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Unter schwarzer Flagge

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Liebes animexx-team !

Bitte veröffentlich meine fanfiction unter meinem usernamen MADOWS.

Vielen Dank !
 


 


 

Hallihallo. Hier ist wieder Andrea.chibimoon@addcom.de. Endlich hab ich es geschafft meine 10. fanfiction fertigzustellen. Wie einige Haruka- und Michirufans wissen, probiere ich beim Schreiben gern mal was aus. Könnt ihr euch Haruka und Michiru in der Piratenzeit vorstellen ? Nicht ? Nun, lasst Euch einfach mal von mir ins 16. Jahrhundert entführen.
 

Ach ja: Zwar habe ich früher immer sehr gern Piraten- und Mantel-und Degenfilme geschaut (was ich auch heute noch ab und zu mache). Aber ich kenne trotzdem nicht die Arten und Beschaffenheiten der Schiffe. Sollte es also falsch sein, daß 100 Piraten Platz auf einem Dreimaster finden, verzeiht mir bitte. Ich wußte es nicht besser. Ich wünsche Euch viel Vergnügen mit
 

Unter schwarzer Flagge
 

Vorgeschichte
 

"Nein, Onkel! Das kannst Du nicht von mir verlangen." schluchzte Lady Michiru. Ihr Onkel schaute sie kalt an. "Ich kann und ich werde! Bis morgen früh bleibst Du in Deinen Gemächern." Das laute Knallen der Tür hallte noch lange in Michirus Ohren nach. ?Dieses Mal wirst Du Deinen Willen nicht bekommen. Dieses Mal nicht.....? brachte Michiru mit tränenerstickter Stimme mühsam hervor.
 

Lady Michirus Zofe Gundis, die sich unter anderem auch um den Garten kümmerte, schreckte hoch, als sie ein Geräusch von der Fensterseite der Burg hörte. Dann erstarrte sie in der Bewegung, als sie die Gestalt, die sich an der Burgmauer an mehreren aneinandergeknoteten Bettlaken herunterhangelte, entdeckte.

"Aber Lady Michiru! Was macht Ihr da?" Gundis wäre fast vor Entgeisterung ohnmächtig geworden. "Ich klettere aus dem Fenster. Das siehst Du doch!" schimpfte Michiru ärgerlich. "Aber......aber..... Lady Michiru...........Wenn Euch jemand gesehen hätte......." "Deshalb hab ich ja auch aufgepasst. Hilf mir jetzt lieber, Gundis." "Jawohl, Lady." Eilig tat die Zofe wie ihr geheißen und empfing ihre Herrin auf sicherem Boden. Hastig blickte Michiru um sich, ob die Luft auch wirklich rein war. "Hör genau zu, Gundis. Ich muß von hier verschwinden, und es muß heute Abend passieren." "Aber Herrin......!" "Schsch!" herrschte Michiru sie an. "Ich werde auf gar keinen Fall den greisen Shogun Delamar heiraten." Der Tonfall ihrer Herrin ließ erkennen, daß ihre Entscheidung endgültig war. "Gut, aber ich werde mit Euch gehen!"
 

*****

Die Einleitung
 

Wir schreiben das Jahr 1620 - Japan. Viele Seefahrer waren auf der Suche nach Macht und Reichtum. Ihre Heimat war der Ozean. Es war die Zeit der Piraten und Schmuggler, und es gab viele davon: Da war zum Beispiel der grausame Pirat Yakuro aus Japan, der dünne Pirat Vargaz aus Spanien, der schlaue Pirat Kapitän Black aus England, die derzeit den Pazifik umsegelten. Aber Kapitän Teno war der Listigste und Schnellste. Doch mit den meisten Piraten war Kapitän Teno nicht verfeindet.
 

Kapitän Teno's Erzfeind war Lord Dunway. Der habgierige, bereits alternde und vor allem mächtige Shogun, zudem noch ein erfahrener Fechtkämpfer, hatte es schon länger auf den wendigen, für seinen Geschmack etwas zu hübschen Piraten Kapitän Teno abgesehen. Bisher konnte er den Häschern des Shogun immer wieder entkommen. Doch vor wenigen Tagen hatte Dunway ihm eine Bauchwunde zugefügt, als dieser mit seiner Crew den berüchtigten Piraten mit seinem Dreimaster auf offener See angriff. Kanonenmäßig war Dunway den Piraten überlegen, und Teno war auf diesen Angriff nicht vorbereitet gewesen, denn als das entgegenkommende Schiff seine Piratenflagge gegen eine Königsflagge eintauschte, war es fast zu spät. Dennoch hatte Pirat Teno immer noch ein As im Ärmel und wies schneller als der Wind seine Mannschaft an, eine Breitseite zu feuern. Dennoch aber schaffte der Shogun es, das Piratenschiff zu entern. Doch Teno war dem Shogun mit seiner 100 Männer-und Frauen starken Besatzung weit überlegen. Es kam zum Kampf zwischen den beiden Kontrahenten. Aber in einem unachtsamen Moment Tenos, stieß der Shogun zu und flüchtete mit wenigen seines Gefolges feige, während die Piraten auf seinem Schiff reiche Beute machten. Sie fanden nicht nur Kisten voller Gold, Juwelen und Diamanten, auch Rum, Salz, Gewürze und Fleisch. Zudem nahmen sie ein paar Leute von Dunway gefangen und sperrten sie unter Deck.
 

*****
 

Die story
 

Ein paar Tage später...... Leise rauschte das Meer in gleichmäßigen Zügen, der Himmel war klar, und nur einige Möwen kreisten über dem Ozean. Die Sonne brannte heiß auf das alte, etwas demoliertes Schiff des Shoguns, welches sich nunmehr in Piratenhand befand und gemächlich auf dem offenen Meer trieb. Alles schien ruhig, doch dann.............
 

"Boot in Sicht!" schrie Elza vom Ausguck in die Stille. Da wurde auch schon mit einem Schwung die Tür zum Oberdeck aufgerissen, und Kapitän Teno schritt energisch an Deck. Einen Moment zog Elza bewundernd ihre Augenbrauen hoch, als sie Haruka, ihren "Käptn", unter sich ausmachte. Normalerweise kannte sie Haruka Teno, eine hochgewachsene, junge Frau mit kurzen, sandblonden Haaren, grünen Augen und markanten Gesichtszügen, nur in eng anliegenden halblangen Hosen, meist in bequemen Hemden, die Seefahrer eben zur damaligen Zeit trugen, und einem langen Umhang. Aber heute trug Haruka kurze Hosen, die knapp unterm Schritt endeten, und einen knackigen Po preisgaben. Ihr weißes Hemd verhüllte nur so eben ihren vollen Busen. Obwohl Haruka eine wunderschöne Frau war, verbarg sie ihre wahre Identität unter dem Deckmantel des geheimnisvollen ?Blonden Piraten?. Sie tat das nicht bewußt. Aber sie wollte ihren Gegnern ebenbürtig sein und verhindern, daß ihre meist männlichen Gegner aus Rücksicht darauf, daß sie eine Frau war, nicht genau so hart gegen sie kämpfen würden, wäre sie ein Mann. Nur die Mannschaft und ein paar wenige Ausnahmen, wußten um Kapitän Teno's wahre Identität.
 

Als Elza erkannte, daß Haruka das Laufen einige Schwierigkeiten machte, da diese noch immer verwundet war, hüpfte Elza flink wie eine Gazelle an den Wanten hinunter und legte vorsichtig eine Hand auf Harukas Schulter, da Bauch und Tallie mit dicken Verbänden umwickelt waren. Elza wollte sich nicht unnötig auf die Schulter des verletzten Piraten, da sie somit den Druck auf die Bauchwunde verstärkt hätte. "Haruka! Du weißt doch, daß Du noch viel zu schwach bist zum Aufstehen. Deine Wunde ist sehr tief." "Tief, aber nicht sehr schlimm." konterte Haruka. Elza lächelte: "Auch Du hast das Recht einmal Schwäche zu zeigen." versuchte Elza es noch einmal, da Haruka niemals zugeben würde, hätte sie tatsächlich noch starke Schmerzen. Käptn Teno lächelte Elza schief an. "Ich konnte es einfach nicht länger in meiner Kajüte aushalten. Außerdem brauche ich auch mal Frischluft. Reich mir doch bitte mal das Fernrohr. Als der Pirat Teno durchs Glas blickte, konnte er 2 Fischer in einem Boot erkennen.
 

Einer der Fischer schwenkte eine weiße Fahne. An Elza gewandt rief Haruka: "Sie kommen in Frieden. Sie sehen sehr geschwächt aus. Wir nehmen sie mit." "Aber........" wollte Elza widersprechen. "Wir nehmen sie mit." Mit diesen Worten steckte sie das Fernrohr ineinander, übergab es Elza und humpelte wieder in ihre Kajüte.
 

Wenig später klopfte es an der Tür des Käptns. "Ja!" ertönte es von innen. Elza trat ein. Sie schloß kurz die Tür und meinte zu Haruka: "Ich habe die beiden Fischer mitgebracht. Sie warten draußen." Die blonde Piratin nickte. Aber Elza rührte sich nicht vom Fleck. "Ist noch was, Elza ?" fragte Haruka freundlich. "Em, also die beiden............." Elza deutete mit dem Daumen nach draußen. "Was ist mit ihnen?" wollte der Kapitän nun auch interessiert wissen. "Sie scheinen mir etwas..............zart beseitet." Haruka hob belustigt die Brauen. "So? Schick sie mir mal rein." Ergeben breitete Elza die Arme vor ihr aus, verneigte sich dann übertrieben vor Haruka. Schließlich wedelte sie vor ihr herum und seufzte: ?Wie Ihr befehlt, Euer Durchlaucht.? Als sie aufschaute, sah sie ihren Käptn und gleichzeitig ihre engste Vertraute lächeln. Immer noch grinsend scheuchte diese Elza zur Tür hinaus. Auf dem Flur rief sie den Fischern zu: ?He, ihr 2 ! Ihr könnt rein zum Käptn.? Dabei deutete sie mit ihrem Daumen hinter sich zur nun geschlossenen Tür und machte sich davon. Die Fischer schauten sich unschlüssig an. Gerade, als der kleinere Fischer die Türklinke herunterdrücken wollte, ließ er erschrocken von derselben ab, denn es ertönte aus dem Zimmer des Kapitäns ein Schrei - nicht laut, aber dennoch so, daß die Fischer es hören konnten. ?Offenbar hat der Kapitän Schmerzen.? folgerte der Dickere der beiden. Gleich darauf folgte ein ohrenbetäubender Schwall von Flüchen. ?Herrschaftszeiten, sappalott, verdammt und Himmeldonnerwetter nochmal ! Ich werds Euch zeigen !? Dann landete eine Faust mit einem harten Hieb auf einem Tisch, so daß beide Fischer zusammenzuckten.
 

Schließlich atmete der kleinere Fischer tief durch und klopfte zaghaft an die Tür. ?Ja!! Was ist denn ?!? dröhnte es ungehalten von drinnen. ?Ich.......em, wir sollten uns bei Euch vorstellen.? erklärte der schmächtige Fischer versuchsweise. ?WAS ist los ? WER ist da ?? Das klang noch immer ziemlich unfreundlich. ?Ich....wir sollten........? Aber drinnen hörte man nun einen Stuhl energisch wegstoßen und schließlich umfallen. Schritte kamen näher, dann wurde die Tür von innen roh geöffnet. ?Was zum Henker...........?? Kapitän Tenos Wut verrauchte schnell, als er die beiden armseligen Fischer so eingeschüchtert vor sich sah. ?Oh!? entfuhr es dem Piraten. ?Euch hatte ich ganz vergessen. Ich war nicht wegen Euch wütend. Kommt herein.? Teno machte eine einladende Geste in sein Reich. Während die beiden sich an ihm vorbeischoben, musterte er sie amüsiert.
 

Der eine war groß und stämmig, und der andere eher klein und zartgliedrig. Das ungleiche Paar wirkte allein schon wegen seiner äußeren Erscheinung leicht - nun - lächerlich. Aber der blonde Pirat liess sich von solchen Äußerlichkeiten nicht beeinflussen. Denn er war unter anderem auch für sein unvoreingenommenes und faires Verhalten sehr beliebt bei seiner Mannschaft. Haruka lief vor beiden abschätzend auf und ab. Hm, ihre Gesichter wiesen weiche, fast feminine Züge auf, besonders das des kleineren Fischers. "So. Ihr seid jetzt also bei mir an Bord." Kapitän Teno forschte nach einer Reaktion in den beiden Gesichtern vor ihm. "Ihr wißt hoffentlich, daß ihr auf einem Piratenschiff seid?" Die Fischer nickten eifrig. "Könnt ihr nicht sprechen?" fragte er rauh. "Doch." antwortete der Kleinere mit dünner Stimme. Und dann noch einmal kräftiger: "Doch." Der Stämmige stupste den anderen in die Rippen, worauf der Kleinere sich schnell verbesserte: "Doch Kapitän Teno." "So, ihr kennt mich also schon." nickte Haruka anerkennend. "Euer Offizier hat es uns gesagt." Wieder nickte der blonde Pirat. Der Kleine hatte ein sehr zartes Stimmchen, fand Haruka belustigt. "Hmhm." brummte sie dann. "Wie kommt es, daß ihr mit Eurem Boot so weit hier draußen im Meer seid?" "Wir, wir haben uns..........verfahren." stammelte der Dicke. Der Käptn fand die Zwei immer amüsanter. "Verfahren!?" Um Harukas Mundwinkel zuckte es bereits verdächtig. "Ja, wir, wir mußten fliehen." Der Pirat blieb hellhörig stehen und betrachtete prüfend den Dicken und den Kleinen, der schüchtern wegschaute, abwechselnd. "Wie heißt ihr?" "Ich bin Mi.......Ming." "Kano." rief der Dickere hastig. "Ming und Kano also. Und vor wem mußtet ihr fliehen?" Der Käptn bohrte seine Augen in die des zarten Ming, der unter den Blicken Harukas nun noch verunsicherter wurde. "Ich, wir, wir hatten........., Shogun Dunway wollte........."
 

"Shogun Dunway!" rief die blonde Piratin erzürnt aus. "Schon gut. Ihr müßt mir nichts weiter erklären. Elza ?" Der Kapitän rief nach seinem 1. Offizier und Steuermann. Wieder den beiden Fischern zugewandt, bemerkte der Pirat milde: "Elza wird euch eine Kajüte herrichten. Dort könnt ihr Euch ausruhen. Ihr kommt mit uns." Haruka drehte sich um und wand sich ihrem Schreibtisch zu. Für sie war die Angelegenheit fürs Erste erledigt. Kano folgte Elza auf den Gang hinaus, und als Haruka noch einmal aufschaute, stand Ming noch immer an Ort und Stelle. "Hast Du mich nicht verstanden?" fragte Haruka und an Elza gewandt, die zurückgekommen war um Ming mit sich fortzuziehen: "Schon gut." Elza trottete mit Kano hinaus.
 

Mutig trat Ming an Tenos Schreibtisch. "Sind wir Eure Gefangenen?" Überrascht über so viel Inbrunst, hob Haruka ihre Brauen, fixierte Ming mit ihren grünen Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich dann locker an der Fensterfront zurück. Vielleicht ist der Kleine gar nicht so feige wie er aussieht, dachte sie in dem Moment und lächelte. "Ich nehme euch vorerst mit auf meine Insel. Ihr könnt dort bleiben, wenn ihr wollt, und ihr dürft euch frei bewegen." "Danke." antwortete Ming und machte einen Knicks. Haruka fiel fast die Kinnlade herunter, als Ming die Kajüte des Piratenkapitäns verließ und Elza und Kano folgte. "Tze, der benimmt sich irgendwie weibisch. Komischer Kerl." Sie schüttelte den Kopf und beschäftigte sich wieder mit einigen Plänen auf ihrem Schreibtisch.
 

Ein paar Stunden regte sich nichts weiter außer dem heißen Wind in den Segeln des gekaperten Schiffes. Der alte Schiffsboden knarrte beim Hin-und Herschaukeln der Fregatte auf dem Meer. Den ganzen Tag ließ der stolze Pirat Teno sich nicht mehr an Deck blicken. Erst als die Sonne bereits unterging und Haruka müde gähnte, hob er seinen Kopf und starrte gedankenverloren hinaus auf die ruhige See in der Abenddämmerung. Während dessen wartete die restliche Besatzung darauf endlich zurück auf ihre Insel zu kommen, ihre Beute von Bord zu bringen und sich von der langen Reise zu erholen. Immer ausgelassener wurde die Stimmung auf dem Dreimaster, je näher das Schiff auf die Bucht, ihre Bucht, zusegelte. Schließlich rief Elza vom Ausguck: "Land in Sicht." Haruka kehrte langsam aus ihren Träumen in die Wirklichkeit zurück, als sie Elza's Stimme vernahm. Sie lächelte. "Endlich!" Dann erhob sie sich kraftvoll und stakste aus der Kabine.
 

Als Haruka die Tür zum Oberdeck öffnete, stand Elza bereits neben dem 2. Steuermann. Die beiden Fischer lungerten unschlüssig daneben. Bei dem trotteligen Anblick der Zwei, mußte sie ihren Kopf schütteln und sich ein Lachen verbeissen. Dennoch entfuhr ihr eine Bemerkung. "Ich habe noch nie zwei solch unbeholfene Fischer gesehen." Sie humpelte ebenfalls zum Deck des Steuermannes. "He! Ihr zwei könnt euch an den Booten nützlich machen." wies der Käptn die Fischer an, die sich nur ratlos anschauten. Schließlich rempelte der Kleinere den Größeren an, und sie trotteten davon. Haruka runzelte die Stirn. "Ihr da ! Wo wollt ihr denn hin ?" "Zu den Booten?" stellte Ming irritiert klar. Kano nickte heftig. Der blonde Pirat zeigte verblüfft hinter sich. "Die sind auf der anderen Seite." Fast wäre Kano über Ming gestolpert, als sie sich in Harukas angegebene Richtung bewegten. Der Pirat wunderte sich immer mehr über das seltsame Paar, sah noch wie Kano Ming etwas zuflüsterte und wandte sich schließlich kopfschüttelnd dem Meer zu. Der Käptn bat Elza um das Fernrohr und kümmerte sich nicht weiter um die Fischer.
 

Kano flüsterte Ming zu woher er wissen konnte wie man mit Booten umging. "Ich hab mal heimlich zugeschaut." antwortete Ming ebenso leise, als das Boot auch schon krachend ins Wasser plumpste. Erschrocken drehte sich Haruka um und eilte zu den beiden Fischern. "Herrje! Was habt ihr denn jetzt wieder angestellt ?" "Ich, wir, das Tau ist uns aus der Hand geglitten." Haruka seufzte und schaute ins Wasser. "Naja, ich glaube, es lebt noch. Begebt euch nun lieber ins Boot, bevor ihr noch mehr Unfug anrichtet." "Aber......." entrüstet stemmte der Kleine die Arme in die Hüften, als Kano ihn unmerklich anstupste und den Kopf schüttelte. Unbeholfen begaben sich Ming und Kano ins Boot. "Macho!" beschimpfte Ming den Kapitän. Die Piratin machte große Augen. Dann betrachtete sie das entschlossene, wütende Gesicht des Kleinen und brach in Gelächter aus. Elza eilte herbei. "Was war denn passiert ?" "Mit den beiden werden wir wohl noch viel Spaß haben." erklärte Haruka lachend und deutete auf die beiden Fischer. Ming preßte immer noch wütend die Lippen aufeinander, während sich das Boot, in dem die Fischer saßen mit weiteren Piraten füllte und auf das Land zusteuerte.
 

Elza, die Haruka nicht so ganz folgen konnte, drückte ihr noch einmal freundschaftlich den Arm und zwinkerte ihr zu. "Na, ich werd dann mal die restliche Mannschaft anweisen", da sie bereits einige ihrer Sippe am Strand sehen konnte. "Ja.........." Haruka sah Elza lächelnd nach. Elza war ihr erster Offizier, Steuermann, eine der besten Fechterinnen und ihre beste Freundin. Sie kannten sich schon ewig. Wenn Haruka jemandem vertraute, dann Elza.
 

Kapitän Teno wandte den Blick ab. Dann nahm sie einen tiefen Zug frische Meeresluft ein. Gleich darauf verzog sie schmerzverzehrt ihr Gesicht. Sie hatte vergessen, daß sie ja beim Kampf mit dem Gesandten des Königs verletzt wurde. Schließlich begab auch sie sich langsam zu einem weiteren kleinen Beiboot, welches sie ans Ufer bringen würde.
 

"Haruka! Herrje, ich hätte Dich nicht alleine lassen dürfen. Komm, leg Deinen Arm um mich." Amüsiert beobachtete Haruka Elza, die wie immer besorgt zur Stelle war, wenn diese glaubte, sie beschützen zu müssen. In diesem Fall wollte sie ihr ins Boot helfen." Lachend wehrte die blonde Piratin ab. "Elza, ich bin noch nicht tot." "Nein, aber stur wie ein Eselsfisch." "Was ist das denn wieder?" "Genau so ein selten schwieriges Exemplar wie Du." Übermütig verwuselte Haruka Elza ihren roten Schopf, während sie sich von Elza ins Boot setzen lies.
 

"He da!" grölten da mehrere Inselschönheiten den Piratinnen und Piraten auf den Beibooten zu. " He da!" kam es zurück. Haruka schloß einen Moment ihre müden Augen und grinste in sich hinein. Sie ignorierte auch den Lärm um sich herum. Sie wollte einfach nur nach Hause, sich hinlegen und mindestens eine Woche lang schlafen. Sanft umfasste Elza ihre Schultern. "Endlich bist Du wieder da, Du Teufelsbraten von Kapitän!" Elza blickte nach vorn. Gleich 5 Frauen kamen auf das letzte Boot, in dem Elza und der Anfüher der Piraten saßen, zugestürmt. "Vorsicht! Sie ist verletzt." Beschützend hielt Elza ihren "Käptn"noch fester. Bestürzte Gesichter waren die Reaktionen. Doch Haruka bekam von dem allen nichts mehr mit, denn sie befand sich bereits im Land der Träume.
 

Yosuke und Toko waren ebenfalls Teil der Mannschaft des Käptn Teno, die normalerweise immer mit auf See gingen. Doch diesmal hatten sie an Land zu tun gehabt. Aber als sie hörten, dass ihr Schiff, die schwarze Flagge, eintraf, stürzten auch sie sofort zum Strand, um ihre Anführerin und enge Freundin aus Kindertagen zu begrüßen. Aber als sie sahen, daß ihr Kapitän verwundet war, luden sie den schlafenden Teno behutsam auf eine Bahre und trugen ihn zu seinem Häuschen.
 

Ein paar Stunden später räkelte Haruka sich wohlig in ihrem Bett und gähnte ausgiebig. "So ein Macho !" hörte Haruka da ein bekanntes dünnes Stimmchen verlauten. "He! Was fällt Dir ein ? Wie sprichst Du mit mir?" "Hmpf!" Beleidigt drehte Ming den Kopf zur Seite. "Ich möchte ein Bad nehmen. Ich stinke schon." Haruka grinste breit. "Was glaubst Du, wo Du hier bist ? Im Palast des Königs?" Der blonde Pirat stand auf. "Übrigens stört es mich nicht, wenn Du riechst." "Das dachte ich mir." zickte Ming. "Sag mal, so wie Du Dich benimmst, könnte man glauben, Du wärst ein Mädchen. Und überhaupt: Bei dieser Hitze hier, nimm jetzt endlich mal diese komische Mütze........." Ming versuchte sich zu wehren, aber es war zu spät. Er hatte keine Chance gegen den wendigen und weitaus stärkeren Piraten. Haruka griff nach Ming's Mütze, und eine Pracht von Haaren fiel auf die Schulter dieses.......bildhübschen Mädchens. Kapitän Teno riß die Augen auf. "Aber...........Du............bist........ein Mädchen!" Ärgerlich riß das Mädchen ihre Mütze wieder an sich. "Wer....wer bist Du?" fragte Haruka nun argwöhnisch. Ihre Stimme klang ein wenig verärgert. "Ich, ich heiße Michiru, und das ist die Wahrheit. Auch, daß ich vor Shogun Dunway geflohen bin." Michirus Stimme klang verzweifelt. Mitleidig und ganz sachte faßte Haruka sie am Arm und deutete auf das bequeme Sofa sich zu setzen.
 

Langsam entspannte sich Michiru wieder. "Ich wollte Euch nicht........belügen. Aber wenn ich als Mädchen durch die Lande gereist wäre, hätte man mich längst wieder aufgegriffen, und ich wäre nie so weit gekommen. Ein Lacher entfuhr da dem Piraten und bemerkte belustigt: "Ming..." Michiru hob eine Braue. "Verzeihung ?" Immer noch lachend fuhr der Kapitän fort: "Wie seid Ihr nur auf diesen Namen gekommen ?" Das Gesicht des Mädchens verdüsterte sich leicht beleidigt. "Wollt Ihr Euch über mich lustig machen ?" Beschwörend winkte Haruka ab. "Niemals ! Verzeiht mir bitte." Michiru fuhr mit ihrer Erklärung fort: "Schon gut. Naja, fast hätte ich mich ja auch verplappert. Da ist mir auf die Schnelle nichts Passenderes eingefallen...... außerdem - woher hätte ich wissen sollen, daß Ihr mich nicht auf der nächstbesten Insel wieder ausgesetzt hättet, wenn ich Euch meine wahre Gestalt gezeigt hätte." Haruka betrachtete Michiru. Sie war verdammt hübsch. Mehr noch: Diese meerblauen Augen und das türkise halblange Haar faszinierten die schöne Piratin. Ihr waren schon am Anfang diese weichen Gesichtszüge und ihre zarte Gestalt aufgefallen. Aber nun, da sie wußte, daß sie ein Mädchen war, nahm sie erst richtig Kenntnis von ihr. Die blonde Piratin nickte und lächelte. "Nicht unbedingt." "Bitte ?" wunderte sich Michiru. "Nun, meine halbe Mannschaft besteht aus Frauen." Einen Augenblick hielt Michiru inne. Dann hatte sie sich wieder gefangen. "Trotzdem - ich konnte ja nicht wissen, dass ich das Glück haben würde auf Eurem Schiff zu landen." "Auch wahr." gab der Pirat zu. Schweigend forschte Haruka in Michirus Gesicht. "Und ich nehme an, Kano ist......." Michiru beendete den Satz." heißt in Wahrheit Gundis, ist meine Zofe und Freundin."
 

Haruka nickte. ?Verstehe....wollt Ihr mir nicht erzählen, was eigentlich passiert ist, Michiru ?" Harukas Stimme war ganz sanft. Das türkisfarbene Mädchen sah ihr direkt in ihre Augen. Was sie erkannte, liess ihren Herzschlag einen Moment aussetzen. Soviel Wärme und Verständnis lagen in den Augen des smarten Piraten, daß Michiru automatisch Vertrauen zu Haruka faßte. "Lord Dunway ist mein Onkel, und ich hasse ihn." Harukas Mine verdunkelte sich. Abrupt stand sie auf. "Euer Onkel!" Lady Michiru erhob sich ebenfalls auf und legte beruhigend ihre schmale Hand zart auf Harukas Arm. Diese schaute die junge Frau mit den türkisen Haaren in ihre blauen Augen und ihr anfänglicher Zorn über die Dreistigkeit dieses Shogun Dunway war wie weggeblasen. Michiru zog den blonden Piraten zu sich auf das Sofa. Sie nahm auch dann nicht ihre Hand von Harukas Arm, als sie weitersprach. Kapitän Teno fühlte sich seltsam befangen in Gegenwart dieser sanften Lady, und gleichzeitig genoß er das Gefühl, welches die Berührung von Michirus Hand auf seinem Arm auslöste. Und er wagte nicht sich zu bewegen, denn das konnte bedeuten, daß Michiru ihre Hand wieder wegnahm.
 

"Seit meinem 12. Lebensjahr lebe ich bereits auf dem Schloß von ihm. Als ich noch ein Kind war, spürte ich auch da schon seine Kälte und Härte, aber ich durfte mich auf seinem Schloß frei bewegen. Doch je älter ich wurde, desto mehr Verbote erteilte er mir. Schließlich durfte ich meine Gemächer gar nicht mehr verlassen. Er schenkte mir eine Geige, und ich bekam eine Zofe, Gundis, die mir zu essen und zu trinken brachte. Einmal am Tag durfte ich in ihrer Begleitung in den Schloßgarten." Mitfühlend legte nun auch Haruka ihre Hand auf Michirus. "Ich hatte mich fast an dieses Leben gewöhnt. Mein Zimmer war recht groß, und ich hatte einen Balkon, ein eigenes Bad, und natürlich meine Geige......" Michiru brach ab. Wehmütig dachte sie an den Klang ihres Musikinstrumentes. Das einzige, was ihr lieb und heilig war, was ihr ein wenig Trost und Zuwendung vermittelte, musste sie in ihrer Verzweiflung zurücklassen................ "
 

Plötzlich fühlte die Lady den umsorgten Blick des Piraten auf sich ruhen. Deshalb sprach Michiru weiter. ?Aber vor ein paar Tagen teilte mein Onkel mir mit, daß ich den alternden Shogun Delamar heiraten soll." "Delamar?" hakte Haruka nach. "Mein Onkel meinte, er hätte ihm mal einen Gefallen getan und mich ihm versprochen." Haruka schaute finster drein. "Lady Michiru. Seid ganz unbesorgt. Hier bei mir seid Ihr sicher."
 

Dankbar drückte Michiru Harukas Hand und erhob sich. "Dürfte ich mich dann irgendwo..........waschen ?" Haruka grinste Michiru an und stand ebenfalls auf. "Natürlich - entschuldigt bitte, wenn ich vorhin etwas grob gewesen sein sollte, aber ich hielt Euch für einen verwöhnten, verweichlichten...." Michiru lächelte, und wie sie lächelte. Für einen Moment vergaß Haruka alles um sich herum, während sie fasziniert Michirus Gesicht studierte - fast so, als wollte sie es auswendig lernen. Amüsiert registrierte die Lady die Veränderung des kühnen Piraten, der auf einmal so besorgt um ihr Wohl war. "Lassen wir das. Hmm......Kapitän Teno ?" "Hm? Oh, ja, ich wollte Euch und Gundis Eure Unterkunft für die nächste Zeit zeigen. Wo ist sie eigentlich ?" Beide schauten sich um, konnten sie aber nirgends entdecken. Michiru zuckte die Schultern, und Haruka meinte: "Egal. Wir werden sie schon finden." Haruka öffnete ihre Tür, die ins Freie führte.
 

Michiru atmete tief ein und wieder aus. Von irgendwoher glaubte sie ganz leise Musik zu hören. Dann liess sie neugierig ihre Augen hin- und herwandern. Sie bemerkte erst jetzt wie schön die Gegend hier war, denn trotz der Dämmerung drang der Schein der angrenzenden Laternen dieser und anderer Behausungen zu ihnen vor. Somit bekam die Insel des Abends noch einen zusätzlichen Effekt - romantischer Natur. Dieses erwähnte Michiru auch. ?Im Dämmerlicht der Laternen wirkt alles auf der Insel hier noch viel romantischer. Findet Ihr nicht ?? ?Ähh, kann sein. Ehrlich gesagt hab ich mich damit noch nie befasst. Ich lebe schon lange hier und so etwas wie Romantik war mir bisher nie in den Sinn gekommen. Ich war immer zu beschäftigt mit......... anderen Dingen.? Damit gingen dem ansonsten stolzen Piraten die Argumente aus, und er wusste nicht, was er darauf noch erwidern sollte. Schließlich richtete er seinen Blick gen Hügel, von dem ein Pfad nach irgendwo führte. Michiru folgte ihr mit den Augen.
 

Plötzlich begegnete Haruka Michirus fragendem Blick und errötete. Schnell sagte sie: ?Dieser verschlungene Pfad führt über den kleinen Hügel in unser Dorf. Ich zeige es Euch morgen, wenn Ihr möchtest. Michiru nickte leicht. Nun, da sie wußte, was hinter dem Hügel war, konnte sie sich auch die leise Musik, die aus der Ferne an ihr empfindsames Ohr drang, erklären. Sie erwiderte: ?Oh ja, sehr gerne.? Wieder schmolz Haruka bei diesem hinreissenden Lächeln Michirus dahin.
 

Das war zuviel für die blonde Piratin. Deshalb wandte sie sich schnell ab und erklärte: "Schaut Michiru. Direkt mir gegenüber könnt Ihr mit Eurer, also mit Gundis wohnen. In der Hütte ist genug Platz für 2." Auf den ersten Blick waren die kleinen Blockhütten gar nicht zu erkennen, denn dicke Fichten und andere Laubgehölze legten schützend ihre Arme aus Blättern um die urigen Behausungen rund herum.
 

Michiru folgte Harukas Finger, aber erst nach einigem Suchen konnte sie die Hütte zwischen dem dichten Grün ausmachen. Michiru lächelte. Haruka mußte wohl ihre Gedanken gelesen haben, denn sie sprach: "Falls unsere Insel doch mal von Feinden entdeckt werden sollte, bietet sie dennoch genügend Verstecke und Möglichkeiten zum Gegenschlag auszuholen. Kommt mit."
 

Haruka und Michiru liefen ein paar Meter auf die hohen Fichten zu. Der Pirat bog mit geübten Fingern einige dicke Äste zur Seite, so daß die hübsche Vorderfront des kleinen Häuschens zur Sicht kam. Gespannt öffnete Michiru die Tür. Wie Harukas Hütte war sie recht groß und geräumig. Außerdem war es angenehm kühl hier - wie in Harukas Behausung auch. In Michirus Gedanken arbeitete es bereits, wie sie sich hier einrichten würde. Als sie auf das große Fenster zulaufen wollte, nahm der Pirat sie bei der Hand. "Ich möchte Euch noch etwas zeigen. Dann lass ich Euch allein, einverstanden?" Michiru fand das alles hier auf einmal wahnsinnig aufregend und konnte deshalb nur nicken. Haruka öffnete eine Holztür zur Westseite, die Michiru bislang noch nicht bemerkt hatte.
 

Hier gab es einen Garten, und in der Mitte entdeckte sie einen Zitronenbaum, der einen herrlichen Duft verbreitete. Die Hecken in der Nähe mußten geschnitten werden, und das Gras wuchs auch bereits wieder hoch, aber Michiru freute sich, sich um alles hier zu kümmern. Doch dann fragte sie sich, wieso der Duft des Meeres immer stärker zu werden schien. Da bog Haruka auch schon um die Ecke des Häuschens, so daß sie sich nun auf der Nordseite der Behausung befanden, und als Michiru ihr folgte, traute sie ihren Augen kaum. Haruka drückte eine kleine Hecke zur Seite und legte wie durch Zauberhand ein kleines Felsplateau mit Blick aufs Meer frei. Fasziniert beobachtete Michiru das Farbenspiel auf dem Wasser. Michiru brauchte noch eine Weile, um das zu verarbeiten, denn genau hier öffnete sich so etwas wie eine eigene kleine Welt für Michiru. Dann hauchte sie ergriffen: "Kapitän Teno........." ?Bitte nennt mich Haruka.? Dabei grinste der blonde Pirat von einem Ohr zum anderen. "Ich wußte, daß es Euch gefallen würde." Die Lady wollte interessiert wissen: "Habt Ihr so etwas auf Eurer Seite auch?" "Hm. Nein, ich laufe abends auch lieber meine Runden durch die Stille der Nacht oder halte mich in einer unserer Tavernen auf." Langsam nickte die zarte Michiru und fragte sich einen Moment, wieso der Pirat ihr, einer fremden Person, so einen schönen Ort als neues Zuhause geben konnte und selbst auf so etwas verzichtete. Michiru wandte Haruka den Rücken zu und sog diese Bilderbuchlandschaft mit geschlossenen Augen in sich auf. Dann flüsterte sie: "Haruka, ich möchte Euch danken dafür, daß Ihr......." Aber als Michiru sich herumdrehte, war Haruka verschwunden. Da klapperten neben ihr die Fensterläden auf, und der Kopf des Piraten lugte hindurch und zeigte ein breites Grinsen und weiße Zähne. "Schaut Euch ruhig alles noch an. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. In 3 Stunden gibt es Essen bei mir drüben. Den Rest bekommt Ihr morgen oder wann Ihr möchtet zu sehen." Haruka zog ihren Kopf aus dem Fenster und wollte verschwinden. Doch als sie sich umdrehte, sah sie sich Michiru gegenüber, die sie mit einem seltsamen Glanz in den Augen, anfunkelte. "Haruka ?" "Hm?" "Danke." Von Emotionen überwältigt fiel Michiru ihr um den Hals, drückte sich an sie, stutzte dann einen Augenblick, sagte aber nichts. Haruka, verwirrt von soviel Gefühlsduselei, löste sich von Michiru, drehte sich schnell zur Tür um, um ihre Verlegenheit zu verbergen und murmelte ein: "Hm, schon gut." und machte sich aus dem Staub. Michiru lächelte in sich hinein. Sie fühlte sich an diesem Ort geborgen. Immer noch grinsend flüsterte sie: ?Der berüchtigte Pirat Kapitän Teno ist eine Frau.? Ganz plötzlich hatte Michiru das untrügliche Gefühl, daß ihr, Michiru, an Harukas Seite nichts geschehen würde. Leise summend nahm Michiru den großen Bottich aus der Ecke ihres neuen Zuhauses, den sie beim Hereintreten des Raumes gleich gesichtet hatte, und lief damit in den Garten. Auf dem Felsplateau positionierte sie den Bottich so, daß sie zwischen dem dichten Grün über die Weiten des Meeres blicken konnte. Dann füllte sie das Wasser ein und ließ sich in das herrliche Nass gleiten. Wieder lächelte sie und war überzeugt, daß alles gut werden würde.
 

Nachdenklich ließ Haruka ihren Blick zurück auf das Haus, das sie Michiru als ihr neues Zuhause angewiesen hatte, schweifen. ?Merkwürdig........Was passiert da mit mir ? Wieso habe ich, seit ich weiß, daß sie ein Mädchen ist, ständig das Gefühl, daß ich ihr eine Freude machen möchte ? Wieso ist mir das so wichtig, daß sie sich hier wohlfühlt ?? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie Elzas Stimme japsend von dem Pfad hinter dem Hügel vernahm. ?Haruka !......hah.....puuhh...endlich !? Elza stand nun direkt vor ihrer Freundin und musterte sie. ?Hey ! Du siehst so.........erholt aus und irgendwie.......glücklich.? Die blonde Piratin machte ein verdutztes Gesicht. ?Ähh.., was sagtest Du gleich noch wolltest Du von mir wissen ?? wich der Käptn geschickt aus.
 

Elza griente breit und behielt ihre Gedanken fürs erste für sich. Deshalb kam sie gleich auf den Punkt: ?Yosuke, Toko und ich haben die 5 Geiseln in eine der leeren Blockhütten gebracht. Einer von ihnen, er heißt Takiro, möchte Dich sprechen.? ?Wieso ? Was will er ?? ?Er will wissen, was mit ihm und den anderen geschehen wird, und um ehrlich zu sein: Ich wüßte es auch gern.? ?Du traust denen wohl nicht, Elza ?? ?Machst Du Witze ? Sie sind allesamt treue Gefolgsleute von Dunway. Was meinst Du, was passiert, wenn sie herausbekommen wie wir hier leben ? Nein, ich bin der Meinung, wir sollten sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Mir sowieso ein Rätsel, weshalb Du darauf bestanden hast sie mit hierherzubringen.? ?Ich dachte mir, wir könnten sie ein wenig aushorchen - mehr über Dunways weitere Pläne herausbekommen, und vielleicht............wer weiß. Möglicherweise bekommen wir Zuwachs für unsere Mannschaft.? ?Das ist es also ! Aber sonst geht es Dir gut, ja ? Du wolltest sie von Anfang an hier auf unserer Insel behalten. Ist Dir klar, was das für ein Risiko für uns ist ? Wir können keinem von ihnen trauen. Aber Du bist natürlich wieder mal viel zu gutmütig und glaubst an das Gute im Menschen.? ?Eben. Und da ich weiß, daß Du das nicht tust, liebe Elza, werde ich genau Dich mit dieser Aufgabe betreuen.? ?Was ?????? Ich soll...........?? ?Ich weiß, daß Du das Richtige tun wirst, Elza. Du hast die nötige Menschenkenntnis und einen scharfen Verstand.? ?Genau, und eben dieser scharfe Verstand sagt mir, daß wenigstens drei von ihnen treue Gefolgsleute des Shogun sind. Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole.? ?Und genau das wissen wir nicht mit Sicherheit. Aber Du wirst es herausfinden.? ?Aber ich.......? ?Das ist mein letztes Wort.? bemerkte Haruka in unmissverständlichem Tonfall. ?Zu Befehl !? Elza wußte, wann man ihren Befehlen besser gehorchte. Auch wenn sie nicht immer einer Meinung mit ihrer Freundin war. Sie vertraute ihr voll und ganz und liebte sie wie eine Schwester. Notfalls würde sie sogar ihr Leben für sie geben. Und umgekehrt würde Haruka genau so handeln. Elza wußte das, auch wenn Haruka nie über Gefühle sprach.
 

Den Pfad zum Dorf und zu den weit im schützenden Dickicht des Waldes liegenden Hütten hinunter legten Haruka und Elza schweigend zurück. Da es bereits dunkel war, drang von überall der Schein der Laternen zu ihnen durch, und aus der Ferne vernahmen sie gedämpfte Geräusche aus den Tavernen. Unter ihren Füßen knackte das Gehölz und beide genossen die angenehme Stille. Kurz bevor sie die Hütte der Gefangenen erreichten, meinte der blonde Pirat beiläufig: ?Michiru und Gundis bewohnen übrigens die Hütte direkt gegenüber von mir.? ?Aha.? Elza schmunzelte, als sie dieses sagte. ?Wieso sagst Du das so merkwürdig ?? ?Was meinst Du Haruka ? Ich habe nur Aha gesagt.? ?Nein, Du sagtest Aha mit einer damit verbundenen Frage.? ?Du meinst also, ich hätte nicht Aha sagen sollen sondern vielmehr fragen, wie sie so ist. Nebenbei - welche von ihnen ist es denn ?? Erstaunt blieb Haruka stehen. ?Du wußtest, daß Michiru ein Mädchen...........?? ?Nein. Das wußte ich nicht. Du sagtest es mir gerade, und ich habe daraus gefolgert. Und ?- Wie ist sie ?? fragte Elza noch immer mit einem Schmunzeln, das Haruka nicht entging. ?Sie ist..........süß.? gab Haruka widerwillig zu und wunderte sich bereits wieder über Elzas messerscharfen Verstand. ?Aha.? erwiderte Elza belustigt, und es klang, als wüßte sie bereits mehr als Haruka. Irritiert fragte die blonde Piratin: ?Was meinst Du nun wieder damit ?? Doch die Frage blieb unbeantwortet, denn plötzlich zischte eine Stimme aus dem Unterholz: ?Hi ho ! Rum oder Bier ?? Und Elza flüsterte: ?Hi ho ! Rum.? Einer der umherstehenden Wächter begrüßte Haruka und Elza.
 

?Hallo Käptn !........ Elza !? grüßten die wachhabenden Männer und Frauen die beiden, als sie vor ihnen standen. Haruka und Elza erwiderten den Gruß und Haruka meinte: ?Die Ablösung wird gleich hier sein. Wie ist die Lage ?? ?Alles ruhig.? ?Und die Gefangenen ?? ?Nachdem sie sich die Kehle heisergeschrien und sie endlich eingesehen hatten, daß sie niemand hört, ist Ruhe eingekehrt.? ?Mhm.? Zufrieden ließ Haruka die Hütte aufschließen und trat zusammen mit Elza ein. Die Gefangenen waren sogleich auf den Beinen, als Haruka und Elza ihnen gegenüberstanden. ?Endlich ! Ihr müßt der Kapitän sein.? rief einer der Gefangenen, der mutig vor Haruka trat. Nachdem der Käptn ihn kurz gemustert hatte, erwiderte Haruka mit einem Nicken: ?Und aus Eurer Reaktion entnehme ich, daß Ihr Takiro seid.? ?Ja. Ja, ich bin Takiro. Aber..........wer seid Ihr ? Was habt Ihr mit uns vor ? Wo sind wir hier ? Warum sind wir Eure Gefangenen ?? ?Ich werde Eure Fragen so gut ich kann beantworten. Meinen Namen dürftet Ihr bereits kennen. Ich bin Kapitän Teno.? Ein Raunen machte die Runde. ?Ihr seid hier auf einer Insel. Ich werde dafür sorgen, daß man Euch gut behandelt. Mein erster Offizier Elza wird sich die nächste Zeit um Euch kümmern. Wenn Ihr Fragen oder Wünsche habt, wendet Euch an meinen Offizier. Sie wird mir über alles Bericht erstatten. Wenn Ihr Euch gut fügt, werdet Ihr bald wieder frei kommen. Mehr kann ich Euch im Moment nicht sagen.? Haruka nickte Elza zu, tippte sich an die Stirn und raunte: ?Elza ! Takiro.? Dann verließ Haruka die Hütte wieder, übergab somit Elza die Befehlsaufsicht, wechselte noch ein paar Worte mit den Wachen und schließlich verschluckte die Dunkelheit sie, als sie mit schnellen Schritten im Dickicht des Waldes verschwand.
 

Als Haruka sich auf den Weg in ihre Behausung machte, roch sie schon von Weitem den Duft köstlichen Essens, und sie stellte fest, daß sie Hunger hatte. Gleich darauf, als sie ihre Haustür öffnete, fand sie Michiru und Gundis herumwirbelnd in ihrem Heim vor. Gundis eilte gleich zu ihr, knickste und murmelte aufgeregt: ?Herr Pirat ! Ich möchte mich auch noch einmal ganz herzlich für Ihre überaus freundliche Geste, daß wir - Lady Michiru und ich - Gast in Ihrem Haus sein dürfen, bedanken.? Haruka begegnete Michirus amüsiertem Blick - und errötete. ?Ich, ähh, also. Es ist mir eine Ehre Euch beide hier bei mir beherbergen zu dürfen. Und bitte - Gundis - nennt mich Haruka. Einfach Haruka, o.k. ?? ?Gewiss.? Wieder knickste Gundis. Verlegen äußerte Haruka: ?Ach Gundis: Würde........Euch das viel ausmachen, wenn Ihr...........nun......das mit dem Knicks lassen würdet ?? Gundis blickte überrascht. ?Zumindest in meiner Gegenwart. Das macht mich ganz wuschig.? Wieder begegnete sie Michirus Blick und bemerkte, daß ihr Herzschlag sich beschleunigte. Haruka trat näher zu Michiru. ?Habt Ihr......Euch schon ein wenig eingelebt, und ist alles zu Eurer Zufriedenheit ?? Warme blaue Augen strahlten in grüne. Und als Michiru sprach, kam es Haruka vor, als wäre jede von Michirus Silbe ein einziges Streicheln. ?Ja. Vielen Dank. Ich bin noch immer ganz ergriffen von der Schönheit, die Eure Insel zu bieten hat. Aber wie kann ich das alles, was Ihr für mich - und Gundis - getan habt, wieder gut machen ?? Harukas Augen blieben an Michirus feinen Lippen hängen, als sie diese Worte sprach. Dennoch riß sie sich von diesem Anblick los und meinte erfreut: ?Wartet nur ab. Ihr habt noch nicht alles gesehen. Und bitte: Ihr habt nichts wieder gut zumachen. Das hätte ich für jeden anderen auch getan, der Hilfe braucht.? ?Dennoch haben Gundis und ich ein Mahl zubereitet. Ich hoffe, Ihr habt Appetit.?
 

Nun betrachtete Haruka all die Köstlichkeiten, die sich auf dem Tisch darboten: Eine Platte mit einer gebratenen Ente ringsherum mit Salat und Früchten garniert, eine bunte Obstplatte mit den leckersten Früchten. Geröstete Kartoffeln, die noch heiß vom Feuer waren, Rum und Wein.? ?Wow. Ich hätte nicht gedacht, daß Essen, welches ich praktisch jeden Tag habe, auf einmal so anders aussehen kann.? ?Greift zu, Haruka !? lud Michiru ein. ?Gern. Aber warum setzt Ihr Euch nicht ?? Als Haruka das Zögern bemerkte, bemerkte sie freundlich: ?Ihr seid natürlich beide eingeladen. Für mich allein wäre das viel zuviel.? ?Vielen Dank.? Gundis wollte schon wieder einen Knicks machen, überlegte es sich im letzten Moment zum Glück anders, setzte sich an den reich gedeckten Tisch und langte zu. Nur Michiru aß - wie sich das für eine Lady gehörte - langsam und wenig. Aber das allgemeine Schmatzen im Haus bewies, daß es allen schmeckte.
 

Nachdem alle satt waren, verkündete Gundis: ?Ich habe dieses Mahl sehr genossen. Vielen Dank. Aber ich fürchte, nun bin ich zu erschöpft für jegliche sportliche Betätigung. Aber warum macht Ihr nicht noch einen kleinen Abendspaziergang, während ich hier alles wegräume ?? schlug Gundis mit einem verschmitzten Augenzwinkern vor. Haruka lächelte: ?Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen. Ich meine, habt Ihr Lust auf einen Spaziergang mit mir, Michiru ?? Die Lady strahlte übers ganze Gesicht. ?Na, und ob ich Lust dazu habe.? Galant bot Haruka Michiru den Arm, um ihr aufzuhelfen. Sofort spürte die türkisfarbene Lady kleine Stromstöße, die ihr Herz schneller schlagen ließen. Haruka glaubte einen Moment ein Feuer zu spüren, das Michirus kleine Hand auf ihrem Arm hinterließ. Ohne Michiru loszulassen, öffnete der blode Pirat mit der anderen Hand die Tür, ließ Michiru vor, um sogleich wieder an ihrer Seite zu sein, und schloß die Tür.
 

Einen Augenblick standen beide nebeneinander, Michirus Hand noch immer auf Harukas Arm. ?Ihr hattest Recht.? meinte der Pirat in die nächtliche Stille hinein. ?Womit ?? erkundigte sich die Lady. ?Es ist wirklich sehr romantisch hier.? ?Erzählt mir etwas über Euch.? bat Michiru leise. ?Laßt uns dabei ein wenig zum Strand hinuntergehen.? schlug Kapitän Teno vor.
 

Eine Weile liefen beide schweigend nebeneinander her. Jede genoß die Nähe der anderen. Da zischte unweit vor ihnen etwas durch die Büsche und flog auf sie zu. Michiru erschrak und flüchtete in Harukas Arme. ?Ist schon gut.? flüsterte der blonde Pirat beruhigend. ?Das war nur eine Eule.? Gleichzeitig war es ein unbeschreibliches Gefühl Michiru in ihren Armen zu halten. Haruka würde nichts unternehmen, um diese Situation zu ändern. Doch die Lady hatte sich wieder gefangen und obwohl sie die Nähe Harukas sehr genoß, war sie dennoch erschrocken, sich so an die Piratin geschmissen zu haben. Deshalb löste sie sich wieder von ihr. ?Ich......tut mir leid.? stammelte sie. ?Ihr braucht Euch nicht dafür zu entschuldigen. Wollen wir weitergehen ?? ?Ja.? Michirus Stimme war nur ein Hauch, und sie ertappte sich dabei sich vorzustellen wie es wäre Haruka zu küssen. Versonnen schaute Michiru zu ihr hoch. Haruka begegnete ihrem Blick und beide erröteten. Doch das fiel in der Dunkelheit nicht weiter auf. Wie selbstverständlich legte Michiru ihre Hand wieder auf Harukas Arm, als sie weitergingen. ?Es ist nicht mehr weit zum Strand.? erklärte der Pirat. ?Im Moment könnte ich noch stundenlang laufen. Es würde mir nichts ausmachen. An Eurer Seite fühle ich mich wohl und sicher. Ihr seid so aufmerksam und galant.? Nanu ? War das eine versteckte Liebeserklärung ? Harukas Herz klopfte bis zum Hals. Sie konnte kämpfen wie ein Mann. Wenn es sein mußte, sogar gegen 3 Gegner auf einmal. Aber Situationen wie dieser war sie eindeutig nicht gewachsen.
 

?Äh. Ja. Ihr wolltet etwas über mich wissen, Michiru ?? Michiru schmunzelte. ?Ja. Erzählt mir wie lange Ihr auf dieser schönen Insel lebt ? Wie habt Ihr sie entdeckt ?? schwärmte Michiru. Mittlerweile waren beide am Strand angekommen. ?Schade. Wir sind zu spät.? warf Haruka ein. ?Zu spät ? Wofür ?? ?Wären wir vor ein paar Stunden hier gewesen, hätte ich Euch den schönsten Sonnenuntergang diesseits von Japan gezeigt.? Michirus Herz schlug höher. ?Oh bitte. Ich würde es so gern sehen. Würdet Ihr......würdet Ihr bald wieder mit mir hierher kommen ?? Haruka lächelte und verneigte sich ganz gentlemanlike vor ihr. ?Es wäre mir eine große Ehre.? Dann setzten sie sich gemeinsam in den warmen Sand und ließen ihre Füße vom Wasser umspülen.
 

?Ich war damals 14 und lebte mit meinen Eltern auf einer kleinen Residenz. Elza und ich waren mit Yosuke, Toko und ein paar anderen Jungs am Fluß angeln. Als wir mit unserem Fang zu mir nach Hause gingen, war ER bereits dort. ER und ein paar seiner Männer. Es waren viele. Zu viele, als dass ich irgend etwas hätte ausrichten können. Einer von ihnen hielt meine Mutter fest. Ein anderer meinen Vater. Als ich meine Eltern sah, wollte ich zu ihnen eilen und ihnen helfen. Aber ER lachte nur und hielt mich fest. Dann warf ER mich in die Arme zwei seiner Komplizen, die mich zwangen zuzusehen - zuzusehen, wie ER meine Eltern........wie er...............Noch immer höre ich die Schüsse fallen und wache manchmal nachts auf......? Harukas Gedanken überschlugen sich, doch Michirus sanftes Streicheln beruhigte sie. Einige Zeit lauschten beide nur dem leisen Rauschen der Wellen, als Haruka plötzlich weitersprach: .......? Dann kam ER zu mir und Elza. Ich konnte zwar nicht viel gegen ihn ausrichten, aber dennoch hatte ich ihm die Nase gebrochen und ihm seine Schatzkarte geklaut, bevor ER uns immer wieder getreten hatte. Wir stellten uns tot.?
 

Betroffen streichelte Michiru über Harukas Rücken. Die Piratin erzählte weiter. ?Ich war nicht sehr schwer verwundet. Vielleicht bin ich auch abgehärteter. Aber Elza hatte tiefe Wunden. Als ER und die Männer weg waren, hab ich mich um Elza gekümmert. Ich bastelte eine Bahre und brachte sie zum Doktor. Dunway, der den Verlust seiner Karte bemerkte, kam noch einmal zurück, aber da waren Elza und ich bereits fort. Seitdem suchte er nach uns.

Die Jungs und ich kannten ein paar Bauern, die uns halfen. Ein paar der Jungs, die ihm auch nicht grün waren, kamen mit aufs Schiff. Es war voll von Schmugglern und Piraten. Aber die meisten von ihnen waren schwer in Ordnung. Aber ich machte mir Sorgen um Elza, deren Wunden zwar notdürftig versorgt waren. Doch sie musste sich schonen. Zum Glück kamen wir auf See ohne Zwischenfälle voran. Die Schmuggler ließen Elza, die Jungs, einen Schmuggler und mich auf einer Insel aus, da es für sie zu gefährlich war, mit uns an Bord weiterzufahren. Sie ließen uns ein Boot und genügend Lebensmittel und auch Verbandszeug für Elza da und segelten weiter. Doch einer der Piraten überreichte mir vorher noch eine alte Karte mit den Worten: ' Irgendwo hier draussen soll sich angeblich eine unbewohnte Insel befinden, die noch niemand zuvor gesehen hatte.' Damit überließ er uns unserem Schicksal.? Haruka lachte bitter.
 

?Hah! Unser Glück war, dass genau dieser Schmuggler, Yazoo. wie sich später herausstellte, ein ausgezeichneter Kartenleser und Seefahrer war, und was soll ich sagen !? Wir fanden diese Insel !....... Wir fanden diese Insel, und machten sie bewohnbar. Elza und ich suchten nach einem geeigneten Fechtmeister, und fanden ihn auch. Zusammen mit den Jungs trainierten wir hart. Bald gehörte auch er zu unserer Mannschaft. Und nach und nach schlossen sich immer mehr Leute unserer Crew an. Es dauerte seine Zeit, aber Leute, die ungerecht behandelt wurden, und die ihn hassten, gab es genug, und sie kamen gern zu uns. Bald hatten wir unsere Mannschaft zusammen. Yazoo, der alte Seefahrer brachte den Jungs, Elza und mir das Segeln bei und noch so einiges mehr über das Piratentum. Doch Elza und ich verstanden es am besten. Bald hatten wir ein Schiff, unser eigenes Schiff. Zusammen mit Yazoo und den anderen umsegelten wir die Meere. 2 Jahre lang machten wir den Ozean unsicher mit unserer schwarzen Flagge, beuteten die Reichen aus und gaben den Armen. Mir lag das Fechten und Kämpfen, und ich hasste Ungerechtigkeit. Bald tauchte mein Name immer häufiger bei Schlachten auf. Leider war Yazoo schon sehr alt und starb bald. So wurde ich zum Kapitän. Aber ER hat mich bis heute nicht gefangen. Und ich weiß, die Abrechnung wird bald kommen.?
 

Lange schwiegen die beiden. Dann wagte Michiru einen Anfang. ?Ich möchte, daß Ihr wißt, daß Euer Geheimnis bei mir gut aufgehoben sein wird, Haruka.? ?Ich weiß.? ?Aber - bitte haltet mich nicht für unverschämt, wenn ich das frage - wer ist ER ?? Haruka suchte Michirus Augen - und versank in ihnen. ?Lord Dunway.? flüsterte sie leise. Ein Ausruf des Entsetzens entfuhr Michiru.
 

Mitfühlend nahm der blonde Pirat Michirus Hände in ihre. ?Nein. Ich war nicht meinetwegen so erschrocken, Haruka. Niemand hasst meinen Onkel mehr als ich - und Ihr natürlich. Ich war so voller Wut und Schmerz für das, was er Euch angetan hatte.? Zart streichelte Haruka über Michirus Wange. ?Ihr seid so lieb. Zart und doch so voller Kraft, welche man Euch nicht zutraut, der Euch nicht kennt. Aber ich weiß, daß auch Ihr bis zum Letzten kämpfen würdet, wenn es das ist, woran Ihr glaubt.? ?Haruka........? Michirus Gesicht war dem ihren sehr nah. Die Piratin spürte, was nun kommen würde, und sie wollte es auch, aber........?Nein. Nicht Michiru. Ihr wißt noch nicht alles über mich. Ich bin.........?
 

?Kapitän ! Kapitän !? Erschrocken fuhren Haruka und Michiru auseinander. ?Da seid Ihr ja. Wir waren in Deiner Hütte, konnten Dich aber nirgends finden. Yosuke und Toko kamen aufgeregt den Strand hinunter. ?Was ist denn passiert ?? ?Takiro ist nicht in seiner Hütte.? ?Was ??? rief Haruka aus. ?Was ist mit den anderen Gefangenen ?? ?Die sind noch da.? ?Merkwürdig.? grübelte Haruka. Dann erhellte sich ihr Gesicht ein wenig. ?Ah. Elza. Wo ist Elza ?? ?Tja.? Yosuke und Toko schauten sich betreten an. ?Die ist auch verschwunden.? ?Scheisse.? entfuhr es Haruka. Da fiel ihr ein, daß Michiru ja noch hier war. ?Entschuldigung ! Toko ! Du bringst Michiru in ihre Hütte, und Du Yosuke kommst mit mir.? Noch bevor jemand etwas sagen konnte, waren Haruka und Yosuke wie vom Erdboden verschluckt.
 

?Sie ist schnell.? bemerkte Michiru. ?Ja. Bitte folgt mir, Michiru. Ich enttäusche den Käptn nicht gern.? ?Ihr schätzt den Käptn sehr, nicht wahr ?? ?Ja, das tun wir. Sie kämpft wie 2 Männer zusammen und würde nie einen von uns im Stich lassen. Dasselbe gilt für uns.? Toko setzte Michiru vor ihrem Haus ab, wo Gundis bereits auf sie wartete.
 

In dieser Nacht konnte Michiru nicht einschlafen. Sie wußte schon längst, daß sie ihr Herz an den smarten Kapitän Teno verloren hatte, und es machte ihr nicht im Geringsten etwas aus, daß dieser Pirat eine Frau war. Michiru träumte vorm offenen Fenster von romantischer Zweisamkeit mit Haruka hier auf der Insel. Sie und Haruka auf dem Felsplateau, am Strand und.........

?Aber Lady Michiru. Ihr werdet Euch erkälten. Zu dieser Zeit am offenen Fenster zu sitzen. Tz, nein.? Gundis umfasste Michirus Schultern. ?Seht Ihr. Ihr seid schon ganz ausgekühlt.? Gundis legte eine Decke um Michiru. Diese lies sich widerstandslos von ihr vom Fenster und zum Bett führen. ?So. Nun schlüpft schnell unter die warme Bettdecke und schlaft schön.? Michiru lächelte. ?Danke Gundis. Was würde ich nur ohne Dich machen ? Schlaf auch schön.? Dann fiel auch Michiru in einen tiefen Schlaf.
 

Ganz im Gegensatz zu Haruka, denn die war noch hellwach. ?Wo zum Teufel steckt sie nur, wenn man sie braucht ?? wetterte sie. Da tippte Yosuke sie auf die Schulter und bedeutete ihr leise zu sein. Gleichzeitig zeigte er auf 2 Schatten unweit vor ihnen. Da Yosuke und der Kapitän sich inmitten der schützenden Büsche am anderen Ende der Insel befanden, hatten sie hier ein gutes Versteck. Direkt vor ihnen lag der Strand, und unter ein paar Palmen entdeckte sie.........Elza mit...........einem Mädchen ? Normalerweise wäre Haruka wieder umgekehrt, aber die Angelegenheit war zu wichtig. Also machte sie sich mit ihrem Codewort bemerkbar. ?Hiho ! Rum oder Bier ?? Täuschte sie sich, oder wirkte Elza etwas nervös, als sie sich in die Richtung drehte, aus der sie die Stimme vernahm ? Dennoch mußte der Käptn nicht lange auf Antwort warten. ?Hiho ! Rum !? Haruka bedeutete Yosuke in den Büschen zu bleiben und ging auf Elza zu.
 

Verlegen blickte Elza ihren Kapitän an. ?Tut mir leid.? murmelte sie. Haruka warf einen schnellen Blick auf die andere Person unter der Palme und erkannte, daß es Takiro war. ?Wieso ? Ich habe Dir Befehlsvollmacht über die Gefangenen gegeben. Und wie ich sehe, ist alles in Ordnung.? Elza senkte den Blick. ?Es ist doch alles in Ordnung, Elza ?? hakte Haruka nach. ?Im Prinzip schon. Ich hätte mich nur vorher bei Dir oder den Wachen abmelden sollen, denn ich wußte ja schließlich, daß die Wachablösung darüber informiert werden würde, daß es sich bei den Gefangenen um 5 handeln würde. Deshalb war ja klar, daß sie Alarm schlagen würden, wenn sie bei der Kontrolle nur 4 Gefangene vorfinden würden anstatt 5.? ?Hm. Nobody is perfect. Auch nicht eine Elza mit dem schärfsten Verstand der Welt. Im übrigen ist ja überhaupt nichts passiert. Ich gebe nur eben Yosuke ein Zeichen, daß alles in Ordnung ist. Er wird dann die Wachen informieren.? Haruka gab Yosuke die vereinbarten Zeichen, worauf dieser aus seinem Versteck verschwand. Dann forschte der Pirat in Elzas Gesicht. ?Willst Du darüber reden ?? fragte Haruka. ?Also. Takiro ist in Wahrheit ein Mädchen, und soviel ist sicher. Sie ist ein Spion und gegen Dunway. Die anderen allerdings kannst Du vergessen.? Haruka grinste. ?Eine Takira also.? ?Nunja........ja. Weißt Du, wir haben uns den ganzen Tag unterhalten, und.............sie meinte, daß Dunway in 14 Tagen einen Ball planen wird........? ?An dem wir selbstverständlich teilnehmen werden.? ergänzte Haruka. ?Hm ?? Elza war etwas irritiert, denn es war offensichtlich, daß sie an etwas anderes dachte. Haruka lachte leise. ?wir werden an diesem Ball teilnehmen und dann zuschlagen. Wir treffen uns morgen in aller Frühe in der Lagune, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Gib Yosuke, Toko und den anderen Bescheid. Gute Nacht.? Der blonde Pirat entfernte sich bereits wieder, drehte sich dann nochmal um: ?Ach ja.....viel Spass Euch beiden noch.? und zwinkerte Elza zu.
 

Der Käptn machte sich nun auf den Heimweg. Er freute sich für Elza, daß sie anscheinend jemanden gefunden hatte, der sich für sie interessierte, und wenn Elza sagte, diese Takira ist auf unserer Seite, dann ist es eben so. Elza irrte sich nie, was Haruka insgeheim bewunderte, denn sie hatte sich schon zu oft in Menschen getäuscht. Als sie vor ihrem Häuschen stand, warf sie noch einen schnellen Blick in das dichte Grün auf der gegenüberliegenden Seite, dort, wo die Hütte von Michiru war, in der sie sich einquartiert hatte. Sie fragte sich, ob Michiru schon schlief. Sie würde zu gern wissen, wie Michiru im Schlaf aussehen würde. Lächelnd betrat sie ihr Heim und tapste gähnend ins Bett, wo sie sofort einnickte.
 

*****
 

Am nächsten Morgen, als Michiru aufstand, fühlte sie sich total entspannt und glücklich. Ausserdem verspürte sie das dringende Bedürfnis Haruka zu sehen. Also wusch sie sich draußen, dort wo sie auf dem Felsplateau am Vortag den Bottich positioniert hatte und wollte sich gerade etwas überziehen, als Gundis nach ihr rief. Michiru schaute von draußen durchs Fenster. ?Was gibt?s denn, Gundis ?? Ihre Zofe war völlig entzückt. ?Seht doch mal, was ich vor unserer Tür gefunden habe. Ein paar Kleider. Sogar eines für mich.? Michiru runzelte die Stirn. Doch bevor sie etwas fragen konnte, redete Gundis schon weiter. ?Sie waren in diesem Weidenkorb hier, und darauf........lag eine rote Rose.? Die letzten Worte klangen verschwörerisch. Michiru steckte ihren Kopf nun ganz durchs Fenster. Nun konnte auch sie die Rose erkennen. Ob sie von Haruka...............? Ihr Herz klopfte plötzlich lauter, und als sie aus ihren Träumen in die Wirklichkeit zurückkehrte, stellte sie fest, daß Gundis immer noch redete. ?.............könnt Ihr doch dieses hier mal probieren." schloß die Zofe. Michiru betrachtete das pastellfarbene Kleid. Michiru war eindeutig sprachlos. ?Oh Gundis. Ich MUSS es unbedingt anziehen. Ich komme jetzt rein.? Wenig später lief sie nur mit einem dünnen Hemdchen bekleidet ins Haus und schlüpfte in das Kleid. Gundis klatschte begeistert in die Hände, und Michiru betrachtete sich im Spiegel - und strahlte. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab Gundis einen Kuß auf die Wange. ?Bis gleich.? flötete sie und verschwand aus dem Haus.
 

Zaghaft klopfte Michiru an Harukas Tür, doch es tat sich nichts. Als sich auch auf ein erneutes und lauteres Klopfzeichen niemand im Haus rührte, öffnete sie vorsichtig die Tür. Ihr anfängliches Lächeln machte der Enttäuschung Platz, als sie feststellte, daß Haruka nicht da war. Die Fenster waren weit geöffnet, und Lady Michiru fröstette. Sie erkannte mit einem Blick wie ordentlich aufgeräumt es war. Das Bett war frisch gemacht, der Kessel auf dem Kaminfeuer war noch heiss, und ein benutzter Becher befand sich auf dem Tisch. Ansonsten deutete nichts darauf hin, daß Haruka hier gewesen war. Seufzend verließ Michiru das Haus und kehrte zu Gundis zurück.
 

*
 

?Leute ! Uns bleibt nicht viel Zeit ! In 14 Tagen müssen wir fit für den Ball sein. Wir haben jetzt eine Truppe, die den Dreimaster wieder fit macht. Wir müssen aufrüsten, wir brauchen noch weitere Kanonen, und unsere schwarze Flagge soll wieder wehen. Wer ist für neue Segel zuständig ?? 5 Leute stellten sich zur Verfügung. Sie wollten das erledigen. ?Gut ! Nehmt Euch aus dem Dorf so viel Leute wie Ihr benötigt.? erklärte Haruka. ?Ausserdem brauchen wir Stoffe - viele verschiedene Stoffe, aus denen wir feine Kleider nähen können. Vielleicht können wir auch noch irgendwo fertige Kleider abstauben. Sucht im Dorf und tragt zusammen, was ihr finden könnt.? Wieder meldeten sich 8 Leute, die sich sofort an die Arbeit machten. ?Elza, die Jungs und ich segeln später in die Stadt, um noch ein paar Dinge - unter anderem noch mehr Stoffe, Kleider und Waffen zu besorgen. Apropos Waffen. Wir brauchen neben unserem Schmied Frieder einen Trupp, der Waffen baut, und..........wo ist unser Fechtmeister ? Blair, Du trainierst die Leute, die Elza, die Jungs und ich jetzt aussuchen und zu Dir schicken werden. O.k. ? Gut. Wenn Ihr weitere Fragen habt, wir anderen sind im Dorf und schmieden Pläne. Wir schauen aber abwechselnd alle mal rum. Auf geht?s Leute. Hiho ! Rum oder Bier ? RUM !!! brüllten alle. Dann machten sie sich an die Arbeit.
 

Bis an die Zähne mit Plänen bewaffnet, begaben sich Elza, Yosuke, Toko und der Käptn angeregt schwatzend auf den Weg ins Dorf. Als sie an Michirus Hütte vorbeikamen, trat Michiru, durch die lauten Stimmen aufgewühlt, aus dem Haus. Zum ersten Mal begutachtete Elza die ?neue? Michiru, ehemals Ming. Sie pfiff anerkennend durch die Zähne. Offenbar gefiel ihr, was sie sah. Doch Michiru hatte nur Augen für Haruka. Auch Haruka bekam die liebevollen Neckereien der anderen nicht mit. ?Ach,...........geht doch schon mal vor ins Dorf. Ich komme dann nach.? ?Aye aye.? riefen die anderen belustigt wie aus einem Munde und trotteten grinsend von dannen.
 

?Guten Morgen.? erklang Michirus Stimme gut gelaunt und melodiös.? Doch im Inneren ihres Herzens klopfte und pochte es wild, als sie Haruka in einer grün - weiß gestreiften Leggins, einem weißen, elegant geschnittenen Piratenhemd und ihrem hellblonden Haar, das leicht im Wind wehte, erblickte. Ein betörender Duft zog von Haruka zu Michiru herüber, dass sie fast schwindelig werden liess. Der Pirat konnte aber auch seine Augen nicht von Michiru abwenden wie sie da vor ihr in dem schönen pastellfarbenen Kleid stand, welches er heute morgen zusammen mit ein paar anderen guten Stücken vor die Tür gelegt hatte. Insgeheim hatte er gehofft, dass Michiru dieses Kleid anziehen würde. Aber nun, da sie es trug, machte ihn dieser Anblick sprachlos. Schließlich riss er sich zusammen und bemerkte: ?Auch Euch einen guten Morgen.? Beide lächelten sich an. ?Wie ich sehe, habt Ihr die Kleider gefunden, die ich Euch gebracht hatte.? Michiru strahlte sie an, trat auf sie zu und faßte nach ihren Händen. ?Ja. Habt vielen Dank ! Sie sind alle wunderschön. Sogar an Gundis habt Ihr gedacht.? Verlegen meinte Haruka: ?Nun, ich wußte nicht, was Ihr so mögt, und da ich Eure Größen nicht kannte, habe ich aus unseren Vorräten verschiedene Dinge ausgesucht. Aber..........Ihr seht phantastisch aus, Michiru.? ?Oh, vielen Dank. Ihr seht auch........edel aus, so gar nicht wie ein, hmm, Pirat.? Haruka errötete leicht. ?Oh...? Da sie darauf nichts zu erwidern wußte, ließ sie ihren Blick hinter Michiru schweifen. ?Ihr habt die Rose eingepflanzt.? Michiru folgte ihrem Blick. ?Ja......Ich danke Euch.? Michiru stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuß auf Harukas Wange. Haruka wußte nicht wie ihr geschah. Die Stelle, auf die Michiru sie geküßt hatte, brannte. Schnell befreite sie sich von Michirus Händen und lief ein paar Schritte vor. ?Ich.......ich seh Euch dann später. Ich muß ins Dorf......Vorbereitungen treffen.? Sie winkte Michiru noch einmal zu, und rannte dann, als wäre sie vom Blitz getroffen, den Hügel hinunter.
 

Stirnrunzelnd schaute Michiru Haruka hinterher. ?Wie süß sie ist, wenn sie so verlegen wird..........und was sie für wunderschöne Hände hat..........ganz zart und weich.....Gundis.........ich muß sofort zu Gundis.? Aufgeregt lief Michiru ins Haus.
 

**
 

Im Dorf herrschte reges Treiben. Alle Menschen - bis auf die Wachen - rannten mit Körben von Stoffen, Werkzeugen, Waffen, Baumaterialien umher und brachten sie an den gewünschten Ort. Andere verteilten Essen und Trinken, und trotz der vielen Arbeit waren alle munter und fröhlich, denn sie alle freuten sich auf das kommende Fest. Haruka hatte sich gerade ihren schwarzen Umhang umgebunden und beugte sich mit Yosuke und Elza über einen Plan, den sie heftig diskutierten. Als Haruka aufschaute blickte sie direkt in Michirus vorwitzige blaue Augen. Dann sah sie erst den großen Korb, der mit Stoffresten gefüllt war. ?Michiru ! Was tut Ihr da ?? ?Habt Ihr wirklich geglaubt, dass ich mich nicht daran beteiligen würde, wenn alles für das große Fest in 2 Wochen vorbereitet wird ? Ich will auch mithelfen !? Harukas fragende Augen wechselten zwischen Überraschung und Empörung. Aber Michiru konnte auch hart sein, wenn sie wollte. ?Versucht gar nicht erst, mir das auszureden. Ich habe Gundis gefragt, und sie hat mir alles erzählt.? Haruka wunderte sich immer mehr, als sie zu Gundis herübersah und ihr zum Gruß zunickte. ?Tja. Ihr müßt wissen, Gundis weiß immer und über alles Bescheid. Keine Ahnung wie sie das macht. Aber ihren Augen und Ohren entgeht nichts.? Erklärte Michiru lächelnd. Ergeben seufzte Haruka: ?Tja....Nun denn.........da kann man wohl nichts machen.?
 

?Wie dem auch sei. Yosuke, Elza, ein paar der Männer und ich wollen mit dem Schiff raus.......ein paar Besorgungen machen, Erkundungen einholen, und so weiter.? Erschrocken riss Michiru die Augen auf. ?Wird das gefährlich ?? Irritiert erwiderte der Pirat: ?Äh.....nein,....wohl nicht.......Hört zu. Wir werden ein paar Tage fort sein. Braucht ihr noch irgend etwas, Michiru ?? Da begann im Hintergrund der Taverne fröhliche Musik zu spielen, und Michirus Blick wirkte ein wenig traurig. Kapitän Teno umfasste Michirus Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. ?Was..........ist mit Euch ?? wollte er besorgt wissen. Wehmütig gab Michiru nach unten schauend zu: ?Wirklich, es geht mir gut.......Es ist nur....? ?Ja ?? erkundigte sich Haruka mitfühlend. ?Diese wunderschöne Musik erinnert mich ein wenig an meine........Geige. Ich musste sie zurücklassen, und nun....naja, ich vermisse sie ein wenig.? Tapfer sah Michiru wieder auf und......täuschte sie sich ? Da lag soviel Wärme und.........Liebe in Harukas Augen. Aufmunternd zwinkerte der Pirat ihr zu und rief: ?Macht Euch keine Sorgen. Es wird alles gut. Ich bin bald zurück.? Mit diesen Worten drückte er nochmal Michirus Schultern und gab seiner Mannschaft ein Zeichen ihm zu folgen, und sie verschwanden in Richtung Strand.
 

Wehmütig schaute Michiru Haruka hinterher. Dann legte sich eine Hand von hinten auf Michirus Schulter. ?Ihr liebt sie, nicht wahr ?? Erschrocken drehte Michiru sich zu Gundis herum. ?Woher wißt ihr.........?? Aber Michiru lächelte. Wie dumm von ihr. Wie konnte sie nur annehmen, daß Gundis nicht spüren würde, was in ihr vorging. Sie seufzte noch einmal. Dann formten ihre Lippen leise: ?Ja........? Gundis tätschelte ihre Wange. ?Ihr habt ja gehört, was der Kapitän gesagt hat. Es wird alles gut.? Plötzlich zischte Elza mit Takira an der Hand an ihnen vorbei, blieb kurz bei Michiru stehen und zwinkerte frech: ?Du kannst Haruka vertrauen, Kleine. In spätestens einer Woche hast Du sie wieder.? Dann rannten auch sie über den Hügel zum Strand. Kopfschüttelnd sah Michiru Elza hinterher. Gundis faßte nach ihrem Arm. ?Na kommt. Wir haben hier noch einiges zu tun. Und Ihr wollt doch, daß Haruka stolz auf uns ist, wenn sie wieder hier ist, oder ??
 

****
 

Unterdessen starrte Kapitän Teno an Deck der Schwarzen Flagge aufs Meer hinaus. Seine Gedanken waren bei der Frau, die er liebte. Moment, was dachte er da ? Hatte er tatsächlich liebte gemeint ? Konnte das sein ? Nach so kurzer Zeit ? Da trat Elza neben Haruka. ?Was macht Deine Wunde, Käptn ?? Haruka grinste schwach. ?Ich merk kaum noch was.? ?Aber das ist es nicht, was Dich beschäftigt, oder ?? wollte Elza wissen, obwohl sie es sich eigentlich schon denken konnte. ?Hm.? machte Haruka. ?Sie ist verdammt hübsch.? stellte Elza fest. ?Hey ! Dass Du sie mir ja nicht angräbst.? foppte Haruka sie. Abwehrend hob Elza die Hände. ?Hey ! Das würd ich nie tun.? Liebevoll stieß der Pirat sie in die Seite. ?Ich weiß.? ?Ausserdem - bin ich schon vergeben.? ?Ich weiss. Läufts denn gut ?? Elza nickte. ?Hmhm, ziemlich gut sogar. Wir sind uns in den letzten Tagen sehr nahe gekommen. Jetzt bin ich froh, dass wir die Gefangenen damals mitgenommen haben.? Wieder nickte Haruka. ?Schon klar.? Beide beobachteten schweigend die See.
 

?Darf ich Dich mal was fragen, Elza ?? ?Wir beide, wir kennen uns doch schon seit wir klein sind !?? ?Äh, ja schon, aber...?? ?Und wir.......ich meine.........wir mögen uns doch auch irgendwie.........ähh........sehr...? Elza lachte, und legte einen Arm um sie: ?Ich liebe Dich auch, Haruka.? ?Jaa......nein. Ich meine, ich dachte immer, Liebe muß sich erst entwickeln, und doch habe ich das Gefühl, in der kurzen Zeit, die ich Michiru kenne, kann das doch gar nicht sein, daß ich so tief für sie empfinde.? Nachdenklich betrachtete Elza Haruka. ?Liebe hat nichts damit zu tun wie lange man jemanden kennt. Aber mir ist soeben klar geworden, dass Du Michiru wirklich sehr lieben musst.? Verdutzt schaute Haruka nun zu Elza. ?Nun, in der ganzen Zeit, die wir befreundet sind, habe ich es nicht geschafft über Gefühle mit Dir zu reden. Und nun taucht Michiru auf, und Du machst mir eine Liebeserklärung, von der ich geglaubt hatte, sie niemals von Dir zu hören.? Haruka bemerkte das amüsierte Schmunzeln, welches um Elzas Mundwinkel lag. Haruka stürmte auf ihre Freundin zu und knuffte sie. ?Du verarscht mich.? Die beiden balgten sich, und Elza flehte um Gnade. ?Ich ergebe mich.? Dann gab sie ihrem Käptn einen Klaps auf den Po und schwärmte frech. ?Deine Michiru ist wirklich ein Glückskeks. Jetzt gehört Dein knackiger Po ihr.? ?Du ! Du darfst gleich mal das Deck schrubben. Apropos: Vermisst Takira Dich nicht schon ?? Grinsend verzupfte sich Elza.
 

Nach scheinbar endlos langer Reise erreichte die erschöpfte Mannschaft der Schwarzen Flagge nach drei Tagen die Schmugglerbucht - ein Geheimtip der Piraten. Hier wurde getauscht, geschmuggelt, geprügelt, gesoffen, eben alles, was Schmuggler, Piraten, Diebe und Raufbolde anzog. Hier waren sie unter sich. Natürlich war äußerste Vorsicht geboten, denn es wurden regelmäßig Razzien von sogenannten Undercover-Soldaten durchgeführt, die schon oft dem Gesindel den Garaus gemacht hatten. Doch dieses Mal hatte Kapitän Tenos Mannschaft keine Probleme ihre ?Einkäufe? zu tätigen. Elza erwies sich sogar als besonders geschickt, als sie einen Trickbetrüger mit den eigenen Waffen schlug, und dieser es nicht einmal bemerkte. Stolz traf sie sich mit Yosuke, Toko und Haruka am Hafen, wo sie sich verabredet hatten. Alle waren voll beladen mit den verschiedensten Lebensmitteln, Waffen, Stoffen, Schmuck usw., und jeder zeigte stolz seine Vorräte. Jeder, bis auf Haruka, denn die behielt eisern eine kleine Kiste, die sie auf gar keinen Fall öffnen wollte, in ihrer Hand.
 

Nachdem sämtliche Vorräte an Bord des Schiffes verstaut waren, zog es die Piraten noch in eine schummerige Taverne, und Elza mit ihrem frechen Mundwerk landete geradewegs in einer Prügelei. Normalerweise hätte Haruka mitgemischt. Nur waren ihre Wunden gerade am Verheilen, und sie wollte nichts riskieren, also rettete sie Elza stattdessen. Dann begossen sie ihren reichen Fang mit ordentlich viel Rum und torkelten zurück zum Schiff. Ausgelassen traten sie die Heimreise an. Aber da so ziemlich alle blau waren, verzögerte sich die Heimreise dieser relativ kurzen Strecke aufgrund von Orientierungsschwierigkeiten um einen Tag. Doch schließlich gelangte Teno's Mannschaft endlich nach Hause.
 

Die schwarze Flagge war natürlich schon lange, bevor die Beiboote den Strand erreichten, vom geheimen Ausguck der Insel entdeckt worden, so daß viele der dort ansässigen Piratinnen und Piraten sie bereits am Strand erwarteten. Auch Michiru befand sich unter ihnen. Sie hatte sich bereits Sorgen gemacht, weil Haruka's Schiff einen Tag später als erwartet, eintraf. Den wahren Grund dafür erfuhr sie besser nicht.
 

Aufgeregt suchte sie mit ihren Augen die Beiboote ab, die nach und nach mit neuen Vorräten beladen auf den Strand zusteuerten. Dann entdeckte sie sie: In einem der letzten Beiboote stand Haruka aufrecht und stolz und umklammerte mit einem Arm fest die kleine Truhe, die sie seit der Schmugglerbucht nicht einen Moment aus den Augen gelassen hatte. Schon von Weitem erkannte sie Michiru und lächelte zu ihr herüber. Als das kleine Boot den Strand noch nicht voll erreicht hatte, lief Michiru ihr entgegen. ?Hey Michiru. Ihr macht Euer Kleid ja ganz naß.? ?Das ist mir egal. Ich hatte mir Sorgen gemacht.? ?Naja........manche Waren muß man halt länger suchen als andere.? ?Nehmt Ihr mich das nächste Mal mit zur Bucht ?? ?Nun, es ist nicht unbedingt ein Ort für junge Frauen.? ?Ich habe keine Angst.? Haruka betrat den Strand. ?Ich weiß. Schon damals, als Ihr auf mein Schiff gekommen seid, hatte ich bemerkt wieviel Mut und Kraft in Euch steckt. Vielleicht mache ich ja mal einen kleinen Piraten aus Euch, und dann nehme ich Euch mit zur Schmugglerbucht.? Michiru entdeckte das verschwörerische Grinsen um Harukas Mundwinkel. ?Ach Ihr.......Pirat.? foppte sie ihn. Dann fiel Michirus Blick auf die kleine Truhe, die Haruka noch immer fest umschlossen hielt. ?Was.......ist das?? Erst jetzt fiel Haruka ein, was sie da die ganze Zeit mit sich herumschleppte. ?Oh. Richtig. Ich habe Euch etwas mitgebracht, Michiru.? ?Mitgebracht ? Für mich ? Aber, ich wollte......? ?Ich weiß, Ihr hattet keinen Wunsch. Aber ich denke, es wird Euch dennoch freuen. Nehmt es,.........bitte.? Sachte stellte Haruka die Truhe auf den Sandboden. Neugierig musterte Michiru die Kiste. Dann drückte sie die Lasche nach hinten und öffnete den Deckel. Entgeistert starrte sie auf den Inhalt. ?Das soll für mich sein ?? Verlegen erklärte Haruka: ?Ihr wart so traurig, und mir wurde klar wie sehr Euer Herz mit Musik verbunden ist, und da habe ich........? ?Haruka!? Stürmisch fiel Michiru ihr um den Hals und drückte ihr einen dicken Kuß mitten auf den Mund. Die verdutzte Haruka wußte gar nicht wie ihr geschah. Aber Michiru hatte sich bereits wieder dem Inhalt der Truhe zugewandt. Sicher, diese Geige war nicht wie ihre alte. Wie auch. Jedes Instrument war anders. Dennoch hatte sie dieses Stück gleich lieb gewonnen, weil es von Haruka war. Liebevoll drückte sie das Instrument an sich. ?Ich möchte es gleich zu Hause ausprobieren, ja ?? Haruka, die die ganze Zeit Michiru angestarrt hatte, dachte die ganze Zeit an nichts anderes, als an den Kuß. War das nun ein Kuß, oder hatte sie sich das nur eingebildet ? Ob Michiru auch etwas für sie empfand ? Aber, sie hatte ihr noch nicht erzählt, daß sie selbst auch ein Mädchen, eine Frau war. ?Ich fragte, ob Ihr mich nach Hause begleiten würdet, Haruka.? ?Was ? Oh ja, natürlich gern. Ich nehme, die, äh, Truhe.?
 

?Ihr seid so schweigsam, Haruka. War die Reise sehr anstrengend ?? ?Die Reise. Ja. Ja, sie war anstrengend.? Das stimmte zwar nicht, aber sie konnte Michiru ja schlecht ihren Gefühlszustand, den sie, Michiru, bei ihr, verursachte, erklären. Deshalb schwieg sie weiter. ?Wißt Ihr was ? Ihr ruht Euch aus, und während dessen machen Gundis und ich Euch etwas zu Essen, und nebenbei kann ich gleich meine Geige ausprobieren.? ?Ja, das wäre.......nett.? Haruka war immer noch viel zu durcheinander. ?Schade. Wir sind schon da. Ich hätte gern noch mit Euch geplaudert. Haruka, Ihr wißt gar nicht, was Ihr mir für eine Freude gemacht habt.? Michiru strahlte sie mit glänzenden Augen an. ?Ich kann Euch gar nicht genug danken.? Da stellte sich Michiru leicht auf die Zehenspitzen und gab ihr erneut einen Kuß. Wieder auf den Mund, und dieses Mal etwas länger. Haruka war wie erstarrt. ?Michiru, ich.........? Doch Michiru legte der total verwirrten Haruka einen Finger auf den Mund und schüttelte ihren Kopf. ?Mm. Ihr müßt Euch ausruhen.?
 

Michiru war schon lange hinter ihrer Tür verschwunden, und Haruka stand noch immer bewegungslos auf der Stelle. Langsam löste sich ihre Erstarrung, und sie fuhr sich mit einem ihrer Finger über die Lippen. ?Sie hat mich geküßt. Eindeutig. Aber warum ?? Nachdenklich ging sie hinüber in ihr Haus. Sie entledigte sich ihrer Klamotten, kuschelte sich ins Bett und schloß die Augen. Aber schlafen konnte sie nicht.
 

Haruka wußte nicht wie lange sie im Bett gelegen hatte. Aber mit einem Mal vernahm sie zarte Geigenklänge. Haruka stand auf und begab sich zu ihrem Fenster neben der Haustür, öffnete es und blickte sehnsüchtig auf die andere Seite, während sie Michirus Geigenmusik lauschte. Dann verstummte die Musik. ?Schade.? Gern hätte Haruka noch länger gelauscht. Aber da war im Moment nichts dran zu ändern, und da sie sowieso nicht schlafen konnte, konnte sie sich auch gleich frisch machen und anziehen. Wenig später wollte Haruka gerade zu Michiru hinübergehen, als sie Stimmen draußen hörte. Das waren eindeutig Yosuke und Michiru, die sich da unterhielten. Eigentlich hatte sie nicht vor zu lauschen, aber in diesem Fall ging es um Michiru, und sie konnte einfach nicht anders. ?...Gefühle ...für Haruka ?? fragte Yosuke gerade. ?Ich.....bin ihr sehr dankbar.........? lautete Michirus Antwort. Das genügte. Haruka glaubte genug gehört zu haben, schwang sich ein Handtuch über die Schultern und rannte nach draußen und an Michiru vorbei.
 

?Haruka !? Rief Michiru erfreut. Gundis und ich haben gerade das Essen.......? ?Keinen Hunger!? lautete Harukas patzige Antwort. Dann lief sie davon. Irritiert hob Michiru die Brauen. ?Keine Sorge. Sie beruhigt sich schon wieder. Manchmal ist sie etwas launisch. Dann läßt man sie ein wenig allein. Sie kommt wieder.? beruhigte Yosuke sie, bevor er ihr die Stoffe reichte, um die sie gebeten hatte. Aber Haruka ging Michiru die nächsten Tage aus dem Weg. Ganz egal, was Michiru auch probierte, Haruka wich ihr aus, wo sie nur konnte, und bis zur geplanten Abreise hatte Michiru keine Chance Haruka wiederzusehen.
 

An diesem Abend wirkte Michiru sehr bedrückt. Gundis entging das natürlich nicht. ?Was ist denn los, Michiru ?? ?Ach Gundis. Ich habe das Gefühl, dass Haruka mir ausweicht, und ich weiss nicht, warum.? ?Habt Geduld, mein Kind. Vielleicht ist es die ganze Anstrengung vor diesem Ball. Wartet einfach ab.? Das schien Michiru wenig Trost. Doch im Moment blieb ihr wohl nichts anderes übrig als zu warten.
 

Mürrisch blieb Haruka auch bis zum nächsten Morgen, der geplanten Abreise. ?Sie liebt mich nicht. Ich muß mich damit abfinden.? Mit diesem Gedanken lief sie mit energischen Schritten auf Michirus und Gundis Hütte zu, klopfte an und als Michiru öffnete, schnürte ihr Anblick ihr fast das Herz zu. Dennoch zwang Haruka sich kühl und abweisend zu klingen. ?Ich wollte Euch nur Bescheid geben, daß Ihr Euch bereit halten sollt. Es geht in wenigen Minuten los.? Haruka wollte wieder gehen, als Michiru sie sanft am Arm zurück hielt. ?Ich hatte mehrfach versucht mit Euch zu sprechen, Haruka.? ?Ich........hatte zu tun. War sonst noch was ?? Traurig schüttelte Michiru den Kopf. Sie wäre gern an Harukas Seite zum Schiff gegangen, aber das traute sie sich nicht zu fragen, als sie Harukas schroffe Antwort erhielt.
 

Wütend über sich selbst sprintete Kapitän Teno zum Schiff. Michiru wirkte sehr traurig. Ob sie wohl zu kühl zu ihr war ? ?Haruka ?? ?Was !?? erwiderte der Pirat schlecht gelaunt. ?Dir auch einen schönen guten Morgen, Haruka.? erwiderte Elza, die sich fröhlich aufs Oberdeck zu ihrem Käptn gesellte. ?Grmpf.? murmelte dieser. ?Oh ! Wir haben aber eine Laune heute.? bemerkte Elza. ?Spar Dir Deine Bemerkungen, Elza. Was willst Du ?? ?Ich wollte Dir mitteilen, daß ich die Gefangenen wie am Anfang mit verbundenen Augen wieder unter Deck gesperrt habe.? ?Hmhm. Sonst nochwas ?? ?Und ich wollte Dich fragen, welche Laus Dir über die Leber gelaufen ist." ?Wieso?!? kam es prompt zurück. ?Du fragst wieso ? Seit Tagen läufst Du mit einer Trauermiene herum und läßt niemanden an Dich heran.? ?Grmpflslm.? ?Was ?? bohrte Elza. ?Du nervst!? ?Ich weiß. Aber Du weißt auch, daß ich Dich nicht eher zufrieden lasse, bis Du mir alles gesagt hast.? ?Sie liebt mich nicht.? ?Was ? Wer ?? ?Na, Cleopatra. Michiru natürlich, Du Geistesblitz !? ?Hast Du sie gefragt ?? erkundigte sich Elza. ?Natürlich nicht.? betonte Haruka stolz.
 

Haruka drehte sich von Elza weg. Aber diese stellte sich vor sie. ?Du versperrst mir die Aussicht.? stellte Haruka fest. ?Schön!? rebellierte Elza. ?Was soll das ?? keifte Haruka. ?So hörst Du mir wenigstens zu.? Elzas Augen bohrten sich in ihre. ?So. Und jetzt sag ich Dir mal was. Ich weiß nicht, was Du da in Deinem Kopf ausbrütest. Aber eines weiß ich: Michiru liebt Dich!? Haruka machte ein dummes Gesicht. Aber Elza war gerade richtig in Rage und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. ?Wir haben heute einen schweren Kampf vor uns, und ich möchte nicht, daß Dir etwas passiert. Wir müssen einen klaren Kopf bewahren. Und Du hörst jetzt gefälligst auf Dich stur zu stellen und benimmst Dich wieder wie der Pirat Haruka Teno - zumindest so lange, bis wir mit Dunway fertig sind. Und anschließend wirst Du mit Michiru sprechen, klar ?? Haruka nickte brav. ?So, Kapitän Teno. Ich begebe mich nun an meine Arbeit.? Sie salutierte adrett und wies die Mannschaft an sich auf ihre Plätze zu begeben. Sie sah nicht mehr, daß Haruka lächelte.
 

Michiru blieb die ganze Zeit in der Kajüte, die man ihr zugewiesen hatte. Sie hielt es für besser Haruka zunächst nicht bewußt zu begegnen und erst einmal abzuwarten. Sie setzte sich an den kleinen Tisch am Fenster, schaute hinaus aufs Meer und seufzte: ?Haruka..............? Gundis beobachtete Michiru eindringlich. Sie würde mit Elza reden................
 

Als das Piratenschiff das Gewässer so weit umsegelt hatte, um ausserhalb der Gefahr zu sein, um auf andere Piraten zu stossen, wurde die schwarze Flagge gegen eine der Flaggen des Shogun Dunway, die sie unter anderem in der Schmugglerbucht handeln konnten, eingetauscht. Nach und nach verwandelten sich dann auch die Piraten in treue Untertanen des Shogun Dunway. Die alten Klamotten wurden in Kisten verstaut und diese, und alles, was an ein Piratendasein erinnerte, wurde hinter einer Geheimwand versteckt. Schliesslich lief das Schiff im Hafen ein.
 

Da Haruka Michiru die ganze Zeit über nicht gesehen hatte, blieb ihr fast der Mund offen stehen, als diese in Begleitung von Gundis und Elza auf sie zukam. ?Eure Lordschaft Tensos, darf ich Euch Eure Begleiterin Lady Madelaine anvertrauen ?? Elza bohrte ihre Augen in Harukas. Diese verstand den Wink und meinte galant: ?Lady Madelaine, es ist mir eine Ehre Euch an meiner Seite zu haben.? Michiru ihrerseits staunte auch nicht schlecht, als sie Haruka als feinen Shogun gekleidet betrachtete. ?Shogun Tensos. Ihr schmeichelt mir.? Elza konnte sich ein Grinsen über soviel Süßholzraspelei nicht verkneifen und stellte sich mit Takira an die Spitze der auf Einlass wartenden. Da wurde sie von Haruka auf die Schulter getippt. ?Sorry, aber ich bin nunmal die Begleiterin von Takiro, und er ist derjenige, der uns ins Schloß von Dunway bringt. Das hatten wir doch besprochen.? säuselte Elza. ?Ich sag ja schon nichts mehr.? witzelte Haruka. ?Ich wollte nur sichergehen, ob Du noch alles weißt.?
 

Yosuke und Toko hingegen konnten es aufgrund der Fülle an Leuten schaffen, unbemerkt und immer im Schutz der anderen verkleideten Piraten die Gefangenen vorbeizuschmuggeln und sie in einer der naheliegenden Baracken so zu verstecken, dass man sie früher oder später - eher später - finden würde. Dann schlossen auch sie zu den anderen in der Warteschlange auf.
 

Der Hafen und der anliegende Marktplatz waren überfüllt von Adligen, die an dem Ball des Shogun Dunway teilnehmen wollten. Vor ihnen ragte ein gigantisches Schloß empor, welches gut bewacht wurde und Eindringlingen aufgrund seiner Beschaffenheit kaum eine Chance zum Stürmen bot. Haruka, Elza und die anderen Piraten checkten die Lage und beobachteten die Wachen und die ringsum befindenden Leute. Haruka wünschte, dieser Alptraum würde bereits hinter ihnen liegen. Zudem ging es hier nur schleppend vorwärts, da jeder seine Einladungen vorzeigen mußte, und die meisten auch noch überschwenglich mit Namen vorgestellt wurden. Shogun Tensos und Gefolge kamen auf Empfehlung des Shogun Takiro. Bis dahin klappte alles ohne Probleme. Dann war der erste Schritt getan. Sie waren drin.
 

Im ersten Moment mußte Haruka blinzeln. Soviel Prunk war ihr von jeher zuwider. Es befanden sich schon einige Gäste im Schloß, aber von Dunway noch keine Spur. Einige Walzer erklangen, und Haruka verbeugte sich vor Michiru: ?Darf ich um diesen Tanz bitten, Lady Madelaine ?? Sofort schwang sich Michiru in Harukas Arme. Wie gut sich das anfühlte. Immer wieder begegneten sich Augen der beiden während des Walzers, und sie bemerkten die bewundernden Blicke einiger Gäste. Aus den Augenwinkeln stellte Haruka zufrieden fest wie Elza, Yosuke, Toko und die anderen sich unters Volk mischten. Andere begaben sich unauffällig zu den Hinterausgängen, um die übrigen Piraten, eingeweihte Bauern und Waffen hineinzuschmuggeln. Alles lief nach Plan.
 

Dann erschien Shogun Dunway auf der Bildfläche. Sofort verkrampften sich Harukas Hände fester um die von Michiru. Michiru folgte Harukas Blick. Sie erschrak kurz. Sie hätte nicht gedacht, daß der Anblick ihres inzwischen verhaßten Onkels solches Unbehagen in ihr auslöste. Dann begegnete sie den warmen Augen Harukas und beruhigte sich etwas. ?Nervös ?? fragte diese besorgt. ?Ein wenig ja.? gab Michiru zu. ?Aber wenn ich bei Euch bin, weiß ich, daß ich keine Angst haben muß.? Tief schauten blaue Augen in grüne. Ein tiefer Schmerz bohrte sich in Harukas Brust. Warum tut sie das ? Fragte Haruka sich. Sie empfindet doch nur Dankbarkeit für mich. Aber sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Denn plötzlich überschlugen sich die Dinge.
 

Takiro alias Takira brüllte auf einmal aus einer Ecke: ?Tod dem Tyrannen!? zückte einen Degen und stürmte auf Dunway zu. Von irgendwoher schrie Elza, die auf Takira zurannte, um sie zu schützen. Doch Elza kam ein wenig zu spät, denn einer von Dunways Gefolgsleuten hatte die Lage schnell erfaßt, verletzte Takira leicht am Rücken, bevor er von Elza erstochen wurde. Er schrie aber noch: ?Piraten !? Worauf ein heilloses Durcheinander erfolgte. Von allen Seiten stürmten die Piraten auf Dunways Leute zu. Haruka brüllte: ?Scheisse!? Weil Takira den Plan vermasselt hatte, weil sie sich zu früh zu erkennen gegeben hatte. Dann entledigte Haruka sich ihres Adelsmantels, nahm Michiru mit sich, um sie irgendwo hinzustellen, wo es nicht so gefährlich war. Das ging Lady Michiru alles zu schnell, und als sie von den kräftigen Armen Harukas auf die Arme genommen wurde, erschreckte Michiru im ersten Moment so, daß ihr ein heller Schrei entwich. Der Schrei kam Dunway bekannt vor. Er reagierte schnell, entdeckte Michiru und............?Teno ! Das war ein Fehler hierherzukommen ! Ich töte Dich !" ?Dazu mußt Du mich erstmal kriegen!? erwiderte Haruka. Sie stellte Michiru auf den Boden. Dunway streckte unterwegs einen Piraten nieder, schnappte sich einen zweiten Degen und raste auf Haruka zu, die eben noch Michiru zur Seite warf und sich damit eine leichte Verletzung von Dunways Degen am Arm hinzuzog. Michiru war entsetzt und wütend und plötzlich in der Menge verschwunden.
 

Verbissen kämpften Haruka und Dunway gegeneinander, doch der wendige Pirat ließ Dunway zappeln. Er spielte mit ihm. Das machte Dunway nur noch wütender. Da tauchte Michiru wieder auf. Sie hatte sich ihres Kleides entledigt und sich Piratenklamotten angezogen, um besser beweglich sein zu können. Gerade hob Dunway seinen Degen, um ihn auf Haruka niedersausen zu lassen. Da rief Michiru erschrocken: ?Haruka!? Dieser Augenblick genügte, und Haruka war abgelenkt, als Dunway zustieß, ihren Degen aus der Hand fegte und dabei Harukas Hemd teilte. Geschockt hielt er inne. ?Das.........das gibt?s doch nicht. Ich kämpfe mit einer...........Frau ?? Haruka war nun auch irritiert, wie sie da halbnackt vor so vielen Menschen stand. Doch Dunway hatte sich schnell wieder gefaßt und wollte Haruka erstechen. Da griff Michiru in ihrer Not nach irgend etwas, dass Ähnlichkeit mit einer Bratpfanne hatte, donnerte es auf Dunways Kopf und schrie gleichzeitig: ?Nein ! Nicht! Ich liebe Dich doch!? bevor sie sich vor Haruka warf. Dabei vergass Haruka weiterzukämpfen und sich nach ihrem Degen zu bücken. Sie starrte abwechselnd auf ihren nackten Oberkörper und zu Michiru. ?Aber, aber.....? Dann schrie Elza von der anderen Seite: ?Haruka ! Fang !? Sie hatte ihr einen Degen zugeworfen, da Dunway sich wieder vom Boden aufgerappelt hatte. Dann stieß Haruka zu. Dunway lebte noch. Elza war nun auch bei Haruka. ?Nein, bitte.....lass mich leben...? flehte Dunway. ?Das hat Dich damals auch nicht interessiert, als meine Eltern um ihr Leben baten.? Voller Wut, Hass und Verzweiflung stach Haruka wieder zu. ?Und der ist für meine Mutter, für Elza, für Michiru, für........? Elza legte die Hand auf Harukas. ?Das reicht.? Sie legte noch einmal tröstend ihre Hand auf Harukas Arm und auf Michirus, dann rannte sie zu Takira und den übrigen, um sich um die Verletzten zu kümmern.
 

Haruka starrte auf den toten Dunway vor sich und auf Michiru. Haruka sah sie an: ?Ist das wahr, was Du gesagt hattest, Michiru ?? Michiru nickte. ?Aber..........ich habe Deinen Onkel getötet.? Sanft fasste Michiru nach Harukas Hand. ?Er war schlecht. Ich hab ihn gehasst. Er hat es nicht anders verdient.? Noch immer starrte Haruka Michiru ungläubig an. ?Aber.........ich bin............eine Frau...........? ?Ich weiß.? antwortete Michiru ruhig. Nun verstand Haruka gar nichts mehr. ?Du bist nicht überrascht ?? Michiru schüttelte lächelnd den Kopf. ?Ich wußte es von dem Moment an, als ich Dich das erste Mal umarmt hatte.? In Haruka arbeitete es fieberhaft. ?Aber..........zu Yosuke sagtest Du neulich, Du wärst mir sehr dankbar.? Michiru überlegte angestrengt, was Haruka meinte. Dann erhellte sich ihr Gesicht. ?Ich bat Yosuke um ein paar Stoffe, damit Gundis und ich zusammen ein Kleid für mich machen konnten, und ich sagte, ich wollte besonders schön für Dich aussehen, weil ich dankbar bin, daß ich so eine wundervolle Frau wie Dich lieben darf.?
 

?Aber.........? Doch schließlich fielen Haruka keine ?Abers? mehr ein, und sie nahm Michiru überglücklich in ihre Arme. ?Ich war so ein Holzkopf. Bitte verzeih mir. Ich liebe Dich schon so lange. Ich......? Verspielt verschloß Michiru mit ihrem Finger Harukas Lippen und hob dann lächelnd ihren Kopf. ?Küß mich!? befahl sie leise.
 

*******
 

Der Himmel leuchtete blutrot. Das Meer umfing den kleinen Felsen am Ufer des Strandes mit sanften Wellen. Auf ihm saß ein eng umschlungenes Pärchen und schaute sich den Sonnentuntergang an. Lange sprachen beide kein Wort. Dann flüsterte Haruka: ?War das nicht atemberaubend ?? ?Nein. Das war schön. Einfach nur wunderschön. Atemberaubend sind Deine Küsse.?
 

*****
 

Michiru blieb für den Rest ihres Lebens bei Haruka auf der Pirateninsel. Zusammen fanden sie den Schatz auf Dunways Karte und erlebten noch so manche Abenteuer, und ihre Liebe zueinander wuchs von Tag zu Tag mehr.
 

Nachwort:
 

100 Jahre später fanden Forscher in Japan eine Insel. Sie war erfüllt von Liebe. Alles wuchs satt und kräftig wie sonst nirgends, und ein kleiner Felsen am Ufer des Strandes hatte die Umrisse eines Liebespaares. Es hieß, jeden Abend, wenn die Sonne blutrot unterging, würde dieses Liebespaar zurückkehren, um sich das Schauspiel anzusehen.
 

ENDE
 

written by Andrea.chibimoon@addcom.de - vom 16.02.2002 bis 30.06.02 (fertig geworden 22 Uhr 7)



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Von: abgemeldet
2002-09-16T18:50:38+00:00 16.09.2002 20:50
Fand ich auch gut. Musste mich zwar dran gewöhnen, das Haruka mal als er und mal als Sie bezeichnet wurde, auch von den Leuten dies gewusst haben, aber die Story an sich war klasse.
Von: abgemeldet
2002-09-04T18:49:35+00:00 04.09.2002 20:49
Das war ja wirklich mal was anderes, hat mir richtig gut gefallen, wirklich richtig gut!


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