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Ich brauche dich

Ohne dich kann ich nicht leben
von

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Schwere Zeiten

So da is nun das erste Kapitel und es wird zwar noch ein bisschen dauern, bis alles freigeschaltet is, aber ich warn euch shconmal vor:

Die FF is an manchen Stellen ziemlich depri und hat auch ncih wirklich ein Happy End.. Also wer sowas nich gern mag, der solls besser ncih lesen ;)

An die, die es dann doch lesen:

Immer schön Kommis schreiben, ja? ;)

So und nu viel Spaß mit dem ersten Kapitel
 

Schwere Zeiten
 

„Sag mal, kommt dich eigentlich nie jemand besuchen, Rea?“, fragte mich Schwester Sonja.

„Nein“, sagte ich kurz angebunden und schaue aus dem Fenster.

„Aber warum denn nicht? Was ist denn mit deinen Eltern oder Freunden?“

„Meine Eltern sind gestorben als ich 11 war und Freunde habe ich nicht“, sagte ich und drehe mich weg.

„Das tut mir aber Leid. Wenn du irgendjemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da,“

„Können sie mir nicht die Tageszeitung aus dem Kiosk holen“, sagte ich, ohne auf ihr Angebot einzugehen. Die Schwester hatte verstanden und verlies das Zimmer.

Mein Name ist Rea Kleiber und ich bin 15 Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt liege ich seit 4 ½ Monaten ans Bett gefesselt im Krankenhaus. Ihr fragt euch jetzt sicher, wie das alles dazu kam, also werde ich euch meine Geschichte erzählen:

Wie gesagt, mein Name ist Rea. Als ich 11 Jahre alt war starben meine Eltern bei einem Unfall. Seit dem lebe ich bei meiner Tante, aber die kümmert sich nicht um mich. Wenn ich 18 bin muss ich ausziehen, sagt sie. Freunde habe ich auch nicht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich meistens sehr verschlossen und kühl bin. Das einzige, was mir wichtig ist, ist die Rythmische- Gymnastik.

Alles begann, als ich plötzlich immer dünner wurde und ständig erbrechen musste. Ich ging zum Arzt und nach einer Ultraschall Untersuchung stand es fest. Die Diagnose hieß: Magenkrebs.

Seit dem lag ich im Krankenhaus und bekam eine Chemotherapie. Besuch bekam ich nie, da ich meiner Tante egal bin und ich ja keine Freunde habe. Doch an dem Tag änderte sich alles.

Kaum war die Schwester aus dem Zimmer gegangen, klingelte das Telefon. Es war Patrick, ein Junge aus meiner Klasse.

„Hallo Rea“, sagt er.

„Hallo Patrick, was ist?“, frage ich.

„Nichts, ich wollte nur mal anrufen und fragen, wie es dir geht“

„Was meinst du denn, wie es einem geht, der Krebs hat“, faucht ich wütend.

„Na ja ich dachte nur, vielleicht könnte ich dich ja mal Besuchen kommen“

„Wenn du meinst, ich komm aber auch ganz gut alleine klar. Im übrigen muss ich jetzt zur Therapie. Stüss“, sage ich und legte auf, bereue es aber sofort wieder, denn eigentlich war Patrick wirklich nett und ich war sehr einsam, musste ich mir eingestehen. Dieses Telefonat hatte mich wirklich nachdenklich gemacht

Die Anzeige

Zehn Minuten später kam Schwester Sonja und brachte mir die Zeitung.

„Warum hat das denn so lange gedauert“, fragte ich etwas verärgert., doch die Schwester hatte das Zimmer schon wieder verlassen. Ich schlug die Zeitung auf um das Kreuzworträtsel zu lösen, als ich eine Anzeige sah:

Suche nette/n Brieffreund/in im Alter von 15-17 Jahren. Mein Name ist Pat und ich bin 15 Jahre alt. Ich würde mich über jede Antwort freuen.

Meine Adresse:

Pat Müller

Robinienweg 45

45823 Hoffingen

Eigentlich hätte ich auf diese Anzeige nie geantwortet, aber ich glaube in so einer Situation ändert man sich. Ich schrieb Pat also einen Brief:
 

Lieber Pat, 22.09.04

Wie geht es dir? Mein Name ist Rea und ich bin 15 Jahre alt. Ich liege jetzt schon seit 4 ½ Monaten im Krankenhaus. Ich habe Magenkrebs. Da es im Krankenhaus nicht so viel zu tun gibt, würde ich mich sehr über eine Antwort von dir freuen, aber wahrscheinlich schreibst du sowieso keinen todkranken Mädchen. Es ist zwar nicht sicher, aber ich kann daran sterben. Also so viel zu mir. Wie gesagt, ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
 

Liebe Grüße

Rea
 

Ich schrieb noch meine Adresse auf und gab den Brief sofort Schwester Sonja mit, damit ich es mir nicht noch einmal anders überlegen konnte. Schwester Sonja allerdings meinte es wäre eine gute Idee mal Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.

Ich erwartete nicht, dass Pat mir zurückschreiben würde. Um so erstaunter war ich als schon 2 Tage später ein Brief an kam. Ich war so aufgeregt, dass ich den Brief sofort aufriss und er war tatsächlich von Pat. Er schrieb:
 

Liebe Rea, 24.09.04

mir geht es gut. Erst einmal will ich sagen, dass ich mich sehr über deinen Brief gefreut habe. Dein Schicksal hat mich richtig berührt. Ich hoffe sehr für dich, dass alles wieder gut wird. Ich finde es sehr interessant einer Person zu schrieben, die man nicht kennt. Nun zu mir:

Mein Name ist Pat und ich bin 15 Jahre alt. In meiner Freizeit spiele ich gerne Basketball. Ich bin 1,85 cm groß, habe braun-blondes Haar und grüne Augen.

Ich fändt es sehr nett, wenn du dich in deinen nächsten Brief (wenn du Lust hast mir weiter zu schreiben) auch mal beschrieben könntest, oder ein Foto beilegst.

Ich wünsch dir noch gute Besserung.
 

Lieben Gruß

Pat
 

Ich war so glücklich, dass ich hätte aufspringen und losjubeln können. Aber das ging natürlich nicht. Ich wollte Pat sofort zurückschreiben, doch da kam Schwester Sonja ins Zimmer um mich zur Therapie zu bringen, aber ich nahm mir vor ihm sofort danach zu schreiben.

Lieber Pat...

Und so kam es, dass Pat und ich Brieffreunde wurden. Ich schrieb ihm fast jeden Tag und ich erzählten ihm immer mehr aus meinem Leben. Es fiel mir leichter mich jemandem anzuvertrauen, den ich nicht kannte und mit dem ich nicht reden, sonder nur schrieben musste. Pat und ich wurden echte FREUNDE. Ich hatte irgendwie wirklich eine Beziehung zu ihm aufgebaut, nicht nur etwas oberflächliches. Eines Tages kam ein Brief von ihm, der mich sehr erschütterte:
 

Liebe Rea,

wie geht es dir? Ich bin sehr froh, dass du dich mir anvertraust, denn es ist nicht gut seinen Frust in sich reinzufressen. Ich habe dir aber etwas nicht so Erfreuliches zu sagen:

Meine Mutter möchte nicht mehr, dass ich dir so oft schriebe. Ich bin nämlich schlechter in der Schule geworden, weil ich die meiste Zeit mit schreiben verbringe, und deshalb kann ich dir jetzt nur noch einmal im Monat schreiben. Aber du kannst mir, wenn du möchtest, immer noch täglich schreiben, du darfst nu keine so häufigen Antworten mehr erwarten. So jetzt ist es raus und es tut mir echt Leid, aber ich bekomme echt ärger. Trotzdem möchte ich, dass du mir weiter schriebst, damit du deine Probleme trotzdem jemandem erzählen kannst.
 

Viele gaaaaaaaaanz liebe Grüße

Dein Pat
 

Als ich zu ende gelesen hatte spürte ich eine Träne auf meiner Wange. Langsam lief sich die Wange herunter, bis zu meinem Kinn, von wo aus sie auf den Brief tropfte. Es war so, als ob jemand dir gesagt hätte, er dürfe nicht mehr mit die sprechen, und so war es ja irgendwie auch. Mein einziger Freund, den ich hatte, durfte mir nicht mehr schreiben. Einmal im Monat, das war nicht viel, aber ich nahm mir fest vor, ihm trotzdem weiter zu schreiben. Er hatte Recht ich durfte meine Probleme nicht in mich reinfressen. Also schrieb ich ihm:
 

Lieber Pat,

wie geht’s es dir? Mir den Umständen entsprechend. Es ist echt schade, dass du nicht mehr so oft schrieben darfst, aber ich schreibe dir trotzdem weiterhin täglich. Ich kann es echt gar nicht glauben, man hat mir meinen einzigen Freund weggenommen, du musst nämlich wissen, außer dir hab ich niemanden. Ich habe dir ja von meiner Tante erzählt, sie kommt mich nicht mal besuchen, und Freunde hab ich auch keine. Seit 7 Monaten liege ich jetzt schon hier und nie hat mich jemand besucht, aber es hat mir nichts ausgemacht, denn ich hatte ja deine Briefe. Es dürften inzwischen schon an die hundert sein. Ich weiß echt nicht mehr was ich sagen soll, darum höre ich jetzt auf, aber ich schreibe morgen wieder, versprochen.
 

Ich freue mich auf deinen nächsten Brief!

Gaaaaaaaaaanz liebe Grüße

Deine Rea
 

Als ich fertig geschrieben hatte war das Papier von meinen Tränen durchweicht. Mir war zum ersten mal richtig bewusst geworden, wie einsam ich wirklich war. Das einzige an das ich mich geklammert hatte waren Pats Briefe, doch die wurden mir jetzt genommen und so konnte ich nichts tun, als ihm alles zu erzählen und mich auf den monatlichen Brief freuen.

Allein...?

Ich schrieb Pat täglich. Ich schrieb ihm alles, was ich tat und wie es mir ging, nur konnte ich ihm immer noch nicht alles sagen, was mich bedrückte, aus irgendeinem Grund hatte ich Angst davor. Angst, nicht verstanden zu werden? Angst, wieder verstoßen zu werden? Ich wusste es nicht. Und so schrieb ich tag für Tag das Gleiche:

Lieber Pat;

Mir geht es besser (oder auch mir geht es schlechter)Die Therapie beginnt langsam Wirkung zu zeigen..... Und so weiter und so fort.

Doch in Wirklichkeit ging es mir gar nicht besser. Ich schrieb zwar alle Probleme, die ich hier hatte, auf, aber niemand antwortete mir. Das bedrückte mich wirklich sehr. Niemand sprach mir Mut zu und niemand tröstete mich. Ich war echt allein.

Langsam verlor ich den Mut und mir ging es auch körperlich immer schlechter. Die monatlichen Briefe von Pat konnten mich zwar immer etwas aufheitern, aber einmal im Monat Antwort zu bekommen, das war nicht viel. Eigentlich war es, als ob man gegen eine Wand reden würde. Auch wenn ich wusste, dass Pat jeden einzelnen Brief bekam und sie auch sicher lesen würde, denn er schrieb mir ja weiterhin.

Eines verregneten Montag morgens dann passierte etwas, was mich wirklich Schockte:

Ich wachte auf und sah aus dem Fenster. Es war ein verengter Tag. Das Wetter spiegelte sozusagen meine Stimmung wieder, die die letzten Tage echt an ihrem Tiefpunkt gewesen war. Ich setzte mich auf und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar doch ich spürte keinen Wiederstand. Ich sah auf meine Hand und in ihr lag ein großer Büschel von meinem schwarz-braunem Haar. Ich sah mit leeren Augen auf die Haare, die immer noch in meiner Hand lagen und erst jetzt bemerkte ich, dass auch auf meinem Kissen Haare verstreut lagen. Geschockt sprang ich aus dem Bett, obwohl es mir verboten war ohne Hilfe aufzustehen. Ich tapste zum Spiegel, doch bevor ich hinein schauen konnte, verlor ich den Mut. Ich stütze mich auf das Waschbecken und hielt den Blick gesengt. Ich hatte Angst vor dem, was ich sehen würde. Doch dann traute ich mich doch und sah in den Spiegel. Ich hatte überall am Kopf kahle Stellen und die mir gebliebenen Haare hatten ihren Glanz verloren.

Ich hatte schon seit mehreren Wochen nicht mehr in den Spiegel gesehen, weil es mir egal war wie ich aussah, doch jetzt, da ich fast keine Haare mehr hatte dachte ich daran wie schrecklich ich doch aussah.

Ich fand mich schon immer nicht besonders hübsch. Ich war schmal und zierlich gebaut und mein Gesicht war eingefallen, doch meine Haare hatte ich immer gemocht. Sie hatten immer so schön geglänzt. Der Schock übermannte mich und ich schrie laut auf und fasste mir an den Kopf. Gleich darauf brach ich zusammen, weil ich mich nun nirgendwo mehr festhalten konnte. Ich saß auf dem Boden die Hände an den Kopf gepresst und ich fühlte mich so schlecht, wie nie zuvor in meinem Leben, doch es waren nicht nur die Haare. Sie waren nur der Auslöser gewesen. Ich war so verzweifelt, weil mir endlich bewusst wurde, wie schlecht es mir ging und wie einsam ich war. Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte, nur einen Brieffreund, der mir nicht schreiben durfte.

Ich war allein. Und das wurde mir alles nur bewusst, wegen ein paar Haaren, die ich nicht mehr hatte.

Sofort kam Schwester Sonja ins Zimmer gerannt. Sie sah besorgt aus, doch als sie sah, wie ich meine Haare, die auf dem Kissen im Bett lagen anstarrte und wie ich die Hände an den Kopf presste, wurde ihr Gesichtsausdruck gleichgültig.

„Du hast also endlich bemerk, dass dir die Haare ausfallen?,“ sagte sie in einem kühlen Ton. Seitdem ich sie so unfreundlich abgewiesen hatte, war sie nicht mehr so nett zu mir.

„Na wenn das der Grund ist, warum du so geschrieen hast, ist es ja nicht so schlimm,“

Ich war unfähig zu sprechen, sprachlos, wegen der Haare, aber auch wegen Schwester Sonjas unfreundlicher Art.

Sie half mir auf und brachte mich wieder ins Bett. Ich presste immer noch die Hände auf meinem Kopf, als würde ich hoffen, dass die Haare so nicht mehr ausfallen würden.

„Das Frühstück kommt in einer Stunde,“ sagte Sonja und verließ den Raum.

Endlich konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen und das erste, was ich tat, war Papier und Stift aus meinem Nachttischchen zu holen und zu schreiben:
 

Lieber Pat,

Ich will dich nicht mehr anlügen. Mir geht es schlecht. Ich bin fruchtbar einsam und allein hier und auch körperlich geht es mir immer schlechter.

Als ich eben aufwachte stellte ich fest, dass mir fast die ganzen Haare ausgefallen waren. Meine Haare, die ich doch immer so gemocht hatte. Meine schönen schwarz-braunen Haare. Sie reichten mir bis zu den Schultern und ich trug sie meistens offen mit einer Welle im stufigen Pony. Aber das interessiert dich ja wahrscheinlich gar nicht, aber irgendjemandem muss ich das doch erzählen. Und du bist nun mal der einzige, den ich habe.

Ich habe laut geschrieen, als ich es bemerkte und die Schwester kam sofort, doch sie hatte kein freundliches Wort für mich übrig, kein Wort des Trost. Sie brachte mich einfach nur wieder ins Bett und sagte mir, das Frühstück würde bald kommen. Du bist der einzige, den ich habe, Pat, doch ich kann noch nicht einmal mit dir reden.

Ich würde dir so gern sagen, warum es mir eigentlich so schlecht geht, aber ich kann es nicht. Weißt du es sind nicht nur die Haare. Es ist mein ganzes Leben. Mein ganzes Leben ist so kaputt! Ich will so gern mit dir reden, aber ich kann nicht. Ich will es versuchen, aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht auslachst, oder mir nicht mehr schreibst. Davor hab ich Angst, weil ich hab ja keinen außer dir und ich hab Angst, dass du mich auch noch alleine lässt. Bitte versprich mir das nicht zu tun, Pat, dann erzähle ich dir alles.

Versuch den Brief so schnell wie möglich zu beantworten, ich komm sonst nicht mehr klar.
 

Grüße Rea
 

Der Brief war von meinen Tränen durchweicht, doch ich tat ihn trotzdem in de Umschlag und dazu noch ein paar Haare von mir. Ich weiß auch nicht mehr warum.

Sofort klingelte ich nach der Schwester und gab ihr den Brief. Sie sah, dass ich geweint hatte, wollte mich aber nicht trösten. Das einzige, was sie sagte war:

„Schon wieder so ein Brief? Wahrscheinlich dein einziger Freund, was? Warum kommt er dich denn nicht mal besuchen?“

Sie sagte es in einem hämischen Ton.

Wie Recht sie doch hatte.

Pat war mein einziger Freund.

Der Grund für meine Einsamkeit

Ich hielt den Brief immer noch in meinen Händen, als es wieder einmal an der Tür klopfte. Ich erwartete, dass es wieder einmal Schwester Sonja war und unter normalen Umständen wäre ich genervt gewesen, aber irgendwie war ich auf einmal froh, dass sie sich so viel Mühe mit mir gab.

Also wischte ich schnell die letzten Tränen aus meinem Gesicht und herein kam.....nicht Schwester Sonja, sondern meine Tante.

Erstaunt blickte ich sie an und fragte mich, was sie wohl wollte. Sie starrte mich mit ihrem kühlen Blick an, an den ich mich schon gewöhnt hatte.

„Hallo Rea,“ sagte sie und setzte sich auf den Stuhl an meinem Bett. Sie war immer gemein zu mir gewesen. Es hatte sie nie interessiert, was ich tat oder wie es mir ging und ich war immer sehr frech zu ihr gewesen. In der sieben Monaten, die ich nun schon im Krankenhaus lag, hatte sie mich nicht einmal besucht, aber ich dachte es währe langsam mal an der Zeit Frieden mit ihr zu schließen. Und sah ich über diese Tatsache hinweg.

„Hallo, wie geht es dir? Das ist aber eine Überraschung, dass du mich besuchen kommst, nach fast 8 Monaten im Krankenhaus,“ sagte ich also in einem freundlichem Ton.

„Ich wäre nicht gekommen, wenn ich dir nicht etwas zu sagen hätte“

„Was ist es denn?,“ fragte ich nun etwas misstrauisch.

„Ich werde in eine andere Stadt ziehen und du musst auf eine andere Schule, wenn du wieder hier raus kommst, das heißt, WENN du wieder kommst,“

Ich wusste, worauf sie anspielte, sie dachte ich würde bald sterben, aber ich tat einfach so, als ich hätte ich sie nicht gehört.

„Aha, wohin willst du denn ziehen?“

„Nach Freiburg und zwar schon sehr bald. Du kannst hier in diesem Krankenhaus bleiben. Ich gehe jetzt ich hab schließlich noch etwas besseres zu tun, als hier rumzusitzen und mit DIR zu reden,“ sagte sie und verschwand wieder.

Innerlich tobte ich vor Wut. Am liebsten hätte ich sie angeschriene und ihr gesagt, dass auch ich nicht glücklich war, bei ihr leben zu müssen, aber das ging natürlich nicht. Konnte sie nicht einfach vergessen, was geschehen war? Nein das konnte sie nicht. Also machte ich einfach da weiter, wo ich vor ihrem Auftauchen war: Pats Brief.

Ich las ihn noch einmal und war mir dann ganz sicher. Ich würde ihm alles erzählen. Doch wie sollte ich anfangen? Ich nahm ein Blatt Papier und fing an zu schreiben, ich wusste es würde nicht leicht sein, alles noch einmal zu erzählen, aber ich wollte Pat zeigen, dass ich ihm vertraute:
 

Lieber Pat,
 

du hast Recht. Ich muss endlich jemandem vertrauen, und wenn nicht dir, wem denn sonst? Also werde ich dir erzählen, warum ich immer so verschlossen bin:

Meine Eltern waren immer sehr wichtig für mich. Sie waren immer sehr nett zu mir und ich hatte mich immer geborgen gefühlt. Ich liebte sie wirklich und ich wusste, das auch sie mich liebten. Doch irgendwann verstanden sie sich nicht mehr so gut. Sie stritten immer öfter. Sie dachten wohl, ich würde es nicht mitbekommen, denn vor mir taten sie so, als ob alles in Ordnung wäre.

Ich war damals 11 Jahre alt, und natürlich hörte ich jeden einzelnen Streit, über dieses und jenes, und tief in meinem Inneren wusste ich, dass sie nur noch meinetwegen zusammen waren, doch ich wollte es nicht wahr haben. An einem Tag aber ging es nicht mehr. Ich ging zu ihnen und sagte ihnen, dass ich alles bemerkt hätte. Ich sagte:

Es macht mir nichts aus....

Lügnerin!

Mir reicht auch einer von euch zum Leben....

Lügnerin!

Wenn es nicht mehr geht, könnt ihr euch auch scheiden lasse, mir macht es nichts aus....

Lügnerin!

Schon zwei Tage später reichten sie die Scheidung ein.

Ich dachte ich würde damit klar kommen, bis eines Tages ein Anwalt zu uns kam. Er sagte mir ich hätte ein gewisses Recht mit zu entscheiden, bei wem ich wohnen wollte. Meine Eltern versicherten mir, es würde ihnen nichts ausmachen, wenn ich mich für den anderen entscheiden würde.... Lügner!

Ich konnte mich nicht entscheiden. Es war zu viel! Ich lief davon. Irgendwo hin. Meine Eltern suchten nach mir und sie fanden mich schließlich am Strand. Ich starrte auf das Meer hinaus. Sie versuchten mit mir zu reden, doch ich wollte nicht. Sie hatten mich angelogen, nicht nur ein Mal und das wurde mir nun wieder klar.

Ich lief einfach los, zu aufgebracht, um klar denken zu können. Ich rannte einfach auf die Straße und hörte plötzlich Reifen quietschen. Ich blickte zur Seite und sah ein Auto unaufhaltsam auf mich zu rollen. Vor Schreck unfähig mich zu bewegen stand ich da, bis ich weg gestoßen wurde, von meiner Mutter. Sie stieß mich von der Straße und das Auto erfasste sie. Sie rollte einmal über das Dach, wurde noch darüber hinaus geschleudert und landete schwer verletzt auf der Straße.

Mein Vater lief zu ihr, sie lebte noch. Ich stand am Straßenrand und wollte gerade auf sie zu rennen, als ich den LKW kommen sah. Er fuhr viel zu schnell um eine Kurve und sah meine Eltern zu spät. Er wollte noch bremsen, aber er konnte den Koloss nicht zum Stehen bringen. Er rollte einfach über meine Eltern hinweg. Sie hatten keine Chance. Sie waren sofort tot, tot, wegen mir. Ich war schuld. Ich war einfach drauf los gerannt, ohne nach zu denken. Und ich musste alles mit ansehen. Ich wollte sie beide, und jetzt hatte ich keinen mehr.

Auch meine Tante gab mir die Schuld dafür und das lies sie mich auch merken. Sie beachtete mich so wenig wie möglich. Wegen mir hatte sie ihren Bruder und ihre beste Freundin verloren. Ich konnte sie verstehen, doch ich wollte nicht begreifen, dass es meine Schuld war.

Eines Tages dann fragte ich meine Tante, warum sie mich immer so abweisend behandelte, ich sagte ihr, dass auch ich sehr litt und, dass ich es nicht ungeschehen machen konnte, doch sie sagte einfach nur:

Deine Eltern sind tot, und das ist DEINE Schuld.

Seit dem habe ich nie mehr darüber gesprochen. Ich konnte niemandem vertrauen. Mein Herz war gebrochen. Deshalb habe ich auch keine Freunde. Ich rede nicht sehr oft mit anderen Leuten. Ich hab alles immer in mich hinein gefressen. Deshalb bin ich so einsam.

Und meine Tante hat Recht. Meine Eltern sind tot, und ich bin Schuld!
 

Gruß

Deine Rea
 

Mit diesem Brief hatte der Eisberg, hinter dem ich mich versteckte, begonnen zu schmelzen

Tröstende Worte

Patrick Müller saß allein in seinem Zimmer. Er hielt einen Brief in den Händen und sagte leise:

„ Ach Rea, du bist nicht schuld.“
 

Jetzt, da der Eisberg begonnen hatte zu schmelzen, ging es mir auch wieder etwas besser. Ich fing an nicht immer nur in meinem Zimmer rumzusitzen. Ich streifte durch die Station und lernte andere Leute in meinem Alter kennen, die auch an Krebs litten. Aber mit keinem konnte ich mich anfreunden. Dafür war die Baiere noch zu groß, doch ich fing wieder an zu kämpfen. Ich hatte aufgegeben zu kämpfen, als mir klar wurde, wie allein ich war, doch nachdem ich mir den Schmerz von der Seele geschrieben hatte, fing ich wieder an zu kämpfen.

Irgendwann kam dann auch Pats Antwort auf meinen Brief. Ich saß gerade allein in meinem Zimmer, als Schwester Sonja mit dem Brief rein kam.

„ Hier,“ sagte sie „ darauf hast du doch gewartet, oder?,“ sie gab mir den Brief und verlies das Zimmer wieder.

Erst war ich total begeistert, doch dann bekam ich Angst. Was, wenn er mir auch die Schuld geben würde? Was, wenn er mich nun für eine Mörderin hielt? Ich war der Versuchung nahe den Brief einfach weg zu legen und nie zu öffnen. Aber dann wurde mir klar, dass das keine Lösung war.

Was erwartete ich eigentlich von dem Brief? Verständnis? Trost? So etwas kannte ich nicht. Ich wurde immer nur ausgeschimpft für das, was ich getan bzw. nicht getan hatte. Warum sollte es jetzt anders sein. Ich kannte das ja schließlich alles schon.

Nein, davor hatte ich keine Angst. Ich hatte Angst, Pat zu verlieren. Aber ich konnte nur erfahren, ob es wieder das Gleiche war, was ich von meiner Tante schon so gut kannte, wenn ich den Brief öffnen würde.

Es gab ja schließlich nur zwei Möglichkeiten:

Entweder er zeigte Verständnis, oder er war empört und wollte nicht mehr mit mir schreiben.

Also öffnete ich den Brief und las:
 

Liebe Rea,

Es ist NICHT deine Schuld, dass deine Eltern starben! Lass dir das nicht einreden. Niemand kann etwas dafür. Es war ein Unfall. Soviel dazu. Und jetzt muss ich dir sagen, dass ich dir gar nicht sagen kann, wie froh mich dein Brief gemacht hat. Endlich hast du dich mir geöffnet. Der Inhalt des Briefes war natürlich nicht so schön. Was mit deinen Eltern passiert ist tut mir wirklich leid. Ich kann jetzt auch verstehen, warum du dich so vor der Außenwelt verschlossen hast, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass du schon viel früher mit jemandem hättest reden können. Wenn du jemanden gesucht hättest, dem du vertrauen kannst, dann hättest du bestimmt jemanden gefunden. Es gibt immer jemanden, der einen versteht. Man muss nur lang genug suchen. Ich bin sehr froh, dass ich dieser jemand für dich seinen darf, denn ich glaube, du bist etwas ganz besonderes. Ich habe noch nie eine so faszinierende Person kennen gelernt, wie dich, auch wenn ich dich nur aus deinen Briefen kenne.

Ich bin eigentlich kein Mensch des Schreibens, aber dank dir hab ich eine ganz Neue Seite an mir entdeckt.

Du bist wirklich nicht um dein Schicksal zu beneiden, aber ich weiß, dass du es schaffst dich da wieder raus zu ziehen, aus deinem Frust, und ich werde dir, so gut es geht, zur Seite stehen. Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst. Ich glaube an dich Rea. Du schaffst es. Du musst nur um dein Leben kämpfen!
 

Liebe Grüße

Dein Pat
 

Und schon wieder weinte ich, wie so oft in den letzten Wochen, aber diesmal nicht vor Trauer, sondern vor Freude. Die Angst, Pat zu verlieren, fiel von mir ab und ich war unendlich erleichtert. Seine Worte hatten mir zum ersten Mal in meinem Leben Trost gespendet. Noch nie in meinem Leben war ich so froh. Ich kannte nur Leid und Trauer und dieses Gefühl war etwas ganz neues für mich. Außerdem spürte ich, dass ich Pat brauchte. Ohne ihn könnte ich das alles hier nicht überstehen. Ich merkte, dass ich andere Gefühle, als Freundschaft für ihn entwickelt hatte. Ich, die kalte Rea, war tatsächlich verliebt, und das in einen Jungen, den ich noch nie gesehen oder gesprochen hatte
 

So da hast du deinen Brief von Pat, Knoedelchen ;)

Und schreibt schön Kommis^^

Mein Geburtstag

Seit dem ich den Brief bekommen hatte waren 3 Wochen vergangen. Es war Herbst geworden und die Herbstferien hatten begonnen. Ich war nun fröhlicher und ich hatte mich sogar mit Schwester Sonja angefreundet. Pat schrieb nun wieder täglich. Es waren ja Ferien.

Ich war zum ersten mal in meinem Leben nicht immer nur traurig und einsam. Ich war fröhlich.

Eines morgens nach dem Aufwachen kam Schwester Sonja zu mir um mir das Frühstück zu bringen.

„Guten Morgen, Süße“ sagte sie, „Wie geht es dir heute?“

Ich antwortete nicht und Sonja bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist denn los,“ fragte sie.

„ s ist nichts. Warum fragst du?,“ sagte ich in einem nicht sehr überzeugendem fröhlichen Ton.

„Ach komm, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt“

„Es ist wirklich nichts. Ich habe heute nur Geburtstag. Was soll schon sein? Ich bin es ja gewöhnt, dass meine Tante das vergisst,“ sagte ich und eine Träne bahnte sich den Weg über meine Wange.

„Du hast heute Geburtstag? Aber warum hast du denn nichts gesagt? Komm mal her“

„Ich hab doch etwas gesagt,“ nuschelte ich, als Schwester Sonja mich in den Arm nimmt.

„Happy Birthday, Kleines. Lass dir das Frühstück schmecken und denk nicht an deine blöde Tante. Die hat doch keine Ahnung. Jetzt hör schon auf zu weinen.“

„Ja,“ sage ich tapfer und wische mir die Tränen aus dem Gesicht, „danke, Sonja“

„Kein Problem, ich komme später noch einmal,“ sagte sie und ging aus dem Zimmer.

Schon eine halbe Stunde später war sie wieder da, aber nicht nur sie, sondern die ganze Station kam in mein Zimmer und sang mir ein Lied. Mit dabei hatten sie einen Geburtstagskuchen und einen Brief von Pat.

„Den musst du natürlich nicht alleine essen,“ sagte ein Mädchen aus dem Nebenzimmer und zeigte auf den Kuchen.

„Ja wir kommen später wieder,“ sagte ein anderes und sie verließen meine Zimmer wieder.

Kaum waren alle draußen, riss ich den Umschlag auf. Ob Pat wohl daran gedacht hatte? Vor einer Woche hatte ich ihm in einem Brief geschrieben, dass ich Geburtstag hatte.
 

Liebe Rea,

wie geht’s dir? Ich hoffe besser. Mir geht es nicht so gut. Ich habe mich erkältet, aber es ist nicht so schlimm. Nächste Woche haben wir ein wichtiges Spiel und ich bin aufgestellt. Ist das nicht toll? Und was machst du so schönes? Ich hab dir noch etwas Erfreuliches zu sagen:

Meine Mutter hat gesagt ich darf dir auch nach den Ferien wieder täglich schreiben.

Ich freu mich auf deinen nächsten Brief!
 

Viele Grüße

Dein Pat
 

P.S.: Happy Birthday, Kleine! Schau mal im Umschlag nach, da ist was für dich drin.
 

Ich war so froh, dass er es nicht vergessen hatte. Bei allen anderen war es nicht so schlimm, aber bei ihm wäre ich wirklich verletzt gewesen.

Aufgeregt schaute ich in dem Umschlag. Dort fand ich eine wunderschöne Silberkette mit einem R als Anhänger. So ein schönes Geschenk hatte ich noch nie bekommen.

Ich war vor Glück noch ganz taub, als Schwester Sonja zum dritten Mal an diesem Tag mein Zimmer betrat und diesmal hatte sie den Stationsarzt als Begleitung mit.

Erstaunt sah ich auf und sah die beiden fragend an. Meine nächste Untersuchung sollte doch erst Übermorgen stattfinden.

„Ich habe gehört, dass du heute Geburtstag hast, Rea, stimmt das?“, sprach der Arzt.

„Ja das stimmt,“ antwortete ich.

„Dann habe auch ich ein Geschenk für dich. Du darfst heute raus gehen, Rea. Dein Zustand ist so stabil, dass du das Krankenhaus ruhig mal für ein paar Stunden verlassen kannst.“

„Echt?,“ fragte ich perplex. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Der Arzt nickte.

„Aber nur für ein paar Stunden.“

„Ok und danke. Das ist das schönste Geschenk, dass ich bekommen habe!“

Der Arzt verließ das Zimmer wieder, die Schwester bleib noch zurück.

„Wie ich sehe freust du dich, Rea,“ sagte sie, „ Das ist schön. Dann wollen wir doch mal sehen, was du anziehst,“ sie ging zum Schrank und suchte ein paar Sachen heraus, während ich mein Kopftuch, das ich immer trug seit mir die Haare ausgefallen waren, zurechtzupfte.

„Oh,“ rief Sonja auf einmal erstaunt aus, „Rea, deine Haare, ich glaube, Gott hat auch noch ein Geschenk für dich,“ sagte sie und zeigte auf meinen Kopf. Ich blickte in den Spiegel und sah eine Locke meines schwarz-braunem Haars unter dem Tuch hervorlugen. Sofort riss ich das Tuch herunter. Sie waren wieder da. Meine Haare waren wieder gewachsen. Zwar waren sie noch sehr dünn. Aber ich hatte wieder Haare. Sie gingen mir sogar schon bis zum Kinn. Da ich das Tuch schon lange nicht mehr abgenommen hatte, weil ich mich vor dem Anblick ekelte, hatte ich es nicht bemerkt.

Schwester Sonja hatte mir inzwischen eine figurbetonte Jeans und einen kuscheligen Rollkragenpullover herausgesucht.

„Zieh deine Daunenjacke an. Es ist kalt draußen,“ sagte sie noch, „ Und viel Spaß, Kleines.“

Dann verließ ich das Krankenhaus, aber was sollte ich machen. Es war ein sonniger Tag und so beschloss ich in den Park zu gehen. Es war so schön mal wieder frische Luft zu atmen und die Sonne nicht nur durch eine Fensterscheibe zu sehen.

Im Park spielten ein paar Jungs aus meine Klasse Fußball, unter ihnen auch Patrick, der mich ja im Krankenhaus angerufen hatte. Erst zögerte ich, doch dann ging ich auf sie zu und blieb an einem Baum stehen. Sie bemerkten mich nicht, doch dann schoss einer von ihnen den Ball in meine Richtung. Ich stoppte ihn und bückte mich, um ihn aufzuheben, als einer von ihnen angerannt kam.

„Danke, dass du den Ball aufgehalten hast,“ sagte er, es war Patrick und als ich mich aufrichtete und er mich erkannte lies er einen Laut des Erstaunens hören.

„ ea, was machst du denn hier, ich dachte, du liegst im Krankenhaus,“ sagte er.

„Ich darf heute für ein paar Stunden nach draußen gehen. Ausnahmsweise. Heute ist nämlich mein Geburtstag,“ sagte ich und lächle ihn freundlich an.

„Dann mal herzlichen Glückwunsch,“ sagte er und umarmte mich.

Ich fragte mich, ob ich mich bei ihm entschuldigen sollte, aber ich traute mich nicht so richtig. Doch dann dachte ich an Pats Worte, dass ich selbstbewusster werden sollte und sagte schließlich:

„ Es tut mir leid, dass ich am Telefon so unfreundlich zu dir war, Patrick, aber ich war damals in einer sehr schweren Situation.“

„Es ist schon in Ordnung, ich kann das verstehen. Rea, ich....“weiter kam er nicht denn ein anderer Junge kam angerannt. Es war Kai, der “Chef“ der Gruppe und der als süßester Junge der Schule bekannte Junge.

„Warum brauchst du denn so lange, wir warten,“ sagte er und dann sah er mich an, „Oh, Rea, unser armes krankes Kind. Was machst du denn hier? Ich denke du leigst im Krankenhaus und machst deine Chemotherapie,“ sagt er und guckt mich erstaunt an. Eigentlich war er immer sehr gemein zu mir gewesen, weil ich keine Freunde hatte, aber irgendwie hatte sich das geändert, seit dem ich krank war.

„Sie darf heute Ausnahmsweise raus, sie hat nämlich heute Geburtstag,“ sagte Patrick für mich.

„ Ach du hast Geburtstag? Happy Birthday, Rea,“ sprach er und auch er umarmte mich. Dann kamen auch die anderen Jungen an und gratulierten mir.

„ch übrigens siehst du heute richtig gut aus,“ sagte Kai in seiner lässigen Art. Ich wurde rot nuschelte leise „Danke“ und sah zu Boden.

„Ja da hat er Recht,“ sagte nun auch Patrick und auch die anderen nickten.

„Danke Jungs,“ sagte ich nun schon etwas selbstbewusster.

„Willst du uns nicht ein bisschen zu gucken?“, fragte Patrick.

„Nein tut mir leid, ich muss bald zurück, und ich will auch noch zur Post.“

„Achso, schade, aber vielleicht kommen wir dich ja mal besuchen,“ sagte Kai und rannte wieder davon.

„Ich komme mit dir, Rea, ich muss auch nach Hause,“ sagte Patrick.

„Ok,“ sagte ich und wir gingen los.

„Was wolltest du mir vorhin eigentlich noch sagen?,“ fragte ich.

„Ach ist nicht so wichtig“

Den Rest des Weges schwiegen wir und hingen beide unseren Gedanken nach.

Dann kamen wir am Krankenhaus an, als mir der Brief einfiel, den ich doch noch zur Post bringen wollte.

„Ach Mist! Ich wollte doch noch zur Post!“

„Kein Problem, ich kann den Brief hinbringen, ich komme sowieso da vorbei,“ schlug mir Patrick da vor.

„Echt? Das wäre super nett von dir!“

„Klar, dass mache ich doch gerne,“ sagte er und ich gab ihm den Brief. Wir verabschiedeten uns und ich ging wieder in mein Zimmer.

Das war der schönste Geburtstag meines Lebens.
 

Auch Patrick ging nach Hause, aber er ging nicht bei der Post vorbei. Er öffnete den Brief und las gespannt, was Rea schrieb.

Sterne leben Ewig

Ich durfte nun einmal in der Woche für eine bestimmte Zeit das Krankenhaus verlassen, solange ich nicht nach 22.00 Uhr abends zurückkam. Es war wieder einmal so ein Tag, an dem ich raus durfte. Verabreden tat ich mich nie, aber ab und zu lief mir jemand bekanntes über den Weg. So auch an diesem Tag. Es war Kai.

„Hey Rea,“ rief er schon von weitem, als er mich in der Innenstadt unseres kleinen Ortes sah. Es war schon 18.00 Uhr, denn ich hatte beschlossen mal einen Abendspatziergang zu machen.

„Hallo Kai,“ antwortete ich als er bei mir an kam.

„Na darfst du mal wieder in die Freiheit?“

„Kann man so sagen.“

„Wollen wir nicht ein Stück zusammen spazieren gehen?“

„Von mir aus. Wohin willst du denn?“

„Wir können ja an den Strand gehen, das Meer glitzert immer so schön im Sternenlicht,“ sagt er und ich nicke. Ich hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er so romantisch ist. Also gingen wir schweigend den Weg zum Strand.

Es war bereits November geworden und die Tage somit kürzer und deshalb war es schon dunkel, als wir am Strand ankamen.

Immer noch schweigend gingen wir nebeneinander her.

„Seit wann bist du so still?,“ brach ich das Schweigen.

„Ich weiß auch nicht. Irgendwie geht es mir heute nicht so gut.“

„Aber vorhin sahst du noch ganz fröhlich aus.“

„Ich hab mich gefreut dich zu sehen, da es dir anscheinend schon wieder besser geht.“

„Ja mir geht es besser, aber ich bin leider immer noch nicht geheilt,“ sagte ich traurig und senkte meinen Blick.

„Ach das schaffst du schon. Ich glaube fest daran,“ sagte er und als ich hochblickte sah ich in seine Augen, die mich fest anblickten.

„Wollen wir uns einen Moment hier hinsetzen?,“ fragte er schließlich.

„Ja gerne,“ antworte ich und wir setzten uns nebeneinander in den Sand. Ich schaute auf das Meer und dann hoch zu den Steren. Wir hatten Vollmond.

„Der Mond ist wunderschön,“ sprach ich laut meinen Gedanken aus, ohne es zu wollen.

„Ja, nicht?“, antwortete Kai, „Sag mal hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wunderschön bist?“

Verdutzt sah ich ihn an und schüttelte den Kopf.

„Es stimmt aber,“ sagt er und setzt sich näher an mich heran. Verstört blickte ich zu Boden. Was sollte das? Plötzlich drehte er sich zu mir, faste mir mit einer Hand ans Kinn und zwang mich sanft ihn anzuschauen.

„Deine Augen glänzen so schön wie die Sterne,“ sagte er mit seinem unwiderstehlichem Scharm und kam mit seinem Gesicht dem meinem immer näher.

Was sollte das werden?, fragte ich mich noch, als ich begriff, dass er mich küssen wollte. Aber wollte ich das auch? Ich mochte Kai eigentlich nicht, er war immer ziemlich gemein zu mir, aber an dem Tag war er so anders. So romantisch und einfühlsam. Und ehe ich mich versah, berührten sich unsere Lippen. Erst ganz leicht, dann verschmolzen sie zu einem wunderschönen Kuss, bis sie sich wieder lösten und ich zu ihm aufsah. Er blickte mir in die Augen und kam meinem Gesicht dann wieder näher. Mein Kinn hatte er nun los gelassen und stattdessen seine Arme um meinen Körper gelegt.

Und wieder küssten wir uns und diesmal spürte ich, wie seine Zunge über meine Lippen streichte und ich öffnete sie instinkttief den Mund. Sein Zunge glitt sofort in meinen Mund und begann mit meiner zu spielen, immer heftiger und dann drückte er mich zu Boden.

Erst ließ ich mir das gefallen, doch dann hörte ich ein Geräusch in den Büschen, die die Strandpromenade säumten und ich drückte Kai von mir weg.

„Was war das?,“ fragte ich.

„Ist doch egal,“ sagte er und zog mich wieder zu sich herunter, aber ich sah, wie sich etwas in dem Busch direkt hinter uns bewegte und als ich aufstand und nachsah, fand ich dort drei Freunde von Kai, die über das ganze Gesicht grinsten.

„Was soll das,“ fragte ich nun etwas sauer.

„Ich weiß auch nicht,“ versuchte Kai sich rauszureden, doch einer seiner Freunde unterbrach ihn.

„Ach komm, Kai. Heute hättest du es doch eh nicht mehr geschafft. Vergiss die Wette. Wir sagen einfach ich hab gewonnen!“

„Was für eine Wette?,“ fragt ich, doch ich ahnte Böses.

„Ach ja weißt du, Kai hat mit uns gewettet, dass er es schafft dich flach zu legen!“

„Stimmt das?,“ fragte ich mit weinerlicher Stimme und drehte ich zu Kai um. Ich hatte Tränen in den Augen. Er nickte und plötzlich zeigte sich ein böses grinsen auf seinem Gesicht.

„Du hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass ich das vorhin wirklich ernst gemeint habe, oder?....Doch das hast du! Ist ja niedlich! Ich will dir mal was sagen, Rea-Mäuschen. In dich wird sich nie jemand verlieben! Du bist dumm, hässlich und total verschlossen. So jemanden will niemand. Deine Traurigkeit hat dich zu einem perfekten Opfer für mich gemacht. Irgendwie musste ich ja meinen Freunden beweisen, dass ich jede kriegen kann! Und du bist.....,“ weiter kam er nicht mehr. Ich ging auf ihn zu, gab ihm eine deftige Ohrfeige und rannte dann weinend davon. Hinter mir hörte ich noch das hämische lachen der anderen Jungs.
 

Ich lief, bis ich nicht mehr konnte. Ich wusste gar nicht mehr, wo ich war, bis ich den kleinen Park sah, wo ich die Jungs an meinem Geburtstag das erste mal nach ein fast einem Jahr wieder sah. Ich setzte mich auf eine Bank und sah wieder in den Himmel.

Die Sterne sind wunderschön, dachte ich, ganz anders als ich.

„Ich bin nicht so schön wie sie,“ sagte ich es laut, „ Ich strahle nicht so, wie sie,“ und wieder liefen mir heiße Tränen über die Wangen.

„Das ist nicht war,“ hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, und auch ohne mich umzudrehen wusste ich, dass es Patrick war.

Er setzte sich neben mich auf die Bank.

„Die Sterne sind dir sehr ähnlich finde ich,“ sagte er.

„Nein sind sie nicht,“ wiedersprach ich ihm heftig. Ich war zu traurig, um mir noch einmal so ein Gesülze anzuhören, „ Die Sterne leben ewig, aber ich werde bald sterben! Für mich gibt es niemanden auf der Welt, für den ich leben wollte. Mein Leben ist unsinnig! Ich will auch gar nicht ewig leben, wie die Sterne, denn ich werde sowieso nicht geliebt, und ohne Liebe ist mein Leben nicht lebenswert! Ich kann niemandem mehr vertrauen, denn wenn ich es tue werde ich immer nur enttäuscht!,“ schrie ich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich aufgestanden war. Dann drehte ich mich um und rannte auf direktem Weg ins Krankenhaus.
 

Patrick blieb sitzen und sah Rea hinterher.

„Für mich, leuchtest du wie ein Stern, Rea.“
 

Im Krankenhaus angekommen schlich ich mich auf mein Zimmer. Ich wollte niemanden mehr sehen. Zum Glück blieb ich an diesem Abend von weiteren Fragen von Schwester Sonja verschont. Ich traf niemanden.

In meinem Zimmer angekommen fing ich sofort an einen Brief an Pat zu schreiben:
 

Lieber Pat,

Ich habe heute wieder gesehen, dass ich niemandem vertrauen kann, außer dir, denn sonst werde ich immer enttäuscht.

Heute, als ich wieder einmal raus durfte traf ich Kai, einen Jungen aus meiner Klasse. Wir gingen spazieren und er war plötzlich so anders zu mir, als sonst. Er war nicht gemein und hinterhältig, nein er war sehr nett und einfühlsam. Ich hatte gleich ein komisches Gefühl dabei, doch ich ging trotzdem mit ihm zum Strand. Und dann fing er an so komisches Zeug zu sagen, wie du bist wunderschön, usw. Und dann fing er an mich zu küssen. Erst wollte ich mich wehren, doch dann fand ich es schön. Doch plötzlich hörte ich etwas und ich sah ein paar seiner Freunde, wie sie uns beobachteten. Sie erzählten mir, dass alles nur eine Wette gewesen sei

Wie du dir sicher vorstellen kannst war ich gekränkt, sauer, aber vor allem traurig, Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen! Doch jetzt ist es zu spät! Und es war auch noch mein erster Kuss! Ich bin so sauer! Inzwischen ist die ganze Trauer verflogen und die Tränen, die du auf dem Papier siehst sind Tränen aus Wut!

Dieses Leben, das ich führe, ist nicht lebenswert und wenn du nicht wärst hätte ich mich wahrscheinlich schon längst umgebracht, wenn es nicht der Krebs getan hätte!

Ach Pat, ich wäre gerne so frei, wie die Sterne, dann würde ich auch gerne so sein wie sie! Wenn ich frei wäre von all meinen Gefühlen, würde ich sogar gerne ewig Leben, wie die Sterne. Alles vergeht, nur die Sterne leben ewig, auch wenn einer verglüht gibt es immer noch ein paar andere Millionen. Ja die Sterne haben keine Gefühle, wie gerne wäre ich wie sie! Gefühllos! Dann könnte mich niemand mehr verletzten!
 

Viele Grüße

Deine Rea

Rache und Hass

Liebe Rea,

Es tut mir wirklich leid, was dir passiert ist, aber glaub mir, nicht alle Menschen sind so, wie dieser Kai. Es gibt bestimmt jemanden auf dieser Welt, dem du bedingungslos vertrauen kannst, ohne, dass er dich enttäuscht.

Ja die Sterne sind frei und gefühllos, doch ich wäre trotzdem nicht gerne wie sie. Wenn du gefühllos wärst könntest du auch kein Glück, keine Freude und vor allem keine Liebe empfinden. Sicher, immer nur Schmerz zu empfinden ist schrecklich, aber wenn der Schmerz dann verflogen ist und nur noch Glück und Freude da ist, ist auch dein Leben lebenswert. Irgendwann wirst auch du dein Glück finden und dann vielleicht auch eine Liebe und somit jemanden, dem du vertauen kannst. Du musst nur daran glauben und dann wirst du auch so ewig leben wollen, wie die Sterne.
 

Liebe Grüße

Dein Pat
 

Das war Pats Antwort auf den Brief und ich schöpfte wieder neuen Mut. Pat schaffte es doch immer wieder mich aufzuheitern. Wenn ich zu fallen drohte, fing er mich auf. Und trotzdem war ich damit nicht zufrieden. Ich wollte Rache.

Eine Woche nach diesem Vorfall hatte ich wieder Ausgang. Ich schlenderte gerade ganz gemütlich durch die Einkaufpassage, als mir der Blondschopf auffiel, der gerade aus einem Laden kam. Es war Kai und er hatte ein Mädchen im Schlepptau. Ich sah mich gründlich in der Passage um und erblickte auch tatsächlich Kais drei Freunde, die sich hinter einem Mülleimer versteckten.

Ein Plan keimte in mir und ich verfolgte das Pärchen, das Hand in Hand durch die Passage ging, um auf einen geeigneten Augenblick zu warten.

Kai konnte es echt nicht lassen. Auch seine Freunde folgten ihm und ich sorgte dafür, dass sie mich nicht sahen. Es war klar, dass er schon wieder eine Wette am laufen hatte.

Dann war der Moment der Rache gekommen. Kai und seine “Freundin“ blieben an einem kleinen Springbrunnen in der Mitte der Passage stehen.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging geradewegs auf sie zu. Kai sah mich etwas überrascht an, als ich bei ihnen ankam, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, zog ihn zu mir herunter und küsste ihn lange. Das das Mädchen uns verärgert ansah störte mich nicht.

„Das war dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast und mir gezeigt hast, wie dumm ich doch war DIR zu vertrauen,“ sagte ich verächtlich. Dann gab ich im eine heftige Ohrfeige, sodass er seine Hand auf die Stelle hielt, wo ich getroffen hatte.

„Und das war dafür, dass du mich verarscht hast,“ sagte ich ganz ruhig. Das Mädchen sah mich an, als ob ich eine Verrückte wäre.

„Du bist so ein kleiner Wurm, Kai, weißt du das? Du spielst dich vor deinen Freunden auf und wettest mit ihnen, dass du jede flach legen könntest und dabei machst du das nur, weil dich sonst keine Lieben könnte. Wer will den auch schon mit jemandem zusammen sein, der einen nur verarscht? Du fühlst dich stark gegenüber Schwachen, aber dabei bist du schwach! DU stellst dich doch nie einer RICHTIGEN Herausforderung! Du bist echt erbärmlich, Kai,“ sagte ich und stolzierte dann demonstrativ davon, an Kais lachenden Freunden vorbei. Ich hörte noch, wie das Mädchen Kai, der sich immer noch die Wange rieb, anschrie und es breitete sich ein lächeln auf meinen Lippen aus.

Den Rest des Tages war ich total gut gelaunt. Sogar, als es Zeit war ins Krankenhaus zurückzukehren, hatte ich noch das Lächeln auf den Lippen, sodass mich Schwester Sonja fragte, was denn los war und ich erzählte ihr stolz die ganze Geschichte.

Schwester Sonja war begeistert und meinte aus mir würde noch mal eine richtige Powerfrau werden.

Pat sagte ich nichts davon, denn ich glaubte er wäre nicht einverstanden mit meinen Taten und so erzählte ich ihm von einer ganz normalen Shoppingtour.

Es war schon 18.00 Uhr, als es an meine Zimmertür klopfte.

„Herein,“ sagte ich abwesend, denn ich war gerade damit beschäftig den Brief für Pat in einen Umschlag zu stecken.

Als ich dann aufblickte war ich total überrascht. Es war nicht Schwester Sonja, wie ich erwartet hatte, sondern... Kai!

„Was willst du?,“ fragte ich kühl.

„Nur mit dir reden“

„Ich glaube nicht, dass es noch etwas zu sagen gibt.“

„ Das glaube ich allerdings schon.“

„Achja? Na dann schieß mal los.“

„Ich wollte sagen, dass es mir leid tut, Rea. Das heute im Einkaufszentrum hat mir echt die Augen geöffnet. Du hattest Recht, mit dem, was du gesagt hast.“

„ Ist das alles?,“ fragte ich immer noch in einem kühlen Ton.

„ Reicht das denn nicht?,“ fragte er zurück. Ich schwieg.

„Nimmst du die Entschuldigung nun an, oder nicht?,“ ich schwieg immer noch.

„Rea?,“ fragte er schon fast etwas verzweifelt.

„Na wo sind deine kleinen Freunde diesmal, Kai? Vielleicht lauschen sie draußen an der Tür, oder lieber am Fenster? Um was habt ihr gewettet, dass du es hinbekommst, dass ich dir verzeihe?“

„Es gibt keine Wette, Rea! Bitte glaub mir doch!“

„Vielleicht ist das sogar wahr, was du sagst, aber ich werde dir trotzdem nicht einfach so verzeihen, Kai. Du hast mir echt weh getan. Ich weiß auch alleine, dass mich keiner mag. Also schmier dir deine Entschuldigung in die Haare!“

„Na gut, wenn das so ist, dann bleib doch wo der Pfeffer wächst! Ich hatte wirklich Recht, mir dem, was ich dir gesagt habe! Aber ich versteh dich nicht! Mal glühst du wie Feuer, und mal bist du kalt, wie ein Eisblock! Und das ist definitiv der häufigere Fall! Soll ich dir mal was sagen: Ich wollte mich einfach nur entschuldigen, aber du blockst mal wieder ab! Du hast mir auch weh getan, aber ich seh darüber hinweg, weil es war ist, was du gesagt hast, doch du kannst das nicht! Du kannst wohl niemandem verzeihen, was? Und dafür hasse ich dich wirklich, Rea!“

„Schön,“ sagte ich, doch er hatte sich schon umgedreht und verließ den Raum.

„ Ich hasse dich auch!,“ schrie ich die geschlossene Tür an. Die Tränen liefen mir in Strömen die Wangen hinunter.

Aufgefangen

Die Einsicht, dass ich wirklich gehasst wurde legte einen Schalter in mir um. Ich versteckte mich wieder hinter meinem Eisberg, wurde wieder verschlossener. Schwester Sonja war sehr verwirrt deswegen und sie fragte mich mehr als einmal nach dem Warum, doch ich konnte es ihr nicht sagen.

Nur, wenn ich Pats Briefe las, wurde mir wieder warm ums Herz. Er schaffte es doch immer wieder mich aufzuheitern. Ich kam langsam in den glauben, dass es niemanden auf der Welt gab außer ihm, der mich mochte. Das stimmte natürlich nicht. Ich hatte ja auch noch Schwester Sonja und ein paar Mädchen aus meiner Station, doch ihre Besuche wurden seltener, denn meistens saß ich nur schweigend da, wenn wir irgendwas zusammen machten und so verloren sie das Interesse mit mir befreundet zu sein.

Im Krankenhaus blieb mir nur Schwester Sonja, die mich anscheinend nicht aufgeben wollte. Sie versuchte immer wieder zu mir durchzudringen und ich merkte, wie auch sie sich langsam, genau wie Pat, mein Vertrauen erarbeitete.

Doch eines Tages wurde auch sie mir genommen. Es war inzwischen Dezember geworden und Weihnachten rückte immer näher, doch mir war es egal. Ich hasste das Weihnachtsfest, denn es zeigte mir immer wieder, wie einsam ich war. Außerdem war ich letzte Jahr im Dezember ins Krankenhaus gekommen. Ich wusste noch wie bitterlich ich an Heiligabend geweint hatte, weil niemand da war, der mit mir feierte, niemand, der mir zeigte, dass ich geliebt wurde.

Jedenfalls kam Sonja eines morgens in mein Zimmer um mir das Frühstück zu bringen. Es war wiedermal an einem der Tage an denen ich Ausgang hatte.

„Guten Morgen, Kleines,“ sagte sie, als sie rein kam. Sie hatte sich angewöhnt mich “Kleines“ zu nennen.

„Guten Morgen,“ erwiderte ich lächelnd.

„Darf ich mich einen Moment zu dir setzen? Ich muss dir was wichtiges sagen,“

„Klar. Was gibt es denn?“

„Der Stationsarzt hat heute morgen mit mir gesprochen. Ich werde in eine andere Station versetzt,“ sagte sie etwas betrübt.

„Aber das ist doch spitze!,“

„Das heißt, dass wir uns nicht mehr so oft sehen können, Rea.“

„Ach klar! Ich kann dich doch besuchen kommen und du kannst ja auch mal vorbeischauen.“

„Das wird nicht gehen,“ sagte sie und nun liefen ihr die Tränen über das Gesicht.

„Aber wieso denn nicht? Sonja was ist los? Warum weinst du denn?“

„Ich wurde in ein Krankenhaus nach Berlin versetzt,“ sagte sie. Darauf wusste ich nichts mehr zu sagen.

Normalerweise hätte ich ihr gesagt, dass sie sich gefälligst freuen sollte und das es mir trotzdem gut gehen würde, aber ich konnte es nicht. Ich konnte nicht mehr so kühl sein und so nahm ich sie in die Arme und weinte mit ihr.

„Es ist bestimmt kein Abschied für immer,“ brachte ich stockend heraus., „ Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen werden!“

„Ja bestimmt!,“ erwiderte sie, „ Und du darfst jetzt nicht aufgeben, Kleines. Du hast es fast geschafft! Du wirst den Krebs besiegen. Da bin ich mir sicher. Ich glaube an dich!“

„Danke, das wird mir Kraft geben“

„Ich muss jetzt los. Ich wünsch dir viel Glück in deinem weitern Leben, Rea.“

Sie lies mich los und machte sich auf den Weg. An der Tür angekommen drehte sich noch einmal um. Sie lächelte und winkte mir noch einmal zum Abschied zu. Dann holte sie einen Brief aus ihrer Tasche und warf ihn mir zu. Ich lächelte zurück. Dann verschwand sie aus meinem Zimmer.

Ich las Pats Brief und er heiterte mich wie immer wieder auf. Auch er schrieb nämlich, dass ich unbedingt weiter kämpfen müsse.

Und schon wieder wurde mir jemand wichtiges aus meinem Leben genommen. Das Schicksal meinte es echt nicht gut mit mir. Schwester Sonja war meine beste Freundin gewesen und ich würde sie nie vergessen. Doch ich würde weiter kämpfen, wie sie es gesagt hatte.

Schon kurze Zeit später waren die Tränen getrocknet und ich auf dem Weg zum Strand. Dort angekommen sah ich wieder die Jungs aus meiner Klasse, wie sie Fußball spielten. Auch Kai war dabei, aber irgendwie war es mir ziemlich egal und so ging ich zu ihnen um zuzugucken.

Ich war gerade auf dem Weg zu einer Bank, als Kai mich bemerkte.

„Ach guckt mal, da ist ja der kleine Eisblock Rea,“ spottete er, „ was willst du denn hier?“

„Ich wollte euch nur ein bisschen zu gucken,“ sagte ich mit fester Stimme.

„Wir wollen dich hier aber nicht haben, Rea! Kapierst du denn nicht, dass dich keiner mag? Alles hassen dich und daran bist nur du schuld! Du hast ja nie etwas dafür getan, dass du gemocht werden würdest! Es wäre uns auch egal, wenn du an deinem Krebs sterben würdest! Es würde keiner an dein Grab kommen, weil dich keiner mag und es würde dich auch niemand vermissen! Also geh einfach in dein blödes Krankenhaus zurück und versink in deinem Selbstmitleid!,“ das letzte schrie er schon fast. Ich stand nur da und fühlte wie viel Hass in seiner Stimme lag. Ich war wegen Schwester Sonja sowieso schon sehr traurig und das gab mir nun den Rest.

Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um und rannte davon. Ich rannte auf die Klippe zu, auf der unser kleiner Leuchtturm stand. Kai hatte Recht. Mich würde keiner vermissen, also konnte ich auch gleich streben!

Auf der Klippe angekommen hörte ich auf zu rennen. Ich ging langsam an den Rand und sah hinunter auf die Felsen. Ich konnte sehnen, wie das Meer dagegenspritzte.

Es würde nur einen kleinen Moment weh tun, dann wäre alles vorbei. Alles würde von mir abfallen. Der Schmerz, die Trauer und die Einsamkeit.

Ich breitete meine Arme aus, bereit zum Sprung, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief. Es war Patrick.

„Bitte tu das nicht, Rea! Es gibt bestimmt jemanden, der dich vermissen würde! Du würdest diese Menschen sehr traurig machen“

„Das ist mir egal! Die paar Menschen würden auch ohne mich klar kommen! Außerdem wüsste ich niemanden, der mich überhaupt vermissen würde!“

„Ich würde dich vermissen!,“ sagte er und ich merkte, wie er mich sanft von hinten umarmte und mich nach unten zog.

Da saßen wir nun auf dem Boden und ich spürte, wie er weinte. Weinte er etwa wirklich um mich?

„Warum lässt du mich nicht einfach springen? Du würdest darüber hinwegkommen!“

„Ich finde das sehr egoistisch von dir Rea. Ich bin sicher nicht der einzige, der dich vermissen würde. Hör doch mal in dich hinein. Glaubst du nicht, dass es da noch jemanden geben würde? Überleg doch mal, wie du dich gefühlt hast, als deine Eltern starben,“ er hielt mich immer noch fest umschlungen und plötzlich rannen auch mir die Tränen über die Wangen.

Das Bild von Schwester Sonja tauchte vor meinen Augen auf. Und auch das von meiner Tante und schließlich das von meinen Eltern. Sie schauten mich alle vorwurfvoll an. Und dann war da ja auch noch Pat.

Patrick hatte Recht. Ich war egoistisch, wenn ich dachte, dass mich niemand vermissen würde.

„Du bist nicht allein auf dieser Welt,“ sagte er und stand auf. Auch ich erhob mich und zusammen gingen wir zurück zum Krankenhaus.

Dort angekommen brachte mich Patrick noch bis in mein Zimmer und versprach mir mich am nächsten Tag wieder besuchen zu kommen.

Kaum war er aus dem Zimmer gegangen fing ich an Pat zu schreiben.
 

Lieber Pat,

heute war wiedermal so ein Deprietag. Erst musste ich erfahren, dass Schwester Sonja nach Berlin versetzt wurde. Meine bester Freundin würde mich verlassen. Aber ich versuchte trotzdem stark zu sein und nicht wieder in diesen Selbstmitleid hinein zu geraten, genau, wie du es gesagt hast. Ich ging zum Strand, um mich ein bisschen abzulenken. Dort spielten ein paar Jungs aus meiner Klasse Fußball. Unter ihnen auch Kai. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging trotzdem zu ihnen. Aber kaum war ich dort angekommen beschimpfte Kai mich schon, mich würde ja eh keiner vermissen, auch wenn ich sterben würde.

Ich war sehr geschockt und redete mir ein, dass er Recht hatte und so lief ich auf die Klippen.

Ich wollte mich doch tatsächlich umbringen. Doch noch bevor ich springen konnte, holte mich Patrick (ich hab dir ja von ihm erzählt) auf den Boden der Tatsachen zurück. Er führte mir vor Augen, dass es schon einige Leute geben würde, die mich vermissen würden. Er hat mich buchstäblich aufgefangen.

Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich weiß echt nicht, was ohne ihn passiert wäre.

Ich freu mich auf deinen nächsten Brief!
 

Grüße

Deine Rea

Gesund

Das ganze war eine Woche her und mein Eisberg begann wieder zu schmelzen. Es kam eine neue Schwester zu uns. Ihr Name war Monika. Sie wurde zwar nicht zu meiner besten Freundin, aber sie war auch sehr nett und ich bemühte mich auch nett zu ihr zu sein.

Die täglichen Briefe von Pat gaben mir weiterhin Kraft und ich durfte weiterhin einmal in der Woche das Krankenhaus verlassen.

Patrick war mich tatsächlich besuchen gekommen und seit dem jeden Tag. Wir redeten viel und immer, wenn ich raus durfte unternahmen wir etwas.

Dann geschah etwas, was mich sehr erstaunte: Kai kam mich besuchen.

Als er das Zimmer betrat dachte ich erst ich sähe Gespenster. Doch als er zu mir kam und mich freundlich begrüßte wurde mir klar, dass er es wirklich war.

„Hallo Rea,“ sagte er, „ darf ich mich vielleicht zu dir setzten?,“

Mein Kopf sagte mir ich solle ihn hochkant wieder rauswerfen, aber diesmal tat ich es nicht. Ich beschloss ihn anzuhören. Ich wollte nicht, dass es wieder so endete, wie beim letzten Mal.

„Wenn du möchtest,“ sagte ich also und er zog sich einen Stuhl zu mir ans Bett.

„Was gibt es denn?,“ fragte ich ihn so freundlich ich konnte.

„Patrick hat mir erzählt, was du getan hast, nachdem ich dir diese.....Sachen gesagt habe und ich wollte dir nur sagen, dass es mir Leid tut. Ich wusste nicht, dass du so reagieren würdest. Im Grunde war ich nur sauer auf dich, weil du mir ins Gesicht gesagt hast, was ich wirklich bin: schwach. Ich wollte das nicht einsehen und darum hab ich meine Wut bei dir ausgelassen.

Ich bin wirklich ein kleiner, armer, schwacher Junge, der sich für etwas besseres hält. Ich....,“ er konnte nicht weiter sprechen und plötzlich liefen ihm Tränen über die Wangen.

„Scht, ist schon in Ordnung. Ich mach dir keine Vorwürfe,“ versuchte ich ihn zu beruhigen. Irgendwie tat er mir Leid. Er sah so verzweifelt aus.

„Das solltest du aber. Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht. Was wäre, wenn du... es wirklich getan hättest, wenn du wirklich gesprungen wärst. Dann wäre ich schuld! Ich wäre Schuld an deinem Tod. Es.... tut mir alles so schrecklich Leid, Rea!“

Ich sah ihn nur stumm an. Sein Blick war gesengt und als er dann hochsah, mir mit seinen in Tränen aufgelösten Augen in die meinen sah, konnte ich nicht anders. Ich beugte mich zu ihm runter und umarmte ihn.

Im Grunde ging es ihm nicht anders als mir. Er war tief in seiner Seele auch einsam, nur versuchte er anders damit fertig zu werden. Ich hatte seine Fassade einstürzen lassen und das tat mir Leid. Plötzlich konnte ich ihn verstehen.

„Es ist aber nicht passiert. Patrick hat mich noch im letzten Moment aufgehalten. Ich bin nicht gesprungen. Du musst dir keine Vorwürfe machen,“ sagte ich und blickte ihm in die Augen.

„Ich kann das gar nicht wieder gut machen, was ich dir angetan habe, Rea. Ich hab dich so verletzt,“ sagte er und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Ich vergesse es, wenn du mir versprichst, dass wir von jetzt an Freunde sind, ok?“

„Wirklich? Ich meine klar!“

„Das freut mich wirklich,“ sagte ich und wir umarmten uns noch mal. Dann ging Kai wieder, mit einem strahlenden Lächeln auf seinem Gesicht.

Ja ich hatte mich in dem Jahr im Krankenhaus wirklich verändert. Ich hatte doch tatsächlich gerade einen Menschen glücklich gemacht. Und das eine Woche vor Weihnachten, dem Fest der Liebe.

Irgendwie war ich mir sicher, dass ich dieses Jahr nicht alleine Feiern würde.

Kurz nachdem Kai wieder gegangen war kam der Stationsarzt um mich zur wöchentlichen Untersuchung abzuholen. Alles war wie immer. Er machte die gleichen Test, wie jede Woche, aber er schien über irgendetwas überrascht zu sein. Er wiederholte die Tests noch einmal und dann bereitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Was ist denn? Warum freuen sie sich denn so?,“ fragte ich etwas verärgert, weil er mich so anstarrte.

„Nichts. Es ist nichts. Ich kann nichts mehr sehen. Der Tumor in deinem Magen ist weg.“

„Das heißt...“

„Genau Rea, das heißt, du bist wieder gesund! Du hast es geschafft! Du hast den Krebs besiegt.“

„Wirklich?,“ fragte ich ungläubig.

„Aber ja, sonst würde ich das doch nicht sagen,“ sagte er.

„Juhu!,“ ich stieß einen Freudenschrei aus und viel dem Arzt um den Hals, „ Ich danke ihnen, dass sie mich wieder gesund gemacht haben.“

„Das war ich aber nicht alleine. Der beste Arzt hätte dir nicht helfen können, wenn du nicht angefangen hättest zu kämpfen. Zwischendurch dachte ich wirklich, es ist bald aus mit dir. Aber irgendwie hast du dich immer wider gefangen. Wie hast du das gemacht, Rea?,“ fragte er lachend.

„Ich habe jemanden, der mir die ganze Zeit über zur Seite gestanden ist,“ sagte ich und dachte dabei an Pat.

„Wollen sie denn nicht ihre Sachen packen gehen?,“ riss mich der Arzt aus meiner Träumerei.

„Ich darf wirklich sofort gehen?“

„Ich wüsste keinen Grund, warum du noch bleiben sollst.“

„Danke!,“ sagte ich und verließ eilenst den Behandlungsraum.

Zuerst telefonierte ich mit meiner Tante. Sie schien sich nicht im geringsten zu freuen, aber das machte mir nichts aus. Ich kannte jemanden, der sich garantiert freuen würde. Meine Tante sagte mir ich könne zuerst in unsere alte Wohnung gehen, sie würde mich dann in einem Monat nach Freiburg holen.

Eigentlich wollte ich nun gar nicht mehr nach Freiburg, aber darüber konnte eich mir auch später noch Gedanken machen.

Als nächstes rief ich bei Schwester Sonja in Berlin an. Diese freute sich riesig für mich und sagte ich solle sie doch mal besuchen kommen.

Nachdem wir eine halbe Stunde gesprochen hatten und ich kein Kleingeld für das Münztelefon hatte ging ich in mein Zimmer um meine Sachen zu packen und natürlich um Pat zu schreiben.
 

Lieber Pat,
 

ich habs geschafft! Ich bin endlich wieder gesund! Und das ich das geschafft habe habe ich zum Teil auch dir zu verdanken! Wenn du nicht gewesen wärst hätte ich das alles nicht geschafft! Ich möchte mich bei dir bedanken, aber nicht nur per Brief. Wollen wir uns nicht mal treffen? Was hältst du von vom 23.? Schreib mir bitte schnell zurück! Anbei noch meine Adresse.

Ich freu mich schon auf Unser Treffen!
 

Ganz viele leibe Grüße

Deine Rea
 

Nur kurze Zeit später stand ich vor meiner Wohnungstür. In dieser Wohnung lagen all meine schlimmen Erinnerungen an meine Kindheit. Aber an diesem Tag konnte nichts meine gute Laune trüben.

Die Wohnung war bis auf meine paar Sachen leer. Meine Tante hatte wohl alles mitgenommen, aber das war mir egal. Ich musste ja nicht hier bleiben. Es gab schließlich noch andere Menschen, die von meinem Glück erfahren mussten.

Und so brachte ich nur schnell meine Sachen in die Wohnung und machte mich danach sofort auf den Weg zu Kai und Patrick.

Als erstes kam ich an Kais Haus vorbei. Ich klingelte und dann stand Kai vor mir. In einer komischen Baumwolltrainingshose und einem viel zu großem T-Shirt. Ich kicherte, als ich ihn so sah und er errötete.

„Hallo Rea, was machst du denn hier? Hast du heute denn Ausgang?,“ fragte er erstaunt.

„Ich hab jetzt wieder jeden Tag Ausgang,“

„Hä? Wie darf ich das denn verstehen?“

„Ganz einfach! Ich bin wieder gesund!,“ sagte ich und umarmte ihn übermutig. Ich musste meiner Freude einfach Luft machen.

„Ehrlich? Das ist ja toll! Das freut mich wirklich für dich!,“ sagte er, als er sich von mir befreit hatte.

„Danke, aber ich muss jetzt weiter. Man sieht sich!,“ und schon war ich wieder weg, einen kopfschüttelnden Kai hinter mir lassend.

Als nächstes ging ich zu Patrick. Aber bei ihm traf ich nur seine Mutter an. Sie sagte mir Patrick sein spazieren gegangen, sie wüsste aber nicht wo.

Aber ich wusste es. Sofort macht eich mich auf den Weg zum Strand.

Dort angekommen sah ich ihn auch schon. Er sah aufs Meer hinaus. Dort ging gerade die Sonne unter.

„Patrick!,“ rief ich schon von Weitem, „Ich bin wieder gesund! Hörst du? Ich bin gesund!“

Er drehte sich um und ich lief auf ihn zu. Ich rannte in seine ausgebreiteten Arme. Er wirbelte mich einmal durch die Luft und sah mich dann an. Seine Augen glänzten vor Freude.

„Ich freu mich so für dich, Rea!,“ sagte er, „ Ich wollte dir sowieso noch etwas sagen. Ich...“

Weiter kam er nicht, denn ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. Irgendwie wusste ich, was mir Patrick sagen wollte.

„Ich weiß schon,“ sagte ich also und zog ihn zu mir runter. Ich sah in seine erstaunten Augen und dann trafen sich unsere Lippen zu unserem ersten Kuss. Wir wurden in das orange- roten Licht der untergehenden Sonne getaucht. Für mich war es einer der glücklichsten Momente in meinem Leben.
 

Also wie ihr vielleicht merkt, geht es langsam dem Ende zu.. Und es kommt ganz anders, als man es erwartet.. aba wie, wird noch nicht verraten..

Schreibt shcön Kommis ;)

Das Treffen

Zwei Tage später hatte ich immer noch keine Antwort von Pat bekommen. Es war schon der 21. und ich wollte mich doch am 23. mit ihm Treffen. Ich hatte zwar jetzt Patrick, aber trotzdem wollte ich den Kontakt zu Pat halten. Ich war ja so blind.

An diesem Tag war ich mit Patrick im Park verabredet. Wir wollten zusammen in die Stadt gehen um Weihnachtsgeschenke zu kaufen und danach ins Kino gehen.

Es war ein toller Tag. Ich war rundum glücklich, wie immer, wenn Patrick in meiner Nähe war, aber mich bedrückte es doch etwas, dass ich noch keine Antwort von Pat bekommen hatte.

Es war schon sehr spät, als ich an diesem Abend nach Hause kam. Patrick und ich hatten uns die Abendvorstellung angesehen. Es waren ja Weihnachtsferien.

Als ich an meiner Wohnung ankam bemerkte ich sofort den Brief, der unter dem Spalt zwischen Tür und Boden hervorlugte.

Er war, wie ich natürlich erwartet hatte von Pat. Er schrieb:
 

Liebe Rea,
 

es ist echt toll, dass du wieder gesund bist! Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich so sehr geholfen habe, aber wenn du dich gerne bei mir bedanken willst, kannst du das gerne tun.

Wir können uns am 23. um 17.00 Uhr auf der Bank im Park treffen.

Ich hoffe du kommst.

Viele Grüße

Dein Pat
 

Ich freute mich wirklich, dass er doch noch geschrieben hatte.

Zuerst wollte ich Patrick anrufen und ihm davon erzählen, aber da viel mir auf, dass ich ihm nie gesagt hatte, dass ich einen Brieffreund hatte und so rief ich ihn nicht an. Es war ja auch schon sehr spät. Voller Vorfreude auf den 23. ging ich schlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich schon um halb neun vom Telefon geweckt. Ich fragte mich, wer in den Ferien denn so früh anrufen würde, als ich mich meldete wie immer.

„Rea Kleiber,“ sagte ich verschlafen in den Hörer.

„Hallo Rea. Ich bins Kai. Ich hoffe ich hab dich nicht geweckt.“

„Doch hast du Kai. Ist aber nicht so schlimm. Was gibt es denn?“

„Ich wollte fragen, ob wir uns heute vielleicht treffen können. Ich will dir etwas wichtiges sagen.“

„Klar, wenn du möchtest,“ sagte ich erstaunt. Was er mir wohl sagen wollte?

„Gut dann komm doch bitte um zwölf Uhr an den Strand,“ sagte er und legte auf.

Was war das denn? Fragte ich mich, als ich den Hörer ebenfalls auflegte.

Das Kai anrief war nichts ungewöhnliches. Das hatte er in den letzten Tagen öfter getan, seit dem wir beschlossen hatten Freunde zu sein, aber so komisch war er noch nie gewesen.

Ich ging also um zwölf zu unserem Treffen, aber als ich am Strand ankam war Kai noch nicht da. Nach fünf Minuten Wartezeit tauchte er dann auch endlich auf.

„Hallo Kai,“ sagte ich, als er bei mir ankam.

„Hallo. Rea ich...ich muss dir etwas wichtiges sagen. Können wir uns dort auf die Bank setzen?,“ fragte er und deutete auf eine Bank, von der aus man auf das Meer gucken konnte.

„Klar,“ sagte ich und wir setzen uns auf die Bank, „ Was willst du mir denn sagen?“

„Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht Rea. Über das was du gesagt hast und über vieles anderes. Ich habe auch über uns nachgedacht und ich bin zu einem Schluss gekommen,“ sagte er. So nachdenklich kannte ich ihn gar nicht, „ Rea ich....hab mich in dich verliebt,“ er starrte auf den Boden. Ich war sprachlos. Ich hätte alles erwartet, aber nicht das.

„Ich bin mit Patrick zusammen,“ sagte ich schließlich.

„Ich weiß und ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich erwarte, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich wollte nur, dass du es weißt. Ich habe echt noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Du bist echt etwas einzigartiges Rea.“

„Ich finde es echt mutig von dir mir das zu sagen und wir können Freunde bleiben, aber nicht mehr.“

„Danke. Ich hatte schon erwartet, dass du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich bin echt froh, dass wir Freunde bleiben können. Ich geh dann jetzt mal,“ sagte er und ging etwas geknickt nach Hause.

Ich blieb noch lange auf der Bank sitzen und dacht über das nach, was Kai mir soeben gestanden hatte. Aber dann ging auch ich wieder nach Hause.
 

Ich war wegen dem Treffen mit Pat so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Ich zog mir einen hübschen Rock und Halbschuhe mit Stulpen an und nach einem letzten Blick in den Spiegel verließ ich das Haus. Ich wollte gut aus sehen bei unserem ersten Treffen. Es war bereits viertel vor fünf und ich musste mich sehr beeilen, um nicht zu spät zu kommen.

Um Punkt 17.00 Uhr traf ich am vereinbarten Treffpunkt ein. Ich setzte mich auf die Bank und wartete. Eine Stunde, Zwei Stunden,...

Und jetzt sitze ich immer noch hier und warte.

Anderthalb Stunden später ist Pat immer noch nicht aufgetaucht und ich verliere langsam die Hoffnung, dass er noch kommen wird. Ich bin total traurig. Ich hatte mich doch so auf unser Treffen gefreut gefreut.

Ich habe einen Zettel und einen Stift dabei und so schreibe ich ihm einen Brief von unserem Treffen:
 

Lieber Pat,
 

ich sitze gerade an unserem vereinbarten Treffpunkt und weißt du was? Du bist nicht da. Ich bin echt enttäuscht, Pat. Ich dachte wirklich ich bedeute dir etwas, aber da hab ich mich wohl geirrt. Ich bin noch nie so enttäuscht worden, wie gerade von dir. Du warst mir immer sehr wichtig und ohne deine Hilfe würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben, aber das alles scheint dir wohl egal zu sein.

Wenn ich dir schon so egal bin können wir ja auch aufhören uns zu schreiben. Also erwarte nicht, dass du noch einmal einen Brief von mir bekommst.

Ich habe dir echt vertraut und das weißt du auch. Du hast mir sogar versprochen dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen, aber du hast dein Versprechen gebrochen.

Auf nimmer Wiedersehen.
 

Rea
 

Ich tue den Brief in einen Umschlag und gerade, als ich ihn zugeklebe, fängt es zu regnen und mit den ersten Regentropfen rinnen mir auch die ersten Tränen über die Wangen. Ich bin doch tatsächlich schon wieder enttäuscht worden und das von einem Menschen, von dem ich das nie erwartet hatte.

Plötzlich merke ich, dass jemand einen Schirm über mich hält. Es ist Patrick.

„Was machst du denn hier so ganz allein mein Mäuschen,“ fragt er liebvoll und gibt mir einen Kuss zur Begrüßung.

„Ich wurde gerade von meinem Brieffreund versetzt,“ sage ich.

„Naja dafür bin ich ja jetzt da. Komm mit ich bring dich nach Hause,“ er reicht mir die Hand und wir gehen zusammen zu mir nach Hause.

Vor meiner Haustür angekommen gebe ich Patrick den Brief.

„Kannst du den für mich wegbringen?,“ frage ich resigniert.

„Aber klar mein Schatz und jetzt sei nicht mehr traurig, ja?,“ sagt er und wir küssen uns zum Abschied.

Ich schließe die Wohnungstür hinter mir und ziehe mir die Schuhe aus. Gerade will ich mir einen Tee machen, als mir einfällt, dass ich vergessen habe Patrick zu fragen, ob er morgen etwas mit mir unternehmen wollte. Es war ja schließlich Heiligabend.

Ich ziehe meine Schuhe wieder an, renne die Treppe runter und aus dem Haus in Richtung Bushaltestelle. Dort sehe ich Patrick stehen, wie er meinen Brief an Pat liest.

Ich bleibe stehen, bin total gekränkt. Wie konnte er nur?

Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Wie konnte ich nur so blind sein? Patrick ist Pat.

„Hallo Pat,“ sage ich, als ich bei dir ankomme.

„Rea, du weißt es?,“ fragst du erstaunt. Ich nicke.

„Und du bist nicht sauer, dass ich es dir nicht gesagt habe?,“ fragst du weiter. Ich schüttle den Kopf. Du gibst mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wie könnte ich dir denn sauer sein? Ich habe dir schließlich mein Leben zu verdanken,“ ich lächle dich an. Ich muss mir eingestehen, dass ich mir so ehr gewünscht habe, dass du es bist, dass ich nicht sauer sein kann.

„Da bin ich aber erleichtert,“ sagst du und guckst mir tief in die Augen, „ Und es tut mir Leid, dass ich es dir nicht gesagt habe und dass ich dich gerade versetzt habe, aber ich dachte du wärst sauer auf mich und würdest nicht mehr mit mir zusammen seinen wollen,“ sagst du noch, dann küssen wir uns. Es ist ein sehr langer und intensiver Kuss und ich wünsche mir, dass er nie zu Ende geht. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich geliebt. Das wir vom Regen ganz nass werden, merken wir nicht.

Ich frage dich noch, ob wir uns morgen sehen. Du willigst ein. Dann kommt der Bus und du verschindest in ihm.

Glücklich gehe ich nach Hause. Ich freue mich schon auf den nächsten Tag. Es war Weihnachten und ich war nicht allein.
 

Okay, also das is nu das vorletzte Kapitel.. und wie gesagt nimmt ein sehr tragisches Ende.. wie? wird nich verraten^^

So und ja Pat = Patrick, wie ihr mitbekommen haben solltet.. aber war ja denke ich shcon länger klar^^

Naja und danke an Knoedelchen für die lieben Kommis..

Und schreibt mir wieder welche^^

bye bye Claud

Abschied??

Als ich zum zweiten Mal an diesem Abend zur Tür rein komme, fängt gerade das Telefon an zu klingeln.

„Rea Kleiber,“ melde ich mich.

„Hallo Rea. Hier spricht deine Tante,“ kommt es vom anderen Ende der Leitung.

„Oh,“ sage ich erstaunt, „ hallo“

„Ich rufe an, weil ich dir nur sagen wollte, dass ich dich übermorgen abholen komme. Nach den Ferien kannst du auf deine neue Schule gehen. Du wirst die Klasse natürlich wiederholen.“

„Aber...aber,“ stammele ich geschockt. Ich wollte doch gar nicht weg von hier.

„Dann bis übermorgen,“ sagt sie noch und legt dann auf.

Entgeistert starre ich den Hörer an.

Ich hatte nicht erwartet, dass sie mich so schnell holen würde. Und was würden die anderen dazu sagen? Kai und vor allem Pat?

In dieser Nacht schlief ich keine Sekunde. Um vier Uhr morgens reicht es mir dann. Ich gehe ins Wohnzimmer und kuschele mich mit meiner Decke vor das Fenster. Draußen regnet es.

Wie sollte ich es den anderen bloß erklären? Würden sie es verstehen? All diese Fragen quälen mich.

Dann wird es hell. Es hat aufgehört zu regnen. Ich gehe ins Bad und dusche, mache mich für den Tag mir Patrick fertig.

Um elf Uhr ist es dann soweit. Er klingelt an meiner Tür.

„Hallo mein Schatz,“ sagt er, als ich die Tür öffne und gibst mir einen Kuss, „ Frohe Weihnachten! Wollen wir los?“

„Klar,“ sage ich, versuche fröhlich zu klingen, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich dir heute noch eine schlechte Nachricht sagen werde. Es funktionier. Du merkst es nicht.

Wir gehen spazieren, im Park, und unterhalten uns über alles mögliche. Schließlich kommen wir am Strand an. Hier hatten wir uns zum ersten Mal geküsst. Es war noch gar nicht so lange her und jetzt sollte es schon wieder vorbei sein?

Wir gehen zu der Bank auf der mir Kai seine Liebe gestanden hatte, das alles schien schon so lange her zu sein.

„Und hier ist mein Weihnachtsgeschenk für dich,“ sagst du und gibst mir ein kleines Päckchen. Ich packe es aus und finde darin einen Ring. Er ist wunderschön.

Ich bin sprachlos, kann nur ein leises `Danke´ stammeln. Du nimmst den Rind aus dem Kästchen und steckst ihn mir an den Finger.

„Damit du immer das Gefühl hast, dass ich bei dir bin. Du sollst nie mehr alleine sein, Rea,“ sagst du und küsst mich.

Wenn du bloß wüsstest, was ich dir gleich sagen muss.

Dann hole auch ich ein kleines Päckchen aus meiner Tasche und gebe es dir.

„Du darfst es erst auf machen, wenn ich weg bin,“ sage ich. Du guckst mich komisch an, nickst dann aber.

Ich hole noch einmal tief Luft. Ich muss es dir jetzt sagen.

„Patrick,“ beginne ich, weiß aber gar nicht, wie ich es dir sagen soll, „ Ich werde wieder einsam sein,“ sage ich nach einer kurzen Pause. Du schaust mich fragend an. Ich stehe auf und drehe mich weg von dir.

„Meine Tante hat gestern Abend angerufen. Sie wird mich morgen mit nach Freiburg nehmen“

Zuerst sagst du gar nichts. Ich höre nur deine Atem hinter mir.

„Willst du das denn?,“ fragst du schließlich. Ich kann aus deiner Stimme entnehmen, dass du sauer bist, auf mich, auf meine Tante, ich weiß es nicht.

„Ich...weiß nicht,“ sage ich stotternd.

„Schau mich an, wenn du mit mir redest,“ sagst du mit fester Stimme, „ Und sag mir dann noch mal, willst du das, Rea?“

Ich drehe mich um, habe Tränen in den Augen.

„Ich denke, ich kann dort ein neues Leben beginnen. Es ist denke ich eine neue Chance.“

„Das heißt also, du willst mir sagen, dass es dir egal ist? Du LÜGNERIN!,“ das letzte Wort schreist du mir ins Gesicht. Auch du weinst. Du starrst mich einige Sekunden an, als hoffst du, dass ich noch etwas sage, dann drehst du dich um und gehst.

Ich breche auf der Stelle zusammen. Warum kann ich nicht einmal die Wahrheit sagen? Ich werde von Schluchzen geschüttelt, als ich plötzlich eine warme Hand auf meiner Schulter spüre.

Ich drehe mich um, kann im ersten Moment vor lauter Tränen in meine Augen nichts erkennen, doch dann sehe ich Kai vor mir knien.

„Was ist denn los?,“ fragt er und wir setzen uns auf die Bank. Ich erzähle ihm alles. Das Telefonat mit meiner Mutter, das Treffen mit Patrick und unser Streit und auch, dass ich ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Als ich ende schaut Kai mich ein paar Sekunden nur an, sagt dann aber:

„Es ist echt komisch, dass ausgerechnet ich dir das sage, Rea, aber ich denke du solltest ihn suchen. Weißt du eigentlich sollte ich froh sein, bis gestern hatte ich mir so sehr gewünscht, dass ihr euch streitet, aber ich habe gerade gemerkt, dass du ihn liebst und nicht mich. Ich weiß nicht, warum du ihm nicht die Wahrheit gesagt hast, vielleicht dachtest du es ist dann einfacher, aber das solltest du nachholen. Und jetzt hör auf zu weinen und lauf, lauf und such ihn.“

Erst gucke ich ihn sprachlos an, dann springe ich auf.

„Danke, Kai,“ sage ich noch und renne dann in die Richtung, in die Patrick verschwunden ist.

„Ich habe gesehen, wie er in Richtung Springbrunnen gegangen ist,“ höre ich Kai noch rufen, dann bin ich schon um die nächste Ecke verschwunden.

Der letzte Brieg

Der Springbrunnen ist Patricks Lieblingsplatz in der Stadt, das hatte er mir mal erzählt. Er stand in der Mitte einer Vertiefung und war von einer runden Triebühne aus Stein umrundet, wobei der Springbrunnen der tiefste Punkt war. Man konnte nur über die Triebbühnen nach unten gelangen. Es waren ungefähr 90 Stufen. Ich hatte sie als Kind mal gezählt.

Ich brauchte sehr lange, bis ich dort ankam. Das lag daran, dass ich die meisten Busse, die dorthin unterwegs waren gerade verpasst hatte. Und so laufe ich. Ich renne so schnell ich kann. Will mich entschuldigen, dir die Wahrheit sagen, dir sagen, wie sehr ich die brauche.

Schließlich komme ich an den Triebbühnen an. Ich bleibe oben stehen und sehe mich um.

Dort unten sitzt du auf dem Rand des Springbrunnens, mit dem Rücken zu mir.

„ Patrick!,“ rufe ich und renne wieder los, die Triebühne herunter. Und dann merke ich, wie ich stolpere und den halt verliere. Ich falle, falle die ganzen 90 Stufen hinunter, überschlage mich zwei, drei Mal. Ich spüre den Schmerz, bei jedem weiterem Schlag und dann den Schmerz des Aufpralls. Ich bin unten angekommen, liege am Fuß der Triebbühne.

Ich sehe Leute um mich herum, viele Leute. Einer ruft einen Notarztwagen, aber wo bist du?

Ich schaue mich um, so gut ich kann und dann tauchst du vor mir auf. Ich lächle dich an. Du nimmst mich in die Arme.

„ Patrick,“ sage ich schaue dir in die Augen. Diese wunderschönen, azurblauen Augen, „ Ich hab dich vorhin angelogen. Ich will hier bleiben, hier bei dir. Ich brauche dich und ich liebe dich. Ich will, dass du das weißt,“ ich spüre, dass ich langsam meine Kraft verliere, ich spüre, dass dies die letzten Momente meines Lebens sind.

„ Es tut mir so Leid, Rea,“ sagst du, „ Ich hätte vorhin nicht einfach so weggehen dürfen.“

„ Nein mir tut es Leid,“ sage ich nun sehr leise, „ Ich hätte dich nicht anlügen dürfen. Ich hätte dir sagen müssen, dass ich dich zum Leben brauche. Du hast mir so sehr geholfen, und du hast mir das Leben gerettet, dafür kann ich dir nicht genug danken, aber das wichtigste ist, dass du mich wieder glücklich gemacht hast. Du hast das Glück zurück in mein Leben gebracht, in mein kaputtes Leben. Du hast mir bewiesen, dass man auch vertrauen kann, ohne verletzt zu werden“

„ Du hast auch mir geholfen. Du hast die Sonne wieder in mein Leben gebracht, die Sonne, die so lange verschwunden war,“ sagst du und ich spüre eine Träne von dir auf meiner Stirn.

„ Bitte versprich mir, dass du glücklich wirst,“ sage ich leise.

„ Wir werden zusammen glücklich!,“ erwiderst du. Ich bringe nur ein schwaches Lächeln hervor.

„ Du musst weiter Leben, Patrick, dass musst du mir versprechen“

Du weißt, dass ich bald gehen muss, willst es aber nicht begreifen. Es fängt an zu schneien. Es ist der erste Schnee in diesem Jahr und das an Heiligabend.

„ Bitte vergiss mich nicht,“ unter Schmerzen richte ich mich auf und küsse dich ein letztes Mal, „ Ich liebe dich,“ sage ich, während ich mich wieder in deine Arme zurück fallen lassen, „ Versprich es mir,“ sage ich noch und warte auf dein Nicken.

Langsam verschwinden die vielen Leute um uns rum vor meinen Augen, nur du bist noch da und siehst mich mit deinen wundervollen Augen an. Ich spüre den Schnee auf meiner Haut. Er fällt nun in immer dickeren Flocken.

„ Ich werde frei sein wie ein Stern, nicht war?,“ frage ich noch, dann mache ich die Augen zu.

„ NEIN,“ höre ich dich schreien, „ Bitte verlass mich nicht, Rea“

Ein leichtes Lächeln spielt um meine Lippen. Ich spüre einen letzten Schmerz, dann sehe ich ein weißes Licht.

Ich lasse meine Seele los. Sie ist nun frei und sie wird auf dich warten.
 

Reas Kopf fällt zur Seite auf Patricks Arm.

Nun hat sie ihren Frieden, denkt er, als die Sanitäter ihren toten Körper auf eine Bare legen und in den Wagen schieben.

Patrick nimmt ein letztes Mal Abschied und dreht sich dann um. Er geht nach Hause, immer noch weinend. Das seine Klamotten vom Schnee ganz nass und durchweicht sind, nimmt er gar nicht war.

Bei ihm zu Hause angekommen setzt er sich an seinen Schreibtisch und holt das Geschenk aus der Tasche, dass ihm Rea gegeben hatte. Es ist ein Bilderrahmen aus Glas, in dem ein Zettel eingerahmt ist, auf dem steht:

VERGISS MICH NICHT; ICH LIEBE DICH

„ Oh Rea,“ sagt Patrick und holt einen Zettel und einen Stift aus einer Schublade. Er schreibt:
 

Liebe Rea,
 

ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist alles so unfair. Warum ist das Leben immer so gemein? Ich weiß nicht, was es gegen dich hatte, aber es wollte nicht, dass du glücklich wirst.

Und es will nicht, dass ich glücklich bin. Ich hatte endlich jemanden gefunden, der mich zu verstehen schien. Dieser jemand warst du. Wir hatten uns gefunden und endlich schien es so, als könnten wir beide wieder glücklich werde, zusammen.

Aber jetzt, bist du nicht mehr da. Ich weiß nicht, wie ich es ohne dich aushalten soll, aber ich werde versuchen mein Versprechen zu halten. Ich werde versuchen glücklich zu werden, ohne dich, auch wenn ich es unfair finde. Warum durftest du nicht glücklich sein? Warum?

Ich kann mit Worten nicht ausdrücken, was ich für dich empfinde. Schon nach deinem ersten Brief wusste ich, dass du etwas besonderes bist. Und als wir uns dann endlich gefunden haben, wurdest du mir wieder entrissen.

So ist das Leben würdest du jetzt in deiner kühlen Art sagen, obwohl ich genau wüsste, dass du es nicht so meinst. Ja du warst etwas ganz besonderes, und ich konnte dir nie sagen, was ich für dich empfinde. Das hast du nicht verdient und deshalb tue ich es jetzt:

Rea ich liebe dich.
 

In Liebe

Dein Pat
 

Drei Monate später in einem Zeitungsartikel
 

Heute war die Beerdigung von Patrick Müller. Vor zwei Tagen fand man seine Leiche vor den Klippen im Meer liegen. Ein Freund erzählte, dass er abrutschte, als er einen Brief in einer Flasche ins Meer schmeißen wollte. Es war ein Abschiedsbrief an seine Freundin, die vor drei Monaten an einem Unfall starb. In dem Brief schrieb er, dass er versuchen würde auch ohne sie glücklich zu sein. Der Freund sagte uns, dass es nicht so war.

Wir hoffen, dass sie nun zusammen glücklich sind, in einer anderen Welt.
 

The End
 

so Leute, das wars nun also.. Wie gesagt, das ist also das erste, was ich so an längeren Geschichten fabriziert habe.. Ich hoffe es hat euch gefallen ;)

Nochmal danke an dich, Knoedelchen, dass du immer so fleißig Kommentare schreibst.. is echt sehr lieb von dir :-*

bye bye

eure Claud



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  knoedelchen
2007-03-21T14:31:43+00:00 21.03.2007 15:31
erste
*schnief*
ich hoffe dass beide, rea und patrick nun zusammen glücklich sind. vom ganzen herzen.
was soll man sagen, wenn der/die gestorben ist, den/die man liebte? Was soll man machen?
ich finde patrick hatte das richtige vor. weiter leben. auch wenn es weh tut und man glaubt, dass man nie mehr lachen oder lächeln kann. lebt für die menschen weiter, die euch lieben und nie vergessen können.
zwar ist der tod ein ständiger begleiter, auch in meinen ffs kommt er recht häufig vor, aber er ist auch etwas gutes finde ich. ein neuanfang. für rea und patrick.
nicht alle denken so, es ist meine meinung.
lg knoedelchen, hab dich lieb claud
*claud knuddel*
Von:  knoedelchen
2007-03-20T19:58:37+00:00 20.03.2007 20:58
jaja, schon wieder ein kommentar von einem lebensmittelchen^^
kai als seelsorger?! *lol*
aber mal im ernst:(ich kann ernst sein? O.O")
deine ff ist gut, vllt würde es besser sein wenn du absätze rein machst. oka~~~y es ist nur so, ich bin eine alte oma vom 16 jahren und diese oma vertut sich immer in der zeile und da sind absätze halt praktischer XD
okay vergiss was ich grad geschrieben hab` *peinlich in der ecke sitz*
mfg mit freundlichen grüßen die welt liegt uns zu füßen denn wir stehn drauf...*singz*
ich hasse abkürzungen.
lieben grüße, hab dich lüb *knuddel*
knoedelchen, das lebensmittelchen
Von:  knoedelchen
2007-03-20T15:19:23+00:00 20.03.2007 16:19
ich schreib doch gerne kommis claud XD
das pat=patrick war ja i-wie klar....*schlaues kind* XD
nun ja, du weißt ich bin sehr konstrucktiv, wollt nur mal sagen... ob nun tragisches ende oder happy end ist es nicht eigntlich egal?
es gibt ja auch leute wie ich!
ich hatte eines tages happy ends so was satt, konnte sie nicht mehr sehen oder lesen, da hab ich nur noch filme oder bücher gelesen wo es kein happy end gibt. so bin. verrückt.
du hast eine verrückte als leserin! aber ich denk mal das geht in ordung... *muahahahaarrr*
lg knoedelchen, hab dich lüb^^
Von:  knoedelchen
2007-03-19T13:34:01+00:00 19.03.2007 14:34
pat = patrick?
war ja i-wie klar... :) denke ich mal^^
schönes kapitel, schön deprimierend. ich mag depri-ffs
also ein GROßES LOB an dich^^
schönen tag noch, hab dich lüb, dein knoedelchen
ps: ich wünsche dir noch seeehr viel mehr leser/innen, denn diese ff ist echt super, ne freundin von mir, die leider keine kommentare schreiben kann, es aber aber gerne würde hat zu mir gesagt: "Hey knoedelchen, sag ihr mal, die story ist echt gut und sie soll gefälligst bald weiter schreiben."
O.O ich dachte dazu nur: sie spricht mir aus dem herzen und nun hast du mal ein langey kommentar von misch^^
*winke.winke*
Von:  knoedelchen
2007-03-18T16:03:52+00:00 18.03.2007 17:03
entschuldige mal was hat denn dieser Kai erwartet?
" oh kai, danke für diese entschuldigung! wollen wir ein tässchen tee trinken ?"
*meine hand schlag*
ahäm.... wenn ich nicht geschlafen hab, hab ich meistens solche "fiesen" anfälle, bitte nicht ernst nehmen und bald ein neues kapitel rein stellen, also zwei neue wären natürlich auch gut...ähm...
schönen sonntag noch bis bald, hab dich lüb dein knoedelchen
Von:  knoedelchen
2007-03-18T15:58:23+00:00 18.03.2007 16:58
*kai eine in die fresse schlag*
reicht das als kommentar?
nein, nein ich schreib ja noch mehr, auf jeden fall ein schönes kapitel obwohl ich mit schön nicht den inhalt meine wie ich ihn finde sondern wie er geschrieben wurde von dir^^
naja ich les dann mal weiter...
*zum nächsten kapitel hobbs*
Von:  knoedelchen
2007-03-17T12:30:34+00:00 17.03.2007 13:30
sonja mal nett? XD
okay mal was konsturktives: vllt solltest du die letzten beiden kapitel noch mal überarbeiten denn die briefe sind nicht kursiv( nennt man das so?) geworden sondern da steht nur und ^^
wollt ich nur mal sagen... *lächel*
nun ja, schönes wochenende noch und hab dich lüb^^
dein knoedelchen
Von:  knoedelchen
2007-03-17T12:23:48+00:00 17.03.2007 13:23
hey endlichd er brief von pat^^
danke claud xD
schönes kapitel udn ich werd auch gleich mal das nächste lesen, vllt schreib ich da mal mehr, ich merke grad meine kommis sind so ziemlich alle unproduktiv und unkonstrucktiv... T-T
bay bay sagt ein glückliches knoedelchen
Von:  knoedelchen
2007-03-16T14:21:05+00:00 16.03.2007 15:21
mist, alle meine schönen kommi weg... T-T
ich schreib neue *sich fest vor nimm*
aber nun mal zum fünften kapitel:
ich sage nur hannibal lector würde gerne mit der tante essen gehen... *teuflisch lach*
ich freu mich schon auf fortsetzung....
aber ich finde jetzt, das auch mal wieder ein brief von pat kommen könnte...
schönen tag noch sagt/ wünscht das knoedelchen^^


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