren konnten, ob ein Opfer in der Nähe war, dann wollte er lieber nicht so nahe bei ihnen sein. Allerdings wurmte es ihn auch, nicht draußen sein zu können um den Leuten dort zu helfen. Auch wenn es vermutlich zwecklos gewesen wäre – er konnte doch nicht einfach so hier rumsitzen, während da Leute vor seiner Nase den Löffel abgaben!
 

Aber Aiden hatte alles versucht. Die Gesteinsbrocken ließen sich um keinen Zentimeter verschieben. Er würde auf Hilfe warten müssen, alleine würde er das nicht schaffen.

Nun saß er fröstelt an die Wand gelehnt, kaute auf einem Energieriegel herum und versuchte an irgendetwas wärmendes zu denken. Ein Bad in seinem Quartier in Atlantis, oder sein schön warmes Bett...

Allerdings halfen diese Gedanken nicht wirklich. Vielmehr erinnerten sie ihn daran, dass er gerade nicht in seinem bequemen Bett lag sondern in einer einsturtzgefährdeten Höhle. Daher verwarf er sie bald, und kroch wieder etwas näher zu dem verschütteten Eingang der Höhle. Er konnte nur noch hin und wieder Schreie hören. Vermutlich waren die Wraith bald fertig. Er hätte nicht gedacht, dass es so schnell ging hunderte von Menschen zu töten. Aber möglich war es wohl. Schließlich gab es schon allein auf einem Hive genug Wraith um mehrere Planeten gleichzeitig anzugreifen – und zwar erfolgreich.
 

Langsam verhallten auch die letzten Schreie. Doch noch wagte er nicht, einen Laut von sich zu geben. Die Beine an den Körper gezogen saß er an der Gabelung und starrte in das Dunkel, das einmal der Ausgang gewesen war. Seine Vorräte würden – gut eingeteilt – zwar ein paar Tage reichen, aber er würde es womöglich nicht so lange aushalten. Er hasste diesen Ort einfach!
 

***
 

Es dauerte nicht lange, und Teyla betrat den Konferenzraum. Dr. Weir, Sheppard, rodney und der Anführer des Teams, das den Planeten bisher immer besucht hatte, anwesend.

„Die leute im Dorf meinten, die Wraith wären schon seit ner ganzen Weile nicht mehr dagewesen. Niemand hätte vorraussagen können, dass sie in nächster Zeit angreifen würden“, meinte der Teamführer gerade zu Weir, als Teyla hereinkam. Elizabeth musste nichtmal die Frage zu stellen, die Athosianerin begann gleich zu sprechen.

„Soweit unsere Erinnerungen zurückgehen hat ein Angriff der Wraith nie länger als sechs Stunden gedauert. Die Wraith sind schnell – wie Sie ja auf Athos gesehen haben. Manchmal dauert es sogar nur eine Stunde.“

Elizabeth nickte nachedenklich.

„Wieviele Leute gab es in dem Dorf“, fragte sie dann. Sicher richtete sich die Zeit auch nach der Anzahl der Menschen.

„Keine Hundert“, erwiederte der Soldat zögerlich. Er schien noch immer überrascht zu sein, dass er bei solch einer wichtigen Sitzung dabei sein durfte.

„Also können wir annehmen, dass das Ausdünen höchstens zwei Stunden dauert – denke ich, oder Teyla?“

Die Athosianerin bejate. Allerdings gefiel ihr die Idee nicht sonderlich. In zwei Stunden würde nicht mehr viel von der Bevölkerung übrig sein. Wenn sie nur helfen könnte....

Doch sie konnte die Expeditionsleiterin ebenso verstehen. Sie würde ihre Leute auch nicht in eine so aussichtslose Situation schicken. Die Atlanter hatten ja selbst auf Athos nicht viel ausrichten können. Obwohl sie dort auch nicht vorbereitet gewesen waren. Aber vermutlich konnten sie den Leuten dort ohnehin zur Hilfe eilen, schließlich blockierten die Wraith immer das Stargate. Also hieß es abwarten.

„Dann sollten wir schonmal ein paar Teams bereithalten“, schlug Sheppard vor, der bisher nur schweigend zugehöhrt hatte.

„Einverstanden“, entgegnete Weir und erhob sich. Sie hatte noch einen riesigen Berg Arbeit auf sie warten, und im Moment konnten sie ohnehin nichts tun – außer hoffen, dass es Aiden gut ging.

Rettung?

Ein lautes Knacken ließ Aiden zusammenfahren. Und plötzlich konnte erauch Stimmen hören – draußen. Die Stimmen von Menschen.

Er sprang auf. War endlich Hilfe gekommen?

„Hallo!?“, rief er in Richtung der Steine. Doch er bekam keine Antwort. Konnten sie ihn nicht hören?

Dann, plötzlich drang Licht in die Höhle. Grelles, unangenehmes Tageslicht. Jemand, oder höchstwahrscheinlich mehrere Leute räumten die Steine beiseite!

Geblendet kniff er seine Augen zusammen. Doch er öffnete sie bald wieder, erwartend, Sheppards Gesicht zu sehen. Allerdings war das nicht das Gesicht, dass sich nun zwischen die Steine schob und in die Höhle lugte.

‚Huch?‘,ging es Aiden durch den Kopf. ‚Die Dorfbewohner helfen mich zu retten?‘

Da lag er aber weit daneben, und musste es nur Sekunden später feststellen, als der Mann zwischen den Steinen rief: „Da ist er! Los schneller! Gleich haben wir dich, Bursche!“

Mit offenem Mund starrte Ford ihn an. Was ging hier vor? War John doch nicht gekommen? Aber wie konnte es sein...woher wussten die Dorbewohner denn, dass er hier war? Und vorallem: warum waren sie so wütend? Gab es hier irgendein Heiligtum in der Höhle, das sie ‚beschmutzt‘ hatten? Aber nein, das hätte McKay bestimmt erwähnt. Also was sollte das!?

Es dauerte nicht lange, und die Dorfbewohner hatten genug Geröll beseite geräumt, um sich in die Höhle zwängen zu können. Gleichzeitig sammelte sich Aiden wieder, und löste sich aus seiner Erstarrung. „Was...was ist den los?“, fragte er zögernd.

Der Mann, den er zuerst gesehen hatte trat ihm entgegen. Anscheinend war er der Anführer der erschreckend kleinen Gruppe. Aidens Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass das vielleicht die einzigen Überlebenden waren.

„Steh nicht so feige hier rum! Du wirst für deine Taten bezahlen!“, zischte der Anführer wütend, und packte ihn fest am Arm. Ford war klar, dass Wiederstand zwecklos war. Die Leute waren in der Überzahl, und seine Waffe hatte er in dem Nebengang liegen lassen.

„Was habe ich denn getan?“, fragte er schließlich während er sich nach draußen schleifen ließ. Doch niemand antwortete. Er wurde aus dem Verhalten der Dorfbewohner nicht schlau. Sie waren doch immer auf ihrer Seite gewesen, was trieb sie nun dazu, ihn so zu behandeln?

Die anderen Dorfbewohner standen um ihn herum, während zwei von ihnen Aiden packten, und seine Hände grob auf dem Rücken zusammenbanden. Er zuckte kurz zusammen, als sie das Seil festzogen, und es in seine Hände einschnitt. Doch noch immer reagierte er nicht aggressiv. Er musste den Leuten hier beweisen, dass er nichts getan hatte. Allerdings wusste er nicht wie. Sie schienen nicht auf ihn zu hören. Hoffentlich kamen Sheppard und die anderen bald....

Aber was, wenn sie zu spät kamen? Aiden wollte sich lieber nicht ausmalen, was dann schon passiert sein könnte...
 

***
 

Feuer. Überall brannte es. Krater und umgestürtzte Bäume säumten die Feuer und von den Hütten waren nur noch mikrige Trümmer übrig. Aiden erkannte es sofort als das Dorf – das nun verwüstet war. Womöglich würde hier nie jemand mehr leben können, denn selbst die anliegenden Felder waren zerstört und kokelten vor sich hin. Es sah aus wie ein Schlachtfeld.

„Das haben du und dein Wraith-Freunde angerichtet. Und glaub mir wenn ich sage, dass du es noch bereuen wirst!“

Ford zuckte zusammen. „Wraith-Freunde!? Die Wraith sind unsere Feinde[/b!“. Die Dorfbewohner verwirrten ihn nun noch mehr. Warum dachten sie er steckte mit den Wraith unter einer Decke? Es konnte doch wohl kaum daran liegen, dass sie sich gerade während einem Wraithangriff auf dem Planeten befanden! Ihr Kommen war doch schon seit Wochen angekündigt!

„Feinde! Ha! Wie kommt es dann, dass die Wraith nicht nur angreifen, als ihr hier auftaucht, nein ihr müsst auch noch unsere letzte Fluchtmöglichkeit zunichte machen!“

Ford zog eine Augenbraue hoch. Das war ihm neu. „Welche Fluchtmöglichkeit?“

„Die Höhle, die ihr so clever barrikadiert habt.“

„Na klasse“, murmelte Ford – so leise, dass es außer ihm niemand hören konnte. „Wirklich...genial.“ Wie kamen die denn auf so eine bescheuerte Idee? Wer noch so verrückte Typ würde sich denn absichtlich in einer einsturtzgefärdeten Höhle einsperren lassen? Noch dazu ohne genug Vorräte, um wenigstens eine Woche überleben zu können. Und ohne eine Möglichkeit, sich selber wieder rauszubuddeln. Außerdem wären sie dann einfach so von dem Planeten geflohen – ohne in der Höhle zu bleiben und zu warten – ja worauf? Darauf, dass alle Leute tot waren? Oder um auf die Überlebenen zu warten, um die auch noch auszuschalten? Das gab nun wirklich keinen Sinn!

„Das. War. Keine. Absicht!“, entgegnete er schließlich, unwissend was er sonst sagen sollte. Vermutlich würde er die Leute hier ohnehin nicht so umstimmen können. Sie waren viel zu stur und zu wütend.

Tatsächlich ignorierten sie seine Antwort einfach, und schleppten ihn weiter, am Dorfrand entlang. Bald ließen sie es sogar hinter sich, und liefen einfach stumm weiter. Weiter in die Wildniss. Sie passierten eine recht provisorisch errichtete Brücke, liefen durch einen Wald, und dann weiter, einen schmalen Pfad entlang, der noch unentlich lang weiterzugehen schien. Aiden spürte, wie er müde wurde, und wie seine Kräfte ihn langsam verließen. Doch sie schleppten ihn einfach weiter. Immer weiter, in die Wildniss hinein.
 

***
 

In Atlantis hatten sich inzwischen zwei Teams, inklusive AR-1 und Carson im Gaterium eingefunden, und warteten darauf, dass das Stargate aktiviert wurde. Und dann ging es auch schon los, das 7. Chevron war aktiviert, und keine Sekunde später, schimmerte der blaue Ereignisshorizont da, wo zuvor nur Luft gewesen war. Mit Sheppard an der Spitze trat die Gruppe durch das Gate, wurde wie gewohnt in Einzelteile zerlegt, und tauchte auf ‚Fords‘ Planeten wieder auf.

Rodney schluckte hart. Er fühlte sich gerade ganz und garnicht wohl in seiner Haut. Denn schon aus der Entfernung konnten sie verschieden große Rauchwolken erkennen. Darts waren nicht zu hören, doch die Rettungstruppe beeilen sich, Rodney zu folgen, der sie rasch zuder Höhle führte. Diese befand sich am Ende einer Klippe, sodass sie nur der Steinwand folgen mussten, um zu Aiden zu gelangen – jedenfalls dachten sie das. Doch als sie um die letzte Ecke gingen – wo sie die zugeschüttete Höhle erwarteten blieben sie wie angewurzelt stehen.

Die Höhle war aufgegraben worden! Sie brauchten nicht einmal die drei Soldaten, die sie dennoch entsanden um herauszufinden, dass Aiden nicht mehr dort war. Unschlüssig und sehr verwirrt blieben Teyla, Sheppard und McKay vor dem Höhleneingang stehen.

„Es muss ihn jemand befreit haben“, schlussfolgerte die Athosianerin, und Sheppard nickte zustimmend. Rodney hingegen schaute sie eher perplex an.

„Wer denn?“, fragte er, und sein Tonfall klangsogar eine Spur genervt. „Die Wraith doch wohl kaum!“

„Beim Ausdünnen werden nie alle Menschen umgebracht. Einige dürfen bleiben um sich wieder zu vermehren. Sonst würden die Wraith ja jede Möglichkeit, sich auch noch in der Zukunft ernähren zu können zerstören.“

„Also haben die Dorfbewohner Ford ausgebuddelt?“, mischte sich John wieder ein. Die Tatsache fand er ziemlich seltsam. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass Aiden da drin gefangen gewesen war?

„Eine andere Möglichkeit gibt es nicht“, antwortete Rodney. Obwohl er auch keinen Grund wusste. Aber jemand anderes konnte es einfach nicht gewesen sein.

„Tja dann sollten wir sie suchen gehen“, entschied Sheppard. Rasch bedeutete er den anderen, ihnen zu folgen und führte sie nun zu dem zerstörten Dorf. Irgendwo – so hoffte er – würden sie auf Ford und die restlichen Bewohner treffen. Weit entfernt konnten sie sicher noch nicht sein.

Rache

Die Dämmerung war nicht mehr fern, als die Gruppe schließlich anhielt. Erschöpft sank Ford zu Boden. Wenn er doch nur wenigstens etwas trinken könnte... er war am verdursten!

Das Gras war zwar gegenüber dem harten Höhlenboden eine willkommene Abwechslung, doch Aiden dachte nicht im Traum daran, jetzt einzuschlafen. Wer wusste schon, was die Dorfbewohner mit ihm anstellten, sobald er einschlief!? Nein, er musste wachbleiben, und die beste Möglichkeit dann war es, sich zu beschäftigen. Mit anderen Worten, er würde die Leute hier weiter mit Fragen löchern.

Langsam rappelte er sich auf. Die Dorfbewohner beachteten ihn kaum. Anscheinend glaubten sie nicht, dass er eine Gefahr darstellte, weil seine Hände gebunden waren. Gut, da hatten sie auch recht. Jedenfalls wenn er in diesem Zustand. Wäre er nicht am verdursten, und hätte keinen langen Marsch ohne jegliche Pause hinter sich, vor dem er in einer verschüttenen Höhle festgesessen hatte, wäre es ihm sicher möglich gewesen, die Dorfbewohner nun wenigstens weitgehenst aufzuhalten. Aber so hatte er keine Chance.

„Wo sind wir hier?“, sprach er nun den Mann an, der während des Marschs neben ihm gelaufen war. Er erwartete nicht wirklich eine Antwort. Umso überraschter war er, als der Mann dann doch plötzlich den Mund aufmachte.

„Nahe der heiligen Opferstätte.“, erklärte er mit einem irgendwie siegessicheren Funkeln in den Augen.

Ford keuchte. Opferstätte!? Die wollten ihn doch nicht tatsächlich..hinrichten!? Doch dann sah er das Funkeln in den Augen des Manns. Ihm war klar, dass er die Wahrheit sagte. Aber er wollte es nicht glauben. Er wollte so nicht sterben. Wegen einer... Verwechslung wollte er nicht hignerichtet werden. Und schon gar nicht bei so einer unehimlichen Opferstätte!

„Das... das ist ein Fehler!“, versuchte Aiden seine Haut zu retten. Doch man hörte ihm schon nicht mehr zu. Stattdessen packte man ihn wieder und schleifte ihn weiter.
 

Fünf Minuten später kamen sie an der Opferstätte an. Man konnte es noch nicht einmal wirklich ‚Stätte‘ nennen, denn sie bestand eigentlich nur aus ein paar Gräbern, auf denen keine Grabsteine, sondern nur Kiesel mit seltsamen Runen in ihnen aufgeschichtet waren und einer Art Altar.

Der Altar war verdreckt. Allerdings nicht mit Erde oder Tierkot, sondern mit einer hartnäckigen, schwarzen Kruste: getrocknetes Blut.

Aiden schauderte, als der Anführer der Gruppe sich hinter den Opferaltar bückte und ein Beil hervorholte. Entsetzt stolperte er zurück, doch zwei Männer traten an ihn heran und hielten ihn fest.

„Nein! Das ist ein Fehler! Ich habe nichts getan!“, schrie er, als sie ihn zwangen weiter auf den Altar zuzugehen. Er wollte nicht sterben, Er wollte nicht einfach so den Löffel abgeben. So hatte er nie gedacht, dass er sterben würde – und er hatte es auch nicht vor!

Er hatte sich immer vorgestellt wie ein Held zu sterben...in irgendeiner hoffnungslosen Mission, bei der er jemandem das Leben rettete. Oder – seit er in Atlantis war – von einem Wraith ermordet. Aber ganz sicher nicht so. Nicht durch ein paar verrückt gewordene Dorfbewohner. Nicht weil die glaubten er wäre ein verbündeter der Wraith. Nicht so!
 

Doch die Männer schoben ihn immer weiter auf den Altar zu. Egal was er machte, er konnte nicht weg. Konnte nur zusehen, wie der blutverkrustete Stein näher und näher kam....

„Lasst uns beginnen“, sagte der Anführer schließlich. Die Angst spiegelte sich in Fords Gesicht wieder. Doch er konnte nichts tun...
 

***
 

Ein weiterer Mann trat auf Ford zu, um sicherzustellen, dass er sich nicht vom Fleck rühren würde. Allmählich wurde es Aiden schwindlich. Seine Hoffnung war am Nullpunkt angelangt. John würde zu spät kommen. Wenn sie ihn überhaupt je fanden würde er schon längst tot sein. Enthauptet wie es schien. Ford fragte sich, ob Enthauptung sehr wehtuhen würde. Er hatte von diesen Guillotinen gehört, die einen beinahe schmerzlos enthaupteten. Und sie waren erfunden worden, da das Enthaupten mit Beilen sehr qualvoll war. Ford’s Magen zog sich zusammen. ‚Na super‘, hätte er geknurrt wenn er ein Wort herausgebracht hätte. Wahrscheinlich wäre es wirklich besser gewesen eben nicht daran zu denken. Aber er hatte sowieso alles vermasselt die letzten Tage. Wenn er nur mitgekriegt hätte, dass McKay aus der Höhle herausgegangen war, wenn er nur nicht mit seinen Gedanken bei der Erde gewesen wäre, würde er jetzt nicht hier, sondern wohlbehalten in Atlantis sein, und wahrscheinlich gerade sein Abendessen genießen. Aber nein, natürlich hatte er alles falsch gemacht. Und jetzt würde er sterben. Nicht einmal mit dem letzten bisschen Würde eines Kriegsgefangenen, sondern mit dem Gefühl, dass man ihm einfach nicht zuhörte. Dass man ihn nicht ausreden ließ, wie ein kleines Kind. Dass man seine Meinung nicht schätzte.

Beinahe beschämt senkte Ford seinen Kopf. Als ob dies ein Zeichen für ihn war, fortzufahren begann der Anführer wieder zu reden.

„Wir, die letzten Überlebenen sind hierher gekommen, um die zu rächen, die von uns gegangen sind. Wir sind hier, um diesen für seinen Verrat bezahlen zu lassen!“ Zum Ende hin wurde seine Stimme noch lauter. Ja sie schallte geradezu durch die Stille.

Als Unterstreichung seiner Worte hob der Anführer das Beil hoch über den Opferaltar. Ford konnte gerade noch das inzwischen schwarze Blut daran kleben sehen, als er plötzlich auf den Stein gedrückt wurde. Ehe er sich versah war sein Hals weit ausgestreckt, und es bedurfte nur noch einer kleinen Handbewegung des Anführers, und er konnte alle seine Zukunftsläne vergessen. Im wahrsten Sinne des Wortes, er würde vergessen. Vergessen, was geschehen war. Seine Erinnerungen an sein Leben in Atlantis würden ausgelöscht werden. Denn Aiden glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod.
 

Diese Gedanken ließen Aiden verzweifeln. Und die plötzliche Verzweiflung führte zu Stärke. Es war keine Angst mehr und auch keine Unsicherheit. Es war nur noch eins: der Kampf ums Überleben.

Mit einem lauten Schrei riss Ford sich los. Seine ‚Bewacher‘ hatten diese Reaktion nicht erwartet und taumelten rasch zurück.

Aiden rannte. So schnell er konnte – und das war nach jahrelangem Trianing extrem schnell – sprintete er auf den naheliegenden Waldrand zu. Wenn er es nur bis unter die Bäume schaffte, konnte er vielleicht entkommen.

Doch er war nur ein paar Meter gelaufen, als ihm klar wurde, dass seine Erschöpfung ganz und gar nicht verflogen war. Sie hatte sich nur kurz von seiner Wut und Verzweiflung unterdrücken lassen – und hatte dann darauf gelauert wieder zum Vorschein zu kommen.

Die plötzlich wiederkehrenden Schmerzen trafen ihn nicht nur wie ein Schlag in den Magen. Schlimmer noch, er stolperte über seine eigenen Füße. Zwar konnte er sich noch in letzter Sekunde fangen, doch sein Vorsprung war geschwunden.

Und kurze Zeit später hatten drei Männer schon den sich windenden Ford gepackt und schleiften ihn zurück zum Opferaltar.
 

***
 

Dort wartete auch schon wieder der Anführer, der den Fluchtversuch nicht minder überrascht beobachtet hatte. Nun schaute er aber wieder ernst drein. Wut, und noch etwas anderes, etwas, dass Aiden einen Schauer über den Rücken jagte funkelte in seinen erbarmungslosen Augen.

„Für unsere Brüder“, sprach er laut und klar. Zum Wiederholten male hob er sein Beil. Und diesmal war nichts mehr da, dass ihn zurückhielt. Kein Ford, der sich plötzlich losriss. Nichts, niemand. Aiden hatte verloren.
 

Doch eins hatten die Dorfbewohner außer Acht gelassen. Sie waren so sehr auf ihre Rache fixiert, dass sie nicht die Schritte hinter ihnen hörten. Alle Blicke waren auf Ford gerichtet, und alle wünschten sich das Geräusch, wie das scharfe Beil auf Aidens Hals traf so sehr herbei, dass sie alle anderen Geräusche einfach ausschalteten. Alles andere war unwichtig.

Und so kam es, dass niemand der großen Gruppe, die sich mit großer Geschwindigkeit näherte, Beachtung schenkte. Es war Major Sheppards Team.

Dieser brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass sie Ford gefunden hatten – und noch kürzer um zu sehen, dass der junge Soldat in Schwierigkeiten war. In großen Schwierigkeiten, wie sich herausstellte. Mit einem lauten Ruf stürzte er auf den Opferaltar zu.

STOP!“, schrie er, als er sah, wie sich das Beil langsam senkte. Erst jetzt schenkten ihm die Dorfbewohner Beachtung. Doch er war zu spät. Das Beil war bereits auf seinem unaufhaltsamen Weg nach unten. Und obwohl Aiden versuchte, sich wegzudrehen, während seine Bewacher abgelenkt waren ging es zu schnell: das Beil fiel nach unten.

Das nächste, was Ford sah war Blut. Dunkelrotes Blut schien plötzlich von überall her zu kommen, und vernebelte seine Sicht. Es konnte ihn aber nicht erwischt haben, denn er spührte rein garnichts. Er sah nur das Blut, das ihm inzwischen in den Augen lief. Nein, es konnte ihn nicht getroffen haben...

Und das war auch noch sein Gedanke, als er Sekunden später in sich zusammensackte. Mit einem lauten Klonk fiel das – mit frischem Blut verschmierte – Beil auf den Opferaltar.

Nicht einmal Sheppards schmerzerfüllter, durchdringender und vorallem langanhaltender Schrei konnte etwas an der Tatsache ändern....

In The End

Es fühlte sich warm an. Warm und sehr weich. So weich, dass er am liebsten für immer liegen geblieben wäre. Doch der pochende Schmerz, der durch seinen Körper strömte verhinderte dies erfolgreich.

Er konnte irgendetwas undefinierbares hören. Eine Art Piepsen. Sehr unangenehm war es. Und da war noch etwas. Tiefere Töne, ja, Stimmen! Verwirrt blinzelte Aiden. Was war passiert?

Doch schon allein das Blinzeln schien den Schmerz noch heftiger zu machen, und so entschied Aiden es besser zu lassen, bis er wusste was überhaupt los war. Allem Anschein nach war er auf der Krankenstation. Doch konnte er sich nicht erinnern, hier her gekommen zu sein. Er war doch auf dieser Wiese gewiesen...
 

Und mit diesem Gedanken kehrten Fords Erinnerungen zurück. Die Wiese, der Opferaltar, das Beil und das ganze Blut... Er glaubte auch laute Schreie, und die beruhigende Stimme des schottischen Arztes gehört zu haben, aber dann war da nur noch Dunkelheit.

So erschrocken war er über die Ereignisse an die er sich noch erinnern konnte, dass er sich ruckartig aufsetzte, und die Augen öffnete.

Er bereute es allerdings sofort: der rasende Schmerz machte sich wieder Bemerkbar, und er sank gleich wieder zurück in die weichen Kissen, die bis eben noch seinen Kopf gestüzt hatten. Er glaubte einen roten Schimmer auf ihnen zu sehen, aber vielleicht täuschte er sich auch nur.

„Aiden?“, sagte dann plötzlich eine Stimme. Sie schien sehr besorgt. Und auch irgendwie weit weg. Als ob der Sprechende sich auf der anderen Seite des Raums befand. Überrascht schaute er auf, und blickte sogleich in das Gesicht von Dr. Beckett, der sich besorgt über ihn bäugte, und seine Wunde begutachtete.

„Ich...ich lebe?“, stammelte Aiden fassungslos. Er konnte sich nur an das Blut erinnern...das Beil hatte ihn getroffen, er müsste tot sein! Oder bildete er sich das alles ein? War er vielleicht schon tot?

„Ja, Sie leben, Lieutnant. Wenn auch nur gerade so“, erwiederte Carson ernst, doch der Anflug eines Lächelns war auf seinem Gesicht zu erkennen. „Wie fühlen Sie sich?“

„Es tut ziemlich weh“, antwortete Ford. Das war zwar völlig untertrieben, aber er wollte nicht jammern. Nicht, wenn er gerade noch so mit dem Leben davon gekommen war.

„Was ist mit den Dorbewohnern“, fragte er.

Überrascht sah ihn Carson an. Offensichtlich hatte er nicht mit der Frage gerechnet. Dennoch antwortete er wahrheitsgemäß. „Wir haben sie darüber aufgeklärt, dass es reiner Zufall war. Ich weiß aber nicht, ob sie uns wirklich glauben. Wahrscheinlich versuchen sie jetzt ihr Dorf wieder einigermaßen aufzubauen. Wir helfen ihnen aber bestimmt nicht“, fügte er noch hinzu. Aiden nickte, und schloss dann die Augen. Der Schmerz war einfach zu stark...

„Eine höhere Dosis Schmerzmittel kann ich Ihnen nicht geben...“, meinte Beckett, dem das nicht entgangen war. „Aber was halten Sie von ein bisschen Gesellschaft? Da draußen warten einige Leute darauf, dass Sie aufwachen.“

Aiden stimmte zu, und kurz darauf erschienen Dr. Weir, John, Rodney und Teyla neben seinem Bett. Alle strahlten, als er sich ein – wenn auch wenig überzeugendes – Lächeln abrang. Ganz offensichtlich waren sie froh ihn lebendig und auch bei bewusstsein zu sehen. Eine Tatsache, die auch Ford freute.
 

Allerdings dachte er zu dem Zeitpunkt weniger darüber nach, sondern mehr darüber, was es heute wohl für Abendessen geben würde. Vielleicht konnte er ja McKay dazu bringen, ihm was zu bringen. Der Astrophysiker würde einen Besuch in der Kantine sicher nicht ausschlagen. Ein Grinsen huschte über Aidens Gesicht, bei dem Gedanken. Es war schon gut, hier Freunde zu haben. Ohne sie hätte es ihm vielleicht garnicht so viel ausgemacht zu sterben. Ohne sie würde er nicht hier sein.

Ein wohltuendes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Und es war nicht das Schmerzmittel, oder die wärmenden Decken. Nein, es war etwas anderes, etwas viel besseres...
 

ENDE



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