Kap.1
VERÄNDERUNGEN
Kapitel 1
Zum tausendsten mal, so schien es Shigure zumindest, stapfte Kyo nun schon wieder an dem kleinen Tisch im Wohnzimmer vorbei. Seid einer Ewigkeit lief der Rothaarige nun schon ungeduldig auf und ab und murmelte manchmal etwa unverständliches vor sich hin. Der Schwarzhaarige, der die ganze zeit scheinbar seelenruhig an besagtem Tisch gesessen hatte und eine Tasse Tee schlürfte, musste nun doch langsam zugeben dass auch er sich mit der Zeit Sorgen machte.
Er war wohl einer der wenigen, die bemerkt hatten dass sich das Verhalten zwischen Kyo und seinem ‘Erzrivalen’ Yuki verändert hatte. Ein Außenstehender hätte wohl nie etwas bemerkt, nicht einmal die anderen Familienmitglieder schienen davon etwas mitbekommen zu haben. Doch wenn man tagein tagaus zusammen unter einem Dach lebt, bemerkt man auch die kleinste Veränderung im Verhalten eines Menschen. Es war nicht so, dass Katz und Maus plötzlich die besten Freunde waren und sich bei jeder bietenden Gelegenheit um den Hals fielen …im Gegenteil. Die Kämpfe der beiden schienen nicht im geringsten nachgelassen zu haben. Nur wenn man genauer hinsah bemerkte man dass die Härte der Schläge sich veränderte und damit auch das Ausmaß der Verletzungen. Ganz zu seinem eigenen Wohl ging zudem kaum noch etwas zu Bruch außerdem hatte er mit anfänglicher Skepsis festgestellt, dass ihnen ihre Auseinandersetzungen regelrecht Spaß machten, anders konnte man das scheinbar unter drückte Grinsen in den Gesichtern kaum deuten. Natürlich ärgerten sie sich gegenseitig weiterhin und führten heftige Wortgefechte, doch der Hass der früher immer in ihren Augen gestanden hatte war verschwunden . Beendet wurden ihre Streitereien auch anders als früher, denn irgendwie schien immer einer von beiden nachzugeben, auch wenn sie das niemals zugeben würden, das verbot ihnen einfach ihr Stolz.
Doch dieser Veränderung zum Trotz …Kyo nun so zu sehen, machte auch ihm beinahe Angst. Natürlich …Yuki hätte schon längst wieder hier sein müssen aber dass es den Jungen so sehr mitnahm, hätte er nie für möglich gehalten.
Plötzlich knallte der Jüngere die Hände auf den Tisch genau vor Shigure, sodass dieser beinahe seine Tasse fallen gelassen hätte.
“Das reicht …Ich gehe ins Haupthaus!” damit wandte er sich in Richtung Tür und nahm seine Jacke vom Haken.
“Hey Kyo was soll das? Das kannst du nicht machen und das weist du genau!” Kyo geriet ins stocken…
“Du weist was passiert wenn du ins Haupthaus gehst…”, fuhr Shigure fort. Jedoch ohne Erfolg, denn ohne sich noch einmal umzudrehen schlug der Rothaarige, mit einem “Ist mir doch egal!!!” auf den Lippen, die Tür hinter sich zu und lies einen verdutzten und gleichzeitig besorgten Shigure zurück.
Kyo lief in die kalte Nachtluft hinaus und war froh darüber sich seine dicke Jacke angezogen zu haben.
Verdammt noch mal!!! Warum war die verdammte Ratte nicht schon längst wieder zu Hause? Er hätte doch schon gestern Abend wiederkommen sollen!
Shigure hatte ihn gestern noch beschwichtigen wollen indem er sagte, dass es wohl schon zu spät gewesen wäre und er deshalb die Nacht im Haupthaus verbracht hätte, doch das hatte ihm Kyo schon zu diesem Zeitpunkt nicht abkaufen wollen. Yuki würde auch bei Schnee, Regen und Hagel mit Gewitter und Orkanböen zusätzlich zu einem Taifun niemals auch nur eine Nacht freiwillig im Hauptanwesen der Somas verbringen außerdem hätte er doch wohl anrufen können. Doch Shigure hatte immer wieder auf ihn eingeredet und so hatte er sich davon abbringen lassen sofort loszustürmen. Doch nun konnte er einfach nicht mehr anders …nicht nachdem er Yukis Blick gestern gesehen hatte.
»Flashback Beginn«
Sie saßen alle drei noch etwas verschlafen beim Frühstück, das gezwungenermaßen Kyo hatte herrichten müssen denn Toru war ja für ein Austauschjahr in den Staaten. Erst hatte sie nicht gewollt, doch Kyo und Yuki hatten es schließlich doch geschafft sie zu überzeugen, da das wohl ihre einzigste Gelegenheit sein dürfte je nach Amerika zu kommen. Und so war sie vor 3 Tagen abgereist, jedoch nicht ohne zuvor noch x-mal zu fragen ob es auch wirklich OK sei das sie ging.
Kyos Kochkünste waren zwar nicht mit denen Torus zu vergleichen aber immerhin konnte man davon leben.
Shigure schien noch zu schlafen - wenn auch mit offenen Augen - er hatte wohl wieder einmal die Nacht damit verbracht an seinen mysteriösen Romanen zu schreiben. Katz und Maus hatten sich in einen ihrer allmorgendlichen Streitereien verwickelt, ob der Reis nun genau richtig oder zu lang gekocht war als plötzlich das Telefon klingelte. Beide sprangen gleichzeitig auf, sodass Shigure aus seinem Halbschlaf erwachte, und lieferten sich dann einen erbitterten Kampf um den Telefonhörer, den schlussendlich wie immer Yuki gewann. Er legte den erkämpften Gegenstand mit einer Hand an sein Ohr und mit der anderen versuchte er Kyo auf Abstand zu halten. Doch dann versteifte er sich plötzlich, was auch dem rothaarigen nicht entging …sofort lies er von ihm ab und schaute den anderen fragend an. Der Ausdruck in Yukis Gesicht lies auch ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Seine grauen Augen waren vor Entsetzen geweitet und völlig ausdruckslos dann senkte er den Kopf. Er spürte wie der Herzschlag seines Gegenübers für einen Moment aussetzte, dann wurden seine Augen völlig leer und er sank förmlich in sich zusammen. “Ja, natürlich!” und Kyo erschrak ein weiteres mal.
Seine Stimme …sie klang so fern, …gebrochen, …ergeben. Er wandte sich ab …ohne ein einziges Wort der Erklärung ging er in Richtung Haustür, nahm seinen Mantel vom Haken und zog bereits seine Schuhe an. Erst jetzt gelang es Kyo sich aus seiner Erstarrung zu lösen “Was…???” Yuki hielt einen Moment inne drehte sich zum sprechen jedoch nicht um “Ich muss ins Haupthaus!!! Ich ……Akito …….” Stille.
“Ich bin gegen Abend wieder da!” brachte er noch leise hervor, schloss die Tür hinter sich und verschwand.
»Flashback Ende«
Er sah diesen Blick kurz bevor der grauhaarige die Tür hinter sich schloss immer noch vor sich “Yuki …..” flüsterte er in die kalte Dunkelheit vor sich und beschleunigte seine Schritte ein weiteres mal.
