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The Nightmare before Halloween

The Nightmare before Christmas Ⅲ
von

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Willkommen in Halloween Town!

Ein Wind huschte vorbei und riss die letzten Blätter von den Bäumen, wirbelte sie in der Luft umher und ließ sie wie Puppen an Seilen für sich tanzen. Meterweit; eines flog länger und höher als das andere, aber alle waren irgendwann zum Fallen verurteilt, bis ein neuer Lufthauch von ihnen Besitz ergriff.

Es war Herbst, der 20. Oktober dieses Jahres. Noch elf Tage, keine zwei Wochen, dann stand wieder der große Tag vor der Tür: Halloween! Die Bewohner des gleichnamigen Städtchens konnten sich kaum noch zusammenreißen, so ungeduldig waren sie bereits! Letzte Vorbereitungen mussten getroffen werden, noch ein paar Tricks ausprobiert, denn nur so würde dieses Halloween noch schrecklicher werden können als alle anderen zuvor, das Optimum sozusagen, das von Jahr zu Jahr wieder übertroffen wurde. Schauen wir doch einmal mehr hinein in die skurrile Welt der freundlichen Untoten und Monster; lassen wir uns einmal mehr vom magischen Zauber der schräg konstruierten Stadt entführen… Denn Ihr wisst nicht weniger als ich:
 

Am Ort, wo Böses Gutes meint,

Wo richtig manchmal falsch Dir scheint,

Von Menschen nicht berührt noch erahnt,

Wird das ganze Jahr lang getan und geplant.

Werft einen Blick hinein, Ihr werdet staun’n:

Scherzlich willkommen in Halloween Town!
 

Besonders der Bürgermeister war besorgt über die Einhaltung des Zeitplans. Aufgeregt tapste er auf seinen kurzen Beinen auf dem Fallbeil-Platz umher, bewaffnet mit den letzten Plänen für Halloween. Schon von Weitem vermochten die Bürger seine Verzweiflung in Form seines weißen und niedergeschlagenen Gesichtes auszumachen. Das rosige, lachende hatten sie heute noch gar nicht gesehen.

„So beeilt euch doch!“, drängte er die Arbeiter und war schon wieder fort, ehe man etwas hätte erwidern können. Wie immer machte er sich zu viele Gedanken. Sie lagen gut in der Zeit; die restliche Arbeit würde rasch erledigt sein. Dennoch war der Bürgermeister ein unverbesserlicher Pessimist. „Wo ist Jack nur wieder?“ Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ich sah ihn zum Labor des Doktors gehen“, knurrte der Werwolf.

„Bestimmt hecken die beiden wieder einen ganz besonders fiesen Streich aus!“, krächzten die beiden Hexen und kicherten.

„Dann muss ich mich beeilen, aber… aber… ich kann hier nicht weg!“ Der Bürgermeister trippelte auf der Stelle hin und her, suchte panisch nach einer Lösung für sein kleines großes Problem. Diese kam sogleich: Der Geisterhund Zero mit der leuchtenden Kürbisnase bellte freundlich, um auf sich aufmerksam zu machen.

„Du bist meine letzte Hoffnung, Zero!“ Mit diesen Worten steckte der Bürgermeister die zusammengerollten Pläne in die Schnauze des durchsichtigen Tieres. „Bringe das bitte zu deinem Herrchen, ja?“

Zero hatte Schwierigkeiten, die ganzen Rollen zwischen seinen Lefzen behalten zu können. Er verzichtete daher auf ein zustimmendes Bellen und flog sofort los – über den Schrottplatz, über die elektrisch geladenen Mauern bis hin zum Turm, in dem sich das Laboratorium des Dr. Finkelsteins befand. Zero stoppte an einem der großen Fenster und lugte hinein – dort saß der Doktor in seinem Rollstuhl, die Augen wie immer hinter der schwarzen Rundbrille versteckt. Gerade sprang sein Kopf wie der Deckel eines Abfalleimers auf, er kratzte sich am Gehirn. Das tat er immer, wenn er am Nachdenken war. Zero schaute weiter: Dem Doktor gegenüber stand sein Herrchen. Der Kontrast zwischen dem kurzen Dr. Finkelstein und dem dürren, spinnengliedrigen Skelett Jack Skellington wirkte komisch. Mit seinen großen Augenhöhlen starrte Jack sein Gegenüber an und hörte aufmerksam zu, was es zu sagen hatte. Jack Skellington – der Held von ganz Halloween Town. Bekannt auch als Meister des Spuks, besonders aber unter dem adligen Titel Kürbiskönig, war er – vergleichbar mit dem Osterhasen und Ostern, dem Weihnachtsmann und Weihnachten – die Verkörperung von Halloween. Jack hatte demnach die oftmals auch sehr stressige Aufgabe, jedes Jahr ein neues, noch viel grausigeres Halloween als das vorherige zu organisieren. Bisher war das nie ein Problem für das selbstbewusste, wenn auch etwas naive Knochengerüst gewesen, selbst wenn die Ansprüche seiner Mitbürger von Mal zu Mal größer wurden. Mit ihrer Hilfe wurde das Fest immer wieder ein enormer Erfolg.
 

Zero klopfte mit seiner Nase an das Glas. Sofort wurden der Doktor und Jack auf ihn aufmerksam. Ersterer betätigte einen Hebel neben seinem Pult, und schon öffnete sich das Fenster. Zero flog freudig hinein und übergab seinem Herrchen, wie ihm aufgetragen worden war, die ganzen Zettel. Dieser betrachtete sie eine Weile, bevor er grinsend den Schädel schüttelte. „Der Bürgermeister… Wie immer… Weiß er denn nicht, dass ich mich bereits um alles gekümmert habe?“ Er ließ die Pläne wieder zusammenschnappen. „Ich sollte nach ihm sehen. Doktor, bitte denken Sie noch einmal über meine Bitte nach. Es ist mir wirklich wichtig.“

Eine Bitte? Was für eine Bitte? Zero wurde hellhörig.

„Gut, ich denke noch einmal darüber nach, wenn ich die Zeit dafür finde. Auch wenn das vermutlich nichts an meiner Entscheidung ändern wird.“

„Seien Sie doch nicht so ungnädig“, seufzte Jack.

„Und du nicht so hartnäckig. Geh jetzt besser, Junge, du wirst gebraucht.“ Dr. Finkelstein wirkte gewohnt abweisend. Er drehte sich in seinem automatischen, wenn auch klapprigen Rollstuhl um und wandte sich wieder seinen derzeitigen Experimenten zu, ohne Jack noch einen Blick zuzuwerfen.

„Komm, Zero. Gehen wir.“ Herrchen und Hund ließen ihn allein in seinem Raum zurück, doch kaum waren sie auf dem Flur angelangt, war Jacks Ziel nicht die Haustür, sondern die zu Sallys Zimmer. Sally, eine Lumpenpuppe mit langem, kastanienbraunen Haar und großen, traurigen Augen, war von Dr. Finkelstein geschaffen worden, um ihm bedingungslos Dienste zu erweisen, aber sie hatte einen ganz eigenen Willen. Ihr Schöpfer gewährte ihr keinerlei Freigang, daher riss sie immer wieder aus, um herauszufinden, was Jack gerade für das nächste Halloween so austüftelte…

Der Festtagsvorsitzende richtete seinen adretten Nadelstreifenanzug, klopfte an ihre Tür – als keine Antwort kam, noch etwas fester. „Ist sie etwa nicht hier?“, fragte er Zero, der mit einem unwissenden Blick antwortete. Vorsichtig drückte Jack die Türklinke hinunter und wagte einen Blick ins Innere. Dort stand Sallys Spindelmaschine, ihr Bett; da war das Fenster, von dem aus man einen guten Blick auf Jacks Turm und bei Nacht auf den Mond dahinter hatte. Aber von Sally selbst war keine Spur zu finden. Jack öffnete die Tür vollständig, und da bemerkte er sie: Friedlich saß sie auf dem Stuhl an ihrem Tisch, womöglich beim Lesen des Buches unter ihren Armen, auf denen ihr Kopf ruhte, eingeschlafen. Leise wie ein Geist schlich Jack zu ihr und neigte sich über sie. "Die Leichenbraut" las er im Buch unter ihr. Typisch Sally – ein Liebesroman! Nach der langen Zeit der Bekanntschaft war er mit ihren Vorlieben und Abneigungen sehr gut vertraut, zumindest glaubte er das. Dass sie Geheimnisse vor ihm hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Sie hatte ein so ehrliches Gesicht… Jack betrachtete es ganz versunken. Dann jedoch bekam er ein merkwürdiges Gefühl in der Bauchgegend und erwachte wie aus einer Trance. Er konnte nicht eindeutig sagen, ob das Gefühl nun angenehm oder nicht angenehm war, so seltsam war es.

Mit seinen langen Knochenfingern fischte er nach der Tagesdecke auf Sallys Bett und breitete sie über seine Freundin aus, damit sie nicht fror. Dann verschwand er ebenso leise aus dem Zimmer wie er gekommen war. Zero folgte ihm geschwind.
 

„Jaaaaack!“ Der Bürgermeister kam ihm gleich entgegen, kaum dass er das Grundstück des Doktors verlassen hatte. Noch immer agierte der Volksvertreter nach der Devise: Hasten statt rasten. „Wo warst du denn solange? Mit jedem Tag rückt Halloween genau einen Tag näher, und es sind nur noch… ähh…“

„Elf!“, rief der Schmelzende Mann aus dem Hintergrund.

„Nur noch elf Tage, Jack!“

„Aber Bürgermeister… Darum habe ich mich doch schon längst gekümmert.“ Und nach dem Erhalt eines fragenden Blickes fügte er hinzu: „Die Pläne – ich bin sie bereits durchgegangen, habe sie überarbeitet und in Auftrag gegeben.“

„Was würden wir nur ohne dich machen, Jack?“ Erleichtert atmete der Bürgermeister aus.

Jack sagte nichts dazu. Typisch Sally, typisch Bürgermeister. Ein jeder hier hatte seine ganz eigene, ganz eigenartige Persönlichkeit, und das war einer der Aspekte, die ihm an seinen vielen Freunden gefielen. Jack lächelte. „Ich gehe nun und werde mich meinen persönlichen Vorbereitungen widmen.“

„Tu das, Jack.“ Das Gesicht des Bürgermeisters hatte sich gewandelt: Sicher, dass Jack auch mit diesem Halloween – wie mit jedem anderen auch – Feiertagsgeschichte schreiben würde, war sein trauriges Gesicht dem grinsenden gewichen. „Du hast mein vollstes Vertrauen, Kürbiskönig!“

„Und meines!“, rief Kinderleiche.

„Meines auch!“, grunzte dessen Leichenmutter.

Die vier Vampirbrüder mit ihren Sonnenschirmen tänzelten herbei. „Auch das unsere~.“

„Zeig’s uns, Mr. Halloween!“, mischte sich der Clown mit dem Abreißgesicht ein.

Und schon hatte sich eine ganze Schar um ihn gebildet. Es wäre gelogen zu behaupten, er würde die ganze Verehrung nicht genießen, auch wenn es ihm hin und wieder zu viel wurde. Er schätzte und liebte die Bürger Halloween Towns, vor allem als Freunde, und solange sie es wollten, würde er ihr Kürbiskönig, ihr Meister des Spuks, der nichts fürchtende Jack Skellington sein.

„Unser Jack ist König der Kürbisse, jedermann liebt unser’n Kürbiskönig…!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2014-01-24T14:29:41+00:00 24.01.2014 15:29
~ Kommentarfieber ~

Hallo,
ich erinnere mich dunkel an die Norrington-Geschichte. Vielleicht lese ich die demnächst mal weiter. Meine Leseliste wird länger und länger.
Jedenfalls stand diese hier trotzdem ganz oben, weil zuletzt aktualisiert. Und in die YUAL-Liste habe ich nach 2008 nie gesucht. Besser spät als nie, dass ich diese Geschichte entdecke. Jetzt bin ich neugierig.

Denn Ihr wisst nicht weniger als ich:
Der erste Abschnitt ist so wunderbar erzählt, als ob es mir jemand vorliest oder aus dem Gedächtnis wiedergibt. Hübsch ausformuliert.

Mit ihrer Hilfe wurde das Fest immer wieder ein enormer Erfolg.
Du bringts in diesem Teil des Textes sehr viel Hintergrundinfos unter, ohne den Text damit zu überladen. Das gefällt mir sehr. Zudem ist dies alles sehr vorbereitend, auf das, was noch kommen kann, und könnte auch gelesen werden, wenn man sich im NBC Fandom nicht auskennt.

Zero folgte ihm geschwind.
Wunderbar erzählt. Besonders auch, wie Jack mit Zero spricht, so beiläufig und wissend, dass es keine Antwort geben wird. Jacks Gedanken finde ich sehr treffend.

Auch der letzte Abschnitt ist gelungen. Wie ganz Halloween-Town sich auf Jack verlässt. Nun, bis er die nächste Schnapsidee hat, würde ich sagen. Und auch noch darüber hinaus.
Ich mag die Stimmung hier, die Selbstverständlichkeit, wie man sie auch aus dem Film kennt, des Schreckens und des Todes.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  Rainblue
2011-08-18T21:54:41+00:00 18.08.2011 23:54
Nein, wie niedlich!^-^
Entschuldige, hallo erstmal. Ich bin gerade über dein FF gestolpert. Wirklich sehr schön geschrieben! Die Idee mit Corpse Bride als Roman ist toll!^-^
"...Mit jedem Tag rückt Halloween genau einen Tag näher, und es sind nur noch… ähh…“ Haha, zu herrlich!
Also, der Prolog gefällt mir echt gut. Freu mich schon auf die nächsten Kapitel.

Liebe Grüße

Von:  Wollfisch
2009-11-14T15:12:01+00:00 14.11.2009 16:12
Ich liebe diesen Film, kann mir daher auch alles sehr gut vorstellen. Gutes Kapitel ^^ Nur das mit dem Vakuum und den Blättern hab ich irgendwie nicht verstanden ^_^'
Von:  SweeneyLestrange
2008-12-23T22:27:04+00:00 23.12.2008 23:27
Hi, ich hab grade den Film geschaut und bin deswegen jetzt in einer richtigen "The Nightmare Before Christmas" Stimmung, also habe ich mich endlich mal hingesetzt und deine FF angefangen zu lesen (wollte ich nämlich schon seit langer Mal tun)
Ich finde der Prolog ist schon mal sehr gut gelungen. Du hast einen wirklich schönen Schreibstil, mit dem du einen gut in die Geschichte einführst. Besonders die Idee, dass Sally "Corpse Bride" als Buch liest, finde ich toll^^
Werde schnell mal weiterlesen.
lg -Hakura
Von:  Krylia
2008-06-14T18:28:06+00:00 14.06.2008 20:28
Hey, tolle Idee, eine Fortsetzung von "The Nightmare before Christmas" zu machen.
Das erste Kapitel hat mir schon mal ganz gut gefallen.
Ich weiß allerdings nicht, ob ich nicht vielleicht vergesse bei dem einen oder anderen Kapitel einen Kommi zu hinterlassen, aber ich versuche daran zu denken. ^^
Von:  Veilchen
2007-12-14T15:09:33+00:00 14.12.2007 16:09
hi^^
ich fand den anfang schon mal ganz gut^^
ich werd auch die anderen Kapitel noch lesen^^
mfg
Tonia


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