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Mein Leben - für dich 4

von

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4. Neue Welt, altes Ich
 

"Ringgg!" Das Telephon klingelte, doch mein Kopf tat weh und ich bewegte mich nicht. Die Bedienstete neben meinem Bett gab mir den Hörer. Augenblicklich danach verließ sie wieder aus dem Zimmer. "Hallo..." Sagte ich entkräftet. Der Kampf hatte mich sehr mitgenommen. "Michi?... du hörst dich müde an, was ist los? Du warst auch nicht in der Schule. Bist du krank?" Ich verdrehte genervt die Augen. Immer wollten meine Freunde alles wissen. Meine früheren Freunde. In meiner neuen Welt zählten sie aber nicht mehr. "Ich bin nicht krank! Ich habe nur anderes zu tun." Erklärte ich ihr genervt. "Michiru, was ist nur los mit dir? Seit deine Eltern tot sind verhältst du dich so seltsam. Fast so als würden wir keine Freunde mehr sein. Ich kann ja verstehen, dass es schlimm ist, aber Freundschaft geht vor." "Du bist gefühllos wie alle anderen Menschen. Denkst du der Tod von jemandem... ist... ist leicht zu überstehen? Denkst du an einem Tag sterben die Eltern und am nächsten geht man wieder ins Kino? Du bist ja sehr verständnisvoll." "Michi... ich-" Sauer legte ich den Hörer auf. "Verflucht seist du! Am liebsten würde ich es dir sagen, aber..." Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich nahm mir wieder das Desinfizierungsmittel und tupfte meine Wunden aus. Mein rechtes Knie war aufgerissen. Meine Finger taub. Mein blaues Auge schmerzte und mein Oberkörper war grün und blau. Ich fühlte mich wie gerädert. Oh wie gern, würde ich sterben. Aber wer sollte außer mir die Welt retten? Die Menschen? Die Menschen konnten noch nicht mal nicht sich selbst beschützen, obwohl es anscheinend nichts gab was ihnen mehr bedeutete als sie selbst. Ich hasste diese Art zu denken. Ich hasste es, dass ich mich völlig aufgeben mußte. Für mich gab es nur noch den Kampf. "Miss! Oh mein Gott Miss! Ist alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?" Die mollige Frau, ihr Name war Mila, rannte zu mir und half mir beim Verbinden. "Nein nein, ich habe mich nur... geprügelt." "Miss das sollten sie nicht mehr tun." Ich lächelte die gutmütige Frau an. "Ich weiß, danke Mila! Ich werde vorsichtiger sein." Die Frau schaltete den Fernseher an und ging etwas beunruhigt aus dem Raum. Ich sah auf meinen armen Körper, der mir noch nie so schwer vorgekommen war. Ich stand auf, versuchte mich zu halten und ging torkelnd zum Schrank. Ich suchte meinen schönen schwarzen Badeanzug raus und zog ich mir an. Ich brauchte einfach etwas Kälte. Mit schleichenden Bewegungen ging ich nach draußen und legte mich in den kalten Sand. Das Wasser spülte um mich und ich fühlte mich frei. Der von der Sonne gewärmte Sand unter mir, das Licht der untergehenden Sonne auf meinem Bauch und die Wellen um meinem Körper. Als könnte ich mit dem Meer verschmelzen und müßte nie wieder etwas tun was ich nicht wirklich wollte. Das Meer, seine liebevollen Umarmungen, seine tiefe Ruhe. Alles das liebte ich. Es war das einzige was mir noch etwas bedeutete. Ich seufzte und ruhte mich aus.
 

"Miss Kaiou. Ich will sie nach der Stunde sprechen!" Meinte mein Lehrer in der letzten Stunde. Schon war es nach der Stunde und er kam nicht. Ich setzte mich auf den Lehrertisch und starrte aus dem Fenster. Ich bekam die Zeit gar nicht mit die verging. Aber kurz darauf kam er hinein. "Michiru. Hast du etwas Zeit? Ich möchte mit dir über dein Verhalten im Unterricht und auch sonst unterhalten." Ich sprang vom Tisch. "Natürlich!" "Gut. Setze dich bitte." Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. "Hör mir jetzt genau zu. Du bist eine unglaublich begabte Schülerin. Das weiß ich, als ich dich diese Jahr bekommen habe, habe ich es schon gemerkt. Du warst aufmerksam, schlau und hast einfach grandios mitgearbeitet. Es hat richtig Spaß gemacht, dir etwas beizubringen, da ich wußte, dass du lernen wolltest. Doch seit... diesem Ereignis, bist du nicht mehr dieselbe. Es scheint dir alles egal zu sein. Du lernst nicht, du machst nicht einmal deine Hausaufgaben und du bist verträumt im Unterricht und bekommst gar nichts mehr auf die Reihe. Ich habe auch in den Pausen auf dich geachtet. Seit drei Monaten bist du alleine. Früher warst du immer von einer Traube Menschen umrahmt und nun? Sie spotten hinter deinem Rücken über dich. Niemand kann dich mehr ausstehen und es fällt selbst mir schwer Mitleid für dich zu haben." Er senkte den Kopf. "Ich weiß das und... wenn das alles vorbei ist, mit dem ich zu kämpfen habe, werde ich auch wieder mehr Zeit für alles andere haben. Aber ich brauche noch Zeit!" Er unterbrach sie mit einer bedeutenden Geste. "Zeit? Wieviel Zeit? Eine Woche? Ein Jahr? Zehn Jahre? Du hast nur Fünfen auf diesem Zeugnis das bevor steht. Ist dir das klar? Davor waren es immer nur Einsen und ab und zu mal Zweien. Du wirst sitzenbleiben, wenn du dich jetzt nicht SOFORT zusammenreißt. Du mußt dich am Riemen reißen und dich retten. Wenn du es nicht schaffst, werde ich bei dem Direktor anfragen ob man dich umschult, denn so hast du an unserer guten Schule keine Chance." Er stand auf und ging. Ließ mich mit meinem schlechten Gewissen alleine. Ließ mich alleine wie alle Menschen. Aber hatte er recht? War ich inzwischen so schlecht? War ich so kalt? Mein Traum von einem schönen Leben wurde von diesem schrecklichen Traum der Stille, den ich jede Nacht hatte, total verdrängt. Er existierte nicht mehr. Ebenso wie die alte Michiru. Aber... Stop. Nein. Sie existierte wieder. Oder besser sie existierte noch. Sie war ein verunsichertes kleines Mädchen was sich hinter der Kriegerin versteckt hatte, doch nun wieder zeigen wollte was sie konnte. Sie war ich. Ich war sie. Wir sollten eins sein, doch es waren zwei verschiedene Charaktere. Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Die alte Michiru schrie in mir vor Schmerz. Alles hatte ich ihr zerstört. Ihre Freunde verloren, ihre guten Leistungen verloren und ihr Leben genommen. Ich mußte wieder sie werden. Wir mußten wieder tauschen. Ich durfte nur kämpfen und nicht leben. Ihr gehörte der Körper. Ihr gehörten ihre Freunde und ihr Leben. Meine Hülle zerfiel und ich war wieder die alte, dass alte Ich. Es weinte. Ich weinte. Bitterlich. Ich weinte, wie ich es schon lange gewollt hatte. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib. Weinte um meine Eltern. Weinte um mein verlorenes Leben. Weinte um meine verlorenen Freunde. Weinte um alles was ich nun nicht mehr hatte. Nach langer Zeit wurde ich nun wieder zu Michiru. Sie, nun die Kriegerin im Hintergrund, und ich. Heraus kam, eine starke Frau. Kindisch und doch erwachsen. Nun würde ich, oder wir?, es schaffen. Wir würden, die Dämone bekämpfen. Die Schule schaffen und versuchen ein relativ normales Leben führen. Was sich aber dennoch um den Auftrag, nämlich die Dämone besiegen, drehen würde. Das war wohl die schwerste Aufgabe die mir, Michiru Kaiou, je gegeben wurde.
 

Betrübt ging ich nach Hause. Die Sonne ging langsam unter und schien warm und rot auf die Umgebung. Die kleinen Villen der Gegend lagen friedlich da und nur ein paar Kinder die über die Straßen rannten trübten das Bild der Stille. Noch vor einem Monat hätte ich sie nicht wahrgenommen, sondern mich wieder völlig zurückgezogen, doch jetzt? Jetzt war mir bewußt, dass mein Verhalten falsch gewesen war. Innerhalb von ein paar Monaten hatte ich mein Leben zerstört. Nicht die Veränderung in meinem Leben hatte es zerstört, sondern ich. Ich hatte allein sein wollen, ich hatte meine Freunde vergrault, ich hatte alles ignoriert. Ich war Schuld, aber ich wollte mich jetzt nicht in Selbstmitleid versenken, sondern mir ein neues Leben aufbauen. Aber hier, in dieser kleinen Hafenstadt ging das nicht. Es ging nicht neu anzufangen, wenn alle dachten es sei noch das Alte. Wegziehen konnte ich noch nicht. Dazu war ich zu jung, aber was hatte meine Tante doch mal gesagt, ich solle zu ihr nach Tokio ziehen? Ich könne auch eine eigene Wohnung haben, nur dass ich nicht so allein wäre. Noch nie hatte ich über dieses Angebot ernsthaft nachgedacht, doch jetzt war alles anders.

'Kann ich das überhaupt tun? Kann ich überhaupt weg hier? Hier sind die Dämone. Mein Schicksal. Mein Auftrag.'

In meinem Kopf hörte ich eine fremde Stimme. "Ja, du kannst weg. Dein Schicksal liegt in Tokio!" Was war das jetzt wieder? Der Wind war es nicht. Nicht wie in meinem Alptraum. Das Summen des Meeres auch nicht, aber was war es dann. BATSCH! "Au!" Schrie ich und sah auf. War ich doch wirklich gegen eine Laterne gelaufen. Zwar hatte meine Aufgabe meine Reflexe und Aufmerksamkeit verstärkt, doch wenn ich erschöpft war oder zu weit abwich hatte ich wieder nur die Kräfte eines Menschen und auch dessen Reaktion. Ich sah sauer die Laterne an und rieb mir meinen Kopf. Was stand da?

MUGEN GUUKEN SCHULE FÜR BESONDERS SCHLAUE SCHÜLER! ICH, DIREKTOR SUICHI TOMOE, WÜRDE MICH FREUEN SÄMTLICHE SCHLAUE KÖPFE DES LANDES IN MEINER SCHULE BEGRÜßEN ZU DÜRFEN. NACH EINEM TEST SIND SIE ZUGELASSEN. UNSERE SCHULE UMFASST VOM KINDERGARTEN BIS ZUM STUDIUM ALLES.

Den Text überflog ich nur kurz, doch das Bild dahinter gefiel mir irgendwie nicht. Es war ein großes Gebäude und im Hintergrund das Meer. Drum herum standen die anderen Häuser. Am Tor mit einer riesigen Treppe standen die Lehrkräfte und der Direktor unter einem schwarzen Stern. Ich sah mir das Bild genau an, doch ich entdeckte nichts was mein Unwohlbefinden auslöste. Ich ging einen Schritt zur Seite und lief weiter. Die Sonne senkte sich immer mehr. Bevor ich nach Hause ging war ich noch bummeln gewesen, was ich seit Monaten nicht getan hatte und lief nun fast schon fröhlich über die Straßen nach Hause. Lässig schwenkte ich die Tasche neben mir her.
 

"Guten Morgen!" Fröhlich kam ich aus meinem Zimmer. Ich trug mein neu erworbenes Spitzennachthemd. Es hatte keine Ärmel und war dort, um die Arme mit weißen Spitzenzaum gespickt, der weit um mich stand. Es war eigentlich bis tief unter meine Busen ausgeschnitten, denn es war mir zu groß, doch durch ein dunkelblaues Samtband wurde es zusammengehalten. Es ging mir bis zu den Knien und hing wie ein Sack über mich, denn mein Körper war immer noch ziemlich kindlich. Der Stoff war von innen und außen angenehm seidig, obwohl es keine Seide war und schimmerte bläulich in den Sonnenstrahlen. Eigentlich war es weiß, aber mal etwas weißes zu tragen würde wohl nicht meinen Ruf ruinieren. Mit hüpfendem Schritt stieg ich die Treppe hinunter und umarmte meine Tante voller, ehrlicher, Freude. Sie war total von Sinnen, denn, wieso tat ich das, wo ich doch sonst immer jeder Berührung aus dem Weg ging? "Du bist so fröhlich heute!" Stellte sie mit kalter Miene fest und ging mit ins Eßzimmer. Wir frühstückten immer zusammen wenn sie angekommen war. "Ja, weil ich einen Entschluß gefasst habe." Sie sah hoch, nicht überrascht, sondern frostig wie immer. "Ach ja?" "Ja, nach dem ich dieses verflixte letzte Halbjahr der achten Klasse hinter mir habe, werde ich mit dir nach Tokio ziehen. Ich will aber eine eigene Wohnung!" Meine Tante senkte den Kopf. "Das geht in Ordnung das weißt du ja Michiru, aber... deine Noten.... ich werde dich nur mitnehmen, wenn deine Noten so sind, dass du nicht sitzen bleibst." Ich lachte sie vergnügt an. "Das werden sie!" Heiter griff ich nach dem Essen und begann herzhaft. Durch mein vieles Training war ich inzwischen so dünn geworden, wie ich es immer sein wollte und nirgendwo hing mehr Fett runter, alles war fest. Ich war zufrieden und wußte, dass ich nun sogar ab und zu mal was essen konnte.

Nach diesem wundervollen Frühstück rannte ich sofort in mein Zimmer, setzte mich auf mein Bett und nahm meine Schulbücher zur Hand. "Ich war gut, ich bin gut, ich werde besser!" Sagte ich mir immer wieder und begann wie wild zu lernen, was ich verpasst hatte.
 

'Heute ist mein großer Tag. Der Tag der Entscheidung, wenn ich nicht sitzen bleibe bin ich gerettet. Aber ich brauche dieses Zeugnis. Ich muß eine gute Schule finden auf die ich gehen kann. Dazu brauche ich dieses Zeugnis. Oh hoffentlich ist es nicht allzu schlecht. Selbst wenn ich keine Zukunft habe, es hilft mir bei meinem Auftrag bestimmt.'

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich nach vorne zum Lehrertisch ging und mir mein Zeugnis geben ließ. Alle um mich herum tuschelten. Ich schirmte mich hab um nichts davon zu hören, denn es waren alles ja doch nur dumme Menschen, die immer noch in ihrer wundervollen Scheinwelt lebten. Ich seufzte und setzte mich an meinen Einzeltisch.

'Tief durchatmen!'

Befahl ich mir und drehe das Zeugnis um. Mein Gesicht strahlte als ich schon allein den Notenkopf laß:

"Michiru ist eine aufgeweckte und (eigentlich) interessierte Schülerin. Leider hatte sie wegen schwerer außerschulischen Probleme eine tiefe Lücke in ihrem Verhalten in der Schule, doch in den letzten zwei Monaten hat sie so mitgearbeitet, dass sie alle ihre schlechten Noten wegbekommen hat. Ihr verhalten ist (nun wieder) einwandfrei."

Ich konnte es nicht fassen. Mir stiegen die Tränen in die Augen. "Leben, ich habe dich wieder..." Flüsterte ich überglücklich. Auf meinem Zeugnis stand zwar nur eine 2 in Japanisch und das meiste waren Vieren, aber ich war zufrieden. Ich lehnte mich zurück und genoß diesen schönen Augenblick, doch da zog sich wieder mein Bauch zusammen, wie ich es inzwischen schon kannte. "Das Meer beginnt wieder zu tosen!" Flüsterte ich, packte meine Sachen und rannte aus dem Klassenraum. So schnell ich nur konnte rannte ich dem Gefühl nach. Es sagte mir immer wo es Probleme gab und ließ mich nie im Stich. Die heiße Sonne schien auf mich nieder und brannte auf meinen Haare. Die heiße Luft tat mir beim Kämpfen wirklich nicht gut und es wehte kein Lüftchen. Der Schweiß stand mir auf der Stirn als ich in meiner Uniform über die Dächer hüpfte. Nach einiger Zeit kam ich zum Hafen. Dort stand wieder eins dieser abscheulichen Monster, doch es sah anders aus, als sonst. Es hatte keinen Greifarme mit denen ist die Energie entzog, sondern zog einem armen Fischer einen Gegenstand aus der Brust. Ich wollte so schnell ich konnte hinrennen, doch wieder einmal hörte ich diese Stimme: "Laß ihn. Er sucht nach dem Talisman, der in einem reinen Herzen verborgen ist. Du mußt ihn auch finden. Du und deine Partnerin, ihr müßt die drei Talismane zusammenbringen und den Heiligen Gral dem Messias geben. Damit das Böse für immer besiegt wird." Ich sah verzweifelt zu dem Mann rüber. Ich kannte ihn. Als ich klein war hatte ich immer bei ihm im Boot gesessen und mit seinem Aquarium gespielt. Er war einer der wenigen Menschen, die ich mochte. "Ich kann ihn doch nicht diesem Dämon überlassen!" Stammelte ich und die Tränen flossen aus meinen Augen und rannen über mein Gesicht. "Du darfst erst etwas dagegen tun, wenn der Dämon das Herz entfernt hat. Auf eine gewissen Weise brauchst du die Dämone sogar, denn ihr könnt die Herzen nicht aus den Menschen holen." Ich lehnte mich an die kühle Wand der Gasse in der ich stand und das alles beobachtete. "Wird er... wird er sterben?" "Das kommt darauf an wie rein sein Herz ist. Wenn es sehr rein ist stirbt er, wenn es zu lange draußen bleibt. Wenn er kein richtiges reines Herz hat, dann verändert sich sein Charakter ins Gegenteil und alle seine Wünsche werden umgedreht, doch er lebt weiter." Ich kämpfte damit mich zu bewegen, doch ich konnte nicht. Ich konnte nur hilflos zusehen, wie diesem Mann, den ich mochte, sein Herz geraubt wurde. Ich drehte meinen Kopf weg und vor mir erschienen all die schönen Momente mit ihm. Wie er mich auf seinem Arm am Strand entlang getragen hatte. Wie ich auf seinem Schoß gesessen hatte und an seinem, schon immer, weißen Bart gezogen hatte. Wie er mir alle Tiere des Meeres aufgezählt hatte und die schönen Geschichten die er wußte, erlebt hatte oder einfach nur für mich erfunden hatte. Er hatte mich immer "Meerjungfrau" gerufen, da er meinte, das ich wie das Meer wäre, wunderschön und geheimnisvoll. Je mehr ich über ihn nach dachte um so mehr tat sein Schrei mir im Herzen weh, doch da verstummte sein Schrei und ich hörte das dämonische Lachen von seinem Mörder. Wutentbrannt stürzte ich los, warf einen Ball und fing geschickt den Herzkristall, oder was das sein mochte, auf. "Woran erkenne ich, dass es der Talisman ist?" Fragte ich und hielt den Kristall zwischen meinen Händen, war so vorsichtig wie es ging. "In deinen oder den Händen eines anderen beauftragtem Suchers nach ihm verwandelt er sich in einen der drei heiligen Gegenstände: Spiegel, Wappen, Schwert" Ich wäre beinahe in die Luft gesprungen vor Freude. "Das bedeutet es ist keiner." Schnell packte ich ihn zurück in den Körper, des alten Mannes. Zügig verwandelte ich mich zurück und legte den Kopf des alten Mannes in meinen Schoß. "Bist du es, kleine Meerjungfrau?" Fragte er mit seiner rauhen Stimme. Ich konnte nicht anders. Ich drückte seinen Kopf gegen mich und wiegte ihn wie ein Baby in den Armen. "Ich dachte du seist tot!" Wisperte ich unter Tränen und gab ihm einen freundschaftlichen Kuß auf die Stirn. "Was ist denn überhaupt passiert?" Fragte er und rappelte sich auf. Ich stand auch schnell auf. "Du... du bist gestolpert und lagst da, als ich hergerannt bin. Du hast kaum geatmet." Er schüttelte den Kopf. "Komisch, ich habe geträumt ein furchterregendes Monster würde mir die Brust zerreißen." Ich schüttelte schnell den Kopf. "Was träumst du auch für einen Unsinn!" Er sah mich grinsend an und strich mir durchs Haar. "Du bist lange nicht hier gewesen. Wieso nun? Gerade jetzt?" Mein Herz stockte. Was sollte ich sagen? Die Wahrheit? Eine Lüge? Irgend etwas mußte mir doch einfallen. "Ich... ich wollte mich verabschieden, weil... weil ich wegziehen werde. Ich gehe nach Tokio, aber ich komme irgendwann wieder." Er lächelte traurig. "Klar, die jungen Leute gehen alle aus kleinen Dörfern in die großen Städte. Ich hoffe ich treffe dich wieder." Er umarmte mich väterlich und wühlte in seiner Tasche. "Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück in der großen Stadt und laß dich ja nicht runtermachen. Du bist ein wundervolles Fabelwesen, viel zu eigen für diese Welt, also, laß dich nicht kaputt machen. Ich habe da was für dich, was ich dir schon lange geben wollte. Aber ich finde es gerade nicht. Warte hier einen Moment!" Er stürmte zu seinem inzwischen alten Kahn und suchte kräftig. Nach einigen Minuten kam er heraus. In den Händen hielt er etwas, was ich nicht sehen konnte. "Du weißt, ich habe keine Kinder, da meine Frau viel zu früh gestorben ist. In meiner Familie ist es Tradition es immer seinem Kind zu geben. Du bist für mich fast wie eine Tochter, darum möchte ich das du es nimmst." Er nahm meine Hand und legte mir eine Kette hinein. Als Anhänger hatte sie zwei verschlungene Delphine und in der Mitte funkelte ein wunderschöner blauer Stein. Ich war so glücklich, dass ich kein Ton rausbrachte. Schnell legte er mir die Kette um. Sie stand mir perfekt zu meinem restlichen Outfit. Ich trug eine weiße Seidenbluse und einen kurzen weißen Rock. "Danke! Ich verspreche dir ich passe darauf auf und ich werde dich nie vergessen, alter Mann!" Er lachte über diese alte Anrede und ich drehte mich um und rannte davon. Wieder brannten in meinen Augen die Tränen.

'Ich hätte ihn sterben lassen. Ich bin herzlos und kalt. Wie konnte ich das nur tun! Ich lebe doch nicht um zu töten, sondern um Leben zu retten. Es kann doch nicht nur so gehen.'

Ich rannte und rannte. Hörte nichts. Wollte nichts hören. Sah nichts. Wollte nichts sehen. Erschöpft kam ich zu Hause an und ließ mich gleich in mein Bett fallen. Ich wollte nichts mehr als einfach nur sterben. Einfach alles hinter mir lassen. Den Kampf. Den Krieg. Mein Leben. Wofür kämpfte ich eigentlich? Ich hatte nichts wichtiges mehr in meinem Leben. Ich wollte doch nur einen Lichtpunkt. Etwas woran ich mich festklammern konnte. Etwas was ich trotz meines Auftrages immer hatte. Ein Mensch? Jemand dem ich alles erzählen konnte? Da hörte ich wieder die Stimme. "Irgendwann mußt du die drei Opfer bringen! Am sinnvollsten wäre, wenn du dir keine Freunde anlegst. Sie kommen durch dich in Gefahr, denn egal wo du bist, du ziehst das Böse magisch an. Außerdem fällt es dir dann schwerer sie als Opfer zu nehmen. Du mußt immer daran denken. Du bist jetzt eine Kriegerin und kein kleines Mädchen mehr." Ich drückte mir das Kissen gegen die Ohren. "Nein! Sei still! Ich will das nicht hören." In dem Moment kam meine Tante herein. "Na meine Kleine? Was tust du hier? Sieht nicht so aus als wärst du beschäftigt, dass ist gut. Ich wollte nämlich mit dir reden." Langsam löste ich meinen festen Griff von dem Kissen und sah ihr traurig in die Augen. Sie schien meine Laune nicht im geringsten zu interessieren und sie begann gleich. "Ich wollte nur sagen, dass ich mit deinem Zeugnis zufrieden bin. Dein Zeugnis ist gut für deine Leistung. Ich sagte dir ja, dass ich dich mitnehme. Aber ich schlage vor die 6 Wochen jetzt bleibst du noch hier und amüsierst dich. So! Ich hab's eilig. Ich muß noch zu einem Termin. Also mach's gut! Bis dann. Ich komme einfach wieder." Ohne abzuwarten ob ich noch etwas sagen wollte. Sie schmiß die Tür hinter sich zu und ließ mich alleine. Alleine mit meinen Tränen. Alleine mit meinen Alpträumen. Alleine mit meiner Angst. Allein mit allem war auf mir lastete.
 

Fortsetzung folgt...



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