Zum Inhalt der Seite

Wir sind verdammt zu weinen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Wahrheit

Stolz präsentierte ich den Jungs die neuen Songs. Sogar Karyu war begeistert, denn endlich hatte ich wieder meine alte Form gefunden. Das alles verdankte ich eigentlich nur ihm, meinem Geliebten. Der einzige, der aber zu ahnen schien, warum es mir wieder gut ging, war Zero. Ja, in gewisser Weise ging es mir gut und das obwohl ich ein gebrochener Mann war. Doch mit der Musik konnte ich allemal weitermachen. Für die neuen Songs fehlten also nur noch die Musik und ein paar Proben um das ganze einzustudieren. So wie ich Karyu einschätzte würde das Thema zur Musik schnell abgegessen sein, und das Proben war auch keine sonderlich große Hürde, da meine Kollegen allesamt Talent und Geduld hatten. Doch wir hatten alle Zeit der Welt, denn das nächste Single Release war noch etwas hin.
 

Doch ich irrte mich. Im Prinzip war alles genauso stressig wie zu der Zeit als Shinji gestorben war. Wahrscheinlich das gut so, denn dadurch kam ich in die richtige Stimmung um den Song rüberzubringen. Die Musik passte spitzenmäßig zum Text und zeigte, dass sich Karyu wieder einmal Gedanken zum Thema gemacht hatte und versucht hatte, dieses Thema mit der Musik wieder zugeben. Nun lag es nur noch an unserer Harmonie, ob wir die Botschaft an die Menschen bringen konnten. Ich wollte, dass wenigstens ein paar Menschen die Botschaft verstanden, denn aus einem Funken Verstand, der wie ein Blume blüht, können sich Pollen im Wind hinfort bewegen und später andere Blumen zum wachsen bringen. Das war meine Absicht. Ich wollte meine Botschaft in einen Kopf säen, in der Hoffnung dass er sie weiter verbreiten würde und den Menschen die Augen öffnete. Und gerade weil ich so verbissen dahinter klemmt, hinterfragte Karyu einen Tag vor dem Albumrelease, den Grund. “Erkläre es mir Hizu. Was war der Auslöser?” das waren seine Worte. In mir loderte nun ein Feuer auf, es war fast so, als hätte ich darauf gewartet diese Frage zu hören. Denn mir war auch klar, das Karyu von Anfang an wusste, dass mehr hinter diesen Liedern steckte. Deswegen war ich auch nur zu bereit, Karyu alles zu erzählen. “Als wir gerade sehr beschäftigt und gestresst waren, wegen der Tour und dem ersten Longplayer, kam mein Cousin und bat mich um Hilfe. Das Heißt er wollte mich um Hilfe bitten, doch als er merkte wie viel ich zu tun hatte, schwieg er, ohne auch nur ein Wort seines Kummers gesagt zu haben. Ich selbst hatte seinen Kummer nicht bemerkt, wie gesagt wir hatten unsere eigenen Probleme. Shinji bekam von niemanden Hilfe, weil er merkte, dass jeder seine Probleme hatte, deswegen wählte er mit seiner Freundin Hotaru den Freitod, indem er mit ihr vom Dach ihrer Schule sprang. Verstehst du, beide sind gestorben, weil diese Welt zu blind ist um die Probleme andere zu sehen. Diese Welt macht ihre Menschen blind, weil sie nur egoistisch ihre eigenen Probleme sehen, die der anderen aber nicht einmal Ansatzweiße wahrnehmen, genauso wie ich Shinjis Probleme nicht wahrgenommen habe. Diese Welt ist einfach nur so krank, dass sie uns zu Mördern macht, denn wir Menschen bringen nicht nur unsere Kranke Welt um, nein, wir töten uns auch gegenseitig, indem wir die <Schwächeren> in den Selbstmord zwingen. Wir verraten immer die, die uns am Herzen liegen müssten. Auch ich habe Shinji verraten und mich zu einem Mörder gemacht. Ich war so blind. Das reicht mir einfach, noch einmal will ich mich von dieser Welt nicht zu einem Mörder machen lassen. In dieser Scheiß Welt bin ich doch nur ein illusionäres Spiegelbild, was die beschmutzte Ideale Welt glänzen lassen soll. Ich will diesen verdammten Spiegel zerbrechen und den Menschen zeigen wer ich wirklich bin.
 

Karyu hatte ab und an genickt, während ich ihm erzählt hatte, wie es mir ging, dabei stand das alles was ich ihm sagte in meinen Texten. Aber wahrscheinlich wollte es Karyu aus meinem Munde wissen. Nun kannte er die Wahrheit, genauso wie Zero sie kannte und das war auch gut so. Es erleichterte mich um so vieles, was mein Herz in eisige Ketten geschlagen hatte, es war sogar fast so, als hätte mein Reden die Ketten endlich gelöst und mich befreit. Ich fühlte mich zumindest endlich frei, von all meinen Sorgen. Sie waren auf einmal wie weggewischt, so als hätten sie nie existiert. Wahrscheinlich war das auch der Grund warum ich Karyu von meiner Liebe erzählte. Wieder hörte Karyu still schweigend zu. Er unterbrach mich nie beim reden, kommentierte nie sofort das was ich sagte, deswegen fiel es mir unglaublich schwer, auch nur ansatzweise zu erahnen was er gerade dachte. Erst als ich ihm alles berichtet hatte, drang seine klare, wohltuende Stimme zu mir vor. “Klingt fast so, als wäre dein Lebensretter wohl nur zweite Wahl und das obwohl du ihn wirklich liebst- Wenn er das erfahren sollte, würde es ihm das Herz brechen, denn ich denke das er dich viel mehr liebt, als du glauben magst.” Ich nickte, denn auch ich zweifelte nicht daran, dass Hotarus Bruder mich aus aufrichtigem Herzen liebte. Ich nickte aber auch, weil ich wusste, dass Karyu Recht hatte, denn ich liebte den braunhaarigen Schönen, aber immer wenn ich die Wahl zwischen ihm und Karyu hätte, würde er den kürzeren ziehen. Ich liebte Karyu einfach viel zu sehr und das war selbst unserem Bandleader klar. Mein Retter würde für mich immer an zweiter Stelle stehen, selbst wenn das nicht gerade freundlich klang, aber es war ehrlich. Und vielleicht würde mich diese Ehrlichkeit eines Tages wieder zu einem Mörder machen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück