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Ich brauche dich

Ohne dich kann ich nicht leben
von

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Aufgefangen

Die Einsicht, dass ich wirklich gehasst wurde legte einen Schalter in mir um. Ich versteckte mich wieder hinter meinem Eisberg, wurde wieder verschlossener. Schwester Sonja war sehr verwirrt deswegen und sie fragte mich mehr als einmal nach dem Warum, doch ich konnte es ihr nicht sagen.

Nur, wenn ich Pats Briefe las, wurde mir wieder warm ums Herz. Er schaffte es doch immer wieder mich aufzuheitern. Ich kam langsam in den glauben, dass es niemanden auf der Welt gab außer ihm, der mich mochte. Das stimmte natürlich nicht. Ich hatte ja auch noch Schwester Sonja und ein paar Mädchen aus meiner Station, doch ihre Besuche wurden seltener, denn meistens saß ich nur schweigend da, wenn wir irgendwas zusammen machten und so verloren sie das Interesse mit mir befreundet zu sein.

Im Krankenhaus blieb mir nur Schwester Sonja, die mich anscheinend nicht aufgeben wollte. Sie versuchte immer wieder zu mir durchzudringen und ich merkte, wie auch sie sich langsam, genau wie Pat, mein Vertrauen erarbeitete.

Doch eines Tages wurde auch sie mir genommen. Es war inzwischen Dezember geworden und Weihnachten rückte immer näher, doch mir war es egal. Ich hasste das Weihnachtsfest, denn es zeigte mir immer wieder, wie einsam ich war. Außerdem war ich letzte Jahr im Dezember ins Krankenhaus gekommen. Ich wusste noch wie bitterlich ich an Heiligabend geweint hatte, weil niemand da war, der mit mir feierte, niemand, der mir zeigte, dass ich geliebt wurde.

Jedenfalls kam Sonja eines morgens in mein Zimmer um mir das Frühstück zu bringen. Es war wiedermal an einem der Tage an denen ich Ausgang hatte.

„Guten Morgen, Kleines,“ sagte sie, als sie rein kam. Sie hatte sich angewöhnt mich “Kleines“ zu nennen.

„Guten Morgen,“ erwiderte ich lächelnd.

„Darf ich mich einen Moment zu dir setzen? Ich muss dir was wichtiges sagen,“

„Klar. Was gibt es denn?“

„Der Stationsarzt hat heute morgen mit mir gesprochen. Ich werde in eine andere Station versetzt,“ sagte sie etwas betrübt.

„Aber das ist doch spitze!,“

„Das heißt, dass wir uns nicht mehr so oft sehen können, Rea.“

„Ach klar! Ich kann dich doch besuchen kommen und du kannst ja auch mal vorbeischauen.“

„Das wird nicht gehen,“ sagte sie und nun liefen ihr die Tränen über das Gesicht.

„Aber wieso denn nicht? Sonja was ist los? Warum weinst du denn?“

„Ich wurde in ein Krankenhaus nach Berlin versetzt,“ sagte sie. Darauf wusste ich nichts mehr zu sagen.

Normalerweise hätte ich ihr gesagt, dass sie sich gefälligst freuen sollte und das es mir trotzdem gut gehen würde, aber ich konnte es nicht. Ich konnte nicht mehr so kühl sein und so nahm ich sie in die Arme und weinte mit ihr.

„Es ist bestimmt kein Abschied für immer,“ brachte ich stockend heraus., „ Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen werden!“

„Ja bestimmt!,“ erwiderte sie, „ Und du darfst jetzt nicht aufgeben, Kleines. Du hast es fast geschafft! Du wirst den Krebs besiegen. Da bin ich mir sicher. Ich glaube an dich!“

„Danke, das wird mir Kraft geben“

„Ich muss jetzt los. Ich wünsch dir viel Glück in deinem weitern Leben, Rea.“

Sie lies mich los und machte sich auf den Weg. An der Tür angekommen drehte sich noch einmal um. Sie lächelte und winkte mir noch einmal zum Abschied zu. Dann holte sie einen Brief aus ihrer Tasche und warf ihn mir zu. Ich lächelte zurück. Dann verschwand sie aus meinem Zimmer.

Ich las Pats Brief und er heiterte mich wie immer wieder auf. Auch er schrieb nämlich, dass ich unbedingt weiter kämpfen müsse.

Und schon wieder wurde mir jemand wichtiges aus meinem Leben genommen. Das Schicksal meinte es echt nicht gut mit mir. Schwester Sonja war meine beste Freundin gewesen und ich würde sie nie vergessen. Doch ich würde weiter kämpfen, wie sie es gesagt hatte.

Schon kurze Zeit später waren die Tränen getrocknet und ich auf dem Weg zum Strand. Dort angekommen sah ich wieder die Jungs aus meiner Klasse, wie sie Fußball spielten. Auch Kai war dabei, aber irgendwie war es mir ziemlich egal und so ging ich zu ihnen um zuzugucken.

Ich war gerade auf dem Weg zu einer Bank, als Kai mich bemerkte.

„Ach guckt mal, da ist ja der kleine Eisblock Rea,“ spottete er, „ was willst du denn hier?“

„Ich wollte euch nur ein bisschen zu gucken,“ sagte ich mit fester Stimme.

„Wir wollen dich hier aber nicht haben, Rea! Kapierst du denn nicht, dass dich keiner mag? Alles hassen dich und daran bist nur du schuld! Du hast ja nie etwas dafür getan, dass du gemocht werden würdest! Es wäre uns auch egal, wenn du an deinem Krebs sterben würdest! Es würde keiner an dein Grab kommen, weil dich keiner mag und es würde dich auch niemand vermissen! Also geh einfach in dein blödes Krankenhaus zurück und versink in deinem Selbstmitleid!,“ das letzte schrie er schon fast. Ich stand nur da und fühlte wie viel Hass in seiner Stimme lag. Ich war wegen Schwester Sonja sowieso schon sehr traurig und das gab mir nun den Rest.

Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um und rannte davon. Ich rannte auf die Klippe zu, auf der unser kleiner Leuchtturm stand. Kai hatte Recht. Mich würde keiner vermissen, also konnte ich auch gleich streben!

Auf der Klippe angekommen hörte ich auf zu rennen. Ich ging langsam an den Rand und sah hinunter auf die Felsen. Ich konnte sehnen, wie das Meer dagegenspritzte.

Es würde nur einen kleinen Moment weh tun, dann wäre alles vorbei. Alles würde von mir abfallen. Der Schmerz, die Trauer und die Einsamkeit.

Ich breitete meine Arme aus, bereit zum Sprung, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief. Es war Patrick.

„Bitte tu das nicht, Rea! Es gibt bestimmt jemanden, der dich vermissen würde! Du würdest diese Menschen sehr traurig machen“

„Das ist mir egal! Die paar Menschen würden auch ohne mich klar kommen! Außerdem wüsste ich niemanden, der mich überhaupt vermissen würde!“

„Ich würde dich vermissen!,“ sagte er und ich merkte, wie er mich sanft von hinten umarmte und mich nach unten zog.

Da saßen wir nun auf dem Boden und ich spürte, wie er weinte. Weinte er etwa wirklich um mich?

„Warum lässt du mich nicht einfach springen? Du würdest darüber hinwegkommen!“

„Ich finde das sehr egoistisch von dir Rea. Ich bin sicher nicht der einzige, der dich vermissen würde. Hör doch mal in dich hinein. Glaubst du nicht, dass es da noch jemanden geben würde? Überleg doch mal, wie du dich gefühlt hast, als deine Eltern starben,“ er hielt mich immer noch fest umschlungen und plötzlich rannen auch mir die Tränen über die Wangen.

Das Bild von Schwester Sonja tauchte vor meinen Augen auf. Und auch das von meiner Tante und schließlich das von meinen Eltern. Sie schauten mich alle vorwurfvoll an. Und dann war da ja auch noch Pat.

Patrick hatte Recht. Ich war egoistisch, wenn ich dachte, dass mich niemand vermissen würde.

„Du bist nicht allein auf dieser Welt,“ sagte er und stand auf. Auch ich erhob mich und zusammen gingen wir zurück zum Krankenhaus.

Dort angekommen brachte mich Patrick noch bis in mein Zimmer und versprach mir mich am nächsten Tag wieder besuchen zu kommen.

Kaum war er aus dem Zimmer gegangen fing ich an Pat zu schreiben.
 

Lieber Pat,

heute war wiedermal so ein Deprietag. Erst musste ich erfahren, dass Schwester Sonja nach Berlin versetzt wurde. Meine bester Freundin würde mich verlassen. Aber ich versuchte trotzdem stark zu sein und nicht wieder in diesen Selbstmitleid hinein zu geraten, genau, wie du es gesagt hast. Ich ging zum Strand, um mich ein bisschen abzulenken. Dort spielten ein paar Jungs aus meiner Klasse Fußball. Unter ihnen auch Kai. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging trotzdem zu ihnen. Aber kaum war ich dort angekommen beschimpfte Kai mich schon, mich würde ja eh keiner vermissen, auch wenn ich sterben würde.

Ich war sehr geschockt und redete mir ein, dass er Recht hatte und so lief ich auf die Klippen.

Ich wollte mich doch tatsächlich umbringen. Doch noch bevor ich springen konnte, holte mich Patrick (ich hab dir ja von ihm erzählt) auf den Boden der Tatsachen zurück. Er führte mir vor Augen, dass es schon einige Leute geben würde, die mich vermissen würden. Er hat mich buchstäblich aufgefangen.

Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich weiß echt nicht, was ohne ihn passiert wäre.

Ich freu mich auf deinen nächsten Brief!
 

Grüße

Deine Rea



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  knoedelchen
2007-03-19T13:34:01+00:00 19.03.2007 14:34
pat = patrick?
war ja i-wie klar... :) denke ich mal^^
schönes kapitel, schön deprimierend. ich mag depri-ffs
also ein GROßES LOB an dich^^
schönen tag noch, hab dich lüb, dein knoedelchen
ps: ich wünsche dir noch seeehr viel mehr leser/innen, denn diese ff ist echt super, ne freundin von mir, die leider keine kommentare schreiben kann, es aber aber gerne würde hat zu mir gesagt: "Hey knoedelchen, sag ihr mal, die story ist echt gut und sie soll gefälligst bald weiter schreiben."
O.O ich dachte dazu nur: sie spricht mir aus dem herzen und nun hast du mal ein langey kommentar von misch^^
*winke.winke*


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